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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991106013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899110601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899110601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-06
- Monat1899-11
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Größere Schristen laut unserem Prei»- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz »ach höherem Tarif. vxtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung ^ll 70.—. Annahmeschluß fiir Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgr n-Ausgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je et« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Erpeditls» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz iu Leipzig. 585. Montag den 6. November 1899. 93. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die KirchcnvorstandSwahl in der Parochie St. Petri betr. Aus dem Kirchenvorstande der Peterskirchgemeinde scheiden nach Ablauf ihrer Amtsdauer Ende dieses Jahres aus die Herren: Kaufmann Corl Vaumeyer, Privatmann Albert Gruner, Lberamtsrichter Friedrich Emit Kunze, Conrector Professor Carl Moritz Reuther, Kaufmann Emil Theuerkauf und Eiscnbahn-Betriebsoberinjpector Wilh. Gottlob Heinrich Winter, deren Wiederwahl gesetzlich zulässig ist. Stimmberechtigt zu der bevorstehenden Kirchenvorstandswahl sind olle selbstständigen, im Peterskirchspiel wohnhaften Männer evange- lisch-lutherischen Bekenntnisses, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, vcrheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Ver achtung des Wortes GotteS, oder unehrbaren Lebenswandel, öffent liches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde, oder nach dem Kirchengesetze vom 1. December 1876 wegen unterlassener Trauung, oder wegen unterlassener Taufe oder Confirmation ihrer Kinder vom kirchlichen Wahlrecht aus« geschloffen sind. Wer sein Stimmrecht ausübrn will, hat sich mündlich oder schriftlich dazu anzumelden. Die mündlichen Anmeldungen werden 1899. Lößniger Straße A 2—14. Lntzowstraße. Mahlmannstraße Nr. 1—13. Mozartstraße Nr. 1—23. Münzgasse Nr. 1—11. Nürnberger Straße Pestalozzistraße. Peterssteinweg j Ar. 1^23. Rennbahnweg Robert Schumann-Straße. Schletterstraße. Schleußiger Weg Schwagrichenstraße A'^zo' Sidonienstraße. Simsonstr. (ausgenommen Nr. 1.) Sophienplatz. Eophicnstraße. Turnerstraße Nr. 27 u. 29. Windmühlenstraße j Wiudmühlenweg Zeitzer Straße. Sonntag, den ä. November, von '/,11 bis 1 Uhr und Montag, den 6. November, von 11 bis 5 Uhr im nordöstlichen Beichthause der Peterskirche (Eingang der höheren Schule für Mädchen gegenüber) während der genannten Tage und Stunden entgegengenommen. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche ebendaselbst, aber auch schon vorder in der Amtswohnung des Pfarrers v. Hartung (Albertstraße Nr. 38. I.) oder in der Kirchen« expedittion abgegeben werden können, muß genau angegeben werden: 1) Vor- und Zuname. 2) Stand und Gewerbe. 3) Ge burtstag und Geburtsjahr. 4) Die Wohnung. Gedruckte Anmeldungszettel können in der Kirchenexpedition in Empfang genommen werden. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Gemeinde herzlich und dringend aus, sich an der bevorstehenden Wahl zahl reich zu betheiligen und zu diesem Zwecke die Anmeldung in der oben bezeichneten Weise bis spätestens Montag, den 6. November, Nachmittags 5 Uhr zu bewirken. Zur Peterskirchgemeinde gehören die folgenden Straßen und Plätze: Albertstraße. Bayerischer Platz. Bayerische Straße Ar- Braustraße. Carolinenstraße. Carl Tauchnitz-StraßeNr.27—47. Dösener Weg. Dukourstraße. l Nd. 1 67 b. Elijenstraße ? Emilienstraße. Ferdin. Rhode-Str. ^^4^' Floßplatz. Fürstenstraße. k Nr. 11—^33. Grayitzraye 10—48. Härtelstraße Nr. 1—19. Haydnslraße. Hobe Straße. Johannis-Allee Nr. 25. Körnerplatz. Körnerstraße Nr. 1—63. Kohlenstraße. Lampestroße Nr. 3—13. Liebigstraße Sir. 2—24. Linnöstraße. Leipzig, den 27. Oktober Ter Kttchenvorstand zu St. Petri. 1) Hartung. Bekanntmachung, die Kirchenvorstandswahl in der Matthäigemeinde betr. Auf Grund geschehener Anmeldung zur Ergänzungswahl des KirchenvorstandeS ist die aufgestellte Liste der stimmberechtigten Mit glieder der Matthäikirchengemeinde geprüft worden. Dieselbe wird behufs Anbringung etwaiger Reklamationen Montag, den 8. November, und Dienstag, den 7. November d. Js., Bormittag» von 8—1 Uhr und Nachmittags von 3—6 Uhr in der Expedition der Matthäikirche auSgelegt. Leipzig, am 4. November 1899. Der Wahlansschutz für die KircheuvorstandSwahl in der Matthäigemeinde. v. Kaiser. Vie moderne Frauenbewegung und die Viakoniffen-Mutterhäujer. Wenn in diesen Wochen anläßlich der Sammlung von Bei trägen für den Bau des Diakonissenhauses naturgemäß in weiten Kreisen von der Diakonissenarbcit und dem Diakonissenberufe gesprochen wird, so dürfte es nicht unangemessen erscheinen, einmal auf einige Puncte hinzuweisen, über welche vielleicht vielfach nicht blos Unklarheit, sondern geradezu eine falsche Ansicht herrscht. ?. Zöllner, der Vorsteher des Käiserswerther Diakonissenhauses, des ältesten und größten aller Diakonissen- Mutterhäuser, hat auf der 12. Generalconserenz der Diakoniffen- Mutterhäuser zu Kaiserswerth am 15. September 1898 über das obengenannte Thema einen sehr bedeutsamen Vortrag gehalten, aus dem wir im Folgenden Einiges mittheilen möchten, um vielleicht irrige Anschauungen richtig zu stellen. Man redet heute viel von einer Frauen frage. Sie um faßt sowohl die Classe, welche sich mit besonderem Selbstgefühl, wenn auch mit Unrecht, die arbeitende nennt, sie erstreckt sich aber auch auf diejenigen Stände, die sich mit nicht weniger Selbstbewußtsein, wenn auch mit nicht weniger Unrecht, die besseren oder dir gebildeten zu nennen lieben. Dort bei den Handarbeitern, kurz gesagt, des vierten Standes, geht die Ar beit den Mädchen und Frauen nach und treibt sie aus den Familien, von den Kindern weg in die Fabrik hinein. Hier, bei den Angehörigen der anderen Stände, gehen die Mädchen und Frauen der Arbeit nach und suchen sie, wo sie sie finden möchten. Bei diesen Letzteren ist im eigentlichen Sinne eine Frauenbewegung entstanden. In derselben sind zweierlei treibende Kräfte. „Die eine derselben ist die N ot h." Es hieße Zeit verschwenden, wollte ich etwa an der Hand eines ausführlichen Zahlenmaterials und statistischer Berech nungen noch die Thatsache beweisen, daß ein sehr bedeutender Procentsatz der Töchter aus dem Mittelstände und höher hinauf unverheirarhet bleiben muß, einmal weil ihre Zahl an sich schon erheblich größer ist, als die entsprechende der heirathsfähigen Männer, zum anderen, weil nicht wenige unter den letzteren das Junggesellenleben der großen Städte den Sorgen und Un bequemlichkeiten eines Hausstandes mit seinen oft übertriebenen Ansprüchen schon oorzuziehen anfangen. Die zweite Triebkraft ist die Emcrncipation in dem heute vorherrschenden Verstände dieses Wortes. Ihr Geburts schein weist in die Zeit der französischen Revolution zurück. Sie ist die Folgerung aus dem Grundsätze der allgemeinen Gleich heit und Freiheit. Sie will im Princip auf allen Gebieten des Lebens das Weib dem Manne gleichstellen. Die Behauptung, daß das Weib durch seine Naturanlage von irgend einem Zweig menschlicher Thätigkeit ausgeschlossen sei, hält sie für die Er findung des jetzt herrschenden stärkeren Geschlechtes, für einen Kunstgriff, um den jetzt schwächeren Theil weiter zu knechten. Was jetzt von solcher Ueberlegenhcit des männlichen Geschlechtes auf einigen Gebieten, wie etwa der Wissenschaft oder des öffent lichen Rechtslebens, vorhanden sei, müsse lediglich auf die Rech nung der verschiedenen, den Mann bevorzugenden Erziehung ge setzt werden. Nur das Kriegshandwerk wollen sie den Männern überlassen. Die auf der Hand liegende Unmöglichkeit, dasselbe mit zu versehen mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen, ist für ihre Logik durchaus kein Hinderniß, um so weniger, als sie fest überzeugt sind, wenn die Frau erst im öffentlichen Leben mrtregierte und z. B. die große Vertreterin der internationalen Friedensliga Minister des Auswärtigen wäre, dann würde dir Zeit der Kriege überhaupt in dem dann beginnenden Herrlichkeits reiche ein wirkliches Ende gefunden haben. Es mag eine kleine Minderheit von Frauen- sein, welche wie Frau Clara Zetkin den Muth haben, di« letzten Consequenzen Lieser Emanzipation zu ziehen und zu vertreten. Es mögen auch nur Wenige sein, di« ihnen ganz folgen. Dennoch üben sie einen großen Einfluß. Sir schaffen eine Luft sozusagen, von welcher Viele mehr beeinflußt werden, als sie selber denken. Bei dem Suchen nach Arbeitsgelegenheit für Frauenarbeit hat man nun diejenigen Gebiete nicht übergangen, welche von der Diakonissenarbeit schon in Angriff genommen waren: haupt sächlich die Kranken- und Armenpflege und die Erziehung. So trifft die Frauenbewegung mit der Diakonissenarbeit in den Diakonissenhäusern zusammen. Da ist denn das Urtheil, das von den in dieser Bewegung Stehenden oder ihr doch Zustimmenden über die Diakonisscnhäuser gefällt wird, nicht immer ein freundliches. Man hält vielfach die Grundsätze der Diakonissenhäuser für falsch, nicht blos diese oder jene Einrichtung derselben. Die Reden über das bei der Einsegnung der Diakonissen abgelegte Gelübde als eines römischen Sauerteiges sind etwas verstummt. Man hat doch meist den großen Unterschied zwischen dem evangelischen und dem römischen Gelübde eingeschen. Bedeutungsvoller ist es, wenn die andere Frauenbewegung darauf dringt, „die Wünsche Derjenigen zu berücksichtigen, welche in der Kranken- und Armenpflege, in der Erziehung oder sonst im Anstalts- oder Gemeindedienst sich einen Lebensberuf zur Gründung einer sogenannten eigenen Existenz suchen wollen. Drei Anstöße sind es da hauptsächlich, die man beseitigt zu sehen wünscht. Vor Allem soll das Mutterhaus beseitigt werden. Es soll auf eine Art von Central-Bureau reducirt bleiben, welches geeignete Ausbildungsstätten schafft, die Ausgebildeten anderen Vorständen in der Art zuweist, daß sie dort vielleicht mit gegenseitiger Kündigung angestellt werden, so daß Beide, so lange sie mit einander auskommen, von jener Vermittelungs-Instanz ganz unabhängig sind und sie erst dann wieder in Anspruch nehmen, wenn sich das Verhältniß löst — drr «ine Theil zur Auffindung einer anderen Stelle, der andere zum Zweck der Erlangung einer anderen Kraft. Außerdem kann jedes Centralbureau dann eine Alters Versorgungscasse gründen, welche je nach den Einzahlungen, welche die ihr Beitretenden ge leistet haben, nachher Altersrenten wieder auszahlt. Hier wird natürlich den in dieser Weise Angestellten Gehalt gezahlt und demzufolge wird weiter die Art verworfen, in welcher wir unsere Schwestern neben freier Station und Versorgung in allen Vor kommnissen des Lebens nur mit einem Taschengelde versehen. Und endlich findet man es unerträglich, daß neben den aus social geringeren Kreisen solche aus mittleren und höheren Kreisen gleichberechtigt stehen sollen. Wenn wir auf Liefe drei Puncte eingingrn, dann, so verheißt man uns, würden viele der besten Kräfte ihre Bedenken aufgeben und zu uns kommen. Die Klagen über Mangel an Schwestern würden verstummen, wir würden dcr ganzen Frauenbewegung einen großen Dienst erweisen und sie in gesunde Bahnen leiten helfen: Die evangelische Freiheit hielt« ihren Einzug und ihre Segnungen würden nicht ausbleiben. Wir haben es schon ausgesprochen, daß wir cs begrüßen, wenn sich Berufsgenossenschaften zur Ueberncchmc von Armen- und Krankenpflege und der Erziehung bilden. Fern sei es von uns, irgend etwas g«gen die Persönlichkeiten zu sagen, welche einen derartigen Beruf ergreifen, nm sich dadurch ihren Unter halt zu verdienen und ihrem Leben einen Inhalt zu geben. Aber wir glauben auch noch evangelisch zu sein, wir glauben auch noch in den Bahnen der Reformation zu wandeln, wenn wir über unsere Arbeit schreiben: 8oin tick«, snla. l-rrrtia —allein aus Glauben, w«il allein aus Gnaden. Die Diaionisscnarbeit ist eine Tochter der Predigt von der freien Gnade, so hat v. Dissel- hoff seiner Zeit in Wittenberg proclamirt; daran wollen wir festhcrlten. Wir wollen uns über Niemand erheben, das sei ferne von uns. Denn wir stehen jeden Tag vor Gott als arme Sünder und haben nichts, tws uns nicht ohne unser Verdienst und Würdigkeit geschenkt wäre. Aber wir wollen uns nicht nehmen lassen, was die treibende Kraft des Diakonissenwerkes in den armen und doch so reichen Tagen seiner Jugend gewesen ist. Die Liebe Christi dringet uns also: das soll der Kern und Stern unserer Arbeit bleiben. Denn wenn wir bei allen unseren Gliedern nicht unablässig auf diesen Punct das Schwergewicht legen, wenn wir anfang«n, mit ihnen im Getriebe der äußeren Arbeit aufzugehen, dann mögen di« Fanden unserer Häuser noch so schön und stilgerecht werden, dann haben wir kein Recht auf Sonder-Existenz mehr, und unser Leuchter wird von der Stelle gestoßen. Aber befinden sich denn in anderen Verbänden, etwa in Berufsgrnossenschaften zur Ausübung der Krankenpflege, nicht auch Persönlichkeiten, welche ihre Arbeit als «inen Dienst in der Liebe zum Heiland auffassen, obwohl sie in derselben sich ihren Lebensunterhalt verdienen wollen? Ohne Zweifel, Gott sei es gedankt. Wo ist denn da der Unterschied? Ich meine, er ist klar genug. In jenen Fällen bekümmert sich die Genossenschaft als solche nicht um die Motive, aus denen di« Arbeit geschieht, wenn diese selbst nur ordnungsmäßig ausgeführt wird. Wir dagegen wollen als Gemeinschaft gerade auf das Motiv den Ton legen und wollen alle Erziehung und Ermahnung und Unter weisung darauf hingehen lassen, daß dieser die Dominante bildet, Hierin liegt das Schöne und Schwere unserer besonderen Auf gabe. Was zur Erreichung dieses Zieles noth thut, das kann nur durch persönlich« Einwirkung und Verbindung erreicht werden. Wenn wir uns dabei begnügen dürften, von den Eintretenden einen evangelischen Taufschein zu besitzen, dann könnten wir vielleicht in der oben geschilderten Weist uns den modernen Wünschen entsprechend umgestalten und uns dabei formell einen evangelischen Verein zur Ausübung von Krankenpflege und Er ziehung nennen. Aber Niemand wird behaupten, daß ein solcher Taufschein die Gewähr für eine evangelische Persönlichkeit giebt. Dazu ist ein Mutterhaus nöthig, welches alle Neukommenden auf nimmt, sie mit sich selber innerlich verbindet, sie durch Predigt und Unterricht und seelsorgerliche Einzrlarbeit bei voller Be rücksichtigung der Einzelpersönlichkeit erzieht zu der Einigkeit im Geiste, zu der Willigkeit des Dienens durch den und um dessentwillen, der uns dient, und mit denen, die ausgesandt sind, in steter, tngster Verbindung bleibt. Bon dem hier in den Vordergrund gestellten Gesichtspunct fällt auch Licht auf dir Frage nach der Gehaltszahlung. Wir trachten darnach, daß unsere Arbeit, obwohl sie die Versorgung einschließt, dennoch nicht um der Versorgung willen übernommen werde. Es ist eine durchaus falsche Annahme, wenn das Taschengeld mit sammt der freien Station als Aequivalent, als vollentsprechendes Gehalt ausgefaßt wird. Wir wissen, daß wir einer rechten Schwester das, was sie thut, nicht bezahlen können. Sie thut es auch nicht um unseretwillen, sie thut es um Jesu willen. Wir geben, was sie zum Leben braucht: Nahrung, Kleidung, Erholung und Versorgung in guten und bösen Tagen. In normalen Zeiten wird für die täglichen Nebenausgaben das Taschengeld genügen, in besonderen Zeiten freut sich jedes Mutterhaus, durch keinen Gehaltsparagraphen gehindert zu sein, besondere Hilfe leisten zu können. Und gerade durch die zu Grunde liegende Gesammtanschauung wird jeder Gedanke an rin Almosen dabei völlig ausgeschlossen. Was das Mutterhaus hat, gehört der Gesammtheit und wird zum Besten eines jeden Theiles verwaltet. Wie da der Gedanke einer finanziellen Abhängigkeit sich drückend geltend machen kann, ist unerfindlich. Endlich wäre die Aufnahme und Anstellung Derer, die aus social ganz verschiedenen Ständen zu uns kommen, ohne Zweifel sehr verkehrt, wenn wir nur ein« Central-Instanz zur Vermitte lung einiger Fertigkeiten in Krankenpflege u. s. w. wären. Nur ein Mutterhaus, welches die Aufgabe einer innerlichen Erziehung und Bildung ernst nimmt, vermag dies zu thun und die hier liegenden Schwierigkeiten zu überwinden. Es wird nicht jeder Schwester die gleiche Summe von Kenntnissen und die gleiche Gewandtheit des Auftretens beibringen, aber es hebt beide, das frühere Dienstmädchen und die Dame auf eine Höhe, auf welcher si: nebeneinander stehen und das Wort erfüllen können: „Einer komme dem Anderen mit Ehr«rbi«tung zuvor." Ohnehin ist es ja sehr schwer, zu sagen, wo das, was man heute Bildung nennt, Feuilleton. Zur Äekhetik des Lilderrahmens. lieber den Geschmack läßt sich bekanntlich in den meisten Fälleri streiten; darüber aber dürfte sick)«rlich Einhelligkeit im ästhetischen Empfinden herrschen, daß «in von blonden Locken umrahmtes Mädchengesicht weit lieblicher und anmuthiger er scheint, als ein vielleicht durch ein gleich schönes Antlitz aus gezeichneter Kopf, dessen Haar glatt nach hinten gestrichen ist. Genau so findet man unseres Erachtens auch mehr Gefallen an den verschiedenartigen graphischen Reproduktionen von Erzeug nissen der bildenden Kunst oder an denOriginalen selbst, sobald ein dec Grundstimmung oder dem Inhalt des Bildes entsprechender geschmackvoller Rahmen dieselben umschließt. Aus diesem ästheti schen Gefühl heraus habn schon in früheren Jahrhunderten Zeichner und Kupferstecher, z. B. bei Wiedergabe von Porträts nach Meistern der Palette, aus eigener Erfindung «ine Um rahmung, bestehend in fensterartigen ovalen Fassungen, in Blumen- und Blatigewinden mit od«r ohne Putten, in Wappen emblemen und dergl., hinzugefügt. Ausnahmsweise haben die Maler gleich selbst auf d«r Leinwand ihre Composition mit einer Umrahmung versehen. Bei den als Wandschmuck beliebt«n Bildern ist es ein selten zu vermeidender Uebelstand, daß man diesen zugleich mit dem Rahmen auch Glas vorlegen muß, um sie vor Staub, Fliegen schmutz und Beschädigung beim Säubern zu schützen, wodurch die Wirkung auf das Auge des Beschauers, zumal bei dunklem Bildhintergrund, erheblich beeinträchtigt wird. Glücklicher Weise ist ein Glasschutz bei den kostbaren Orlgemälden für gewöhnlich nicht nöthig; der Firnißüberzug läßt nicht nur die Farben leuchtender hervortreten, sondern ermöglicht auch eine schonende Säuberung, selbst mittel» feuchter Abwaschung. Nur ganz aus nahmsweise weiden unersetzliche Meisterwerke der Malerei durch Glasvorlagen vor Beschädigung geschützt; wir erinnern uns, dies u. A. in Dresden bei der Sixtinischen Madonna Raffael's und in Berlin bei Dürer's Bildniß drr Hieronymus Holz- schuher (im Jahre 1884 um 350 000 ci/ für die königl. Galerie angekauft) gesehen zu haben. Hoffentlich gelingt es aber im nächsten Jahrhundert, auch für die Reproduktionen ein Fixativ oder dem Aehnliches zu ermitteln, die das Einrahmen derselben ohne Glas gestatten. Solange eine solche Erfindung jedoch noch nicht gemacht ist, werden Rahmenfabrikant und Glaser zur Herstellung der die Wand schmückenden Bilder — als da sind Photographien, Litho graphien, Kupferstiche, Gravüren, Farbendrucke — ihres Hand werks walten müssen. Der Hauptantheil am Einrahmungs geschäft bleibt natürlich dem Ersteren überlassen; er hat dafür Sorge zu tragen, daß nicht nur an sich geschmackvolle Rahmen auf dem Markt erscheinen, sondern dieselben auch den eigenartigen Schöpfungen der modernen Richtungen der Malerei wie der Kunstindustrie entsprechen. Das Publicum kann selten selbst bestimmend vorgehen, es kann und will unter dem Gebotenen je nach Geschmack und Laune eine Auswahl treffen. Den Er zeugnissen der modernen Rahmenfabrikation kann man ja nur Lob spenden; für verhältnißmäßig billige» Gela erhält man heutzutage Rahmen, die an Eleganz, Erfindung und Geschmack jene gewöhnlich braun-, schwarz- oder goldleistenen Rahmen unserer Großeltern weit hinter sich lassen. Höchstens die durch Schnitzarbeit hergestellten Goldrahmrn au» früherer Zeit können mit den heutigen Goldrahmrn in Wettbewerb treten. Letztere werden wie damals so auch heute vorzugsweise zur Einrahmung von Orlgemälden verwendet, häufig auch — besonders die durch brochen gearbeiteten und deshalb geschätzten sogenannten Floren tiner-Rahmen — bei Aquarrllbikdern und den durch Bereinigung de» Kupfer- und Farbendrucks hergestellten Aquarellgravüren. Bei dieser Art von Bildern steht der Rahmen nicht nur Hinsicht« l>ch stines hohen Preises im richtigen Verhältniß zum Werth des Bildes, sondern es ist auch am besten geeignet, die Composition in ihren Farben recht wirkungsvoll hervorleuchten zu lassen. Die übrigen Bilder in den mehrfach oben genannten Vervielfälti gungsarten werden größtentheils von dunkelfarbigen, hell farbigen oder goldenen Leisten aus Nußbaum-, Eich«n- oder Tannenholz gerahmt. Manche Liebhaber bevorzugen Rahmen mit gekröpften Ecken, andere lassen noch unter das Glas «inen eckig oder oval ausgeschnittenen Passepartout-Rahmen aus Carton dem Bilde auflegen u. s. w. Die Hauptsache bei der Einrahmung ist, die Stimmung des Bildes harmonisch im Rahmen inmitten der Umgebung aus klingen zu lassen. Dies geschieht zuvörderst, indem der Rahmen das Bikd nicht nur in sich zum Abschluß bringt, sondern dasselbe auch von der Umgebung, in der es sich befindet, isolirt. Der Rahmen selbst muß etwas Ruhig«s haben, eine gewisse syste matische Wiederkehr des Ornamentalen zeigen; daher vermeide man jedwede anspruchsvoll auftretcnden Verzierungen, dieselben lenken nur die Aufmerksamkeit ab und erschweren die Möglichkeit, sich in den Gegenstand des Bildes hineinzuversetzcn. Wenn schon eine Verzierung den Rahmen beleben soll, dann wähle man am besten eine Goldleiste mit Eierstabornament oder Perlornament für d«n Jnnenrand, kleine Rosetten für die Ecken und dergleichen Nebrnzierrathe. Sodann ist darauf zu achten, daß der Rahmen in einer dem Geviert des Bildes entsprechenden Breite gewählt wird; ein für ein großes Bild vielleicht aus Sparsamkeit zu schmal genommener Rahmen macht das ganze Bild zu leichtwerthig, ein zu starker Rahmen, selbst bei einem sehr theueren Bilde, überwiegt dieses zu sehr. Ein nicht gewöhnlicher Geschmack gehört ferner dazu, die richtige Farbe des Rahmens zu bestimmen. Zu beachten ist, daß für die Farbennuance eines Rahmens, zumal eine» Gold- rabmen», nicht nur der wirklich« Ton de» Rahmen», sondern auch seine Profilirung maßgebend ist. Bei gleicher Färbung können durch die Schatten und Glanzlichter, welche verschiedene Profile Hervorrufen, verschiedene Tonwerthe entstehen. Oefter sicht man sich auch bei einem mittels Grabstichels oder Kupfer ätzung hergestellten Blatte vor die Frage gestellt, ob es nicht wirksamer wäre, das Bild gleichsam als Gemälde zu behandeln und ohne den weißen Rand rahmen zu lassen; von einem Gold rahmen darf dabei natürlich von vornherein nicht Vie Rede sein. Es ist da aber schlecht, Rath ertheilen; im Widerstreit mit der allgemeinen Gewohnheit kann man zu guter letzt selbst vor dem bestgerahmten Bilde der Gewissensfrage nicht entgehen, ob das betreffende Bild sich nicht doch besser mit Rand ausnehmen würde. In dem Aufbängen der fertigen Bilder wird auch häufig gefehlt. Bildnisse hänge man eher höher als Niedriger, Land- sck^aften können selbst in Augenhöhe Platz an der Wand finden, ohne einen störenden Eindruck hervorzurufen; bei Bildern mit anderweitigem Inhalt richte man sich nach den gegebenen Raum verhältnissen, beachte außerdem das seitwärts durch die Fenster einfallende Licht. Etwas vornehmer sieht es aus, wenn daS Bild mit der oberen Kante ein wenig von der Wand entfernt aufgehängt wird, was bei hohem Hang überhaupt empfehlens- werth ist; eine das Bild an zwei Oesen haltende Schnur, mit Quaste oben, wie dies in England und Amerika besonders beliebt isi, erhöht den Effect dieser schrägen Aufhängungsart. Uebrigens ist auch bei einem glatt an der Wand hängenden Bilde eine von der Decke im Bogen herabhängende Schnur mit Quasten oder ein vorhangartig drapirler Shawl als ein daS Bild vorzüglich bebender Wandschmuck zu empfehlen. vr. F. Sauerhering
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