Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990630010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899063001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899063001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-30
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis k der Hanptexpedition oder den kn Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Au«- oavestrllen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung inS HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbaudlenduvz ins Ausland: monatlich Al 7.50. Die Morgen-Au-gab» erscheint «m '/,7 Uhr, di« Aöend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. LeLaction und Lrvkdition: JshanntSsafie 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Otts klemm'» Sortim. (Alfred Hahn), Universitütsstraße 3 (Paulinum), LouiS Lösche, katharinevstr. 14. pari, und König-Platz?. 327. Morgen-Ausgabe. Kipzigtr TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Volizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzekgen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4,ze- spalten) 50>^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zissernsav »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderung ^l SO.—, mit Postbefürderung 70.—. Anuahmeschluß fir Anzeigen: Ab end-AuSgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet« an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz lu Leipzig. Freitag den 30. Juni 1899. S3. Jahrgang. sowie nachfolgende Ausgabestellen: Plagwitz Herr 6i. OrütLMLUNi, Zschochersche Straße 7n, Reudnitz Herr Ruxwrmll, Marschallstraße I, - Herr 0. 8edm1llt, Kohlgartenstraße 67, - Herr Lotiti». >Veder, Mützengeschäft, Leipziger Straße 11, Thonberg Herr R. RLnt86li, Reitzenhainer Straße 58, Volkmarsdorf Herr 6eor§ Alemann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Ranftsche Gasse 6 Herr Rrleär. ^i8eiier, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LuKelmrmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrafte 5 Herr ^ui. 8elnmiicüeii, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr R. vittrioll, Cigarrenhandlung, Aorkstrafte 32 (Ecke Berliner Straße) Herr kV IV. Rlotr, Colonialwaarenhandlung, Meitzer Strafte 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlung, in Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1899 baldgefalligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 ^8 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauvtexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrafte 35 Herr R. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrafte 1 Herr I'Iieoä. Roter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. kV 8ekubert*8 XaeükolKer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strafte (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto LIaut86llke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafte L5 Herr LäuurU Uetzer, Colonialwaarenhandlung, Naschmarkt 3 Herr kl. 0. 8elrulrie, Nürnberger Strafte 45 Herr U. L. Aldreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Roders Oreiner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Rl86Üer, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Robert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Robert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Albert lAuäner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei - Neustadt Herr Raul Luek, Anuoneeu-RxpeiUtiou, Eisenbahnstraße 3, Sie Ausdehnung des Frauenstimmrechts und die Arbeiterwohnungsfrage in London. L. Bekanntlich hat das englische Oberhaus den Beschluß des Unterhauses, den Frauen die