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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991023027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899102302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899102302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-23
- Monat1899-10
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8222 ISO Mann. Eine Anzahl Boeren wurde aefangtn genommen, darunter der Nesse des Generals Zaudert, Pietro Zaudert. Kavallerie attakirte den ruruckweichenden Feind drei Mal. (Nentcriiield.) * Lo » öon, 28. October. < Telcgram m.) Eine amtliche Lepesche des Generals White über die Ein nahme »ou ElandSlaagte besagt: Las wirkliche Gefecht begann nm 8' ,Uhr Nachmittag. Die Boeren hatten eine hervorragend feite Stellung ans felsigen Hügeln inne. Unsere Geschnl;c postirten sich ans einem Bergrücken etwa 41 VN PardS vom Feinde entfernt, der sofort ein gut, wen» auch etwas hochgerichtete» Feuer begann; die Granaten crepirtcn gut. Rach einem Artilleriekainvf, der mit dem Schweigen der Geschütze der Boeren endete, ging unsere Znfa »1 erieznmAngrifsvor, das Tevonfhirc-Regimeiit an der Spitze. Wahrend die Tcvon- shircs und GorSons die linke Flanke der Boeren umgingen, nahmen Sie Geschütze, wenn auch zeit weilig schweigend, bei der geringsten günstigen Gelegen heit das Feuer unablässig wieder ans; Sie Geschütze wurden mit großem Muthc bedient. Nach heftigem Gefechte nahm die Znfanteric «m 6', Ulir Nachmittags SieLtellniig. DerFcind hielt bis zuletzt mit grotzcmMnth und große» Slnsdaner bei den Geschütze» Stand. Unsere tsavallcrie attakirte dreimal mit gutem Erfolge die zurück weichenden Boerc». Wir nahmen zwei Geschütze und das ganze Lager. Tie Berlustc der Boeren sind beträchtlich. Wir nahmen den Borren eine» eroberten Zng und nenn englische Ge fangene ab. Unser Berlust an Todtrn und Ber- wundeten beträgt etwa 1VV Mann. Wie jetzt gemeldet wird, umfaßte die Abteilung der Boeren, die am Freitag bei Glencoe focht, auch das hollän dische, das deutsche und die übrigen fremden Freicorps. Tbeile derselben haben auch am Sonnabend bei ElandSlaagte gekämpft. Da diese Corps sich der linken Flügel-Colonne der Boeren angeschlossen batten, welche von Brybnrg und Utrecht aus in Natal eindrang (das Hauptcorps unter dem Höchstcommandirenden General Joubert ging von New-Caste Lirect südwärts vor, während die rechte Heersäule — die Oranjeboeren —westlich von Ladysmith einrückte), so ist mit Sicherheit anzunebmen, daß die linke Colonne und nicht die Hauptmacht mit Joubert an der Spitze die Schlappen bei Glencoe und ElandSlaagte erlitten bat. Diese linke Flügelcolonne unter den Obersten Botba und Limniet ist verhältnißmäßig schwach; wenn sie geschlagen wurde, so ist daS Unglück noch nicht so groß, als wenn dies der starken Mittelcolonne passirt wäre. Offenbar bat sich der linke Flügel zu viel zugemutbet, indem er sich gleichzeitig drei AngriffSvbjecte: Glencoe, Dundee (das von einer Abtbeilung desselben beschossen wird) und ElandS laagte auswählte und dadurch seine Kräfte zersplitterte. Bei ElandSlaagte hatten übrigens die Boeren, wie erinnerlich, vor einigen Tagen einen Eisenbahnzug weggenommen und mehrere englische Officiere und Zeitungsberichterstatter gefangen; nun haben sie ihre Beute wieder bergeben müssen. Der strategische Plan der Boeren war der, daß die drei von Westen, Norden und Osten vorzurückenden Heersäulen gleichzeitig Zusammentreffen, das englische Corps unter General White angreifen, schlagen, nach Ladysmith zurllckwerfen und, wenn möglich, einschließen sollten. Das bat nicht recht geklappt: die linke Colonne hat offenbar den Angriff zu früh begonnen, während das Haupt corps mit Joubert erst am Sonnabend bei Glenceo angelangt ist und nun den Ort belagert. Das ist zweifellos die „zweite feindliche Abtheilung von beträcht licher Stärke", auf welche die auf der Verfolgung der Glencoe-Flüchtlinge befindliche englische Cavallerie stieß, die jedenfalls den für heute in Aussicht genommenen Angriff bei Waschbank ausgegeben hat. Es enspann sich ein Gefecht, in welchem die Engländer in die Flucht geschlagen worden sein müssen, sonst könnte Joubert nicht bis vor Glencoe Vorzeigungen sein. Aus dem selben Grunde dürsten die Engländer auch die den Boeren am Freitag abgenommene Position wieder geräumt und sich in die Stadt zurückgezogen baden: ein Beweis, daß sie sich General Joubert gegenüber nicht stark genug fühlten. Die Scharten sind also anscheinend schon wieder ausgewetzt. Wahrscheinlich haben am Sonnabend auch Kämpfe, in denen die Boeren siegreich waren, stattgefunden; über diese meldet aber der englische Draht nichts. Ueber die Belagerung wird berichtet: * Glencoe, 21. Oktober. („Reuter s Bureau".) Ein heftiges Gefecht beginnt im Norbwesten VeS Lagers. (Wdhlt.) * Glencoe, 22. Oktober. Tie Boerenabtheilung, die gestern das Lager von Glencoe angegrisfrn hat. ist die Hauptmacht der NorScolonrrc. Tie Engländer sind in guter Stellung verschanzt und werden vom General Aule befehligt. ES wäre durchaus verfrüht, jetzt schon, nach den beiden Miß erfolgen bei Glencoe und ElandSlaagte, sein Urtheil, wie eS verschiedentlich geschieht, dahin abzugeben, die Boeren hätten, waS man ihnen vorausgesagt habe, gezeigt, daß sie sich nicht für den Angriffskrieg eignen, daß ihre Artillerie von schlechtem Material und ungenügend bedient sei und daß sie daher besser thäten, sich in die Gebirgspässe an der Grenze Transvaals und deS Freistaates zurückzuziehen, Wo ihre Eigenschaften als unübertroffene Scharfschützen und Reiter am besten zur Geltung kämen. Die beiden bis jetzt gelieferten Gefechte berechtigen zu diesem Urtbeil »och keineswegs, denn sie zeigten zersplitterte, von der Uebermacht des Feindes erdrückte, kleine Abthcilungen im Feuer, die sich aber trotz ihrer Schwäche mit größter Bravour schlugen. Warten wir erst die Erfolge der Belagerung von Glencoe durch General Joubert ab, die hoffentlich durch einen Angriff der Oranjeboeren auf Ladysmith unterstützt wird. Dann ändert sich das Bild vielleicht zuGunsten derBoeren. Schon bei Glencoe und ElendSlaagte sind die Verluste der Engländer, namentlich an Ossi- cieren, sehr schwer gewesen, und wenn auch die große Zahl der ge fallenen Führer erkennen läßt, daß diese eine ruhmvolle Tapferkeit entwickelten, so scheint doch daraus, daß sie sich in dieser kaum begreiflichen Weise epponirten, hervorzugehen, daß die Manneszucht und der Tobesmuth der englischen Soldaten, die wohl stark der Anfeuerung bedurften, nicht auf der Höhe standen. Sonst sind noch folgende Meldungen zu verzeichnen: * London, 23. October. (Telegramm.) Ans Capstadt wird unter dem 21. d. M. berichtet, daß eine starke Marine« Jnsanterie-Brigade, hauptsächlich vom Kreuzer „Powerful", in Sonderzügen nach dem Norden abgegangen sei. * London, 23. October. (Telegramm) Die Königin Victoria hat rin Telegramm an den Kriegsminister gerichtet, in welchem sie sagt, ihr Herz blute über die schweren Verluste; auch heute wieder sei ein großer Erfolg errungen worden, sie fürchte aber, er sei theuer erkavft. Dann bittet die Königin den Minister, ihre herzliche Th eil nähme den Angehörigen der Gefallenen übermitteln und ihnen ihre Bewunderung über deren Haltung aussprechen zu wollen. * London, 23. October. (Telegramm.) Die „Times" schreiben: Die von den Boeren entfalteten tüchtigen Eigenschaften sollten in hohem Maße zur Pacification Südafrikas, die der wahre Endzweck deS Krieges (?) sei, beitragen. Mr haben ein für allemal die Frage der Suprematie zu erledigen und für immer das Phantom einer Afrikander- Nation zu bannen. Wenn England von der Erreichung dieses Zieles zurücksteht, wird es eine erstaunliche Dummheit, rin Ver brechen begehen. DaS ist doch endlich einmal offen. — Vom westlichenKriegS« schauplatz wird gemeldet,CecilRhod e Ssolle entschlossen sein, in Kimberley zu bleiben, obwohl man ibm dringend gerathen habe, die Stadt zu verlassen. Die gewöhnliche Wasserzusuhr Kimberleys sei abgeschnitten, doch sei Wasser in der Stadt vorhanden. — Aus Capstadt berichtet die „Evening News", Nbodes babe nabegelegt, daß eS rathsam sei, so bald als möglich eine Entsatztruppe nach Kimberley zu schicken. Man glaubt, daß nahezu 3000 Capboeren sich den Boeren der Republiken angescklossen haben. — Die Belagerung von Maieking dauert gleichfalls fort. Bald nachdem General Jgnacio Andrade am 1. März vorigen Jahces die Präsidentschaft von Venezuela über nommen batte, brach eine Revolution gegen ibn aus, die nun mit dem Siege des Führers derselben, deS Generals Castro, und der Flucht Andrade's geendet hat. Der Grund der Revolution ist, wie der „Frkf. Ztg." geschrieben wird, in dem Versuche Andrade's zu sehen, eine Centralisation berbeizuführen, d. b. seine eigene Macht gegenüber den Gouverneuren der ein zelnen Staaten, welche die Lstaclos Vniäos cis Venezuela bilden, zu stärken. Die Unzufriedenen sanden in General Castro, der den Aufstand in Los Andes leitete, einen geschickten Führer, und bereits im August d. I. war eS nicht mehr zweifelhaft, daß General Andrade sich nicht werde halten können. Obgleich seiner Schwäche sich bewußt, machte der Präsident dock noch tbörichter Weise den Versuch, die Unzufriedenheit im Lande dadurch zu unterdrücken, daß er das durch die Verfassung garantirte Versammlungs- und Vereinsrecht ausbob. Es wurden dabei so viele Verhaftungen von Politikern vor genommen, daß die Gefängnisse in Caracas nicht mehr Raum genug für die Verhafteten hatten. Unter denselben befanden sich auch die Generale Fernandez und Hernandez, welcher letztere behauptet, Anspruch auf den Präsidentensitz zu baden, da bei den Wahlen am 16. September 1897 in Wirklichkeit er, nicht aber General Andrade zum Präsidenten gewählt worden sei. Letzterer bat wiederholt versucht, mit seinem erfolg- I reichen Gegner, dem General Castro, ein Compromiß zu schließen, allein schließlich hat er sich doch genötbigt gesehen, vollständig das Feld zu räumen. Durch die Flucht nach Guaira, dem Hafen von Caracas, scheint Andrade nicht ein mal seine Person in Sicherheit gebracht zu haben, denn wie wir meldeten, ist er von La Guaira weiter nach Macaraibo geflohen. AlS Jgnacio Andrade Präsident von Venezuela wurde, glaubte man allgemein, daß er nur Platzhalter Crespo'S bis zum Jabre 1901 sein sollte. Nachdem dieser aber im April 1898 gestorben war, änderte sich auch die Lage für Andrade. Dieser galt als ein Freund der Deutschen, und daß die deutsche Kaufmannschaft in Caracas ibm Ver trauen schenkte, ging u. A. auch daraus hervor, daß sie im vorigen Jabre der Regierung unter Garantie deS zum Prä sidenten gewählten Generals 3 Millionen Francs lieh. Sein Bruder JosS ist venezolanischer Gesandter in Washington. Deutsches Reich. — Leipzig. 23. October. Die vom Vorstande des National liberalen Vereins für das Königreich Sachsen aus gestern einberufene außerordentliche Sitzung, zu der die sächsischen nationalliberalen ReichstagSabgeordnen, die große Mehrheit der nationalliberalen Fraktion der zweiten sächsischen Kammer und die Vorstände der nationalliberalen Vereine im Lande erschienen waren, beschloß nach einen« Referate deS Herrn Prof. vr. Bieder mann über den Gesetzentwurf zum Schutze des gewerb lichen ArbeitSverhältnisses und nach eingehender Debatte, an der sich insbesondere Vertreter der Großindustrie lebhaft betheiligten, einst im inig folgende Resolution: „Unter voller Billigung der am 20. Juni d. I. von Seiten an gesehener Leipziger Vorstandsmitglieder des nationalliberalen Vereins für daS Königreich Sachsen über den „Gesetzentwurf zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses" der nationalliberalen Reichs- tagSfraction telegraphisch zum Ausdruck gebrachten Auffassung spricht die Versammlung das Vertrauen ans, daß die nationalliberale Fraction im Reichstage sich einer Mitarbeit an der Verbesserung und Erweiterung des 8 153 der ReichS-Gewerbe-Ord- nnng nicht entziehen werd,. Die Versammlung giebt sich der Hoffnung hin, die nationalliberale Fraction werde dabei den Gesichtspunkt festhalten, es dürfe auf der einen Seite die gesetzlich bestehende CoalitionSfreiheit nicht angetastet, es müsse aber auf der andern Seite dem Terrorismus der Social demokratie entschieden entgegengetreten und den Arbeitswilligen der Schutz des Gesetzes in noch höherem Maße als bisher zu Theil werden." 4t Berlin, 23. October. (Steigerung der BeitragS- leistungen der Arbeitgeber für die Arbeiterfür sorge.) Das mit dem 1. Januar 1900 in Kraft tretende neue JnvalidenversicherungSzesetz wird auch eine Steigerung der Beitragsleistungen der Arbeitgeber, wenigstens derjenigen, welche höher gelohnte Arbeiter beschäftigen, im Gefolge haben, und zwar deshalb, weil für alle Versicherten mit einem 1150 übersteigenden JahresarbeitSverdienste eine neue Lvbn- classe eingeführt ist, für welche ein um 6 -s höherer Wochen beitrag als für die bisherige höchste Lohnclasse gezahlt werden muß. Welche ganz beträchtlichen Summen für einzelne Be triebe bei dieser an und für sich doch nicht allzu bedeutenden Erweiterung der Arbeiterfürsorge in Frage kommen, ersieht man, wenn man beispielsweise für die Krupp'schen Werke die betreffende Rechnung aufmacht. Nach den vor Kurzem über die Arbeiterverhältniffe in diesen Betrieben veröffentlichten Mit theilungen beziehen daselbst von 42 000 Arbeitern zwei Drittel mehr als 4 .L täglichen Arbeitsverdienst. Bei 300 Arbeitstagen würden demnach 28 000 der Krupp'schen Arbeiter in die V. Lobn- classe kommen und für diese würden nach dem 1. Januar 1900 je 6 Pfennige wöchentlich an Beiträgen für die Invaliden versicherung mehr als bisher zu zahlen sein. Es würde das für jeden Arbeiter auf das Jahr mit 52 Wochen 3,12 .E oder inszesammt 87 360 ausmachen. Der Arbeit geber ist nach dem Gesetze verpflichtet, davon die Hälfte zu zahlen. Es wird also die kleine Aenderung in der Invaliden versicherung bewirken, daß die Firina Krupp über 43 000 jährlich mehr an Kosten für die Arbeiterfürsorge auszugeben hat, als bisher. * Berlin, 22. October. (Das Rothe Kreuz.) Die Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes hatte sich mit einer Eingabe an das Central-ComitS der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz wegen Hilfeleistung ge wandt, die den Boeren zu Tbeil werden sollte. Darauf ist jetzt folgende Antwort eingetroffen: „Berlin W., den 11. October 1899. Der Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes beehre ich mich, auf LaS an das Central-Comits der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz unterm 7. d. M. gerichtete Schreiben zu erwidern, daß die Frage einer Hilfeleistung bei dem drohenden Ausbruch des Krieges in Südafrika seitens des deutschen Rothen Kreuzes im Central- ComitS bereits Gegenstand der Erwägung ist. Im Allgemeinen ist eS üblich, daß die im internationalen Verkehr stehenden, staatlich anerkannten Gesellschaften vom Rothen Kreuz sich je nach Bedarf gegenseitig unterstützen. Bisher ist niemals das Bestehen einer derartigen Gesellschaft in Transvaal zu unserer Kenntniß gelangt, während unter Andern die Congolesische Gesellschaft vom Rothen Kreuz durch Austausch der Jahresberichte mit uns in Verbindung steht. Ich bin im Begriff, über die Sachlage nähere Erkundigungen einzuziehen und in der in diesem Monat stattfindenden Sitzung des