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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991020022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899102002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899102002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-20
- Monat1899-10
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Abend-Ausgabe MMger.TaMM Anzeiger Druck uud Verlag von ?. Polz la Leivjl» Freitag den 20. October 1899. cr 171 o,si>. Die Morgen-Au-gabe erscheint u» '/,7 Uhr, sie Abend-Ausgabe Wochentag- um b Uhr. vorn gestrigen Tage „Last am Montag Johannesburg mit todsr von Uderdourr ,an« <17/10) ^i>l» I-ials- Usltllnor« 3<t. t.Io-'.i- oränwpler >a kr«m»n oi»" n»el> an» 10) „8kol- >«rc." ll»ck »u« füllt rv»r (l^lv> !«rck.18, lv) Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgeu-AuSgabe, ohne Postbeförderung 6V.—, mit Postbeförderung 7V.—. Jahrgang. Daß die Umwölkung des Horizontes der englischen NricgSpolitik noch fortwährend in Zunahme begriffen ist, wird von der öffentlichen Meinung des Festlandes aus der geplanten Einziehung der englischen Miliz gefolgert. Diese Maßregel trägt trotz aller gegentheiligen officiösen Ver- die Mama — und ihm gegenüber wiederum eine verlockende Sirene, die Frau von Bergen. Timotheus hatte zwischen dieser und der Gastgeberin Platz genommen. Trotz ihrer warmen Ansprache kümmerte sich jetzt Frau von Landolin wenig um den Gast; sie sprach angelegentlich mit Kreuzmaier, der an ihrer anderen Seite saß. Der Lehrer empfand dies als eine leise Kränkung und er ahnte wohl nicht, daß das ganz den Wünschen der schönen Dame entsprach. Desto lebhafter bemühte sich Frau von Bergen um ihn. So eigen war ihm zu Muthe — zur Rechten und zur Linken schöne Frauen — würzige, berauschende Parfüms — er dachte in der Stille, so müßt« einem Jünger Mohameds zu Muthe sein, der im Paradies von den schönen Houris empfangen würde. Wohl tauchte wieder die Parnassienwiese mit der blondgelockten, holdseligen Alice vor seiner Seele auf — doch das war etwas ganz anderes! Das war ein friedliches Glück für die Gegenwart, eine schöne Ver heißung für die Zukunft! Alice gehörte zu diesen zarten, seelen- haften Blumen, die sie mit ihren sanften Augen ansahen, gleich sam in geschwisterlicher Liebe; sie war das Mädchen, die Ge liebte, die Braut — das sind ja die schönsten Kränze und Kronen, die das Leben austheilt. Doch hier war ihm plötzlich etwas Neues aufgegangen, das Weib, das berauschende Weib, das seine Sinne in Banden schlug mit einer wilden Sehnsucht, die auf das Nächste gerichtet war. Er fühlte dies dunkel, und wenn er seine Seele suchte mit ihren zarten, beglückenden Empfindungen — :n diesem Augenblick fand er sie nicht! Er selbst aber war den Frauen etwas Neues, Apartes! Sein blasses Gesicht hatte gedehnte, herrnhulerhafte Züge; aber er ge hörte nicht zu den Stillen im Lande; er hatte etwas Beweg liches, unstetes in seinem Wesen; seine Augen waren scheu unruhig, blitzten unter den gleichsam über ihnen lastenden Lidern hervor. Doch er konnte sie auch voll aufschlagen, und dann hatten sie ein sanftes, schwärmerisches Feuer. Er war für das Album des Salons immerhin ein interessanter Charakler!opf und gar nicht nach der üblichen Schablone der Lebemänner. — Das merkten die Frauen bald, daß cr befangen war in ihrer Nähe — und darin lag eine Schmeichelei, für die sie dankbar quittirten. Zunächst bemächtigte sich freilich nur Frau von Bergen des neuen Ankömmlings, Frau von Landolin sprach zwar mit dem genialen Kreuzmaier zu ihrer Rechten, doch sie fühlte gleichsam mit allen Nerven den Nachbar zu ihrer Linken und hörte auf jedes Wort, das er sprach. „Sie kommen vom Lande?" fragte Frau von Bergen. „Ich bin seit meiner Kindheit an das Landleben gewöhnt." „Gutsbesitzer?" fragte Frau von Bergen weiter mit einer Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- - Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anreisen sind stets an die Gxpeditis» zu richten. Nedartion und Expedition: JohanniSgasse 8. Hie Expedition ist Wochentags ununterbrochen -«öffnet von früh 8 bis Abend- " Uhr. den Kaiser zu der Reise treiben möchten, Worte der Ent rüstung finden. Trotzdem würde auf ihnen der Vorwurf haften bleiben, die Schuld an solchen Unverschämtheiten zutragen. Die mit Spannung erwarteten Drahtberichte vom süd afrikanische» Kriegsschauplatz über eine für gestern an gekündigte große Schlacht sind ausgeblieben. Sie ist offenbar noch nicht geschlagen; vielmehr hat man eS immer noch mit mehr oder weniger belangreichen Vorpostengesechten zu lhun, worüber folgende Meldungen zu verzeichnen sind: * Loudon, 20. October. (Telegrammm.) „Daily Mail" berichtet aus Pietermaritzburg: Ein amtlicher Bericht über die Kämpfe am 18. d. M. besagt, die Vorposten der Freiwilligen von Natal hätten Las Vorrücken des Feindes von Acton H o in e s nach Besters mit Tapferkeit und Standhaftigkeit ousgehalten, die Truppen hätten aber bei Anbruch der Nacht den Be- fehl erhalten, nach Ladysmith zurückzukehren. Ein Mann sei ver- mundet worden, ein Leutnant werde vermißt. Nach Berichten der Eingeborenen haben die Boeren mehrere Mann verloren. — Der „Morning Post" wird aus Ladysmith im Trahlwegc be richtet, daß bei Acton Homes jetzt 3000 Boeren versammelt seien. — Dem „Reutcr'schcn Bureau" wird aus Ladysmith unter dem 18. d. Mts. berichtet, daß bei Bestens am Abend dieses Tages Auf freien Lahnen. Roman von Rudolf von Gottschall. Nachdruck verbotk». Wenn Sie für Familienblätter schreiben wollen, meinet wegen! Doch mich da geht es nicht ab ohne verschuldete Leut nants und verführte Mädchen. Doch ein Zeutungsfeuilleton braucht keine Feigenblätter — höchstens eins vor dem Staats anwalt. Im klebrigen bringen unsere Zeitungen in der Rubrik „Vermischtes" soviel Scandal, so viele pikante Familienge schichten und haarsträubende Criminalgeschichten, daß das Feuilleton einige Mühe hat, da nachzuklettern. Wenn Uber dem Strich pferdecurmäßig« Dosen verabfolgt werden, so können unter dem Strich nicht verdünnte homöopathische Potenzen wirken. Und dann — Sie sind auch viel zu weitschweifig, Herr Blomer! Bedenken Sie die Ungeduld der heutiges Leser und Leserinnen, vor Allem aber wollen Sie gespannt sein auf das Folgende: Da läßt sich nichts breit treten wie in den Ge schichten, welche di« Großmütter an der Wiege erzählen! Jedes Feuilleton muß mit einem Knaller schließen und auch einen solchen wieder in Aussicht stellen. Unsere Zeit ist rasch lebig und braucht raschlebige Geschichten! Ihre Muse klebt noch bisweilen fest, als wenn sie auf dem.Lehm boden Ihrer Dörfer spazieren ginge; und sie klappert noch zu sehr mit den Holzschuhen. Das wird anders werden, wenn Sie selbst gelernt haben, sich auf dem Parquet des Salons zu be wegen — und mit diesen Studien wollen wir heute den Anfang machen." Diese Ermahnungen wirkten auf den jungen Dichter sehr herabstrmmend — sollte er sein Talent so im Prokrustesbette der TageSblätter verstümmeln lasten? Gab er nicht sein Bestes preis, wenn er den Mahnungen des Redacteurs Gehör schenkte? Und kam er sich nicht überhaupt wie ein ungeleckter Bär vor, der da in den Salons einen sehr plumpen Tanz aussührcn würde? Sein Selbstgefühl war auf's Tiefste erschüttert und er hatte fast Lust, dm Besuch bei der vornehmen Dame ganz aufzugeben — er würde doch dort nur eine klägliche Rolle spielen. Er deutel» seine böse Absicht an, doch Kreuzmaier ließ ihn nicht desertiren. „Ich bin sehr nachgiebig und entgegenkommend in meinen eigenen Angelegenheiten, und handelte es sich blos darum, daß ich selbst das Vergnügen Ihrer Gesellschaft an dem heutigen Abend entbehren müßte — ich ließe Sie ruhig zum Teufel gehen; doch es handelt sich ums Geschäft, um die Zeitung; es gilt, für dieselbe eine gute Kraft zu gewinnen, die noch etwas erzogen werden muß, und da muß ich Sie festhalten." Es blieb für Timotheus nichts übrig, als sich in sein Schicksal zu finden; doch nicht ohne Herzklopfen stieg er die Marmor stufen hinauf, welche in die Wohnung der Frau von Landolin führten. Alles so licht und schmuck — Marmorbilder auf den Treppenabsätzen, in den Nischen — die Fenster mit Glas malereien geschmückt — und als er nun gar in dm Pavillon trat, wo die Dame des Hauses ihn empfing, da war ihm zu Muthe, als stände er in seines Nichts durchbohrendem Gefühle vor einer Fürstlichkeit, an deren huldvollem Lächeln sich sein zagendes Herz aufrichtete. Er kannte zwar das Schloß des Barons, seine geschmackvoll eingerichteten Räume; doch wie verschwanden sie gegen den ganzen OriMk von bunten Vorhängen und Teppichen, der diesen Pavillon schmückte — prachtvolle Bilder, köstliche Geräth: auf sicko-bourcls und Credenztischen, Causeusen von wechselnden Formen für die ruhende Gebieterin und kunstvoll gestickte Schemel zu ihren Füßen für die Anbeter — und nun — die Lady, die ihm entgegmtrat — wie herrlich paßte das Bild zu dem Rahmen! Eine seidenrauschende Schönheit, voll, üppig, blühend — lächelnde Lippen, lächelnde Augen — er war sogleich in ihrem Bann! Kreuzmaier stellte seinen Schutzbefohlenen vor. „Wie freue ich mich, Herr Blomer", sagte Frau von Landolin. „Sie bringen frisches Leben in unserm Kreis! Wir kennen unS hier Alle auswendig — nicht wahr, meine Herren und Damen?! Mit jedem neuen Menschen wird eine neue Welt geborm, wie die Dichter sagm — mit jedem neum Gast wird sie für unseren Kreis geboren, und wir sind dankbar dafür." Timotheus stotterte einige verlegen« Worte. Es war nur ein kleiner Kreis versammelt, kein Souper, nur ein Thceabend mit Butterbrödchen und einigen Näschereien — natürlich fehlten die Weinflaschen nicht, nach den Etiketten süßer Ungarwein, feuriger Tokayer. Neben der Landolin satz der kleine Bannert, der sogleich physiognomische Studien machte und den Kopf des jungen Schullehrers in Gedanken auf di« Leinwand warf. Nich: weit von der Dame des Hauses saß Vagenow, der auf den