Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189604076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-07
- Monat1896-04
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Anzeiger Meblatt M Ayeijtr). Telegramm-Adresse „Tageblatt", Ries«. Awtsötatl »r. SO. -er König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 79. Dienstag, 7. April 1896, Abends. 49 Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unsere Träger srei inS Hau» 1 Mark 50 Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pfg., durch den Briefträger frei inS HauS 1 Mark 6S Pfg. Anzrigen-Annahme für die Nummer de» Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Bekanntmachung. Tie Ende dieses Monats fällig werdenden Landrente» auf den Termin Ostern und die BrandverficherilNgtbeiträae auf den 1. Termin laufenden Jahres, letztere nach .. 1 Pfg. für die Sebäudeverfichernngseinheit, sind baldigst, längstens aber bis zum 8. April dieses Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Riesa, am 28. März 1896. Der Rath der Stadt Schwarzenberg, Stadtrath. Rdl. Frankreich und England. Die Osteriesttaze sind ohne irgend welch' störenden Zwischenfall verlaufen. Rach dem Feste machen sich aber nun in neuer Stärke die Streit« und Zeitfrazen bemerkbar und zu denselben gehört in erster Linie der Zwist, der durch die Dongola-Expedition Englands zwischen Frankreich und England heroorgerufen worden ist. Zwar ist nicht daran zu denken, daß die gegenwärtige Spannung zwischen den beiden Mächten zu einem blutige» Konflikt führe» werde, aber an» derntheils läßt sich auch nicht verkennen, daß die rücksichts lose Politik Englands, die nur und nur den eigenen Bortheil kennt, iu den Herzen der Franzosen eine Unmenge von Gift angesammelt hat, das sich gelegentlich mit elementarer Ge walt Bahn zu brechen versucht. Man sucht fieberhaft nach einer Gelegenheit, dem „perfiden Albion" die Frankreich viel- fach angeth«ne Schmach heimzuzahlen, und das einzig Gute dabei ist, daß die „Revanche" an Deutschland bei dieser patriotischen Gefühlsaufwallung etwas ins Hintertreffen ge- räth. Ein angesehenes französisches Blatt, das sonst in sei nem Urtheil sehr kühl ist, die „Poste", unterzieht die fran zösische Politik gegenüber England in den letzten 60 Jahren einer unbarmherzigen Kritik. Das Blatt schreibt etwa: „Der unumstößlich feststehende Satz unserer Diplomaten ist das englische Uebergewicht. Den englischen Staatsmännern ist es -gelungen, den Gedanken einzugeben — und diese Eingebung währt nun schon 60 Jahre —, daß die englische Politik das Vorbild aller modernen Politik ist und daß alle Länder, die um ihre Zukunft besorgt sind, sich diese» leuchtenden Bei spiele anpasscn müßten, da sie sonst unrettbar verloren wären. Dieses Eindringen des britischen Virus (AnstrckungSstoffcs) in das französische Blut datirt von der unheilvollen Regierung Ludwig Philipp« her, die in unsere aufrichtigen Sitten die puritanische Heuchelei eingeführt, unsere reine Sprache durch schreckliche englische Worte verunstaltet, einen Bastard-Parla- mcntarismus bei uns eingeführt, der nicht in unserem Tem perament liegt, und die schließlich die famose Schule der engiai-.es r-undlichen Diplomatin gegründet hat. Daraus erlläer sich auch der Satz von der Allianz mit England, der unter der Juli-Monarchie und unter dem zweiten Kaiserreiche e :porwuch.i:e und heute noch die Jünger GuizotS blendet. Denn man findet noch in der Regierung, in -en Botschaften und Gesandtschaften jene Berufsdiplomaten, mit denen Eng land uns bereichert zu haben stolz sein kann, jene geschniegel ten Herren, die Engländerinnen hrirathen, die sich an der Lektüre englischer Romanschreiber ergötzen, die bis in die Fingerspitzen Briten sind und deren Hauptaxiom das ist: Frankreich kann keinen Konflikt mit England haben. Wie viel Demürhigungen danken wir schon diesem Axiom, das nicht nur für unsere auswärtige Politik, sondern auch für unsere Militär- und Marine-Organisation maßgebend war! Seil einem halben Jahrhundert haben sich unsere Armeen und Marine nicht mehr mit dem wahren Erbfeinde, mit England zu befassen. Wie geschickt haben die Engländer mit dieser Vogesen bresche uns bei der Nase herumzuführen gewußt, indem sie unsere Augen nach dieser Richtung hin hypnotisirten und überall anderwärts unsere Kräfte lähmten. Mehr als je durfte Frankreich keinen Konflikt mit England haben, da es alle seine Kräfte darauf verwenden mußte, seine Wunde« zu heilen, seine verlorenen Provinzen wieder zu gewinnen, seine „Revanche" zu nehmen. Wie viel Weh hat man u serem -Lande mit diesem Worte zugefügt! Mit welcher Unbewußtheit haben „Patrioten", die ich noch für aufrichtig halten möchte, das Spiel Englands getrieben! Denn dir Konzentrirung aller Kräfte auf einen eventuellen Krieg mit Deutschland hin h.tt Frankreich England gegenüber wehrlos gelassen. Das wüs ten die englischen Diplomaten, und deshalb haben sie stc- alles gegen uns erlauben dürfen ... Es giebt jetzt nur noch ein Mittel, England aufzuhaltcn, da« wäre, uns mit Ruß land zu verständigen, um eine Kundgebung im Mittclmecr und eine militärische Bewegung nach Indien von Afghanistan im Westen und von Birma im Osten zu unternehmen. Die Milliarden, die wir seit einem Biertcljahrhundert für unsere Armee und unsere Flotte verwenden, müßten uns diese ener gische Haltung erlauben. Sollte dem aber nicht so sein, so bat ganz Frankreich aber nur einen Wunsch und alle seine Anstrengungen auf die Erfüllung desselben zu richten: eine Regierung an der Spitze zu haben, deren sämmtliche Mit glieder gegen den englischen Virus gefeit sind und die ihr Augenmerk nur darauf richtet, alle unsere militärischen Kräfte auf die einzige Lösung hin zu organisiren, die allen europäischen Konflikten und unseren diplomatischen Erniedrigungen ein Ziel setzen würde: auf den Krieg mit England." So ganz Unrecht hat die „Poste" nicht. W.nn sie wirklich die Gefühle des französischen Volkes widerspiegelt oder diese auch nur wirksam beeinflußt, dann werden die Franzosen auch zu einer gerechteren Würdigung der steten Friedenspolitik Deutschlands kommen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Wie aus Palermo gemeldet wird, fand am Sonntag auf der „Hohenzoller»" Gottesdienst statt. Nachdem Se. Maiestät die Epistel verlesen, hielt Dr. Dryander die Predigt. Um »/,12 Uhr empfing Se. Majestät den kommaudirenden General, den P.äfekten und den Syndaco von Palermo in feierlicher Audienz. Darauf wurden die Admirale und Kommandanten des zu Ehren der „Hohen- zollern" vor Palermo ankernden italienischen Geschwaders empfangen und sodann von Sr. Majestät zum Frühstück ge zogen, während die Kaiserin sich zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten an Land begab. Gegen Abend ging die „Hshenzsllern" in See, um nach Umschisfunz der Westseite von Sizilien vor Grrgenti zu ankern. Ucber die Abreise aus Palermo wirs folgendes Nähere gemeldet: Der Kreuzer „Kaiserin Augusta" verließ die Rhede um 4 Uhr 20 Minuten und fuhr zwischen den seewärts in Linie aufgestellten Schiffen des Geschwaders hindurch, welche die Abreise der „Hohen- zollern" erwarteten. Um 5 Uhr 35 Minuten begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser, AUerhöchstwelcher kleine Admi ralsuniform angelegt hatte, und die Kaiserin mit Gefolge i« dem Kaiserboote an V»rd der „Sardezna", wo Allerhöchst- dieselben den Thee bei dem Admiral Crnevaro einnahmen. An dem Thee nahmen außerdem die Hofdamen und die Ehrenkaoaliere der italienischen Majestäten Theil. Um 6 Uhr »erließ die „Hohenzollern" langsam den Hafen un näherte sich der „Sardegna", um die Majestäten zu erwarten, AUerhöchstwelche um 7 Uhr 3 Minuten an Bord der „Hohen- zollern" kamen, die alsdann nach Porio Empedocle absuhr, begleitet von dem italienischen Geschwader. — Dem Admiral Canevaro machte Se. Majestät eine mit Atterhöchstseiner Unterschrift versehene Kopie eines von ihm gemalten Ma rinestücks zum Geschenk. — Bei der Ankunst in Girzenti war eine überaus zahlreiche Menschenmenge anwesend, um »er kaiserlichen Familie bei de« Besuche der alten Ruinen Huldigungen darzubringcn. Inzwischen sind die Majestäten nach Syrakus weiter gefahren. * Im Herzogthum Meiningen ist die bedingte Berur- theilung in der Weise eingeführt worden, daß vor de« Voll zug erster Freiheitsstrafen von nicht mehr als 6 Monaten an Personen unter 18 Jahren ein Strafaufschub und nach guter Führung eine Begnadigung erfolgen soll. In geeig neten Fällen greift die bedingte Verurtheilung auch bei wiederholtem Vollzug von Freiheitsstrafen, bei älteren Per sonen und bei höheren Freiheitsstrafen Platz. Das Ver fahren findet auch Anwendung auf di- vom Landgericht oder Schwurgericht Meiningen Bcrnrtheilten, soweit das Be gnadigungsrecht dem Herzog von Sachsen-Meininzen zusteht. Gegenüber dem Vorgehen der preußischen Disciplinar- behorde gegen die Zeitungsredactionen, welche M ittheilungen cus gehnmen Actenstücken veröffentlicht haben, führt die „Nords.'Allg. Zig." aus, cs handle sich b-i dem in Rede stehenden Di-'ciplinarvcrfahren um eine Thal, wofür den Zettungsredacteur oder seine Schilfen eine strafrechtliche Verantworilichkeit nicht trifft. Für den Bruch des Dienst geheimnisses könne nur die dienstliche Pflichtverletzung des Beamten verantwortlich gemacht werden. Die Veröffent lichung an sich sei nicht strafbar. Aus der Fassung der mit der Berathung der Strafproceßordnung betrauten Reichs tagscommission ergebe sich, daß dieselbe bei dem Beschlüsse keineswegs auf de« Standpunkt gestanden habe, als solle gegen die bei dem Erscheinen der Druckschrift b-thriligten Personen «in Zeugnißzwangsverfahren behufs Ermittelung des VMassers oder Einsenders unbedingt und für alle Fälle ausgeMossen sein. Nur unter gewissen Voraussetzungen wolle die Commission den Zeugnißzmang beseitigen. Die „Nordd. Allg. Ztg." weist nach, daß die von der Commi'sion gewollte Beseitigung des Zeugnißzwanges auf solche Fälle nicht Anwendung gefunden hätte, wofür die Presse selbst die Verantwortlichkeit nicht begründe. Hernach könne es nur auf ei-tem Mißverständniß beruhen, wenn die neuerlichen Fälle von Zeugnißzwang zu Einwendungen gegen die Be schlußfassung der Reichstagscommission benutzt würden. Die „B. P. N." bezeichnen die Nachricht, daß einzelne Eisenbahndirectionen in Preußen Erhebungen wegen B- schränkung der Anzahl der Wagcnabthnle 1. Classe veran stalten, als unzutreffend und führen sie darauf zurück, daß vor längerer Zeit eine wirkliche Beschränkung dieser Gattung von Wagenabtheilen auf einzelnen Nebenbahnen stattgefunden hat. Eine Beschränkung der Abthcile 1. Classe auf den Bollbahnen sei nicht beabsichtigt. Bei dem am 4. d. stattgefundenen Empfange des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen durch den Papst war der preußische Gesandte von Bülow mit zwei Gesandk- schafts-Attachss zugegen. Nach dem Empfange stattete Prinz Heinrich dem Cardinal Rampolla einen Besuch ab, welchen derselbe seinerseits im Hotel Bristol, wo die Königlichen Hoheiten wohnen, erwiderte. Spanien. Der Marireministrr bereitet dir Entsendung von weiteren 40000 Mann nach Cuba vor; die Expedstion dürfte aber nicht vor September abgehen. — In Ferrol liegt ein aus vier Panzerschiffen und mehreren Torpedobooten bestehendes Geschwader zur Abfahrt bereit. Bulgarien. „Daily Chronicle" meldet aus Rom, daß Fürst Ferdinand von Bulgarien de« Papst um die Er- laubniß gebeten habe, die Oster-Communion in der katho lische« Kirche von Konstantinopel zu empfangen. Der Papst habe ihm diese Bitte jedoch abgeschlagen. Eüdafrik«. Wie die „Times" aus Kapstadt vom 4. April meldet, befürchtet mau jetzt, daß im Ganzen 200 Weiße durch die Matabeles ermordet worden sind. — In Johannesburg sind 450 Rann ausgehoben, um den Truppen in Bulawayo zu Hilfe zu kommen, aber es heißt, daß die Bevölkerung von Rhodesia nicht sehr geneigt sei, die Hilfe der Uitlanders anzunehmen. — Die Telegraphenleitung zwischen Salisbury und Bulawayo ist zerstört, man glaube - aber, daß Cecil Rhodes noch in Salisbury sei. — Weiter meldet das „Reuterscbe Bureau" meldet aus Kapstadt vom 5. April: In der Ortschaft Mafeking im Betschuanaland herrscht große Aufregung. Die Farmer bringen ihre Fa- »litten nach der Stadt in Sicherheit, da sie einen Aufstau) der Eingeborenen befürchten, welche mit der wegen Rinder- pest erfolgten Tödtung ihres Viehes unzufrieden sind. E »e Versammlung der Einwohner von Mafeking bat den Gou verneur der Kapkolonie, ihnen Truppen zu Hilfe zu senden. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 7. April 1896. — Die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft beabsichtigt, wie man hört, dem Publikum durch Ausgabe von Monats« und Saisonkarten zu besonders billigen Preise.,, welche die Benutzung sämmtlichcr planmäßigen Fahrten im Fern- und Lokalverkehr in unbeschränkter Weise gcstmen, entgegen zu kommen. Ohne Zweifel wird diese Neueinrich tung allseitig freudigst begrüßt und eifrigst benützt werden, wird doch dadurch in bequemster und billigster Weise die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite