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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991013016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-13
- Monat1899-10
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auch für mein« Pflicht, Bondi den Rath zu geben, sie zu dem folgenden Concert nicht mehr zu drängen. Du kannst Dir nun sein Erstaunen denken, als sie am Tage des zweiten ConcertrL mit fast krankhafter Heftigkeit darauf be stand, ihn zu begleiten. Die Rollen waren ausgetauscht; Bondi wehrte — Frau Doris beharrte mit Eigensinn darauf; auf alle Vorstellungen hatte sie nur die stereotype Entgegnung: „es war zu schwül im Saal, das allein war die Schuld! Ich will, ich mutz hin!" und so endete es wie das erste Mal auch: Frau Bondi begleitete ihren Mann: früher hatte sie nachgrgeben, nun er. Du warst ja auch mit uns, fiel Dir irgend Etwas an jenem Abend auf?" fragte, sich plötzlich unterbrechend, der Doctor den Freund. „Sprichst Du vom Sonnabend, als uns Bondi Alle nach dem Concert mit dem Künstler zum Champagner einlud?" „Ja, war Dir irgend Etwas auffällig?" „Damals nicht — aber am ersten Abend fiel mir auf, wie Radien bei dem großen Adagio plötzlich die Augen wie ge bannt auf einen Punct gerichtet hielt und kaum merklich ein langsameres Tempo einschlug; als ich, intriguirt, von meinem Wandplatz aus der Richtung seines Blickes folgte, sah ich, datz er auf Bondi's Frau haften geblieben war, die, wie eine Leiche blatz, nach dem Künstler starrte, bang, fragend. Im gleichen Augenblick klang es wie ein jubelndes, sieghaftes Singen unter deS Meisters kunstgeübtem Strich — und im brausenden Applaus übersahen wohl die Meisten die Ohnmacht der jungen Frau!" „Ach! Daß mir das entgehen konnte! Vielleicht hätte ich geahnt und eingreifen können!" „Du hattest den Kopf in die Hand gestützt, ganz in Lauschen versunken; Bondi mußt« Dich ja bei der Hand fassen, damit Du auS Deiner Träumerei erwachtest, um seiner Frau zu helfen! Ich sah daS Alles nur, weil mir der seltsame Ausdruck in Radjeri'- Augen aufgefallen war; trotzdem grübelte ich nicht darüber nach; ich dachte nur, er habe daS Erbleichen der jungen Frau sofort richtig als krankhaften Schwächezustand erkannt und eine mitleidige Regung mit etwas Künstlerstolz habe ihn erfaßt. Erst jetzt Dein seltsam feierliches Forschen macht mich nach denklich." „Unbewußt giebst Du mir den Schlüssel zu der traurigen Katastrophe." „Du folterst mich, so rede doch deutlicher!" „Ich bin gleich zu Ende, Karl; sage mir nur, ob Dir Sonn abend bei dem zweiten Concert auch Etwas auffirl?" „Aber nein! Wir waren doch Alle so vergnügt! Mir schien die bleiche Frau in dem ma.-gelben Seidenkleide interessanter, gesprächiger als je, und ich habe sogar bemerkt, daß Das, was sie in ihrer Musikunkenntniß so naiv dem Künstler sagle, ihm sehr schmeichelte." „Das hörtest Du? Was sagte sie ihm denn?" „Ja, weißt Du, wörtlich kann ich Dir das nicht wieder geben, aber sie gestand ihm ganz offen ihre Aversion und Angst vor Musik — doch sein Spiel habe sie bekehrt." „Und was antwortete er?" „Er sah sie mit seinen Gluthaugen so eitel und selbsibewutzr an, wie jeder verwöhnte Künstler thut, dem eine ungewohnt große Huldigung dargebracht wird, und küßte ihr nur stumm die Hand, während Rath Wieland, die Frag« allgemein erörternd, ernst sagte: „Ja, gnädige Frau, um echte Musik ist es etwas Herr liches, Großes, aber auch dämonische Macht rubt in ihr: lauscht man mit ganzer Seele dem Vortrag eines Künstlers, und ist dieser so groß, daß auch er seine ganze Seele in seine Kunst über strömen läßt, so wird er kraft seiner Individualität und des ihm innewohnenden Magnetismus den Lauscher zu sich heranziehen, ihn mit sich fortreißen. Die aufgewühlten Tiefen des mensch lichen Seins werden sich nicht mehr streng und berechnend fragen, wirkt der Künstler auf Alle, die ihm tauschen, gleicherweise ein, sondern der Einzelne wird wähnen, gerade seine Seele, sein tief stes Wesen harmonire mit des Künstlers Seele, und di« Brücke zu ihm hin ist geschlagen — oft über Tod und Verderben hin weg . . ." Frau Doris und der Künstler wechselten einen flüchtigen Blick, 7914 schen Banner m der entscheidenden Stunde den Rücken wandten. Dem Laudrathe vr. Iver hoff in Aurich ist bereits bedeutet worden, daß er auf eine Wiederwahl nicht zu rechnen habe, und jetzt berichtet die „Deutsche TageSztg." über eine AuSschußsitzuug des schleswig-holsteinischen Bündler- thumS: ES wurde zum Ausdruck gebracht, daß man selbstverständlich jede aus ehrlicher, entgegengesetzter Ueberzeuguug hervorgehende Abstimmung in der Canalvorlage in vollstem Matze rrspcctiren müsse, datz es aber entschieden Befremden errege, wenn der Ab geordnete des Kreises Rendsburg zweimal gegen die Canalvorlage gestimmt hatte und zum dritten Male einfach fortgeblieben sei. Der Provinzialvorsitzende wurde beauftragt, bei Herrn Landrath Brütt direct Erkundigungen über den Sachverhalt einzuziehen. Der Vorsitzende hat nun sofort Herrn Landrath Brütt in höflichster Weise gebeten, im Falle zwingende Gründe sein Erscheinen in der dritten Lesung unmöglich gemacht hätten, ihm dieses im Interesse der Sache baldmöglichst mitzutheilrn. Bi» beute ist keine Antwort erfolgt. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Seinen Wählern wird Herr Brütt wohl über sein Verhalten Rechenschaft geben und von ihrem Urtheile die Beibehaltung oder Nieder legung seines Mandats abhängig machen. — Die von der städtischen Schuldeputation gemachten Vorschläge, wonach Kinder unter 9 Jahren eine ErwerbS- tbäligkeit überhaupt nickt, Kinder von 9 bis 14 Jahren im Sommer nicht vor 51/2 Uhr, im Winter nicht vor 6»/^ Uhr Morgens und Abends nicht nach 8 Uhr ausüben dürfen, sind vom Polizeipräsidium mit der Aenderuug gebilligt worden, daß eine Beschäftigung der betreffenden Kinder nach 7 Uhr Nachmittags nicht eintreten darf, um den Kindern die nöthige Zeit zur Erholung zu g-währen.j * Esse», 11. October. Der Zudrang zum höheren Bergfach wird mit dem raschen Aufblühen unserer Montan industrie immer größer. Die Laufbahn bietet ziemlich günstige Aussichten, da die Anstellung akademisch gebildeter Bergfachleute sowohl im Staats-, als auch im Privatdienst in immer größerer Anzahl erfolgt. Auch die Aussichten auf Beförderung haben sich für die im Staatsdienst verbleibenden höheren Vergbeamten in den letzten Jahren in Folge der wachsenden Geschäfte der Berg aufsichtsbehörden wesentlich gebessert, wenn auch die Besoldungs verhältnisse im Staatsdienst bei Weitem ungünstiger liegen, als beim Privatbergbau. Die Zahl der das Bergfach Studirenden an den preußischen Bergakademien in Berlin und Klausthal, sowie an der technischen Hochschule in Aachen, ist in fort währendem Steigen begriffen, und das Bedürfnitz einer dritten preußischen Bergakademie macht sich von Jahr zu Jahr mehr fühlbar. Unter diesen Verhältnissen scheint der Wunsch der rheinisch-westfälischen Bergbautreibenden bezüglich der Er richtung einer Bergakademie im Ruhrkohlen revier nicht ganz aussichtslos zu sein, zumal auch die Staats regierung sich der Zweckmäßigkeit einer solchen Hochschule nicht verschließt, wenn sie dieser Frage auch Lis jetzt noch nicht näher getreten ist. (Voss. Ztg.) * Bonn, 11. October. Auch hier ist man damit be schäftigt, die erst kürzlich zu Stande gekommenen Zwangs- Innungen wieder aufzulösen. Beschlüsse in diesem Sinne wurden in Versammlungen der Schuhmacher und Schneider gefaßt. * Cobnrg, 12. October. Herzog Alfred trifft heute Vormittag aus Hinterriß wieder in Coburg ein. * Karlsruhe, 12. October. Der „Südd. ReickScorresp." zufolge sind vom Ministerium des Innern die Wahl- männerwahlen zum Badischen Landtag auf den 4. November, die Abgeordnetenwahlen auf den 16. No vember anberaumt. * Landshut, 11. October. Die vom hiesigen Stadt magistrat beschlossene Bäckerei-Verordnung, die unter anderen Bestimmungen in Bezug auf Reinlichkeit auch daS Rauchen und Schnupfen in den Geschäftsräumen ver bietet, ist von der königlichen Regierung genehmigt worden und wird nun in Kraft treten. Auf Anregung der Regierung wird auch daS Tabakkaue« in die Verbote einbezogen. * München, 11. October. Nunmehr giebt der Ab geordnete Baumann in der „N. B. Ztg." eine Erwiderung auf die Beschuldigungen des durchgefallenen Candidaten Faul- stich. Darin heißt es zum Schluß: „Es sind die Beschuldi gungen von Lug und Trug nur leere, durch Nichts begründete Vermuthungen, für die Faulstich nicht den allergering st en Beweis erbringen kann. So viel für heute zur Richtigstellung des Sachverhalts, der noch durch gerichtliche Verhand lungen erhärtet werden wird." — Nach der „N. Bayer. Ztg." finden im Finanzministerium Vorarbeiten zu einem Gesetz entwurf statt zur Gewährung von Serviszulagen oder «vent. von erhöhten Wohnungsgeldzuschüssen an die in größeren Städten domicilirenden Staatsbeamten und Be diensteten. — Wie zuverlässig verlautet, hat B a y e r n es ab- gclehnt, sich an den Kosten der geplanten Regulirung des Oberrheins zu betheiligen. Bei dieser Sachlage soll die reichsländische Regierung nicht beabsichtigen, bereits im nächst jährigen Landeshaushaltsetat einen Credit für die Rcgulirung d«S Oberrheins zu fordern. Oesterreich-Ungarn. Nationale Kundgebung; Losvon-Rom-Vewegung. * Wien, 12. October. (Privattelegramm.) Bos nische, kroatische, serbische und slowenische Stu denten veranstalteten heute Mittag vor dem Reichs- Finanzministerium eine Kundgebung gegen den ReichS-Finanrminister v. Kallay, der zugleich Chef der bosnischen Verwaltung ist. Die Polizei schritt ein und nahm mehrere Verhaftungen vor. Die Ursache der Kund gebung ist die Errichtung eines bosnischen ConvictS, mit ressen Hausordnung die bosnischen Studenten unzu frieden sind. * Wien, 12. Oktober. (Telegramm.) Letzten Sonntag sind in Wien nach dem Gottesdienste in der protestantischen Kirche 25 Personen, 15 Männer und 10 Frauen und Mädchen, zum lutherischen Glauben über getreten. (Voss. Ztg.) Frankreich. 3»m Lomplot-Procetz. * Paris, 12. Oktober. (Telegramm.) Das Ver fahren gegen den Richter GroSjean vor dem Staats gerichtshofe ist eingestellt worden. GroSjean wird dem Generaladvocaten Melcot, auf dessen Anzeige hin GroSjean vor der Untersuchungscommission des StaatS- gerichtShofeS erscheinen mußte, seine Zeugen schicken. Orient Armenisches; Unruhen in deinen; Bulgarische Ministerkrisc. * Konstantinopel, 12. Oktober. (Telegramm.) Durch ein Jrade des Sultans wird die Vorlage sanctionirt, die von der im Jildiz - Palaste zur Prüfung der armenischen Beschwerden eingesetzten Commission unterbreitet worden war. Hiernach werden die, gegen die Armenier getroffenen außerordentlichen Polizeimaßregelu auf gehoben bez. nur auf Verdächtige beschränkt..' Ferner werden die während der armenischen Wirren zerstörten Kirchen, Klöster und Schulen unter staatlicher Beihilfe neu auf geb aut oder in Stand gesetzt, und die rück ständigen Bezüge armenischer Staatsbeamten und Arbeiter bezahlt, die während der Metzeleien getödtet oder aus gewiesen worden sind. Außerdem wird die Erlaubnis zur Errichtung eines armenischen Waisenhauses in Iedicule bei Konstantinopel ertheilt. 54 verurtheilte Ar menier werden begnadigt und 24 bisher nicht vollzogene Todesurtheile in lebenslängliche Kerkerstrafe um gewandelt. Man glaubt, daß die Armenier sich mit diesen Bestimmungen, falls sie durchgesührt werden, zufrieden geben werden. — Eine amtliche Miltheilung an die „Agence de Constantinople" stellt anders lautenden Nachrichten gegen über fest, daß weder neue Truppen nach Hedjat und Aemen entsandt, noch sonst außerordentliche Verfügungen für diese LandeStbeile getroffen worden sind, da hierzu keinerlei Anlaß vorliege, indem die Gerückte von angeblichen Unruhen daselbst keineBestätigung gefunden hätten.— („Wiener Telegr. Corr.-Burcau") Wie verlautet, ist der Patriarch mit den letzten Zugeständnissen an die Armenier nicht ganz zufrieden, sondern wartet die amtliche Mittheilung darüber ab, um erst dann gegebenen falls sein Entlassunzsgesuch zurückzuziehen. * Sofia, 12. Oktober. (Telegramm.) Die Minister krisis dauert fort. Fürst Ferdinand empfing in Varna Grekow, RadoSlawow und Jvantschow. Es werden verschiedene Versuche unternommen, das Ministerium ohne Auflösung der Kammer umzubilden. Afrika. Ter Boerenkricg. * Paris, 12. Oktober. (Telegramm.) Der Legationssckretär Joukheer van der Hoeven von der hiesigen Gesandtschaft Trans vaals hat heute die französische Regierung amtlich benachrichtigt, datz seit gestern Abend zwischen der Südafrikanischen Republik und Großbritannien der Kriegszustand bestehe. * London» 12. Oktober. (Telegramm.) Die Abendblätter berichten, daß die Transvaal-Boeren gestern Abend sosort nach dem Ablaufe der in dem Ultimatum gesetzten Frist Laings neck besetzt haben. Sie rücken jetzt in großen Massen in Natal ein und besetzten die Jngogo-Höhen.' * London, 12. Oktober. (Telegramm d. Magdeb. Ztg.) Nach Telegrammen au» Ladysmith überschritten die Truppen deS Oranjrfreistaate» von Harrismith auS die Grenze von Natal; durch den Van ReenanS-Paß drangen sie bis Station Besters vor. * London, 12. Oktober. (Telegramm.) Wie dem „Reuter- schen Bureau" auS Mafeking berichtet wird, ist eine beträcht lich» englische Streitmacht heute Vormittag mit schweren Gc- schützen und Sanitätscolonnen auS der Stadt in der Richtung nach der Grenz» zu abgerückt. * Rom, 12. October. (Telegramm.) Der „Agenzia Stefani" wird auS Pretoria unter dem heutigen Tage berichtet, daß eine Versammlung dort ansässiger Italiener den Beschluß gefaßt habe, dem Kampfe durchaus fernzubleiben. * New Bork, 12. October. (Telegramm.) Präsident Krüger hat ein Telegramm an die Zeitung „World" gerichtet, in welchem er seinen amerikanischen Freunden aufrichtig für die Transvaal bewiesenen Sympathien dankt. Der britische diplomatische Agent sei zurückberufen worden und der Ausbruch des Krieges sei sicher. Die beiden Republiken seien entschlossen, daß, falls sie in Englands Besitz übergehen sollten, ein Preis hierfür bezahlt werden würde, über den die Menschlichkeit betroffen sein würde. Indessen hätten die beiden Republiken die volle Zuversicht, daß die Sonne der Freiheit über Südafrika aufgchen werde, wie sie seiner Zeit über Nord amerika aufgegangen sei. — In der Carnegie Hall wurde gestern eine Massenversammlung abgehalten, in der zahlreiche An sprachen gehalten wurden, in denen Englands Vorgehen be klagt und dem Präsidenten Kruger Anerkennung gezollt wurde. (Reutermeldung.) * Ueber die Aufnahme des Boeren-UltimatumS in London und die militärische Lage erhält die „Nat.- Ztg." folgende Correspondenz: * London, 11. October. „Endlich KriegI" Mit dieser Ein- leitung verkündete eines der Abendblätter das Eintreffen des Krüger- schen Ultimatums, und es gab damit nur der allgemeinen Stimmung den richtigen Ausdruck. „Endlich Krieg!" Sie hatten ihn so lange ungeduldig erwartet, so lange mit allen Mitteln an ihm geschürt. Jetzt gab eS kein „Zurück" mehr, denn das mächtige Großbritannien konnte sich unmöglich von der kleinen Boercnrepublik die Be dingungen dictircn lassen, unter denen es in seinem eigenen Lande und auf seinen eigenen Schissen Truppenbewegungen anordnen dürfe. Um 8 Uhr Abends erschien die erste Extra-Ausgabe (der „Globe" trug diesmal die Palme davon) mit der Ankündigung, Sir Alfred Milner sei im Lause des Montag Abends das Boeren-Ultimatum zugegangen, welches er sofort herübergekabelt. Das Colonialamt hatte die Milner'sche Depesche bereits im Laufe der Nacht erhalten und ein besonderer Courier dieselbe Herrn Chamberlain überbracht. Dieser aber hielt die wichtige Nachricht bis zum Abend geheim, gerade so, wie er das in allen Phasen der Transvaalkrise getha». DaS Publicum begrüßte den Kriegsbcginn im Allgemeinen mit Befriedigung, ja Begeisterung. In den großen Clubs der Hauptstadt, in den Theatern und in den Concertsälen, überall, wo Menschen zusammen waren, gab man dieser Stimmung in demonstrantivster» lautester Weise Ausdruck, einer Stimmung, die nicht zum wenigsten durch die im Lause des Tage» statt gehabten lärmenden Ovationen vorbereitet war, welche man der Handvoll australischer Freiwilliger bereitet, die offenbar absichtlich durch die Stadt gesandt wurden, ehe sie sich nach dem Kriegs schauplätze einschifften. Der Vorgang ist, wie so viele andere der letzten Zeit, bezeichnend für die neuimperialistische Tendenz der Chamberlain'schcn Politik, er gehört zu den sich jetzt immer mehr einbürgcrnden, früher hier zu Lande ganz unbekannten Mittelchen der Stimmungsmacherei für die Expansionspolitik deS großen, lockcrgefiigten ColonialreichS. Mafekin, wo nur 600 Freiwillige stehen, gilt für außer ordentlich bedroht, während die Engländer an der Natalgrenze, oder vielmehr vor Dundee bereits genügend Truppen zu haben glauben, um einem Angriffe erfolgreich widerstehen zu können. Im Lager von Glencoe haben die Engländer heute, am 11. October, 8 Bataillone Infanterie, 4 Cavallerieregimenter, 6 Fcldbatterien, 1 Bergbatterie, zu denen innerhalb der nächsten 8 Tage weitere 8 Bataillone Infanterie, 1 Schwadron Cavallerie, 1 Feldbatterie und gegenwärtig in Ausrüstung begriffene zu sammenhanglose Freiwillige kommen werden, mit d.nen man, wenn die Boeren Zeit dazu lassen, die britischen Streitkräfte dort auf etwa 10 000 Mann zu bringen hofft, während die eigentlichen Truppen höchstens 7000 Mann umfassen. Diesen gegenüber stehen bei Sand- spruit, Wakkerstrom und VolkSrust 10000 bis 12 000 Boeren deS Transvaal, etwa 2000 Boeren Vryhcid gegenüber, da, wo der Busfalosluß die Grenze bildet, angesichts des Lagers von Glencoe- Dundee und in dessen Rucken an der Südspitze der Süd afrikanischen Republik auf der Straße nach Dundee weitere 1000 Boeren. Diesen gerade gegenüber stehen aus der Grenze des Oranje freistaates in zwei großen Lagern bei der Albertinastation und nördlich vom Vanreenenpasfe, die Straße nach Ladysmith beherrschend, 8000 Freistaatbocren, bereit, die Engländer im Rücken und in ihrer linken Flanke zu fassen, während die Transvaalcommandos über Newcastle vorrücken. An der Wcstgrenze ist die Lage der Engländer weit ungünstiger, ebenso an der Südgrenze. Hier sieben bei Aliwar-North nur noch ein halbe» Regiment Infanterie Lancashire und etwa 100 Mann, berittene Infanterie, etwas weiter südlich eine kleine Reserve von Mnhster-Füsilieren. Kimberley gilt als durch seine Freiwilligen thcilweise geschützt, zu Lenen noch vier halbe Compagnien North Lancashire mit 20 Kanonen und Maximgeschützen kommen, die Regulären belaufen sich auf etwa 700 Mann, die Frei willigen zählen etwa 1500. Mafeking wird nur durch 600 berittene Freiwillige unter Oberst Baden Powell geschützt, während die Südgrenze RhodesiaS fast vollständig offen liegt und den dortigen CommandoS des Zoutpansberg-Districtcs, angeblich 2000 Mann, nur 400 Freischärler (unter Oberst Plumer) bei Tuli gegen über stehen. Gegen Kimberley können die Boeren von dem nahen Boshof aus sofort mindestens 3000 Mann werfen, während die Pässe über di^Drackensberge vom Bothaspaß bis nach Bezuidenhout von 3000 Freistaatbocren gehalten werden und weitere 2000 Boeren bei Komatiport die portugiesische Grenze und die Eisenbahn nach Lorenzo Marquez bewachen. Weitere 3000 Boeren stehen im Innern in Reserve und 2000 Oranjeleute bewachen Las Basutuland in kleineren Lagern, um einem eventuellen Aufstande der BasutiS vor- zubeugeir. Amerika. Lage in der Tominikanischen Republik. >V. L. Port au Prince, 12. September. Von unserem Herrn Mitarbeiter aus Port au Prince (Haiti) geht uns über die Revolution in der benachbarten dominikanischen Republik ein Be richt zu, vem wir folgende Notizen entnehmen: Eine der ersten Rcgierungshandlungen der provisorischen Regierung war eine Verfügung, wonach das im Lande circulirende Papiergeld bei Zahlung der Zölle und sonstigen staatlichen oder städtischen Ab gaben nicht angenommen werden soll. Der Handelsstand in Puerto Plata sieht'sich durch diese Entwerthung des von dem dann griff die junge Frau nach dem Glase und brachte den Toast aus, in den wir Alle fröhlich einfielen: „Hoch! Die Kunst in der Musik!" — — „Ja, nun entsinne ich mich! . Bondi's Glas zerschellte, als er mit Radjeri anstieß, und Frau Doris lachte: „Scherben bringen Glück!" „So fröhlich war der Abend; um Zwei gingen wir erst aus einander und verabredeten uns noch auf den Sonntag zu der Herrenpartie in die Fasanerie." „Du weißt aber jedenfalls auch noch", sagte der Doctor mit Nachdruck, „daß Radjeri sich dann am Sonntag im Moment des Aufbruches entschuldigen ließ, er habe Kopfschmerz." „Gewiß, ich entsinne mich; Bondi meinte sogar, cs sei vielleicht der Sekt schlecht gewesen, auch ihm sei wunderlich; — er brach dann gegen seine Absicht auch früh auf und sagte, wir sollten uns nicht stören lassen." „Ja, Freund, und dann kam er heim; er wollte seine Frau freudig überraschen und ging drum durch den Garten und die Hinterthüre. Als er am Salon vorbeikam, um Frau Doris in ihrem Boudoir mit den Palmzweigen zu erfreuen, die wir bei dcm Gang durch den Wald gepflückt hatten, hemmte etwas Wunderbares plötzlich seinen Schritt: „langgezogener, klagender Geigenton: das war Radjeri's Bogen!" Lauschend schlich er näher; ein weher Schmerz kroch ihm zur Kehle empor, wie Nacht zog es an seinen Augen vorüber: was that der Künstler hier, da er den Hausherrn abwesend wußte; warum hatte er die Partie abgesagt was that er hier mit seiner Geige? Nun hörte er seines Weibes Stimme: „Hören Sie auf, ich beschwöre Sie! Ich kann's nicht hören, das alte Weh kommt über mich!" Der Künstler zog langsam den Bogen zur weichsten Tiefe — dann schloß er mit einer jubelnden Kadenz und, das Instru ment zur Seite legend, kniete er plötzlich vor dem jungen Weibe nieder: „Nicht hören kannst Du mich, weil ich mich Dir ins Herz srllhebest PräsidenieN auLgegebeffest Papiergelde? schiffe? g«r schädigt, und d«r dortige deutsche Konsul dürfte Ver anlassung haben, falls auch deutsche Kaufleute durchdieMaßregelzuSchadenkommen.im Ver ein mit seinen Kollegen gegen die Verfügung zu protestiren (ist geschehen) und die Recht« der Besitzer des Papiergeldes auf Ent schädigung vorzubehalten. Soweit bisher bekannt geworden ist, hat sich die Revolution im Lande, von dem Gefecht bei Santiago abgesehen, vcrhältnißmäßig unter Schonung von Leben und Eigenthum vollzogen und Deutsche sind anscheinend nirgends, weder in Bezug auf die Person, noch auf das Eigenthum, durch Gewalt geschädigt worden. Nach Berichten aus Santo Domingo sind in der Hauptstadt die Sympathien der Bevölkerung nicht vorwiegend für Jimenez, es werden mehrere andere Candidaten für die erledigte Präsidentschaft, u. A. auch der Sohn des ermordeten Präsidenten Heureoux, genannt, und so ist zu befürchten, daß es wiederzumBürgerkriege kommen wird. Auf alle Fälle glaubt man hier, daß Jimenez' Position ohne dauernde finanzielle Beihilfe der Ver einigten Staaten auf die Dauer unhaltbar sein giuß. Seine schnelle Freilassung nach der Verhaftung in Cienfuegos hat hier aber allgemein das Gerücht hervorgerusen, er habe der Regierung der Vereinigten Staaten gegenüber geheime bin dende Verpflichtungen übernommen. Revolution in Venezuela. * New Bork, 12. Oktober. (Telegramm.) Ueber Kingston ist hier eine Reihe von Nachrichten aus La Guayara vom 7. d. M. eingegangen, die die Revolution in Venezuela als einen gewaltigen Erfolg schildern. Präsident Andrade und die höchsten Staatsbeamten sollen bereits Vorkehrungen getroffen haben, daS Land verlassen zu können. Fast alle Einzelstaaten und Städte, mit AuSnabme von Caracas und La Guayara, stehen auf Seiten der Re volution, und die Schaaren der Aufständischen wachsen täg lich. Am Sonnabend haben diese Victoria erreicht und sofort den Angriff begonnen. Colonial-Nachrichten. * Der Ausschuß der deutschen Colonialgesellschaft beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 5. d. Mts. nach der „Deutschen Colonial-Ztg." mit einer Denkschrift von Professor Ehrenberg in Rostock, in der eine Reihe von Vorschlägen zur Ausbildung der Colonialbcamten gemacht worden ist, die von dem Gedanken aus- gingen, daß die Verwaltung von Colonien, zumal von jungen Colonien, Beamte mit besonderem wirthschaftlichen Verständniß er fordert. Zu diesem Zweck wird eine mehr kaufmännische Vorbildung dieser Beamten in Vorschlag gebracht in der Art, daß nach Beenvigung des Universitätsstudiums an Stelle der Referendariatszeit und des Assessorcxamens für den Eintritt in den höheren Colonialdienst die nachstehenden Forderungen aufgestellt werden: 1) mindestens ein jährige Arbeit in einem größeren kaufmännischen Geschäfte von internationaler Bedeutung, 2) mindestens einjähriges Studium auk einer Universität bezw. Handelshochschule, 3) mindestens einjährige Thätigkeit bei einer größeren Handelskammer, 4) die Ableistung einer besonderen Prüfung für den höheren Colonialdienst, deren Bestehen mit Auszeichnung Anwartschaft geben würde aus ein Reise stipendium zum Studium ausländischer Colonien. Der Berichterstatter des Ausschusses, Ministerialdirector Kraetke, dem sich die große Mehrzahl der Anwesenden anschloß, konnte in- dessen bei aller Werthschätzung der gesunden Gedanken, die diesen Vorschlägen zu Grunde liegen, nicht dahin gelangen, dem Ausschüsse eine Befürwortung der Vorschläge des Herrn Professor Ehrenberg bei der Reichsregierung zu empfehlen. Die Vorschläge bedeuteten in ihren Folgen nichts Anderes alS die Schaffung einer förmlichen Colonial-Lausbahn. Eine solche Einrichtung lege aber der Colonial verwaltung erhebliche Kosten aus und sei zudem in keiner Beziehung dringlich. Auch der Colonialrath, der sich mehrmals und ein gehend mit der Frage befaßt habe, sei zu der Ueberzeuguug gekommen, daß die bestehenden Grundsätze bei der Auswahl der Colonialbeamten dem derzeitigen Bedürfnitz entsprächen. Auf Antrag der Abtheilung Berlin wurde sodann beschlossen, eine erneute Eingabe an den Reichskanzler zu richten, um den Plan der deutsch-ostasrikanischen Centralbahn aus der Phase der vor bereitenden Erwägungen endlich der Verwirklichung cntgegenzu- führen. Der Ausschuß wird den Reichskanzler ersuchen, in Len nächsten Reichshaushaltsvoranschlag eine erste Rate zur Ausführung dieser wichtigsten unserer colonialen Aufgaben Deutsch-Ostafrikas einzustellen. VornetiMZtes LakL Loksnsvüräizlcsit 1. kungs» 500 Lckressbüaboe oller grösseren 8tiult« ser rVslt. Vtotvrt»sSk. Der berühmte dramatische Künstler schreibt: Z>kaicbs mir Iberen mitrrct/reiken, ckass rc/r //cr «eit einige» Hoc/ren benutze icnck ckasseiöe so vorrüAiick ist, ckas« r cm ^etrt ab nur eroc/t Losmin-Mcnck- irasser- in meinem Lause Aebrancbt evir-ck. Flacon 1.50, lange Zeit ausreichend, ist in allen besseren Drogerien, Parfümerien, sowie in den Apotheken käuflich. gespielt habe, weil Du mich liebst, weil Du verstehst und be greifst, was ich im Ton zu Dir sprach! Hast Du mich nicht verstanden schon damals, als Dir beim weichen Adagio die Sinne schwanden?" Und nun seines Weibes Antwort: „Sie vergessen sich, mein Herr! Nur ein Ehrloser wird so im Haufe Dessen reden, der ihm Gastfreundschaft bot!" Eisig, kalt, wie «in Hauch so leise waren die Worte. Laut lachte Radjeri auf. Und nun zischte der Frühlingszweig mit den Palmkätzchen quer über sein Gesicht. Heute Morgen in der Fasanerie standen sie sich gegenüber. — Es fand nur einmaliger Kugrlwechsel statt; diese fürchter lichen mittelalterlichen Ueberlieferungen! ES war das reinste Morden . . . Bondi starb in meinen Armen. Der Zufall hatte die Hand des Künstlers teuflisch geführt, denn er zielte gar nicht; die Kugel ging mitten durch's Herz!" . . . „Und Radjeri ging leer aus?" „Nein, er ist schwerer noch getroffen." „Schwerer?" „Das rechte Handgelenk ist ihm zerschmettert — die Sehnen durchschossen — er wird nie wieder den Bogen führen." . . . „Und Frau Doris, das arm« Weib?" „Ich war den ganzen Vormittag bei ihr. Sie ist thrän«nlos, starr: „Ich werde leben und es tragen — das soll mein« Sühne sein. — Warum hörte ich nicht auf die Warnerstimme, die mir so laut sagte, daß Musik eine dämonische Macht sei!" — DaS waren ihre Worte." „Weiß sie, daß Radjeri lebt?" „Als ich es ihr sagte, stieg eine Blutwelle in ihr Gesicht, dann hauchte sie vor sich hin: „Der Elende; war e» nicht genug, daß er mir den Frieden störte, mußte er mein Glück auch noch morden!" Es pochte an deS Doctor? Thür. Ein Polizeibeamter kam, die Aussagen des Arztes zu notiren. Dir Freunde sahen sich erschüttert in die Augen und reichten einander stumm die Hände zum Abschied. 6r Ce krru Expedit Rcdaett Vnchdrt Ott» Kl stratze Lonis 1 stratze A«skn« Nelief- Blüche tags 9 Patcnt- lTucht Lcffentl Univ Wo« des ist ober Am nab Bibli Büc 3- 3— Volk« Volk! Volki Volk! gan Volk« Piiöagl baus, 2'/.- Volksb jeden' „Volks und i von 5 Ttädtü Auns tagen tagen nnd ! Soun tritt i 1 Gram-
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