Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189605270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-27
- Monat1896-05
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Riesaer ß Tageblatt rr«d Anzeiger (Weblatt M Anzeiger). Tclegramm-Adresi« Ü HHD »L 6 F«nfprrchstell« „Tageblaifi", Riesa. AH-HAß. H, A V H-U-H-Nr. 2«. der König!. Amtshauptmmmschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Mesa. 1s». Mittwoch, sr. Mai 1896, MendS. LS. Jahrg. Da» Messer Tageblatt erscheint jede« Ta» Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expedition« in Mesa und Strehla oder durch funsere Träger srei in» Hau» 1 Mark VS Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 2b Pfg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark SS Pfg. Anzkigrn-Amnchn« für di« Nummer de» AuSgabrtage» bi» Bormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. — Für di« Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Die ungarische Milleniumsfeier ist mit blendender Pracht und glücklichem Erfolg eingcleitet worden. Der magyarisch« Volksstamm hat sich trotz seiner verhältnißmäßig unbedeutenden Seelenzahl der Welt mit einem Selbstbewußtsein, mit einer Baterlandsbegeifterung und StrebenSfreudigkett präsentirt, die dem allein nach äußerem Schein urtheilenden Zuschauer leicht die Vorstellung beibringen kann, daß die Ungarn nicht nur durch überlegene Kultur und eigene Kraft, sondern auch durch das Urberge« wicht ihrer Zahl zu einer unangezweifelten Vormachtsstellung im transleithanischen Staatsgebiet des österreichischen Kaiser reiches berufen und befähigt sind. Dem Kenner der that- sächlichen Verhältnisse ist es aber schon längst kein Geheim- niß mehr, daß das ungarische Volk seine herrschende Stellung nur der ihm im besonderen Maße gewährten Gunst de« altehrwürdigen Kaisers Franz Joseph verdankt und im Uebrigen keineswegs durch ungewöhnliche Vorzüge des Geistes und Charakters, des Könnens und Handelns vor andern be gnadet ist. Da- ungarische Volk zeichnet sich durch Nationalstolz au». Ls rühmt sich der weitestgehenden politischen Frei heiten, es wacht mit Eifersucht über seine freie Verfassung und über die ihm verbürgten sonstigen Reservatrechte. Aber weder seine numerische Schwäche, noch sein ausgesprochener Freiheitsdrang haben es daran gehindert, mit strengster Rück sichtslosigkeit die übrigen Stämme seinem Banne unterthan zu machen, insbesondere die durch Intelligenz, Wohlstand und Tüchtigkeit vor andern ausgezeichneten Deutschen systemathisch zu unterdrücken, und — selbst auf die cisleithanischen Ver hältnisse Ei' fluß zu suchen. Der hierdurch naturgemäß geweckte Widerspruch bot seine Wirkungen bei der Milleniumsfeier nicht verfehlt. Ein großer Theil der Bevölkerung des Ungarlandes steht ihr kühl, ja feindlich gegenüber. In Cisleithanien ist eine Volks bewegung bereits erkennbar, die dem ungarischen StammeS- bewußlsein mit Nachdruck entgegenwirken will. Klerikalismus und Antisemitismus sind ihm grundsätzliche Widersacher. Raffeneifersüchteleien undParteiezoiSmus einerseits, vatikanische, dem Dreibunde widerstrebende Einflüsse anderseits suchen in dem Gegensatz zu de« hochmüthigen, die Führung des ganzen Kaiserstaates anstrebenden Magyarenthum Befriedigung und Ausdruck. Da» sollte den Ungarn wahrlich Grund zu Nach denken geben. Durch die Rivalitäten der Volksstämme unter einander muß zuletzt die Lebenskraft de» ganzen Staates und die Basis für eine zielbewußte Staatspolitik nach innen und außen untergraben werden, — zum Nachtheil der Ungarn selbst. Ungarns bevorzugte Stellung steht und fällt mit der Aufrechterhaltung und Macht de» Dreibundes. Da» Slaven- thum ist ausschließlich erfüllt von russischem Geiste. Da müßten die Ungarn blind sein, wenn st« übersähen, daß ihre Stellung nur in einem einzigen Bolksstamm eine wirklich feste Stütze finden kann, nämlich in den Deutschen. Trotz dem gilt gerade diesen ihr fast bis zum Fanatismus ge triebener Haß. Da» sollte ihnen schon mtt Rücksicht auf Kaiser Franz Joseph, ihre» besten, ja einzigen Freundes, — dieses gut deutschen Mannes und aufrichtigen Hüters de» Dreibunde», als ein Verstoß gegen die politische Er- kenntniß und wahre Ritterlichkeit erscheinen. In jedem Falle «ahnen sie die Klänge und — Mißklänge der MillentumS- feier daran, daß ihre bevorzugte Stellung im Kaiserthtm nicht im Gegensatz zum Deutschthum dauernd aufrecht zu erhalten ist. * TageSgefchichte. Uhr dem Kaiser rn Gegenwart de» Leiter» tigen Politik, Freiherr« v. Marschall-Bie lichen Schlosse sein AbberufunMchreiben Nachfolger Herbettes wird der Marquis de werden. Der letzter« ' de» Herzog» von Noaillee; er war zuerst Gesandter in Was hington, dann Botschafter am ttalinüschen Hofe seit 1S7S, endlich Botschafter in Konstantinopel 1882 bi» 1888 «ad 'seither aus eij,.u:r Verlang« bis a«f Weiteres in den Ruhe- rstaad pttfsetzt. Für den Saatenstaud in Deutschland Mitt« Mai find Lettisches Reich. Der ehemalige französische Bot schafter in Berlin, Herbette, har gestern, Dienstag, Mittag 12 ...» ", avswär- , im König- eicht. Zu» ernannt letztere ist 1880 geboren al« zweiter Sohn am nach der Zusammenstellung des kaiserlichen statistischen Amts, die für die einzelnen Staaten und LandeStheile im „Reichs- avz-iger" veröffentlicht wird, die Noten folgende: Nr. 1 be deutet sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering; die Zwischenstufen sind durch Dezimalen bezeichnet. Winter- Wetzen im Mai 2,5 (dagegen April 2,3), Sommer-Weizen 2,6, Winter-Spelz 2,8 (2,7), Winter-Roggen 2,6 (2,3), Som mer-Roggen 2,4, Sommer-Geiste 2,5, Hafer 2,6, Klee (auch Luzerne) 2,9 (2.6), Wiesen 2,6 (2,3). Zur Moskauer Krönung bringen die „Hamb. Nachr." einen Leitartikel, der die Anschauungen des Fürsten Bismarck über unsere politischen Beziehungen zu Rußland, wie sie sind und sein sollen, wiederspiegeln dürfte. Es wird darin gesagt: Wir sind d:r Ansicht, daß, so lange unsere Beziehungen zu Ruß land gut sind und gegenseitiges vertrauen besteht, uns keine euro päische Konstellation gesährlich werden und zum SelbsterhaltungSlrtege zu treiben vermag. Anlehnung an Ruß aud kann ohne Gefährdung deutscher Würde oder deutscher Interessen fast immer erfolgen. Wir konkurriren mit Rußland weder in Asien noch am Bosporus, wir haben keinerlei alte Rechnung mit ihm zu begleichen oder Erenzregu- Ürung vorzunehmen. Die inneren Zustande Rußlands aber Minen uns keinen Anlaß bieten, aus seine Freundschaft weniger Werth zu legen. Sie gehen un» nichts an. Wir glauben, daß jedes Land seinen Bedürfnissen und seiner geschichtlichen Entwicklung ent sprechend regiert wird; also auch Rußland. Wir sind nicht an tzer Frage interessirt, in welchem Umfange sich die Erwartungen erjüllen, die an die Regierung des jungen Zaren in Bezug aus innere Re- sonnen geknüpft we.den. Die Entwicklung des Gegensatzes zwischen Rußland und England in Asien ist für uns sehr viel wichtiger, als z. B. die Behandlung det baltischen Provinzen »der die K.nstitutionalisirung des russischen Reiches. Diese Angelegenheiten würden für unS erst Bedeutung erlangen, wenn bei ihrer Betreibung Debordirung von dem Gebiete der inneren auf daS der äußeren Po litik stattsände. In Rußland ist dergleichen zum Glück nicht sehr wahrscheinlich. ES gelang nicht einmal zu Skobelrws Zeiten, die offizielle russische Politik thatsächlich und daurmd in den Dienst der panjlavistischen Bewegung zu stellen. Dies wird künftig noch weniger der Fall sein, ersten» weil diese Wahrscheinlichkeit durch die Persön lichkeit des jetzigen Zaren in keiner Weise begründet wird, zweitens weil man sich auch in panslavistischen Kre.sen mehr and mehr von der Sinnlosigkeit der russischen Antipathien und Hetzereien gegen Deutschland überzeugt und Angesehen hat, daß mit Deutschlands Un terstützung die Geschäfte der russischen Politik weit vortheilhaster zu betreiben sind, als ohne sie. Andererseit» wird Deutschland durch wohlwollende Neutralität Rußland gegenüber, rder gegebenen Falle-, durch Kooperation mit ihm nicht nur an der französischen Grenze entlastet, sondern auch in seinen kolonialen Bestrebungen England gegenüber gefördert. Wenn England unter russischem Drucke steht, wird e» sich immer sehr viel nachgiebiger zeigen, al» dies sonst der Fall sein würde. Ueber da» Telegramm de» Kaiser» über die Christlich- Socialen an den Geheimrath Hinzpeter thrilt die „Deutsche Tageszeitung" mit, der Kaiser habe in Gesprächen keine Un klarheit darüber gelassen, daß er nur die Auswüchse der Pastokenagitation mit seinem Telegramme habe treffen wollen und die taktvolle, tn den Grenzen der Rücksicht auf da» Amt entfaltende Bethätigung der Geistlichen im politischen Leben nicht verurtheile. Bei der gestrigen FrÜhstückStafel im König!. Schloß an läßlich des KrönungStagrS erhob sich der Kaiser zu einem Trinkspruch auf das russische «aiserpaar. Er betonte, daß das russische Zarenpaar in diesem Augenblick die Krone sich auf» Haupt setze und mit dem heiligen Oel gesalbt werde, und daß in den Jubel des russischen Volke» sich der Jubel der anderen Völker, welche durch besondere Abordnungen ver treten seien, mische, und nicht zum wenigsten der unserigen. Se. Majestät der Kaiser gab alsdann in erhebenden Worten den innigsten Segenswünschen für das Kaiserpaar Ausdruck Md schloß mit eine« dreifachen Hurrah, worein die Ler- sammelten begeistert einstinuaten. Rtttzlemd. Da» gestern erschienene Krönungsmanifest verspricht besonder» den Mühseligen und Beladenen, auch solchen au» eigener Schuld, Erleichterung, damit sie den Pfad eine« neuen Leben» zu beschreiten sich getrauen können. Da» Manifest führt 15 verschiedene Strafnachlässe und Amnestie-Erlasse an, darunter Erlasse an Steuerrückständen für das europäisch« Nußsand Md Polen. Die Grundsteuer wird für 10 Jahre auf di« Hälfte herabgesetzt. Erlasse« oder ermäßigt «erde» Geldstrafen. StaatSforderungea ver schiedener Art werden niedergeschlagen. Erlassen werden Brrurtheilungea für leichte Begehe». Rach Sibirien Ver bannte können nach 12 Jahren, die nach entfernteren Gau- vernemeutS nach 10 Jahre« sich einen steten Aufenthaltsort wählen, ausgenommen in den Hauptstätten und den Haupt- Mischen Gouvernement». Verbrecher, welche in Sibirien oder in entfernteren Gouvernement» internirt und M be stimmte Wohnorte gebunden sind, erhalten ei« Drittel Strafe Ermäßigung. Die Verschickten sollen nicht nach zehn, sondern schon nach vier Jahren Bauern werden. Zur Zwangsarbeit Berurtheilte erhalten ein Drittel der Strafe erlassen, lebens längliche Zwangsarbeit wird in zwanzigjährige umgewandelt. Ebenso werden viele andere Strafen umgewandelt und die Verjährung abgekürzt. Staatsverbrecher können je nach der Schuld und Reue Strafmilderung erfahren, die über die allgemeine Amnestie hinausgeht. Verschickte können nach Ver büßung der Verbannung bei tadellosem, arbeitsamen Leben ihre Geburtsrechte wieder erlangen. Staatsverbrechen, welche nach dem Gesetz nicht verjähren, werden außer Verfolgung gesetzt, sofern seit der Strafthat 15 Jahre verflossen sind. Flüchtige aus dem Zarenthum Polen und den westlichen Gouvernements, welche keinen Todtschlag, Mißhandlung, Raub, Brandstiftung oder eine Unterstützung des polnischen Auf standes begangen haben, «erden, wenn sie nach dem Vater land zarückkehren und den Treueid leisten, von der Polizei aufsicht berfreit. Ueber die Krönungsfeierlichkeit schreibt man,im Anschluß an die gestrige telegraphische Meldung des Näheren: Gegen 9'/i Uhr verkündeten Hurrahrufe und Mockengeläute, sowie die Klänge der Nationalhymne da» Herannahen der Majestäten zur Krönung in der Kathedrale. Die höchsten Würdenträger legten die Reichsinsignien auf ein links vom Throne aufge- stelltes Kissen nieder. Der Träger des ReichspanierS pflanzte dasselbe auf den Stufen der Throne-Estrade links vom Throne auf. Die gesammte Geistlichkeit ging den Majestäten ent gegen mit dem Weihrauchsaß und dem Weihwasser. Der Metropolit von Moskau empfing die Majestäten mtt einer Ansprache, der Metropolit von Petersburg reichte das Kreuz zum Kusse dar Md der Metropolit von Kiew besprengte sie mit geweihtem Wasser. Alle in der Kathedrale Anwesenden erhoben sich von den Sitzen, al» die Majestäten erschienen. Der Kaiser trug die Oberstenuuiform des PreobrashenSki- RegimentS mit dem Baude de- Alexander-Newski-Ordens und die Sette de» Andreas-Ordens. Die Kaiserin trug da» Nationalkostüm von Brokat, aus de« Haupte keinerlei Schmuck, da» Haar geürckt und über die Schullern auf die Brust her- abfallend. — Die geladenen Personen, Mitglieder des diplo matischen Corps, die Großfürsten und Großfürstinnen, die ausländischen Fürstlichkeiten mit ihrem Gefolge, die Hofdamen der Großfürstinnen in russischer Nationaltracht mit dem ver schiedenartigen Kopfputz nahmen die Plätze recht» und links vom Thronseffel, der auf erhöhter Estrade ausgestellt war, ein. Rechts vom Kaiser, abseits vom Throne, hatte die Kaserin-Wittwe Platz genommen. Der Thron de» Kaiser paares war zwischen vier -ewalligen, die Decke tragenden Gäulen errichtet. Recht» von den Majestäten nahmen die Großfürstinnen, link» die auswärtigen Fürstlichkeiten Platz. An der rechten, stufenweise erhöhten Seite saßen die Hof- damen, an der linke» da» diplomatische Corps und Senats mitglieder. I« Rücken der Majestäten standen die Ver treter der Behörden und der Stände. Griechenland. Infolge der bedrohlichen Vorgänge auf Kreta erhielte«, wie man au» Athen berichtet, die eng- lischen und russtschen Panzerschiffe Befehl, unverzüglich nach Canea in See zu gehen. Nachrichten über neue Mordthaten rufen große Erregung hervor. — Da» Blatt „Asty" bestätigt, daß die Kawafle de- russtschen Md griechischen ConsulatS ge- tödtet wurden. Der Agent der griechischen Schifffahrts gesellschaft .Lohn" und dessen Familie wurde ebenfalls er- mordet. Der Aufstand wird allgemein. Ein Boot wurde im Hafen von Rethymo mit Canonen beschossen, so daß es nicht landen konnte. — Da- Charakteristische bei der Er- Hebung aus Kreta ist, ebenso wie in Armenien, die Zügel- losigkeit de» türkischen Slaubenssanatismus gegen die Christen, de« sogar russische und griechische Beamte zum Opfer ge- fallen find. Dieser letztere Umstand wird eia energisches Einschreiten der Mächte zur uuabweislichea Pflicht machen, aber sie werden sich nicht mtt der Bestrafung der Schuldigen und mit Varantien für de« künftigen Schütz der Christen begnügen dürfen, sonder» auf der rückhaltlose« Durchführung der auch Kreta längst versprochenen Reformen bestehen müsse», denn Mr «em diese gesichert ist, wird Ruhe im Land« wer- den. Die Tragwelle der Ereignisse auf Kreta ist noch gar nicht abzuseben, da dieselben kaum ohne Einfluß aus die Stimmung in Armenien und Maeedonicn bmben werden, «o für de» Beginn de» Frühjahre» neu« Unruh«« befürchtet «erden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite