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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189508237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-23
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1895
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tt II Freibank Riesa. Morgen Sonnabend, den 24 Auguft von früh 8 Uhr ab gelangt auf der Frei bank des städtischen Schlachthofs das Fleisch eines Rinde- in gepökeltem Zustande zum Preise von 30 Pf. pro >/, kx zum Verkauf. Riesa, den 23. August 1895. Die Schlachthof-Verwaltung. Anzeige« für das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bi» Bormittags v Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Riesaer G Tageblatt und Anzeiger Metlatt imd LsMr). Telegramm-Adresse »Tageblatt«, Riesa. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts Fernstarchstelle Rr. 90. «nd des Stadtraths zu Riesa. ISS. Freitag, SS August 18SS, Abends. 48. Jahrg. TaS Riesaer Tageblatt erscheint j^r» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle», sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch dir Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf, durch den Briefträger frei inS Hau» 1 Mark 65 Pf. Uuzrigeu-Atmahu« jfür die Nummer de» Ausgabetage» bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich tn Riesa. — Geschäftsstelle: Aastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: P. Langer, Riesa, in Vertretung Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns Emil Richard Schmidt in Zeithain ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf Montag, den S. September 18SS, Bormittags 10 Uhr in Verbindung mit dem amsiehenden Prüfungstermine vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Riesa, den 23. August 1895. Aktuar Brehm, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Die auf Montag, den 26. August 1895, Borm. IO Uhr im Gasthofe „Zur Stadt Riesa" in Poppitz angesetzte Versteigerung ist aufgehoben. Riesa, 22. August 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Sonnabend, de« 24. August 18VS, Borm. 11 Uhr soll im Hofe der Kaserne Ul ein Dienstpferd meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bedingungen werden vor der Versteigerung bekannt gegeben. Königl. 1. Abtheilnng 3. Feld-Artillerie-Regiments No. 32. «r Bevölkerung und Uebervölkerung in der Gegenwart. Original. Nachdruck verboten. * Kaum ein Gebiet hat so entgegengesetzte Mei nungen gezeitigt als das der Bevölkerungstheorie. Im »origen Jahrhundert strebte man allgemein nach Pöblierung, und die Furcht vor Uebervölkerung war damals noch völlig unbekannt. Vor Allem zeigt dieses Streben Friedrich der Große, der den Menschen für nichts anderes hält, als ein Eigenthum, das man nicht genug schätzen könne. Er schreibt ungefähr an Voltaire: „Ich betrachte meine Unterthanen wie ein Rudel von Hirschen in dem Park des großen Staates, welches keine andere Bestimmung hat, als ihn zu bevölkern." Er fiedelt Leute in den noch wenig bevölkerten Theilen seines Landes an, gewährt eine Abkürzung des Trauerjahres und eine Erleichterung der Ehescheidung — das alles, um seinem Volke möglichsten Ansporn zur Bevölkerungsvermehrung zu geben. Aber nicht nur in Brandenburg, fast in ganz Europa faßt diese Richtung festen Fuß. In Frankreich und Spanien schafft man Gesetze, um die stütze Heirath zu begünstigen, und auch in England vertritt der geniale Petty und seine An hänger den Standpunkt: Menschen können nicht genug sein. Er wünscht, daß an dem Orte, wo jetzt London steht, sieben Mal so viel Menschen wohnen möchten. Die entgegengesetzte Richtung, die von dem englischen Geistlichen Malthus ausgeht, greift zu Anfang unseres Jahr hunderts um sich. Zwei Sätze stellt der englische Gelehrte auf: Die Nahrungsmittel wachsen in arithmetischer Progression, die Bevölkerung dagegen wächst in geometrischer, d. h. der Nahrungsspielraum und Nahrungszuwachs ist beschränkt, die Fortpflanzung unbeschränkt: Beide kommen in Kollision, und sie können sich nur dadurch behaupten, daß Armuth, Elend und Laster die Bevölkerung auf dem Niveau erhält, der dem Nahrungsspielraum entspricht. „Der Arme", sagt er, „komme an die festliche Tafel der Natur und finde nur ein leeres Gedeck vor." JnfolgedeS will er die Armengesetze, in denen Elisabeth den Unbemittelten weitläufige Unterstützung gewährt hatte, beseitigt wissen, weil man dadurch die Armen antreibe, sich zu vermehren, und man in 20 Jahren statt eines 4 zu ernähren hätte. Seine Ideen führten in der Thal 1833 zur Aushebung dieses Gesetzes. Zur Abschreckung von der Armuth sollte die Armenunterstützung künftig etwas Unan genehmes sein: Der Arme hatte tn Zukunft nur das Recht, im Armenhause unterstützt zu werde«. Die Theorie des MalthuS dringt weiter; ganz Europa ist von ihr überzeugt. Die Staatsmänner glauben jetzt nichts mehr um sich zu sehen als eine Menge ausgesperrter Mäuler. In Preußen, Bayern und anderen Staaten trifft man Gesetze, in denen die Beschränkung der Ehe ansgedrückt ist und diese nur solchen gestattet, die ihre Nahrungsmittel dazu Nachweisen können. Auch heutzutage finden sich hier und da noch Leute, die der Ansicht diese- Manne- huldigen, die es sich durch den Kopf gehen lassen, was die Zukunft uns wohl bringen werde. Fragen wir uns deshalb, hat Malthus Recht? Ist seine Furcht vor Uebervölkerung berechtigt? Er nimm an, die Menschheit habe die Tendenz, sich in 25 Jahren zu verdoppeln. Wenn ein Elternpaar durchschnittlich 2 Kinder zur Welt bringe, wüchsen diese 2 Menschen in erster Generation zu 4, in zweiter zu 8, in dritter zu 16, in vierter zu 32 Menschen an, und in einem Zeiträume von 200 Jahren würde die Menschheit 8 Verdoppelungsperioden erleben. Versuchen wir gegenüber Malthus Stellung zu nehmen. Malthus irrt, er geht aus vom idealen Menschen. Der Mensch des heutigen Europas hat keine Berdoppelungsperiode von 25 Jahren. Dafür liefert die Statistik, die auch in die diskretesten Verhältnisse eindringt, den Beweis. Auf 1000 Menschen kommen gegenwärtig in Europa durchschnittlich 150 fortpflanzungsfähige weibliche Personen, die im Durchschnitt 22 Jahre hindurch fortpflanzungsfähig find. Nimmt man an, jede derselben hat während dieser Zeit 3 Geburten zu verzeichnen, dann kämen auf 1000 Menschen 450 Geburten. Diese vertheilen sich auf einen Zeitraum von 22 Jahren; cs würden also auf ein Jahr 20,45 Geburten kommen. Auf 1000 Menschen kommen nun in dem Lande, wo die Sterblichkeitsziffer am günstigsten ist, in England, jährlich 20 Todesfälle. Bei einer Geburtenziffer 3 wird also die Menschheit fast auf dem gleichen Niveau erhalten. Bei einer Geburtenziffer 4 und einer entsprechend höheren Sterbeziffer ergiebt sich eine Berdoppelungsperiode des Menschengeschlechts erst in 139 Jahren. Um eine Berdoppelungsperiode in 25 Jahren zu haben, wie Malthus sie annimmt, muß. man auf jede Frau 9 Geburten rechnen, eine Annahme, die den lhat- sächlichen Verhältnissen im heutige« Europa widerspricht. Es ist augenscheinlich; die Zahlen, die Malthus angiebt, sind unrichtig und die äußere Form seiner Behauptung läßt sich leicht anfechten. Damit fällt jedoch noch lange nicht der innere Sinn derselben; der Grundgedanke seiner Behauptung: die Bevölkerung habe die Tendenz, sich über den ihr zu Ge bote stehenden Nahrungsspielraum auszudehnen, läßt sich nicht widerlegen. In der Thal sind es Noth und Elend, die den Menschen Hinwegraffen und es zu keiner Uebervölkerung kommen lassen. Einen Maßstab für diese gewähren uns die Sterblichkeitsziffern der Kinder. Diese zeigen, daß der mensch liche Geist über die Natur noch nicht völlig gesiegt hat und bedeuten für ein Volk eine schwere wirthschafiliche Schädigung, denn «S hat in diesen Kindern eine große Zahl von Indi viduen zu ernähren, die ihm niemals nützen können. Wie hoch diese Zahl ist, sehen wir an der And der Statistik. In England sterben von 100 lebendig Geborenen unter 5 Jahren 25, in Preußen 33, in Oesterreich 38, in Italien 40. Rußland veröffentlicht keine derartige Ziffer. Jedenfalls ist aber anzunehmen, daß sie dort noch höher ist. Frage man sich, welche Bedeutung haben die Ziffern der Kindersterblichkeit und der Sterblichkeit überhaupt für ein Volk. Steht eine hohe Sterbeziffer einer hohen Geburts ziffer gegenüber, dann läßt die« auf ein jugendliches Volk schließen, da» noch nicht durch technische Fortschritte zur Herr schaft über die Natur gelangt ist. Noth und Elend decimiren hier noch die Bevölkerung der niederen Klaffen. Aber solche Zustände gewähren die Möglichkeit einer Besserung, der technische Fortschritt eines Volkes kann den NahrungSspielraum erweitern und die Sterblichkeit-ziffer herabdrücken. Auf der Höhe steht ein Volk dann, wenn «ine große Geburtenziffer einer geringen Sterbeziffer gegenübersteht. Beim Absterben eines Volkes hingegen nimmt die Geburtenziffer ab, während die Sterbeziffer nicht mehr abnimmt. Betrachten wir unter diesen Gesichtspunkten England, Deutschland und Frankreich. Dem Ideale am nächsten kommt, bis jetzt wenigstens, England. Dieses zeigt eine stark herab gegangene Sterbeziffer neben einer, um ein Geringes noch wachsenden, hohen Geburtenziffer. In den Jahren 1878 bis 1887 kommen auf 1000 Menschen jährlich: in Großbritanien u. Irland 3!,», in Deutschland 38,« Geburten, - - - - 19,„ - - 26,«Sterbefälle. Der Zuwachs beträgt demnach: in Großbritanien u. Irland 12,», in Deutschland 11^. Deutschland nimmt unter den drei genannten Staaten den 2. Rang ein. Nicht mit Unrecht hat ein französischer Geschichtsschreiber Deutschland das riesige und unerschöpfliche Reservoir der menschlichen Schöpfung genannt. In der That kann Deutschland stolz auf seine hohe Geburtenziffer blicken. Aber dieser hohen Geburtenziffer steht leider auch eine ver- hältnißmäßig hohe Sterbeziffer gegenüber. Dies sagt uns: Die niederen Klassen befinden sich bei uns immer noch in einer Nothlage. Sie sind wenig im Stande, ihre Kinder über das 5. Lebensjahr hinaus zu erhalten. Das deutsche Volk seufzt unter der Last derer, welche es ernähren muß, ehe sie ihm nützen können. Zum Schluß richte man noch einen kurzen Blick auf Frankreich, das ein Gegenstück zu Deutschland bildet. Die Statistik zeigt dort Folgendes: Während Frankreich in den Jahren 1811—1820 auf je 1000 Menschen noch 31 Ge burten jährlich zählen konnte, ist die Geburtenziffer in unseren Jahren auf 21 herabgesunken. Das Resultat wird aber noch weit ungünstiger, wenn man die Sterbeziffer mit in Betracht zieht. Die Sterbeziffer ist in eben diesem Zeiträume von 25, nur auf 22,, gesunken. Trotzdem also, daß durch eine verminderte Geburtenanzahl der NahrungSspielraum ein weiterer und der Kampf ums Dasein erleichtert worden ist, ist es in Frankreich doch nicht gelungen, das Dasein dieser geringeren Anzahl Personen zu sichern und die Sterbeziffer merklich herabzudrücken. Ein Minus weist bereits die Statistik von 1890 in Frankreich auf. Während es nämlich 1811 noch einen Zuwachs von 5,7 zu verzeichnen hatte, steht im Jahre 1890 einer Geburtenziffer von 21,, eine Sterbeziffer von 22,, gegenüber. Worauf mag wohl diese rapide Ab nahme der Geburten zurückzuführen sein? Ein Blick Lus da» Folgende wird die richtige Antwort geben. Die Zahl der Gittlichkeitsverbrechen hat sich in den Jahren 1826 bi» 1880 in Frankreich um da» Dreifache vermehrt, ja die Sittlichkeit»» erbrechen gegen jugendliche Personen haben sich in diesem Zeiträume sogar verfünffacht, während sich die EigenthumSverbrechen vermindert haben. Diese Zahlen zeigen: Die Energie und Herrschaft über die Natur ist sehr zurück gegangen, die Entnatianalisirung der Nation im Gange. Man würde diese» Minus in Frankreich weit mehr empfinden, wenn nicht Einwanderung die Bevölkerung auf der gleichen Höhe erhielte. Soviel aber steht fest: Eine Folge muß in 1 absehbarer Zeit rintreten: das Stocken der Kolonisation. I Mag Frankreich auch eine noch so starke Kolonisationspolitik I verfolgen, als alternde Nation wird e» seine Kolonien nie- I malS selbst bevölkern können.
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