Ein tretenden nur einen flüchtigen Blick warf — er wußte mit einem jungen Literaten nichts anzufangen; da gab es keinen Anhalt für seine Spekulationen; er schlürfte daher mit Behagen die Taffe Thee, in welche er eben eine beträchtliche Menge Rum ge gossen hatte. Da saß noch eine alte Dame bei Tisch, offenbar sicherungen einen so außergewöhnlichen Charakter und ist bisher nur in so augenscheinlich kritischen Lagen des Staates getroffen worden, daß ihre jetzige Wiederholung zu dem Schluffe nöthigen dürfte, die englische Regierung lasse sich durch Erwägungen bestimmen, die mit der Begründung der Milizeinbcrufung z. B. zur Zeit deS Krimkrieges eine ver dächtige Aehnlichkeit ausweiscu. Einstweilen sind cs, neben den Meldungen vom südafrikanischen Kriegsschauplätze, die Situationsberichte aus Irland, welche das englische Nervensystem einer nicht ganz harmlosen Belastungs probe unterwerfe», wenn Balfour die Bewegung der Irländer für Transvaal auch als eine guuntile negliAsabls bezeichne» zu können glaubt. Wenn man den Schilderungen irischer Correspondenten für englische Blätter glauben will, so macht sich das britische Publicum keinen Begriff von der Gährung der Geister, welche im Gefolge des Kriegsbeginns in Südafrika über Irland herein gebrochen ist und im Nu eine Intensität erreicht hat, daß die Proclamirung der HockverratbSacte nur noch als Frage einer kur; bemessenen Zeilfrisl angeseben wird. Eine die ganze Grüne Insel umfassende Organisation behufs moralischer wie matericüerUnterstützuug dcrBoeren ist in derBildungbegriffen, und die „DailyMail" veröffentlicht eine langeListe irisckerSladt- gcmeinden, deren ofsicielle Vertretungen thcils mit überwälti genden Mehrheiten, theils einstimmig Sympathieresolutionen zu Gunsten der Boeren angenommen haben. Ein Mitglied der irischen Parlamentssraction, vr. Tanner, der als Redner in Cork auftral, sprach von der Königin und von der Armee in so verletzenden Ausdrücken, daß ihn ein Soldat der Royal Engineers schließlich beim Kragen erwischte und drovi manu zur Thür hinanswarf. Nachträglich will vr. Tanner seine beleidigende AuSdruckSweise zwar nicht wahr haben, aber daß in der irischen Bevölkerung eine weitverbreitete und an Intensität täglich zunehmende Gehässigkeit gegen die Armee herrscht, erhellt auS der sich häufenden Zahl der Verurthei- lungen irischer Arbeiter wegen wörtlicher und thätlicher Insulten von Militärpersonen. Was hinzukommt, um das Verhalten des JrenthumS in bedenklichem Lichte erscheinen zitz lassen, ist der notorische Zusammenhang der au ti englischen Propaganda in Irland selbst mit der analogen Strömung, welche daS transatlantische Irenthum beseelt. Natal-CarabinierS ins Gefecht gekommen seien, nachdem sie bei dem Kampfe am Nachmittag 6 Verwundete gehabt hätten. Aus diesen kurzen Telegrammen scheint hervorzugehcn, daß die Boeren sich in der Avance befinden und es General White noch nicht gelungen ist, sie zu stellen. Acton Homcs liegt südwestlich von Ladysmith vor dem Tietwa-Paß (nicht nördlich, wie gestern gemeldet), BesterS uordwestlich von Slnzeigen'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamea unter dem RedactionSstrich (4 g» spalten) SO^, vor Len Familieunachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Zissernjap nach höherem Tarif. leisen, spöttischen Nuance des Tons; denn danach sah der Gas nicht aus, als ob cr der Souverän einiger Hektare Landes sei. „Nein", versetzte Timotheus kleinlaut, der alsbald merkte, daß er sich in ein Lügennctz verwickeln werde — da er den Schul lehrer verleugnen mußte. Das war gegen seine Gewohnheil und sah voraus, daß er sich dabei sehr ungeschickt benehmen würde. „Also lebten Sie in einer Villeggialura?" „Sie treffen das Richtige, gnädige Frau!" „Wohl schon Ihr Herr Vater?" „Gewiß — auch ihm war, wie mir, die ländliche Muße sehr lieb!" „Und Sic sind Dichter und Schriftsteller?" „Bescheidene Versuche —" „Sie werden hier in der Stadt noch reicheren Stoff finden; ich bin sehr neugierig, etwas von Ihnen zu lesen. Wie ich höre, werden Sie für das Blatt des Herrn Kreuzmaier schreiben, das freut mich! Ich bin abonnirt. Tas Blatt ist niemals lang weilig." „Ich hoffe. Laß meine Novellen darin nichts ändern werden!" „Freilich, die köstliche Bosheit in den Kritiken des Herrn Kreuzmaier wird ja Ihren Novellen fehlen. Die poetische Muse hat ja einen sanfteü Augenaufschlag — und auch die Dichter selbst!" fügte sie kokett hinzu, indem sie ihr Glas Tokayer erhob und dem jungen Poeten zutrank. Er hatte noch «ine Tasse The: vor sich stehen — sie aber übernahm die Rolle der Hausfrau und schenkte ihm Tokayer ein, damit er ihren Gruß erwidern könne; Frau von Landolin schien das Alles nicht zu beachten. In der That, Timotheus schlug diesmal sein Auge groß und voll auf — die feurigen Blicke dieser Bacchantin brannten ihm in die S«ele. „Ich liebe die Poesie",, sagte Frau von Birgen, „aber sie muß nich: zu zahm sein. Sie sehen zwar ein wenig scheinheilig aus, Herr Blomer, aber stille Wasser sind tief; ich traue Ihnen die Courage zu, daß Sie Ihrem Musenpserd die Sporen geben unv über einige Schranken Hinwegsetzen, vor denen manche noch so gut dressirte Schulpferde scheuen. Ich liebe Emotionen; wozu hätten wir sonst die ganze Poesie? Ja, selbst die Kritik muß sie hervorzurufen wissen — darin ist Herr Kreuzmaier Meister! Wenn der seine Opfer packt, gleichsam nackt auszieht, an den Pfahl bindet, mit seinen Pfeilen trifft, oder sie zwickt' röstet — was weiß ich — ich empfinde dabei ein wolllüstiges Gruseln! So muß der Kritiker sein, Mitleid darf er gar nicht aufkommen lassen; nur die Freude an seiner Grausamkeit, wie er die Opfer zerfleischt, muh uns durch Mark und Bein gehen." „Man hört sein Lob über noch so viele Köpfe hinweg", sagte DaS Vorgehen des Bundes der Landwirthe, neben sonstiger mannigfaltiger geschäftlicher Tbätigkeit auch den Verkauf von Cigarren zu betreiben, hat nicht nur in liberalen Kreisen Verwunderung erregt. In einer Zuschrift an die klerikale „Köln. VolkSztg." heißt es: „Wir müssen unsere lebhafte Verwunderung darüber aussprechen, daß jetzt auf einmal die von der „Deutschen Tagesztg." so viel gepriesene m i t t e l- standsfreuudliche Politik des Bundes in ein Fahrwasser einlenkt, in dem sie Gefahr läuft, sich in ihr gerades Gegentheil zu verkehren. Wir bedauern ein derartiges Vorgehen auf daS Lebhafteste, da durch diese neue UnternebmungSform des Bundes ein großer Theil ver Colouialwaaren- und Cigarren geschäfte in den kleineren Städten und auf dem Lande ge schädigt tvcrden, fortan auf dem Lande Alles unter dem Banne der neuen Ploetz-Cigarre sieben, ter Kleinhandel aber das Nachsehen haben würde." Am Schluffe wird die Hoffnung ausgesprochen, daß der Bund nicht auS einem Freunde des Mittelstandes zu einem Feinde desselben werden möge. Diese Hoffnung scheint indessen eine trügerische zu sein, denn die agrarischen Kreise begnügen sich nicht mit dem Verkaufe von Cigarren. Zn Rosenberg in Westpreußen hat sich eine Schlächterei vereinigter Landwirthe gebildet, die den Consumenten Cervelatwurst, Salami-, Mett-, Leber-, Blut- und Zungenwurst, Wiener Würstchen, Schinken, Rippespeer, Speck und Schmalz anbictet. Ebenso wie zum Verkaufe der verschiedenartigsten Gegenstände haben sich agrarische Kreise auch zum Ankäufe zusammengcschlossen. Bei derartigen geschäftlichen agrarischen Unternehmungen handelt es sich nicht mehr nur um die möglichste Verdrängung des Zwischenhandels, sondern auch um die Beseitigung oder mindestens Benachtheiligung deS Mittelstandes, sowohl veS kaufmännischen, wie des dem Handwerke obliegenden. Wenn Landwirthe so vielerlei verschiedenartige Geschäftsbetriebe, von denen obendrein einige mit derProduction der Landw'rlbschaft doch nur in einem losen Zusammenhänge stehen, betreiben, so ist von da bis zur Bildung von Großbazaren nur ein Schritt. Denn es kann ja eines Tages den Agrariern als zweckmäßiger und billiger erscheinen, Butter, Wurst, Cigarren und was sonst noch immer nicht in verschiedenen Geschäfts räumen, sondern in einem und demselben Geschäftsgebäude zu verkaufen und den Betrieb und die Verwaltung einheitlich zu gestalten. Ob ein einzelner Kaufmann oder eine Aktien gesellschaft oder eine landwirthschaftliche Genossenschaft an der Spitze solcher Verkaussbetriebe steht, ist schließlich dasselbe. Der Effect ist in allen Fällen der, daß die Erwerbsmöglich» keit für den Mittelstand eingeengt und erschwert wird. Es ist recht fraglich, ob rS vom Standpunkte der Agrarier aus klug ist, den Mittelstand vor den Kopf zu stoßen; denn der Lund hat bisher bei den Kleingewerbtreibenden, besonders in den Landstädten, viele Unterstützung gefunden. Macht er. diesen Gewerbetreibenden das Leben schwer, so arbeitet er lediglich dem politischen NadicalismuS, ganz besonders aber der Socialdemokratie in die Hände. sss,— 552- 1220 i 3530 j 24,80 12« 84»!, 7S1, 80 l SS'i. ! 41, nördlich, wie gestern gemeldet), BesterS uordwestlich von Latylmitb ans dem Wege vom vanj Neene-Paß dorthin. Un günstig für die Engländer sind auch folgende Meldungen: * LvttSon, 19. October. „Daily Telegraph" berichtet aus Ladysmith unter dem gestrigen Tage: Tie Boeren singen einen Eijenbahnzug, der mehrere Lsficiere und einige Mann von dort nach Glencoe bringen sollte, ab.und zerschnitten Len Telegraphcndrabt nach Glencoe. * London, 20. October. (Telegramm.) Die „Morning Post" veröffentlicht in einer zweiten Ausgabe eine Drahtnachricht aus Ladysmith, in welcher cs heißt, das; in dem zwischen Ladysmith und Dundee weg genommen en Eijenbahnzuge sich ein englischer Osficier und mehrere Kriegsberichterstatter besundcn hätten, die sämnitlich zu Gefangenen gemacht seien. Ter Zug sei in der Nähe von Glandslaagle, 1ö Meilen von Ladysmith, wcggcnom- men worden. * London, 19. Lclober. Der „Standard" berichtet aus Lady smith: Die berittenen Schützen des Bezirkes Umvoti, die sich hauptsächlich aus holländischen Colonisten recrutiren, haben gemeu tert. Umvoti in Natal liegt nördlich von Pietermaritzburg und südöstlich von Ladysmith. Ist die LanbeS-Miliz, deren die Engländer sich zu bedienen gezwungen sink, so unsicher, so wächst für sie die Gefahr in Natal in besorgnißerregender Weise. Oberst Joubert hat das Hauptguarlier nach Tann hausen verlegt, ein Zeichen, raß die Boeren immer mehr Terrain in Natal gewinnen. An der Westgrenze haben die Boeren sich nunmehr aller wichtigen Eisenbahnstationen zwischen Mafckiug und Kimberley, so am Sonntag Vryburgs, bemächtigt und, wie nach Capstadt berichtet wird, die Brücke bei zwischen Kimberley uud Vryburg, über den Modder River südlich Luft gesprengt. Dagegen ist genommen. Wenn man englischen hätten die Boeren sich hier blutige Fourteen SlreamS, und ferner die Brücken von Kimberley in die Mafeking noch nicht Berichten trauen könnte, Köpfe geholt. Man meldet uns: * London, 2V. October. (Telegramm.1 Wie die „Daily News" aus Cap stadt unter dem 18. d. M. berichte«, ist dort das Gerücht verbreitet, das;, während Sie Boeren Mafckiug augrisse«, die zur Bcrtheidigung der Stadt autzcrhalb derselben gelegte» Melinit minen crplodtrt seien. 1500 Boeren sollen hier bei das Leben cingcbützt habe». * Londou, 20. October. (Telegramm.) Nach einer Draht nachricht der „Daily Mail" aus Cap st adt berichten Flüchtlinge aus Grahamstowu, Abend ein Eisenbahnzug aus Klerksdorp in 300 verwundeten Boeren eiugetroffen ist. Bestätigung bleibt abzuwarten, zumal daS KricgS- minislerium in London gestern bekannt gegeben hat, daß von der Westgrenze ver läßt icke Nachrichten nicht vorlägen, da Kimberley und Mafetiug vour Eisenbahn- ktadte 2-, 2Ü- „ 8». Filialen: vßt» Mennes Tortim. (Alfred Hahn). Univrrsitätsstraße 3 (Paulinum^. Lo»i» Lösche. LothanLrustr. 14. part. uub Kömg-platz 7. ul koste« »ick mx Uer >r stetig t.I 135'. tcl 74'« Amtsblatt des Königliche» Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. VezuW-PreiS In der Hauptexpedition oder den tn» Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlichX4.50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung m- HauS S.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich' vierteljährlich L.—. Directe tägliche Kreuzoandiendusg in» Au-land: monatlich 7.50. Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. October. Wenn man sich die Blätter, die immer und immer wieder die Meldung bringen, der Kaiser werde um die Mitte des nächsten Monats nach England reisen, etwas genauer ansieht, so wird man finden, daß es dieselben sind, die der englischen Raubpolitik in Südafrika glänzende Erfolge wünschen. Der Zweck jener Meldungen ist also leicht erkennbar; er wird noch klarer werde», wenn eS demnächst in denselben Blättern heißen wird, der Besuch könne, nachdem er so bestimmt in Aussicht gestellt und so viel besprochen worden sei, gar nicht mehr unterbleiben, wenn nicht die Königin Victoria und das ganze englische Volk sich beleidigt fühlen sollten. Jedenfalls ist Methode in diesem Treiben, daS nicht scharf genug verurtheilt werden kann, besonders wenn es in Blättern hervortritt, welche die vortreffliche, gar nicht genug in allen Schichten des deutschen Volks zu be achtende Hamburger Rede des Kaisers und seinen Mahnruf, dem Parteigeiste zu entsagen, preisen, in demselben Athen; aber die Versuche erneuern, den Kaiser zu einem Schritte zu drängen, der lediglich ihrem parteilichen Interesse ent spräche, aber gar zu leicht das Oberhaupt des stolzen deutschen Reiches in recht unliebsame Lage bringen könnte. Englische Blätter bemühen sich jetzt allerdings darzuthnn, daß der Krieg in Südafrika bei einem Besuche Kaiser Wilhelm's in England gar nicht ins Spiel komme. Um aber die Auf richtigkeit dieser Ansicht zu beleuchten, bedarf es nur der Frage, was die englische Presse sagen würde, wenn der deutsche Kaiser während eines Krieges zwischen Rußland und England eine Reise nach Petersburg machte! Aber davon abgesehen: vor drei Jahren bat sich während der Anwesen heit des Kaisers in England ein Vorgang ereignet, der aufs Deutlichste zeigt, welche maßlos übertriebene» Ansprüche die englische Prcsse an den deutschen Kaiser stellt, sobald die Geltendmachung solcher Ansprüche im englischen Interesse liegt. Am (>. August l896 lag auf der Nbede von Cowes daS Panzerschiff „Wörth" und an dessen Besatzung richtete Kaiser Wilhelm damals folgende, seinerzeit von der „Voss.Ztz." ge meldete Ansprache: „Erinnert Euch, raß Ihr die Mannschaft eines Schiffes bildet, das nach einer Schlacht benannt ist, in der Eure Landsleute sich höchst wacker benommen haben. Heute ist der fü nfun d z wanzigste Jahre'stag der Schlacht bei Wörtb, weshalb ich eS für angezeizt gebalten habe, dem nach dieser Schlacht benannten Schiffe einen Be such abzustatten und einige Worte an die Mannschaft zu richten. Hoffentlich werden die Thaten, die Eure Mitbrüder bei jenem Anlasse vollbrachten, eine Aufmunterung bilden für Euch, wenn jemals Gelegenheit für ähnliche Dienste entstehen sollte. Solltet Ihr zum Kampfe gerufen werben, so be schwöre ich Euch, mit Herz und Muth für Gott und Vater land zu kämpfen." — Diese auf deutschem Boden, weil auf einem deutschen Schiffe gesprochenen, ganz objektiven Worte veranlaßten den „Standard" und die „Daily News" zu der unverschämten Bemerkung: der Kaiser würde gut gethan haben, in britischen Gewässern eijne Bezugnahme aus den deutsch-französischen ^krieg zu unterlassen. Wenn nun der Kaiser demnächst nach England reiste, dort, wie es seinem ritterlichen Sinne entspräche, ähnlich wie dieser Tage in Hamburg, bei irgend einer Gelegen heit jeden fremden Staat in seiner Entwickelung zu achten mahnte und dafür von den „Daily News" oder anderen Londoner Blättern in unverschämter Weise angezapft würde, so würden wohl auch die deutschen Blätter, die jetzt . 103.20 «5.50 «8,8» «430 . 81,40 : 56,— »0,— . 75,S0 . 87.50 . «3,80 78,80 > 131,80 > 100,80 84,10 S>!» S-j. 100.75 — 154,— 137,— 363,50 11«,— 138,— 175,— 274,— 158,80 163,10 144,50 122,— 113,80 127.60 124.60 545,— 357,25 158,75 .. 31260 158,80 112,— l 155, - 314,25 172,— 126.50 36225 i 208,— 215,70 212,05 215,«0 148,25 251,10 1 123,10 246,— 192.80 184 — 211.50 11« 25 126.80 80,— 81,40 186.50 363,— kdörie: »eo/Lukr esrdotso.) »riet oo so öo so so 7ö 00 34500 7800 550 4800 3150 18700 2725 3350 3650 3700 10600 17750 10200 10800 6550 14550 I28"„ 4850 3"00 850 1575 3350 1325 2500 3150 14100 2650 IO oo 20 3525 150 42 0 375 24100 1450 5100 3100 175 13100 , 875 1325 4800 18800 1500 0«ni« unck <vlis Uoü-
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