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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189607218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-07
- Tag1896-07-21
- Monat1896-07
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1896
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Riesaer und Anzeiger (Elbeblak und Anzeiger). Trlrgramm-Adrcfii Fcrnsprrchstelle „Tageblatt", Rlesa. AAE-H« N V H-^T-T« Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa 167. Dienstag, 21. Juli 1896, AvendS. 49 Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheiut jede« Tag Abend- mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch Dunsen Träger srei in» Hau» 1 Mari SO Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstaltm 1 Mart 25 Pfg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark 65 Pfg. Anzeigm-Annahme sitr die Nummer de» Ausgabetage- bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druckend Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstrabi 59. — Für dir Redactton verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Das Deutschthum in Südafrika. Aus einer Schrift „Deutsche und Engländer" kann man Diele beherzigenSwcrthe Fingerzeige entnehmen für die kräftigere Wahrnehmung der deutschen Interessen in Südafrika, ver nehmlich in den Gebieten der Kapkolonie, de» TranSvaal- und Oranjestaates, in denen da» Deutschthum sehr zahlreich vertreten ist. Jetzt ist e» leider auch in den südafrikanischen Kulturstaaten so, wie in andern Erdgegenden, daß nämlich der Deutsche meist nach unverhältnißmäßig kurzer Zeit sich feine» Deutschthum» entäußert und möglichst den Frembländer herauszubei- en sucht. Die materiellen und moralischen Ein bußen de» Deutschthum» werden in der genannten Schrift in erster Reihe mit darauf zurückgeführt, daß zu viele Jammergestalten au» Deutschland auswander», die gewöhn- Uch zu Hause etwas auf dem Kerbholz haben und natürlich sofort ihre deutsche Eigenart zu verleugnen suchen. Aber auch un solchen Personen fehlt es nicht, die zwar moralisch un gleich höher stehen und in Südafrika zu Wohlstand und An« fehen gelangt sind, die auch stets dabei sind, wenn vater ländische Lieder gesungen oder Einladungen an Bord eines deutschen Kriegsschiffes erlassen werden, die aber als echte „Schützenfestpolitiker" am andern Tage schon wieder den Fremden willfährig werden. Beide Kategorien machen das Deutschthum in den Augen der Engländer und Buren überaus verächtlich. Diejenigen, die sich ernstlich ihr Deutschthum erhalten wollen, leiden darunter, daß es keine deutschen Schulen giebt. Der englische Unterricht muß gesucht werden, wird aber natürlich echt englisch gehandhabt, — Sprachen werden mit englischer Aussprache gelehrt, Geschichte ist ausschließlich die englische und so englisch wie möglich. Bei Buchhändlern finden sich niemals deutsche Werke. Diesem Mangel ließe sich entschieden akhelfen, wenn mehrere deutsche Familien sich zu Unterrichtszwecken zusammenthun wollten. Zwar wird ihnen nicht von Reichs wegen, wie viele wünschen, Hülfe ge bracht werden, aber der deutsche Schulderem würce, wenn er ernstlich darum angegangen wird, wohl bereit sein, deutsche Lehrkräfte und erforderlichenfalls auch Geldmittel zur Ver fügung zu stellen. Auch der in Bezug auf die Ausfuhr viel fach noch verschlafene deutsche Buchha.idel nimmt vielleicht Gelegenheit, den Deutschen übers Meer nachzufolgen, wie dies schon nach Südamerika hin geschehen ist. Als ein anderer Uebelstand wird es empfunden, daß die Vertreter des Reichs, die Berufskonsuln, zu wenig mit der Einwohnerschaft Südafrikas Zusammengehen, sondern zu häufig den exklusive norddeutschen Staatsbeamten hervor kehren. Man trägt in deutschen Kreisen das Verlangen, daß die Konsuln wie Bürgermeister und Bürgerväter ihren Landsleuten gegenüber handeln. Die englischen und fran zösischen Vertreter entwickeln stets freieren bürgerlichen Sinn. Auch bei der Bestellung von deutschen Wahlkonsuln wird zu einer recht sorgfältigen Prüfung der Persönlichkeiten gerathen. Tagcsgeschichtc. Deutsches Reich. Gegenüber der Behauptung der „Kölnischen Volkszeitung", unsere fiskalischen Werf- etablissements bauten bei der Fertigstellung von Kriegs- schiffen gegen 25 Prozent rheurer als Privatwersten und letztere fänden im Allgemeinen bei Vergebung der Kriegsschiffs - Neubauten rc. zu wenig Berücksichtigung, konstatirt die „Post", die Marineverwaltung halte sich lediglich an die im Etat bewilligten Summen. Im ver gangenen Jahre seien bei der Vergebung des Baues eines neuen geschützten Kreuzers 2. Klasse die heimischen Privat werften freiwillig von der Bewerbung zurückgetreten, da sie glaubten, sie könnten auf die Baubcdingungen des Reichs- marincamtes nicht eingehen, während 2 Kreuzer desselben Typus unter gleichen Bedingungen derzeit auf einer kaiser lichen Werft gebaut werden. Das Beispiel zeige, daß die kaiserlichen Werften mindestens zu denselben Preisen, wenn nicht billiger, bauen können, als Prioatwersten. Die Marine- Verwaltung müsse in erster Linie die fiskalischen Werften berücksichtigen, sei aber andererseits bestrebt, Prioatwersten Bauaufträge oder größere Reparaturen zuzuwenden. G.gen- wärtig werden aus kaiserlichen Werittn 5 Kriegsschiffe ge baut, aui Prioatwersten 3 Kriegsschiffe, eine ganze Torpedo« boot-Divrsicn und außerdem noch, virschictrne Maschinen« und Kesselneubauten. Durch die Presse geht die Nachricht, daß der sozial- demokratische Abgeordnete Joest von seinen Genossen aufge- fordert worden sei, feine Mandate niederzulegen. Zu dieser Angelegenheit schreibt man dem B. T. noch: „Aus einer be stimmten Quelle fließt die Nachricht, daß der hiesige Führer der Sozialdemokratie, Herr Joest, auf Aufforderung de» Parteivorstandes hin seine Mandate als Reichstags- und Landtagsabgeordneter wie al« Stadtverordneter und Mit glied de» KreiSauSschusse» niederlegen solle, widrigenfalls man sich öffentlich von ihm lossagen werde. Der Fall de» einst so mächtigen Manne» hängt mit Geldfragen zusammen, aber Joest wäre auch durch andere Umstände gestürzt worden. Bekanntlich ist der Sozialdemokratie Dank etwas Fremdes, und den Undank der Genossen hat auch Joest erfahren. Er hat Mainz, wo die Partei unter schlechter Führung abge- w'.rthschaftet hatte, für die Sozialdemokratie völlig erobert. Unter seiner Führung zog sie in den Reichstag wie in den Landtag und die Stadtverordnetenversammlung ein; ja selbst im Kreisausschuß faßte Joest Fuß. Und das geschah alles unter Wahrung der parlamentarischen Formen; das ander wärts übliche wüste Geschimpfe der Sozialdemokraten auf andere Parteien war unter der Leitung des Genannten fast etwas Fremdes geworden. Welcher Sympathien fich Joest erfreute, trat besonders bei dem Begräbniß seiner Frau her vor; der Oberbürgermeister Dr. Gaßner, der Handels kammerpräsident Geheimer Kommerzienrath St. C. Michel und Vertreter sämmtlichrr Parteien befanden sich in dem Trauerzuge. Aber allmälig erlangten die radikaleren Ele mente die Ueberhand, und ihnen ist Joest unterlegen." Behufs Stellungnahme gegen die von der Postverwal tung beabsichtigte Erhöhung des Post-Zeitungstariss tagte am Sonnabend in Berlin eine Versammlung von Verlegern. Etwa 300 B älter mit einem Leserkreis von 2'/, Millionen waren vertreten. Nachdem Herr Baltz (Berliner Reuest. Nachr) zum Vorsitzenden gewählt worden, präzisirte der Ver trauensmann der Verleger, Herr Hermann Hilger-Berlin, deren Stellung zu dem geplanten neuen Post-Zeitungstarif und empfahl ein möglichst einmüthiges Vorgehen aller In teressenten. Die lebhafte Debatte, die sich an diese einleitende Rede anknüpfte, gipfelte in der einstimmigen Annahme fol gender Resolution: „Die heute in Berlin versammelten Zeitungsbesitzer aus allen Theilen Deutschlands beschließen die Einsetzung einer Kommission, welche mit aller Macht gegen die Erhöhung des Tarifs vorgehen soll und einer spä ter zu berufenden Versammlung Bericht zu erstatten hat. Sie soll den deutschen Zeitungen Material für die Agitation gegen die beabsichtigte Erhöhung des Postzeitungstariis liefern und insosonderheit auch in Eingaben an olle maßgebenden Faktoren und Behörden die Unmöglichkeit der beabsichtigten Erhöhung in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Be ziehung klarlegen. Die Versammlung erklärt ausdrücklich, daß sie bereit, mit allen deutschen Zeitungen in Berathung über diese Angelegenheit zu treten, da sie der Ansicht ist, daß bei einmüthigem Vorgehen darauf gerechnet werden kann, den Wünschen aller Zeitungen gerecht zu werden." Luxemburg. Obwohl das Grotzherzogthum Luxem burg bisher glücklicher Weise von einer intensiven sccial- demokratischen Agitation verschont geblieben ist, so traten doch einzelne Anzeichen derselben schon während der letzten Wahl periode zu Tage. In einzelnen von der Arbeiterbevölkerung stark bewohnten Wahlbezirken tauchten socialdemokratische Candidaturen auf, die aber von vornherein aussichtslos waren, weil das luxemburgische Wahlgesetz das activr Wahlrecht an eine direkte Steuerleistung von 15 Francs knüpft, wodurch die große Masse der Arbeiterschaft vom Wahlrecht ausge schlossen erscheint. So lange nun dieser Wahlcensus oder auch nur ein solcher von 10 Francs besteht, wie ihn die klerikal-demokratisch französische Opposition fordert, wird die Kammer nicht das Glück haben, in ihrer Mitte sozialdemo kratische Abgeordnete zu zählen. Aber die sozialdemokratische Agitation außerhalb der Kammer kann dadurch natürlich nicht gehindert werden, und es ist klar, daß ^ie luxemburgischen Arbeiter schließlich ebenso den Ruf nach dem allgemeinen Stimmrecht erheben werd-», wie <S ihr« Genossen in Bel gien mir Erfolg gethan haben. Gesellt sich nun zu der po litischen Unzufriedenheit der luxemburgischen Arbeiterschaft auch ein materieller Nothstaud, ,o wären für die Sozial demokratie alle Bedingungen für die erfolgreiche Entwickelung einer umstürzlerrschen Agitation geschaffen. Deshalb bemüht sich die großherzogiiche Regierung, durch allerlei Maßregeln, zunächst auf dem Verordnung»««-», die materielle Lage de» Arbeiterstandes zu verbessern, um den sozialdemokratische« Agitationen bei Zeiten den Boden zu entziehen. Zu diese« Behufe hat die Regierung eigene kommunale Arbeitsbörse« gegründet, welche den Zweck haben, den Arbeitern, welche keine lohnende Beschäftigung finden, eine solche zu beschaffe«. Weiter hat die Regierung die Gemeindebehörden angewiesen, die öffentlichen kommunalen Arbeiten, die gerade nicht sehr dringend sind, in einem Zeitpunkte in Angriff zu nehmen, in dem größere Arbeitslosigkeit im Lande herrscht, um auf diese Weise den ohne ihre Schuld feiernden Arbeitern Arbeit und Verdienst zu verschaffen. Diese Verordnungen der Regierung finden selbstverständlich den allgemeinen Beifall aller Parteien. vertliches «ad Sächsisches. Riesa, 21. Juli 1898. — Anläßlich der am 3. September bei Zeithain statt findenden Kaiserparade findet, «ach einer un» heute zugehen den zuverlässigen Mittheilung, in der AlbrechtSburg in Meißen ein großes Militärbanket statt, an welchem 300 Personen theilnehmen werden. Auch Se. Maj. der Kaiser wird sich an demselben betheiligen. - — Man schreibt uns von geschätzter Seite: Anläßlich der Wiederauffindung de» vor 8 Jahren in Reichenbach von Zigeunern geraubten und kürzlich in einem Walde ausgesetzten Mädchens geht durch alle Blätter ein Nothschrei nach oben, der entsetzlichen Zigeunerplage nun einmal ein Ende zu machen. Wer von der Größe der Gefahr, welche im freien Umher ziehen dieser Halbwilden liegt, den rechten Begriff haben will, muß es mit angesehen haben, wie diese Leute gleich einem Heuschreckenschwarm ein kleine- einsames, alles polizei lichen Schutzes entbehrendes Dorf überfielen, die Felder plün dernd und in den ost nur von schutzlosen Frauen und Kin dern bewohnten Geyöften und Häusern bettelnd, betrügend und stehlend, oder wie sie sich der etwa vorhandenen geringen Polizeimacht offen mit der Waffe in der Hand widersetzten. Aber auch ein Gebot der Humanität ist es, diese Heimaty- losen, namentlich die unter den Augen des Staates in völliger Verwilderung aufwachsenden Kinder, endlich zu cultiviren und sie zu ihrem Heile endlich unter die Macht der Gesetze der Gesellschaft, in der sie leben, zu stellen. Mit dem üblichen Abschieben von einem Ort zum andern ist da wahrlich nichts geholfen. Den ausländischen Zigeunern muß das Ueber- schreiten der deutschen Grenze bn einer wirklich empfindlichen Strafe, z. B. bei unnachsichtlicher ConfiScirung ihres sämmt- lichen^Eigenthum», verboten werden; die einheimischen müssen bei Strafe der Einlieferung in eine Arbeitsanstalt zur Wahl eines festen Wohnortes und zur Arbeit gezwungen werden. Die Kinder müssen, wenn, was wohl unmer der Fall sein wird, ihre Erziehung eine gänzlich vernachlässigte ist, in staat liche Erziehungsanstalten gebracht werden. Ganz dasselbe wie mit dem Zigeunerthume ist es übrigens mit dem Jahr au» Jahr ein auf der Landstraße liegenden Bagabonden-Heer. Es wird nachgerade Zeit, daß man sich nicht damit begnügt, ab und zu einen Bagabonden wegen Betteln» einen Tag einzu stecken, Berpflegstationen einzurichten und dergl. — DaS furchtbare Uebel muß bei der Wurzel angegriffen werden! Eine strenge Wandercontrolle muß eingeführt werden, die zwecklos Umherwandernden müssen aufgegriffen und, wenn sie arbeitsunfähig sind, der betreffenden Armenbehörde zur Un terbringung und Versorgung übergebe», oder, wenn sie ar beitsfähig find, in staatliche Arbeitsanstalten gebracht werden. Welche Gefahren auch für den Staat selbst als solchen daraus erwachsen, wenn er nicht bald seine Mission gegenüber diese« Heimathlosen energisch in Angriff nimmt, soll hier nicht er örtert werden. — Nach einer heute hier eingegangenen Mittheilunz der Kgl. AmtShauptmanuschaft Großenhain sind vom 6. zum 7. August d. I. hier 21 Offiziere, 513 Unteroffiziere »nd Mannschaften und 9 Pferde vom Stabe uns den vier Compagnien de» Pionier-Bataillons No. 12 zu verqnartirea. — Ein Extrazug, zu dem die Preise sehr erheblich er mäßigt sind, wird nächsten Dienstag, den 28. Juli, früh '/,8 Uhr von Riesa nach Dresden abgelassen. Derselbe ist vom Ge.vcrbcvcrein zu Strehla bestellt und kostet da» Tagesbillet bei 3 tägiger GiltigkeitSdrur nur 1 M'. 50 Pf. Die ve- theiligung an dem Extrazuge ist indeß bis nächsten Sonntag Nachmittags 3 Uhr beim Vorstand des hiesigen Gewerbever
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