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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189607089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-08
- Monat1896-07
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1896
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Riesaer H Tageblatt Mittwoch, 8. J»N 18S«, Abends Bürgerlichen Gesetzbuch einzuführenden Gesetzen ist nun auch der Entwurf über die Grundbuchordnung fertiggestellt. Er'' ! wird demnächst den Regierungen zugestellt werden. In Sachen Wehlan hat das Reichsgericht die eingelegte Revision verworfen ; es bleibt also bei dem Urtheil des Disziplinar-Gerichtshofes, 500 Mk. Geldstrafe und Versetzung in eia anderes Amt von gleichem Range. Bei den Kaiserwanövern in diesem Jahre sollen, wie verlautet, Versuche mit Schnellfeuerkanonen gemacht werden. Es wird sich dabei um die Frage handeln, ob Schnellfeuer kanonen im Feldkriege oder an Stelle der Geschütze von dem jetzt gebräuchlichen Kaliber Verwendung finden können. Diese neuen Schnellfeuerkanonen sollen in ihrer Art das Voll kommenste sein, was überhaupt erdacht werden kann. Man glaubt, daß diese Geschütze mit Vortheil gegebenenfalls an die Stelle von Feldgeschützen treten können, vor Allem da, wo die räumlichen Verhältnisse die Aufstellung einer größeren Zahl von Geschützen verbieten. Wie einige Zeitungen wissen wollen, haben die Vor schläge der Reichskommission für Arbeiterstatistik in Bezug aus den Acht-Uhr-Ladenschluß für öffentliche Verkaufsstellen die Zustimmung des Bundesraths nicht erhalten. In der Absicht der Regierungen soll es nur liegen, eine bestimmte Beschäftigungszeit der Angestellten, aber keine Bestimmung über Oeffnung und Schluß der Geschäfte Vorzuschlag n. Der von der spanischen Regierung der Kammer unter breitete Gesetzentwurf zur Regelung der Handelsbeziehungen mit Deutschland hat, wie der „Köln. Ztg." aus Madriv be richtet wird, bereits die Genehmigung der zur Berarhung des Entwurfes eingesetzten Commission erhalten. Die Ab stimmung in der Kammer sei jedoch noch ungewiß, da die allgemeine Stimmung in der Kammer dem Entwürfe, worin eine Hinneigung zum Dreibünde erblickt werde, nicht günstig sei. In Deutschland wird man dem Beschluß der Kammer mit kühler Ruhe entgegensehen, denn der Zollkrieg hat Spanien ungleich tiefere Wunden geschlagen als uns, und über kurz oder lang würde Spanien doch durch die Macht der Thatsacheu gezwungen werden, eine Verständigung mit Deutschland, das für Spanien ein wichtiges Absatzgebiet be deutet, zu suchen. Die „Reichspost" meldet, daß der bekannte Kandidat der Theologie Theodor v. Wächter, welcher Mitglied der Sozialisten ist und auch öfters schon als sozialdemokratischer Kandidat für den Reichstag auftrat, beabsichtigt, wieder in den Kirchendienst einzutreten. Frankreich. Die fortgesetzten franzosenfreundlichen Kundgebungen in Spanien verfehlen ihre Wirkung auf die hiesige öffentliche Meinung nicht. „Justice" widmet heute Spanien eiieu äußerst liebenswürdigen Aufsatz, der dem französischen Volk eingehendere Beschäftigung mit dem stamm verwandte« südlichen Nachbar, seiner Sprache, seinem Schrift- thum, seinen Einrichtungen empfiehlt, und „Lanterne" kommt nochmals auf die Erweiterung des französisch-russischen Bündnisses durch Hinzutritt Spaniens zurück und sagt: „Spanien weiß, daß Frankreich ihm in Cuba nicht helfen kann. Unser Eingreifen in Widerspruch mit unsere« republi- konischen Grundsätzen würde die Lage nur verschlimmern, vielleicht einen Weltkrieg herbeiführen. Spanien wird Frank- reich nicht in die schmerzliche Nothwendigkeit versetzen, ihm Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Bon den gleichzeitig mit dem wenigstens nicht sagen kann, daß sie einen der Einwanderung direkt feindlichen Geist athmet. Au» der ungeheure« Mehrheit, welche die Bill i« Repräsentante»hause erzielte, schließt ma« wohl nicht fehl, daß die dortige Stimmung auch der Annahme einer viel schärferen Maßregel günstig war, und daß man sich darum nur einstweilen mit obengenannter Bill begnügt hat, weil eine Präsidentenwahl vor der Thür steht, wo man die Stimmen der Bürger ausländischer Geburt zu nöthig hat, als daß man es wagen dürfte, den fanatischen Gegnern der Einwanderung noch weitere Zugeständnisse zu machen. Er hält aber der Präsident Cleveland einen republikanischen Nachfolger, und bleibt auch die nationale Gesetzgebung unter republikanischer Kontrole, so kann man sich daraus gefaßt machen, daß die Frage abermals aufs Tapet gebracht werden wird und zwar mit dem Ergebniß, daß die Einwanderung bis hart an die Grenze des direkten Verbots beschränkt wird. Eine neue Eiuwaudcrungsbill hat das Repräsentantenhaus zu Washington mit der beträcht lichen Mehrheit von iss gegen 26 Stimmen angenommen. Die angenommene Bill fordert, wie «an der „Tägl. Rund schau" schreibt, daß männliche Personen im Alter von 16 bi» 60 Jahren, welche nicht englisch »der die Sprache ihres eigenen Landes lesen und schreiben können, nicht landen dürfen. Hierzu ist noch ein Zusatz angehängt worden, welcher Aus ländern, die von Jahr zu Jahr nach den Vereinigten Staaten kommen, um zu arbeiten, ohne die Abficht zu hegen, sich innerhalb derselben niederzulassen, verbietet, die Grenze zu überschreiten. Es erklärt alle auf Leistung von Arbeit lauten den Verträge mit Ausländern für null und nichtig und be droht die Abschließung solcher Kontrakte durch Leute inner halb der Gerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten mit Geld strafen bi» zu 1000 Dollar oder Haftstrafe bis zu einem Jahre. ES wird ferner für ein Vergehen erklärt, wenn naturalisirte Bürger, welche ins Ausland zurückgekehrt sind und dort ihren Wohnsitz genommen haben, wieder nach den Bereinigten Staaten kommen, um Arbeit zu übernehmen; die Bill wacht es zu einem Vergehen, wenn Ausländer, um Arbeit zu übernehmen, die Grenze der Vereinigten Staaten überschreiten, außer auf einer Zollcinlaßstelle „Port of Entry" und bestimmt eine Kopfsteuer von 50 Cents für jeden Ein wanderer. Die Agitation zur Einschränkung der Einwanderung im Sinne dieser nach ihren Urhebern Mc. Call-Corliß genannten Bill ging von Massachusetts aus, wo sich ein besonderer Verein dafür gebildet hatte, die „Immigration Restriction League". Jene Liga hatte mündlich ihre Vorschläge vor den Kongreß gebracht. Außerdem hatten die Vertreter der Liga einen Besuch auf Ellis Island, dem Einwanderungslandungs platz zu New-Jork, im Dezember 18SL gemacht, um dort statistische Erhebungen über den Bildungsstand der Ein wanderer zu pflegen. Viele dieser Geprüften konnten keine Erziehungsprobe bestehen. Alle Deutschen und Tschechen konnten lesen und schreiben. Von den anderen Nationalitäten konnten es nicht: 10 v. H. der Finnen, 48 v. H. der Russen, 36'/, v. H. der Ungar«, 62 v. H. Galizier, 45 v. H. Kroaten. Die Liga sagte mit Recht, daß nur sehr wenig Deutsche, Skandinavier, Böhmen, Franzosen und Engländer eine Bildungsprüfung nicht werden bestehen können. Und in der That giebt es auch in Deutschland wohl nur sehr wenige Personen, die weder lesen noch schreiben können. Die Stati stiken de« Einwanderungsbureaus aus dem Jahre 1892 be weisen, daß unter den über 16 Jahre alten im genannten Jahre eingewanderteu deutschen Reichsangehörigen nur 2 v. H. die Bedingung nicht erfüllten, während von den einge- wandcrtcn Italienern 66, den Ungarn 28, den Russen 20 unter je 100 nicht lesen und schreiben konnten. Noch besser als die Deutschen standen die Norweger, Dänen und Schweden, kaum 1 v. H. Man kann also nicht, auch wenn man grund sätzlich Gegner aller Beschränkung der Einwanderung ist, be- ? haupten, daß die neue Bill sich gegen die germanische Ein- , Wanderung richtet. Im Gegentheil, indem sie einen großen ? Theil der Italiener, Slowaken u. s. w. fernhält, würde sie das Loos der einwandernden Deutschen u. s. w. leichter ge stalten und infolge dessen deren Einwanderung sehr fördern. Indem die Vorlage der Bildungsprobe von über 60 Jahre alten Personen nicht verlangt, ist sie zugleich human; denn sie berücksichtigt, daß in früheren Jahren die Gelegenheit zum Schulunterricht nicht so groß wie heute war, und sie verhindert nicht, daß Leute, die es hier zu etwas gebracht haben, ihre alten Eltern nachkommen lassen. Vom deutschen Standpunkt aus läßt sich also gegen die vom Abgeordneten Mc. Call «"gebrachte Bill nicht viel einwenden. Der Standpunkt mag als ein «was selbstsüchtiger erscheinen, aber da es doch allgemein zugestanden wird, daß das Uebergewicht der germanischen Rasse für die gesunde Fortentwickelung der Bereinigten Staaten nothwcndig und wunschenSwerth ist, so ist die Bill in dieser deutschpatriotischen Rücksicht nicht so ohne Weiteres zu verwerfen. Die Bill kommt nunmehr vor den Senat. Wie sie dort fahren wird, darüber läßt sich jetzt noch nicht urtheilen. Doch ist cs sehr wahrscheinlich, daß der Kongreß nicht aus- ' einander gehen wird, ohne ein neues Einwanderungsgesetz zu Stande gebracht zu haben. Und man darf sich am Ende noch freuen, wenn dieses Gesetz keine schärferen Bestimmungen enthält, als die Mc. Eall-Lorliß Bill, von der «an doch in diesem Punkte eine abschlägige Antwort zu ertheilen' Aber außer dieser Frage hat Spanien in Marokko, dem Mittelmeer, Gibraltar eine große Rolle zu spielen, da find Spaniens Interessen alle« europäischen Völkern gemein, die der englischen Piraterie ei« Ziel setze» wollen. Auf diesem Gebiete bietet Spanien uns sein Bündniß an. Wir müffen e» annehmen. Der Bund wird um so stärker sein, als er von den Völkern außerhalb der amtlichen Diplomatie ge schloffen ist." Türkei. Einem der „Köln. Ztg." aus Kanea zu gehenden Privatbriefe, der die Lage auf Kreta schildert, ent nehmen wir: Die Aufständischen hören nicht auf, ihre krie gerischen Mittel zu verstärken. Von wohlhabenden griechischen Patrioten des In- und Auslandes sowohl als auch von anderer Seite fließen dem kretischen RevolntionSausschusse »n Athen reichliche Geldmittel zu; schon mehrere größere Ladungen Gewehre und Hunderte von Kisten Patronen find ihnen zugeführt worden, ohne daß es die türkischen Kriegs- dampser, welche die Insel umkreisen, hätten verhindern können. Thatsache ist auch, daß größere Abthrilungen grie chischer Freiwilliger gelandet sind, um ihre Glaubensgenossen zu unterstützen, und wenn die Türken wieder größere Ver luste erleiden sollten, so sind die Bedenken der christlichen Bürger in der Stadt wegen einer erneuten Gemetzels nicht unbegründet; denn die Kalkutten und der zahlreiche türkische Pöbel wird nach Wiedervergeltung trachten. Für den Schutz der Ausländer ist durch die Anwesenheit der Kriegsschiffe hinreichend gesorgt. England und Frankreich sind sogar mit je drei Fahrzeugen vertreten, die abwechselnd sich auch vor den anderen beiden Städten der Insel, Rethymo und Kandia, zeigen, nur nach unserer deutschen Flagge schauen wir immer noch vergebens aus. Bereinigte Staaten. Die Wahlbewegung in den Bereinigten Staaten gewinnt immer mehr einen rein wirth- schaftlichen Charakter. Die früher geltenden so scharfen po litischen Unterschiede zwischen Demokraten und Republikaner verschwinden gegenüber der das Land bewegenden Frage Freie Silberprägung oder Goldwährung? Nach dieser Krage iruppiren sich die Parteien im Kampfe um die Prästdent- chaft. Innerhalb der republikanischen Partei herrscht, wie ich auch auf der Nationalkonventton gezeigt hat, eine starke Strömung für die freie Silberprägunz. Gewinnt sie an Boden, so wäre nicht ausgeschlossen, daß vielleicht ein zweiter Kandidat der republikanischen Partei ausgestellt würde mit ausgesprochenem Silberprogramm. Zum ersten Male stän den sich dann drei Kandidaten gegenüber, ein Demokrat mit einem Silberprogramm, ein republikanischer Kandidat, der für die Goldwährung eintritt, und ein Republikaner, der An hänger der freien Silberprägung ist. Jetzt scheinen die amerikanischen demokratischen Silberleute auch ihren Präsi dentschaftskandidaten gefunden zu haben. Es wird aus Chi cago telegrsphirt: Unter den Delegirten für die bevorstehende demokratische Konvention, soweit sie Silberanhänger sind, scheint eine starke Ncizung zu Gunsten der Aufstellung des Senators Teller als demokratischer Präsidentschaftskandidat zu herrschen. Teller, welcher Republikaner ist, ist bekanntlich aus der republikanischen Konvention wegen des von dieser angenommenen Währungsprogramms ausgeschieden. Die Goldleute scheinen hier keine Fortschritte zu machen. Cleve- land wehrte sich bis zum letzten Augenblicke gegen die un heilvolle Verwirrung im demokratischen Lager. Ostafie«. Im Inneren von Korea wurden seit einigen Monaten viele zerstreut lebende Japaner getödtet, im Gmzen über 50, und außerdem viele durch Drohungen gezwungen, mit Verlust ihrer Habe sich nach den Hafenstädte» zu flüchten, in denen inSzesammt etwa 100000 Japaner anwesend sind. Seit Ende April hat der japanische Gesandte in Söul, «omura, mit der koreanischen Regierung darüber Verhandlungen angeknüpft, über deren Ausgang man noch nichts Bestimmtes weiß. Am 29. April sand in Chemulpo eine große Trauerfeier für die ermordeten Japaner statt, wobei der dortige japanische Konsul eine Trauerrede hielt, in der er unter andere« Punkten hervorhob, daß die japanische Regierung von der koreanischen Ersatz verlangen w.rde 1. für die Tödtung von Menschen, 2. für Körperverletzungen und 3. für sachliche Beschädigungen und zwar sowohl ?ür direkte wie indirekte, von denen letztere besonders in Ping jang und Kaiso sehr groß sind. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede» La» Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unser« Träger frei in» Hau» 1 Mart 50 Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstaltrn 1 Mark 25 Pfg., durch dm Briefträger frei in» Hau« 1 Mark 65 Pfg. AazrigemAmuchme sür die Nummer de» Ausgabetage« bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Ries«. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaetion venmtwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. und Anzeiger Mrdlatl und Anzeiger). Telegramm-Adresse A HAT ckL 6 Frrnsprechstelle „Tageblatt", Riesa. V L-H H-4 Nr. 20. der König!. Amtshauptmaimschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa AS IS«. Mittwoch, 8. AM 18S«, Abends. 49 Jahrs.
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