Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189911263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18991126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18991126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 9172-9175; 9184-9187 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-26
- Monat1899-11
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1899
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis fit dcr Hanptexpediiion oder den im Stadt- Bezirk und den Vororten errichteten Siu«, aabrstellrn abgrholt: vierteljährlich^ 4.'-o. bei zweimaliger täglicher Austeilung in« Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung iw» Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint nm '/,7 Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ne-action und Erpe-itio«: DohanniSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bb» Abends 7 Uhr. Filialen: vtt» Klemm'« Sortim. (Alfred Hahn), UnivrrsitätSstraße 3 (Paulinum), Loni« Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. KiWM..TagMatt Anzeiger. Amtsblatt des Aömgkiche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nstizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. M. Tonntag den 26. November 1899. Unzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Steclamen unter dem Rrdactioasstrich (4g*e spalten) 50^, vor den Familirnnachrichten (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis!. Tabellarischer und Ziffernlatz nach höherem Tarif. »»0»c>» Grtra-Veilagcn (-«falzt), nur mit d«r Morgen - Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l SO—, mit Postbeförderung ^l 70.—. R«uah«rschl»ß für Anzeigen: Nb end »Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. Anzeige« stad stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 93. Jahrgang, Aus der Woche. DaS innerdeutsche Ereigniß der Woche war die Erledigung deS ArbeitswilligengesetzeS. Es forderte und sand eine Betrachtung nach zwei Seiten. Insoweit eine vernünf tige, ja nolhwenvige Reform auf dem Arbeitsgebiete vereitelt worden ist, muß man die Entscheidung beklagen, darf sich aber damit trösten, daß nur Zeil verloren ist. Die Aenderung der Ztz 152 und 153 der Gewerbeordnung wird wieder auf die Tagesordnung gelangen und perfect werden. In Deulschlaud wird man nicht aus die Dauer versagen, was England den an der Perwerthuna ihrer Arbeitskraft durch Brutalitäten Gehinderten gewährt. Wenn aber von den Gouvernementalen eben jetzt der Reichstag vorwurfsvoll auf das englische Verbot verwiesen wird, so vergißt man, daß hier zu Lande lu re und moäo — um ein Citat deS Reichskanzler- zu citiren — ganz anders vorgegangen wurde, als bei der Inaugurirung der Arbeitsschutzgesetzgebung in Großbritannien. Ueber den bei uns gewählten Modus braucht nichts mehr gesagt zu werden, und die Summe der in England zur Gesetzeskraft gelangten Borschläge war himmelweit verschieden von dem deutschen „BundeSraths"-Entwnrf. Mit dem englischen Gesetze vergleich bar waren die von Nationalliberalea vorgeschlagenen Straf bestimmungen, die nicht an ihrem Inhalte gescheitert sind, sondern an der Behandlung der ganzen Angelegenheit durch die Regierung. Die Niederlage — die- die andere Seite der Sacke — hat denn auch ganz allein die Negierung erlitten. Niederlagen einzuheimsen, ist aber ein seit Jahren so gewohntes Erlebniß der Berliner Spitzen, daß man sich außerhalb ihres -Greises nicht mehr darüber ausregt und innerhalb anscheinend auch nicht. Der Ausgang der Zedlitz'schen Schulaction, der Umsturzvorlage und anderer Unternehmungen hat die Nerven gestählt oder abgestumpft. Das Bürgerliche Gesetzbuch gebärt in der Sacke ganz und gar dem alten EurS an, der neue hat aller dings auch große Erfolge aufznweisen, dies aber auf dem Gebiete der Landesverlheidigung zu Wasser und zur See. Daran sollte man sich erinnern, ehe man daran geht, wegen des Fehlscklagens von Plänen, die im Grunde — aber auch nur im Grunde — gesund waren, den Reichstag schlecht zu machen. Daß die Socialdemokratie kein Recht hat, die Nieder lage der Regierung sich als Sieg zuzuschreiben, ist an der Hand deS Stimmenverhältnisses im Reichstag schon dargetban worden. Die Socialtemokratie hat in dieser parlamentarischen Schlacht weder den Wellington noch den Blücher gestellt, mit ihrem leeren Siegesgeschrei wird sie die wohl unterrichtete Arbeiterschaft so wenig beirren, wie mit ihrem Gesetz entwurf, betr. Abänderung der Gewerbeordnung und deS StrasgesetzbuckeS. Der einzige Erfolg, den sie davontragcn könnte, wäre die Wahrnehmung, daß man fick über den frechen Scherz, den sich die Herren Singer und Stadthagen mit dem Reichstag erlauben, irgendwo im Bürgertbum cchauffirte. Das Gros der Arbeiter weiß genau, daß eS Un sinn ist. Weichensteller im Dienste der Staatseisenbahnen wie Maurergehilfen zu behandeln, und daß man sich mit der in jenem Anträge gelegenen Forderung, die Arbeitgeber zu Heloten der Arbeitnehmer zu macken, nur ins eigene Fleisch schnitte. Der „Gesetzentwurf" wird im Reichstage nickt ober höchstens so viel beachtet werden, wie die nickt seltenen Petitionen von Personen, die notorisch vom Wahnsinn heim- gesuckt sind. Nicht einmal die freisinnige Volkspartei wird sich bei diesem Anträge für die Unterstützung, die sie dieser Tage im Reichstage bei der Socialdemokratie gefunden hat, rcvanckiren wollen und dürfen. Es war gar nicht un interessant in dieser Woche angeblicher Triumphe der Partei des collcctivistischen PolizeistaateS, diese Partei im Verein mit dem linken Freisinn den EultuS de» plattesten Manchestertbums treiben zu sehen. Die Be- sckützung eines ausbeuterischen Betriebe- deS Gesinde- und StcUungsvermittelnngsgeschäfts, eines unsittlichen und ent sittlichenden Mißbrauchs des an sich wohltbätigen AuSkunft- ertbeilungswesenS, wie nickt minder die Billigung de» vier undzwanzigstündigen WirtbShausbetriebeS, durch die sich ein socialdcmokratischrr Abgeordneter hervortbat, da- Alle- sind nichts weiter al» Opfer, dargrbrackt auf den Altären der Kirche des alleinseligmachenden Irüsrer aller, IsisLer tairs. Herr Bernstein in London hätte allen Anlaß, den ihm in Hannover, freilich in einem sehr stumpfen Winkel, vor gehaltenen Spieß umzukehren und die „Genossen" zur Be obachtung des zweiten Theile» des socialdemokratischen Partei programme« zu ermähnen, namentlich wenn er weiß, wa« in Deutschland jedem ZeitungSleser bekannt ist, daß nämlich gewisse AuSkunftSbureaux aus der Herbeiführung und Fmgirung von Ebebrucksfällen ein den Mann nährendes Gewerbe machen, und zwar die« unter Zuhilfenahme der Ver leitung zum Meineid. In den näcksten Tagen wird der Reichstag in die erste Lesung der Münznovelle eintreten. Wir haben die Ein bringung dieser Voriage bedauert, weil sie nickt dringlich ist nnd döse« Blut macht, wa« schon mit Rücksicht auf die Flottenfrage hätte vermieden werden sollen. Trotz ter un geheuerlichen Uebertreibnngen, mit denen die agrarische Presse wie auch die „Eons. Corr." un» in einer etwa» zweifelhaften Gesellschaft erscheinen lassen, bleiben wir au« den angeführten Gründen bei jenem Bedauern, in der Erinnerung daran, daß selbst ein Goldwährung-orthodoxer wie der verstorbene Ludwig Bamberger die ursprünglich von ihm hart be kämpfte Beibehaltung unserer Tbalerstücke späterhin al« un bedenklich bezeichnet bat. Soeben ist aber vom NeickSbank- präsidenten vr. Koch, der übrigen» an der intellektuellen Urheberschaft der Vorlage ganz unbetbeiligt sein dürfte, ein neue» Argument gegen die Opportunität der „Reform" beige- brackt worden. Herr Koch bat nämlich dem durch den Boeren- krieg verursachten Au-falle der Golbproduction in Südafrika eine sehr weitgehende und natürlich höchst unangenehm empfundene Bedeutung für den Geldumlauf und den ohnehin hohen Geld preis in Deutschland beigemessen. Die Thalrr, mit deren Be seitigung man jetzt beginnen will, sind aber bekanntlich Geld im Sinne de« Währunq«gesetze«; für ihre Verminderung ist also jedenfalls der Zeitpunkt nicht glücklich gewählt. E« versteht sich von selbst, daß die agrarische Press« die Aeußerungen des Bankpräsidenten weidlich auSbentet. Doch soll im Reichstag eine Mehrheit für da« Müuzgesetz ge- sichert sein. Die Rede de« sächsischen Finanzm,nisterS über die Nothweudigkeit einer Reichsfinanzreform durfte bei den Politikern außerhalb unseres Landes die gebührende Beachtung gefunden haben. Wenn dies aus der preußischen Presse nicht überall recht ersichtlich wird, so hat man eS wobl mit einer Rücksichtnahme auf da« Mitiellandcanalproject zu thun, das sicher finanzielle Mehraufwendungen fordern wurde nnd vielleicht die Einnahmen auS den Eisenbahnen hrrabdrucken könnte. Davon und von Verwandtem wird nickt gern gesprochen. Preußisck-officiöS glaubt man die Klagen deS Frhrn. v.Watzvorf mit der Versicherung abthun zu können, daß eS im laufenden Jahre noch nicht so schlimm werden werde, wie der sacksilcke Minister befürchte. Das ist der Trost eines schlechten WirtbeS. Herr Richter verargt e« unserer Regierung, daß sie nickt, anstatt auf eine Finanzreform zu drängen, „neue Ausgaben für Marine und Heer" bekämpfe, also nicht an den Versiche rungsprämien für die deutsche VolkSwirtbschaft zu sparen suche, Das ist die Zumuthung eine- noch schlechteren WirtheS. Der Krieg in Südafrika. Der KriegSnackrichten sind zwar nur wenige, jedoch sind diese nicht ohne Bedeutung. Zunächst erfahren wir etwa- über die Friedensunterhandlungeu: k'. Capftadt, 25. November. (Privattelegramm.) Der Afrikanderführer Hofmeyer erklärte FricdciiSuntcr- handlmtgen für aussichtslos, so lange nickt die Entscheidung in Natal und bei Kimberley gefallen, da Milner die von den Boeren gestellte Vorbedingung, die Garantie der Unabhängigkeit beider Republiken, nicht erfüllen könne. Sollte diese Erklärung da« Scheitern der Friedens unterhandlungen bedeuten, so stehen wir nicht an, daö als frohe Botschaft aufzunebmen. Noch ist der Augenblick zu ehrlichem Friedensschlüsse nicht gekommen; bei den bisherigen Nachrichten wurde man den Gedanken nickt los, daß es die Engländer gegenwärtig nur darauf absähen, Zeit zu gewinnen. Eine weitere Nachricht besagt: b'. London, 25. November. (Privattelegramm.) Ans Mafcking meldet der Commandant Badeu-Powel: Die Besatzung ist seit sechs Wochen gezwungen, in Kellern und Erdlöchern zu leben; da sie an Wassermangel und Kraukheiten leidet, ist sie unfähig, länger auszu halten, wenn nicht rasch Entsatz kommt. Das ist eine arge Hiobspost, denn an Entsatz ist eben in nächster Zeit gar nicht zu denken. Und nun scheint auch die Asrttandcrerhrbung in der Capcolonie größeren Umfang an- zunebmen, da- Aergste, wa- den Engländern passiren kann. An der Thatsache ist kaum noch zu zweifeln, denn die Nach richt, die wir hier wiedergeben, stammt auS englischer Quelle, die in diesem Specialfalle als zuverlässig gelten kann: * Loudon, 25. November. (Telegramm.) Die zweite Ausgabe der „Times" veröffentlicht ein Telegramm aus Queenstown von gestern, nach dem 400 Afrikander« aus der Capcolonte, unter denen sich auch der bisherige Orts vorsteber von Barkley-East befindet, sich den Boeren nngcschlofsen haben. Die Boeren sollen jetzt auf dem Marsche von Barkley-East nach Dortrecht sein. Eine Nachricht ohne Bedeutung, die der Drabt geschwätzig meldet, sei hier nur der Vollständigkeit halber angefügt: * Belmont, 25. November. (Telegramm.) Der Specialcorrespondent der Londoner „Morning Post", Schrift steller Knight, wurde in der Schlacht am Arm verwundet. Die Stimmung in London wird uns in Folgendem ge schildert: L.