Centralcomitös einen Entschluß herbeizusühren. Ich muß jedoch bemerken, daß bei einem Kriegsfall die Gesellschaft vom Rothen Kreuz eines neutralen Staates niemals einem kriegführenden Staate allein ihre Hilfe anbieten darf, daß dies vielmehr nach beiden Seiten geschehen muß. WaS die in dem geehrten Schreiben gemachten Vorschläge, den Erlaß eines Aufrufs und die Absendung von Pflegepersonal und Material betrifft, so kann das erstere nicht vor Erlaß der Kriegserklärung erfolgen. — In Betreff des zweiten Pnnctes bin ich durch den Vorgang einer Anfrage seitens der niederländischen Gesellschaft vom Rothen Kreuz bei dem niederländischen Consul in Pretoria authentisch dahin iuformirt worden, daß dortselbst die Sendung von ärztlichem und Pflegepersonal ausdrücklich nicht gewünscht wird, vielmehr nur diejenige von Material an genommen werden würde. In der letzteren Richtung wird voraus sichtlich diesseits vorgegangen werden. Ob der Erlaß eines Auf rufes sich für erforderlich erweist, muß ich noch dahingestellt sein lassen. Mit vorzüglicher Hochachtung B. von dem Knesebeck, Vorsitzender." — Der Kaiser hatte auf die Nachricht von dem Ableben der GräfinMarie zu Münster sofort feinen Hofmarschall Freiherrn von und zu Egloffstein entsandt, um durch denselben dem Botschafter Fürsten zu Derneburg sein tiefgefühltes Bei leid auösprechen zu lassen. Bald darauf sandte der Kaiser in seinem und der Kaiserin Namen ein aus sieben riesen haften Palmenwedeln zusammengestelltes Arrangement mit lang herabwallender weißer AtlaSschleife, welche ans dein einen Ende das kaiserliche ^V. mit der Krone in Golddruck, auf dem andern die Initialen der Kaiserin V. mit ter Krone trug. — Die Kaiserin hat der Frau Pfarrer Hauff und Wachs mann, der Freifrau von Canstein in Berlin, dein Fräulein Ida Keller in Düsseldors und der Vorsteherin der höheren Mädchen schule in Charlottenburg, Fräulein Lucie Cra i ii, die silberne Franen- Verdienstbroche am weißen Bande verliehen. — Die vereinigten Ausschüsse des BundesratbS für Zoll- und Steuerwesen und sür Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und Sreuerwesen hielten gestern Sitzungen. — In gleicher Weise wie Rußland bat uun auch Deutschland einen Officier nach dem Kriegs schauplatz in Südafrika beordert, und zwar unfern bisherigen Militärattache in London, Hauptmann Freiherrn von Lütlwitz. Derselbe ist bereits nach Südafrika unter wegs und bezieht sich nach seiner Ankunft direct ins eng lische Hauptquartier.— Während des spanisch-amerika nischen Krieges befand sich je ein deutscher Seeofficier in Spanien und bei den amerikanischen Streitkräften. — Als die Ueberbringer der Friedensbotschaft des Herrn v. Miquel an die „Kreuzzeitung" nennt jetzt die »Freis. Ztg." Herrn Sckweinburg und den konservativen Reichstagsabgeordneten Landrath v. Loebell. — Dem Vernehmen nach findet am 30. Oktober eine Sitzung der Commission des Wirtschaftlichen Aus schusses für Montan- und Hüttenwesen, sowie Metallverarbeitung statt, in welcher verschiedene die wirthschaftliche Lage der Maschinen - Industrie betreffende Fragen zur Erörterung gelangen sollen. — Prinz Maximilian von Baden ist nach kurzem Aufenthalt von hier nach Karlsruhe weitergereist. — Der Ober-Prüsident z. D. Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode ist aus Landeshut i. Schl, hier eingetroffen. — Der russische Adelsmarschall Graf Nesselrode bat nach kurzem Aufenthalte hier beute Abend seine Reiie nach Verona fortgesetzt. — Der türkische Gesandte in Bukarest Kiazim Bey ist nach kurzem Aufenthalt hier nach London wcitcrgereist. — Der rumänische Divisionsgcneral Cantilli, welcher kürzlich aus Bukarest hier eingetroffen war, ist von hier nach Köln weiter gereist. — Der bevollmächtigte Minister von Haiti, d'Albemar Jean Joseph hat sich nach längerem Aufenthalte hier nach Brüssel begebe». Von dort wird er nach Paris gehen und dann nach Berlin zurückkehren. — Ter holländische Staatsininistcr van Stu er hat sich nach längerem Aufenthalt hier nach dem Haag begeben. — Prinz Karl Schwarzenberg, Attachs an der österreichischen Bot schaft in Petersburg, ist aus Petersburg hier einqetroffen. — Ober präsident v. Bitter ist aus Posen hier eingetrosfen. — Der sächsische Gesandte Graf v. Hohenthal und Bergen ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. — Der hiesige russische Botschafter Graf von der Osten- Sacken ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen. — Der belgische Gesandte Baron Greindl hat Berlin mit Urlaub verlasse». Während der Tauer seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Gesandtschaft von dem zweiten Sekretär Peltzer wahrgenommen. — Der britischen Botschaft ist in der Person des Mr. Hyde Hennard ein neuer AltachS überwiesen. Er beginnt mit dieser Stellung seine diplomatische Lausbahn. — Der portugiesische Gesandte Baron Pindella ist von seinem Urlaube nach Berlin zurllckgekchrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. * Llvcnbnrg, 22. Oktober. Die Socialdem okrat ie ist, wie erwähnt, nun auch in den oldenburgischen Land tag eingezogen, da im Wahlkreise Stadt und Amt Jever der Buchdruckereibesitzer Paul Hug in Bant mit 47 von 87 abgegebenen Stimmen gewählt worden ist. Für Hug stimmten nicht nur die Wahlmänner der um Wilhelmshaven gelegenen Arbeiterdörfer, sondern auch verschiedene bürgerliche Wahl männer. Hug ist bereits Mitglied des Jeverschen Amts- rathes. Gewählt worden sind 14 Freisinnige, 7 National liberale, 7 CentrumSmänner, 1 Socialdemokrat und 1 Con- servativer. Von 7 Abgeordneten ist die Parteistellung noch unbekannt. * Osnabrück, 22. October. Die Handelskammer nahm in ihrer Plenarsitzung eine Erklärung zu Gunsten deS Mittellandkanals an. „Doch wie sollen wir ihm auf die Schliche kommen?" „Das lassen Sie meine Sorge sein, liebe Clara; ich kenne den Honigbaum, von dem, wie es in der Fabel heißt, der wilde Bär herkommt." „Sie machen mich neugierig." „Nun, der Honigbaum wächst im Salon der schönen Frau Landolin — und dort werde ich eine Fallgrube anlegen." „Die schöne Frau Landolin — o, ich habe viel von ihr ge hört; ich weiß auch, daß mein Mann dort verkehrt — freilich, wie viele Andere, wie auch Sie — Herr Vagenow! Die schöne Landolin! ei, da muß man doch wohl eifersüchtig werden. Ich hab wenig Talent zur Eifersucht, doch wenn jene Dame alle Männer uns untreu macht — etwas will man doch auch für sich behalten." Clara erhob sich; sie war in sichtlicher Erregung; sie preßte die Lippen zusammen, sie irat mit den Füßchen auf; ihre graublauen Augen hatten etwas Scharfes, Stechendes: „Wohl, ich beauftrage Sie, Herr Vagenow, der Sache auf den Grund zu gehen und werde inzwischen auch einmal mit meinem Juristen sprechen. Bringen Sie uns den Beweis, — aber haltbar muß er sein, unwidersprechlich! Schonen Sie die Landolin nicht — ja, ich sehe es Ihnen an, Sie haben große Lust, das Weib zu schonen — natürlich, ganz natürlich! Sie scheint ja Alle verhext zu haben. Doch ich wende mich an den Geschäftsmann Vagenow, und werde, wenn er seinen Auftrag gut vollführt hat, auch die größte Rech nung bezahlen, alle Kosten decken, Alles, ja Alles! Sonst aber sind wir für immer geschieden!" . . . Nochmals mit dem Füßchen aufstampfend, mit kurzem Gruß verließ die Baronin das Zimmer der Conditorei. Vagenow trank lächelnd und kopfschüttelnd sein Glas Grog aus, zahlte die Heine Zeche, in der stillen Hoffnung, daß die Baronin ihm ein mal eine größere, viel größere zahlen werde. Zweiter Capitel. Wird er kommen — wird er heute kommen? Alice saß mit bekümmerten Mienen am Fenster, sie fühlte sich so einsam, ihr war so trostlos zu Muthe. Die Stürme streiften dem Stadt park immer mehr sein buntes Gewand ab und durch die hohen Wipfel brauste es wie ein Klagelied; in die welke Saat der Vergänglichkeit zu den Füßen der hohen Stämme fuhr die Winds raut und wirbelte die aufgescheuchten Blätter in die Lüfte. Drei lange Tage hatte sich Timotheus nicht bei ihr sehen lassen — war «r krank? War er so mit seinen Prüfungsarbeiten be schäftigt? DaS letzte Mal, alt «r bei ihr war, hatte sein Be nehmen etwas Auffälliges, — er war so zerstreut; die recht« Herzlichkeit und Innigkeit von früher wollte sich nicht rinstellen. Auf alle Fragen gab er ausweichende Antworten, und bisweilen schien es Alice, als ob statt der vollen Herzensfreude über das Zusammensein in seinen Zügen ein wehmüthiger, fast mitleidiger Ausdruck vorherrsche. Beim Theater war sie in letzter Zeit wenig beschäftigt worden. Einmal spielte sie die Thekla und Herr Kreuzmaier, obwohl mit Timotheus so eng befreundet, hatte an ihrem Spiel Mancherlei auszusetzen. Der gestrenge Kritiker war gerade bei übler Laune und Schiller's Thekla war überhaupt nicht nach seinem Geschmack. Fräulein Satvrin himmelte ihm zu sehr, und er war der Ansicht, die Schauspielerin müsse den Dichter, so weit es nur möglich, corrigiren; Thekla sei immerhin eine Soldatenbraut, die Braut eines allerdings unmöglichen Obersten und Regiments- commandeurs; sic dürfe doch nicht so ätherisch, so zerflossen ge spielt werden; sie zeige ja gelegentlich einen recht starrköpfigen Eigensinn und sündige fortwährend gegen die Disciplin des väterlichen Hauses. Seitdem hatte Mohr mit keiner neuen Rolle vor Alicens Thüre geklopft. Oder klopfte er jetzt vielleicht an? Nein, herein trat mit seiner ganzen unerschütterlichen Siegesgewißhrit Letory und entschuldigte sich flüchtig wegen seines Einbruchs in das friedliche Heim der Künstlerin, die ihn sehr kühl begrüßte und ihn mit zögernder Höflichkeit bat, Platz zu nehmen. „Wollte mich doch einmal nach Ihrem Befinden erkundigen. Man sieht Sie nicht, man hört nichts von Ihnen, und eine freundschaftliche Theilnahme wird doch erlaubt sein, wenn Sie auch weitergehende Empfindungen abgelehnt haben. Ich komme nur als Freund, — was sonst von Sturm und Drang in mir lebendig war, habe ich vor der Schwelle dieses Hauses zurück gelassen." „Wenn Sie mir Neues vom Theater mittheilen wollen, so möcht' ich Sie bitten, davon abznsehen. Es ist mir jetzt erstaun lich gleichgiltig, was sich dort hinten den Coulissen zuträgt." „Da giebt es auch nichts Neues — es ist ja eine alte Geschichte, daß Fräulein Merscheid den Director beherrscht und allmählich das ganz: Theater nach ihrer Pfeife zu tanzen beginnt. Ich tanze natürlich mit; denn da Alles beim Alten bleibt, so ist auch mir die Gunst der hohen lackx patroness verbürgt; ich weiß ja zu schweigen. Sie haben es nicht anders gewollt, Fräulein Satorin." „Ich bin resignirt, Herr Letory!" „Das sind wir Alle! Wer zum Theater geht, will eine Berühmtheit werden, und dies Glück wird doch nur sehr Wenigen zu Theil. Und was wird aus den Anderen? Gute Leute und schlechte Musikanten — o nein! Tüchtige, denkende Künstler, wie bisweilen in den Blättern zu lesen; sie thun Tag für Tag ihre Arbeit, werden dafür bezahlt, und so werden ihnen allmäh lich die Flügel ausgerupft, womit sie zur Unsterblichkeit sich auf schwingen wollten. Sie bleiben dann in ihrem Neste festsitzen; — was sie wollten, haben sie nicht erreicht. Für einen Künstler giebt es nur das Höchste, Alles, was darunter ist, bedeutet eine Enttäuschung — und der Rest ist schmerzlicher Verzicht!" Alice betrachtete den schönen Letory mit Antheil: glaubte er noch, den höchsten Ruhm zu erreichen, oder gehörte er schon zu den Verzichtenden? Er sprach über das Alles, als ob es ihn persönlich gar nichts anginge. Er gehörte zu den Lieblingen des Publikums. Doch das sind Sterne, die nur in der Nähe leuchten. „Wie es scheint, Fräulein, wollen Sie dem Theater nicht treu bleiben. Ich würde dies sehr bedauern. Sie haben Talent, aber Sie verschmähen die Mittel, durch welche man seinen Weg macht; dadurch wird er um so schwieriger und dornenvoller. Doch auf Rosen ist man nirgends in der Welt gebettet — und auch die Rosen der Liebe haben ihr« Dornen." Letory räuspert« sich als wollt« er irgend eine Bemerkung unterdrücken und sah Alice mit einem vielsagenden Blicke an. Sie fühlte sich dadurch beunruhigt; denn in den schlimmen Ahnungen, von denen sie heimgesucht wurde, sah sie schon überall ein immer näher drohendes Unheil. „Sie meinen —-?* „Ich habe inzwischen die nähere Bekanntschaft des jungen Herrn gemacht, den ich neulich hier bei Ihnen sah." „Die nähere Beka-nntschaft — und wo?" „Im Salon der Frau von Landolin — da habe iH ihn alle Abende getroffen!" „Frau von Landolin?" „Welche die erste Prosceniumslog« rechts von der Bühne hat." „Eine schöne Frau?" „Gewiß — schön, geistvoll, reich — eine Sirene! Es ist gerade kein Glück, daß der junge Mann in ihre Kreise gerathen ist, sie weiß ihn zu bezaubern — und das Merkwürdigste ist, sie interessirt sich auch für ihn!" „Warum finden Sic dies merkwürdig, Herr Letory?" „Weil sie eine Weltdame und er so wenig weltgewandt ist, solch' ein verschüchterter Sohn der Provinz, der noch große Augen macht über Alles, was in der Welt vorgrht — ich möchte sagen, eine Unschuld vom Lande. Möglich, daß darin «in ge wisser Reiz liegt für eine so schuldvolle Salondame — warum soll sie nicht einmal am Waldrand spazieren gehen und Veilchen pflücken? Oder ein Röslein auf der Haide? Nun, er ist ja auch ein Dichter; di« haben ja etwas Sinniges und Inniges, viel Seele, was bisweilen rin Surrogat ist, wenn die körperliche Schönheit versagt. Gleichviel — wir Anderen suchen uns das zu erklären, aber befremdet hat es uns doch. Das Unwahr scheinliche — hier wird's Ereigniß!' „Und warum erzählen Sie mir das, Herr Letory?" „Ich glaubte, es würde für Sie von einigem Interesse sein und Sie würden die Nutzanwendung für sich machen können. Wir Kameraden im Dienst der Musen sind uns Wahrheit schuldig. Aus Ihrer neulichen Begrüßung des jungen Dichters ersah ich, daß Sie gewiß schon von lang« her mit ihm befreundet sind. Sollte diese Freundschaft eine innige sein, vielleicht sogar auf die Zukunft berechnet, so betrachten Sie meine Mütheilungen als eine wohlgemeinte Warnung. Sie müssen die Schnur kürzer machen, an welcher Ihr Vögelchen flattert, und dasselbe durch vermehrte Liebkosungen wieder an sich heranlocken. Und das wird Ihnen gewiß gelingen. Alice Satorin ist ein reizendes Mädchen, ich sag' es aus voller Ueberzeugung — und wenn Sie dabei einen schmerzhaften Zug um meine Mundwinköl entdecken, so ist das keine komödiantenhafte Mimik; ich brauche dabei keine Studien vor dem Spiegel zu machen; mir ist eben so zu Muthe." Letory griff nach seinem Hut. Die Schauspielerin war um Worte verlegen; sie brauchte alle Anstrengung, um ihre Thränen zurückzudrängen; ein unge kanntes Gefühl der Eifersucht habt« sich ihrer bemächtigt, eine verzehrende Unruhe. Und doch — das Alles war vielleicht ein trügerischer Schein oder die böswillige Absicht eines verschmähten Liebhabers. Der Gedanke, daß Timotheus sich rechtfertigen werde, war der einzige trostreiche, der ihr übrig blieb, und sie fand ihre Fassung wieder. „Ich danke Ihnen, Herr Letory, für Ihre Bemühungen, mich über Dinge aufzuklärep, die mir allerdings am Herzen liegen; doch ich erwarte eine Aufklärung auch von anderer Seite — und da wird Vieles in einem anderen Licyte erscheinen." Letory verbeugte sich verbindlich, doch mit einem leisen Achselzucken, und verließ das Zimmer mit zufriedener Miene; er hotte seinen Zweck erreicht. (Fortsetzung folgt.)
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