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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189508308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-30
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1895
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Riesaer H Tageblatt Areltag, SV August 18SS, Abends Da» Riesaer Tageblatt erscheint sch« Ta» Abend» mtt Ausnahme der Sonn» und Festtag«, vierteljährlicher Bezug-preiS bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm Ausgabestelle», sowie am Schalter der kaisrrl. Postanstaltm 1 Marl 25 Ps., durch die Träger frei in» Hau« 1 Marl SO Pf, durch dm Briefträger frei in« Hau» 1 Marl SS Pf. Anzetgea-Auuahuu jsitr die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Aastantenftrab» SS. — Für die Redaktion verantwortlich: P. Langer, Riesa, in Vertretung. ««d Anzeiger Wetlsfl «ch Alyrtzer). Amtsötalt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riefe» 48. Auhrg. Tag«»gefchichte. Deutsche» Reich. Sestern früh unternahm der Kaiser von 7»/, Uhr ab einen Spazierritt in die Umgebung des Neuen Palais und hörte dann die Borträge des Kriegs minister« Bronsart v. Schellendorff, des Chef« des Militär- cabinetS v. Hahnke und des stellvertretenden Chefs des Marinecabinets v. Usedom. Zur Frühstückstafel hatte der Minister des königlichen Hauses, v. Wedel, eine Einladung erhalten. Abends reiste der Kaiser nach Demmin, um heute daselbst die unter Führung des Generalmajors v. Kleist zusammengezogene Kavallerie-Division zu besichtigen. — Neber einen Zwischenfall, der sich bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Cronheim ereignete, entnehmen wir einem dortigen Blatt: „Bor der Einfahrt in den Schloßpark ereignete sich <in Zwischenfall der als ein Zeugniß von der großen Herzens güte unseres verehrten Herrschers der Erwähnung werth ist. Eine ältere, einfach gekleidete Frau aus Castel stand auf der Straße und weinte laut. Als der Kaiser dies bemerkte, rief er dem Kutscher zu: „Haltet doch einmal, da weint ja eine Frau!" Die Frau kam hierauf näher und brachte unter Thränrn ein Schriftstück aus der Tasche, es dem Kaiser überreichend. Der Kaiser sagte: „Gute Frau, weinen Sie doch nicht; erzählen Sie mir, was ich für Sie lhun soll." Die Frau sagte: sie habe einen kranken Mann und fünf Kinder. Der älteste Sohn, die einzige Stütze, sei beim Militär mit Festungshaft bestraft, und sie bitte um seine Begnadigung. Nach einigen tröstenden Worten sagte der Monarch: „Gehen Sie ruhig nach Haus; was ich für Sie thun kann, soll geschehen!' ' Der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt ist zum Cur- gebrauch in Wildlingen eingetroffen. Der Großherzog von Bade« besuchte gestern Vormittag die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Straßburg und verweilte daselbst bis Mittags. Der Großherzog von Sachsen - Weimar bezieht sich Sonnabend von Scheoeningen nach Berlin, um den dortigen .Festlichketten zur Feier des Sedantages beizuwohnen. Nach dreitägigem Aufenthalt in Berlin und Potsdam reist er direkt nach der Wartburg und von da in der dritten September woche nach Italien, und zwar zunächst nach Venedig zum Gebrauch der Seebäder, die dem im 78. Lebensjahre stehen den hohen Herrn stets aus's Beste bekommen. Die Le,che der auf AdolfSeck verstorbenen Erbgroßherzogin von Oldenburg wurde gestern von Professor Neuber-Kiel und SanitätSrath Schneider-Fulda secirt. Die Leiche wird in der grobherzoglichen Familiengruft in Oldenburg beigisetzt werden. Erbgroßherzogin Elisabeth war die zweite Tochter des Prinzen Friedrich Karl, geboren zu Potsdam am 8. Febr. 4857. Sie hatte sich zu Berlin am 18. Februar 1878 mit dem Erbgroßheizoge Friedrich August von Oldenburg ver mählt, aus welcher Ehe eine Tochter hervorgegangen ist. Die Erbgroßherzogin war schon in den letzten Jahren mehr fach von schweren Krankheiten heimgesucht worden; die Unter leibs-Entzündung, von der sie in AdolfSeck, wo sie sich zum Besuch bei der Prinzessin Margarethe vonHessen aufh.elt, befallen wurde, trat plötzlich und so schwer auf, daß nach ganz kurzer Zeit die Prinzessin dahingeraffl wurde. Der Erbgroßherzog wurde telegraphisch an das Krankenlager der Gattin berufen. Von den drei Töchtern des Prinzen Friedrich Karl lebt also nur noch die Herzogin Connaught, da die ältere Schwester der Erbgroßherzogin, Prinzessin Marie, geboren 14. September 1855, vermählt mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Alten burg, bereits am 20. Juni 1888 verstorben ist. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl trafen heute Mittag 1 Uhr mittels Sonderzuges ein. Die Leiche der verstorbenen Erd großherzogin wird heute Abend mit Sonderzug nach Olden burg überführt werden. Fürst Bismarck soll, nach einem an den Eigentümer des Hotels „Germania", Mühlberger, in Gastein eingetroffenen Schreiben, am 17. September d. I. zum Kurgebrauch dort eimreffen. Ob der Fürst die Deutsch-Amerikaner empfangen wird, ist zweifelhaft, da ärztlicherseits trotz des momentan sehr günstigen Gesundheitszustandes des Fürsten eine Unter brechung seiner Cur und der seit zum Monaten strenge inncgehaltenen absoluten Ruhe nicht gewünscht wird. — Dec Hansadampfer „Arenosburg", von La Plata via Brasilien kommend, legte mit voller Ladung im Hamburger Freihafen an. Derselbe überbringt die Geburtstagsgeschenke für den Fürsten Bismarck, welche von den in Buenos-AyreS lebenden Deutschen gestiftet sind. Ueber die Stärke der socialdemokratischen Gewerkschaften liegen jetzt abschließende Zahlen vor. Es sollen mit den in Localvereinen organisirten „Genossen" die Gewerkschaften inS- gesammt 252044 Mitglieder zählen, das sind gegen 1891 35000 Mitglieder weniger ; der tiefste Tiefstand soll 1893 gewesen sein, wo in den G.-werkschaften nur 229810 „Ge nossen" und „Genossinnen" organistrt gewesen sind. In dem Rechenschaftsbericht wird Klage darüber erhoben, daß die Zahl der gewerkschaftlich organisirten Frauen abgenommen habe; 1893 waren es noch 5384, 1894 5251. In diesem Jahre ist bekanntlich eine Anzahl socialoemokratischer Frauen- Vereine cingegangen, so daß wohl nur noch wenige Hunderte von Frauen organisirt sein dürften. BemerkenSwcrth ist, daß nicht weniger als 20 gewerkschaftliche Organisationen Mitglieder verloren haben, so die Barbiere, Buchbinder, Former, Gärtner, Glaser, Hutmacher, Korbmacher, Schmiede, Schiffszimmerer, Schuhmacher, Tapezierer, Töpfer. Die Beitragsgelder bei den meisten Genossenschaften betragen wöchentlich 15 Pf., es sind aut> solche vorhanden, bei denen nur 10 Pf. erhoben werden. Die Buchdrucker, die ja auch hinsichtlich ihrer Cassenverhältnisfe unerreicht daftehen, ziehen wöchentlich 1,10 Mark ein. Es folgen die Hutmacher mit 50 Pf. Die Reiseunterstützung, die nur von einzelnen Ge werkschaften bezahlt wird, geht über 1 Mark pro Tag nicht hinaus, ähnlich ist es mit der Arbeitslosen-Unterstützung; die Dauer der Bezugsberechtigung schwankt sehr; mir finden 40 Wochen als Maximum und 7 als Minimum. Fast alle Gewerkschaften haben GewerkschastSblätter; hinsichtlich der Auflage dieser Blätter scheint rheilweise geflunkert zu sein: das Gewerkschastsblatt der Holzarbeiter soll eine Auflage von 28000 Exemplaren haben, während die Gewerkschaft nur 26141 Mitglieder zählt. Der Bericht der General- streikcommisston ist, was man selten in soctaldemokratischen Aktenstücken findet, recht sachlich und ruhig gehalten. Betreffs der Gewährung von Zollcrebiten für Getreide einfuhren wird der „Post" noch mirgetheilt, daß ein B.anko- cr.dit nur den Müllern, und zwar für das von ihnen selbst vermahlene Getreide eingeräumt wird. Getreideimporleure müssen den Zoll innerhalb der von den zvaamtlichen Behörden bestimmten TranSportsrrst baar bezahlen, oder dafür Steuer scheine in Zahlung geben. Diese Einrichtung hängt mit der Aushebung des Identitätsnachweises zusammen; bei diesem Zahlungsmodus verdient übrigens der Importeur 20 Pf. auf 1000 Kilogramm. Die Transportfrist beträgt nun aber zwischen drei und vier Wochen; innerhalb dieser Zeit brauchen mithin die Importeure nicht einmal Sicherheit für die Zahlung der Zölle zu leisten; das Getreide befindet sich vielmehr in diesen Wochen absolut zollfrei im Jnlande, und nur wenn nach Lieser Frist die Zahlung in baar oder rn Steuerscheinen nicht ersolgt, haben dre Importeure die Pflicht, einen Zoll- credit zu verlangen und dafür in der früher von uns verschiedent lich angedeuteten Weise Bürgschaft zu leisten. Von den auf Urlaub befindlichen Ministern wird der Kultusminister Dr. Bosse zu Anfang September wieder in Berlin anwesend sein. Der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr v. Berlepsch wird in 8—14 Tagen nach Berlin zurückkehren, ebenso der Finanzmininer Dr. Miquel. Der Reichskanzler und Ministerpräsident Kürst zu Hohenlohe hat seine Rückkunft für den 9. oder 10. September in Aussicht gestellt. Der bei der Botschaft in Berlin beglaubigte französische Militär-Altaschee, Major C. L. de Faucould vom General stabe, wird der „Post" zufolge den Katfermanövern be» Stettin n.cht beiwohnen. Die französische Armee bleibt in diesem Jahre unvertreten. Die Giünde sind bekannt uno begreiflich. Der ultramontane Landta^sabgeordnete Krhr. v. Huene zeigte dem Bureau des preußischen Abgeordnetenhauses an, er sehe sein Mandant als Landtagsabgeordneter diuch scin« Ernennung zum Direktor der preußischen GenossenschastSkasse jur erledigt an. Oesterreich. Für den galizischen Stauhallerposten werden der Lanvmarschall Fürst Sanguszko uno der gewesene Finanzmintster Dr. v. Dunajewskr in Betracht gezogen. Graf Baveni svll das MmisterpräMum erst zu Anfang Oct ober übernehmen. Erzherzog Kranz Ferdinand unternimmt, wie aus Bozen gemeldet wird, von der Mendel au» bereits größere Spazier gänge; seine gebräunte Gesichtsfarbe verräth, daß er den g ößten Theil des Tages im Freien zubringt. Aronkreich. Der Präsident Felix Faure traf gestern Mittag in Paris ein, um den Vorsitz im Ministerrath zu führen. Um 2 Uhr empfing der Präsident den Besuch des König« von Griechenland. Die Begegnung hatte einen durch aus herzlichen Charakter. Darauf erwiderte der Präsident sofort den Besuch des Königs. Der „Figaro" meldet, daß der in die Südbahnangelegen heit verwickelte Senator Magnier ins Ausland entflohen sei, publicirt aber gleichzeitig einen Brief MagnierS an den Staatsanwalt, er werde vor den Geschworenen erscheinen und seine Unschuld beweisen. Magnier bewerkstelligte seine Flucht, wie bereits gemeldet, indem er sich in einem Wäsche korb auf einem Möbelwagen nach einer Station außerhalb Paris fahren ließ. — Da es sich in der gedachten Eisen- bahnangelegenheit um sehr schmutzige Wäsche handelt; so war Magnier in dem Wäschekorb allerdings an seinem Platze. — Einzelne Blätter sprechen die Ansicht aus, die Regierung -habe Magnier, dessen Aussagen einflußreiche Politiker com- promiltiren konnten, absichtlich entkommen lassen. — Mehrere französische und amerikanische Reporter haben den General Munier gebeten, sich wegen seiner Beschuldigungen gegen das deutsche Offizierkorps interviewen zu lasten, allein Munier hat unter dem Vorgeben, unwohl zu sein, bi« jetzt jede Unterredung beharrlich abgelehnt. Inzwischen ist Munier bereits turch Depeschen, Briefe und ähnliche Anfragen von zahlreichen früheren deutschen Kombattanten dringend um sofortige Klarlegung der Einzelheiten seiner Anschuldigung ersucht worden, allein bi« zur stunde hat er darauf mit keiner Silbe erwidert. Es ist somit augenscheinlich, daß er sich absichtlich jedweder Erklärung entziehen will, weil er selbst am Besten fühlt, daß er die ganze ungeheuerliche Anschul digung au- der Luft gegriffen hat. Vorgestern ist Baron Alphonse v. Rothschild in Paris eingetroffen und hat sich sofort zu Herrn Jodkowitz begeben, um sich nach dessen Befinden zu erkundigen. Dasselbe ist leider weniger gut, als man Anfangs glaubte. Bei der Explosion drangen trotz des Schutzes des Lorgnons Papier- theile und andere Fremdkörper in sein rechtes Auge und trübten dessen GlaSflüssigkeit, sodaß sich die Aerzte gestern genöthigt sahen, d.e Staaroperation vorzunehmen. Baron v. Rothschild wird heute vom Untersuchungsrichter vernommen. Der AustAhist Bort, der in Vic-sur-Csre verhaftet wurde, ist gestern in Aurillac einem Verhör unterzogen worden. Er leugnet, einen Brief an Herrn v. Rothschild abgesandt zu haben. Polizeipräfekt Löptne hat in später Abendstunde eine Reihe Pariser Polizeikommistäre zu sich berufen, woraus gefolgert wird, daß Verhaftungen von Anarchisten zu er warten seien. Das Militärspital von Algier hat Befehl vom Kriegs- Minister erhalten, Betten für dreitausend Kranke bereit zu halten, die bis Ende September aus Madagaskar anlangen werden ; ein Sanatorium soll in Algerien eingerichtet werden. Italien. Der König, welcher am Dienstag in Aquila eingerroffen ist, wohnte am Mittwoch mit den fremden Militärattaches dem Truppenmanöver bei. Gaglaad. Die Deutschen in London werden den Sedamag in festlicher Weise begehen. Am 1. September findet im Hotel Lambrecht ein Banket statt, auf welchem die Veteranen, und zwar alle in London und Umgegend lebenden Krieger, welche den Feldzug 1870/71 mitgemacht haben, vewirthet werden. Außerdem erhält jeder Veteran ein größeres Geldgeschenk. Am 2. Sept, wird in der katholischen St. Bomftazius-Kirche eine Feier zum Andenken an die in jenem Kriege Gefallenen abgehalten, woran sich auch der deutsche Botschafter Graf Hatzfeld betheiligen wird. Rußland. Mittwoch sind die Großfürstin Maria Pawlowna mtt zwei Kindern, sowie Großfürst Konstaniin Konstantinowitsch nebst Gemahlin ins Ausland abgereist. Einer Meldung der Blätter zufolge ist dieser Tage die vom Finanzministerium ausgerüstete Expedition nach Peters burg zurückgekehrt, welche dre Bedingungen der Handele ziehungcn Rußlands zu China, Japan und Korea stud.ren sollte. Die Expedition bereiste die größeren Handelsstädte der genannten Länder, besichtigte die russisch-chinesische Grenze von Riachta dis zum Stillen Ozean, sowie einen Theil der
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