-V.London, 24. November. (Bon unserem Special- Correspondenten.) Die Londoner Abendblätter von gestern versuchen gar nicht einmal ihre tiefe Ent- muthigung noch zu verhüllen, sie geben übereinstimmig zu, daß man weitere schwere Verluste erwarten müsse, bis die drei britischen Colonnen in der Eapcolonnie und Natal sich vereinigten und die Invasion beginnen könnten. Alle bestätigen, daß da» Entsatzungsheer für Ladysmith von Joubert und Lucas Meyer in fast gleichstarke Rumpfcorp« zerschnitten, die in Estcourt und dem Lager am Mooiflufse vollständig ab- geschnitten, in Pietermaritzburg und Durban in Begriff ständen, eingeschlosseu zu werden, e« sei denn, daß es einem kühnen siegreichen Vorstoß General Elery's ge- lingen werde, di« Vereinigung der einzelnen Truppen körper durch Entsetzung der beiden vorderen Eorp» berbei- zuführen. Bon einem Marsche auf Ladysmith spricht man schon gar nicht mehr. Di« Hauptsorge ist auf die Capcolonie ge richtet, deren Erhebung man umsomehr befürchtet, als die letzten officielleu Meldungen die Mär zerstört haben, die Boeren zwängen die treudleibenden Unterthanen zum Kriegsdienste, und officiell festgestellt wird, daß die Einwohner des Eap- landeS nördlich von Queenstown aukgestandrn und unter sich und aus ihre« eigenen Reihe» Felvcornet« ernannt und diese mit der Concentrirung der localen Eommando« beauf tragt haben. Heute Morgen haben wir nun den nötbigen großen Sieg, diesmal beiBelmont, da« nach englischen Angaben bisher immer in britischem Besitz gewesen. General Lord Methue» meldete officiell, er habe den Feind am 23. d. M. bei Tages anbruch in starker Stellung südlich von Belmont ange- griffen und mit stürmender Hand, ,um Tbeil mit dem Bajonet, von drei hinter,inaaderliegenden Höhenrücken zurückaeworfeu, wobei der Feind ebenso mutbig wie geschickt Widerstand geleistet. Der euglische General meldet ein gehend, ,r habe eine große Anzahl Pferde und Kühe, »har zu sagen, ob er diese den Boeren abgenommen. Von einer Verfolgung der letzteren ist gar keine Rede, noch viel weniger von einer Wieoereinnahme Belmonts. Nach allen bisherigen Erfahrungen macht dieser Bericht ganz den Eindruck, als hätte die süolich von Belmont zur Beobachtung de» Feindes vorgeschobene Avantgarde der Boeren, ihrer gewohnten Taktik gemäß, lediglich versucht, die Garden de» General« weiter gegen die festen Boerenstellungen am Mobdrrfluß hinaufzuzieben und dort in einen ernsten Kampf zu verwickeln, was General Metbuen vorsichtiger Weise ablebnte. Ueber die Verluste der Boeren weiß der General nichts weiter zu sagen, wie, er habe 40 Gefangene gemacht und „eine gute Zahl Boeren begraben". DieseZabl muß recht gering gewesen sein, sonst würde er sie angegeben haben, umsomehr, al» seine eigenen Verluste schwer sind. Sein Brigadegeneral Fetberstonhaugh ist mit 25 anderen Garde- ossicieren schwer verwundet, sein Gesammtverlust beträgt 23 l Mann, nämlich 58 Tobte, 151 Verwundete und 22 Ge fangene. Viel Trost bietet das auch nicht, wobei zu beachten, daß nach Melbuen'S eigenen Angaben er den Boeren numerisch, wie an Artillerie weit überlegen war. AuS den Berichten und Aeußerungen der „Dtsch. Wochenztg. i. d. Nieder!." drucken wir nachstehend in bunter Folge einige» Interessante ab: Eine bescheidene Bitte. — Der Gesandte der Süd-Afrika« nijchen Republik vr. Leyds bat von der englischen Regierung die Erlaubnis erhalten, sich aus CapstaLt und Pretoria die Namen der gefallenen Niederländer telegraphisch melden zu lassen, worauf sie in hiesigen Blättern publicirt wurden. Sollte Herr vr. Leyds nicht auch die Namen der deutschen Gefallenen einem deutschen Comits übermitteln können, welche» vor der Veröffentlichung in der Presse, Eltern oder Verwandten in schonender Form davon Mittheilung macht? DaS rege Interesse, welches ganz Deutschland an seinen iapferen Söhnen auf den Schlachtfeldern in Südafrika nimmt, recht- serligt wobl diese Bitte. Deutsche und Holländer im Gefecht. — Ein Beamter der südafrikanischen Eisenbahngesellschaft schreibt seinen in Amsterdam wohnenden Verwandten Einzelheiten über das Ges echt bei El an ds- lsagte: ... . Der 22. October war ein trauriger Tag für Trans vaal. Biele todte Deutsche und Holländer wurden beerdigt. Kein ein ziger Boer unterstützte sie im Gefecht. Das war rin Fehler, denn ohne Boeren kann man in diesem Terrain nichts au-führen. Die Deutschen und Holländer kannten das Terrain um kein Haar breit besser wie die Engländer, die wohl zehnmal so stark waren, wie ihre Gegner. Dazu kam noch, daß die besten englischen Truppen ins Gefecht rückten, wetterfeste, geübte Soldaten. Von den Holländern und Deutschen aber haben die meisten bi- wenige Stunden vor der Mobilisirung auf ihrem Bureaustuhl gesessen; sie sind Tag und Nacht im Regen marschirt und mußien ohne Deckung im Freien cam- piren. Trotzdem hielten die alten Soldaten unter ihnen beim wüthenden Bajonetangriff bis zum letzten Augenblick aus. Da sie keine Bajonett« aus den Gewehren hatten, schlugen sie mit dem Kolben drein, was au» den schrecklichen Schädel wunden todler und verwundeter englischer Soldaten ersichtlich war. . . Die Boeren haben ihren Fehler ringejehen und werden die Ausländer-Corp» nie mehr allein kämpfen lassen. . . . „N. v. d. D." ist in der Lage, den Text der officiellrn Depeschen au- den Boerenlagern an die Regierung in Pretoria mitzutheilen. Dieselben sind allerdings durch ausführliche Berichte in englischen Blättern weit überholt; sie sind aber doch interessant, weil sie den Stempel der Wahrheit tragen. Ein Telegramm von Elands- laagte z. B. vom 28. October giebt die Stärke der deutschen und holländischen Freiwilligen auf 800 Mann an, die von 6000 Engländern angegriffen wurden. Bon den 800 Mann sind bisher nur 100 zurück gekehrt, Era-muS konnte wegen deS dicken Nebels den Freiwilligen mit seinem Eommando nicht zu Hilfe kommen. Die deutschen Freiwilligen griffen um 5 Uhr Nachmittags in» Gefecht rin. Sofort wurde Sckirl schwer verwundet. Das Gefecht bei ElandSlaagt» von einem nieder ländischen Freiwilligen geschildert.— Am 20. Octobrr kamen wir, ungefähr 600 Mann stark, in Elandslaagte an. Tag« zuvor hatten wir einen Proviantzug genommen »ad auumehr mußte ich mit 9 Mann, worunter vr. Loftrr, dir Eisenbahnschienen an drei Stellen aufbrechen. Dies gelang. Am 21. waren wir noch immer 9 Mann stark. Um 7 Ndr wurde „Aufsattela" commandirt, da der Feind im Anzug war. Einig« Granaten fielen zwischen und hinter unS niedrr, ohne zn krepiren. Wir sprengten »ach unser« Lager, wo auch einige Granaten rinschlugen. Unsere beiden Kanonen antworteten. Sofort wurd« ausgebrochen und wir jagten noch einem „Icopj," (Hügel- Hin, hinter dem unsn:e Pferd« geschützt standen. Dana liefen wir den Hügel hinan und erwarteten den Feind, der zwischen 4000 und 6000 Mann stark war. Unsere Gefechlsstärke betrug zu Anfang 60 Deutsche, 98 Holländer und 800 Afrikaner von Ford-burg und Johannesburg, zumeist geistig beschränkte Ziegelarbeiter. Der Feind feuert» heftig auf unsere armseligen zwei Geschütze und die Granat scherben flogen rkstch herum Schon nach 20 Minuten war eine» unserer Geschütze demonttrt. Immer näher kam di« Infanterie und überschüttete uns mit Kugeln. In diesem Augenblick kuiffeer dl» FordSburger und Johannesburger au», obgleich unser Commandant rief: „Bleibt doch Leute. Alle mein» Holländer stad noch oben!" Dreihundert Mann waren ungefähr übrig geblieben — Schiel war zu uu< ge stoßen und diese standen im heftigsten Kugelregen. Ick lag auf dem Bauch und wartete mit schießen, bi» die in einer Thalmuhle ver schwunden«» Feinde wieder zum Vorschein kamen. Inzwischen schaute ich auf; außer den Dvdten sah ich Niemand. Meine Kameraden hatten ei» paar 100 Meter hinter mir auf einem Hügel Stellung genommen. Infolge d«s «ntsHlichen Lärms hat«, ich e« nicht bemerkt. Ich blich also liegen und wartete. Eine Bombe schlug vor mir eia und über schüttete mich mit Erd«. Auf einmal schwiegen die Geschütze. Da» Fußvolk mnßte wohl auf dem Gipfel fei». Richtig, auf L00f)ard- Abstand tauchten sie aus. Nachdem ich meine letzten Patronen auf sie verschossen und einige Mann hatte fallen sehen, riß ich aus. So 'ne höllische Musik, wie sie da» Pfeifen d«r Kugeln nunmehr erzeugte, habe ich in meinem Leben noch nicht gehört. Nach zwei Minuten erreichte ich den Abhang und glaubte mich gerettet, aber — o weh I — da stand ein ganzes Regiment Engländer. Unwillkürlich setzte ich mich hin und klotzte die Leute an. Ein paar langbeinige Soldaten waren sofort bei mir und nahmen mir das Gewehr und den leeren Patronen- gürte! ab. Ich wurde zn noch acht Gefangenen — 2 Holländer, 1 Deutscher und 5 Afrikaner— gebracht und nach Pietermaritzburg trausportirt. Während der Reise hatten wirs gut. Dir Soldaten theilten mit nnS Speis« und Trank. In Pietermaritzburg ab«r be kamen wir Gefangenenkost wie Zuchthäusler und dürfen unS jetzt nur Morgens und Nachmittag- eine Stunde lang im Freien bewegen. Die Generale iklery und Methuen werden von dem Londoner Berichterstatter der „Voss. Ztg." in dem nachstehenden Briefe anziehend geschildert: * London, 22. November. Unter den britischen Befehlshabern, welche unter Sir Redver» Buller'-Leitung auf dem Kriegsschauplatz in Südafrika thätig sind, verdienen zwei besonders hervorgehoben zu werden, Lord Methuen, der von seinem Hauptquartier bei der Station am Oranjrfluß au» zom Entsatz von Kimberley marschirt, und Sir Francis Elery, der die Strritkräft« in Natal befehligt. Beide Generale verdanken ihre Ernennung hauptsächlich dem Um stande, daß sie mit dem Gelände genau vertrau: sind. Elert» hat die Bluttaufe auf dem Schlachtfeld von Jsandulana erhalten, wo Ketschwayos Zulnkaffrrn im Jahre 1879 eine ganze Abtheilung britischer Soldaten niedermetzelten. Er entkam und hat wenige Monate später bei Ulundi, wo die Zulumacht ge brochen wurde, mit Auszeichnung mitgrkämpft. Er hat später in Egypten gedient und bei El Teb und Tamai mitgekämpft und sich aus dem Schlachtfeld den Grad eine» Obersten erworben. Als Lord Wolseley seinen bekannten Zug nilaufwärt» n^ch Ehartum zur Befreiung Gordou's unternahm, war Elery auch dabei. Er ist »in Draufgehrr; da» geht schon aus dem Umstande hervor, daß er in den Kämpfen in der Nähe von Suakin stets den rothen Waffenrock trug, während die anderen Osficiere sich in Khaki kleideten. Aber die Derwische konnten nicht gerade schießen, des halb entging er ihren Kugeln. Den Boeren gegenüber wird er wohl vorsichtiger sein müssen. Ja London gilt Sir Francis Clery als der brstgekleidete Mann unter den Militär-, welche die Officier- club» in Pall Mall besuchen; aber ein Dandy ist er de-weg«n doch nicht. Auch Lord Methuen ist in der Londoner Gesellschaft eine gern gesehene Persönlichkeit. Jedermann kennt den Hagern, aber kräftig gebauten und strammen Officier mit dem schönen Gesicht, ba den Ausdruck von Gutmüthigkrit und Ritterlichkeit in seltener Mischung trägt. Paul Methuen, wie er von seinen Freunden kurzweg genannt wird, ist einer der beliebtesten Garde- officirre und hat da» Gelände, in welchem er jetzt zu kämpfen bestimmt ist, zum ersten Mal vor vierzehn Jahren kennen gelernt, als Gladstone Eharle» Darren au-schickte — den selben General, der jetzt zum Befehlshaber der fünften Division anSersehen ist — um die Boeren zurückzutreibea, die in das jetzige Betsckuanaland „trekkten". Da» sollte «ine Verletzung d«S Londoner Vertrags von 1884 sein. Lord Methuen hat damals (im Jahre 188ö> eine Truppe berittener Infanterie angeworben, eine Baude Abenteurer, di» der schneidig» Oificier rasch zu tüchtigen Kriegern heranzog. Zum Kriege kam »S allerdings nicht; denn die meisten Boeren kehrten über die Grenze zurück; viele ließen sich in Betschuanaland al» Farmer nieder; sie sind e» wohl, welche jetzt den Boeren, die die Grenze überschritten haben, Hilfe leisten. Sir Cdarles Warren'S Expedition hat die britische Regierung nahezu eine Million Pfund Sterling gekostet. Lord Methuen hat vor zwei Jahren auch den Feldzug in Tirah mitgemacht, er war damals Preßcensor, es ist wohl möglich, daß »S hauptsächlich ihm zu verdanken ist, wenn jetzt so wenige Meldungen über kriegerische Bewegungen ans der Capcoloni« nach England gelangen. Lord Methuen ist ein Mann von unüber« «üblicher Thatkraft, der selbst riesig arbeitet und von seinen Unter gebenen dasselbe verlangt. Er muthet seine» Truppen viel zu, be handelt sie aber freundlich, so daß feine Soldaten ihn beinahe an beten. Auch in Berlin ist Lord Methuen bekannt. Er war einige Zelt al» Militärattachö bei der britischen Botschaft und ist von Kaiser Wilhelm!, sür die Rettung eine« Ertrinkenden mit einem Orden au-gezeichnet worden. Ueßer «e« va« der südafrikanische« TtLdte, mit dessen Eigenart die lange Dauer ihrer Belagerung ;u- sammenbängt» wird der »Voss. Ztg." an« Amsterdam ge schrieben: So ausgezeichnet die Artillerie der Boer«« sich bis jetzt in ver schiedenen Gefechten bewährt hat, so scheint sie doch nicht stark und kräftig genug zu sein, um di« dr«t genannten Städte zur Uebergabe zu zwingen. Di» Schuld wird ab«r nicht so sehr dem Umstande zu- geschrieben werden müssen, daß verschiedene Projectile nicht springen, sondern vielmehr der Art und Weise, wie die südafrikanischen Städte gebaut sind. Ladysmith,Maseking und Kimberley bestehen fastou-schließ- lich au» kleinen, niedrigen, weit au«einaud«r liegenden Häusern, dir mit einem nicht sehr brennbaren Material gebaut worden sind, mögen auch einzelne wegrosirl werden, Verwüstungen, wie in großen massiven europäischen Städten werde« durch »in« Beschießung nicht angerichtet werden. Wenn di« Besatzung und di« Eiuwohner sich gehsrig ver- schanze«, haben sie von einer Beschießuug beiuahe nichts zu fürchten und wenn genügender Proviant und Lchießvorrath vorhanden ist, dann kann man »in, solch« Belagerung lange aushaltea. Gewiß ist die» sür die Boeren eine Enttäuschung, daß der Widerstand dieser dwi Städte einen dicken Strich durch ihren Feldzugsplun machen kann und mo« wird es jetzt bitt«, b«r««e«, daß man den doch unvermeidliche« Krieg nicht einig» Vach«!« früher begonnen hat, denn dann wäre Maseking nicht so
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite