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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189601295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-29
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1896
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mit diese« Gesetze gemacht hätten, jemals zurückgenommea werd« kömtten. Nbtz. Vach nicke (frs. ver.) erblickte in dem Antrag« Hitze nur ein« Aufforderung an die Negierung, da- Gesetz gl» prüfe«; aber die Vorschläge für die Revision sei« «och nicht genügend gereift; allc die beklagten Mängel lägen an de« ganzen System, wir hätten auf dem Boden de, freiwilligen Versicherung bleiben sollen. Abgeordneter Enneccerus (natlib.) hob hervor, daß wir niemals die großen Ziele erreichen würden, wenn wir auf dem Boden der freiwilligen Versicherung geblieben wären, und erklärte, für den Antrag Hitze stimmen zu wollen. Abg. G af v. Roon (kons.) versicherte, daß die Konservativen sib in der Fürsorge für die wirthschaftlich Schwachen von keiner Partei übertreffen lassen und sprach sich sodann gegen da- Marken system, sowie gegen die hohen Verwaltungskostcn der Ver sicherung aus. Abg. Singer (sozd) empfahl den Antrag Auer. Staatsminister v. Börtlicher betonte, es ginge aus materiellen Gründen nicht an, die Altersgrenze für die Invalidität auf das 60. Lebensjahr herabzusetzen, wie es der Antrag Auer wolle. Abg. Freiherr v. Stumm (Reichsp.) will den Arbeitern die Koalitionsfreiheit nickt nehmen, er kämpfe aber gegen die von den Sozialdemokraten angestrebte Organisation der Arbeiter an, um nickt den Terrorismus auskommen zu lassen. Abg. Stadthagen (sozd.) will den Antrag Auer angenommen wissen, damit der Regierung ein Anstoß gegeben werde zu weiteren Schritten auf dem Gebiet der Sozialpolitik. Nach dem Schlußwort des Abg. Hitze (Centr.) wird dessen Antrag angenommen, der Antrag Auer dagegen abgclehnt. Auf Anfrage des Abg. Hammacher (natlib.) erklärte Staatsminister v. Boetticher, daß der Entwurf eines Auswanderungsgesctzes jetzt dem Kolonialrath zur Begutachtung vorliege; einen bestimmten Termin, wann der Entwurf an den Reichstag gelangen werde, könne er nicht angeben. Auf Beschwerden des Abg. Bebel (sozd.) entgegnete der Staatsminister v. Boetticher, daß die Rsichsregierung fortgesetzt bestrebt sei, die Mißstände bezüg lich der Gesundheitspflege und der Arbeitszeit in verschiedenen Gewerbebetrieben durch die Gesetzgebung oder durch Verord nungen zu beheben. Italien. Dir Befreiung des wackeren Gaiüano durch eine ehrenhafte Kapitulation von Makalle wird in ganz Ita lien mit Jubel begrüßt ; Über die voraussichtlichen militärischen und politische« Wirkungen des Vorganges ist man dagegen sehr verschiedener Meinung. In auflodernder Begeisterung war am 25. d. eine Anzahl italienischer Städte beflaggt und am Abend illuminirt. Am Montag, am Jahrestag der Schlacht bei Dogali, fand in Rom vor dem zur Erinnerung an die Schlacht errichteten Denkmal eine Gedenkfeier statt, an der die Gemeindevertretung, verschiedene Bereinigungen und eine große Menschenmenge theilnabmen. ES wurden patriotische Reden gehalten und enthusiastische Kundgebungen für di« in Afrika befindlichen Truppen veranstaltet. — In zwischen ist aber bereits wieder eine Hiobspost eingetroffen. Die Kolonne de- tapferen Verteidigers von Makalle, des Oberstlieutenants Galliano, ist nach ihrem Abmarsch aus Makalle von den Abessyniern überfallen und entwaffnet wor den. Der Ueberfall sei durch eine Abtheilung Ras AlulaS erfolgt, da dieser Heerführer mit RaS Makonnen in Mei nungsverschiedenheiten über die Auslegung de- Kapitulations vertrages gerathen sei. Bulgarien. Wie die „Agenzia Stefani" berichtet, bewilligte der Papst dem Prinzen Ferdinand von Bulgarien auf besten Bitte am Montag Abend einen Empfang im strengsten Jncognito. Thatsächlich hatte der Prinz Orden angelegt und fuhr mit einem Gefolge von fünf Personen zum Vatikan. Die Audienz war von sehr kurzer Dauer. Der Papst empfing den Prinzen ohne Gefolge und erklärte dem selben, daß der Uebertritt des Prinzen Boris mcht gestattet werden könnte. Hierauf verweilte der Prinz Ferdinand kurze Zeit beim Kardinal Rampolla. Oertliches «M> Sächsisches. Riesa, 29. Januar 1896. — Der Schulausschuß Hierselbst hat auf Vorschlag des Stadtrathes zur Wiederbesetzung der durch Weggang des Bürgerschullehrers Herrn Otto Hoelemann erledigen stän- digcn Lehrerstelle und zur Besetzung der neuerrichleten 39. und 40. ständigen Lehrerstelle den bisherigen L.hrer in Hohen stein, Herrn Karl Otto Däweritz, als 38., den bisherigen Hilfslehrer in Lauterbach, Herrn Karl Hermann Skolle, als 39. und den derzeitigen Hilfslehrer in Kleinzschachwitz, Herrn Hermann Paul Rößner, zum 40. ständigen Lehrer an der Bürgerschule gewählt, welche Wahlen von dem Königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterricht« be- stätigt worden sind. — Ferner hat die oberste Schulbehörde, nachdem der Schulvorstand zu Röoerau an Stelle des als ständigen Lehrer nach Oederan versetzten Lehrers Herrn Wilhelm Curt Berthold den seitherigen H.l'Slehrer zu Geyer, Herrn Emil Bruno Schnädelbach, zum 2. ständigen Lehrer in Röderau gewählt hat, die Wahl desselben bestätigt. — Der evangel. Männer- und Jünglingsverein veran staltet morgen, Donnerstag, Abends 8 Uhr im Wettiner Hof einen Familicnabend. Da« Programm enthält unter Anoe- rem einen Vortrag aus der vaterländischen Geschichte, mu sikalische Vorträge (Streichquartette), sowie zwei Declama- torien aus dem Jünglingslebcn. Lin Eintrittsgeld wird nicht erhoben, jedoch werden freiwillige Beiträge dankbar entgegen genommen. Die ihm gemachten Zuwendungen ver wendet der Verein nicht in seinem Jnterrffe, sondern zu wohlthätigcn Zwecken. Alle Freunde und Gönner des Ver ein«, sowie alle Liebhaber einer rdeln christlichen Geselligkeit und Unterhaltung seien auf diese Veranstaltung, insbesondere auch auf den in Aussicht gestellten musikalischen Genuz auf merksam gemacht. — Al» ersten Frühlingsbote» übersendet «an uns heute «inen «mteren Maikäfer, der in Panfitz sich ans Tageslicht ^gekrabbeit" hat. Der braune Bursche wird die gegenwärtige Witterung nicht sonderlich angenehm finden und keine vor- nligstir wohl schwer büßen müssen, dem ehe die „Mailüfterl" wehen, werden noch Wochen vergehen. — Der „Post" zufolge ertheilte der Kaiser den Sani tätsoffizieren die Etlaubniß, anstatt des bisherige« Degen« ta« sonst bei der Armee eingeführte Offiziers-Seitengewehr zu tragen. — vom Landtage. Die Zweite Kammer hatte in ihrer gestrigen Sitzung dir Berathung über die Petition oes PolizciregistratorS Wellner in Schwarzenberg und Genossen, Uebcrsetzung des Sckulelrsn «ruck auf Staatskosten be treffend, auf der Tagesordnung stehen. Tue Deputation schlug vor, die Petition auf fick beruhen zu lassen. Die Abgg. Or. Mehnert und Thcucrkorn sprachen gegen diese i Vorschlag und beantragten, die Petition der Regierung zur Kennlnißnahme zu überweisen. Kür den Deputationsvor schlag sprachen die Abgg. Goldstein und Or. Schill. Es wurde mit 40 gegen 29 Stimmen beschlossen, die Petition auf sich beruhen zu lassen. * Gröba, 27. Januar. Eine vom patriotischem Geiste durchwehte Festlichkeit wurde im Saale des Kameraden A. Pietsch gestewl begangen: Der Kgl. SM. Mil.-Verein für Gröba u. Umg. hielt sein 7. Stiftungsfest, rerbunden mit der Nachfeier der 25jährigen Frier der Kaiserproklamation und der Vorfeier des Geburtstages Sr. Mas. Kaiser Wil helm ll., ab. Eingcleitct wurden die Festlichkeiten durch ein von der Kapelle des 11. Jnf.-Rcgrs. Nr. 139 aus Döbeln unter der persönlichen Leitung des Stabshoboisten Herrn A. Lange sehr gut und exact auSgesührteS Concert. Während desselben fand die Begrüßung der erschienenen Ehrenmit- glieder, Kameraden und Festtheilnehmer, u. A. einer Depu tation der Freien Vereinigung Kampfgenossen aus Riesa, sowie einer solchen vom Kgl. Sächs. Mil.-Verein Jäger und Schützen, Riesa, durch den Vereinsvorsteher Kam. Heidenreich start. Zum Schluß seiner Ansprache brachte derselbe ein Hoch auf den hohen Protektor Se. Maj. König Albert aus, worauf von sämmtlichen Anwesenden die Sachsenhymne stehend gesungen wurde. Sine weitere patriotische Ansprache hielt Herr Pastor Werner, welcher sämmtliche Anwesenden er mahnte, stets der Worte, welche auf der Vereinsfahne stehen: „Gott mit uns", „Wir mit Gott", eingedenk zu sein. Ec ermahnte die Kameraden, auch das zu halten, was sie einst geschworen haben, und zu handeln nach dem Wahlspruch der Mil -Vereine: „Mit Gott für König, Vaterland, für Kaiser und Reich". Redner gedachte zum Schluß der drei Geburts- tagSfeste, welche der Verein beging und brachte ein Hoch aus auf Se. Maj. den Kaiser, sowie auf das gesammte deutsche Reich, worauf sämmtliche Anwesenden in das Lied „Deutsch land, Deutschland über alles" begeistert ««stimmten. Als dann überreichte Kam. E. Strehle mit einer schwungvollen Anrede eine vom Mil.-Bere n Gröba den demselben jetzt noch angehörenden 15 Mitkämpfern m den Feldzügen 1866, 1870 und 1871 gewidmete Ehrentafel, wogegen als Gegen geschenk Kam. Siegel eine von den Kampfgenossen gestiftete sein ringerahmte Photographie sämmtlicher 15 Kampfgenossen übergab. Während des Concertes wurde dann noch von Kam. Th. Zimmer der hochgeehrten Freifrau von Kommer- städt, welche leider durch Krankheit an der Festtheilnahme abgehalten war, gedacht, ferner der Ehrenmitglieder, und brachte Redner auf dieselben ein Hoch aus, wofür von Herrn Rittmeister v. Kommerstävt gedankt wurde, der dem Berlin ein dretmaligcS Hoch widmete. Hierauf sprach Kam. Fr. Hoffmann und erinnerte an das, wiS der Bezirksvorsteher Kam. Wilke dem Verein am 1. Stiftungsfeste mit auf den Weg gegeben, nämlich an die drei Säulen: Gottoertrauen, KönigStreue und Vaterlandsliebe, w Ich' erstere namentlich von dem Herrn Geistlichen gepflegt werde und brachte ein Hoch auf Herrn Pastor Werner aus. Nach d.m Concert folgte ein animirter Ball, welcher die Gäste und Kameraden bis in die frühen Morgenstunden vereint hielt. Erwähnt sei noch, daß Küche und Keller des Kam. A Pietsch nur Gutes lieferten. Den Kameraden wird das gut gelungene 7. Stiftungsfest wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Potschappel. In dem unweit des Rittergutes Pot- schappel gelegenen Kochschen Steinbruche brach am Sonnabend Vormittag unvermnthet eine Masse losen Gesteins nieder. Die Mehrzahl der Arbeiter vermochte sich noch reckrzeuig zu rett.m; nur der 38 jährige Steinbrecher Gustav Manuel aus Nieder Pesterwitz erlitt u. A. so schwere Schädelver letzungen, daß der Tod binnen Kurzem eintrat. Der Ver- ungmckle hinterläßt eine zahlreiche Familie. Zittau, 27. Januar. Eine alte Sitte wird in dem wendischen Theile der sächsischen Oberlausitz am letzten Sonn tage im Januar gepflegt, ein Brauch, der sonst nirgendwo bestehl und dessen Entstehen Jahrhunderte zurückliegr. An diesem Tage „feiern nämlich hier die Vögel ihre Hochzeit", und die ganze Einwohnerschaft begeht dreses auf einer allen Sage b ruhende Fest mit. Schon am Tage vorher stellen die Kinder Schüsselchcn vor die Fenster der Häuser; und auch in den kleinsten und ärmlichsten Hütten wird dieser Brauch nicht versäumt. Mit größter Zuversicht erwarten nun die Kinder, daß sie von den Vögeln nicht vergessen werden und auch ihren Antheil an dem HochzeitSschmause derselben erhalten. Am anderen Morgen sind die Schüssel chcn dann von Elternhand mit allerhand Süßigkeiten gefüllt. Zittau, 28. Januar. Ein bedauerlicher Unzlücksfall hat sich im i ahen Olbersdorf zugetragen. Dort brannte eine Strohfeime nieder, und als der Brandschutt weggeräumt wurde, fand man unter demselben eine vollständig verkohlte Leiche eines jungen Mannes. Ueber die Persönlichkeit desselben konnte noch nichts festgestellt werden. Wahrscheinlich ist es ein Handwerksbursche, der in der Feime genächtigt und vielleicht auch in Folge Unvorsichtigkeit dieselbe in Brand gesetzt hat. Freiberg, 26. Januar. Die seit mehr als Jahres frist zum Zwecke völliger Erneuerung des Innern geschlossene Gt. Petrittrche wurde heute feierlich wieder eröffnet. Vor mittags 10 Uhr bewegte sich ein Feftzug, an welchem Ver treter des Konsistorium«, die Geistlichkeit, die königlichen und städtischen Behörden, Vertreter der Bergstudente« und de» Berg- und Hüttenwesens überhaupt in ihrer schmucke« Tracht, da« städtische Realgymnasium und eine große Anzahl Ge meind-glieder theilnabmen, »urch die festlich -eschmückten Straßen vom Obermarkt au« in tie Kirche. Hier faud der Weihegotte-dienst statt, bei welchem u. A. auch der Vertreter des Konsistoriums (Geh. Rath Meusel), sowie der Super intendent Hässelbarth Ansprachen hielten. Lin Festessen im Kausha-l-saale beschloß die Feier. Scheibenberg, 27. Januar. Ein beklagenSwerther Unfall ereignete sich vorgestern im hiesigen Schützenbause bei den Gerätheübungen des hiesigen Turnvereins. Eine zur Befestigung de« am'gest llten Recks dienende Kette riß in dem Augenblicke, a's der in Turnerkreisen bekannte Vor turner Lehrer Estler, aus Ehrenfriedersdorf gebürtig, eben eine Uebung an demselben vornahm. Mit größter Wacht stürzte der BedauernSwerthr au? den Hinterkopf, während die schwere eiserne Reckstange auf dir Stirne desselben auf- scklug. Besinnungslos wurde er aufgehoben und in seine Wohnung gebracht. Bis gestern war da« Bewußtsein noch nicht wieder zurückgekehrt; der Unglückliche dürfte infolge einer Gehirnerschütterung aus längere Zeit dienstunfähig sein. Vom Vogtlands. H'er bat der letzte heftige Schneefall in den Wäldern vielfach Bäume beschädigt. Die Wege sind ganz unpassirbar. Am letzten Sonntag hatten die Hau besitzcr keine Sonntagsruhe ; sie waren stundenlang mit dem Auswerfen von Schnee längs ihrer Häuser be schäftigt, um einen Fußfv-'g herzustellen. Bei einer Höhen lage von 7'/, Hundert Met-r konnte man sehen, wie ergraute, bärtige Männer, nur Lederpantoffeln an den nackten Füßen, lustig im Schnee schaufelten. Lengenfeld, 27. Januar. Ein Gemeindemitglied bat der Kirchenkasse 2000 Mark für die Kirchenheizung mit der Bestimmung übergeben, daß die Heizung in diesem Jahre fertiggestellt und im nächsten Winter der Benutzung über geben werden soll. Der edle Geber hat sich die Veröffent lichung seines Namens streng verbeten. Frankenberg, 27. Januar. Für das seit 1. Oktober vorigen Jahres durch den Uebertritt des Pastors Böttcher in den Ruhestand erledigte Pfarramt im benachbarten Sachsen burg hat am heutigen Tage der Kirchenvorstand daselbst Herrn Prediger W. Vogel aes Dresden, derzeit an der evangelisch-lutherischen Jesuskirche in Berlin, als Pfarrer gewählt. Borna, 26. Januar. Die am Freitag Nachmittag hier abgehaltene Versammlung des Bundes der Landwirthe übermittelte auf Vorschlag des Rittergutsbesitzers Landmann- Nenkersdorf dem Grafen K mitz ein Telegramm folgenden Wortlauts: „Dem Grasen Kanitz, auf dem die Hoffnung der deutschen Landwirthschaft steht, versichern voll Dank treue Nachfolge aus dem beschrittenen Wege 400 sächsische in Borna versammelte Landwirthe." Von dem zur Zeit in Dresden weilenden Reichstagsabgeordneten Dr. v. Frege-Weltzien ging eine Depesche ein, in welcher er seinem Bedauern Ausdruck gab, durch Landtagspflichten am Erscheinen verhindert zu sein. Leipzig, 27. Januar. Den Lehrern ist durch die Bezirks- und Lokal'chulinspektionen verboten mit der Hand zu züchtigen — doch wird dagegen noch oft genug gcsihlt. Jeder, auch ein ganz unbedeutender Schlag, kann sehr üble Folgen haben, wenn plötzlich das Ohr durch die Hand mit verdeckt, d. h. die Lust gewaltsam in das Gehöorgan gepreßt wird, ohne rasch wieder Ausgang zu finden. Da entstehen dann Zerreißungen des Trommelfells, die langsam bei den Kindern verheilen. Ein solcher Fall lag heute dem König!. Landgericht Leipzig vor — ein ganz leichter Schlag auf Backe und Ohr eines 10 jährigen Knaben hatte eine Zerreißung des Trommelfells zur Folge gehabt, und der Lehrer wurde zu 30 Mark Geldstrafe, sowie zur Tragung der Kosten verurtheilt. Berlin. Der 76 jährige pensionirte Geh. Kanzlei sekretär aus dem Finanzministerium Otto Schilling verlor im vorigen Jahre seine Frau. Er bezog in der Garten straße 38 eine Wohnung neben seinen Kindern. Bald ver liebte er sich in die in demselben Hause dienende 22 jährige Lola Streichenhahn, überhäufte sie mit Geschenken und ließ sich mit ihr am 2. Januar nach Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen heimlich trauen. Seinen Kindern wollte er erst davon Mittheilung machen, wenn er eine von ihnen ent fernter liegende Wohnung gefunden haben würde. Sie er fuhren jedoch von seinem dummen Streich und überhäuften ihn mit Vorwürfen, während er andererseits aus dem Vor haben der einstweilen nur tagsüber bei ihm wirchschaftenden jungen Frau entnahm, daß sie ihn nur um der Versorgung Willen gehcirathet hatte. Am Montag früh fand man ihn blutend in seinem Zimmer. Er hatte sich eine Kugel in tie Seile gejagt, bestreuet jedoch, etwas davon zu wissen. Da er vorher an Seldiamord gedacht, scheint kein Zweifel daran zu sein, daß er sich selbst tödten wollte. Zu Gunsten der jungen Frau hat er vorhrr das Testament gemacht. Aus Thüringen. Ein hübsches Vermögen hinter ließ der zu Hirschberg a. d. S., kurz vor Vollendung des 90. Lebensjahres gestorbene Rentner Joh. Lorenz Lerchner, obwohl er in anscheinend dürftigen Verhältnissen gelebt hatte. Etwas von dem Gegentheil davon schimmerte zuerst im No vember v. I. durch, a'.s er 12 000 M. zum Bau eines Asyls für altersschwache und alleinstehende Personen be willigte. Es wurde sofort mit dem Bau begonnen, da L. selbst das Haus noch beziehen wollte. Der bisher für arm gehaltene Mann entschloß sich sogar zu einer Nachverwilligung zur Ausführung des Baues in größerem Maßstabe. Jetzt, nach seinem Ableben, verlautet von einer Hinterlassenschaft von 70 000 Mk. ; doch ist dieselbe wohl noch nicht definitiv ermittelt.
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