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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189610224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18961022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18961022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-22
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1896
- Autor
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Riesaer D Tageblatt Donnerstag, SS. Oktober 1896, Abends 49. Jahr, Mss^nsind^ss für d«S „Riesaer Lageblntt" erbitten uns bi« spätchen» ^GssH^TAkAA BormittagS v Uhr de« jeweiligen Ausgabetage«. s Die »eschLst-steLe. »a» Riesaer Tageblatt erscheint jeden La, Abend» mtt Ausnahme der Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher AqnDbp«» Lei Abholung in dm «xpeditionm in Riesa und Strehla oder jdmch uns«« «ger frei in» Hau« 1 Matt 80 Psg-, bei «Holung am Schalter der kaiserl. Postanstaltm 1 Matt 28 Pfg., durch dm Briefträger frei in, Hau« 1 Matt «8 Pst. An^m-Annahm« für di, Nummer d« Ausgabetages bi« Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. »ruck und «erlag von Langer 4 »tnterltch in Riesa. — «eschüsttstttle: »astantenpraß« 89. — Mr di« Redaetion verautwottlich: Hermann Schmidt Riesa. und Anzeiger Metlatt M ÄMizn). TÜegrmnMAdreff« Ä IM «L 6 ckV »««sprechM. „r.g.bl tt «Nr.20. der König!, «mtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadttathS zu Mesa. Oertliches nn» SSchfifcheS. Riesa, 22. October 1SS6. — Zur besseren Beleuchtung de» Abquais resp. zur Ermöglichung der Nachtarbeit bei dem jetzt so außerordentlich starken AbumschlagSverkehr hat die Verwaltung der SSchs. Staats« Eisenbahnen transportable hölzerne Galgen ausge stellt, an welchem je ein Petroleum-Gasapparat angebracht ist, dessen Flamme einen intensiven Schein wirft. Gestern Abend brannten diese Flammen erstmalig, die «och sich zeigen- den Mängel werden hoffenlick bald beseitigt werden können. Die Anrichtung scheint der Vorläufer zukünftiger elektrischer Beleuchtung zu sein. — Paletotmarder treten sonst für gewöhnlich nur in Großstädten auf, wo sie ja bekanntlich al« gefürchtete Räuber von Ueberröcken nicht selten anzutreffe» find. Neuer ding«, am vorigen Montag Abend, haben aber derartige die bische Subjekte auch hier eine Gastvorstellung gegeben, indem fie au» dem Wettiner Hof, gelegentlich der dort stattfindenden Tanzstunde, drei Havelock«, die Tanzscholaren gehörten, räu berten und damit entkamen. Der verdacht, die Dieberei auSgeführt zu haben, richtet sich L. gegen einen jungen Mann von ungefähr 20 Jahren, derselbe war untersetzter Statur, hatte längliche« blasses Gesicht und dunkle- blonde« Haar, er trug dunklen Anzug und Schifferwütze und 2. gegen einen älteren Mann mit graumelirtem Haupthaar und Schnurr bart, bekleidet war dieser verdächtige, der auch im Wettiner Hof gebettelt hat, mit Heller Hose, dunklem Gehrock und schwarzem Filzhut. Wer über die Diebe etwa weitere Au»- kuuft geben kann, möge seine Mittheilungen an die zustän dige Stelle gelangen lassen. An weiterer eigenartiger Diebstahl ist sodann noch am Sonntag i« Hotel Höpfner, gelegentlich der dort ftattgefun- denen Ballmufik auSgeführt worden, indem daselbst nicht we niger al« S Filzhüte entwendet worden find. — Die Getreidrpreise find seit Wochen in stetiger, bi« vor Kurzem langsamer, fett einigen