Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189606229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-22
- Monat1896-06
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Anzeiger We-Iatl Ml- Anzeiger). Telegramm-Adress« HtzK 6 I* Fernsprechstell« „rag.blaH". ««er«. 44»-H. N V L. H> H- Nr. 20. der König«. Amtshauptmannschast Großenhain, des König«. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. I? 14s. Montag, SS. Juni 1896, Abends. 49. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede. Lag Abend» mit «»»nähme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher vrznggprei» bei Abholung in den Expeditione» in Mesa und Strehla oder durch unsere Lrüger frei in» Hau» 1 Marl 80 Psg., bei Abholung am Schalter der kaisrrl. Postanstalten 1 Marl 28 Psg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark S8 Pfg. «nzei,m.«mlah«e sür die Nummer de» Au»gab«tage» bi» Vormittag 9 Nhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienfiraße 89. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Bekanntmachung, da- Baden in der Elbe betr. Mit Bezugnahme auf die an die OrtSpolizeibehörden im Bezirk des unterzeichneten Königlichen ElbstromamteS betreffs der Elbbadepliitze unter dem St. Juli vorigen Jahres -erlassene Verfügung und die in dm betreffenden Amtsblättern abgedruckte bezügliche Bekannt machung von demselben Tage wird hierdurch noch Folgende» angeordnet: 1. -auf jedem freien Glbbadeplatze ist von der betreffenden Ortsbehörde mittels Tafelanschlages (Plakat) bekannt zu machen, daß das Baden in der freien Elbe an nicht besonders abgesteckten Orten, sowie ohne Badehosen, bei Geldstrafe bi» zu 60 Mt. oder entsprechender tzaftstrase ver- botm ist. 2. Bon dm Eingangs gedachten OrtSpolizeibehörden ist für jeden freien Slbbadeplatz eine ge eignete Person mit der Atrfficht-führiMD zu beauftragen, auch haben sie den Namen de» AufstchtSführmden längstens binnen 8 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet anher anzuzeigen. Meißen, am 18. Juni 1896. Königliche Amtshauptmannschast al- Elbstromamt. 215 G. von Schroeter. W. Eine russische Arbeiterbewegung. * Rußland hatte bisher Nihilisten, aber e» hatte keine Arbeiterbewegung und keine Socialdemokratie. Der Nihilis mus war und ist eine Art politischer Wahnsinn; die Ge- heimgesellschaften, die ihn Pflegten, rekrutirten sich aus ver zweifelten Existenzen der gebildeteren Classen, verlaufenen Studenten und Studentinnen, Fanatikern, die mit Dolch und Dynamit da» Polizeiregimrnt in Rußland mit seinen harten, im Verwaltungswege verhängten Strafen zu beseitigen trachteten. Wirthschaftliche Fragen lagen den Nihilisten ziemlich fern, und die russische Arbeirerwelt blieb von ihren Blut- thaten unberührt. Jetzt kommen nun auf einmal aus Rußland Nachrichten, die aus eine starke wirthschaftliche Bewegung unter den Ar beitern schließen lasten. Bereits während der Krönungsfeier in Moskau war es in Petersburg zu Ausschreitungen ge- kommen, in denen man anfangs nur belanglose Exzesse groß städtischen Pöbels sah. Es scheint jedoch, als ob sie mit einer Streikbewegung zusammenhingen. Jedenfalls befindet sich jetzt ein großer Theil der Petersburger Fabrikarbeiter im Ausstande, und auch in anderen Jndustrieorten sollen die Art eiter eine Abkürzung der Arbeitszeit, die in Rußland viel höher ist als bei uns, oder Lohnerhöhungen verlangen. Das wäre noch nichts besonderes, da auch in Rußland, in Moskau z. B. und in Polen, hin und wieder schon Lohn kämpfe vorgekommen sind. Aber diese hatten immer nur rein örtliche Gründe, und von einer Organisation der Ar beiter konnte keine Rede sein. Jetzt dagegen scheint man es mit einem zielbewußten Vorgehen von Arbeitern, nicht dieser oder jener einzelnen Fabrik, sondern bestimmter Fabrikations zweige zu thun zu haben. Sogar eine allgemeine Streikkasse soll existiren. Es ist also auch wahrscheinlich, daß eine geheime Arbeiterorganisation der Ausstandsbewegung vorgearbeitet hat. Sozialisten hat es in Rußland lange schon gegeben, Sozialisten, die sich in enger Fühlung mit der internationalen Sozialdemokratie hielten und namentlich mit deutschen, fran zösischen und englichen Gesinnungsgenossen literarischen und persönlichen Verkehr hatten. Es ist aber eine neue Er scheinung, daß sich solche Ansätze zu einer Bewegung in der trägen russischen Arbeitermasse zeigen, und diese Erscheinung, welche die Möglichkeit enthält, daß auf den absterbenden Nihilismus eine sozialistische Bewegung folgen werde, ist -aller Beachtung werth. Lagesgeschichte. Deutsche- Reich. Bei dem am Frcitag beim Reichs- lanzler zu Ehren des Vizekönigs Li - Hung - Tschang statt gehabten Diner hatten alle Herren des Auswärtigen Amte» die chinesischen Orden angelegt, welche ihnen am Morgen desselben Tages von der chinesischen Botschaft ausgehändigt worden waren. Der Abgesandte des Reiches der Mitte ver fügt über eine ansehnliche Anzahl von „BlanquetS" und so mit über rin abgekürztes Verfahren, Orden seines Souve rän» zu vertheilcn. Der Vizekönig hatte zu seinen beiden Seiten die Herren Detring, welcher schon seit etwa dreißig Jahren in chinesischen Diensten steht und die Zollverwaltung leitet, Und besten Schwiegersohn, den Hauptmann v. Hau- r eken, Micher in Thina die Stellung eine» General» ein nimmt. Beide Herren verdolmetschten nach recht» und nach link» jede Aeußerung des hohen Gaste«. Der Vizekönig, welcher an der Tafel eine sehr stattliche breitschulterige Figur darstellte, machte aber beim Durchschreiten de« Saale» «inen ziemlich gebrechlichen Eindruck. Er stützte sich recht stark auf den Arm de« Herrn Detring. Die chinesischen Herren aßen und tranken von allen servirten Speisen und Weinen und benutzten Gabel und Mester, wobei doch nicht zu verkenne» «ar, daß fie ick vtbrauch« derselben noch nicht vollkommen geübt sind. Während der Vizekönig ein rege» Interesse für alles von ihm Gesehene — sei es auf militärischem oder in dustriellem Gebiete — an den Tag legt, hat da- große, au« 52 Personen bestehende Gefolge sehr wenig Interesse für die hier erhaltenen neuen Darbietungen, wenn es nicht gerade eine Schaustellung ist wie im Olympia-Theater, welches den Herren sehr gefiel. — Wenn der Bizekönig auch mit dem Menu des KaiserhofeS vorlieb nimmt, so hat er dennoch einige Sonderbarkeiten in Bezug auf die Zeiten seiner Mahl zeiten, und ist mit Rücksicht hierauf eine kleine Küche im Kaiserhof reservirt worden, in welcher drei chinesische Köche ihres Amtes walten. Der Bizekönig erwacht oft um 4 ödes- 5 Uhr Morgens, klingelt zur Küche, und e» wird ihm dann schon da- Esten servirt, meist Huhn mit Reis. Der Vize-- könig, der zum erstenMale in Europa ist, wird die meisten europäischen Hauptstädte besuchen, wie Paris, London, Wien, Budapest, Rom. Von Brindisi aus wird er die Heimreise antreten. Li-Hung-Tschang dürfte zu den reichsten Leuten der Welt gerechnet werden. Er besitzt in großen Mengen Aktien aller englisch-chinesischen Unternehmungen. Da in China die Minister oft Geldgeschäfte machen, wie Diskont, Geltausleihen rc., so sind ihre Revenüen vom Kapital sehr erheblich. ' Gegen das überflüssige Schreibwerk geht auch die Re gierung von Meiningen vor. Das Staatsministerium hat eine Verordnung erlassen, nach welcher zur Vereinfachung des Geschäftsganges und zur Verminderung des Schreib- wesenS Bestimmungen praktischer Natur getroffen werden. Ueberflüsstges Titel- und Formelwesen kommt in Wegfall; knapp, klar, bestimmt, sachlich und verständlich sollen die Be hörden sich gegenseitig und auch an da- Publikum schreiben, letzteres wird ebenfalls ersucht, bei seinem Verkehr mit den Behörden sich der Vereinfachung zu befleißigen. Dcm Kongreß ist von der Regierung ein Gesetzentwurf folgenden Inhalts vorgelegt worden: Die Regierung wird ermächtigt den Boden- und Industrie-Erzeugnissen des Deutschen Reiches die Zollsätze des zweiten Tarif« (Minimal tarifs) au» dem gegenwärtig für Spanien und Cuba, sonne Puerto-Rico geltenden Zolltarif ohne weitergcysnde Zuge ständnisse zu gewähren, wofern Deutschland seinerseits den Erzeugnissen aus Spanien und seinen Colonien die Zollsätze seines Generaltarifs gewährt ohne die Zuschläge, welchen gegenwärtig einzelne Waarengatlungen unterworfen sind. Ein eigenartiges Dementi trifft aus München ein. Die offiziöse ,.Korr. Hoffmann" schreibt nämlich: „Wie wir von autoritativer Seite erfahren, ist die aus norddeutschen in süddeutsche Blätter übergegangene Nachricht, daß aus politi schen Motiven Norddeutsche in München Belästigungen aus gesetzt worden seien, vollständig au» der Luft gegriffen." Vom Reichstag. Am Sonnabend setzte man die 2. Lesung de» Bürgerlichen Gesetzbuchs fort. Nachdem die zu rückgestellten Paragraphen 130—131 des ersten Buches nach den Beschlüssen der Kommission genehmigt worden waren, ging da» Haus zu dem 2. Buch über, welches von dem Recht der Schuldoerhältnisse handelt. Da« Buch umfaßt die 88 235 bi» 837, davon werden die 88 604 bis 620 über den Dienst vertrag und die 88 819 und 819» über di« Ersatzpflicht b i Wildschaden zurückgestellt, alle übrigen Paragraphen werden nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Schließ lich ward auch das 3. Buch — Sachenrecht —, welche» die 88 838—1279 enthält, angenommen. Frankreich. Der der Deputirtenkammer vorgelegte Gesetzentwurf gegen die anarchistischen Bestrebungen verweist die mittel» Explostvkörper begangenen Verbrechen vor die Kriegsgerichte. Di« Urheber solcher Verbrechen und die Mitschuldigen sollen zu« Tode verurtheiltwerden.—Auf Mada gaskar, da» jetzt zur französischen Colonie erklärt werden soll, haben die französischen Truppen viel mit Aufständischen zu kämpfen. Der Ober-Con»nrandirende verlangt daher Geldmittel zum Bau von Straßen und rin Expedition-corps von mindesten« 10000 Mann; und zwar müssen diese For derungen sobald al- möglich erfüllt werden, damit die Rebellen keine Zeit und Gelegenheit fänden, sich mit Waffen und Munition zu versehen. Spanien. In den „Times" werden die Aussichten der spanischen Kriegsführung auf Cuba als. sehr trübe ge- schildet. Der Haß der Cubaner gegen die spanische Herr- schast wird täglich größer und macht sich täglich nuch mehr Luft. Häufig sind die Beschwerden nicht gerechtfertigt und unvernünftig. Aber der Haß ist so tief, daß eine Ver söhnung mit dem spanischen Regiment, selbst wenn die liberalsten Reformen eingeführt würden, fast undenkbar ist. Man darf nicht vergessen, daß fast jeder Cubaner, wenn er nicht selbst in den Aufstand verwickelt ist, nahe Verwandte be- fitzt, die mit den Insurgenten im Felde stehen. Seine Sympathien find deshalb gänzlich bei den Rebellen. Türkei. Die türkische Regierung hat in den jüngste« Tagen den neuerlichen Beweis erbracht, daß sie nicht im Stande ist, Leben und Eigenthum der im Lande weilenden Fremden zu sichern. Schon vor mehreren Tagen wurden bei Cassaba nächst Smyrna Bahnarbeiter überfallen. Es hieß damals, daß auch mehrere Ingenieure getövtet worden seien. Damals bestätigte sich das Gerücht insofern nicht, al« bei dem Neberfalle nur acht Verwundungen, darunter zwei tödtliche, vorkamen. Die dahin entsendeten Truppenabthei« lungen verhinderten zwar eine Wiederholung von Ausschrei tungen an Ort und Stelle, aber dafür ereignete sich in der Umgebung von Akschehir, wo eine Verbindungsbahn im Bau begriffen ist, bei der ungefähr 3000 fremde Arbeiter beschäf tigt sind, ein Ueberfall durch KiKden, wobei 200 Mann er schlagen und 500 verwundet wurden. Der Rest der Arbeiter stellte aus begreiflicher Furcht die Arbeit ein und flüchtete nach Smyrna, wo sie ihre Ueberführung in die Heimath ver langen. Ein großer Theil davon ist auch bereits abgereist. Die Bauunternrhmung ist nun im Begriffe, von der Pforte Schadloshaltung für die unterbrochene Arbeit, sowie die Mittel für die H.imbejürderullg der Arbeiter zu verlange«. Es war schon im Laufe des Winters vorherzusehen, daß die Türken einen unberechenbaren Fehler begingen, indem fie den Ar meniern die Waffen abnahmen und an die Kurden vertheilten. Dieses unbotmäßige Volk beginnt, der Türkei täglich größere Verlegenheiten zu bereiten. Südafrika. Dem ,,R. B." wird au» Bulawayo ge- meldet: Die Lage im Mashona and ist sehr ernst, der Auf stand der Eingeborenen, die an verschiedenen einzeln liegenden Orten die Familien der Ansiedler ermordete« und weder Frauen noch Kinder schonten, ist allgemein. Alle in der Kolonie ansässigen Europäer haben sich nach dem befestigten Lager von Salisbury geflüchtet, w i an alle felddienstfähigen Männer Waffen mnheilk werden, die zur vertheidigung von Sali-bury verfügbare Streitmacht ist indessen noch genügend. Auch die Hügel von Umtate müssen besetzt werden. General Carrington hat die Truppen, welche zur Verstärkung der Garnison nach Bulawayo gesendet waren, nach Sali-bury zurückgeschickk und sie durch 50 Mann von seinen eigenen Leuten verstärkt. In Kapstadt ist um die Entsendung von 200 Mann berittener Infanterie ersucht worden. Ein starker Matabelestamm hat die Verschanzungen auf den Matoppo- hügrln bei Bulawayo verlassen und marschirt über Umgingwr nach Norden. vertliches und Sächsische». Riesa, 21. Juni 18S6. — Tage«ordnung für die öffentliche Stadtverord- neten-Sitzung Dienstag, den 23. Juni, Nachmittag« 6 Uhr. 1. Neuwahl eine« RathSmitgliede« an Stelle de« in Folge andauernder Krankheit «»»scheidenden Herrn Gtadtrath»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite