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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189510058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18951005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18951005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-05
- Monat1895-10
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1895
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Uiesaer A Tageblatt Sonnabend, S. Oktober 18SS, Abends. 48. Jahrg. und Anzeiger Wrilall und Luzchrr). > relegramm-Adrefle nL 6 I* /A Fernlprechst,«» „La,edl-tt", Riesa. LLL L^ s LI L^ tL L L^ Rr L der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mart 50 Pf., durch den Briefträger frei inS HauS 1 Mark SS Pf. Anzeiger-Annahme für die Nuumm deS Ausgabetages bis Vormittag V Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstratze SS. — Für die Redactton verantwortlich: Herman» Schmidt in Riesa. Im Hotel zum „Kronprivz" hier sollen Dienstag, den 8. October 1895, voll Norm. 9 Uhr an 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Handschlitten, 2 Geschirrbretter, 4 Kuhkctten, 3 Siebe, 2 Kummtkissen, 1 Treppenleiter, I Sopha, 1 Tisch, eine Anzahl Flaschen und Fässer u. A. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 4. October 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. England und der Dreibund. In dem stolzen England beginnt man allmählich ein ge wisses Verständniß für die Lehren der gegenwärtigen politischen Weltlage zu zeigen und etwas von seinem Thronsessel herab zusteigen. Man ist nicht mehr unempfindlich gegen die That- sache, daß die Innigkeit der französisch-russischen Beziehungen in erster Linie eine Bedrohung des englischen Einstusses be deutet und macht deshalb imnier bestimmtere Andeutungen, daß man so gütig sein werde, sich dem Dreibund anzuschließen. Wie cS schon andere englische Blätter gethan haben, unterzieht auch der „Observer" die heutige Weltlage einer Untersuchung und gelangt hierbei zu folgendem Ergebnisse: „Die Allianz zwischen Rußland und Frankreich ist nun mehr perfekt, so behaupten die Pariser Blätter, und dennoch geräth Niemand in Aufregung. Die beiden Staaten haben fortgesetzt soviel gethsn, um die Festigkeit ihres Bundes allen anderen vor Augen zu führen, daß man sich nicht wundern kann, wenn die Sache nicht mehr ihre Wirkungen auf die Stimmung übt. Selbst wenn ein europäischer Krieg bevor stände, hätte die Waffenbrüderschaft der beiden Mächte keine stärkere Betonung erfahren können. Die Erklärung der voll kommenen Ruhe, in welcher die übrigen Mächte die „Latsuts ooräinls" zwischen Frankreich und Rußland betrachten, liegt in der allgemeinen Ueberzeugung, daß Rußlands Sympathien am Ende doch über eine platonische Neigung nicht hinaus ge langen werden. Diese Ueberzeugung hat noch mehr Wurzel fassen können, seitdem, unmittelbar nach dem Festrausch von Mrecourt, von St. Petersburg aus versichert worden ist, die auswärtige Politik des Zweibundes werde an der Newa und nicht an der Seine geleitet. Das sagt mit anderen Worten: wenn das russische Reich und die Republik gemeinsam in einen Krieg gehen, so werde die Entschließung zu diesem Kriege vom Zaren ausgehen. . . Ein treffendes französisches Wort besagt, bei jedem Liebesverhältniß ist einer, der liebt, und einer, der sich lieben läßt. Das Wort läßt sich auf das Verhältnis der beiden Staaten überaus passend anwenden. Frankreich ist der Freier, Rußland die Umworbene. Das kann auch nicht anders sein. Frankreich sieht, daß die Zeit seinen Hoffnungen entgegenarbeitet. Das deutsche Element in Lothringen und noch mehr im Elsaß gewöhnt sich mehr und mehr an die deutsche Herrschaft und die Gemeinsamkeit der Abstammung und Sprache thut ihre Wirkung. Anderseits dürfte die Republik trotz der großen Fortschritte, die ihre Wehrkraft gemacht hat, nachgerade gesehen haben, daß sie zu einem Einzelkampf mit Deutschland nicht im stände ist. Je weniger also Frankreich für sich allein die Möglich keit der Wiedergewinnung der verlorenen Provinzen einsieht, um so natürlicher ist das Bestreben nach einer Verbindung, die die Hoffnung wenigstens in der Theorie wieder belebt. Für Deutschland hat diese Konstellation nicht allzu viel Be denken. Rußland hat nach unserer Ueberzeugung nicht den geringsten Willen oder Grund, mit Deutschland sich im Kriege zu messen. Es hätte dabei nicht viel zu gewinnen, aber sehr viel zu riskiren. Ob Elsaß-Lothringen zu Deutschland oder Frankreich gehöre, kann ihm überaus gleichgiltig sein. Anders stellt sich freilich die Konstellation im Orient. Hier hat Ruß land wichtige Interessen im Spiele, und in diesem Spiele mag es guten Grund haben, die Opposition des Dreibundes vorauszusrtzen- Ebenso ist ihm der willige Beistand Frank reichs in Ostasien sehr nützlich. In der Nöthigung, für diesen Dienst und für die willige Hergabe von Geldmitteln dem französischen Bundesgenossen dankbar erscheinen zu wollen, kann man die einzige Gefahr erblicken, die eventuell auS der stanko-russischen Entente sich entwickeln könnte. Diese Gefahr geht aber unserer Ansicht nach England mehr an, als den centraleuropäischen Status <zuo. England ist in Frankreich sehr unpopulär und unsere Okkupation Aegyptens die Quelle einer beständigen Aufregung in Frankreich. ES würde unS deshalb nicht überraschen, wenn der Zweibund zunächst zu einer Pression aus England in der ägyptischen Angelegenheit , benutzt würde. Vielleicht bringt man diese Absichten nächstens in der immer paraten Form einer internationale» Konferenz aufs Tapet. Es ist nur gut, daß England gegenwärtig einen auswärtigen Minister besitzt, der durchaus die Gewähr dafür bietet, den Schwierigkeiten zu begegnen und Rußland wie Frankreich darüber auszuklären, wie wenig es in ihrem Interesse liegen kann, England zu nöthigen, seine Kraft zur See dem Dreibunde zur Verfügung zu stellen; denn dies würde die naturgemäße Folge jedes Versuchs sein, unsere wichtigste Heer straße nach Indien uns zu verlegen." TageSgeschichte. Deutsches Reich. Der Petersburger Beritterstatter der „Köln. Ztg." meldet über das Geschenk des Kaisers an den Zaren, daß es in einem von ihm selbst entworfenen allegorischen Bilde bestehe. Das Bild stellt die europäischen Kulturmächte dar, die von der gelben Rasse bedrängt werden. Oberst v. Moltke wird ein eigenhändiges Antwortschreiben des Zaren mitbringen. In Reichstagskreisen ist die Ansicht verbreitet, daß die Einberufung der Reichstags Mitte November erfolgen dürfte. Die Aufstellung des Reichshaushaltsetats für 1896/97 ist vom Reichsschatzsekretär Dr. Grafen v. Posadowsky energisch in Angriff genommen worden, nachdem die Verhandlungen mit den einzelnen Bundesregierungen eingeleitet worden sind. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dem Bundesrath bereits An fang November die Specialetats zugehen werden. Das Thema „Fürst Bismarck und Herr v. Hammer stein" wird noch einmal im „Vorwärts" aufgerührt. Lu der „Hammersteinmappe" holt das Blatt allerlei Beweise hervor, daß Bismarck mit Hammerstein in politischer Ver bindung gestanden habe. Der Veröffentlichung liegt die un ehrliche Absicht zu Grunde, bei den Lesern den Glauben zu erwecken, Bismarck habe Hammerstein überhaupt als Politiker verleugnen wollen, und die Enthüllung soll nun een Beweis liefern, daß Bismarck etwas Unwahres behauptet habe. Dieser Beweis ist vollständig verunglückt. Die „Hamburger Nachrichten" hatten sich scharf gegen die Behauptung verwahrt, daß Bismarck Herrn v. Hammerstem, dessen Verhältnisse er als angeblicher GutSnachbar — es liegen viele Meilen da zwischen! — gekannt haben soll, in die Redaction der „Kreuz zeitung" gebracht habe. Die kindische Behauptung, dag Fürst Bismarck als Reichskanzler mit dem hervorragenden Abge- ordneten einer großen maßgebenden Partei, in der er eine ausgesprochene Führerrolle hatte, in keiner politischen Ver bindung gestanden habe, ist nicht von den „Hamb. Nachr." aufgestellt worden, sondern existirt nur in der Phantasie der bismarckfeindlichen Blätter. Der „Vorwärts" bringt nun eine Rede, die Hammerstein im Jahre 1888 vor seinen Wählern in Stolp gehalten hat. Darin findet sich folgende Stelle: Als man mich 1876 wählte, machte man mir auch den Vorwurf, ich stehe gegen Bismarck. Als meine Wähler mich 1881 in den Reichstag schickten, da berief mich der Reichskanzler telegraphisch nach Varzin und besprach sich dort mit mir zwei Tage lang; er beglückwünschte »ich zu merner Wahl und hieß mich willkommen als Mitglied des Reichs tag-, weil ich der beste Vermittler zwischen den Konservativen und dem Zentrum sei. Wir besprachen weiter die Organi sation der konservativen Partei und wie dem Kulturkampf rin Ende zu machen sei. Ich führe das nur an, um zu zeigen, daß man andere Wege gehen kann und doch auf de« richtigen Wege ist Weiterhin begründet Hammerstein, warum er in Vielen Punkten, namentlich in der «irchenpolitik, anderer Ansicht sei, al« Bismarck. Sr bekennt sich schließlich al« Mitbegründer des Kartells, da- aber von den National liberalen gebrochen sei. Das wichtige Aktenstück ist also nichts, als „olle Kamellen" für urtheilslose Leute! In Reichstagskreisen ist die Ansicht verbreitet, daß die Einberufung des Reichstags Mitte November erfolgen dürfte. Die Aufstellung de« Retch-hau-halt-etatS für 18S6/S7 ist vom Reichsschatzsekretär Vr. Grafen v. Posadowsky energisch in Angriff genommen worden, nachdem die Vorverhandlungen mit den einzelnen Bundesregierungen eingeleitet worden sind. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dem Bundcsrathe bereits Anfang November die Special-Etats zugehen werden. In einer Reihe englischer Blätter finden sich Mittheilungen über angebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, woraus die Ur sache des Urlaubsgesuches des Prinzen abgeleitet wird. Seit einiger Zeit schon reiben sich diese Blätter mit Vorliebe an unserem Kaiserhause, und wir glauben auch die Beweggründe zu wissen, denen dieses eigenthümliche Vorgehen zuzuschreiben ist. Wir glauben wohl nicht erst hervorheben zu müssen, daß diesen und ähnlichen Erfindungen müssiger Stunden keinerlei thatsächlicher Werth beizumessen ist, und wir nehmen lediglich aus dem Grunde Notiz davon, da diese Nachrichten LUS englischen Blättern ihren Weg in deutsche Zeitungen nehmen und zu ebenso langwierigen als bedeutungslosen Vermuthungen und Erörterungen Veranlassung geben könnten. Der sozialdemotratische Parteibericht liest sich auch diesmal wieder wie eine große Siegesproklamation. Sieht man aber über die üblichen Phrasen und Großsprechereien hinweg, so findet man in dem Bericht das Bekenntniß, daß weder die Propaganda, noch die Presse, noch auch di» Par teieinnahmen Fortschritte gegen das Vorjahr aufweisen, daß die Parteileitung vielmehr bemüht sein muß, mancherlei Rückschritte zu bemänteln. Umfaßt der Parteibericht diesmal auch nur elf Monate (October 1894 bis August 1895) so muß es doch gleichwohl auffallen, daß die Kasseneinnahmen gegen das Vorjahr ein Minus von rund 85000 Mk., also von mehr al« dem Vierfachen einer Monatseinnahme, auf weisen. Ferner wird konstatirt, daß das amtliche Wochen blatt „Der Sozialdemokrat" im Berichtsjahre 1400 Abonnenten, d. h. den vierten Theil, verloren hat, und daß das Erscheinen dieses Organs mit dem Anfänge des nächsten Jahres einge stellt werden soll. Dem gegenüber will es gar nicht viel bedeuten, daß der „Vorwärts" im Berichtsjahre 8000 Mk. mehr eingebracht hat. Der Bericht behauptet zwar, das Centralorgan habe diesen Mehrbetrag sowohl dem vermehrten Abonnentenstande als auch den vermehrten Jnseratenein- nahmen zu verdanken; allein der Mehrertrag müßte dreimal höher sein, wenn auch nur die dem „Sozialdemokrat" untreu gewordenen Abonnenten auf den „Vorwärts" übergegangen wären. Von einem faktischen Zuwachs des sozialdemokratischen Leserkreises kann also nicht die Rede sein, wenn der Bericht auch feststellen zu müssen glaubt, daß seit dem 2. September (dem Tage, an welchem mit dem Abdruck der bekannten „Hammerstein-Briefe" begonnen worden ist) ein neuer Auf schwung des „Vorwärts" zu verzeichnen sei. Diesen Auf schwung verdankt aber das sozialdemokratische Centralorgan nur den Bemühungen demokratischer Herren. Hatte der sozialdemokratische Parteivorstand im vergangenen Jahre rund 130000 Mk. zinsbringend anlegen können, so kann er diesmal nur rund 63000 Mk. erübrigen. Die Ausgaben setzen sich fast nur aus Gehältern, Diäten, Agitationskosten und Preßunterstützungen zusammen, kommen also nur denen zu gute, die an der Kprippe sitzen. Auf die sonstigen „Ge nossen" fällt nur ein Betrag von rund 11000 Mk. (also 6*/, Proz. von den GesammtauSgaben), welche als Unter- stützurwen gut empfohlener Zielbewußter gezahlt worden sind. Rußland. In Zukunft sollen ausländische Handels reisende in Rußland nur unter der Bedingung Geschäfte treiben dürfen, daß sie eine formelle Verpflichtung der von ihnen vertretenen Firmen bei sich führen, wonach diese für alle von ihren Reisenden abgeschlossenen Geschäfte civilrechtlich aufkommen. Außerdem sollen Handelsreisende in Zukunft noch eine besondere Steuer zu entrichten haben. UArket. Zu den Unruhen in Konstantinopel wird weiter halbamtlich gemeldet, Staatsrath Saami-Vey, sowie andere hohe Beamte hätten am Dienstag veranlaßt, daß die Polizei gegen die Zusammenrottungen der Mohamedaner energisch einschritt und daß die Sofia- gezwungen wurden, in den Wohnungen zu bleiben. Die in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch in Stambul von Kassim-Pascha unter Theil-
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