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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189604282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-28
- Monat1896-04
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1896
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»» und Anzeiger Weblatl M Artiger). Telegramm-Adresse Tageblatt", Rt<xa.; Amtsblatt Femsprrchstelle Nr. 20. der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 97. Dienstag, 28. April 189S, Abends. 49. Jahrg. t DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch Dunser« Tröger frei in« Hau» 1 Mark 50 Pfg., bet Abholung am Schalter der kaiserl. Pustanstalten 1 Mart 2S Pfg., durch dm Brteftriiger frei tnS HauS 1 Mark SS Pfg. Auzrigm-Aimahute sür die Nummer de» Ausgabetages bi» Vormittag S Nhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — BrschästSstelle: Kastanienstraße VS. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Bekanntmachung, die Sperrung der unteren Großenhainerstrahe betr. Wegen Vornahme von Beschleußungsarbeiten bleibt die untere Grnstenhniuerstraste a» 8«. AprU und 1 Mai dieses Jahres für den Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr von und nach Göhli» und weiter wird sür diese Tage über Poppitz gewiesen. Riesa, dm 28. April 1896. Der Rath der Stadt daselbst Klötzer. Freibank Riesa. Morgen Mittwoch, de« SV. April von Borm. 8 Uhr ab gelangt auf der Freibank im städt. Schlachthof das Fleisch eines Schweines im gepökelten Zustande zum Preise von 45 Pf. pro r/, lcs zum Verkauf. Riesa, den 28. April 1896. Die städt. Schlachthosverwaltung. Meissner, Sanitätsthierarzt. Vie ßtsemSrlige snWsche Krisis ist schwerer, wie eine je zuvor seit dem Rücktritt Mac Mahons und findet keineswegs mit der Bildung eines neuen Kabinett ihren Abschluß. Zwar hat sich der Senat beeilt, die Madagaskarkredite zu bewilligen, aber damit ist die Sache durchaus nicht abgethan. Die Kammer hat sich durch eine Resolution im Sinne demokratischer Reformen festgelegt und diesem Programm muß das neue Ministerium entsprechen. Man schreibt aus Paris, daß ein „Konzentrationrm nisterium" die am geeignetsten erscheinende Lösung der Krisis sei. Also ein Zusammenfassen aller vorhandenen politischen Kräfte! Das ist ein schöner Gedanke, aber leider weiter nicht». Heute muß in Frankreich Jeder Farbe bekennen, denn erklärlicher Weise ist das Vertrauen des Volkes seit Limousin, Wilson, Panama und Südbahn erheblich ins Wanken gerathen. Kongreß und Verfassungsrevision! so lautet das Feld- gcschrei der äußersten Linken, der Radikalen und Sozialisten, so rufen auch Bourgeois und seine Umgebung und zugleich wird auf eine Präsidentschafttkrise hingewiesen, die unver meidlich sei. Selbst aber wenn noch einmal alles im alten Geleise bleiben sollte, so wird Bourgeois' Nachfolger eine schwierige Stellung haben. Bourgeois lst zweifellos ein ehr licher Mann, aber er hat entweder zu viel oder zu wenig gethan. Die Verhüttung ArtonS, der Prozeß gegen die Le- bauty Erpresserbande und die Affaire mit dem Geheimpoli zisten Dupas waren kleine Brillantfeuerwerke, aber kein herzhaftes Zugreifen an die Wurzel des Nebels. Bourgeois hat allen ungesunden Appetiten geschmeichelt, die Justiz in den Dienst der radikalen Partei gestellt, Aemter vertheilt und Aemter versprochen, der 50 Mann hohen Sozialisten partei zu einer maßgebenden politischen Rolle verholfen, und alle die Befriedigten, die schlecht Befriedigten und Unbefrie digten werden mit der Leidenschaft des Instinkts der Lüstern heit über das neue Kabinet herfallen. Paris und die Fabrik städte der Provinzen organisiren Massenkundgebungen ge gen den Senat, uns an der Wühlerei und Agitation wird es gewiß nicht fehlen. Sehr wichtig sür den Fortbestand der Republik in ihrer gegenwärtigen Verfassung werden diesmal die Gemeinde wahlen sein, die am 3. und 10. Mai, also schon in nächster Zeit, stattfinde«. Obschon es sich mehr um munizipale Ver waltungswahlen handelt, wird dennoch der Sturz Bourgeois' den politischen Motiven in der Auslese unter den Kandidaten der Kommunalmagnatur ein Uebergeuftchl geben. Jedes Krähwinkel wird seine Gemeindepfleger für oder gegen den Senat bestellen. Die nächsten Wochen des politischen Lebens in Frankreich werden daher zählen in der Geschichte der Re- publik. Läuterung und Klärung aus ihnen zu hoffen, wäre bei der Verwirrung aller Begriffe ein verwegener Wunsch. Die Wahlresultate werden das handgreiflich demonstriren und die Zerfahrenheit wird fortdauern. Die Gruppe der sozialisti chen Deputirten hat ein „Ma nifest an das Land" gerichtet, das besagt, daß nach der Fah nenflucht des Kabinett Bourgeois die republikanischen und sozialistischen Deputirten den vom Senat hingeworfenen Handschuh ausgenommen und die Schlacht gewonnen hätten, indem sie die Vorherrschaft des allgemeinen StmmrechtS proklamirten. Da- Manifest fügt hinzu, es seien die Bür ger, die den Triumph davongetragen hätten, weil sie es ver standen, während der Ferien den Deputirten republikanischen Geist einzuflößen. Jetzt komme es darauf an, daß alle Bür ger und Arbeiter sich de- allgemeinen Stimmrechts bedienten, um bei den nächsten Munizipalwahlen die Volksmacht und Len sozialistischen Geist in die Mairien einzusetzen. DaS sind natürlich Redensarten, aber die Franzosen lieben cs einmal, in die Suppe der Thatsachen die Brocken der Phrase zu werfen und dann da» Ganze gemüthlich aus zulöffeln. So wird es auch diesmal sein und da» gegen den Senat angezündete Feuer wird sich als Strohfeuer erweisen und endlich, ohne Schaden angerichtet zu haben, verpuffen. Aber eine Zeit lang wird- brennen und wahrscheinlich auch noch das nächste Ministerium überoauern. Tagesgefchichte. Deutsche- Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." ver sichert gegenüber den Blättermeldungen von der Absicht, den Reichstag in der ersten Hälfte de- Mai zu vertagen, daß an maßgebender Stelle nichts davo.» bekannt sei. Der „Hamb. Corresp." meldet: In der ostafrikanischen Schutztruppenfrage ist nunmehr eine Verständigung im Sinne der Beseitigung des Dualismus zwischen Civil- und Militär behörden erreicht worden, d.h. mit anderen Worten: Comman- deur der Schutztruppen wird der Gouverneur. Ueber die gestern bereits gemeldete Verhaftung des sozialdemokratische': Reichstagsmitgliedes Bueb wird noch mitgetheilt: Kürzlich wurde ein Flugblatt, betitelt „Zur Ge- meinderathswahl", als Beilage der in Mannheim erscheinenden sozialdemokratischen „Volksstimme" ohne Einholung der er forderlichen Erlaubniß verbreitet. Das Flugblatt enthielt außer einer Beleidigung des Landesausschusses eine Schilderung des Gemeindewahlrechtes, welche geeignet war, Staatsein richtungen verächtlich zu machen. Die Polizei hielt Nach forschungen, entdeckte und beschlagnahmte am Sonnabend 16000 Exemplare bei Bueb, welcher sich als Verfasser be kannte. Bei der Abholung waren einige Ballen verschwunden. Bueb verweigerte die Auskunft darüber, worauf die Staats anwaltschaft nach 8 31 der Reichsverfassung Bueb verhaftete, welcher dies als ungesetzlich bezeichnete. Im Grfängniß gab Bueb schriftlich einen falschen Verbergungsort an; dennoch wurden die Flugblätter bei einem Parteigenossen aufgefunden, worauf Bueb gestern Nachmittag wieder freigelassen wurde. In diesem Jahre ist bekanntlich der Versuch gemacht worden, der sozialdemokratischen Maifeier gegen früher den Charakter einer kräftigeren Kundgebung zu geben. Man scheint das Bedürfniß zu fühlen, den Karren ein Stück weiter zu schieben, und will gern einen augenscheinlichen Beweis von der wachsenden Macht der sozialdemokratischen Bewegung liefern, und doch wissen die Führer ganz genau, daß sie den Bozen nicht zu straff spannen dürfen. Leider ist die Ge schlossenheit und Widerstandsfähigkeit der Arbeitgeber nicht überall gleichmäßig. Eine sehr entschiedene Stellung haben die Arbeitgeberverbände in Hamburg-Altona und in Lübeck genommen; sie wollen der erzwungenen Arbeitsruhe am 1. Mai energisch entgegentreten. Wer von den Arbeitern, der Aufforderung der sozialdemokratischen Agitatoren folgend, am 1. Mai feiert, hat Entlassung zu gewärtigen. Die vierten (Halb-)Bataillone, deren Verwand lung in Voübataillone den Reichstag vielleicht noch vor den Pfingstferien beschäftigen wird, sind bekanntlich als Nothbe- helfe bei der Einführung der zweijährigen Militärdienstzeit vor drei Jahren geschaffen worden. Die durch das Militär gesetz vom Jahre 1893 bewirkte Präsenzerhöhung des deut schen Heeres um 59198 Gemeine und 10912 Unteroffiziere, zusammen 70110 Köpfe, wurde theils zur Verstärkung der vorhandenen Fried'nScadreS, theils zur Bildung neuer CadreS verwendet. Die letzteren bestanden aus 173 vierten Halb bataillonen, die für jedes Infanterie-Regiment in einer Stärke von -2 Compagnien von je 197 Mann formi:t wurden, also etwa in der halben Stärke der anderen Boll bataillone. Die Erfahrungen, die man mit diesen neuen Bataillonen im Manöver und auf dem Exercierplatze gemacht hat, haben nach dem Urtheile fast aller Sachkenner die Er wartungen der Urheber dieser Neuformationen nicht erfüllt. Die letzteren hatten von Anfang an mit der Abneigung des Kaisers zu kämpfen, dem Graf Caprivi nur nach Ueber- Windung ungewöhnlicher Schwierigkeiten die Zustimmung ab gerungen hatte. Bereits am 18. October 1894 bei der Fahnenweihe für die neuen vierten Bataillone hatte der Kaiser in seiner Ansprache die Hoffnung ausgesprochen, daß sich die Halbbataillone bald zu Bollbataillonen auswachsen würden. Diese Ergänzung war schon damals im Grundsatz beschlossen. ES gab dazu zwei Wege. Der nächstliegende und vom militärischen Standpunkte wünschenSwertheste war, durch eine entsprechende Erhöhung der Friedenspräsenzziffer die halben Bataillone in ganze zu verwandeln. Dazu wäre aber eine abermalige Heeresvermehrung um ungefähr 68000 Köpfe erforderlich gewesen. So entschloß man sich bei der völligen Aussichtslosigkeit einer dahin zielenden Forderung, durch Zusammenlegung von je zwei Halbbataillonen je ein Dollbataillon zu schaffen und drei dieser so neu gewonnenen Vollbataillone zu je einem neuen Regiment zusammenzuth un. Dadurch wird eine Vermehrung der Mannschaften umgangen und eine wesentliche Ersparniß der dauernden Ausgaben er zielt, die sich auf 600000 bis 700000 Mark belaufen dürften, da neue Stellen sür Brigade-, Regimentscommandeure u. s. w. zu schaffen sind. Die einmaligen Ausgaben dagegen, die namentlich durch den Bau von Kasernen für die neuen Regimenter verursacht werden, sollen sich auf mehrere Millionen Mark belaufen. Trotzdem dürfte der Reichstag, da die Er höhung der dauernden Ausgaben anscheinend gering ist, keine Schwierigkeiten machen und de» Entwürfe noch vor der längeren Sommervertagung seine Zustimmung ertheilen. Aus Nordschleswig wird gemeldet: Der Redakteur und Verleger der „Flensborg Avis" Jessen wurde gestern von der ersten Strafkammer in FlenSborg wegen groben Unfugs zu 6 Wochen G-fängniß verurtheilt. Er hatte in einer Versammlung in Hellevad zum Boykott gegen die deutschen Kaufleute aufgefordert. Vom Reichstag. Der Reichstag beschäftigte sich auch gestern mit Wahlprüfuuzen. Nach längerer Debatte wurden die Wahlen der Abgg. Pöhl mann (Reichsp.) und Holtz (Reichsp.) für ungültig erklärt. Sodann wurde noch rn die Kommission für Arbeiterstatistik statt des aus der Kommission ausgeschiedenen Abg. Kropatschek der Abg. Jakobskötter (kons.) gewählt. Oesterreich-Ungarn. Die Wiener Bürgermeister. Angelegenheit hat einen sehr eigenartigen Abschluß gefunden. Wie gestern bereits gemeldet, hatte Dr. Lueger am Montag eine Audienz beim Kaiser. Der Kaiser erklärte, er könne zur Zeit Lueger nicht bes ätigen und appellirte an dessen Patrio tismus, er möge der geordneten Selbstverwaltung Wien» durch seine Person kein Hinderniß bereiten. Dr. Lueger er widerte, der Wunsch de» Kaiser» sei ihm Befehl. Er begab sich nach der Audienz sofort in da» Rathhaus und überreichte dem Bezirkshauptmann v. Friebeis die Berzichtleistung auf das ihm durch die Wahl übertragene Bürgermeisteramt. Wie weit durch den Vorgang die sonstigen inneren Ver hältnisse in und um Wien berührt werden, steht dahin. Beutet die Judenpresse den Schritt des Kaiser« Franz Josef in ihrem Interesse au», so dürfte der Gegenschl ag nicht aut- bleiben. Bevor noch Bestimmtes über da» Ergebniß der Audienz verlautete, hatte übrigens da» Wiener „Deutsche Volksblatt" versichert, Dr. Lueger habe sich im Einvernehmen mit dem Bürgerclub entschlossen, auf die Uebernahme des Bürgermeisterpostens zu verzichten. Türkei. Die „Gazetta Piemontese" bringt, wie au- Turin gemeldet wird, einen iu schwärzesten Farben ge- haltenen ausführlichen Bericht aus Trapezunt, in welchem die in Armenien herrschenden Zustände als im höchsten Grade bedrohlich dargestellt werden. In Armenien bereitet sich, wie der betreffende Berichterstatter meldet, eine blu tt ge Krise vor, welche die des Vorjahre» an Stärke und Grausamkeit gewiß Übertreffen wird. Es vergeht keine Woche, ohne daß fast in allen einigermaßen bedeutenden Städten 4 oder 5 Armenier zum Opfex fallen. Die türkischen Soldaten
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