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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189602132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-13
- Monat1896-02
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1896
- Autor
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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger (Elbeblatt and Anzeiger). Telegramm-Adresse „Tageblatt", Riesa. Amtsblatt Fernsprrchstelle Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Grotzenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa 36 Donnerstag, 13. Februar 1836, Abends. LS. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Biertchährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditionen tn Riesa und Strehla oder durch unsere Träger srei in» Hau» 1 Mark 50 Pf., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch den Briefträger frei ins Hau» 1 Mark 65 Pf. Anzetgen-Annahme für die Nummer de» Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstrake 59. — Für die Nedactton vecantwirrlich: Hermann Schmidt, Riesa. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Dem Reichstage ging ein Weiß buch zu, enthaltend 23 Aktenstücke, betreffend die jüngsten Vorfälle in der Südafrikanischen Republik. Das Weißbuch wird in den Blättern beifällig ausgenommen. Die „Rat.- Ztg." sagt: Die veröffentlichten Aktenstücke ergeben, daß die Rechte und Interessen der Deutschen mit 'Rachdruck und Um sicht gewahrt worden sind. — Das „Berl. Tagebl." hebt die Entschiedenheit hervor, womit die deutsche Regierung ihre Friedens, und rechtsfreundliche Politik vertreten habe, ohne die friedlichen Beziehungen zwischen England und Deutschland zu trüben. — Die „Boss. Ztg." begrüßt die Veröffentlichung, welche Klarheit über die Absichten der Reichsregierung ver- breite; zur weiteren Klärung werde die Debatte im Reichs tage beitragen. Bom Reichstag. Gestern beschäftigte man sich mit der Interpellation des Abg. Frhrn. Hcyl zu Herrnsheim (natlib.) bezüglich der Arbeiterinnen der Konfektions- u. Wäsche, brauche. Der Interpellant wies auf die großen Mißstände hin, die in den Verhältnissen der Arbeiterinnen dieses Gewerbe zweiges herrschten, und richtet an die verbündeten Regierungen die Anfrage, welche gesetzgeberischen Maßnahmen man zum Schutz für Gesundhert und Sittlichkeit und gegen Ausbeutung dieser Arbeiterinnen durch das Trucksystem zu ergreifen beab sichtigte. Staatsminister ».Bötticher erklärte, daß er ganz auf dem Boden der Interpellation stehe; der Interpellant habe den Finger auf eine ichwere Wunde gelegt, und wenn auch die Absichten der verbündeten Regierungen sich noch nicht zu einer bestimmten gesetzgeberischen Vorlage verdichtet hätten, so beweise doch ihre ganze Thätigkeit, daß sie auf diesem Gebiete zu helfen bestrebt seien. Daß beweise auch schon die Novelle zur Gewerbeordnung von 1891, welche Be stimmungen gegen das Trucksystem, sowie über die Fest- setzung der Arbeitszeit und die Ausdehnung des Schutzes über den engeren Bezirk der Fabrik hinaus enthalte. Aber die Anwendung aller dieser Bestimmungen stoße gerade in der Konfektionsbranche auf große Schwierigkeiten; die Schwierigkeiten müßten jedoch überwunden werden, und es seien auch schon im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, sowie im Reich»amt des Innern die erforder lichen Schritte hierzu eingeleitet worden. Die Kommission für Arbeitsstatistik sei bereit» mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragt. Aber er könne nicht verschweigen, daß eine durchgreifende Besserung der Verhältnisse nur dann Platz greifen würde, wenn sich auch die Arbeitgeber ihrer sozialen Pflichten gegenüber ihren Arbeitnehmern erinnerten. Bei der Besprechung der Interpellation empfahl der Abg. Hitze (Ctr.) die Einsetzung weiblicher Fabrikinspektoren dezw. eines Schutzkomilee« von Herren und Damen zur Beaufsichtigung der Heimarbeit. Den Andrang von Arbeits kräften könnte eine Warnung vor Zuzug hindern. Abg. Schall (kons.) erkannte eb nsalls die traurigen Zustände an, -befürwortete eine ernste Abhilfe und findet es ganz begreif lich, daß unter den Arbeiterinnen dieses Gewerbezweiges ein Arbeitsausstand ausgebrochen sei ; der Redner freute sich, vor eine Frage gestellt zu sein, bei der seine Freunde ihr warmes Herz für die Armen und Nothleidenden im Lande zeigen könnten. Abg. Fischer (sozd.) betonte insbesondere die große Unfittlichkeit, die in den Kreisen dieser Arbeiterinnen herrsche, und machte dafür die beispiellos schlechten Löhne, sowie die Ausbeutung durch die Unternehmer verantwortlich. Abg. Rickert (frs. Ver.) stimmte einer gründlichen Unter suchung auf diesem Gebiete zu, glaubte aber, es werde sich dabei Herausstellen, daß die Klagen doch weit übertrieben seien. Der preußische Handelsminister Frhr. v. Berlepsch hob hervor, daß die Gründe für die beklagenswerihen Miß stände in dem überreichen Angebot weiblicher Arbeitskräfte, in dem System der Zwischenmetster und in dem Umstand, daß «S sich wesentlich um Hausarbeit handle, zu suchen seien. Durch die Gesetzgebung könnte man wohl in einigen Rich tungen vorgehen, aber nur dann, wenn Werkstätten vor handen seien. Solange e» sich aber nicht um Werkstätten, sondern um Hausindustrie handle, könne die Gesetzgebung, wie sie jetzt liege, nicht abhelfen. Es werde nun gründlich unter sucht werden müssen, ob die gesetzgeberischen Maßnahmen auf die Hausarbeit übertragen werden könnten. Weibliche Fabrikinspektoren würden da auch nicht helfen; er halte die Einsetzung weiblicher Fabrikinspektoren überhaupt für un richtig, well sie da» nicht leisten würden, was man von ihnen wünsche und erwarte. Freiwillige Hilfe könne in diesem Falle viel leisten. Die heutige Bei Handlung werde hoffentlich die Unternehmer veranlassen, Mettel und Wege zur Abhilfe der Nothstände zu suchen. Abz. Zim mermann (dtschso;. Refp.) meinte, daß die Gesetzgebung hier werde eingreifen müssen, unter Umständen aucb gegen die Interessen der Unternehmer. Der sozialdemokratische Redner habe ge sagt, daß die Sozialdemokratie d.e Interessen der Arbei- terinncn am besten wahrnehme, aber wenn sich die Arbei- terinnen auf die Sozialdemokraten verlassen wollten, dann wären sie verlassen. Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim (natlib.) bemerkte, daß der Ausstand den Arbeiterinnen nicht helfen könne, Lies könne nur auf dem Wege der Gesetz gebung geschehen. Abg. Fischer (sozd.) iührte aus, dre Sozialdemokratie habe immer den Standpunkt eingenommen, daß die Arbeiterschutzgescygebung ungenügend sei. «bg. Hitze (Crr.) hielt dem Vorredner entgegen, daß eie Sozialdemo kratie bei allen Versuchen zur Abhilfe von '.lll'ßftäns.n prak- tisch einzugreifen, versage. — Damit war die Interpellation erledigt. Bulgarien. Wie die „Agence Balcanique" meldet, hat die Regierung aus Konstantinopel die offizielle Mit- theilung erhalten, daß der Sultan den Prinzen Ferdinand als Souverän von Bulgarien anerkannt und den türkischer Botschaftern bei den Großmächten den Auftrag gegeben hat, die betreffenden Regierungen um ihre Zustimmung zu bitten. — Eine zuverlässige Persönlichkeit, welche gelegentlich des jüngsten Wiener Aufenthalts der Fürstin Marie Louise von Bulgarien eine eingehende Unterredung mit ihr gepflogen hat, erzählt einem Gewährsmann des „B. T." Folgendes: Die Fürstin ist thatsächlich recht leidend, ihre Nerven sind in hohem Grade angegriffen. Dies ist die Folge der schwere» Seelenkämpfe, welche die Fürstin durchmachte. Indessen ist es vollständig unrichtig, daß sie eine Ehescheidung plane. Sie lasse sich in allererster Linie von ihren Gatten- und Mutterpflichten leiten und werde nach zwei Monaten bestimmt nach Sofia zurückkehren. Zwischen dem Fürstenpaar bestehe kein Zwiespalt, wohl aber zwischen dem Fürsten Ferdinand und dem Herzog von Parma; Letzterer sei über den Schwieger sohn erbittert. Die beiden Männer würden sich kaum jemals wieder die Hände reichen. — Wie aus Sofia gemeldet wird, entsenden die Klöster aus dem Berge Athos eine Abordnung nach der bulgarischen Hauptstadt, welche der Zeremonie des Uebertrittes des Thronfolgers Prinzen Boris beiwohnen und ein großes mit Edelsteinen besetztes kreuz als Geschenk der Klöster für den Prinzen mitbringen wird. verttiches und Sächsisches. Rtesa, 13. Februar 18S6 — Petrus wird alt und versieht offenbar sein Wetter macheramt nicht mehr mit der altgewohnten Akkuratesse, wes halb es denn auch gar nicht zu verwundern ist, daß wir Heuer einen Winter haben, der kein Winter ist und der nicht nur Kohlenhändler und Kürschner, sondern selbst einen Falb zur Verzweiflung bringen muß. Jetzt, zu einer Zeit, zu der sonst nur die Eisblumen an den Fenstern sich zeigen, sendet der Frühling von allen Seiten bereits seine Pioniere. So übermittelt man uns jetzt Weiden« und Hollunderzweige, die bereit» kräftig ausgelrieben haben. Auch im Thierreich rührt es sich. Aus verschiedenen Ortschaften wurde schon das Eintreffen der ersten Staare gemeldet. Ferner werden auch die Maikäfer, durch deren Uebersendung man un« zu erfreuen gedenkt, immer häufiger. Vorgestern sand man auch auf dem Trottoir einen sogenannten Todtenkäfer, der natür lich der Sammlung als besondere Seltenheit einverleibt wurde. Auch sonst noch wollen uns mancherlei Anzeichen den An marsch de- „holden Lenz" verkünden. Jndeß, wir fürchten gar sehr, daß un« ein verspäteter Nachwinter nicht erspart bleibt und daß uns möglicher Weise erst der März bringt, wa» Januar und Februar versäumt haben. — Einem hier mit Bestimmtheit austretenden Gerücht zufolge, beabsichtigt die Direktion der Sächs.-Böhm. Dampf- schifffahrtS-Gesellschaft einem schon lange fühlbar gewordenen Bedürfniß abzuhelfen, indem sie ein der Neuzeit entsprechende« Gebäude errichten will, da das alte nicht mehr zweckentsprechend ist. Durch diesen Bau würde Riesa .z wiß uirch an Schönheit an der Elbseite gewinnen. ES bietet sich wohl gerade jetzt der Direktion der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft Gelegenheit mit der Eisenbahn-Verwaltung in Verbindung zu treten, um ein Stück Grund u i Boden zu erlangen, da diese, wie vor einigen Tagen -irc mitgetheilt wurde, die Verbreiterung der Zusahrtstraße nach dem Dampfschiff beab sichtigt; auch würde dann das wenig schöne, das Gebäude versteckende und jeden Zweckes entbehrende ganze Stück des alten Elbquaibahndammes in Fortfall kommen. — Von der Handels- und Gemerbekanimer wird vor j Versuchen gewarnt, die neuerdings von Rußland ausgehen, und mit welchen hiesigen Geschäftsleuten ein Unternehmen proponirt wird, das strengste Diskretion erfordere und bei außergewöhn lich hohem Gewinn dennoch ganz ohne Risiko sei. Es handelt sich angeblich um Rohgold, das unter der Hand ins Ausland vertrieben iverden muß. Da schon früher derartige Schwindeleien vorgekommen und nur zu ost deutsche Geschäftsleute denselben zum Opfer gefallen sind, und da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß weitere solche verlockende russische Angebote auch nach unserer Gegend versandt worden sind, so sei hiermit vor diesen Versuchen gewarnt. — Wie im Königreich Sachsen überhaupt, so steht insbe sondere im Bogtlande das Sektenwesen in ziemlicher Blüthe, und namentlich die Kirchfahrt Auerbach hatte in den letzten Jahren zahlreiche Austritte aus der evangelisch-lutherischen Landeskirche zu verzeichnen. Es bestehen zur Zeit im König reich Sachsen 6 separirte evangelisch-lutherische Gemeinden un geänderter Augsburgischer Konfession, nämlich die Bethlehems gemeinde in Grün bei Lengenfeld im Vogtl. (131 Seelen,) die St. Trinitatisgemeinde in Dresden (248 Seelen, die St. Iohannisgemeinde in Planitz (700 Seelen,) die Dreieinig keitsgemeinde in Chemnitz (552 Seelen,) die Gemeinde zum heil. Kreuz in Crimmitschau (115 Seelen) und die Dreieinig- keitsgemeinde in Frankenberg (84 Seelen.) — Wie uns von zuständiger Seite mitgetheilt wird, ist die Zahl der Sendungen, welche bei den Postanstalten, als Druck sachen eingeliefert werden, aber den für diese Gegenstände gel tenden Bestimmungen im 8 15 der Postordnung nicht entsprechen, sehr erheblich. Nach den bestehenden Vorschriften werden solche Drucksachen nicht abgesandt, sondern dem Absender zurückge geben oder vernichtet, wenn der Absender nicht ermittelt wird. Insbesondere müssen zur Neujahrszeit zahlreiche Drucksachen sendungen von der Postbeförderung ausgeschlossen werden, weil den darin enthaltenen Glückwunschkarten re. unzulässige hand schriftliche Zusätze hinzugefügt sind, oder auch, weil sie, in Form offener gedruckter Karten hergestellt, auf der Adreßseite die Bezeichnung „Postkarte" tragen. Den hieraus vielfach ent stehenden Unzuträglichkeiten können die Absender nur durch Be achtung der bestehenden Vorschriften, über welche alle Postan stalten gern Auskunft geben, vorbeugen. — Auf den gegen das Drucksachenporto zu versendenden Gratulationskarten mit ge drucktem Text kann, worauf wir besonders aufmerksam machen, nur wie bei allen Drucksachen der Ort und der Tag der Ab sendung, sowie die Namensunterschrist und der Stand des Ab senders handschriftlich eingetragen werden; auf gedruckten so genannten Visitenkarten dürfen noch die Anfangsbuchstaben im gesellschaftlichen Verkehr gebräuchlicher Ausdrücke zur Er läuterung des Zwecks der Uebersendung der Karte, zum Bei spiel „U. G. z. w.", „p. k." „p. e." handschriftlich angegeben werden. Drucksachen in Form offener Karten mit der Bezeich nung „Postkarte" auf der Ausschriftsseite sind unter allen Um ständen von der Beförderung gegen das Drucksachenporto aus geschlossen, auch wenn darauf etwa das Wort „Postkarte" durchstrlchen oder durch das Wort „Drucksache" ersetzt ist. Dies verdient besonders auch von den Herstellern solcher ge druckten Karten (Reijeanzeigen, Preislisten rc.) genau beachtet zu werden. VomLandtage. Die Erste Kammer verhandelte gestern wieder über verschiedene Petitionen. Den Anträgen der vierten Deputation entsprechend, ließ die Kammer die Petitionen der Unterbeamten-Ehefrau Anna Gaubisch in Leipzig, Ergänzung deS § 1751 des Bürgerlichen Gesetzbuchs betreffend und die des Hausbesitzervereins Olbersdorf bei Zittau um Einführung der Oeffentlichkeit der Gemeinderathssitzungen aus sich beruhen; ferner überwies die Kammer die Petition des Bürgermeisters Kaulisch in Nerchau und Gen., Herbeiführung günstigerer An- stellungsbcdlngungen betreffend, der Königl. Staatsregierung zur Kenntnißnahme, nachdem die Herren v. Trebra, v. Trützschler, sowie Hr. Oberbürgermeister vr. Dittrich und Hr. Kammerherr v. Schönberg ihre zustimmende Haltung besonders begründet hatten. Schließlich erstattete die vierte Deputatton Anzeige * über eine für unzulässig erklärte Petition.
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