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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189507201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-20
- Monat1895-07
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1895
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Messer I Tageblatt und Anzeiger Weblatt und Locher). Telegramm-Adresse O V «L K Fernsprechstelle Tageblatt«, Riesa. AAD, H. N V H, U, L, H, Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. Sonnavend, SV. Juli 18SS, Abends 1«7. 48. Jnhrg Das Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expedittonen in Mesa und Strehla, den Ausgabestelle», sowie am Schalter der katserl. Postanstalten 1 Mart 25 Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf, durch den Briefträger frei in« HauS 1 Mark 65 Ps. Anzetgen-Annahm» ssür die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Diejenigen Personen, welche noch im laufenden Jahre Anschluß an daS Fernsprechnetz zu erhallen wünschen, werden ersucht, -ihre Anmeldungen recht bald, spätestens aber bis zum 1. Augast zu bewirken. Anmeldungen nimmt das Kaiserliche Postamt in Riesa entgegen. Spätere Anmeldungen können erst nach dem 1. April 18VS Berück» sichtigung finden. Dresden, 6. Juli 1895. Der Kaiserliche Ober-Postdireetor. Halke. Obst-Versteigerung von den fiskalischen Aepfel-, Birn- und Pflaumendäumen an den Straßen der Amtsstraßen meisterbezirke Oschatz und Mügeln * Freitag, am dieses Monats, Nachmittags »/,» Uhr im Gasthofe znm Schwan in Oschatz, Montag, am LS. dieses MonatS, Vormittags LS Uhr in der Schankwirthschaft am Bahnhofe zu Mügeln. Königliche Straßen- und Wasserbauinspektion Döbeln und Königliche Banverwalterei Grimma, am 18. Juli 1895. Sozialdemokratische Zukunftsmusik. Wenn die Sozialdemokraten jetzt die im Geheimen im mer noch verbreitete Utopie vom ZukunstSstaat offiziell ver leugnen, so bleibt roch gleichwohl ihr Programm, sofern man es im ganzen betrachtet, eine rein utopistische Leistung. Der „Vorwärts" veröffentlicht soeben das „aktuelle" sozialvemokra- tische Programm, in das die von der sozialdemokratischen Agrarkommission ausglarbeiteten Vorschläge hincingearbeitet sind. Danach fordert die sozialdemokratische Panei u. a. Unentgeltlichkeit der Rechtspflege, sowie der ärztlichen Hilfe leistung, Unentgeltlichkeit des Unterrichts, der Lehrmittel und der Verpflegung in allen öffentlichen Unterrichtsanstalten. Das ist ein recht leichter Ausspruch; allein es würde Pch doch auch verlohnen, einmal die Kosten für diese vom Staate, d. b. von der Gesammtheit der Steuerzahler gefor derten Wohlthaten zu überschlagen Die Unentgeltlichkeit der Rechtspflege würde in Deutschland mindestens eine Summe von 200 Millionen Mark verschlingen. Die Einnahmen des preußischen Justizministeriums, die nach dem sozialdemokra tischen Programme wegfallen müßten, betragen rund fast «0 Millionen, also für Deutschland rund 100 Millionen ; das erforderliche Gehalt für die Anwälte und deren Perso nal für ganz Deutschland ist mit 100 Millionen gewiß nicht zu hoch veranschlagt. Die Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hilfeleistung würde mindestens ebensoviel betragen, und was die Unentgeltlichkeit des Unterrichts betrifft, so dürfen wir nur daran erinnern, daß in Preußen das Unterrichtswesen heute schon eine Ausgabe von 80 Millionen verursacht. Ver anschlagen wir also die von der Sozialdemokratie geforderten Wohlthaten auf mindestens 1000 Millionen, so ist das jeden falls mäßig gerechnet. Nun fordert die Sozialdemokratie in ihrem Programme noch: Aufhebung aller Ertragssteuern, aller indirekten Steu- ern, Zölle u. s. w. Eine solche Maßregel würde die Ein nahmen des Reiches bez. der Einz lstaaten um rund 800 Millionen vermindern. Die Verwirklichung der sozialdemo kratischen Zukunftspläne würde also mindestens 1800 Mil lionen Mark kosten. Woher diese nehmen? Das HeereS- budget sei zu verringern, sagen die einen. Dagegen fordert das sozialdemokratische Programm: Erziehung zur allgemeinen Weh, Hastigkeit. Bolkswehr an Stelle der stehenden Heere. Daß aber ein solches Institut mehr Geld kosten würbe als unser heutiges Heer, ist zahlenmäßig in der letzten Militär kommission nachgewiescn. Progressive Reichseinkommensteuern, meinen die andern, werden die Mittel liefern. Die direkten Staatssteuern in ganz Deutschland bringen aber heute höch stens 300 Millionen ein; der heutige Steuersatz würde also für den Mittelstand mindestens verfünffacht, für den Wohl habenden verzehnfacht werden müssen, um das sozialdemo kratische ZukunstSbudget ins Gleichgewicht zu bringen. Die Verwirklichung des sozialdemokratischen Programms würde also auf eine Beschlagnahme von fast der Hälfte aller Ein kommen über 900 Mk. hinau: laufen. Es wäre Thorheit, auch nur an die Möglichkeit denken zu wollen, daß ein solches Programm jemals verwirklicht werden könnte. Nebenbei aber fordert die Sozialdemokratie noch freies Wahlrecht für die männliche und weibliche Be völkerung von über 20 Jahren ; Wahl der Behörden durch das Volk ,c. Auch sind utopistische Forderungen, deren Ver- wir.lichung ganz unmöglich lst. Was nun das „Agrarprogramm" selbst betrifft, so ist es recht bezeichnend, daß die „kreisende" Kommission nur ein „Mäuslein" zur Welt gebracht hat. Ueber allgemeine For derungen. kommt das Programm nicht viel hinaus und selb ständige Gedanken find darin gar nicht vorhanden. „Ver besserung der Zustände", „lantwirthschaft.iche Fachschulen", „Musterwirtschaften", „Abschaffung der Privilegien, Fidei kommisse, Steuervorrechte u. s. w." „Bewirtschaftung der Staats- und Gemeindeländereien auf eigene Rechnung oder Verpachtung an Genossenschaften von Landarbeitern" — das ist so ziemlich alles, womit die Sozialdemokrat, die Land- wirtschaft „heben" will; das Uebrige, soweit es zweckmäßig ist, steht auch auf dem Programm der „Junker". Die Sozialdemokraten haben recht, mit Utopien darf man den nüchternen Landwirten nicht kommen. Allein, wenn sie nichts weiter wissen, als Manchesterwcisheit aus zugraben, so hätten sie mit ihrem „Agrarprogramm" ruhig zu Hause bleiben sollen. Die sozialdemokratische Zukunfts- musik ist lediglich alarmirenden Charakters. Wer sich das Programm der Genossen, die sich so gern in die Dörfer hincinschmuggeln möchten, näher betrachtet, der wird daraus ersehen, daß es als ein ernsthaftes Programm nicht angesehen werden kann. Es wendet sich demgemäß an Leute, die an ein selbständiges Denken nicht gewöhnt sind. TaaeSgeschichte. Deutsches Reich. Kürzlich ist, wie dem „Hamb. Korr." geschrieben wird, Fräulein Wiffmann, die Schwester des Gouverneurs von Ostafrika, von Lauterberg abgereist, um ihren Bruder in Neapel zu treffen und mit ihm nach Afrika zu gehen. Frau v. Wiffmann kann ihren Gatten jetzt nicht begleiten, sondern ihm erst im nächsten Jahre folgen ; es wurde aber durchaus gewünscht, daß eine Dame der Vertretung des Hauses in Dar-es-Salaam sich annimmt. Die neueste Ueberraschung aus Ostafrika ist die Nach- » richt von dem Vorkommen von Schwemmgold und blauem Thon, in welchem bekanntlich in Kimberley die Diamanten gefunden werden, in Usambara, obwohl sich Kundige schon lange sagen mußten, daß das Auffinden von Gold zu den Wahrscheinlichkeiten gehöre. Im vorigen Jahre bereit» hatte ein Unteroffizier der Schutztruppe bei Masinde Hold ge sunden, und die Thatsache wurde auch gar nicht verheimlicht, aber es wird sich nur fragen, ob das Goldwäschen sich lohnt, und ob, wenn goldhaltiges Quarz gefunden werden sollte, der Gewinn die «osten deckt, was sehr häufig nicht der Fall ist, wie z. B. die englischen Minengesellschaften an der Goldküste zeigen. Aber ein wenn auch noch so bescheidener Gewinn bei der Ausbeute würde der Kolonie einen Aufschwung geben, wie er nicht besser gedacht werden kann. Die Deutsch-Ost- afrikanische Gasellschast und die Usambara-Eisenbahn-Gesell- schaft haben auf das Land von je 3 Kilometern von der Eisenbahnlinie den Anspruch, sofern es herrenlos ist, und außerdem in dem ganzen Gebiete nördlich vom Pangani das Recht, füx jeden fertiggestellten Kilometer 4000 Hektar zu vergeben. Für die ersten 10 Kilometer 4000 Hektar zu vergeben, wurde der Eisenbahn-Gesellschaft bereits vor Be ginn des Bahnbaues zugestanden, doch weiß man nicht, wie weit dte Gesellschaft da» Recht ausgeübt hat, da darüber nicht« veröffentlicht wurde. Ostafrika ist übrigens, wie noch erwähnt werden mag, eine Kolonie, welche noch kein Berg gesetz hat, obwohl dort bereits Kohlen, Glimmer