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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189910019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18991001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18991001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-01
- Monat1899-10
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1899
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Lruck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang. M Sonntag den 1. October 1899. Annahmeschluß für Anzeigen' Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclamen unter dem RedactionSstrich (4ge» spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Nedattm i ävd Erve-itio«: hhan tti-gasse 8. DieLxpeditioistW ochentag« ununterbrochen geöffnet voifrüs' 8 bis Abend« 7 Uhr. Die Morgen4>»ga'. erscheint um '-/,7 Uh«, die Abend-Bgab,' Wochentag um S Uhr. nve Ausgabestellen: fftraste 35 Herr L. 0. Llttol, Colonialwaarenhandlung, sdvenflraste 1 Herr Uteoä. Leier, Colonialwaarenhandlung, I --3 0. L. 8edudert*8 ^uekkolxer, Colonialwaarenhandlung, eiWM.TllgMM Anzeiger. ÄMlsvlatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes «n- Molizei-Nmtes -er Lta-t Leipzig. Fi lialen: cita L ortim. (Alfred Hahn). UnivrrMst, atze 3 (Paulinum), von iS Lösche, Katharinenstr.44, Part, und König-Platz 7. Extra-Vetiagcn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. sowie nachfola Rrnvi - Beeihl Frau». 'lrter Ttraste(Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto LIaut86llke,Colonialwaarenhandlung, Löh 15 Herr Läuuril lletLvr, Colonialwaarenhandlung, Nas huarkt 3 Herr L. 6. SedulLv, Nm »Berger Straste 45 Herr Ll. L. Aldreellt, Colonialwaarenhandlung, i.. Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreiver, Zweinaundorfer Straße 18, . Tonnewitz Frau Lieder, Hermannftraße 23, . Eutritzsch Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 6, - Gohlis Herr Lodert Altuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Linvenau Herr Aldert L,1uäiier, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr kaul Luek, Aunoneen-LxpelUtton, Eisenbabnstraße 3, Jin Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1899 baldgefälligst veranlassen. DerBezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 ^s, durch die Poft bezogen für das Deutsche Neich und Lejerreich-Ungarn H Lg !eipzig nchmeu Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauvtexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstr aste 3, Ranftsche Gasse 0 Herr Lrleär. Li8eder, Colonialivaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LuKelmann, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 5 Herr «lul. Zekümit Iren, Colonialwaarenhandlung, Westvlatz 3Ä Herr ll. vlttrlelr, Cigarrenhandlung, Aorkstra^e 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. IV. LIetr, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Sttaste 35 Herr V. LUster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 0. Orüt/wann, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr IV. LuKiuann, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8edml(tt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr öernlr. IVedvr, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 1l, - Thonberg Herr L. Üiint80lr, Reitzenhainer Straße 58, - Bolkmarsdorf Herr Oeorx ^lemunr». Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). zu l^'dveis k de« D,di io» oder den im Stadt» b»»irk a « ororten errichteten An«. °°1estelis5 eh° lt: vierteljährlich^41» b«t »w.i7. c tö gUch« Zustellung in« Haus . Dr die Post bezogen für Leutfchlond ad l ^strrreich: viertehährlich aabestellG^ eho bet zwei. r tä dad l Erreich: vierteliährlich Dicte t gliche Kreuzbandiendung in» «uand- «onaUich 7chO. , Aus Ler Woche. K Da« Ergebiiß der sächsischen Landtag-Wahlen läßt sich heute noö nicht vollständig übersehen: als feststehend ist aber zu betrahten, daß die Socialdemokratie mit ihrem planlosen md zerfahrenen Vorgehen nirgend- einen Erfolg erzielt ha Der „Vorwärts" hat also nicht- aus dem Klageliede attzustreichen, vaS er wenige Tage vor den Wahlen in einer Zuschrift anS Sachsen durch seine Spalten wimmern ließ. E hieß dort: „Wq k pner,östliche- Bild hat wohl noch kein« social- demokratische Action n Sachse» ergeben, wie dal Verhalten der Partei zu den diesjhrigeu Landtagswahlen. Die Spaltung in dieser Frage ist ei, vollständige, obgleich die diesjährig« LanbeSversammluig mit größerer Mehrheit al« vor zwei Jahren dir Betheilgung an den Wahlen beschloß. Di« DiS- eipliulosigkeit hr aber weiter um sich gegriffen, nach dem die Zwickau«: Genossen, die früher noch die Mehrheits beschlüsse der Lan',-Versammlung anerkannteil, in diesem Jahre die durch uichtizu rechtfertigende Anomalie sich zu schulden kommen ließen, in «i»r noch dazu sehr schwach besuchten Partei versammlung über di Beschlüsse der Landesversammlung selbst ständige Beschlüsse zn rssen, um die ersteren umzustoßen; und das geschah mit einer Stimie Mehrheit. Genoffen, die so die Beschlüsse der obersten Partei-Jnanz de- Lande- mißachten, könne» sich der Tragweite ihrer HandmgSweise nicht bewußt sein, haben darum vielleicht auch heute no, keine Ahnung davon, welchen Schaden sie der Partei damit zufiften. Diese Disciplinpsigkeit reizt andere Genossen, die in anderen Kreisen mit i-er Ansicht- in der Minderheit blieben, zur gleichen Auflehnungund die Unthätigkeit dieser Genossen bet den Landtagswahleu is die Folge davon. Da- nicht allein, auch die für Betheiligung n der Wahl agitirenden Genossen sind innerlich erbittert über lese in Sachsen noch nicht dageweseoe Zer reißung einheitlich, Action, und e- fällt ihnen ob dieser inneren Bedrückung dopelt schwer, ihre Pflicht au-zuübrn. Dazu kommt ferner, daß zum Gaudium unserer Gegner eine zweifache Agitatio, betrieben wird, die sie zu ihren Gunsten auszunützen suchen, indin sie die Abstinenzler gegen di« Wahl- betheiligrr auSjpielen. )as macht e« z. v. für «inen ungünstigen Eindruck, wen» die Lei zig,r Genoffen ein« große Flugblatt-Ber- theilung in Scene sehe: und eiue Volksversammlung arrangiren zum Zwecke der Waylentaltting, während in anderen, sogar Nach- barkreisen dir Genoss« alle Lauen zum Protrst gegen da- Drei- elassen-Wahlsystem an te Wahlurne zu bringen sich bemühen I Ei» schönere« Durcheinander, «in« brffer« Methode zur Unwirksammachung uusr,r Agitation können sich di« Gegner nicht wünschen. Und unser» Presse', Auch sie leidet darunter; mehr noch, auch in ihr ist die Bernachkssigung derParteipflicht zu finden. Diejenigen Redacteure, fe nicht für Betheiligung sind, lassen sich die Propaganda für di« Whlen nicht angelegen fein, obgleich Wahl- kreise, in denen unsere ZitüNgen »ttbtkitet sind, sich an den Wahlen betheiligen. Di« Ätikeqüq, bet ttstr, da« tzelitt fehlt, da« nicht am wenigsten durch die sreffe der »Bewegung zuströmt. Der Rück schlag kann nicht Nu-bleibb, Urgusritvtnhrit mit dir Haltung unserer Presse hemmt auch die «statt,» für diese. Kanu e« ttültder »eknen, wekia unter solche» Umstände» die Genossen mehrrrtr Reichtag«wahkkreise fordern» d«r Gesammt- partrtt»g soll« hier!» Handel schaffen »»d dl« „DiSritzlialofeu" zur RaiM drtUg«n?" > Das klingt ja LsiiLhe Wit btt drMltttt Stappökt dt» Bürßr^wehrhaudtnianntau« der aüteu, alteo Zeit: „Se folge mir n«t; sehe S« «mal, Herr Major, od fe Ihne folge." Unser Beileid zu dieser trübe» Au-sichte» der „obersten Parteiinstanr", ittt ZukuttfiSstaat ihren Witlta überall durch- zusrtzen. Dort wikv Mak freilich ander« Mittel, die „DiSeiplinkösktt zur Vkalsoa zu brittaeü", zur Verfügung haben, und eS thüt uni rigrktlich leid, Leut«, die sich durch ihr« Plane zur Revolunonirimg der Banern «ine« Platz in der soeialdemokratische» Nubme«h«lle gesichert hab«« sollt«», mit Unseresgleichen von einem Ausnahmegesetz »vidtr gemtlngefährlicht Bestrebungen betroffen z« sehr«. jettet Klageschrift im .yorwartS" »ar wtiterbin ge- sttk wtzkttd, tzl« UeichBa^jiwatz in Pinna erhöbe die Land- sua«w»hlchar..«n dt« sächslfcheBO-eial''-' darum die Unfügsamkeit so vieler „Genoffen" doppelt bedauer lich erscheinen. DaS traf insofern zu, als in Pirna alle Socialdemokraten ohne Ausnahme ihre „Schuldigkeit" gethan batten. Die für die Parteileitung offenbar sehr über raschend gekommene Niederlage ist da- Werk der Eintracht deS Bürgerthum« und in diesem, wie nicht verkannt werden soll, vor Allem da- Verdienst der Frei sinnig en im Wahlkreise. Man ist einig darüber, daß Herr Lotze nicht gewählt wurde, weil er Antisemit ist, sondern weil er Gegner eines Socialdemokraten war nnd obgleich er Antisemit ist. Daö Verhalten der Freisinnigen hat eine Er scheinung gezeitigt, die an sich ganz natürlich, aber dennoch interessant ist: Herr Richter, der Stockmanchestermar-.n, ver suchte erst seine Parteigenossen in Pirna gegen den Vor wurf, nicht socialdemokratisch gewählt zu haben, leb haft zu vertheidigen, und als offenkundige That- sachen dies nicht mehr zuließen, so klagte er über die Unbotmäßigkeit der Parteigenossen genau so, wie im „Vor wart-" über die sächsischen LandtagSwahlabflinenzler geklagt worden war. Da- ist aber ein ganz begreifliche-, ja noth- weudigeS Verhalten. Wann Herr Richter vor Jahren einmal von der Socialdemokratie als ihr „Preßpensionär" bezeichnet wurde, so war und ist die« nicht ganz richtig. Er bat für seine aus etlichen Mandaten, die die Socialdemokratie liefert, bestehende Rente noch etwas zu leisten. Und in Pirna mußte er versagen. Es stellt sich heraus, daß der LandS- knechtfeldhanptmann von dem ihm vermeintlich dort gehörigen Fähnlein keinen EKHorsam zu erzwingen vermag, aus dem Grunde nicht, weil die Freisinnigen in Pirna eben keine Landsknechte sind, sondern fragen, gegen wen nnd für waS sie kämpfen sollen. Ereignen sich solche Fälle der Unbrauch barkeit öfter, so wird eS mit der jetzt noch von der Social- demokratre gezahlten politischen Pension deS Herrn Richter übel bestellt sein. Diesmal wird er Wohl noch mit einem Hinweis auf die schon früher bekannte „Unbeständigkeit" dcS gesammten sächsischen BürgerthumS Pardon erlangen. Die neue Legislaturperiode des bayerischen Landtage- ist mit einer Thronrede eröffnet worden, die einen eigentlich politischen Inhalt nicht hat und, wie natür lich, auch auf die durch die Neuwahlen in der Zusammen setzung der Zweiten Kammer bewirkten Aenderungen keinen Bezug nimmt. Vorläufig will auch daS zum herrschenden Patron gewordene Centruin seine Forderungen nicht in pro grammatisch zusammenfaffender Form geltend machen. Es verzichtet auf rin« Adresse an da» Staatsoberhaupt