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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189509060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-06
- Monat1895-09
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1895
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Riesaer G Tageblatt ««d A«r»1g»r MetlaU mß Äykign). Amtsbtatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des StadtrathS z» Mesa. 48. Jahr, Freitag, 6. September 18SS, Abends. S»8. Da- Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstaltrn 1 Mark 25 Ps., durch die Trager frei ins Hau- 1 Mark 50 Ps., durch den Ariestragcr srei i»S Haus 1 Marl 65 Pf. Auzeigcn-Aauahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag ö Uhr ohne Gcivähr. Druck und Verlag von Langer 4 Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstraße 59. — Für dir Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Montag, den 9. September 1895 Vorm. 10 Uhr kommen auf Riesaer Flur — Zusammenkunft am Wasserwerk an der Leutewitzer-Straße — 26 Zeilen Kartoffeln zur Versteigerung. Riesa, am 3. September 18S5. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts das. I B. Audrae. Zur Bahnsteigsperre. Nur ungern, nur zögernd und nur, nachdem aus der zweiten Kammer unseres Landtages heraus wiederholt dem Wunsche Ausdruck gegeben worden war, man möge bei den sächsischen Staatsbahnen einen Versuch mit der Bahnsteigsperre machen, um den Schaffnern das gefährliche Lochen der Fahr karten vom Trittbrette au« abzunehmen, hat sich unser Finanz ministerium zu einem solchen Versuche entschlossen, und vom 1. October, an werden wir die begehrte Sperre an der ganzen Linie von Leipzig nach Hof eingesührt sehen. Bei dem Parteitreibrn, wie es in Deutschland üblich ist, gehört es nicht zu den seltenen Erscheinungen, daß man die Regierung erst Jahre lang zu einer Maßregel drängt, und wenn dann die Maßregel eingetreten ist, Ach und Weh über ebendiese Regierung schreit, die sich zu solchen bodenlosen Verirrungen hinreißen lasse. Hinsichtlich der Bahnsteigsperre ließ sich Aehnliches mit Bestimmtheit erwarten. Und richtig, — kaum war es amt lich bekannt gegeben, daß die Maßregel versuchsweise ein treten solle, so sand sich auch f»jort in der demokratische» Presse übereinstimmend folgende Auslassung: „Die BahnhosSsperre ist nichts als ein Sieg der Bureau- kratie. Namentlich den Reisenden gegenüber, die mit Koffern und Taschen, hilflosen Kindern, Regenschirmen, Gepäckscheinen und Handpacketen und Plaids belastet, eben glücklich den Ausganz vom Perron gewonnen haben und nun aufgerüttelt und angehalten werden: „Die Billets vorweisen!" — diesen Reisenden gegenüber ist die Bahnhofssperre und Kontrollirerei, die durch gar nicht« gerechtfertigt werden kann, auf das Ent- schiedenste zu verdammen. Der sächsischen Staatsbahn, die bisher im Rufe der Urbanität stano, ist die widerwärtige Neuerung auch gar nicht beigefallen. Die preußischen Bahnen, die in Leipzig münden, bescheeren uns den Wechselbalg. Aber müssen wir, wenn man in Berlin pfeift, folgen? Der dcmsche Michel läßt sich viel gefallen. Diesmal aber müßten Stadt verordnete, Landtage, Handelskammern und Vereine mit gehörigen Protesten Vorgehen. Es ist schade, daß nicht ein Reichstagsabgeordneter diese unerhörte Belästigung de« Ver kehr» zur öffentlichen Sprache gebracht hat. Man sehe »ur in Leipzig die angstvolle Drängerei und höre die Verwün schungen. Wird sich der Deutsche das wirklich gefallen lasten? Die gesäumte Presse muß gegen die Steuerung einmuthig Front machen." Wir sind weit davon entfernt, zu den Freunden der Bahnsteigsperre zu gehören, aber die Aufforderung, daß auch der Landtag gegen dieselbe gehörig proteftiren solle, muthet uns doch seltsam an. Denn die Regierung kommt ja mit der von ihr widerwillig getroffenen Einrichtung nur den auf de« Landtag kundgegebenen Wünschen nach. Im Folgenden soll der Beweis dafür gegeben werden. In Folge der von socialdemokratischer und anderer Seite bei den Verhandlungen über unser Eisenbahnwesen bei der 2. Kammer vorgebrachten Beschwerden über da- Durch bohren und Prüfen der Fahrkarten von den Wagentrittbrettern au« hatte der Finanzausschuß der 2. Kammer (Abtheilung ä.) an die K. Staat-regierung das Ersuchen um eine Aeußerung über die Frage gerichtet, ob sich dieser Uebelstand nicht be seitigen laste. Dem Wunsche des Ausschusses entsprach die Regierung durch eine Mittheilung, die in den Berichten der 2. Kammer vom Jahre 1892 unter Nr. 146 im Druck vorliegt. Es wird darin im Wesentlichen gesagt, daß der Uebelstand nicht so arg sei, wie er scheine, und daß man ihn nur würde beseitigen können, wenn man das jetzige Coupee- svstem der Eisenbahnwagen ganz allgemein aufgebe oder die Bahnsteigsperre einführe, die jedoch sehr viele und höchst gewichtige Bedenken gegen sich habe. E« heißt in der Aeußerung der Königlichen Staat-regierung wörtlich: „Bon den beim Eisenbahnbetriebe leider vorkommenden Unfällen sind e« verhältnißmäßig nur wenige, welch« sich auf die Prüfung der Fahrkarten während der Fahrt zurückführen lasten. I« Ganzen haben in den 16 Jahren von 187« bis Ik 9l 4 Beamte und Arbeiter bei diesem Dienst das Leben verloren und 30 Beamte und Arbeiter Verletzungen erlitten, welche eine längere oder kürzere Dienstunfähigkeit zur Folge hatten. Wenn die öffentliche Meinung auf Be seitigung der Ursache gerade dieser Unfälle besonders lebhaft dringt, so findet die- seine Erklärung in dem Umstande, daß die gefährlichen Bewegungen des Personals, welche zu ein zelnen Unfällen führen, vor den Augen des reisenden Publikums ausgeführt werden. Es rarf dem gegenüber aber betont werden, daß die mit dem Gäterzugsdicnste verbun denen Verrichtungen, namentlich die Rangirarbeiten, mit nicht geringeren Gefahren für Leben und Gesundheit der dabei Beschäftigten verbunden sind." Nachdem sodann weiterhin betont worden ist, die Prüfung der Fahrkarten während der Fahrt zu verbieten werde nu^ möglrch sein, wenn entweder bezüglich der Personenwagen von dem jetzt gebräuchlichen Coupeesystem zum sogen. Jnter- kommunikationSsystem allgemein übergcgangen oder die Bahn steigsperre eingeführt werde, läßt die Regierung dieser letzteren Maßregel folgende Beurtheilung zu Theil werden. Sie betont zunächst, daß durch die Sperre der Bevölkerung der jederzeitige unentgeltliche Zutritt zu den Perrons, namentlich auch bei Begleitung oder Abholung von Reisenden entzogen wird, und fährt dank fort: ./Schwerwiegender erschcükt jedoch — abgesehen von dem Kostenpunkte — da« Bedenke», daß auch mich Verlegung der Fahrkartenkontrolle an di« Bahnhofs- oder PerroneiHgäage die gefährlichen Bewegungen des ZugSbeglettungSpersonai» an den Wagen während der Fahrt nicht ganz wegfallen würde», in den Fällen nämlich, in denen dasselbe durch Platz- anweisung, durch Ertheilung von Auskünften an Reisend», durch Oeffnen und Schließen der Coupeethüren bis zur Ab fahrt des Zuges aufgehalten worden ist und erst nach In gangsetzung des letzteren über die Wagentrittbretter zum Dienstcvupee gelangen kann. Diesem Bedenken würde sich nur durch eine starke Vermehrung des ZugSbegleitungSper- sonal« oder aber durch eine sehr reichliche Bemessung der Aufenthalte auf Zwischenstationen begegnen lasten. Eine Personalvermehruug ist namentlich al« Folge einer Absperr, ung der Bahnhöfe, die ohnehin eine Verstärkung des Sta tionspersonals bedingt, sehr unerwünscht; die Verlängerung der Zugsaufenthalte würde aber gegenüber den jetzigen Be strebungen auf pünktliche und schnelle Abfertigung der Züge geradezu einen Rückschritt bedeuten. Hiernach kann der Er folg einer Absperrung der Bahnhöfe und Perrons nach man nigfachen Richtungen hin nicht vollständig befriedigen. ES komm hinzu, daß die Kosten der Durchführung der Maßregel sehr beträchtliche sind, und zwar handelt es sich ulcht bloß um einen einmaligen Aufwand für bauliche Herstellungen auf den Stationen, als: Anbringung von Einfriedigungen, Thoren and beweglichen Schranken, Veränderungen an Gleisen und Gebäuden, Herstellung von Wartehallen, Portierhäusern, Fußgängertunnels u. s. w., sondern auch um einen regel mäßigen jährlichen Mehraufwand für StationSkontrolbeamte. Selbst bei der Beschränkung der Maßregel auf diejenigen Hauptlinien, welche regelmäßig einen sehr starken Personen verkehr aufweisen, würde nach einer überschläglichen Veran schlagung weit über eine halbe Million Mark für bauliche Herstellungen aufzuwenden sein und für Anstellung von Stationskomrolbeamten eine jährliche Mehrausgabe von annähernd 400000 Mk. nothwendig werde«. Ob dagegen eine Ersparniß an Zugbegleitung-personal eintreten könnte, muß dahingestellt bleiben. Im günstigsten Falle würde diese Ersparniß nur au-reichen, um den Mehi bedarf an Fahrper- sonal auf denjenigen Linien zu decken, auf denen die Absperr ung der Bahnhöfe und Perrons unterbleibt, wenn man etwa da» Verbot der Fahrkartenprüfung während der Fahrt auch auf diesen Linien ausdehaen und die Kontrole nur während der Zugsaufenthalte vornehmen lasten wollte. UeberdieS würde in den Dresdner Bahnhöfen bis zur Vollendung der Umbauten von einer Absperrung jedenfalls abgesehen werden mästen. Bei dieser Sachlage hält das Finanzministerium de» gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für geeignet, um der Ab- sperrung-frage näher zu treten. Daffelbe glaubt vielmehr noch abwarten zu sollen, bis weitere Erfahrungen aus an deren BerwaltungSbereichen Deutschlands vorliegen und be hält sich nach Befinden vor, im Staatshaushaltsetat auf die Finanzperiode 1894/95 bezügliche Anträge zu stellen." So wenig Meinung hatte damals, im März 1892, die Regierung für die Sperrung der Bahnsteige. Aber nur ein Theil der Finanzdeputation beruhigte sich bei diesem Be scheide, die übrigen hielten «ine allmähliche Beseitigung des Uebelstandes, der mit der Prüfung der Fahrkarten während der Fahrt verbunden ist, für nothwendig und wünschten, daß die Königliche Staatsregierung einen Versuch mit der Ab sperrung zu geeigneter Zeit mache. Auch noch im vorigen Jahre, im Februar 1894, beant wortete das Königliche Finanzministerium die Frage der Fmanzdeputation der 2. Kammer, ob die in neuerer Zeit auf einem Theile der preußischen Bahnen eingeführte Ab sperrung der Bahnsteige Erfahrungen geliefert hätte, welche Aussicht auf die Möglichkeit einer Beseitigung der Fahrkarten prüfung vom Trittbrette aus eröffneten, dahin: daß die Zeit de- Bestehen- der fraglichen Einrichtung der preußischen Eisen bahnverwaltung »och zu kurz sei, um umfassende Erfahrungen haben liefern zu können, und daß bis jetzt die Ansichten über die Wirkungen ziemlich auseinandergingen, auch nicht allent halben günstig lauteten; der Zeitpunkt bestimmte Entschlie ßungen in dieser Angelegenheit zu fassen, erscheine daher der ' Stn'tSregierung auch jetzt noch nicht gekommen; sie sei aber / bereü, o'u^lbe weiter im Auge zu b«HM§ . WMEHLv' ' KüLstzauLichusscs spr^stu,e Z-sti«i<«,g dazu ans «nd empfahl-«ött«ltch,^ Umbauten Neuanlage« von Bahnhöfen schon jO. auf »ie M/Mchk^ eine andere Art der FahrkartenprüfunA fpmer leuh' cen zu können, Rücksicht zu nehmen, regte "6!'^ pr beweise Einführung auf einer einzelnen Strese an, um mit :m Sammeln von Erfahrungen nicht lediglich aus Preuß-m mgewiefin zu sein. Ein anderer Theil der Deputation verharrte jedoch auf dem früheren ablehnenden Standpunkte. So zu lesen im Berichte der 2. Kammer vom 27. Februar 1894 Nr. 130. Bei den Verhandlungen in der Kammer selbst über den Bericht des Finanzausschusses ist von keiner Seite, auch von der liberalen und sozialdemokratischen nicht, irgend ein Ein wand gegen die von dem Ausschüsse angeregte probeweise Einführung der Sperre auf einer einzelnen Strecke gemacht worden. Nachdem jedoch die Regierung, ungern, wie au« dem Obigen heroorgeht, dieser Anregung der Volksvertretung Folge gegeben hat, beginnen alsbald die schmähenden An griffe, nach denen die Probe nicht- weiter sein soll, als ein Ausflltß des BureaukratiSmuS! Man vergleiche mit der aktenmääßigen Darstellung de- wahren Sachverhalts, die wir hier, nach dem „Vogtl. Anz.", gegeben haben, nun noch ein- mal die oben angeführten freisinnigen Auslastungen und man wird über den Mangel an Wahrheit, der in ihnen zu Tage tritt, nunmehr sein Urtheil sich selbst bilden können. rageS-efchtchte. Deutsche- Reich. Der Reichskanzler Fürst Hohen lohe benutzt seinen Aufenthalt in Rußland, um sich dem russischen Kaiserpaar vorzustellen. Nach einer Meldung au« Petersburg wurde der Reichskanzler am Donnerstag dort erwartet, um in Peterhof vom Kaiser und der Kaiserin in Audienz empfangen zu werden. Die Entscheidung über die Neubesetzung der Stelle de» Präsidenten de« Reich-Patentamt» ist, wie die „Schles. Ztg." berichtet, erfolgt. Die Ernennung de« anläßlich seiner Thätig- keit beim Abschlüsse des deutsch-österreichischen Handelsvertrag«« vielgenannten Wtrkl. Geh. Ober-Regierungsraths v. Huber vom Reichsamt de» Innern zum Präsidenten de- Patentamt« steht sicher bevor. Der „Vorwärts" veröffentlicht einen Brief Stöcker» an einen „sehr bekannten Führer der konservativen Partei", der nicht genannt wird. Wahrscheinlich ist dieser Brief ein I Eabinetbstück au« der Sammlung der Hammerstein'sche»
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