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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189602225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-22
- Monat1896-02
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1896
- Autor
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Riesaer G Tageblatt «nd Anzeiger (Elbeblalt mld Aqeign). Telegramm-Adrrfle L 6 I* S»>ch«chfte«e rag b - « sL Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Sonnabend, JA. Februar 1896, Abends 49. Jahr, W-i- Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede» Ta, Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, vierteljährlich« vezntSp eiS bei Abholung m den Expeditionen in Mesa und Strehla oder durch unser« Träg« srei in- Hau» 1 Marl SO Ps., bei Abholung am Schalter d« kaisrrl. Postanstaltrn 1 Mart 2S Pf., durch den Briefträg« frei in» Hau« 1 Mark SS Pf. «nzetgen-Annahnee für die Nummer de» Ausgabetage« bl« vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Zur Bekämpfung der Socialdemokratie hatten die „Hamburger Nachrichten" kürzlich vorgeschlagen, diese Partei sowohl von der Gesetzgebung als auch von der Verwaltung auszuschließen. In gestriger Nr. sühren sie weiter au«: ES hat nicht in unserer Absicht gelegen, einen Putsch der Sccialdemokraiie zu provociren und dann bis an die Knöchel im Blute zu waten. Wir rathen überhaupt nicht zur Aggression gegen die socialrevolutionäre Bewegung, sondern nur zur Defensive gegenüber einem zweifellos vorhandenen Angriffe. Unsere Auffassung der Beziehungen des Staates zu den Socialdemokraten gründet sich lediglich auf die Noth- wendigkeit der Abwehr, ganz ähnlich wie dies bezüglich der preußischen Untcrthanen der Fall ist, welche polnische oder dänische Secession erstreben. Wir erblicken in ihnen, einerlei ob ihnen der Ausdruck gefällt oder nicht, Reichsfeinde, die ihren politischen Beruf in der Bekämpfung unserer staatlichen Ginrichtungen, wie sie einmal sind, suchen und finden. Wir ivollen nicht einmal das socialdemokratische Geschwür auf- schneiden; wir wollen es höchstens unterbinden, unblutig, und glauben auch nicht, daß Putsche daraus entstehen würden, wenn der St:at, wie wir das vorgeschlagen haben, auf die Mitwirkung seiner socialdemokratischen Angehörigen in der Gesetzgebung und in der Verwaltung verzichtete. Die So- cialdemokratie kommt durch diese Mitwirkung in eine unnatür liche Lage; sie wird durch unsere Gesetzgebung zur aktiven Mitarbeit an der Staatsmaschine genöthigt, die sie ihrerseits flir fehlerhaft construirt hält und abschaffen will. Wenn "diese Auffassung nicht von allen staatserhaltenden Politikern getheilt wird, so liegt das zum Theil wohl daran, daß es vielen von ihnen auch ihrerseits mit der „Staatserhaltung" nicht so ernst ist, wie sie sich den Anschern geben, und daran, daß einzelne Fraktionen für ihre Sonderinteressen in der socialdemokratischen Wählerschaft HilfStruppen finden, auf die sie nichr verzichten mögen. Auf uns macht die Existenz der sccialdemokratischen Partei im Reichstage immer den Ein druck des trojanischen Pferdes, das hineingeschafft ist, um die Stadl zu verderben. Man wird uns deswegen mit Laokoon vergleichen, aber Laokoon hatte Recht. Es ist doch kein Zweifel, daß die Socialdemokratie den Umsturz alles Bestehenden erstrebt; auf welchem Wege ist gleichgiltig. Märe der SocialiSmuS der gebildeten Stände nnd das Be- dürfniß nach eventueller Wahlhilfe durch die Socialdemokratie nicht im Spiele, so glauben wir, die »Mehrheit unserer Mit bürger wäre längst zur Ueberzeugung gebracht worden, daß bei dem politischen Baue, den das Parlament ausführt, die Mitarbeit solcher Elemente, welche die demnächstige Zerstörung eben dieses Baues zum offenbaren Programm haben, un zweckmäßig ist. ES liegt uns fern, die Sanirung des unge sunden Systems, unter dem wir arbeiten, auf gewaltthätigem und blutigem Wege zu erstreb?n; wir halten ste für erreich bar auf dem Wege der Verwaltung und der Gesetzgebung, wenn die erstere nur damit beginnen wollte, nach »Maßgabe der Genauigkeit, die das vorhandene Material bietet, durch amtliche Listen in jeder Gemeinde festzustellen, welche »Mit glieder derselben Socialdemokraten sind oder doch wenigstens fich als solche offen- und zweifellos bekennen. Im Besitz solcher Listen wird man, je vollständiger ste sind, desto genauer übersehen können, mit welchem Bruchtheile der Bevölkerung Per Staat dabei überhaupt zu rechnen hat. . . Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Der Kaiser hielt bei der Ver eidigung der Rekruten in Wilhelmshaven folgende Ansprache: „Im Angesicht Gottes und seiner Diener habt Ihr Mir den Eid der Treue geleistet. Ich erwarte von Euch, daß Ihr gute, stramme Mattosen werdet. Was Ihr gelobt habt, haltet; denn ein Mann, ein Wort! Soldaten der Armee haben öfter Gelegenheit, vor den Augen ihrer höheren Vor gesetzten zu zeigen, was sie gelernt haben und leisten können. Die« ist bei der Marine nicht der Fall, weil viele von Euch jahrelang im Auslande sind. Liier Ihr müßt nicht denken, daß Ihr Meinen Augen dadurch entrückt seid. Unsere Ma rine ist im Verhältniß zu anderen noch klein, aber im Auf blühen begriffen. Durch Disziplin müssen wir stark werden und zu ersetzen suchen, wa« uns an materiellen Kräften fehlt. Was ist Disziplin? Weiter nichts, als eine unbedingte Unter ordnung des eigenen Willen- unter den höheren. Wenn auch Jeder die Absicht hat, Gutes zu thun, so müssen sich doch seine Ansichten umerordnen zum Wohle des Ganzen. Nur durch Zusammenhalten kann man ein Ganzes und Großes leisten — eine feste Masse schaffen." Der Kaiser ermahnte schließlich die Rekruten, im Auslande durch gutes, strammes Auftreten zu imponiren zu suchen. Wie die „Hamb. Nachr." melden, weilt Professor Len- bach seit acht Tagen in Friedrichsruh, um auf Befehl des Kaisers ein lebensgroßes Bild des Fürsten Bismarck (in Uniform) für den Saal des Reichskanzleramtes in Berlin herzustellen. Auf die gestern kurzerwähnte Erklärung des Abgeordneten Lieber erwidert Graf HoenSbroech Folgendes: 1) Der Abg. Dr. Lieber hat mir den Ausspruch Windthorsts nicht als „scherzhafte Aeußerung" und „Illustration für die Unerschöpf lichkeit seines Gemülhes", sondern als sehr ernsthafte Thal- fache erzählt, in einem Zusammenhänge, der jeden Gedanken an „Scherzhaftigkeit" ausschloß. 2) D r Avg Dr. Lieber, der selbst anerkennt, daß die Aeußerung echt und von ihm weiter erzählt worden ist, hat sie mir als auf der Kölner Versammlung gehalten mitgetheilt. 3) Der Abg. Dr. Lieber hat, als er mir den Ausspruch erzählte, mir keinem Worte erwähnt, daß Windthorst die Aeußerung zuerst einer Dame gegenüber gethan haben soll. Im Uebrigen überlasse ich es" jedem Leser der Lieberschen Erklärung, trotz ihrer Umschweife und deur Hinweise auf die in „späterer Zeir" zu erwarten den „Erinnerungen", den wahren Kern sich selbst aus ihr heraus zu lesen. Rom Reichstag. Der Reichstag setzte gestern die zweite Lesung des Etats fort und ertheilte den in der vori gen Sitzung vom Abg. Enneccerus (natlib.) befürworte ten Resolutionen der Budgetkommission bezüglich des Dienst- altersstusensystemS seine Zustimmung. Bei dem Etat der Reichseisenbahnen fragt der Abg. Graf Kanitz (kons.), warum die preußische Verwaltung nicht ebenso gün stige Kohleaabschlüsse gemacht habe, wie die Reichsverwaltung. Der preußische Eisenbahnminister Thielen erwiderte, daß die Reichsverwaltung die Kohlen aus dem Saarrevier be- ziehe. Die preußische Verwaltung dagegen habe einen Ver trag mit dem Ruhrkohlensyndikat abgeschlossen, der am 1. Juli d. I. ablaufe. Ueber die Erneuerung der Verträge könne er sich noch nicht äußern. Abg. Lingens (Ctr.) wünschte eine Statistik über die Wirkungen der Sonntagsruhe unter den Eisenbahnbeamten. Minister Thielen bemerkte, daß die Sonntagsruhe in sanitärer und moralischer Hinsicht wohl- thätig wirke. Eine Statistik darüber aufzunehmen, halte er nicht sür zweckmäßig; ste würde auch den Beamten sehr un angenehm sein. Abg. Graf Kanitz (kons.) empfahl, dem Ruhrkohlensyndikat künftig nicht mehr den bisherigen Preis für Kohlen zu bewilligen. Abg. Hammacher (natlib.) er klärte die Differenz zwischen d.n Preisen des SaarreoierS und denjenigen des Ruhrreviers durch die verschiedenartige Qualität der Kohlen. Abg. Graf Kanitz (kons.) widersprach dieser Ansicht. Bei dem Etat des Retchsinvaltden- sonds stellte der Abg. Graf Qriola (natl.) die Anfrage, was aus den Petionen geworden sei die in der vorigen Ses sion dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen wor den seien. Er würde, um den gerechten Ansprüchen der In validen zu entsprechen, selbst vor einer Wehrsteuer nicht zu rückschrecken. Abg. v. Schöning (kons.) bezeichnete e« als eine Ehrenpflicht, den Invaliden gerecht zu werden. Abg. Rickert (frs. Ver.) schloß sich diesem Wunsche an. Gene rallieutenant v. Spitz betonte, daß die Militärverwaltung im warmen Mitgefühl für die Invaliden von Niemandem im Hause übertroffen werden könne, aber sie sei nur ein Glied im Staatswesen und müsse ihre Wünsche dem anpassen, was die verbündeten Regierungen für möglich hielten, und die Frage sei in der Thal von unberechenbarer finanzieller Be deutung. Unterstaatssekretär Aschenborn bestätigte, daß wegen der großen finanziellen Schwierigkeiten nicht alle Wünsche in dieser Hinsicht befriedigt werden können. Euglemd. Sestern gab Balfour eine Erklärung ab über die Haltung Englands zur Währungsfrage. Auf eine Anfrage HouldworthS, ob die englische Regierung e« abge lehnt habe, mit Deutschland gemeinsam für die Förderung eine« internationalen Münzabkommen« dadurch zu wirken, daß sie die indischen Münzstätten wieder eröffnete, erwiderte der erste Lord des Schatzes Balfour, das Gerücht sei nicht wahr, da Deutschland der englischen Regierung in Betreff eine« internationalen Münzabkommens nicht näher zetteten sei, und da die englische Regierung gern gemeinsam mit der indischen Regierung die Frage der Wtedereröffnung der indischen Münzstätten in Erwägung ziehen würde, wenn eine solche »Maßregel einen Theil eine« befriedigenden Valuta- reformvorschliqeS bilden könnte. Bulgarien. Fürst Ferdinand übersandte dem Kaiser von Rußland das Bildniß des Prinzen Boris in einem mit Brillanten besetzten Rahmen als Geschenk. Auch die Abge sandten des Sultans erhielte» Geschenke. Türkei. Nach in Athen eingegangenen Nachrichten haben die Türken in der Provinz Seltno auf der Insel Kreta zwölf Christen ermordet. Gleich nach dem Bek«untwerden der Nachricht ergriffen die Christen Gegenmaßregeln. Der Gouverneur entsendet Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung. Chile. In Santiago ist ein Buch von Carlos New mann „Zur Todesstrafe" erschienen. Selbst die balmace- distische Presse, die zum Theil mit wahrhaft krankhafter Energie für Abschaffung der Todesstrafe etntritt, giebt zu, daß in keinem Lande der Welt so viele Morde vorkommen als in Chile; die Unsicherheit für Leben, Gesundheit und Vermögen der Bewohner auf dem platten Lande, selbst in der »Nähe der großen Städte, ist eine entsetzlich große. Nach den auf amtlichem »Material beruhenden Berechnungen New- mannS wurden 1892 in Chile ermordet 2200 Personen, da heißt je 72 von 100000 Einwohnern; alle vier Stunden des Jahres kam also ein »Mord vor. Vom 1. Januar bis 1. November 1893 wurden 1500 Personen ermordet, da heißt 45 von je 100000, oder alle fünf Stunden ein Mord. Im Jahre 1894 wurden allein im Departement Santiago mit etwa 300000 Einwohnern 290 Morde begangen; da heißt 96,66 »Morde kamen auf 100000 Einwohner. Be waffnete Banden überfallen des Nachts die Häuser der Guts besitzer und plündern ste aus, alles ermordend, was Wider stand leistet. Transvaal. Nach einer Meldung der „Diggers News" aus Johannesburg vom gestrigen Tage hat Präsident Kruger in Ansprachen sich über die glänzende Art geäußert, in der Johannesburg bei dem Dynamitunglücke sich selbst geholfen hat, indem es den Streit der Rassen bei dem ge meinsamen Bemühen, das Unglück zu lindern, unterdrückte. Krüger sprach noch sein Vertrauen aus, daß die verschiedenen Rassen purch das Unglück einander näher gebracht werden würden — Präsident Krüger wurde zum Präsidenten des Hilfsausschusses gewählt. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 22. Februar 18S6. — Im festlich geschmückten Saale des Hotel „Höpfner" hielt gestern Abend der hiesige Unterofficierverein sein Winter- vergnügen ab, das durch die Gegenwart de« Officiereorps ausgezeichnet wurde, auch zahlreiche Gäste au« der Bürger- und Einwohnerschaft hatten der ergangenen freundlichen Ein ladung Folge geleistet und wohnten der Festlichkeit bei. Dieselbe bestand in Concert, ausgeführt vom Trompetercorps des Regiments, Gesangs« und humoristischen Vorträgen, einem einaktigen Schwank: „In Civil", Turnen am Barren und einem humoristischen Reigen. Die Toncertstücke wurden in der bekannten präcisen Weise ausgeführt und auch alle anderen Aufführungen gelangen vortrefflich und hatten sich allgemeinen Beifall» zu erfreuen. Als ganz besonders ge- diegtn sei speciell noch das Turnen am Barren heroorgehoben. Zu Beginn der Festlichkeit begrüßte der Vorstand de« Unter- officierverein», Herr Wachtmeister Arnold, die Anwesenden und brachte zum Schluß seiner Ansprache in patriotischer Weise ein Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König Albert aus, da» allseitig lebhaft ausgenommen wurde, während späterhin Herr Oberst Schmidt dem Unterofficierverein ein dreifaches Hoch widmete. Die Festlichkeit, die ein animirter Ball be schloß, verlief in bester Weise und zeugte wiederum auch von dem guten Einvernehmen, das zwischen der Garnison und der Bürgerschaft herrscht. — Wie man uns mittheilt, ' die rühmlichst bekannte Hofschauspielerin Pauline Ulrich Kömgl. Hoftheater in Dresden Anfang März i:, Gr» inschait ihres Impresario Fritz Unger und seinem Lust* icl Ensemble in unserer Stadt ein Gastspiel veranstalten.
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