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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189606165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-16
- Monat1896-06
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1896
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Riesaer G Tageblatt Dienstag, 16. IM 1896, MendS La» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Lag Abend» mit «»»nahm« der Gönn» und Festtage. Vierteljährlicher ve-ng-prei» bei Abholung in dm Expedition« in Rtesa und Strehla oder durch unser« Tröger frei in» Hau» 1 Mark SO Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstaltm 1 Mark 25 Psg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mack SS Pfg. Anzrigen-Annatzme für die Nummer d«4 Au»gab«tagr» bi» vormittag S Uhr ohne Gaoilhr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Vrschäst-stelle: Kastanienstraße SS. — Für die Redaktion veranttoortlich: Hermann Schmidt, Riesa. TageSgeschichte. Deutsche- Reich. Gestern am Todestage de» Kaisers Friedrich erschienen um 9 Uhr da» Kaiserpaar im Mausoleum der Friedenskirche. Beide Majestäten legten je einen Kranz mit Schleife und darauf stehendem Namenszuge am Sarge nieder und verweilten in längerer Andacht im Mausoleum. Auch im Auftrage vieler anderer Fürstlichkeiten wurden Kränze niedergelegt. Die „Nordd. Allgem. Ztg." erklärt die Angabe der „Freifinnigen Zeitung", daß nicht der Justizminister, sondern ein Ministerialdirektor über die Anstellung jüdischer Richter sich geäußert habe, für erfunden, ebenso die Angabe des gleichen Blatte« über eine Judenliste im Justizministerium, wonach 5 Prozent der jüdischen Rechtsanwälte Berlins zum Notariat zugelassen werden, für unrichtig. Ueber Justizbeamte und über alle anderen Beamte« werden Personallistea geführt, welche von denselben eia vollständiges Nationale, also auch Angaben über Religion, enthalten. Di« angeblichen Aeußerungen dc» Fürsten Bismarck über die parlamentarische Behandlung de» Bürgerlichen Ge setzbuch» waren in der „Poft" angezweifelt worden. Das Blatt meinte, so habe sich Fürst Bismarck sicher nicht ge äußert. Die „bettoffenen Kreise würden heute so wenig wie vor einem Jahr geneigt sein, sich mit den voluminösen Sin zelbestimmungen näher zu befassen. Da» «erde man meist den Fachjuristen überlassen." Dazu bemerken die „Hamb. Nachr": „Wir halten e» i« Gegensatz zur „Post" doch für nrcht unwahrscheinlich, daß fich Fürst Bismarck in der That so geäußert hat, wie die „Deutsche Tageszeitung" berichtet." Die Pariser Sozialisten haben am Sonnabend ein Fest essen für Liebknecht gegeben. Der Depntirte Gsrault Richard brachte einen Toast auf den „großen deutsche» Sozialisten" aus. J-ur-S feierte de« „heldenmüthtgeu Borkämpfer de» internationalen Sozialismus" und sagte: Unser Patriotismus unterscheidet fich dadurch von» engherzigen Patriotismus der Chauvinist«, daß wir begreifen, daß Franzose« und Denchhe, deren Geist so sehr für wechselseitige» Verstäadniß geschafft«, Nicht die brndennorderischen Kriege -n berücksichtig«« brauch«^ Der Reichstag erledigte gestern zunächst einige Rechnungssachen und berieth sodann in erster Lesung da» Gesetz «egen Abänderung des Gesetzes über die Kaiserliche Schutztruppe für Ost- und Südweft-Afrika und für Kamerun. Abg. Prinz Arenberg (Ttt.) beantragte, die Vorlage an die Budget- commisfion zu verweisen. Abg. ».Bennigsen (natlib.) fragte den Abg. Bebel, ob er jetzt bestimmtere Auskunft be- züglich der Beschuldigungen geben könne, welche er im Februar gegen Dr. Peter» erhoben habe. Abg. Hasse (natlib.) erklärte Namens seiner Freunde seine Zustimmung zu der Vorlage. Abg. Bebel (sozd.) «heilte mit, daß er auf seine Erkundigungen erfahren habe, daß Bischof Simons todt sei, ein Ersuchen an den Nachlaßvollstrecker um Mit theilung de» Briefwechsel» zwischen Simon» und Peters sei aber rundweg abgelehnt worden. Wo sich Bischof Tucker befinde, wisse er, Redner, nicht, er habe aber da» Auswärtige Amt ersucht, seinen Einfluß aufzubieten, um Tucker ausfindig zu machen. Abg. Graf Arnim (ReichSp.) sprach seine Ueber» Zeugung dahin aus, daß der angebliche Brief, auf den Abg. Bebel seine Anschuldigungen gegen Peters hauptsächlich ge stützt habe, überhaupt nicht existire, sonst hätten ihn die eng lischen Missionen sicher- längst Herrn Bebel zugeschickt. Auch da- die Hinrichtung eines Negermädchens und eine» Megerburschen von Peters aus Eifersucht vollstreckt worden sei, habe Peters sofort in einem thatsächlich vorhandenen Briefe an englische Missionare bestritten. Dieser Brief enthalte gerade das Gegcntheil von dem, was in dem von Bebel angeführten angeblichen Briefe stehen solle. Abg. Bebel (sozd.) erwiderte, Graf Arnim möge da» Ergebniß der Untersuchung abwarten; der Fall mit dem Briese sei doch nur ein einziger unter den angeführten Fällen. Wo gegen Peters sonst noch vorliege, genüge vollauf, um ihn künftig für eine amtliche Stellung unmöglich zu machen. Abg. Richter (frs. Volksp.) wie» darauf hin, daß die Debatte über PeterS im Februar nicht durch jenen Brief veranlaßt worden sei, sondern durch die ganze koloniale Thätigkeit des Dr. Peters. Redner ist gegen die Ueberweisung der Vor lage an die Commission und empfahl, sie gleich im Plenum abzulehnen. Abg. Graf Arnim (ReichSp.) hielt nochmals dem Abg. Bebel vor, es wäre dessen Pflicht gewesen, nach dem Brief de» Dr. Peter» an den Bischof Simon» bezw. an den Bischof Tucker zu recherchiren. Abg. Bebel (sozd.) meinte, wenn die Regierung nach dem Abschluß der Unter suchung gegen Peters die Akten vorlegen werde, würden wohl noch ganz andere Dinge zu Tage kommen. Gerade auf gegnerischer Seite hülle man fich immer in den Mantel sittlicher Entrüstung gegenüber den Sozialdemokraten, und deshalb halte seine Partei den Herren ron der gegnerischen Seite den Spiegel vor, wie es in ihren Gesellschaftsklassen aussehe. Abg. Graf Arnim (ReichSp.) hält dafür, daß der Abg. Bebel nun den Rückzug antrete, und bleibt dabei, daß fich Bebel mit dem Briefe des Dr. Peters an Tucker gründ lich hereingelegt habe. Abg. Bebel (soz.) hob hervor, daß schon die eine von PeterS eingeftandene Thatsache, daß er «in Mädchen, mit dem er Umgang gehabt, hinterher wegen eine» geringfügigen Anlässe» ha e hängen lassen, ein Beweis 'schwerer moralischer Verworfenheit sei. Darauf ward die Vorlage der Budgetcommission überwiesen. ES folgte die zweite Lesung der Militärvorlage, die sich auf die Umgestaltung der vierten Bataillone bezieht. Die Kommission beantragte, die Vorlage unverändert zu ge- nehmigen. Abg. Richter (frs. Bolksp.) beantragte die ge setzliche Feststellung der zweijährigen Dienstzeit du ch Auf. «ahme einer hierauf bezüglichen Bestimmung in die Vorlage. Es sei umsomehr Veranlassung, auf dieser Forderung zu be stehen, al» seiner Zeit die zweijährige Dienttzeit ausdrücklich nur zugestanden worden sei al« Kompensation für die Be willigung der vierte« Bataillone. Die Reform der Militär strafprozeßordnung habe der Reichskanzler -war für den Herbst rn Ausficht - stellt, aber e» sei sehr wohl mißlich, daß diese Reform im Herbst wieder in der Versenkung ver schwinde« und ebenso verfirmpfen werde, wie vor SO Jahren. Abg. Bassermann (natlib.) bemerkt«, seine Freunde setzten volle» vertrauen in die hinsichtlich der Rtilirärsträsprozeß- ordaung vom Reichskanzler abgegebene« Erklärung, vezüg- ich der zweijährige« Diesstzeit liege kein Grund vor, die von der Militärverwaltung zugesagte ehrliche Probe in der Weise, wie Abg. Richter dies beantrag«, avzukürzen. Seine Freunde würden daher ohne Vorbehalt für die Vorlage stimmen. Abg. Lieber (Ctt.) erklärte gleichfalls, seine Freunde er blickten bezüglich der zweijährigen Dienstzeit eine volle Ge währ in der Erklärung der Heeresverwaltung, eine ehrliche Probe machen zu wollen. Urberdie« könne der Reichstag der Regierung einen Verzicht aus die verfaffung-nkißige drei- jährige Dienstzeit nicht zumuthen, wenn er nicht auch auf die verfassungsmäßige Feststellung der KriedenSpräsenzstärke verzichte, wa» er aber weder könne noch wolle. Abg. Rickert (frs. Ver.) sprach sich ebenfalls für die Vorlage und gegen den Antrag Richter au»; ebensoAbg.Frhr. ».Manteuffel (kons.) Schließlich ward der Antrag Richter abgelrhnt und die Vorlage unverändert genehmigt. Hieran schloß fich die zweite Berathung des Nachtragsetats zum ReichshaushaltSetat und zu« HauShatt der Schutzgebiete. Die Kommission beantragte, die Forderung für Neuguinea zu streichen. Auf eine Bemerkung des Abg. Werner (Ref.-P.) bezüglich des von ihm geführten Protokoll» über die Verhandlungen der Commisfion erklärte der Staatssekretär Graf PosadowSky, daß er die ihm in dem Protokoll zu- geschriebene Aeußerung, al» ob er in dem vertrage mit der Neuguinea-Gesellschaft die Interessen de» Reiche» nicht ge- nügend gewahrt fände, nicht gemacht habe. Die Abgg. Müller-Fulda (Ctt), v. PodbielSki (kons.) und Bebel (sozd.) bestätigten dies. Abg. Bebel (sozd.) kritifirte den Vertrag mit der Neuguinea-Gesellschaft, worauf der Director d-r Colonialabtheilung Dr. Kayser erwiderte, daß er nach der Stimmung im Hause für den Vertrag nicht weiter ein treten wolle, doch glaube er, daß darin die Rechte des Reiches vielmehr gewahrt seien, al» die Gegner de» ver- trage» meinten. Die Forderung sür Neuguinea ward ge strichen, im Uebrigen aber der Nachtrag zum Haushalt der Schutzgebiete genehmigt. In heutiger Sitzung steht zur Tagesordnung: Fort setzung der zweiten Berathung des NachttagetatS; zweite Berathung eines zweiten Nachtragsetats; Rechnungssachen; dritte Berathung der Militärvorlage. welche Despoten hervorgerufen haben. Darauf dankte Lieb- knecht, wi: der „Franks. Z." berichtet wird, für die herzliche Aufnahme durch die französischen Sozialisten und erklärte, er em- pfinde eine innige Freude, indem er alle Sozialisten zu einer Partei vereinigt sehe, deren Macht täglich wachse. Liebknecht erklärte, er sei gewohnt, in Reden auf die französische Re volution zurückzugreifen. Seine Reichstagsreden seien der- artig von französische« Geist erfüllt, daß seine Kollegen ihn den „Franzosen" nennen. — Wenn Liebknecht fich selbst al» einen Vertreter französischen Geiste« feiert, so gehr da» noch über die gewohnte Jnternationalität der Sozial»-- mokratie hinaus und bezeichnet einen Fortschritt auf der Bahn vaterlandsverrätherischen Unsinn», von de« man nichr weiß, ob man ihn auf Rechnung der Feststtmmung oder dec Altersschwäche setzen soll. LL. Die Jesuitenfrage wird in den nächsten Tagen wieder einmal zur Erörterung kommen. Da die Regierung gern das Bürgerliche Gesetzbuch fertig gestellt sehen möchte, kann fich natürlich da« Ce«ttum, dessen Mitwirkung nun eia- mal unentbehrlich ist, die Gelegenheit zu einem „Geschäft ' oder wenigstens zu einem „Geschäftchen" nicht entgehen lassen. Das widerwärtige Schachern dieser Partei „für Wahrheit, Freiheit und Recht" beginnt also von Neuem. Kann man die „Jesuiten" nicht bekommen, so ist man vielleicht einstweilen mit einem anderen Zugeständniß zufrieden. Wenn nur we- nigstenS etwas bei diesem Handel herausspringt! Au» diesen praktischen Erwägungen heraus hat da» Ceattum im Reichs- tage an den Reichskanzler eine Interpellation gerichtet, ob sich der Bundesrath über den ReichStagsbeschluß vom 20. Februar 1895 bett. Aushebung des JesuiteygesetzeS nunmehr schlüssig gemacht hat und, wenn dies nicht geschehen, aus welchen Gründen diese Verzögerung erfolgt ist. Hoffentlich läßt die Antwort des deutschen Reichskanzlers, der al« baye- rischer Minister nicht» weniger a S ein Freund der Jesuiten gewesen und von diesen aufs Heftigste angefeindet worden ist, an Entschiedenheit nicht» zu wünschen übrig. — Kür da» Großherzogthum Hessen hat vor einigen Tagen, als der ll. hessischen Kammer von den Ultramyntauen wieder einmal die Erörterung der Jesuitenfrage aufgedrängt war, der Staa^- mimster Finger über diese „Materie, die schon zu abgedroschen ist, um noch etwas Neues über sie sage« zu können", äußer» wirkungsvoll erklärt: „Ein hessischer Minister würde geradezu gegen die Gesetze seines Landes handeln, wenn er den h- - fischen Gesandten beim Bundesrathe instruirte, für Aufhebung des Jesuitenzesetzes zu wirken und zu stimmen, denn <a Hessen würden die Jesuiten außer durch da» Reichsgesetz auch noch durch das hessische OrdrnSgesetz ausgeschlossen. Letzteres Gesetz kenne zwar Ausnahmen, doch nur für Orden, die nicht von der durch die Geschichte nachgewiesenen Gefährlichkeit der Jesuiten seien. ES gebe nichts, was dem deutschen Bock gefährlicher erscheine al» der Jesuiten-Ordeuk Da- Jesuiten- gesetz habe einem Herzenswunsch des deutschen Vokes sprachen und entspreche demselben noch." Spanien. Der Entwurf eines Anarchistenzesttze», welchen die spanische Regierung vermuthlich am Montag dem Senat vorlegen wird, verbietet nach dem ,Hmparcial" jede Verbindung oder Vereinigung von anarchistischem Characrer, ebenso wie die Verbreitung dieser Ideen in Büchern, Klug- schriften, Zeitungen u. s. w., er unterwirft die anarchistische» Attentate dem gewöhnlichen Mtlitärverfahren und droht den Urhebern und Mitschuldigen der begangenen Attentate die Todesstrafe an. Jeder Anarchist wird wegen der bloß-n Thatsache, daß er e» ist, mit Ausweisung in'» Ausland be- straft, und wenn er zurückkehrt, soll er nach den Marianna- Inseln oder Fernando Po deportirt werden. Der „Im- pareial" zeigt seine gründliche Sachkenntniß, indem er be- merkt, daß ver Entwurf dem Gesetz, welche» in Deutschland herrscht (l) gleiche. — Silvela wird einen anderen Entwurf Einbringen, der mehr dem italienischen Gesetz ähneln soll, doch wttd er sich wahrscheinlich begnügen, einige Verbesser- ungeu zu dem Regierung-entwurf zu beantragen. In Barcelona sand dieser Tage die feierliche Beerdigung von sechs der bei dem bekannte« Dynamitanschlag um'» Lebe« gekommenen Personen statt. Au« diesem Anlaß hatten die «eisten Geschäfte geschlcss'n, und eine große, in düster« Schweigen verharrend« Menschenmenge erfüllt« die Straße«, durch die der Zug sich bewegte. Er wurde von eine» Nknfikcorp-, da-Tranrrmärsche blie», von städtischen Beamte» und der Geistlichkeit eröffnet. Dana kamen die Leichenwagen «st zwei weißen Kinderstrgrn mrd vier schwarzen Särge« ««d A«r»tgrr (WeßlsS «ch Lqei-n). Tckepmmn-Ikdwsft A MH» »U Smnsprechfte«« „LaseHlaG-, Meft. AS DHH S N AI 4 HH H «r. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des'.Stadtraths zu Mesa I. 137. Dienstag, 16. Juni 1896, MendS." 49. Jahrg.
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