Tagen aber schnellerer Steigerung. Der nächste RegulirungSpreiS für Weizen, der vor einem halben Jahre, am 20. April, 157 war, wurde vorgestern an der Berliner Börse 173,75 notirt, der für Roggen 131 gegen 120 ror einem halben Jahre. Da« find immerhtn PreiSstrigerungen, die, «ährend fie von den Ver brauchern nicht al« Vertheuerung empfunden werden, für die Produzenten als werthvoll in'« Gewicht fallen. Sie find ausschließlich durch die Verhältnisse desselben Weltmarkt«, dessen Lage den früheren Preisfall bedingt hatte, veranlaßt: Indien ist von einer Hungersnoth bedroht, Argentinien kann ebenso wenig exportiren, in Europa ist die Ernte eine mittel mäßige gewesen, in Nordamerika find di« Verhältnisse de» Getreidemarkte« derart, daß ganz besonder« von dort der Jmpnl« zu der Preissteigerung ausgeht. — Die Führung der Börsenregister für Maaren und für Werthpapiere wurde übertragen für die Bezirke der Landgerichte Dresden und Freiberg dem Amtsgericht Dresden, für die Bezirke der Landgerichte Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Plauen je dem am LandgerichtSfitze befindlichen Amts gerichte, für den Bezirk de« Landgericht« Bautzen de« Amts gerichte Zittau. — Borgestern wellten die Herren Vorstände de« Diree- torium« de« Großenhainer Sasbeleuchtungs-Actten-Bereia«, Herren Bürgermeister Herrmann und Eommercienrath Buch wald, in unserer Stadt. Dieselben überzeugten sich von dem trefflichen Kunctioniren der hierorts bereit« seit längerer Zett eingeführten GaSglühlicht-Straßenbeleuchtung. — An junger, aber raffinirter Gauner, der nebenbei insbesondere auch al« Hrirath-schwindler operirte, ist jetzt von unserer Polizei festgenommen worden. Derselbe wurde unter dem Namen eine» Ttschlergesellen Hugo Neumann steckbrieflich verfolgt und fiel nach de« gegebenen Signale- «ent eine« Schutzmann auf, der sich daraufhin mtt de« Dienstag, de« 27. Oktober 1896, Borm. 1v Uhr, sollen im Hotel -AM „Kronprinz", hier, 6 Paar Stiefel und 18 Paar Halbfiiefel gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert «erden. Riesa, 22. Oktober 1896. Der Ger.-Vovz. des Kgl. Amtsgerichts das. «ekr. Eidam. Burschen etwa» näher befaßte. E« ergab sich dabei alsbald, daß man «inen ganz ausgezeichneten Fang gemacht und einen Gauner ertappt hatte, der auf verschiedene Namen reiste und sich je nach Bedarf als Hugo Wagner au« Großenhain, Sohn eine» dafigen Gutsbesitzers, Wetter als Hugo Hammitzsch und Hugo Müller, Besitzer einer Dampftischlerer in Dresden, vorstellte. Gelegentlich de« Jahrmarktsballe« im Hotel Höpfner am Sonntag hatte er die Bekanntschaft eine« jungen Mädchens gemacht, und »ar sofort zu demselben „in heißer Liebe entbrannt", derart, daß er schleunigst bei der mitan wesenden Mutter um die Hand der Tochter anhielt. Er verstand e« dabei, in glänzender Redegabe seine Verhältnisse al« recht günstig und verlockend darzustellen, so daß Mama den kühnen jungen Kreier freudigen Herzens al« zukünftigen Schwiegersohn gern annahm. Andern Tags machte der schneidige Schwerenöther den Damen dann in der Wohnung seinen Besuch und da gab er denn zu erkennen, daß er in momentaner Geldverlegenheit sei, da er seine« Bruder, der hier beim Militär diene, zu einer Eaution 300 Mark über geben habe. Man half in liebenswürdiger Weise natürlich gern au« und lieh dem wacker» Freier 6 Mark und, da er auch in der Wäsche etwa« herabgrkommen war, stattete man ihn auch noch dementsprechend aus. Alsdann ging's wieder zu« Ball, woselbst aber der schneidige Freiersmann da» Mißgeschick hatte, verhaftet und entlarvt zu werde». Da ergab sich denn nun leider, daß aus der Hochzeit zunächst und wohl aus immer nichts werden kann, da der junge Mann vorerst ohne Zweifel bet Gericht ein erhebliches Schuldkonto zu begleichen haben wird. Soweit er inzwischen zugegeben hat, heißt er Hugo Mammitzsch, ist 21 Jahr alt und stammt anscheinend au« einer besseren Familie. Trotz seiner Jugend hat er es als Schwindler schon erschrecklich wett gebracht. — Der Verein sächsischer Gemeindebeamten beschloß, an der Gemeindebeamtenschule zu Nerchau zwei Freistellen auf Kosten de« Verein« zu errichten. Bei der Begräbniß- kaffe des gedachte« Verein« waren am 30. September 1478 Versicherungen mit 334500 Mark Versicherungssumme ab- geschloflen. Der Verein selbst zählt 3065 Mitglieder. Piskowitz. Hier brachte eine Kuh de« Herrn Guts besitzer« Sohr 3 rollständig normal ausgebildete junge Kälber zur Welt. Die Kuh ist gesund und ihre Kälbchen Hüpfen munter herum und freuen sich de« Daseins. Blasewitz. Wiederum hat sich hier, wie bereits gestern kurz gemeldet, eine fürchterliche Tragödie abgespielt. Der Schriftsteller Or. ^ur. Paul Eulenburg, geboren den 11. August 1852 in Berlin, fett dem Mai 1895 hier wohnhaft, ist mit seiner Frau und drei Kindern todt in der Wohnung, Berggartenstraße 11 hier, aufgefun den worden. Die Ehefrau, geb. Raderstein, aus Perleberg, ist 28 Jahre alt, die drei Mädchen standen im Atter von 8, 7 und 4 Jahren. Nach vorgefundenen Papieren hat sich Eulenburg semer mißlichen vermögens- und ErwerbSver- hältniffe «egen fett dem November 1695 mtt Selbstmord- gedanken getragen und seiner Ehefrau fett dieser Zett gera- then, mtt in den Tod zu gehe«. Damals hat er niederge- schrieben, er werde nicht den Muth" besitzen, seinen Kinder« das Leben zu nehmen. Er ist aber mm auch der Mörder seiner Kinder geworden. Die Frau scheint mtt ihm frei willig in de» Tod gegangen zu sein. Eulenburg hatte sich wahrscheinlich ein scharf wirkendes Gift, da» den Tod unmit telbar herbeigeführt hat, verschafft, denn sämmtliche Leichen lagen i« Bette, und zunächst hatte man den Eindruck, al« schliefen die Personen ruhig. Nach Ansicht de- Arzte« kann die That vor 6 bi« 8 Tagen schon begangen worden sei«, und da« stimmt auch überein mit den Aufzeichnungen, die in der Wohnung vorgefunden worden find. An Gericht-voll- -ieher wollte gestern. Mittwoch, pfänden Md hierbei wurde da« traurige Ereigmß aufgedeckt. Da« tragische Ende dieser I ganzen Familie, insbesondere diese furchtbar« That höchster Verzweiflung eine» mtt Nahrungssorgen kämpfenden Schrift ¬ stellers, wirst ei« überaus trübes Licht auf gewisse schrift stellerische Existenzen. Dabei war E. nicht unbefähigt. Set» Festspiel BtSmarck, das im Laufe dieses Sommer» in Tol kewitz viel aufgesührt wurde, zeichnet sich durch Schwung der Dietion und gute Gedanken au». Seit Jahren freilich gingen, wie au« Aufzeichnungen hervorgeht, die Ennahmen «ehr und mehr zurück, Md immer heftiger stürmte» auf die Familie Sorge und Noth ein und zeitigten jene verzweiflung-volle Stimmung, die den Gedanken de« Mordes und Selbstmordes in Eulenburg allmählich zur Reife brachte. Sebnitz. Als dieser Tage die Dienstfra« eines Archi tekten im Ofen Feuer anlegte, sprang plötzlich eine bren nende Ratte au- den knisternden Klammen hervor, ander entsetzten Frau vorbei und suchte im Zimmer vergeblich nach einem rettende» Ausweg. Dar Thier wurde endlich von de« "Hunde gepackt und durch einen Biß getödtet. Die Ratte hatte sich wahrscheinlich in das Ofenloch geflüchtet und ist erst durch das Feuer aus de« Bersteck getrieben worden; e» hätte durch dieselbe auch leicht ei« größeres Schadenfeuer entstehen könne«. Auerbach, 20. October. An bedauerlicher Unglücks fall ereignete sich auf der Klingenthal-WerneSgrünerftraße. Al- ein Bierschröter der Männelchen Brauerei von Klingen thal nach WerneSgrü« mtt seinem Geschirre zurückfahren wollte, geriech der Wagen an die Straßenseite, der Geschirr- geführer fiel vom Wagen herab und ist hierbei zwischen einen Straßenbau« und den Wagen gekommen, wodurch de« Manne so schwere Quetschungen am Halse und Kopfe -«ge fügt wurden, daß er alsbald seinen Geist aufgab. Wahr scheinlich hat der Geschirrführer auf dem Wageufitze geschlafen und ist dabei herabgefallen. Falkenstein, 20. Oktober. Die Drüben Erfahrungen", welche die hiesigen Sozialdemokraten bei den Stadtverord netenwahlen der letzten Jahre gemacht haben, scheinen den selben die Lust an der Betheiligung zu diesen Wahlen gänz lich vereitelt zu haben. Der hiesige sozialdemokratische Arbeiterverein hat die Meinung zu erkennen gegeben, daß in diese« Jahre von einer Betheiligung an der Stadtver ordnetenwahl infolge der gemachten „trüben Erfahrungen" der letzten Jahre abgesehen werden soll. An Beschluß wurde noch nicht herbeigeführt. Seit der Anführung de« KlaffenwahlsystemS bei den Stadtverordnetenwahlen ist den Sozialdemokraten die Macht gebrochen. Freiberg. Von einem plötzlichen Tode ereilt ward gestern Nachmittag in der fünften Stunde inmtttten seiner BerusSthätigkett der Buchhalter B., der bei der hiesigen Dünger-Export-Gesellschaft augestellt war. Herr B. sank plötzlich vom Schlage getroffen im Comptoir zusammen. Der bedauernswerthe Mann, der al« äußerst solider Md tüchtiger Beamter geachtet war, hinterläßt eine Wittwe Md fünf Merzogeae Kinder, von denen das jüngste 12 Tage alt ist. — Von herben Schicksalsschlägen bettoffen wurde die Familie de« Maurerpolier« F. in Freiberg-dorf. Während vor kurzer Zett der im 10. Lebensjahre stehende Sohn in» Schulgebäude plötzlich verstarb, schied vorgestern früh die 18- jährige in Kleinschirma in Diensten stehende Tochter auf gleiche Weise au« dem Leben. Mitten in ihrer Arbeit auf dem Felde machte ei« Herzschlag ihrem jungen Leben ein Ende. Zwick an. Als ei» gefährliches Weib entpuppt« sich die Handarbeitersehestau PUz in Schönheide, welche bei einer Zwangsvollstreckung den Gerichtsvollzieher gröblich beschimpfte und den zu Hilfe gerufenen Gendarm «Ute« Beil« schwer bedrohte. Der lebensgefährlichen Verletzung entging der Gendarm nur durch einen Settensprung. Da« Bell fuhr in eine Thür. Da« Zwickauer Landgericht belegte da« Weib mtt 1 Jahr 4 Monaten Gefängniß. Glauchau, 20. Oktober. An UaglückSfall mit tödt- lichem Ausgange ereignete sich heute Nachmittag gegen S Uhr beim Umbaue am Lampertsviadukt, der gegenwärtig für eine ne« Gleisanlage eingerichtet wird. An mtt dem Legen
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