und Gra phit gefunden worden find. Neuerdings haben die Ent deckungen von Glimmerlagern in dem Usambara-Gebiete schon Fachkreise mit der Frage nach der Ausbeutung beschäftigt, Loch stand dem im Wege, daß noch kein preußischer Berg- mann die Untersuchungen vorgenommen habe. Die Aussen dung eines solchen ist schon längst als Bedürfnis; empfunden und soll auch jetzt möglichst schnell bewerkstelligt werden. Die Anklageschrift gegen den Assessor Wehlan ist vor einiger Zeit der Disziplinarkammer in Potsdam zugcgangen. Die Verhandlung soll nach Ablauf der Gerichtsferien statt finden. Sie soll ergeben, aus welchen Gründen eine straf ¬ rechtliche Verfolgung gegen Wehlan nicht hat stattfinden können. Gegen ihn wird der Vorwurf erhoben, daß er die Eingeborenen Kameruns unmenschlich grausam behandelt und dadurch seine amtlichen Befugnisse überschritten habe. Fehl tritte auf sittlichem Gebiet, wie Leist, hat sich Wehlan nicht zu Schulden kommen lassen. ' Lus Tanger wird gedrahtet: Der Streit mit Deutsch land ist so gut wie beigelegt. Der Sultan gewährt N2 500 Fr. Entschädigung. Der Befehl zur Zahlung dieser Summe traf bereits ein, es bleiben nur noch einige Förmlich keiten über die Bestrafung der Mörder Rockstroh's zu er ledigen. — Auch die holländischen Ansprüche werden durch Gewährung von 112 500 Fr. Entschädigung für die Plün derung eines holländischen Schiffes durch die Riff Piraten beigelegt. Der Sultan versprach die Züchtigung derselben. Zwei holländische Kriegsschiffe sind in Tanger eingetroffen. Die aus Oesterreich zurückgekehrten Commissare der preußischen und der Reichsregierung äußern sich sehr befriedigt über das Entgegenkommen, das sie bei den österreichischen Behörden beim Studiren der Handwerkerfragen gefunden haben. Ueber die nächsten gesetzgeberischen Maßnahmen in der Handwerkerpolitik ist eine Entscheidung erst zu erwarten, wenn im Herbst die Minister wieder vollzählig in Berlin sind. Auch werden die Resultate der in der laufenden Woche vorgenommenen Handwerkerenquete nicht vor Oktober ver- werthbar sein. Rußland. Aus bestinformirter Quelle verlautet, daß für die Verstärkung der Kriegsmarine vom nächsten Jahre ab in viel größerem Maßstabe Sorge getragen werden soll. Das Marinebudget wird bereits für das Jahr 1896 be- deutend erhöht werden. Von Krupp werden keine Geschütze mehr bezogen, sondern die Regierung selbst läßt die Geschütze in den Werken von Obuchow anfertigen. lkpanierr. Der „TempS" meldet aus Madrid: H er eingettvffene amtliche Telegramme bestätigen die schlimmen Nachrichten aus Cuba. Danach war Marschall Martinez CampvS ckit 200 Mann Caoallerie und einem Bataillon Infanterie unter dem Befehle des Generals Santoctldes auf dem Wege nach Bayamo, als er in einem bergigen und be waldeten Gelände von mehreren Tausend Aufständischer an gegriffen wurde. General SantocildeS, welcher den Ernst der Lage erfaßte, bot sich dem Tode dar, indem er durch einen wiederholten Angriff den Rückzug der Colonne deckle. General Martinez Campos leitete den Rückzug mit großer Unerschrockenheit, um auch die Verwundeten mit fortzubringen. — Im vorigen Monate haben 2900 spanische Soldaten am gelben Fieber gelitten und 104 sind dem Fieber erleg n. Die Regierung wird noch vor Ende des MonatS 6 Batterien und im Monat September weitere 30000 Man» Ver stärkung nach Cuba senden. Norwegen. In Norwegen sind die Schwierigkeiten mit dem Könige, dem Ministerium und dem Storthing noch immer nicht beigelegt. Wie „Morgenbladet" mittheilt, hielt der Kön g vorgestern Nachmittag einen Staatsrath in Marstrand ab. Die norwegische Regierung legte einen schriftlichen An trag vor, worin neuerdings die Demission de« Ministeriums verlangt wird. Der König berief den ehemaligen Minister Thorne, welcher Abends 11 Uhr nach Marstrand abreiste. Aus Bulgarien. Die Gesichtszüge des ausgebahrten Stambulow sind friedlich. Die über die Brust gekreuzten Arme zeigen leere Manschetten. Bei den letzten Augenblicken Stambulows waren zugegen seine Gattin, Mutter, Schwester uns sein Bruder; ferner Petkow, Fräulein Tentkurow und Dr. Sera- phimom. Die Umgegend des Trauerhauses ist auffallend leer, die Bevökeruug verhält sich vollkommen theilnahmlos.
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