Wählbarkeit für den Londoner 'Stadtrath zu verleihen, verworfen. Vertheidigt wurde der Be schluß des Unterhauses mit großer Leibhaftigkeit vom Premier minister Lord Salisbury. Die Rede, in der Salisbury für den Beschluß des Unterhauses eintrat, ist deshalb besonders bemerkenswerth, weil sie zeigt, in welchem Zusammenhänge die Ausdehnung des Frauenstimmrechts mit der Arbeiterwohnungsfrage in London steht. Auch die socialpolitische 'Grundanschauung Salisbury's über die Stellung der Frau gegenüber der Arbeiter klasse im Allgemeinen verdient in Deutschland bekannt zu werden. Wir theilen daher das Wesentlichste aus der Rede Salisbury's mit. Sich gegen Lord Dunraven wendend, führte Lord Salisbury aus: „Mein edler Freund hat mir die Ehre angethan, eine Be merkung zu citiren, die ich vor einiger Zeit über die Kleider der Frauen machte. Ich erhebe keinen Widerspruch gegen das Citat. Ich habe ebensowenig dagegen, daß Frauen „Aldermen" und Stadträthe sind, wie dagegen, daß sie radeln. Jchwar nur dagegen, daß sie das in einem lächerlichen Eostüm thun. Indessen, das ist eine Sache, die mit diesem Gesetze kaum etwas zu thun hat. .. Wenn Einige glauben, daß, weil man Frauen erlaubt, Mit glieder dieser neuen Körperschaften zu sein, man dadurch ihre Zulassung zum Parlament beschleunige, so kann ich nur sagen, daß ich diesen Beweisgrund durchaus nicht ver stehe. Wenn die Frage über das Wahlrecht der Frauen jemals vor dieses Haus kommt, werden wir ohne Zweifel mit großer Aufmerksamkeit die uns unterbreiteten Borschläge und Bedingun gen prüfen. Aber darum handelt es sich jetzt nicht. Es ist nichtdiegering st eAussicht.daßsiebe sprachen oder angenommen werden sollen, es heißt einfach, uns auf eine falsche Fährte führen, bei dieser Vorlage davon zu sprechen. . . Wenn das Haus der Gemeinen oder das Haus der Lords unfähig ist, die Thatsache zu würdigen, daß schon die Zu lassung der Frauen zum Stadtrath eine ungeheure Revolution ist, dann sind sie nicht fähig, mit der Regierung dieses Landes be traut zu werden. Aber jene Zulassung giebt den Frauen nur den Zutritt zum Stadtrath, wie sie ihn schon zum Gemeinderath haben. Es ist wenig Unterschied zwischen beiden. Der Stadtrath hat ein paar Dorrechte wehr und ein sehr wichtiges, nach denWoh n- verhältnissenderArbeiterclassenzu sehen. Aber sonst liegt der Unterschied nur im Namen, und wegen des Namensuntcrschiedes soll man die Frauen von dem bisher ausge übten Rechte um so weniger ausschließen, je weniger sie sich des Vertrauens, das man in sie gesetzt hat, unwürdig gezeigt oder ihre Gewalt gemißbraucht haben. DaS erschiene mir als ein so gewaltthätiger Schritt, daß man nach einem Grunde dafür suchen müßte. . . . Mein edler Freund scheint zu fürchten, daß Namen ansteckend sind und daß, wenn solche Körperschaft in London Stadtrath heißt und Frauen dazu Zutritt haben, nun auch gleich im ganzen LandedieFraueninallenStädtenSitzehaben wollen. Es ist lächerlich, so etwas anzunehmen. Es ist so widersinnig, daß man gar nicht weiter darauf eingchen kann, das als einen Grund anzunehmen, die Frauen zu verdammen, welche die ihnen vom Parlament auferlegten Pflichten schon erfüllt haben, oder zu sagen, daß sie es schlecht gethan hätten, oder ihnen das Recht wieder zu nehmen, das da» Parlament ihnen vor fünf Jahren freiwillig gegeben hat. Mein edler Freund hatte die Kühnheit, zu sagen, daß diese neuen Pflichten der Natur und Fähigkeit der Frau fremd seien. Er sagte: Man muß mir nicht einwenden, daß 'sie auch zur Vor mundschaftscommission gehören, denn dazu kommt ein humani täres Elements. Ist es ihm klar, daß ein« der Ha u p t p f l i ch - ten des Stadtraths ist, nach den Arbeiterwoh nungen zu sehen? Ist darin kein humanitäres Element? Im Gegentheil, ich glaube, das ist eine der schwersten unv bren nendsten Fragen, mit denen wir zu thun Haden und über die schon wiederholt in diesem Hause di-cutirt worden ist. Diele Arbeitevwohnungen werden jährlich abgebrochen, und bis jetzt ist eS nicht gelungen, die alten durch zuträglichere und dem Zweck besser entsprechende zu ersetzen. Ueberdies wird der Drang der Landbevölkerung nach der Stadt immer größer, Alle wollen ihrer Arbeitsstelle so nahe wie möglich wohnen, und um dies zu er reichen, werden Gesundheit, Anständigkeit, Moral geopfert. Das wird das liebel sein, mit dem diese localen Körperschaften zu l iämpfen haben. Der Londoner Stadtrath hat selbst einen Theil I oies«r Pflichten übernommen und Sie sollten diese neue Körper-! schäft mit jeder nur möglichen Hilfe und Waffe versehen, um mit Erfolg kämpfen zu können. Und ich behaupte, daß Frauen ebenso nöthig sind, um in diesen localen Körperschaften mit für die Verbesserung der Arbeiterwohnungcn zu arbeiten, als sie es für die Ausübung der Armengesetze sind. Es ist eine ebenso wesentliche, ja eine weit dringendere Pflicht, und ganz falsch ist es, anzunehmen, daß diese Art Arbeit ihnen fern liege oder ihren Fähigkeiten nicht entspreche. Ich möchte nicht gern übertreiben, aber ich halte es für wahr, daß die Frauen, natürlich nur die Frauen, die sich der Sache hingeben, die Arbeiterklassen besser verstehen alsdieMänner. Die Berührung, die zwischen den Arbeiter- cl-assen und den höheren Elasten stattfindet, ist mit Ausnahme der Geschästssachen fast ganz in den Händen der Frau. Alle wohlthätigen oder vielmehr sympathischen Werke und die Kennt- niß des täglichen Lebens sind zum großen Theil der Besitz und das Vorrecht der Frauen und nicht der Männer. . . Sie opfern ein sehr gutes Werkzeug zum Guten, wenn Sie aus dem Stadt rath Diejenigen entfernen, die nicht nur die Bedürfnisse, sondern auch di« Wünsche der Arbeiterclassen kennen. Noch etwas möchte ich Ihnen zu bedenken geben. Si« wissen, die Gemeinderäthe haben sich bis jetzt keines großen Rufes erfreut. Man hat sie — ob mit Recht oder Anrecht — oft beschuldigt, mehr an ihre eigenen Interessen als an die Anderer zu denken. Ich bin der Ansicht, wenn Sie Frauen im Rath haben, haben Sie viel mehr 'Garantie gegen Indolenz und selbstsüchtige Verwaltung, denn die Frauen sind, wie mein edler Freund sagt, von humanitärem Element durchdrungen. Sie fühlen die schrecklichen Aebel, welche die Massen in dieser Stadt drücken. Sie handeln weniger nach Nebenmotiven und mehr nach Humanitätsprincipien als Männer. Schließen Sie sie vom Stadtrath aus, so berauben Sie sich eines der höchsten, beständigsten unv zuverlässigsten Antriebe zu einer wahren, ehrlichen und unermüdlichen Ausübung der Gesetze. Die Macht, mit der Sie die neuen Körperschaften Londons ausge rüstet haben, ist von der größten Tragweite. Es ist nicht recht, sie nicht mit Allem zu versehen, was ihnen bei der Ausübung ihrer Pflichten helfen könnt«, und nun wollen Sie die Frauen ausschließen und den Stadtrath des Einflusses berauben, den sie in einem so hohen und wohlthätigen Grade darin ausgeübt haben. Ich protestire ernstlich dagegen, daß man von uns ver langt, in dieser Sache anderer Meinung zu sein, als das andere ParlamentShaus, und nicht uns aller Werkzeuge zum Guten zu bedienen, die uns zur Hand liegen, und das aus trivialen Grün den und aus Bedenklichkeiten, die nicht Werth sind, daß man da rüber nachdenkt. Welches auch die 'Gefühle Anderer sind, ich kann nicht umhin, für dasjenige Verfahren zu stimmen, das wahrscheinlich in einem hohen Grade einer großen und edlen Sache dienen wird, einer Sache für Recht, Gerechtigkeit und wahre Menschenliebe." Label und deutsche Seeinteressen. Anter dem Titel „Nauticus,EinJahrbuchfür S e e i n t e r e s s e n " ist soeben in dem Beklage von Mittler L Sohn ein werthvolles Nachschlagebuch erschienen, das ähnlich wie das von demselben Verfasser seiner Zeit aus Anlaß des Flottengesehes veröffentlichte Material außerordentlich übersicht lich alle Momente behandelt, die Deutschland auf die See Hin weisen, und immer tiefer im Bolksbewußtsein die Urberzeugung gefestigt haben, daß sowohl aus wirthschaftlichen und politischen Gründen, wie auch zur Wahrung unserer nationalen Ehre eine starke Flotte unentbehrlich ist. Alle Fragen, die für die Marine von unmittelbarem Interesse sind, werden in diesem Buche nicht minder eingehend behandelt, wie die wirthschastlichen Aufgaben, die der Weltverkehr an die Weltmacht stellt. In den letzten Tagen ist deren Wichtigkeit dem deutschen Volke zum Bewußtsein gebracht worden durch die Erörterung über die Legung deS ersten deutschen transatlantischen Kabels, das Emden über Vigo und die Tlzoren unmittelbar mit New Port verbinden soll. Ein interessantes Capitel, das vielerlei Belehrung bringt, widmet Nauticus den Kabeln des Weltverkehrs. Für das unterseeische Kabelnetz sind bisher 5 Milliarden Mark auf gewandt worden. Die Zahl der Unterseekabel beträgt 1500, ihre Länge 35 000 geographische Meilen, und die Zahl der jährlich auf ihnen beförderten Telegramme 6 Millionen. Don den Untersee kabeln gehören 320 mit einer Länge von 150 000 englischen Meilen 35 großen Gesellschaften. England ist fast das einzige Land, das kabellegende Gesellschaften unv Schiffe im Werthe von vielen Millionen besitzt. Es setzt 14 große ozeanische Kabel in Thätigkeit, von denen neun ihm allein gehören. Seit der Be schießung Alexandrias hat England einen Kabelring um Afrika, Amerika und Indien gelegt. Ohne den Gebrauch der Kabel zur Verbindung mit seinen auswärtigen Gebieten und zur Leitung seiner Flotten würden seine Flotten und 'Kohlenstationen nur die Hälfte ihres Werthcs haben. Der Werth des Kabelbesitzes hat sich für Deüschland beim spanisch amerikanischen Kriege und namentlich bei den Samoa wirren außerordentlich fühlbar gemacht, besonders auch durch das Uebec^cwi^t dec englischen Tclegraphengesellschaften unv des englischen Nachrichten-Bureaus Reuter — ein Uebergewicht, das dadurch um so fühlbarer wird, daß die großen Telegraphen bureaus, u. a. auch das Wolff'sche Bureau in Berlin, sich mit Reuter die Welt getheilt haben. Durchbrochen wird dieser Ein fluß durch die neue Niederlassung, die das deutsche Telegraphen bureau in den Vereinigten Staaten begründet hat; weitere über seeische Ausdehnungen scheinen in Aussicht zu stehen. Wenn nun Deutschland sich endlich dazu entschließt — so endet dieses Capitel —, in die Reihe der kabellegenden Nationen einzutreten, so wird hierdurch der deutsche Handel nicht nur ge hoben, sondern auch allgemein ein selbstständigeres Auftreten auf dem Weltmarkt« ermöglicht. Gegenwärtig wird «ine Kabel verbindung mit Deutsch-Südwestafrika hergestellt, und zwar durch Einschaltung von Swakvpmund in das Kabel Mostamedes- Capstadt. Dadurch wird eine Verbindung von Deutschland über Emden-Vigo-Suez-Aden beziehungsweise über Madeira-Teneriffa nach Deutsch-Südwestafrika geschaffen. Auch an der Küste der Balkan-Halbinsel beginnt Deutschland mit der Legung von Kabeln. Ein weiterer wesentlicher Schritt ist die oben erwähnte Legung eines eigenen deutschen Kabels nach Nordamerika. Zu diesem Zwecke ist eine Gesellschaft mit einem Capital von 3 Mill. Mark in Köln im Jahre 1898 begründet. Eine Kabelfabrik wird in Nordenham erbaut, und am 1. Mai 1899 dankte der deutsche Kaiser dem Präsidenten Mc. Kinley telegraphisch für die Ge nehmigung der Landung auf amerikanischem Gebiete. Hierdurch werden unsere Seeinteressen nicht nur eine erhebliche Steigerung, sondern auch eine sehr werthvolle Sicherung und Unterstützung er fahren. , Deutsches Reich. — Leipzig, 29. Juni. (DaS socialistische Zukunfts ministerium.) In einer Abrechnung, die „Genosse" Lieb knecht unlängst in öffentlicher Versammlung zu Pieschen bei DreSven mit dem ketzerischen „Genossen" Bernstein gebalten bat, ist dem Gehege seiner Zähne unter dem Beifall der andächtig lauschenden „Genossen" bekanntlich der selbstbewußte Satz entflohen: „Ich getraue mir, in kürzerer Zeit, wie jetzt Loubet in Frankreich, ein Ministerium auS unseren Reihen zu bilden, das dir Posadowsky, Brefeld rc. bei Weitem überragt." Das das Durchschnittömaß weit überragende unfehlbare Selbstgefühl des um Liebknecht versammelten engeren Kreises zielbewußter Genossen würde diese gewiß ver anlassen, im Falle einer Berufung unter dem alternden Ober genossen als Ehrenpräsidenten die bisher so unzulänglich und unwürdig besetzten Ministersessel einzunebmen. Bebel, als Minister des Innern, würde mit der ganzen Leidenschaft lichkeit seiner Rednergabe in kürzester Zeit die zerfahrenen Verhältnisse ordnen und einen noch nie dagewesenen idyllischen Zustand allseitiger Zufriedenheit berbeifübren. Ter im glück lichen Besitz des Adelsprädicats befindliche Genosse v. Vollmar erscheint als Minister deSAnSwärtigen besonder- qualificirt, gewissen internationalen Gepflogenheiten schon durch seinen Namen Rechnung zu tragen. Es dürfte ihm als regel mäßigem Besucher des ReickStag« und aufmerkamem Zuhörer des Herrn v. Bülow nicht schwer fallen, dir Erfolge desselbrn weit in den Schatten zu stellen. Daß für die Finanzen Niemand andere« als „Genosse" Singer in Frage kommen kann, der es verstanden hat, ein recht ansehnlich«» Vermögen hinter sich zu bringen, bedarf keines besonderen Beweist«. Die besondere Befähigung zum Kriegsminister, der in dieser schlechtesten aller Welten zunächst noch nickt zu entbehren ist, bat „Genosse" Schippel in so reickim Maße erbracht, daß ihm kein Genosse diesen glanzenden Posten streitig machen wird. Es ist nickt zu zweifeln, daß eS dem fachmännischen Berständniß Schippel'S im Handumdrehen gelingt, sich de« Vertrauen« der Armee zu versichern. AIS Marine Minister möchte der Cbef der Social demokrati« in der großen Seestadt Leipzig, vr. Schönlanck, eine durchaus angemessene, durch kein fachmännische-Wissen beschwerte Rolle spielen. „Genosse" Heine, „al- feiner Jurist", würde da- Departement der Justiz von veralteten, rückständigen Anschauungen reinigen und auf die ideale Höhe nie fehl gehender Gerechtigkeit heben, und „Genosse" Hoffmann, unter dcm Namen „10 Gebote-Hoffmann" weithin bekannt, gäbe den trefflichsten CultuSminister. Der im Umgang mit Menschen wohlerfahrene „Genosse" Gastwirth Zubeck möchte kein übeler Verkehrsminister sein und Molkenbubr würde al- Handelsminister eine zweifellos stattliche Rolle spielen. Für die anderen Ressort- u. s. w. würde unter den nach Leistungsfähigkeit unv Kenntnissen sich selbst ciuschätzenden Genossen kein Mangel sein. Nichtsdestoweniger bleibt in dem befangenen bürgerlichen Gemüth der Zweifel bestehen, ob unter einem derartigen Ministerium statt des erhofften Friedens nicht vielmehr die Anarchie herrschen würde. Die Anordnung der Namen der wichtigsten Zukunflsminister nach französischem Muster ergiebt: von Vollmar Heine Hoffmann Singer Schippel Liebknecht Bebel. Da- heißt: Anarchie! K Berlin, 29. Juni. (Arbeiter Bergarbeiterunruhen in Herne. Cocottenblatt, das sich nach oben beliebt machen möchte, hatte gefunden, daß zwischen dem Verlauf der ersten Lesung des Arbeiterschutzgesetzes und den Bergarbeiter unruhen in Herne ein „Causalnexus" bestände. Darüber wäre kein Wort zu verlieren gewesen, aber konservative und Stumm'sche Organe halten sich nicht für zu gut, in die Fuß stapfen jenes „OrganS" zu treten und die Abgg. Bassermann und Lieber als die intellektuellen Urheber der Exceffe und Zusammenstöße im Kohlenreviere zu denunciren. Wären wir Gegner eines jeglichen Schutzes der Arbeitswilligen, so könnten wir dieses Verhalten mit Freuden begrüßen. Denn diese Methode der Empfehlung der Regierungsvorlage würde, wenn fortgesetzt, alle anständigen Leute in das Lager der absoluten Verweigerung treiben. ES ist niedrig, die Gegner eines Gesetzentwurfs, den man selbst als verfehlt und dessen Einbringung man — die „Kreuzztz." hat die- soeben erst gethan — als einen Fehler bezeichnet hat, der Anstiftung von Verbrechen und Vergeben zu bezichtigen, die von den bestehenden Gesetzen mit ausreichender Strafe bedroht werben. Die Regierung wird gut thun, ihrer Presse dir Betheiligung an diesem Treiben aufs Strengste zu verbieten. Denn der Spieß könnte umgedreht werden. Auf dem Schauplatze der AuSstandeS hat eS an Gendarmen gefehlt und diesem Um stande sind die Ausschreitungen zuzuschreiben. Wie nun, wenn man in diesen ungenügenden Vorkehrungen einen „Causal- nexuS" zwischen den derzeitigen gesetzgeberischen Wünschen des Grafen PosadowSky und den argen Vorgängen in Herne fände? Diese Vermutbung ließe jedenfalls auf keinen schlechteren Charakter schließen, als ihn sich die Urheber der Angriffe gegen Bassermann und sonstige Gegner der „Zucht- hau-vorlage" selbst bezeugen. Ueber die Entstehung der Un ruhen im Koblengebiet wird man Näheres abwarten müssen. Jedenfalls ist die Socialdemokrati« — die nichtpolnische Sorialdemokratie — daran nicht oder sehr wenig betheiligt. Und gegen die Socialdemokratie soll nach der unseres Erachtens richtigen Ansicht der Regierung ein Gesetz zum Schutze der Arbeitswilligen seine Spitze richten. Die Excedenlen sollen durchweg Polen sein, eine Nationalität, der man Jahre hin durch den alten Respekt vor preußischer Ordnung von oben her au-getrieben hat. Wenn man schon rin Bedürsniß empfindet, die eigentlich Schuldigen in Berlin zu finden, so mag man sich einmal in dieser Richtung umiehen. /». Berlin, 29. Juni. Der Stadt-Kölnischeave»« s i ch e r u n g s c a s s e gegen Arbeitslosigkeit tm Winter wird al» einer praktischen Probe auf das Exempel einer Arbeitslosen-Versicherung von den Socialpolitikern seit je her aufmerksame Beachtung geschenkt. Angelehnt an die Köln Allgemeine Arbeitsnachweisanstalt, unterstützt von gemeinnützigen Vereinen und hochherzigen Arbeitgebern, dazu einer städtischen Unterstützung sich erfreuend, ist gerade die Kölnische Arbeitslosen- Versicherung geeignet, unter d«r Arbeiterschaft wegen der günsti gen VersicherungSbedingung en Anklang zu finden, und das um so mehr, als die Satzungen im vorigen Jahre «iner für die Arbeiter I sehr günstigen Umgestaltung unterzogen sind. Nach den jetzigen I Satzungen ist z. B. ein Versicherter nicht verpflichtet, in eine durch I einen AuSstand frei gewordene Stell« «inzutreten; um den An ¬ schutzgesetz und ) Ein Berliner
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite