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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189512238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18951223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18951223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-23
- Monat1895-12
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1895
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Mesaer G Tageblatt 48. J«hr, Femlpr-chit-"- «r S und Anzeiger Gldrblatl m» Älljkign). Amtsblatt der König!. Amtshauptmarmschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des SiadtrathS ,;n Riesa. ZS8. «»«tag, ZS. Dezember 1885, Abend». La» Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen iy Ries« und Strehla, de« Ausgabestelle«, samt, am Schalter der kaiserl. Postanstalten I Mark 28 Ps., durch die Träger frei in» Hau» 1 Mark 80 Pf., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Rar» « Pf. «n»et,r>».«m>ah»r für die Skmmnr de» Ausgabetage« bi» vormittag V Uhr ohne Bewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 8». — Für di« Rrdaction verantwortlich: Herma» Schmidt in Ri«,«. Die Venezuela-Angelegenheit hat den Amerikanern zunächst einen furchtbaren Börsenkrach eingebracht, Die New-Iorker Börse eröffnete am Freitag in höchst nervöser Aufregung, die fast zur Pamk ausartete und zwar infolge von Gerüchten, daß große Londoner Finan ziers eine anti-amerikanische Bewegung gegen die leitenden Börsenpapiere in Szene zu setzen beabsichtigten, verbu»den mit der Anzeige, daß mit den Sonnabend abgehenden Dam pfern 3400000 Doll. Gold verschifft werden sollten. E» folgten bedeutende Liquidationen, bei denen Londoner Firmen die größten Verkäufer waren. Der auswärtigen Politik hat die Botschaft Clevelands ein Ereigniß von weittragendster Bedeutung gebracht. Der anfängliche Versuch namentlich der englischen Blätter, das Vorgehen Cleveland« als Wahlmanöoer erscheinen zu lassen, muß fallen gelassen werden Angesichts der Thatsache, daß sowohl das Repräsentantenhaus, wie der Senat den Gesetzentwurf, wonach eine Kommission für die Untersuchung der Grenze von Venezuela einzusetzen sei, an genommen haben. Im Kongresse war keine einzige Stimme gegen ihn und im Senate nur vereinzelte Gegner, die aber auch nur ein langsamere« Tempo in der Frage wünschen. Damit ist eine Lage geschaffen, der gegenüber England nur der Rückzug oder der Krieg übrig bleibt. Die Sympathie« der europäischen Völker mit Ausnahme Rußland« sind hier bei auf englischer Seite, aber nicht, weil »an dem hoch- müthigen Albion die derbe amerikanische Anrempelei nicht gönne — die völlige Jsolirtheit England« hat sich nie drastischer gezeigt, al« in diesem Augenblick — sondern ledig lich «egen der gemeinsamen Gefahr, die nicht nur England, sondern ganz Europa von Amerika her droht. Diese gemein same Gefahr, die durch das rücksichtslose, herausfordernde Vorgehen der Amerikaner noch verschärft wird, hat wieder zu der Erörterung de« Gedankens der „Vereinigten Staaten Europas" geführt und die „Kölnische Zeitung" hat noch am Sonnabend die Ansicht ausgesprochen, daß „Angesichts der unerhörten Angriffe auf die Rechte europäischer Mächte in Amerika die Regierungen hoffentlich einsehen werden, was die europäischen Völker einigt und vergessen, was sie trennt." Auch von englischer Seite wird nun auf einmal betont, daß England sich der Frage der Bündnisse gegenüber nicht mehr so kühl und ablehnend verhalten dürfe, wie bisher. So hat die „Saturday Review" dieser Tage die Entdeckung gemacht, daß keine Nation, auch die hervorragendste (I) auf die Dauer immer nur empfangen dürfe, ohne dafür auch zu bieten. „Unsere historische Methode, Bündnisse zu vermeiden und uns auf die Rivalitäten der Andern zu verlassen, die juns schon helfen würden, wenn wir der Hilfe bedürften, muß uns stet« der Möglichkeit von Verlegenheiten aussetzen von der Art, wie die, gegen die wir jetzt anzu kämpfen haben." Nicht mit Unrecht wirft demgegenüber der „Hann. Kourier" die Frage auf, ob England denn überhaupt noch in der Lage sei, etwas Ordentliches zu bieten, oder ob es den richtigen Anschluß bereits verpaßt habe. Die politische Lage Englands ist thatsächlich die denkbar kritischste. Lord Salisbury, der zu Anfang seiner Ministerherrschaft sich un terfing, den deutschen Kaiser zu schulmeistern und ihm öfteren Besuch des englischen König-Hofes anzurathen, um daselbst die Lehren politischer Weisheit zu hören, derselbe Lord Sa lisbury hat bis jetzt in der Leitung der auswärtigen Ange legenheiten eine sehr unglückliche Hand bewiesen. Sowohl die armenische, als die venezolanische Frage ist ihm über den Kopf gewachsen. Wenn das mächtige Großbritannien de« kleinen Venezuela den Fetzen Land in den Orinocogeländen überlasten hätte, so hätte das seiner Ehre keinen Eintrag gethan ; nun, nachdem Präsident Cleoeland einen so groben Ton angeschlagrn, ist ein Verzicht schwer. Und doch kann England keine Sehnsucht nach neuen Verwicklungen Haden zu einer Zeit, da die ostafiatischen Dinge sehr zu seinen Ungun sten lausen und e» mit Frankreich wegen Aegypten- und Madagaskar» auf gespanntestem Fuße steht. Wie schlecht sich aber di« englische Politik, Andere die Kastanien für sich au« dem Feuer holen zu lasten, im Orient bewährt hat, be weist am besten die neue Loosung der englischen Opposition, die kurzweg lautet „Rußland voran!" Die letzten „Daily News" geben offen zu, daß Rußland — und unter Rußland müsse man jetzt auch Frankreich mit einbegreifen — »eder von einer allgemeine« europäische« Einmischung zmn Zweck der gänzlichen Riedrrzwingung und AustilMwg der Türkei hören wolle, noch auch von einer Sonder-Einmischung Eng- lands. Rußland verfolge sein eigene« Ziel. Lieber wolle es Armenien ohne jegliche Verbesserung seiner Zustände sehe«, als eine solche Verbesserung auf eine Weise geschehen lassen, durch die den anderen Mächten ein dem seinigen gleicher Einfluß gewährt würde. Das sei nun einmal eine unzweifel hafte Thatsache. „Bei solcher Lage der Dinge — sagen die „Daily News" ganz unbefangen — bleibt nichts übrig, al ben vortrefflichen, von Lors Beaconsfield schmachvoller Weise abgekhanen Vertrag von Ssn S ekano wieder herzustellen, Rußland zum Schutzherrn aller christlichen Bevölkerungen in der Türkei zu erklären und es, mit der Vollmacht Europa ausgerüstet, in den Kampf gegen den kra ilosen Sultan ziehen zu lassen." So da- große liberale Blatt! Ao^-ßeschtchte. Deutsche- Reich. In den letzten W^ch n soll das Interesse, das der Kaiser der Marine entzegenbringk, ganz außerordentlich rege gewesen sein. In den Gesprächen, die der Kaiser mit seiner Umgebung gehabt, ist, wie dem „Hamb. Korr." geschrieben wird, das Hauptthema die Lage im Orient, die Entwickelung der deutschen Flotte uud der Flotten der anderen Nationen gewesen. Wie seiner Zeit, als die Ver hältnisse sich in Ostasien zuspitzten, da« deutsche Reich durch aus ungenügend durch ein ganz veraltetes, ganz kleines Kanonenboot vertreten gewesen, so sei auch darüber das Be- da ern ausgesprochen worden, daß die deutsche Flazge jetzt in diesen kritischen Zeiten vor Konstantinopel durch eine« alten Kasten wie die „Loreley", von einem Deplacement von 398 Tonne«, 350 indicirten Pferdekräften und einem Be satzungsetat von 65 Mann repräsentirt werden mußte. Von der konservativen Partei ist im Reichstage eine Interpellation über die Aufhebung der gemischten Privat transitlager und des diesen sowie den Inhabern von Mühlen gewährten Zollkredits eingebracht worden. Wie die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." hören, ist bereits seit einiger Zeit beim BundeSrath ein Antrag Preußens eingegangen, allgemein eine Aufhebung der Lager anzuordnen, die für den Jnlandsverkehr ausgenutzt werden und dem Transitverkehr nicht dienen. Nachdem nunmehr auch der Entwurf eines Einführungs gesetzes zum Bürgerlichen Grsetzbuche an den Bundesrath gelangt und von diesem dem zuständigen Ausschüsse überwiesen worden ist, darf es als gesichert angesehen werde«, daß die Entwürfe des Bürgerlichen Gesetzbuches und des dazu gehören den LinführungsgesetzeS dem Reichstage Ende Januar oder in den ersten Februartagen zugehen werden. Dem Bürger lichen Gesetzbuche wird nicht eine auf die Einzelheiten ein gehende Begründung beigegeben, wie es sonst üblich ist, sondern mit Rücksicht auf den ungewöhnlichen Umfang de« Entwurfes nur eine dessen Grundzüge erläuternde Denkschrift, deren Ausarbeitung dem Reichsjustizamte obliegt, dessen Staats, sekretär bekanntlich früher selbst eine Zeit lang der Vorsitzende der mit der Herstellung des Bürgerlichen Gesetzbuches be traut n Komunssion gewesen ist. Daß der Reichstag, wie früher vielfach angenommen worden ist, auf eine Kommission«- berathung dieser Entwürfe verzichten wird, kann »unmehr al- ausgeschlossen betrachtet werden. Dagegen ist i« höchsten Grade wahrscheinlich, daß die Mehrheit sich damit begnügen wird, nur einzelne Theile des Gesetzbuches, die noch viel um stritten find und deren Abänderung von großen Parteien »erlangt wird, an eine Kommission zu verweisen. Da dies aber früheste«» im Mo«at März geschehen dürfte, so ist kaum zu erwarten, daß diese Kommission ihre schwierige und zeit- raubknde Thätigkeit noch in dieser Tagung wird beenden könne«. ES ist daher »orauszusehen, daß, ähnlich wie es für die i« Jahre 1876 zu Stande gekommene Civilprozeß-, Konkurs- und Strafprozeß-Ordnung, sowie das GerichtS- orgauisati»n«gesetz der Fall gewesen ist, die ReichstagSkommisfion für da» Bürgerliche Gesetzbuch bis auf Weitere» in Perma nenz erklärt «erden wird, so daß sie auch über die gegen wärtige Reichstagstagung hinaus ihre Thätigkeit ununter brochen würde fortsetzen können. Denn da» e» möglich sein »erde, den Entwurf eine» Bürgerlichen Gesetzbuches «och in der laufenden Tagung zu verabschieden, ist nachgerade sehr unwahrscheinlich geworden, nachdem jede Aussicht auf die Enbloc-Annahme diese» Entwürfe« vollständig geschwunden ist. Bon der Deutschfetndltchkett mancher Geistlichen Ober schlesien» erzählt di« „Päd. Ztg." ganz erstaunliche Beispiele. Es haben z. B. zwei dieser Herren ihren Beichtkindern im Beichtstühle gedroht: „Wenn Ihr auch nur ein Wort Deutsch sprecht, so ist da» eine so schwere Sünde, daß wir Euch nicht lo-sprecheu können." Türkei. In der Nacht zum Freitag wurden in Stambul an Privaiqua tieren und armenischen Kirchen Placate angeheftet des Inhalt-: „Wer Mahomed liebt, tödtet die Armenier!" Die Pforte hat den Botschaftern die Vermuthung ausgesprochen, daß dies ein Werk des armenischen Komitees sei, dazu bestimmt, Beunruhigung hervorzurufen. (?) — Eine Ordre des Marineministers bestimmt, daß die Thurmschiffe „Osmanre' und „Azizie" sich bereit z i halte« haben, um «och Heu e auszulaufen. — Die Operationen gegen die Aufständischen in Z itun, welche am Donnerstag die in ihren Händen be- findllchen türkischen Gefangenen ermordeten, haben begonnen. Die hier verbreitete Nachricht, daß Zettun bereit« genommen sei, ist bisher noch nicht bestätigt. Amerika. An der Fondsbörse in New-Aork fand am Freitag eine Panik statt in Folge demoralisirter Stimmung der europäischen Märkte für die amerikanischen Werthe. Seit 1893 fand am Freitag der stärkste Preisfall statt. Hiesige Besitzer verkauften rasend. Am Sonnabend sind S Makler firmen zahlungsunfähig geworden; 3 davon find hochangesehene Börsenhäuser. Lertliches und Sächsische». Riesa, 23 December 1898. — Bei der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft tritt mit Dienstag, den 24. December ein neuer der Jahres- zeit angemessen verkürzter Fahrplan in Kraft. Demnach sind die Fahrten auf der Strecke Pirna-Schandau und Riesa- Mühlberg eingestellt, während sie zwischen Pirna-DreSden- Riesa bis zum Eintritt von Eisgang offen gehalten werden. Ds verkehren die Schiffe von Riesa früh 7" und Nach«. 12»« nach Dresden, während die Ankunft von dort 11" Vorm. und 5" Nachm. hier erfolgt. O — Zwischen Riesa und Wurzen ist der Sprechverkehr nach Maßgabe der Bedingungen für den Fernverkehr zuge lassen worden. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt 1 Mark. — Von der Bahnhofstraße ab gingen gestern ein Paar vor einen leichten Wagen gespannte Pferde durch und galop- pirten führerlos durch die Wettiner-, Haupt- und Großen hainerstraße, glücklicher Weise ohne Schaden anzurichten. Auf der Leutewitzer Straße erst gelang es, die Thiere aufzuhalten — Man berichtet uns: Eine alle betheiligten Kreise überaus zufriedenstellende kleine Feier vollzog sich am vergangenen Freitag Nachmittag von 5 Uhr ab im Saale des Hotels „Wettiner Hof ' Hierselbst. Die Inhaberin de» Fröbel'schen Kindergartens, Fräulein Ida Schwartz, hielt daselbst mit ihren ca. 30 vorschulpflichtigen Pfleglingen beiderlei Geschlecht» eine kurze Prüfung der Leistungen derselben in Gegenwart der erschienenen Elteni der Kinder und einer großen Anzahl anderer Freunde dieser Fröb-l'sch n Kindergarteninstitute ab. Zu diesem Zwecke warm auf langen Tafeln die mit gewisser Accuratesse gearbeiteten, au» Papier- und Wollslechtereien, Stickereien re. bestehenoen allerliebsten Gegen stände verschiedenster Art, die von den Kleinen sür Eltern und Ge schwister als Weihnach Sgeschenke gearbeitet warm, zur Ansicht au»- gebreitet. Aus der Mitte der Tafel befand sich ein im Kerzenglanze strahlend-r WethnachtSbaum. Mit einem gemeinschaftlich gesungenm Marschliedchen marschirte die inzwischen versteckt gehaltene kleine Schaar unter Führung der ..Tante' in den Saal. Nach Aufstellung tm Kreise hielt die letztere eine kurze Ansprache an die Kleinen, thnm den Zweck des Beisammensein» in leicht faßlicher Weise zu erkennen gebend, gleichzeitig aber auch dm erschienenen Erwachsenen für La der kleinen Feier entgegengebrachte Interesse herzlichst dankend. Die hieraus von den Pfleglingen aus freundlichstes aber bestimmtes Kom mando der Lehrerin v rgenommenm verschiedenartigen humoristischen und emsten Spiele, die vorgetragmm Solo und gemeinschaftlichen Gesänge, ersreuten sich allgemeinster Bewunderung und Anerkennung. Dm Schluß bildete ein gemeinschaftlich gesungene» Weihnachtslie», dem rin WeihnachtSrundgang de» mit langem, weißen Pelze, weißen Pelzbeinkleidern und weißer Mütze bekleideten, einen gewaltig großen Bart tragmden jugendlichen WeihnachtSmännlein» folgte, der in seiner kindersreundltchen Weise alle die Kleinen mit Nüssen, die er in einem weißen Sacke mit sich trug, beschenkte, wa» selbstverständlich bet Allen große Freude err ate. — Dir Kindergärten tm Sinne Fridrich Fröbel'S, de» deutschen Pädagogen und zweiten Pestalozzi, erfreuen sich aller Orten tm ganzen deutschen Reiche der freundlichsten Aufnahme und wer bei der kleinen PrüsungSsUer die lieblichen, zugleich anregend und betet end wirkenden Spiele der Kinderchen, die große Liebe und An hänglichkeit derselben an ihre „Tante ', mit angesehen, ist Überauls befriedigt von dannm gegangm. Der sttedsamm freundlichen Leh rerin aber, welche in ihrem aufopferndem Berufe in vorkommendm
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