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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991005019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899100501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899100501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 7688-7691 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-05
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7678 die Verleidung de- Lite!« „Proceßagenten" geehrt worden. Wiewohl sie nunmehr amtlich als nützliche Helfer der Rechts pflege anerkannt worden sind, untersteht ihre Zulassung er freulicher Weise denn doch noch einigen Beschränkungen. Sie sollen ersten- nur zugelassen werden, wofern ein Bedürfniß „achgewirsen wird, zweitens, wofern die von der Ortspolizei- bebvrde zu ertheilende Auskunft über ihre Lebensführung nicht zu Bedenken Anlaß giebt. WaS die ersterwähnte Beschränkung anlangt, so befinden sich allerdings in dieser Beziehung die „Proceßagenten" in einer günstigen Situation, denn die Ae- dnrsnißfrage wird wohl in der überwiegenden Zahl der Fälle bejaht werden müssen. Ist Loch mehr als ein Drittel aller AintSgerichlSbczirke ohne einen Rechtsanwalt; besonders in Hannover, Hessen und anderen westlichen Provinzen bcsinden sich ganz kleine AmtSgerichlSbczirke, an denen sich kein Rechts anwalt ernähren kann, oft dicht neben einander. Die an einem größeren Amtsgerichte thätizen Anwälte nehmen dann zugleich die Processe von 7 oder noch mehr Amtsgerichten wahr. Die Reisen deS Mandanten zum Anwalt zum Zwecke der Information und des Anwalts nach dem kleinen AmtS- gerichtSorte zum Zwecke der Wahrnehmung der Termine kosten natürlich viel Zeit und noch mehr Geld. Wenn in solchen Fällen „Proceßagenten" die Termine wahrnehmen, so ist nichts dagegen einzuwcnden, vorausgesetzt, daß diese Leute leidliche Kenntnisse, insonderheit des processualen Rechts, besitzen und daß sie intacte Persönlichkeiten sind. Gerade in Bezug auf die letzterwähnte Nothwendigkeit ist die Anordnung, daß vor der Zulassung deS „Proceßagenten" die Ortspolizeibehörde angehört werden soll, sehr zu begrüße», lieber diese Anordnung dürfte wohl so Mancher, der gern „Proceßagenl" werden möchte, stolpern. Jedenfalls ist die Erwartung berechtigt. Laß die Landgerichtspräsidenten bei der Zulassung der Proceßagenten nach sehr strengen Grundsätzen verfahren. * Berlin, 4. October. Die Nothwendigkeit einer Vermehrung der Kanonenboote. Zu wiederholten Malen schon ist auf die Nothwendigkeit der Stationirung etlicher deutscher Kanonenboote in Ostasien und den Archipelen der Südsee hingewiesen worden. Eö werden jedoch auch nach Durchführung des Flottengesetze» nur vier Kanonenboote unserer Marinebehörde zur Verfügung stehen, von denen zwei für die westafrikanische Station bestimmt sind, während die beiden anderen in Ostasien dauernden Aufenthalt nehmen. Zur Zeit befindet sich „Iltis" bereits dort, während „Jaguar" noch auf der Ausreise dorthin be griffen ist. Auch der „Ostas. Lloyd" kommt heute auf die Nothwendigkeit einer Vermehrung der deutschen Kanonen boote in den ostasiatischen Gewässern zurück und schreibt: „Wenn nur zwei Kanonenboote für ganz Ostasien, einschließlich der Gewässer unseres erweiterten australischen Colonialbesitzes, be stimmt sind, so reicht das, unserer Meinung nach, bei weitem nicht aus. Wir halten eS zum Beispiel sür im höchsten Grade wünschcnswerth, daß auf dem Jangtse fortwährend mindestens rin Kanonenboot die deutsche Flagge zeigt. Der deutsche Handel in Shanghai, dem Ausgangspunkt de» gejammten Iangtseverkehrs, steht aner kannter Maßen an zweiter Stelle; in Hankau hat er in Len letzten Jahren einen ungeahnten Ausschwung genommen. Tie Einrichtung regelmäßiger deutscher Dampferlinien, aus Lenen, wie wir erfahren, voraussichtlich auch die deutsche Post be- fördert werden wird, wird die Bedeutung des deutschen Handels nicht nur an diesen Plätzen, sondern auch io den Zwischenhäfen, wie Chinkiaog, Nanking, Wuhu, Kiukiaog n. s. w., wesentlich erhöhen. Tie weitere Ausdehnung der deutschen Schifffahrt über Hankau nach Jchang und Chuoking ist «in andere» Unternehmen, da» dem Handel ganz neue Weg« ebnen soll. Wird e» da nicht von der allergrößten Wichtigkeit sein, wenn neben der deutschen Handels- auch die deutsche KriegSslagge regelmäßig gezeigt wird? In London hat man auch diese» Mal wieder erkannt, wie nöthig r» ist, den Chinesen zu zeigen, daß der Arm der britischen Flotte so weit reicht, wie England» Handel. Man hat ganz kleine Kanonenboote gebaut, die sogenannte „Sandpiper"-Classe, Schiffe, die mit Leichtigkeit den Jangtse hinaufgehen und in irgend einen Nebenfluß rinbiegen können. Besonder» für die Strecke flußauf« wärt» von Hankau wird diese Art von Fahrzeugen sich bald al- unentbehrlich erweisen. Aber auch auf anderen Flußläufeo, wir brauchen nur an den fortwährend von Piraten heimgrsuchten West- fluß zu erinnern, werden sie sich trefflich eignen, um da» Ansehen und den Einfluß Großbritannien», die in der letzten Zeit zurück gegangen sind, wieder zu stärken. Zwei Kanonenboote de» genannten Typ» hat England bereit- iu Ostasien; zwei andere sind, wie ver- lautet, im Bau; weiter« werden folgen." (-) Berlin, 4. October. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht die Ernennung deS Direktor» im Ministerium de» Innern vr. v. Bitter zum Ober präsidenten von Posen. — Eine Abnahme der Geburten iu Deutsch land stellt vr. Meyerhof-HildeSheim in der neuesten Nummer der „Deutsch. Melnc. Wochenschr." fest. Lange Zeit hielt man den Rückgang der Geburtenfrequenz sür eine specifisch französische Erscheinung. Dem gegenüber weist vr. Meyerhof nach, daß auch die angelsächsischen Länder und Deutschland daS gleiche Phänomen in stetigem WachSthum zeitigen, wenn auch der augenblickliche industrielle Aufschwung über den wahren Sachverhalt insofern hinwegtäuscht, als er die Endsummen der Volkszählung von dieser Abnahme unbeeinflußt zeigt. Wenn sich auch von 1871 — 95 die städtische Bevölkerung im Reich stetig und erheblich ver mehrt hat, so beweist doch die Statistik, daß gerade in den Städten eine starke Abnahme der Geburtenfrequenz zu ver zeichnen ist.. — Der Massenstreik der Metallarbeiter greift weiter um sich In einer von 2000 Personen besuchten Ver sammlung der Streikenden, die heute im Concerthau» „Sanssouci" tagte, wurde über den Stand der Bewegung Bericht gegeben. Der Vertrauensmann, Uhrmacher Näiher, führte aus, daß in Folge der ungleichmäßigen Arbeitszeit in vielen Betrieben die Former vor Wochen schon den Neun stundentag verlangt hätten. Zunächst seien die Arbeitgeber auch in ihrer Mehrzahl zu Verhandlungen geneigt gewesen; mau habe eine Verständigung mit dem Verbände der Metatl- Industriellcn und der Gelbgießer-Jnnung gesucht und Entgegen kommen gefunden. Die Situation habe sich jedoch insofern ge ändert, als die Arbeiter der großen Betriebe Miene machten, sich ter Bewegung um den Neunstundentag anzuschlicßen. Die Unternehmer hätten darauf nicht gerechnet. AuS diesem Um stande heraus erkläre es sich, daß die Generalversammlung deS Unternehmer-Verbandes mit 71 gegen 65 Stimmen den Neunstuncentag abgelehnt habe. Durch die gegenwärtige Bewegung sei in 30 Werkstätten bisher der Neunstundentag erreicht, in 19 Betrieben verhandelten die Arbeiter noch mit ihren Vorgesetzten. Man rechnet darauf, daß im Laufe der nächsten Tage auch hier Bewilligungen eintreten, sonst würde auch hier der Streik erklärt. Zu heute Abend sind sieben Versammlungen einberufen, in denen über die fernere Taktik Beschluß gefaßt werden soll. (D Rominten, 4. Oktober. (Telegramm.) Am Sonntage waren der commanbirende General Graf Finck v. Fincken stein, Graf Dönhoff-Friedrichstein und der Rittergutsbesitzer Seidel vom Kaiser zur Tafel gezogen, am Montage die Rittergutsbesitzer Graß und Reibnitz. Der Admiral v. Ho lieben ist seit einigen Tagen als Gast des Kaisers in Rominten anwesend. — Am 3. d. M. waren die Officiere der in der Nachbarschaft garnisonirenden Com pagnien befohlen. — Für beute sind der Oberpräsident Gras BiSmarck, der LandeS-Stallmeister v. Oettingen und der Kammerherr Graf Dohna-Waldburg befohlen. * Stettin, 3. October. Die „Pomm. Reichspost" schreibt: Wit wir zu unserem lebhaften Bedauern erfahren, ist die Besse rung im Befinden des erkrankten Herrn Oberpräsidenten v. Puttkamer nicht so anhaltend gewesen, daß er seinem Wunsche, in diesen Tagen seine Amtsgeschäfte wieder zu über nehmen, hat folgen können. Herr v. Puttkamer weilt immer noch auf seinem Gute Karzin im Stolper Kreise, wo auch mehrere seiner Söhne anwesend sind; es ist zur Zeit ganz unbestimmt, wann Se. Excellenz nach der Provinzialhauptstadt zurückkehrt. (D Bremerhaven, 4. October. (Telegramm.) Der König und die Königin von Sachsen kamen hier heute Vormittag IN/» Uhr zur Besichtigung deS neuen Lloyd-Dampfers „König Albert" an, der heute seine erste Reise nach Ostasien antritt. Der König, der von dem Aufsichtsrath und der Direktion deS Norddeutschen Lloyd empfangen wurde, machte um 12 Uhr bei stürmischem Wetter eine Fahrt in See. Die Königin trat um 12>/, Uhr die Rückreise an. * Posen, 3. Oktober. Der Oberpräsident von Wilamowitz, der in diesen Tagen auS dem Amte scheidet, hat, wie das „Pos. Tagebl." mittheilt, einen Tag nach dem Beginn der hochsommerlichen parlamentarischen Canal- Campagne seine Verabschiedung begehrt; er hat dem Vice präsidenten deS Staatsministeriums erklärt, daß er unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Anspruch auf daS Vertrauen habe, das der oberste Verwaltungschef einer Provinz bei der Ccntralinstanz genießen müsse, wenn anders der Verwaltungs organismus normal functioniren soll. „Mit anderen Worten: Herr Wilamowitz war mit dem Vorgehen der Regierung in der Canalangelegenheit nicht einverstanden, und er hat deshalb seinen Abschied nachgesucht. DaS ist ein Verhalten, welchem Anerkennung gezollt werden muß; hätten die canalzegnerischen politischen Beamten im Abgeordnetenbause eS befolgt, so wären die ZurdiSpositionSstcllungen nicht notbwendig geworden." DaS „Pos. Tagebl." rühmt gegenüber Angriffen, welche in der jüngsten Zeit gegen Herrn von Wilamowitz laut ge worden, seine Verdienste um die Selbstverwaltung der Provinz, um die Hebung der Landwirthschaft, um die Eisen bahnverbindungen rc. Auch die Haltung deS Oberpräsiventen in der Polenfrage wird gelobt — sollte da nicht vielleicht die unwillkürliche Abgeneigtbeit, einem anderen Posener Organ zuzustimmen, mitgewrrkt haben, oder hat die Entdeckung seines agrarischen Rückgrates dem scheidenden Oberpräsiventen dieses Lob eingebracht? -r- Bera, 4. October. In der Geraer Maschinen fabrik und Eisengießerei vorm. Alfred Kühn ist ein Streik der Schlosser und Dreher auSgebrochen, weil die Arbeiter mit der Verlegung der Arbeitszeit nicht einver standen sind und die Wiedereinstellung eines entlassenen Ge nossen erzwingen wollen. v. Rudolstadt, 4. October. Die Socialdemokrateu geben sich der Hoffnung hin, bei den Landtagöwahlen am 27. October drei bi» vier Mandate zu erringen. Wenn die Lauheit unter den bürgerlichen Wählern nicht so groß ist wie bei der letzten LandtagSwahl, so wird der Wunsch der „Genossen" nicht in Erfüllung gehen; eS wird vielmehr dann auch ein Leichtes sein, ihnen den Wahlkreis Frankenhausen abzunehmen. Die Landtagswahlen sollen auch zu einer großen „Heerschau" benutzt werden; die Socialisten haben in Men 12 Wahlkreisen Candidaten aufgestellt. * Schweidnitz, 3. October. Nach einem Beschlüsse deS ComitsS für die Errichtung eines dem Andenken des ver ewigten Feldmarschalls Grasen Moltke gewidmeten Denk mals wird die Enthüllung des Standbildes am 29. October d. I. Nachmittags unter entsprechender Feier lichkeit stattfinden. Denkmal und Postament sind so weit fertig gestellt, daß bereits in dieser Woche noch mit der Aus stellung begonnen werden kann. Der DenkmalSsondS hat in zwischen die Hohe von 20 000 erreicht, so daß dadurch alle entstehenden Unkosten gedeckt werden dürsten. * AuS der Pfalz wird der „Allgem. Ztg." gemeldet: Der Fall „Schunck", d. i. jenes katholischen Lehrers, der bei seiner Verheirathung mit einer Protestantin die bekannte Er klärung wegen der religiösen Kinbererziehung nicht abgegeben batte und deshalb vom bischöfliche» Ordinariat mit der Ent- ziehttng der Erla»bniß zur Ertbeilung deS Religionsunterrichts (und, wie cü heißt, auch mit der Excoinniunication) bestraft worden war, ist nun durch die Krcisregierung, wahrscheinlich aber nicht endgiltig, erledigt worden. Der Zweibrückener Stadtrath halte ihn als Schnli" spector gewählt. Daraufhin war, wie immer, von der CentrumSparlci die Sache sofort in die Hand genommen und eine kräftige Agitation gegen den „Abtrünnigen" eingeleitet worden. Die Kreisregierung hat nunmehr die Wahl des LebrerS nicht bestätigt und einen Verweser ernannt. Gegen diese Verfügung steht dem Stadtrathe aber noch Oberaufsichtsbeschwerde zum CultuS- Ministerium zu. * AuS vlsatz-Lothringen wird den „Hamb. Nachr." ge schrieben: Das Reichsland hat nicht nur in Deutschland, sondern vielleicht in ganz Europa die größte Zahl von Ordens- niederlassungen. Allein imSchuldienste sind gegen 2000 Ordenspersonen vorhanden, von denen sich so ziemlich in jeder größeren Gemeinde einige befinden. In manchen Distrikten liegt der gesammte Unterricht der weiblichen Jugend in den Händen der Schulschwestern. Dazu kommt noch eine Anzahl beschaulicher und sich der Krankenpflege widmender Frauenklöster, deren Mitgliederzahl und Vermögen, wie u. A. aus den zahlreichen Neubauten hervorgeht, von Jahr zu Jahr anwächst. Auffallend ist die Zahl der unter der deutschen Ver waltung entstandenen Männerklöster. Vor einem Jahrzehnt gab es im Lande nur ein solches Kloster, das der Trappisten bei Mül hausen. Seitdem sind mit Genehmigung der Regierung dazu gekommen zwei Kapuzinerklöstrr zu Sigolsheim und Königs hofen, ein Franziskanerkloster zu Metz und eine Oblatcnnieder- lassung zu St. Ulrich. Dazu kamen 1896 noch Redemptoristen klöster zu Teterchen, Bischenberg, Riedisheim und Landser. Noch dieser Tage wurde die Genehmigung zur Gründung eines Dominikanerinnenklosters in Colmar erthcilt. Die betreffenden Ordensschwestern kommen aus Frankreich. Trotz des weitgehen den Entgegenkommens, welches die Regierung den klerikalen Wünschen gegenüber an den Tag legt, ist der Klerus immer noch der erbittertste Gegner des Dentschthums. Zugeständnisse scheinen nur die Begehrlichkeit zu vermehren. - Nach langem Suchen ist es der klerikalen Partei endlich gelungen, für die am 12. November vorzunehmende Reichs'tags« rsatzwahl in Kreise Schlett st adt-Barr in der Person des Straßburger Rechtsanwalts Vonderscher einen Candidaten zu finden. Dieser hat noch keine politische Vergangenheit hinter sich, steht aber ganz unter klerikaler Leitung. Von einer Wahl bewegung unter den nicht klerikalen Wählertreisen ist noch nichts zu bemerken. * München, 3. October. Das bayerische CentrumS- organ erklärt betreffs deS Verhältnisses des CentrumS zur Socialdemokratie bei Wahlen seine volle Zu stimmung zu dem Widerspruch, welchen das Organ deS badischen CentrumS gegen die Mainzer Aeußerungen vr. Lieber'S erhoben batte: auch in Bayern will man nach wie vor klerikalerseits den Nationalliberalen „mit allen erlaubten Mitteln nach Kräften Abbruch thun." Und zu Viesen erlaubten Mitteln wird daS Wahlbündniß mit der Socialdemokratie gerechnet. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) SilLv, Lvipħ, rlli'Mininii'li lÜMiii-IIriMW, Peiep88ii'. 37, u. 6oe1k68ti'. 9, 6pecktan8lL!1. lmport-BLdLllL-Vißrrron. Nambupgei', vi'eme«' unä ttollänctei' Ligskven. ViAarsttsn aller Läncksr. ,1895er lieizevdeiwer HVIntoi-iuoel« 18VV. Federkrimmer und Astrochankrage« in allen Ausführungen bilden den beliebtesten HauptverkaufSartikel. Golfcapes aus Fancystoffen, aus abcarrirtem Frdrrkrimmer, aus groß abcarrirtem Mirza gehen sehr stark. 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Darquet 3 Parterre-Logen: Eia einzelner Platz 3 Projceniuiu-Logea im Parterre und Balcon: Ein einzelner Platz 5 ^l, Mittel-Balcon: Vorder-Reihrn 5 ^l, Mittel-Reihen 4 ^l, Hinter-Reihen 3 ^l, Seiten- Oper in drei Aufzügen. Dichtung (mit Benutzung Lcr OpcruLichtung „Geminianus" von H. Herrig) und Musik von Felix Weingartner. Regie: Ober-Regisseur Goldberg. — Tircction: CapeUmcister Gorter. Personen: Kaiser Diocletian Herr Greder. Genesius, Schauspieler des Kaisers Herr Moers. CyprianuS, ein greiser Christ Herr Schütz. Pelagia, »ine junge Christin Frau DoengcS. Claudia, eine Straßensängerin Ein Herold . . . Zwei Soldaten. . Erster l crk»-in Zweiter/^'st . Ein Bürgermädchen Erster Zweiter Dritter Vierter dem Leben erfahrener und angehender jüdischer Hausirer, eine Reihe von höchst liebenswürdigen Kinderbildern, das unver gleichlich trauliche „Försterheim" u. s. w. Und noch jetzt schenkt er uns fast Jahr für Jahr Arbeiten, die, wenn sie auch nicht mehr di« Frische und Unmittelbarkeit der älteren haben, doch die Unverwüstlichkeit seiner Phantasie, seiner Schaffensfreude und seines Könnens deutlich anzeigen. Im letzten Jahrzehnte hat sich nun freilich unverkennbar eine gewisse Wandlung in dem Urtheil« über Knaus vollzogen. Nach dem der Reiz der Neuheit an seinen Werken verflogen war, begann man in ihi^e. jenen Mangel zu empfinden, den am besten wohl Cornelius Gurlitt in seiner höchst interessanten „Deutschen Kunst deS 19. Jahrhunderts" (Berlin, bei Bondi, 1899) bezeichnet, wenn er sagt, der Meister dränge sich zwischen den Beschauer und sein Werk. So viel ist richtig: Knaus malt die Bauern nicht, wie etwa Millet, nicht wie Einer, der sich zu ihnen gehörig fühlt, sondern wie Einer, der über ihnen steht. Er bleibt bei alledem — und auch seine Mal weise spricht das aus — der Gebildete, er verhält sich vornehmlich als Beobachter. Aber wenn man daraus den Vorwurf der Ver standeskälte gegen ihn hat herleiten wollen, so erscheint uns das ungerecht. Vielmehr zeigt uns der goldene Humor, den er so oft über seine Darstellungen auSzugießen weiß, den warmen, fröhlichen Antheil an den Menschen und Scenen, die er schildert Und wäre rin kalter Beobachter wohl je im Stande gewesen, diese Fülle von lustigen und zarten, erschütternden und innigen feinen, aus der Tiefe hervorgeholten Einzelzllgrn zu ersehen und zu verwerthen, die Knaus' Werke so besonders auszeichnen? Man hat ihm auch au» diesem Reichthum an Details einen Vorwurf machen wollen, und e» ist wahr, manchmal wird die Absicht, die er mit der Zusammentragung so vieler Einzelheiten verfolgt, verstimmend bemerkbar. Aber in seinen besten Bildern ist nicht mehr gegeben, al» sich mit einer einheitlichen und ge schlossenen Wirkung verträgt, und eben dieser Reichthum der Durcharbeitung giebt un» dann da» wohlthuenve Gefühl, daß der Künstler seinen Gegenstand voll beherrscht, und ihm nichts schuldig bleibt. Der Kreis der Knaus'schen Kunst ist ziemlich genau bestimmt; er umfaßt die einfacheren und engeren Lebens gemeinschaften. Da giebt «s denn freilich keine welthistorischen Tragödien, keine Poesie der Mystik und Symbolik. Da ist Alles klar, begrenzt, bürgerlich, schlicht. Knaus' Kunst ist durchaus eine Genrekunst, und als man ihn beauftragte, die Porträts von Mommsen und Helmholtz zu malen, schuf er eben auch allerliebste Genrebilder, aber keine Porträts großen Stils. Solcher Kunst gegenüber wird das Urtheil je nach den Tagesströmungen immer schwanken: eine Epoche sehnt sich in den Dämmer des Uebersinn- lichen und Mystischem «ine andere drängt mächtig zu monumen taler Aeußerung, aber dann kommen wieder Zeiten, da sich die Menschen gern um die trauliche Flamme des Herdes sammeln, im kleinen Kreise «in reiches, inneres Leben suchen und das wilde Schicksal gern draußen vorüberziehen lassen. So wird das Urtheil über Knaus wohl noch öfters auf- und niedergehen; das Echte aber, meine ich, bleibt auch hier der Nachwelt unverloren. Und das Echte in Meister Knaus' Kunst ist der Reichthum des deutschen Familienlebens an inniger Traulichkeit, heiterem Ge- miithe, goldenem Humore und mannigfachen Beziehungen. Den Sinn hierfür der deutschen Kunst, dem deutschen Volke geöffnet zu haben, bleibt ein dauernder Ruhm. Musketier Ouabicker. Don Wilh. Wiemann. NiLdriick »krbctkn. Der letzte große, glorreiche Krieg der Deutschen gegen Frank reich hat eine Fülle interessanter Episoden gezeitigt, deren größter Theil Wohl nur in der Erinnerung der Kämpfenden auf beiden Seiten und der Zeitgenossen fortleben wird. Manche davon sind jedoch so eigenartig und bezeichnend für daS „Volk in Waffen", daß sie verdienen, allgemein bekannt zu werden, besonders, wenn sie den Vorzug haben, nicht nur dem Soldaten freunde, sondern auch dem Patrioten und Bürger interessant zu sein. Im Spätherbste des Jahres 1870 traf, von Breslau kommend, unter Führung eines alten Landwehrmajors ein Bataillon Ersatztruppen auf dem Bayerischen Bahnhofe in Leip zig ein. Patriotische, opferfreudige Bürger bewirtheten die kaum 6 Wochen lang ausgebildeten Krieger mit dickem Reis und Wurst. Vielleicht war das Menu des Comitßs und der Officiere etwas feiner, Alle aber thaten dem Gebotenen Ehre an und waren in bester, dankbarster Stimmung. Den alten Herrn Major hatte ein gutes Glas Wein besonders erwärmt und wohlthätig auf sein Rednertalcnt gewirkt. Er schlug deshalb an sein Glas, erhob sich und feierte in seiner Rede die Wohlthäter in etwas holpriger Form, die zum Ergötzen und Erstaunen derselben sowohl als auch des Bataillons statt in einem Hoch auf Leipzig, des Sachsen landes oder dessen König Johann, in einem markigen Hurrah für seinen Kriegsherrn, den König von Preußen ausklang, in welches jedoch Alle begeistert einstimmten. Besonders auf einen langgcschossenrn Soldaten in der letzten Reihe hatte die Rede wohlgewirkt, denn in dem interessanten, be weglichen Antlitz desselben zuckte es bedenklich, so daß nach einigen Worten eines ComitSmitgliedes ihm die Nahesitzenden zuriefen: „Nu, Quäbicker, bist Du dran!" Aber Musketier Quäbickrr wollte nicht sprechen, trotz allem Drängen seiner Kameraden, die jedenfalls seine Bedeutung kannten, bis einer der bewirthenden Herren in jovialer Weise bat: „Nun, Soldat, verkneifen Sie sich nichts, nur frisch drauf, wenn Sie was auf dem Herzen haben — wenn's auch nicht so schön wird, wie vom Herrn Major!" Lächelnd gab der Musketier nach und stellte sich auf die Bank. Aber was war das? Die Gesichter der Officiere sowohl al ber Bürger, die dem Beginnen lachend zugesehen hatten, waren plötzlich ernst und gespannt. Der Mann da war ein glänzender Redner, der in packenden Worten Leipzig, die alte Stätte der Wissenschaft, feierte, das Sachsenland als ältesten deutschen Culturstaat, dessen König, den greisen, stillen König Johann, als Philalethes pries, der im stillen Studierstüblein die Werke der großen Dichterheroen dem deutschen Volke zugänglich machte, doch den Sohn,den ritterlichen Kronprinzen Albert, hinausgesandt hatte, den Ruhm der Wettiner zu mehren und unvergänglich« Lorbrerrn zu erkämpfen. Immer ernster und ernster wurden die Männer, trotz kalter Nacht entblößte sich Haupt um Haupt, in vielen Augen glänzten Thränen, als die flammende Rede über Alle hinwetterte und die weite Halle dröhnte, als am Schluß das „Hoch König Johann! Hoch Sachsen! Hoch Leipzig!" erklang. Beglückwünschend umringte Alles den einfachen Soldaten. Das war ein Händeschütteln! Auch der Major nährrte sich bahnbrechend seinem überlegenen Untergebenen: „Herr, in drei Deibels Namen, wer steckt denn in diesem Rock?" „Der Musketier Quäbicker, Doctor der Philosophie und Privatdocent an der Universität Breslau", war die einfache und doch verblüffende Antwort. Bei der Weiterreise saß der Musketier mit seinem Major in einem CoupS. Quäbicker hatte seines schwächlichen Körpers wegen nicht einjährig dienen können und war der Reserve zurrtheilt worden. Jetzt, wo Alles fortmußte, war er als gemeiner Soldat ohne alle Vorzüge mit ausgebildet worden, ohne daß sich seine Vorgesetzten weiter um den bescheidenen Mann kümmerten. So hat er auch den letzten Theil des Feldzuges in Frankreich al» gewöhnlicher Soldat mitgemacht. Richard Quäbicker war ein geborener Westfale, Lüdenscheid sein Geburtsort. Der begabte Mann wurde im besten Mannes alter zur großen Armee abgerufen, al» er in Königsberg al» Professor thätig war.
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