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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189612245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18961224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18961224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-24
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1896
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Amtsblatt »er König!. Lmtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riesa. sss Donnerstag, 24. Dezember 1896, Wend». 49. Jnhrg. Da» Riesaer LagÄlatt «schewt ftb« Lag Abend» mit «usna-me der «om» nnd Festtag«. »ierteljShrlicher W»mR«R» bei Abholung st, dm Expedition« st, Riesa und «trehla'odw^dmasmKot^ Dttlg« frei M» Haus 1 Mark 50 Pf»., bei Abholung am Schalter der kaisrrl. Postanstaltrn 1 Mart 25 Pfg., durch dm vrieftrügrr frei ins Haus 1 Mark 55 Psg. ßdGRgewGwwhme für di« Renan« dB Ausgabetages bis vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck «ch Verlag vou Langer 4 vluterlich st, Riesa. — Geschäftsstelle: Kastauieustraß« 59. — Für dl« Redaetton mranwwrttich: Herma»« Schmidt, Ries». Zum Weihnachtsfeste. -f Unser Leben fähtet schnell dahin, als flögen wir davon — um dir Weihnachtszeit fährt eS doppelt schnell. Wie sind doch die letzten Wochen dahin geschwunden! Und über ein Kleine», so werden auch die Festtage vorüber sein und mit ernstem Klange wird de» Jahres letzte Stunde ertönen. E» sind die drängende Arbeit, das rege geschäftliche Leben, die Sorge, welche der Jahresschluß bringt, die es uns scheinen lassen, als ob die Zeit zwiefache Flügel hätte. Wie viel kommt doch zusammen, um Sinn nnd Herz in Anspruch zu nehmen ! Aber mitten in dem lebhaften Treiben ist eS nun auf einmal, als ob wir aufhorchen, aufhalten müßten. Ein Ton au» einer andern Welt klingt darein. In den trüben, nebligen Dezemberabend fällt Heller Schein. ES ist ein weicher, milder und doch strahlenvoller Glanz. Der Christbaum ist aufge gangen. Die heilige Nacht ist da. Wie bald, wie leise sie doch kam! Heil'ge Nacht, auf kngelSschwingen Nahst Du leise dich der Welt. Und die Glocken hör' ich klingen, Und die Fenster sind erhellt. Da wird e» allmählich stille auf den Straßen. Die Werk stätten und^AmtSstuben und die Läden schließen sich. Freund lich und licht thut sich den Heimkehrenden deS HauseS Pforte auf. Dort ist deS Festes Mittelpunkt. Dust und Glanz aller orten, auch in dm Hütten. Da werden die Herzen voll milder Regungen. Frohe Worte, freundliche Mienen überall. Die Sorgen sind ver gessen, die Leidenschaften ruhen. Der arg mitgenommene Hausvater, der oft genug über die großen Ausgaben gemurrt, empfindet auf einmal die Seligkeit des Gebens. Die gute Hausfrau, die das Jahr über sich müht und sorgt, vielleicht wenig anerkannt, fühlt sich durch die eine glückselige Stunde reich entschädigt und belohnt; Eltern und Kinder merken, wie die Bande, die sie umschlingen, fester werden. Herren und Dienende treten einander näher. Fremde werden einander herzlich zugeneigt. Die Menschenkinder befinden sich mit einem Male in einem ganz andern Zustande als alltags. Alle» ist fern, was sonst da» Herz drückte und hemmte. GeschästSforgen, Verdruß und Aerger in Amt und Dienst, Sonderinteressen, Politik u. s. f., die so oft ins häusliche Heiligthum sich mit eingeschlichen, heute bleiben sie draußen. DaS Weihnachtslicht verscheucht die Rachtgespenster. So nüchtern und rauh das Leben sonst ist, heute ist eS voll Wärme und Poesie. Lauter gute Geister treiben ihr Wesen. Und Keiner kann ihnen widerstehen. In wem noch eine Ader gesunden Empfindens ist, den nehmen sie mit und sie bringen auch den größten Griesgram und den blasirtesten Gecken in Verlegenheit. Sie sind aber auch den aufrichtig Trauernden hold, mischen Balsam in ihren Schmerz und lassen die Thränen linder fließen. Woher kommt doch dieser Zauber? Wie soll man ihn erklären? Wie kommt es, daß auch die Gleichgiltigen, Harten, Verbitterten ihr Herz mitnimmt? DaS kommt daher: vor unser aller Seelen schwebt heute ein liebliches Bild. ES tritt hervor mit dem Anbruch der heiligen Nacht und verdrängt alle andern Bilder. Es ist da» Bild vom Stall und von der Krippe. Und darüber steht: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude. Denn euch ist heute der Heiland geboren. Und von ferne tönt eS dazu und dringt unS anS Herz: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Diese» Bild und dieser Klang sind voll bestrickender Ge danken. Die laufen un» an und rufen in unseren Seelen ein heimliche» aber bestimmte» Echo nach. Friede, Friede deS Herzen» und Gewissen» — ist daS nicht daS, waS wir brauchen? Freude, wahre Freude, — ist daS nicht daS, wonach wir dürsten? Un» hält die Furcht gebannt, di« Sündenfurcht, die Furcht vor den Leiden, die Todesfurcht — wenn wir ihrer ledig werden könnten!? Ein Glück, ein große», seliges Glück ist nnS nahe. E» entspricht dem tiefsten Sehnen unserer Seelen: DaS ist e», wo» unS stille und darum milde macht. Die guten Regungen unsere» Herzen kommen dabet auf. Die Botschaft, die mit den Glockenklangen und auf Schwingen deS Lichte» an un» heraukommt, weckt sie, die Erinnerung an gute, schöne vergangene Zeiten stärkt sie. Daher die fröhliche, selige Stunde am Weihnachtsabend! Nu» gilt eS, sie zu halten und zu vertiefen. Die Gestalten um die Krippe lehren un», wie e» möglich ist. Hirten sind e» gewesen, denen das himmlische Bild zurrst erschienen ist, Hirten, also einfache, schlichte Menschen. Ihnen, ihren unverdorbenen Herzen ging das wundersame Wort von dem göttlichen Kinde ohne weitere» ein. Die Stimme der Engel und die Stimme des Herzens klangen zusammen, da» gab einen vollen reinen Ton. Darin liegt ein bedeutsamer Hinweis für unS. DaS liebe Weihnachten macht unS für Stunden los von allem unnöthigen Ballaste, mit dem unsere Seele beschwert ist. Wir werden frei und froh. Wir werden mit unseren Kindern wieder selber zu Kindern. Diesen köstlichen Zustand müssen wir unS bewahren. „Wirs' ab mein Herz, waS Dich kränket!" muß immer die Losung sein. Was zwingt uns denn, die fremde, schwere Last wieder auf uns zu nehmen? Mag das Leben um uns rauschen und lärmen, unfern schlichten Frieden dürfen wir uns nicht nehmen lassen, in unsere stillen Stunden darf der Lärm nicht dringen, wir müssen unS Zeiten der Sammlung und Stärkung Vorbehalten. Wir müssen die Zuflucht, «elche unS die Kirche und das Heiligthum unseres Hause» bieten, auSnutzen. Dort wohnt der Friede. Da» wollen wir den alten, lieben Wundern unseres Gottes nachdanken. Aus der Stille werden wir dann in das Alltagstreiben das weihnachtliche Glück mitbringen, die feste, vornehme Ruhe und Kraft des christlichen Gemüthes, die Freude und die un verdrossene Freudigkeit und die Liebe. Draußen ist die Furcht. Sie lauert unter dem Glanze unserer Zeit, sie fordert Opfer genug. Wir wollen uns den schlichten, gläubigen Sinn be wahren, den die heilige Weihnacht wieder weckt. Er ist das beste Weihnachtsgeschenk. Er erfaßt die Freude, welche in der Botschaft des Festes liegt: Die große Freude der Ver söhnung mit Gott, die stille Freude des Vertrauens zu dem Gott der Liebe, die freudenvolle Hoffunng auf ein ewiges Leben; er begreift und erfährt, wie wahr es ist, was Luther angesichts deS Weihnachtsbildes singt: Das ewige Licht geht da herein, Giebt der Welt einen neuen Schein! ES leuchtet mitten in der Nacht Und uns des Lichtes Kinder macht l Halleluja! Oertttches «uv Sächsisches. Riesa, 24. Dezember I8S6. — Da» lieblichste Fest de» ganzen Jahres erblüht un» mitten im Dunkel der Winterszeit. Licht und Wärme, Freude und Frieden spendend kommt e« als ein freundlicher Himmelsbote hernieder auf die kalte, düstre, von Sturm und Noth geplagte Erde. Und wie ein Aufalhmen geht e» durch die von Mühe und Arbeit niedergedrückten Seelen, daß sie einmal' ruhen können in dem lang entbehrtem Genuß einer liebeswarmen Häuslichkeit und mit den Kindern um die Wette ihre Sorgen und Kümmernisse vergessen können in dem frohen Jubel der WeihoachtStage. Möchten fröhliche Festtage allen unseren srtundlichen Lesern beschieden sein! — Zu Aller Freude haben nun doch auch noch die wei- ten Fluren ein weihnachtlich Festkleid angelegt. Nach dem uuerquicklichen Mauschwetter der letzt«» Tage ist über Nacht neuer Schneefall eingetreten und hoffentlich folgt auch mäßiger Frost nach. Letzterer ist insbesondere den Freunden de» Eis sport» sehr erwünscht. — Nach längeren, über ein Jahr laug dauernden Ver handlungen ist durch die zuständigen Behörden genehmigt worden, daß da» Kantorenamt an unserer Kirche, da» bi» Michaeli 1895 durch den früheren Herrn Kantor Müller allein verwaltet wurde, in zwei Remter zerlegt wurde, ein Kantoren- und ein Orgaaistenamt. E« liegt auf der Hand, daß bei der wachsenden Anzahl von kirchlichen Handlungen, bei denen die Mitwirkung musikalischer Kräfte nicht zu entbehren ist, ein einziger Beamter nicht mehr in» Staude seit» kann, den Ansprüchen, die «an heute a« eine gute kirchliche Musik stellen muß, zu genügen, und schon au» diese« Grund hat di« Kirchgemeinde Anlaß, sich diese» Be schlüsse» unsre» Kirchenvorstaade» zu sreuen, um so «ehr, al» die Bezahlung der beiden Beamten die de« frühere« nicht uenneuswerch übersteigt und da» K. Kultusministerium «Rh die Pension beider übernommen hat, mithin der Kirchgemeinde irgend welche weitere Opfer dafür nicht erwachs« werd« Auch daß man nicht eine au»wärti-e Kraft herbtigezog» hat, wie da» jetzt in vielen Mittelstädte« fast Mod« zu »erd« scheint, sonder» zn tüchtigen musikalischen Kräften ergriffe» hat, die unser Lehrerkollegium enthält, wird der kirchlich« Musik bei un« sehr wohl zu statten komme«. Selaugt doch gerade dadurch die Verbindung von Schule und Kirch« recht greifbar -um Au«druck, und birgt doch da» Kollegium «och viele sange»tüchtige Mitglieder in sich, die ger« bereit sind, bei größeren musikalische« Aufführungen in der Kirche mit- zuwirkeo. Bei der jüngst erfolgte« Glockenweih« kam diese Unterstützung recht wirkungsvoll zum Ausdruck. Nachdem nun die beiden für diese Aentter erwählten Herren kürzlich verpflichtet worden find, und zwar Herr Lehrer Fischer al» Kantor und Herr Lehrer Scheffler al« Organist sollen sie morgen, am ersten Feiertage, «och kirchlich eingewiesen werden. Möchten sie beide, jeder an seinem Thrile und doch in amtsbrüderlicher Bereinigung, eine echt evangelisch« Kirchen musik pflegen und sich alle Zeit sernhatten von den unktrch- lichen Darbietungen eine« schlechten oder verdorbene» Ge schmackes! In unsrer Stadt bleibt in dieser Hinsicht «och sehr viel zu thun übrig. Möchten sie ihr Amt viele Jahre lang mit Luft und Eifer führen uud alle Zett eingedenk sei«, daß sie durch ihre Kunst die Vemetude erbaue«, d« Herrlich- kett unsre» Gotte» aber verkündigen und preisen solle»! — Man schreibt un« : Di« seminaristisch geprüfte Kin dergärtnerin Fräulein Ida Schwartz Hierselbst hat es auch in diese« Jahre wieder verstanden, ihre zahlreichen kleinen Pfleg linge auf eine Stufe zu bringen, die volle Anerkennung verdient. Glänzendes Zeugniß hiervon legte die am Diens tag, Nachmittag S Uhr im Saale de» Hotels Wettiner Hof Hierselbst veranstaltete Weihnachtsfeier ab, bei welcher die Keinen Schüler und Schülerinnen in Anwesenheit der er schienenen Eltern und zahlreicher Freunde der Sache mehr fach Proben ihre« Wissen» «ud Können» ablegeu konnten. Die hübschen Gesänge verschiedener Weihnachtslieder, die mit scharfem Ausdruck von Einzelne», wie von Mehreren gemeinschaftlich vorgetragenen Deklamationen, die allerliebst« kindlichen Spiele verschiedenster Art, bei welchen gleichzeitig der Geist geweckt und der Körper in gesunder Bewegung erhall« wird, wirkten in allen ihren Theil« überraschend und fanden allseitig lobende Anerkennung. Roch besonder« war zu bemerken die überaus große Anhänglichkeit, welche die Kinderchen der „Tante" bezeugten und wiederum die Liebe und Sorgfalt, die diese den Kinderchen entgegenbrachte. Bon den Leistungen und dem Fortschritte der Kleine« zeugten ferner die von denselben gefertigt« Arbeiten, welche auf lange« gedeckten, mit einem im Kerzenglanz; strahlenden Weihnacht«- bäum geschmückte« Tafeln aut lagen. Bindereien, Flechtereien, Stickereien, Malereien, Formereien in Thon u. v. A. sah «an da bunt durch einarder aufgestapelt, ein jede» auf dem für dm Verfertiger bestimmten Platze. Alle diese Arbeite« waren sauber und mit entsprechender Accurateffe auSgesührt. Nach Besichtigung dieser Arbeiten verschritten besonder» die zahlreich anwesenden Damen zur Besichtigung der gleichzeitig mir ausgestellten HandfertigkeitSarbeiten der Schülerin«« der Handarbeitslehrerin Fräulein Martha Schwartz. Die selben fanden in Folg« ihrer äußert exakt«, sauberen und geschmackvollen AoSsthruNg allseitig vollste Anerkennung. Die kleine Weihnachtsfeier hatte somit einen hübsch« Ver lauf genommen. Möchte« di« Segnung« der im ganz« deutschen Reich« und auch außerhalb desselben verbreitet« Kröbel'chen Kindergärten in immer wettere Kreise dring«. — Wie da» LandeSconfistorium bekannt giebt, soll ttu Sinverständniß mit den Io LvrmgsUclls beaustragten Herren Staatsministern Sonntag, den 14. Februar 1897 die kirch liche Gedenkfeier des 400 jährigen Geburtstages Philipp Melanchtbon'S, welche an sich auf den IS. desselben Monats fall« würde, in allen evangelischen Kirchen des Lande» ver anstaltet und dabei die Gemeinde eingehend über die Be- dmttmg diese« großen Manne« belehr», sowie zur Nachfolge in seine« Glaub« und Wandel erweckt werdrn. Da sich nun, wie auch durch besondere Ausrufe und Zusendungen noch bekannt gegeben werd« wird, ein Verein gebildet hat, um in Brett«, der Geburtsstadt Mrlanchthvn'», «in nach ihm zu benennende» Hau» «tt Gedächtuißhall« und Museum zu gründen, so hat da» LandeSconfistorium iur Einverstäud- ckß mit dem König!. Ministerium de» Innern geuehnrigt,
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