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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991111012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-11
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Neclamen unter demRedactionLstrich (4go- svalten) 5>OH, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40 Gröbere Echristen laut unserem Preis« verzeichnih. Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tarif. Sxtra-Veilagcu (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—. —-o-c»«.- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Aunahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expeditian zu richten. Sonnabend den 11. November 1899. S3. Jahrgang. Wer -a? Die „Dre-d. Nachrichten" veröffentlichten in ihrer Nr. 30L vom 3. d. M. folgenden Artikel: — Leipzig. Bekanntlich hat am 27. März 1896 die Zweit« Kammer des Landtags auf konservativ« Anregung hin den Antrag an die Regierung gestellt, sich darüber Krnntniß zu verschaffen, in wieweit die Gemeinden von dem ihnen zustehendea Rechte, eine gr- werbliche Sonderbesteuerung von Eonsumvrreiuen, Groß bazaren und ähnlichen Betrieben rintreten zu lassen, Gebrauch machen, und im Falle eines sich zeigenden Bedürfnisses einem der nächsten Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, der dies« Geschäfte und ihre Filialen mit einer den Gemeinden zufließeaden und von diesen zu erhebenden gewerblichen Steuer belegt. Di« Stadt Leipzig hat bis jetzt von dieser Svnderbrsteuerung einen Gebrauch nicht gemacht, obschon gerade hier den kleinen Gewerbetreibenden durch das Anwachsen der Eonsumvereine und das Ueberhandnehmen großer Waarenhäuser der Kampf umS Dasein immer mehr erschwert wird. Wenn man bedenkt, daß in dem gemeinsamen Wirthschafts« bezirk der Stadt- und Amtshauptmannschaft Leipzig in dem kurzen Zeitraum von 1896 bi» 1899 die Eonsumvereine di« Zahl ihrer Verkaufsstellen von 61 auf 80 vermehrt haben, ihre Mitgliederzahl von 22 200 auf 33 800 angewachsen und der Gesammtumsatz voa rund 6.6 Mill. Mark auf 11,15 Mill. Mark gestiegen ist, so begreift sich, daß hier von behördlicher Seit« zum Schutze der Mittel« und Kleinbetriebe endlich etwas geschehen muß, und daß in den Areiseu dieser Erwerbsstände eine tiefe Mißstimmung herrscht, weil derStadt « rath allen Vorstellungen und Klagen gegenüber taub blieb. Diese Gleichgiltigkeit erklärt sich aber auS der Zusammensetzung des Stadtraths, in dem nur liberale Parteimänner sitzen, die an dem Princip der Gewerbefreiheit „unentwegt" festhalten, obschon ihnen die traurigen Folgen des freien Spiels der Kräfte unmöglich entgangen sein können. Da nun seitens der Stadtgemeiude unter den obwaltenden Umständen Schutzmaßregeln gegen die wirth- schastliche Erdrosselung der kleinen Leute durch großkapitalistische Unternehmungen nicht zu erwarten find, haben mehrere wirth- schaftliche und politische Vereinigungrn, u. A. der Schutzverbaad für Handel undGewerbe, der Allgemeine Hausbesitzer verein, derJnnungSverbaud, Handwerkerverri«, au den Landtag eine Petition gerichtet, in der sie die Kammer ersuchen, bei der Regierung auf die Vorlegung noch in dieser Tagung eines Gesetzentwurfs zu dringen, durch den die Besteuerung der Eonsumvereine und verwandter Geschäfte laudesgrsetzlich ge regelt wird. Sie gehen dabei vou dem Gesichtspunkte au», daß di« Regierung im verlaufe der letzt,., 3'/, Jahre sich die nüthigen Unter lagen verschafft habe und die Nothwendigkrit nicht verkenne, daß man mit gesetzlichen Maßnahme» einem Stande zu Hilfe kommen müsse, der voa jeher sich al» eine Hauptstütze unseres Staatswesens bewährt habe. Ob diese Erwartungen sich erfüllen werden, steht dahin. Jedenfalls verdient aber di« Bewegung, die gegenwärtig durch den Leipziger Mittelstand geht, die ernsteste Beachtung der Staats regierung wie der politische» Parteien. Die Stadt Leipzig galt bisher für ein« uationallibrrale Hochburg. Das ist sie lange nicht mehr, wenn auch unter dem Einflüsse de» kürzlich aus dem Amte getretenen Ober« bürgermeisterS vr. Georgi im Stadtrath der liberale Geist seine Herrschaft bis jetzt unbeschränkt behauptete. Im weitaus größeren Theile der Bürgerschaft herrscht, nachdem sie den Segen der „liberalen Errungenschaften" am eigenen Leibe verspürte, ein wahrer Ingrimm über den Liberalismus und di« nationalliberalr Partei. SS ist daher höchst fraglich, ob bei den nächsten Reichs« tagswahlen wieder ein liberaler Eandidat durchkommt. Die 8000 Männer, welche die obengenannten Bereinigungen bilden, werden entweder einen eigenen und zwar konservativen Can- didaten aufstellen oder sich von vornherein der Wahl enthalten, was mit dem Siege der Socialdemokraten gleichbedeutend wäre. Man wird diese Haltung von Männern, die ihrer ganzen Natur nach nur als geschworene Feind« der Socialdemokrotie gelten können, mit Recht bedauerlich finden, sie läßt sich auch nicht recht fertigen, wohl aber auS der Haltung drS Stadtraths und der sogenannten „RathSpartei" im Stadtverordneten« collegium erklären, die den Bestrebungen der Handwerker und Gewerbetreibenden von« jeher alle möglichen Hindernisse in den Weg zu legen versucht haben. Noch bei der Bürgermeister»»»-! wurde vou der Coterie im Magistrat die Wahl des eigenen Parteigenossen vr. Schill Hintertrieben, au- Besorgniß, daß dieser streng rechtliche, energische und charaktervolle Manu dem liberalen Parteiregiment und der „Vetternwirthschaft" ein Ende zu machen und im Rathhause endlich Musterung halten werde. Wird die konservative Partei sich die jetzig« partei politische Lag« in der größten Stadt Sachsen» wohl zu Nutze machen und die Führung der Masse» endlich in die Hand zu be kommen suche», oder, unter Verzicht auf einen ihr fast sicheren Erfolg, auch ferner zu ihrem eigenen großen Nachtheil den Liberalen das Feld unbestritten überlassen? Wir haben den Artikel vollinhaltlich wiedergezeben, nicht weil wir ihm an sich eine besondere Bedeutung beizumessen vermöchten, sondern weil er in den Spalten eines konser vativen Blattes erschienen ist, das enge Beziehungen zu den maßgebenden Persönlichkeiten der konservativen Partei in Sachsen unterbält. Nur dieser Umstand ist Veranlassung für uns, in aller Kürze das zu tagen, was zur Richtigstellung nothwendig erscheint. Zunächst bedauern wir auf daöTiefste, daß die „Dresd. Nachrichten" sich zur Vermittelung jenes hämischen Angriffs auf den Rath der Stadt Leipzig, auf den eben mit außerordentlichen Ebren aus dem Amte geschiedenen Ober bürgermeister vr. Georgi und aus die nationalliberale Partei hergegeben bat. Wir halten mit diesem unseren Bedauern um so weniger zurück, je näher es für das Blatt gelegen hätte, in der ebenso wichtigen, wie schwierigen Frage einer gewerblichen Sonderbesteuerung von Konsum vereinen, Großbazaren und ähnlichen Betrieben sich vergleichsweise der Vorgänge zu erinnern, die sich bei der Erörterung dieser Angelegenheit im Ratbe und im Stadt verordneten Collegium der Stadt Dresden abgespielt haben. Auch dort ist es, obwohl die Vorlage des RatheS sich in der Hauptsache auf eine Besteuerung der Filialgeschäfte beschränkte und Waarenhäuser, Bazare, Großbetriebe zunächst noch frei ließ, zu abschließenden Maßnahmen nicht gekommen. Je tiefer man in die Materie eindrang, uv» so größere Schwierig keiten traten hervor und schließlich legte man das recht heiß gewordene Eisen mit dem Hinweis auS der Hand, die ganze Frage werde und müsse im Wege der Landesgesetz- gebung geregelt werden. Was für Dresden reckt ist, sollte doch zum mindesten für Leipzig billig sein. Und welcke von den anderen größeren Städten Sachsens hat sich denn für eine allgemeine Umsatzsteuer entschieden und Erfolge nach der Richtung hin aufzuweisen, daß nunmehr eine Erleichterung für den bedrängten Mittelstand eingetreten wäre? Ist nicht daS Oberhaupt der Stadt Chemnitz, ein kluger, klar blickender, gut konservativer Mann, höchst zweifelhaft über Werth und Wirksamkeit der Umsatzsteuer und wenig ge neigt, sie in seiner Gemeindeverwaltung eiuzufübren? Und da erlaubt sich der streitbare anonyme Federheld der „Dresd. Nachr.", den» Leipziger Stadtrath „Gleichgiltigkeit" vorzuwerfen, obwohl ihm bekannt sein dürfte, daß diese Frage mehr als einmal berathen ist und unter Leitung des StadtratbS Ludwig-Wolf Erhebungen über die Schä digungen im Gange sind, die die Großbetriebe rc. dem,seßhaften Gewerbe der Stadt Leipzig zufügen sollen! Daß hier nicht „Gleichgiltigkeit", sondern ganz andere Gründe bestimmend sind, liegt auf der Hand und nur bös willige Absicht kann die Feder des Anonymus geführt haben, als er daran ging, die ehrliche Ueberzeugung untabelhafter Männer anzuschwärzeu. Wir erinnern nur daran, daß der Minister des Innern am 16. Mai v. I. in der Zweiten Kammer ein dringlichst zu vorsichtiger Handhabung dieses Besteuerungsrechtes gemabnt und den Gemeinden vorherige genaue Erörterung der örtlichen Ver hältnisse zur Pflicht gemacht hat, um eine direkte Gefährdung der in Frage kommenden großkapitalistischen Betriebe zu verhüten. Der Herr Minister ließ auch darüber keinen Zweifel, daß erst die Erfahrung lehren könne, ob der angestrebte Zweck auf dem Wege der Besteuerung überhaupt zu erreichen sei, und daß dieser Weg jedenfalls nicht die Wirkung haben dürfe, läbmend auf die Energie und Selbstthäligkeit der auf diese Weise zu schützenden einzuwirken. Wenn der Rath der Stadt Leipzig in Uebereinstimmung mit dem doch gelviß konservativen Herrn Minister sich bislang in der Handhabung des Besteuerungs rechtes eine vorsichtige Zurückhaltung anferlegt hat, so ist das wahrlich nickt einem „unentwegten Festhalten an dem Princip der Gewerbefreiheit" als einer „liberalen Errungensckaft" zuzu schreiben, sondern doch wohl in erster Linie der Thatsacke, daß überall dort, wo eine Umsatzsteuer eingeführt worden ist, eine erkennbare Wirkung derselben in der Richtung einer günstigeren Gestaltung der Lage des gewerblichen Mittelstandes zur Zeit nicht zu verzeichnen ist. Richt die Frage an sich, sondern der einzuschlagende Weg ist strittig, und zur Auffindung des rechten Weges bat Leipzig mindestens nicht weniger gethan, als Dresden, Chemnitz und andere Städte, in deren RathS- collegien reckt viel konservative und deutsch-sociale, aber recht wenig nationalliberale Männer sitzen. DaS bat der Anonymus der „Dresd. Rachr." entweder über sehen, als er die natioualliberale Partei mit dem Rathe der Statt Leipzig idenUsicirte und für die Haltung des letzteren verant wortlich machte, oder er bat eS nicht sehen »vollen, »veil er cs ;nr Erreichung seines Zweckes nickt brauchen konnte. Da, wo die nationalliberale Partei eine Verantwortung zu tragen hat, wird sie sich derselben gewiß nicht entziehen. In diesem Falle aber wird sie eine solche um so ruhiger ablehnen können, als sie durch ihre praktische Mit arbeit im Reichstage zur Genüge bewiesen hat — wir habe» das in einer Reibe von Leitartikeln gelegentlich der letzten ReickStagswahlen sehr eingehend dargclegt —, »vie sehr ihr daS Wohl und Wehe des gewerblichen Mittelstandes am Herzen liegt. Wer daS leugnet, kennt entweder die tbat- sächlichen Vorgänge nicht, oder thut eS wider besseres Wissen auS parteilichen oder selbstsüchtigen Gründen. Ihre Stellung zur Frage der Besteuerung der Waarenhäuser rc. hat am 29. Januar dieses Jahre» der NeichSlagSabgeordnele Basser mann in Chemnitz dahin gekennzeichnet, daß „die Lösung dieser Frage zwar schwierig sei, aber unter «WM I Fenillet»ii. Fortschritte im Fernsprechwesen. Von W- Berdrow (Coswig). -Nachdruck verböte». Selten ist eine neue Erfindung in kaum 20 Jahren (1881 degann mit dem Berliner Netz der öffentliche Fernsprechdienst in Deutschland) so populär und so .weit verbreitet worden, wie das Telephon. In den Vereinigten Staaten Sache des Privat- unternehmerthums, ist das Fernsprechwesen in den meisten anderen Ländern, wie bei uns, eine öffentliche Angelegenheit und als solche der umfassendsten und strengsten Kritik gewiß. Die Nörgler, und nicht allein die berufsmäßigen, haben auch am Fernsprecher noch immer gar Vieles auszusetzen, daß aber die vorhandenen Fehler in der That verbesserungsfähig sind, beweist Vie stattliche Reihe von Fortjschritten, die gerade Vie Telephome fast in jedem Jahre aufzuweisen hat. Man darf sich freilich nicht darauf versteifen, daß jede angebliche oder wirkliche Ver besserung nun auch gleich'binnen Jahresfrist in «Stadt und Land eingeiführt werden und daS Bisherige verdrängen müßte. Wer entschließt sich leichten Herzens dazu, Einrichtungen, die viele Millionen gekostet haben, bevor ihre Abnutzung dazu zwingt, durch andere zu ersetzen? Jahrelang« Versuche sind mitunter unerläßlich, um festzustellen, ob sich Neuerungen, die in kleinen Verhältnissen erprobt sind, unter großen ebenfalls bewähren, und inzwischen schreitet der Umfang des Fernsprechnetzes unaufhalt sam fort und macht allgemein« Umwälzungen schwieriger- So ist es auf technischen Gebieten, wo sich praktische An wendung, öffentliche Einführung und ein Heer von Neuerungen gleichsam überstürzend auf einige Jahre zusammendrängen, immer gewesen, daS überhebt aber den Public ist« n nicht der Pflicht, die praktischen Fortschritte, auch wenn sie von der An wendung im Großen noch weit entfernt sind, aufmerksam zu ver folgen und über Dasjenige von ihnen zu.bereichten, was auf all gemeines Interesse rechnen darf. Die Anwendung de» Fernsprecher» im extensiven Sinn«, wenn wir so die eigentlichen Fernverbindungen mit ihrer be schränkten Jntereffentenzahl im Vergleich zu dem intensiven städtischen Betrieb mit seinen Lausenden von Anschlüssen be zeichnen dürfen, nimmt rasch zu und bringt auf technischem Felo« «in« Vervollkommnung der Leitung«» und der Apparate mit sich. Neben den berühmten ausländischen Fernlinien, wie New Uork« Chicago und Parik-Marseille, konnten sich di« großen Radial verbindungen Berlin» mit Hamburg, Hannover, BreSlau, Frank furt, Köln und Königsberg, 300—800 Kilometer lang, schon immer sehen lassen, neuerding» find an langen Linien noch die Verbindungen der Reichshauptstadt mit Memel (1012 Kilo meter), Wien, München, Straßburg, Prag, Pest u. a. hinzu gekommen. Der Ansihluß dem Berlin an Pari», da» mit London schon lange verbunden ist, wird sicherlich ebenfall» in kurzer Zeit erfolgen. Freilich muß man nicht denken, daß da» so ohne Grenzen weitergeht: die 3—8 Millimeter dicken Bronzeleitungen der langen Bervirtdungen find um so theurer, al» man däbei Hin« und Rückleitung gebvaucht und den betm Telegraphiren gebräuch lichen Erdschluß nicht verwanden kann, wenn nicht die störenden JnvurtionSgerSusche da» Gespräch übertönen solle«. Die Linie Ne« Nork-Chicago kostet täglich mindesten» 8000 «ckt an Zinsen und Amortisation; ein 5-Mtnuten-Gespröch kostete, wenigsten» anfänglich 36 «L, in der Sckurde ka«a aff» die Linie kaum 400 einbringen, täglich bei unausgesetzter Benutzung kaum so viel, wie sie an Zinsen und Erneuerungskosten beansprucht. Auf solch« Entfernungen ist also der Telegraph einstweilen un verhältnismäßig leistungsfähiger. Allerdings sind die Fern- sprrchverwaltungen bestrebt, wie bei der Telegraphie so auch auf der Telephonleitung mehrere Nachrichten gleichzeitig zu ver mitteln; einstweilen scheint es wenigstens dahin gebracht zu sein, daß man auf drei Drähten gleichzeitig zwei Gespräch« führen kann, also bei stark besetzten Fernlinien mit Dappeldraht nur eine Leitung hinizuizwfiigen braucht, um die doppelte Leistung zu er halten. Die neueste Erscheinung dieses Gebietes ist übrigens, daß man, wie bei den Eisenbahnen, so auch im Fernsprechverkehr jetzt bestrebt ist, di« kleinen Orte und das platte Land mehr zu be günstigen. In Orten ohne eigenes Fernsprechnetz bildet eine öffentliche Frensprechstell« den Ausgangspunkt dieser Seiten linien, zum Anschluß an das HauptlattdeSnetz (die sogenannten Stammleitungen) dienen oft Telegraphendrähte. Die Maß regel wird besonders dazu helfen, die jetzt »roch sehr ungleich be setzten großen Fernleitungen stärker und gleichmäßiger zu be lasten und auch den Bau neuer Stammlinien zu veranlassen. Was die Apparat« für den inieruvbanen Betrieb auf weite Entfernungen betrifft, so hat man dabei mehr auf kräftige Ströme al» auf empfindliche Hörapparate zu achten, denn letzt«« bewähren ihre Ueberempftndlichikeit leider auch den störenden Nebelige rauschen gegenüber. Di« Tön« werden bekanntlich durch eine Membran hervorgerusen, und um letzter« kräftig schwingen zu lassen, muß der si« erregende Magnet von starken Strömen umschlossen werden. Diese bedingen endlich ein Mikrophon von besonderer Einrichtung, da di« seinen Kohletheilchen des gewöhn lichen Mikrophon» durch sie bald abgenutzt werden würden. Da» lautfprechenlde Mikrophon von Germain theilt den Strom in mehrere, bei großen Apparaten bi» zu 36 Abzweigungen, di« sämmtlich nebeneinander durch den Apparat gehen und im Einzelnen nicht stärker al» die Stromimpulse de» gewöhnlichen Mikrophon» find. Da» Gevmainffche Mikrophon ist demgomäß in 4—36 einzelne Sprachmembrane mit ebenso viel Kohle mikrophonen in Miniatur getheilt, ohne im Ganzen viel an Handlichkeit verloren zu haben. Dagegen hat sich die Lautgebung so schr verstärkt, daß die Wirkung selbst bei Gtro-mwiderständen, die der Linie von Pari» bi» Lockdon entsprachen, eine sehr kräftige war. Die größten Germain-Apparate sollen der Ton wiedergabe in Auditorien, der Conceitübertragung und ähnlichen Zwecken dienen. Die Wirkung reicht selbst im Freien für da» Hören auf ziemlich große Entfernungen au». Kommen wir zu dem, die Mehrheit in höherem Grade interessirenden städtischen Fernsprechwesen, so ist zuerst über die versuche zu berichten, die Arbeit der B«amten in den Der- mitteluna»anstvlten zu erleichtern. So kolossale Fortschritte in dieser Hinsicht schon durch den sogenannten Viekfach-Umschalter erzielt find, mit deffen Hilfe jeder Beamte die 200 Theilnehmer seine» vermittelungiffchrancke» nicht allein unter sich, sondern mit allen S--8000 Überhaupt an da» betreffende Amt An geschlossenen ohne Weitere» verbinden kann, so ist die Arbeit der Telephonistinnen doch eher schwerer al» leichter geworden. Früher waren 80 Theilnehmer an einen Schrank angeschlossen, jetzt 200; die Sesamratzahl tst ebenfall» überall im Steigen und die Zahl der Gespräche für jeden DHeilnehmer ist unablässig gewachsen. Da» Ergreifen de» heratbhängenden Mikrophon» zur Ver ständigung bei jedem Anruf ist bei einigen Aemtern, wie schm früher da» Ansirfsien der Hörapparate durch die Stirnbänder oder Kopsfedern, jetzt überflüssig gemacht durch da» sogenannte Brusilmikrophon, das beim Antritt des Dienstes mit dem Hör apparat zugleich angelegt wird und aus einem leichten Brust schild aus Aluminium besteht, das an einem um den Nacken ge legten federnden Bande hängt und den Sprachapparat einige Zoll vom Munde entfernt hält. Auch das Ausrichten der Klappen am Stationsschrank wird den Beamten hier und da bereits an genommen- Ein Schrank von 200 Theilne-hmern enthält be kanntlich ebenso viel mit den Nummern der Teilnehmer ver sehene Klappen, von denen beim Anklingeln des Amtes diejenige des rufenden Theilnehmers fällt. Bis jetzt muß die Telephonistin die Klappe nach Herstellung der gewünschten Verbindung wieder aufrichten, in einigen Städten, zuerst in den Vereinigten Staaten, hat man aber begonnen, die Aufrichtung durch den An schluß selbst automatisch zu bewirken; man spart damit einen lästigen Handgriff und braucht die Klappen nicht unmittelbar in den Handbereich der Beamten zu legen. Leider ist dec Vor- theil ganz auf Seilender Betriebsleitung geblieben, denn man hat gleichzeitig die Klappenzahl pro Schrank z. B. in Stuttgart auf 300, in Christian!« aus 450 erhöht Mr unthätige Hände ist also am Telsphonschrani nach wie vor kein Platz, hat man doch sogar die Einrichtung erfunden, daß für jeden Angestellten bezw. seinen Schrank am Platze des Aufsichtsbeamten ein« kleine Glüh lampe vorhanden ist, die so lange brennt, wie ein unbeantworteter oder unerledigter Anruf für diesen Schrank schwebt. Da heißt es also, aus jedes Klingelzeichen hin sich sputen, oder es setzt Untersuchungen und Verweise. Das automatische Vcrmittelungsamt, von dem Amerikaner Strowger erfunden und von einigen Anderen verbessert, sucht nun endlich die Thätigkeit von Beamten in den Centralen ganz entbehrlich zu machen, hat aber damit, trotz einiger wirklich zur Ausführung gekommener Anlagen, bisher nicht viel Glück gehabt. Die ganze, höchst complicirte Einrichtung zu beschreiben, kann uns hier nicht einfallen- Di« Thätigkeit des Theilnehmers, der z. B. mit dem Anschluß 3764 verbunden sein will, besteht darin, einen Stellring erst mit der Ziffer 3 und dann nach einander mit den übrigen Ziffern der gewünschten Nummer bis an sein« Hemmungen zu drehen, wodurch er mittels eine» verwickelten Elektiromagnetsystems auf dem Amte alle Leitungen, bis auf die gewünscht« von seinem Drahte isolirt. Dann wird der Be treffende wi« gewöhnlich angerusen. DaS System leidet an ver schiedenen Mängeln, «S erfordert statt 2 Leitungen 3, anfangs waren sogar 5 nöthig, leidet oft an Störungen, erfordert einen Stab von Technikern und ist riesig theuer. Die Telephonistinnen brauchen sich also um ihr Brod noch kein« Sorge zu machen, denn di« einzige Art von Telsphonautowaten, di« sich bis jetzt unbeschränkten Beifall» erfreuen, die in Berlin mit großem Er folg ausgestellten Fernfprechschränke mit Geldeinwurf, machen ihnen keine Concurrenz. Im Princip sind diese einfach Theil- nehmerschränk, deren Batterie erst nach Einwurf de» Geldstücke» zu arbeiten beginnt. Wichtiger ist eine von Julian West vorgeschlagene Ein richtung, mehrere, und zwar bi» zu 5 Theilnehmer an denselben Draht zu schließen, wodurch sich die jährlichen Beiträge jedes Einzelnen bedeutend vermindern. Wenn 5, Wohnungen in dem selben Hause Anschluß haben sollen, so lostet jetzt jeder Anschluß 150 -F jährlich, wenn aber All« an dieselbe Leitung geschlossen werden, beträgt die Gesammtsumine nur 350 rL DaS ist immer hin ein Unterschied, der die Hinzufügung deS West'schen RelaiS- umschalter» schon rechtfertigt. Der Umschalter ist so eingerichtet, daß jeder Theilnrhmer sich mit dem Amt verbinden und in zwischen die übrigen vomStrom au-schließen (ihr, Apparat, .vrr- riegeln") kann, und daß ebenso auch das Amt jeden Theilnehmer anrufen kann, ohne die klebrigen zu behelligen. Der RefaisUm- schalter ist nicht bei jedem, sondern nur erst bei einem der 3, 4 oder 5 Theilnehmer erforderlich. Wir dürfen in dieser Ue-bersichi die Bestrebungen nicht über gehen, dem Fernsprecher gleichzeitig einen Fernschreiber zur Seite zu geben. Natürlich ist jeder Telegraph ein Fernschreiber, aber hier kann es sich nur um Apparate handeln, die ohne Weiteres von jedem Theilnehmer benutzt werden können, und bei der Abwesenheit, Schwerhörigkeit oder sonstigen Behinderung des Angerufenen die betreffende Nachricht nach Herstellung der richtigen Verbindung ohne Weiteres niederschreibcn. Auch diese Aufgabe ist technisch völlig golöst durch den Zerographen des Deutsch-Englänoers Leo Kamm, den, wie es heißt, auch die -deutsche Poftverwaltung zur Einführung neben dem Telephon angenommen hat. Man stelle sich eine Schreibmaschine vor, di- die Form eines Hug-hes-Telegraphen, d. h. einer Typenscheibe mit Zeichen am Rande und einen daneben laufenden Papier streifen besitzt, und bei deren Benutzung eine zweite Maschine neben dem Ferntsprechschrant des Angerufenen sich synchron, d. h. in genau gleicher Stellung und Geschwindigkeit bewegt. Der Erfolg ist einfach und sicher, hier wird die Nachrjchr auf der Taste des Thpenrades abgeklappert, dort schreibt sie sich sclbst- thätig auf dem Papierstreifen nieder, der sogar durch den Strom selbst in Bewegung gesetzt und unterhalten wirb. Man finde: also, in seiner Abwesenheit angerusen, wichtige Nachrichten auf dem abgelaufenen Papierstreifen niedergeschrieben, freilich mit allen Schreibfehlern, die der Absender der Maschine anzuver- traurn für gut gehalten hat. Von kleinen Verbesserungen meist rein iechmischer, mehr die auf billige Art bedachte Verwaltung, als das Publicum inter essirenden Art ließen sich noch viele nennen- Längst ist die Theilnehmerbatterie, die früher den Wecker bethätigte, bei allen neueren Apparaten dem einfachen Induktor gewichen, der dir Arbeitskraft des Rufenden zur Erzeugung kräftiger Ströme benutzt. In Amerika ist man bestrebt, die Stromquelle völlig rns Verwaltungsamt zu verlegen, was die Instandhaltung der Einzelapparate vereinfacht. Hier wird gar nicht gerufen, sondern durch bas Abnehmcn des Hörapparais vom Haken geht der Strom der Centrale in den Theilnebmerdraht. wird geschlossen, und eine Lampeübrr der Nummer des Rufenden flammt auf. Aehuliche Ein richtungen haben jetzt einige kleiner« württembergiscke Aemter bekommen. Gern ließe mau den Batteriestrom (vielfach werden jetzt statt seiner Akkumulatoren verwendet) aus dem Fernsprech' betrieb ganz verschwinden, und um die Möglichkeit davon einzu sehen, müssen wir uns erinnern, daß die ersten Fernsprecher in der That keiner Stromquelle bedurften. Die durch die Vibration der eisern«» Sprechmembran« hervorgebrachten Magnet- und Stromzuckungen genügten, um in einem gleichen Apparat die selben Schwingungen und Töne hervorzubringen, beide nur auf kurze Entkernungen vernehmbar. Nun ist nach neueren Arbeiten die Brauchbarkeit deS vervollkommneten „MagnetsenderS", d. h. des Hörapparat», anstatt deS Mikrophons mit Batteriestrom auf 30—40 Kiolmeter, also mindestens für den Stndiverkehr, recht wohl zu erreichen. Damit schlüge man »wei Fliegen durch «ine Klappe: die Apparate würden mit der Beseitiguna des Mikro phon» einfacher, der Betrieb müßte sich mit dem Wegfällen der Batterien bedeutend verbilligen. — Ja, wenn nur dann auch der Anschluß endlich billiger würde! wird der Stoßseufzer mancher Leser» sein. — Der unsrig« ist ,» auch
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