und be hält sich vor, dir Eonsequenzen der neugewonnenen Macht stellung im Einzelnen zu ziehen. Dementsprechend werden auch die früher angekündigten Ministersturz-Actionen unter bleiben. Die bayerischen Klerikalen haben auS früher gemachten Fehlern gelernt und sie dürften «S überdies für grrathen kalten, über di« Entstehungsgeschichte ihrer Kammrrmajorität, den Pact mit der Socialv«mvkratie, Gra« wachsen zu lasten, ehe sie ihre Einsetzung in die absolute Macht al- allein denkbare Garantie der Erhaltung d«S Throne- ausdrücklich fordern. Zu „warten" braucht der Ultramoutani-muS in Bayern deshalb doch nicht. Ist er doch d»rt, wie bisher in Preußen, schon lang« in einem Siegesläufe begriffen und braucht er die meisten- für seinen Besitz wünschenSwertben Positionen nur noch zu befestige», nicht erst zu erobern. Und da- wird gründlich besorgt Werve»; der Liberalismus darf sich» da die bayerischen Minister keine Priueipitureiler sind — die gelegentlich al- Protestanten verunglimpften vielleicht am allerwenigsten — auf «in« zunächst stille, aber umfassende administrative und in die tiefsten Tiefen gehende klerikale Reaktion gefaßt machen. Die Auf gaben, dlt er in Bayern, aber Such im Jnttrtff« de» ganzen Deutschland, iuSbeivkdere de- nach liberalen, aber vvm UltramontaniSmuS hart bedrängten Baden zu erfüllen hat, ergebt» sich auS ditstr Gewißheit van selbst. Ein Münchner Blatt spricht die Erwartung auS, die auf 44 (unter lL0) Abgeordnete zksammengrschMolzenen Liberalen Würden „wirklich und unzweideutig" liberal bandeln. Darunter ist wohl nicht nur die Aufdeckung und Bekämpfung deS in Aussicht stehenden Attentats auf die Presse und die Gewissens freiheit zu verstehen, sondern auch die Unabhängigkeit nach oben in Fragen, dl« diese- Gebiet nicht dirrct berühren. DaS „bmere Brod der Minorität" ist ein gesunde« Brod, wenn mau e« so genießt, wie r« da« Wahlergebnis auf den Tisch gebracht, und wenn man darauf verzichtet, eS sich von den Machthabern mit Butter bestreichen zu lassen. Al« g«k»brt«r Beweis der Richtigkeit dies.; Partei in Oksterre laristischen Rhetorik, wie sie nach Herrn SLLdler'S Tunten- bauser Anweisung für Kaiser und Reich zu erwarten ist, die Gelegenheit gewähren, dem Gesammtvaterlande werthvolle Dienste zu erweisen. Von der Miquelhetze in Preußen ziehen sich nickt nur die Conservativen zurück. Auch die „Nationalztg." meint in einer Erörterung der Frage: „Alles in Allem haben wir den Eindruck, daß ein zornwüthiger Eifer, mit dem eine Anzahl Blätter verschiedener Parteirichtungen den Minister v. Miquel täglich zweimal für einen politisch todren Mann erklärt, wenigstens für den Augenblick daö Gegentheil der beabsichtigten Wirkung hervorgebracht hat". Schade, daß d«.j „Natwnälztf,.", die sich einmal gcrühmt hat, als die ^jolggekri-ute Egeria der nationalliberalen Partei zu fungiren, die Blätter ihrer Parteirichtung nicht vorher aus oas Be denkliche des gezeigten „EiferS" aufmerksam gemacht hat. Die Conservativen ihrerseits behaupten, das LPfer einer „von langer Hand angelegten Jntrigue" gewesen zu fein, als sie ihren Angriff gegen Herrn v. Miquel begannen. Die „Kreuzztg." weiß „bestimmt", daß daS Gerücht, der Finanzminister habe den Hauptantheil an der Maßregelung der Beamten, laucirt worden ist, um einen „unheilbaren Riß zwischen den Conservativen und Herrn v. Miquel herbeizuführen." Da« glauben wir, aber die „Kreuzzeitung" wird nicht in Abrede stellen können, daß sie den Intriganten die Sache sehr leicht gemacht. Daß das konservative Blatt unter den Urhebern der Jntrigue klerikale Führer erkennt, geht aus seiner scharfen Sprache gegen daS Centrum hervor. Diese Betheiligung versteht sich übrigens von selbst. Dir „Kreuzzeitung" findet eS aber, wahrscheinlich der Vollständigkeit wegen, für nötbig, estzustellen: „Herr von Miquel hat viele Freunde und ie stehen in vielen Lagern". Allerdings, auch im Hoflager, leber die Friedenskonferenz, von der d,e „Germania" erzählt hat, schweigt die „Kreuzzeitung", WaS — wen» der Ausdruck natürlich auch nickt corrrct — eine Bestätigung ist, gegen die eine Ableugnung in der „Deutsch. TageSztg." nicht in» Gewicht fällt. Die „Germania" ihrerseits bestätigt die Ansicht, daß sie zu früb gejubelt, durch den Rückgriff auf die alte Taktik, Herrn v. Miquel al- den Mann dinzuslellen, der ursprünglich dir Canalvorlage zu Falle bringen wollte und sie dementsprechend „vertheidigt" habe. DaS wird also an der Stelle, der man den Finanzminister verleiden möchte, nach der Erkundigung der Klerikalen noch nicht geglaubt. In einem Berliner Blatte, das wir in diesem Falle für wohlunterrichtet halten, wird zur Angelegenheit des Arbeitswilligen gesetzt- mitgetheilt, daß die Gruppe Bassermaun-v. Heyl an der in der nationalliberalen Reichs- tagSfractio» begonnenen Vorbereitung eines Ersatzes für die Regierungsvorlage nickt betbeiligt sei und daß die mit dieser Arbeit beschäftigte Gruppe Büsiug-Möller ungefähr Folgendes beabsichtige: Bestimmt bezeichnete Ausschreitungen, die bisher nur nach dem Strafgesetz buck als Beleidigung, Körper verletzung oder Sachbeschädigung strafbar waren, sollen jetzt nach dem Gewerbereckt als Nöthigung strafbar er klärt werden; also diese Ausschreitungen sollen, weil sie sich auf dem Gebiete der ArbeilSkämpfe abgespielt haben, von der bärterek Strafe für NöthigUngSvergehtn betroffen werden und bei ibneit soll auch der Versuch mit der vollbrachten That gleichgestellt sein. Nickt uninteressant ist, was über die Möglichkeit von kltrikalen Versuch«» gegenüber dein ArbeiterschUvgesetze in dem vom Centralbureau der nationülliberalsu Partei er schienenen Bedicht über die letzte ReichStagSsession gesagt wird: „Beiläufig hatte der Abg. Bafsermanu unter Hinweis auf da» Schicksal der Umsturzvorlage von >894/93 vor dem Versuche einer derartigen Gesetzgebung gewarnt, weil Niemand sagen könne, welche Verunstaltung ihr noch wider-- fahren könne. Daß eine solche Warnung nicht unangebracht war, bestätigte am letzten VerhandluugStag der Centre'".-' abgcordnete Or. Pichler. Ihm war eS in der Denkschrift ausgefallen, daß namentlich dir junge« Leute 20 Äabreu bei den Au-fchrtitUngen eine s- wesentliche Rolle spiel«". Er vrrwir« darauf nur d«n Worten; / „Bielleicht »Srr e« besser gewest», nwn» de« He" RelchSkanrler dies« Denkichrtst an di« C»ttu«Niinistert«» verschieb"" Sinzelflaoten arrtchtet hatte, »t« daß er un« hier dies, »»macht hat. Wenn dt« Arbeit, di« man ans dieses -yestt- »dt hat, von verichlrdenr» Bundes«»' im r de mit allerband klerikalisirenden Bestrebungen herangegaugcn, wenn die Ueberwcisung an die Commission beschlossen worden wäre." Deutsches Neich. Verkitt, 30. September. (Anarchistisches.) Daß die Anarchisten auch tolerant sein können, beweist die nach stehende Notiz teö AuarchistenblatteS „Neues Leben": Ge nosse Hans Ruppert, welcher in Wiesbaden wegen Falsch münzerei zu L Jahren Zuchtbaus vcrurtheilt wurde, erfreut sich jetzt wieder de- ,aold^ven Fre'heft" nnd g-genwäreig unter Grnv,fe>. itt Mannheim Man hat ihm als GratiS-Beilage noch einige Jabr: Polizei aufsicht aufgchängt." — Wic man siebt, haben die wegen eines gemein^ Verbrechens verbüßten 5 Jahre Zucht haus den biederen RüPpert der Sympathien seiner anarchisti schen Gesinnungsgenossen nicht beraubt: man giebt ein tbeil- nahmSvoll gefärbtes Bulletin über ihn heraus und erfreut sich an seiner Gegenwart. Die theoretische Grundlage für dieses praktische Verhalten enthält der Artikel „Die Lüge und ihre Existenzberechtigung" derselben Nummer des „Neuen Lebens". Sein Verfasser kommt zu fol gendem Schluß: «Logo: lüge, stehle und betrüge meinethalben. Wer das Zeug dazu hat und will; je toller cs getrieben wird, desto wärmer wird es — jedes Spitz bübchen hilft die Hitze auf den ExplosionS-Grad zu steigern! Doch die ZukunftSlehrc und ihre Verbreitung sei wahr und rem: die Menschen werden offen und rein sein, wenn ihre GescllschaftSverhältnisse es gestatten." — Ist es ein Wunder, wenn solch' verbrecherischer Aberwitz Faullcnzer, Thoren und Fanatiker für das Zuchthaus reif macht'? 4f- Berlin, 30. September. Zu den durch das neu« Invalidenversicherungs-Gesetz nothwenh'ig gewordenen Wahlen von Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer werden, wie wir hören, von den zuständigen Verwaltungsbehörden schon jetzt die Vorbereitungen getroffen. In der Hauptsache handel: es sich um diejenigen Vertreter, welche zur Mitarbeit bei. unteren Verwaltungsbehörden bestimmt siiftd. Die Letzteren werden im neuen Gesetze verpflichtet, ehe sie ein. auf Ab lehnung lautendes Gutachten über einen Renicnansjpruch an die Verlsichraungsansbalt abgeben, mit Vertretern der. ^Arbeitgeber uns Versicherten über den Fall zu verhandeln. Es ist damit und namentlich auch dadurch, daß der Rent-.mantragsteller selbst zu gezogen werden kann, für die Zukunft die Gewähr gegeben, daß, schon ehe das Gutachten der unteren Verwaltung-behörde ab gegeben wird, sämmtliche bei dem Einzelfall in Betracht kommenden Momente klargelercht und gewürdigt sind. Selbst vecstündlich wird dadurch das ganze Feststellungsvrrfahr.:: späterhin wesentlich vereinfacht worden. Daneben handelt es sich um die Wahl der Beisitzer von R e n t e n st e l l e n. Hier dürften die Wahlen m-eisi nur für einen ventuellen Fall voi- genommen werden; denn bekanntlich ist den Einzelregierun-en die Entscheidung über die Errichtung solcher Rentenstpllen über lassen. Bischer ho'l man aber noch von keiner solchen Entscheidung in positivem S^nne gehört. Schließlich wird es sich auch um d - Wahl der Mitglieder des Ausschusses der Ver sicherungsanstalten selbst handeln, die von den oben genannte Vertretern uNd Beisitzern vollzogen wird. Die Wahlen sind do» den Krankenkassen, auch den freien HilfScassen, welche di« i'N 8 76» deS Krankr».v«rstckr-ungsgesrtzes vorgesehen« Be schönigung besitzen, vovzunehmen. Di-t zuständigen BehördrN haben die erforderlichen Vorarbeiten zu treffen und sind, wie gesagt, schon jetzt dabei. ES wird sich zunächst um die Fest stellung der Zahl der den einzelnen Eassen zugehörigen Mit glieder handeln. Er kst anzunehmen, daß in den bi» zur In kraftsetzung des neuen Gesetze- noch zur Verfügung stehenden drei Monaten die Wahlen sich werden bequem volHiehen lassen. * Vevttn, 80. September. (Da- angebliche Bor- gehen v«S Berliner P-lizeipräsidium- gegen den Bund der Landwirkhe.) Die „Post" schreib»- " waren bereit- ia der Lage, gegenüber an» faffungen in der Press« in ,rkt'-'-— die seitens deS Berliner Poiir'ir " ' ' är Ein re"-
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