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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991205012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899120501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
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Größer« Gchrtfte» laut unserem PaiS- vrrzrichnitz. Tabellarsscher und Zifferasatz nach höherem Tarif. Druck und Verlag von E. Pol» i» Leipzig. Iinnahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je «io» halbe Stund« früher. Anzeigen find stet» an die GgtzedMo« zu richten. «18. Dieustag den 5. December 1899. 93. Jahrgang- Der Kern -er Flottenfrage. * Alsbald nachdem die „Nordd. Allgem. Ztg." den er weiterten Flottenplan mitgetbeilt hatte, gaben wir drrUeber- zeugung Ausdruck, daß dieser Plan, an dessen Entstehung der Kaiser zweifellos einen sehr erheblichen Antheil hat, den Ent schluß bekunde, die deutschen Interessen, besonders die über seeischen, auch gegen England zu schätzen. Heute finden wir in der „Münch. Allaem. Ziy." einen großen, auf dir „ersten Autoritäten auf diesem Gebiete" sich berufenden Artikel, der unter der vorstehenden Ueberschrifl nichts Geringere- nachzuweisen sucht, als daß die geplante Verstärkung unserer Kriegsflotte unS fast ausschließlich durch England auf gezwungen werde, vor dessen Angriff uns nicktS schütze, als eben eine solche Verstärkung. Auf die Frage: „Muß Deutschland im ko mme nd en Jahrhundert mit der Möglichkeit eines kriegerischen Zusam menstoße- mit England rechnen?" antwortet der Verfasser: „Weder persönliche Freundlichkeiten, noch diplomatische Verein barungen dürfen unser Volk täuschen; die Gefahr diese» Krieges besteht und sie ist ausschlaggebend für unsere Zukunft als Großmacht. In breiten Schichten unseres Volkes dämmert instinktiv diese Erkenntniß auf, aber man hat zumeist nicht den Muth, dieser Gefahr ernst ins Auge zu schauen und die richtige» Folgerungen aus ihr zu ziehen. In England nimmt mau jedoch kein Blatt vor den Mund; wir haben vollgiltige Beweise, wie man sich jenseit des Canals die Entwickelung der Diuge denkt und wünscht. Nicht Geständnisse, die in unbewachten Augenblicken entschlüpft sind, sondern offene Bekenntnisse eines festen Willens sind es, die wir vorführen." Zunächst erinnert dann der Verfasser an eine Auslassung der englischen Wochenschrift „Spectator" vom 16. Januar 1897, die folgendermaßen zufammengefaßt wird: Mit der Kriegserklärung würde die ganze deutsche Handels flotte England auf Gnade und Ungnade auSgeliefert sein, und schon in der ersten Woche nach Beginn des Krieges hätte dadurch Deutsch land einrnVerlust von vielen Millionen Pfund Sterling erlitten. Weiter würde England die deutschen Haudrlshäuser im Aus land vernichten und damit da» Reich einer Stütz« im Welthandel be rauben. Der völlige Zusammenbruch der großen deutschen Dampfer gesellschaften wäre unvermeidlich. Die Blockade aller deutschen Häfen in der Ostsee und der Nordsee würde nicht schwierig sein: „Deutschland hat nur kurze Küstenlinien und seine Hafeneinfahrten sind ganz besonders leicht zu sperren". Der dadurch bewirkte Verlust des deutschen Seehandel» käme einer baaren Geldbuße von mindesten» 100 Millionen Pfund (2 Mil liarden Mark) gleich, während England so gut wie nichts verlieren würde. Das wären die Folgen eines Krieges, erklärt das Blatt. Denn in einem Kampfe mit England habe Deutschland keine Bundesgenossen: „Die Aussicht, daß Deutschland ein paar hundert Millionen Pfund Geldstrafe zahle» müßte, seine Colonien und sein politisches und merkantiles Ansehen verlöre, würde von den Mächten keineswegs al» eine Gefahr angesehen werden, die im Interesse des europäischen Gleichgewichts um jeden Preis vermieden werden müßte." Diesem Auszuge läßt der Verfasser den aus einem Artikel der „Saturday Review" vom 11. September 1897 folgen, der innig verwandt mit dem des „Spectator" ist: Es heißt da, in Anknüpfung an Aeußerungen des Fürsten Bismarck, das englische Volk beginne einzusehen, „daß eS in Europa zwei große »»versöhnliche entgegengesetzte Kräfte giebt, zwei große Nationen, die die ganze Welt zu ihrer Domäne machen und von ihr Handelstribut einfordern möchten." Um jeden Winkel des Erdballs wetteiferten England und Deutschland. Eine Million kleiner Nörgeleien schaffe den größten Kriegsfall: „Wenn Deutschland morgen au» der Welt vertilgt würde» so gäbe es übermorgen keiueu Engländer in der Welt, der nicht um so viel reicher würde. Völker haben Jahre lang um ein« Stadt oder um rin Erbsolgerrcht gekämpft; müssen sie nicht um einen jährliche» Handel von 250 Millionen Pfund Sterliug (5 Milliarden Mark) Krieg führen?" Thatsache sei es, daß nicht nur der greifbarste Jnteresirnstreit zwischen England und Deutschland vorhanden, sondern daß auch England die ein zige Großmacht sei, die Deutschland ohne enorme» Risiko und ohne Zweifel mit Erfolg bekämpfen könne. „Die deutschen Kriegsschiffe würden bald auf dem Grunde des MeereS liegen oder al» Prisen in die englischen Häsen weggrführt werden; Hamburg und Bremen, der Kieler Canal und dir Ostseehäfen würden unter den Kanonen von England liegen und warteu müssen, bis die Entschädigung festgesetzt wäre. Wen» «user Werk gethan wäre, könnten wir ohne Schwierigkeiten Bi-marck'- Worte au Ferry ändern und zu Frankreich uud Rußland sage»: Sucht euch Eompensationen. Nehmt iuuerhalb D«»tsch- land», wa» ihr wollt. Ihr könnt «S haben!" Der Artikel schließt mit dem bezeichneten Ruf: „Sormauiaw es»» ckolsu- ünm!" „Deutschland muß zerstört werden." Nach weiteren Beweisen dafür, wie sehr da» Stock- eogländerthum von der Ueberzeugung durchdrungen ist, Eng land werde den Kampf mit Deutschland au-fechten müssen, spricht der Verfasser die schon erwähnte Versicherung au»: „Alle «rsten Autoritäten auf diesem Gebiete sind der festen Ueberzeugung, daß di« Lagt D«utschlaud» Eng land grgrnübrr s«hr «rnft uud gefährlich ist." Er weist weiter darauf hin, wie skeptisch der Vater de» deutsch-österreichischen Bündnisse» uud de- Dreibünde- von Allianzverträgeu im Allgemeinen dachte, und fährt dann fort: „Für den Dreibund wär« bei eiuem Angriff England» gegen Deutschland der «mus koeäerw nicht gegeben; Oesterreich hat überdies kein« »ennrnswerthe Flotte und Italien ist, selbst wenn e« mobil mache» würde, im Mittelmeer frstgehalten. Kann aber Jemand im «rast glaube«, daß wir aus Frankreich« Uaterstützuag rechnen könnten? Wo doch Jeder weiß, daß Anfang 1896 beim Jameson- Einfall Frankreich bereit war, mit England gegen Deutschland vor- zogeheu, und wo noch in diesen Tagen der französische Minister de» Auswärtigen unter nicht mißzuverstehendem Hinweise auf Deutschland von einer „akküro äs Mieuoo, ü'esprit äs suite et äs tewps" gesprochen hat. Französische Blätter geben dazu den Commentar, indem sie auf den steigenden Interessengegensatz zwischen England uud Deutschland Hinweisen." Auch auf Rußlands Hilfe dürfe man im Falle eine englischen Angriffs auS folgenden Gründen nicht bauen: Wenn da- Zarenreich in dem Faschoda-Falle seinem Bundes genossen Frankreich nicht einmal geholfen hat, als er in höchster Bedrängniß war, wie viel weniger wird Rußland einen Finger rühren, wenn Deutschland das englische Messer an der Kehle sitzt! Hätte Rußland in jener Zeit einige Regimenter nach der Grenze von Afghanistan vorgeschoben, so hätte es Frankreich unzweiselhast Erleichterung verschafft. Aber au der Newa blieb man still und kühl und Frankreich mußte den bitteren Trank der Demüthigung hinunterwürgen. Was aber bedeutet Faschoda für Deutschland? England hat damals gesehen, was eS Frankreich bieten konnte, ohne daß der russische Koloß sich rührte; es hat aber damals auch gelernt, daß «- Deutschland in ähnlichem Fall natürlich noch viel mehr bieten kann, ehe Rußlands Staats männer glauben, daß russische Interessen auf dem Spiele stehen. Auf e igenen Füßen muss en wir also stehen, so schließt der Verfasser, und spricht die Ueberzeugung auS, daß eine Nation, die in wenigen Jahren 60 Millionen Menschen zählt und eines wirthschafllichen Aufschwunges ohne Gleichen sich erfreut, nicht willens sein könne, seine unzulängliche Kriegs flotte von einer übermächtigen zerstören, seinen Seehanbel labmlegen, seine reichen Seeplätze veröden oder vernichten, Millionen von Arbeitern, Handwerkern und Kaufleuten brot los machen, seine Colonien sich abnehmen zu lassen. Dann weist er nach, daß eS so übermäßiger Anstrengung gar nicht bedarf, um England in absehbarer Zeit eine Flotte entgegen zu stellen, die ihm zeigt, wie schlechte Geschäfte eS bei einem Angriff auf unS machen würde: „England verfügt jetzt -brr 60 Linienschiffe, und wir werd«» nach dem jetzigen Gesetz im Jahre 1904 etwa 20 haben, also ein Drittel der englischen Macht. Verdoppeln wir unsere Linienschiffe bis 1916, so müßte England, um die jetzige dreifache Ueberlegenheit zu behalten, auf 120 gehen. Da aber jede Marine in 1b Jahren etwa für drei Fünftel ihres Bestandes Ersatzbauten leisten muß, so hätte England nicht 60, sondern 96 Schiffe zu bauen. Will Eng land nun gar seinem Grundsätze getreu bleiben, stets der Coalitiou der beiden seemächtigstrn Nationen gewachsen zu sein, so wäre es, da alle Staaten fortgesetzt gegen England rüsten, gezwungen, mindesten» 100 — 120 Linienschiffe und für seine Kreuzer- flott« in derselben Zeit etwa 100 Schiffe zu bauen. Eine solche Leistung zu vollbringen, ist England weder technisch noch finanziell im Stande. Wie immer der Krieg tu Südafrika au-geheu mag, England wird gezwungen sein, dort eine stattliche Armee für lange Zeit zu halten; überdies wird e» wahrscheinlich sein Heerwesen, ohnehin daS relativ theuerste der Welt, gründlich rrsormiren müssen. So erwachsen ihm Auf wendungen sür daS Landheer, neben denen es, trotz seine» Reich- thums, sich für seine Flotte gewisse Beschränkungen auferlegen wird. Vor Allem aber muß die Frage, ob England feine Marine über den jetzigen Stand hinaus noch erheblich vermehren kann, auch aus dem Grunde verneint werden, weil ihm heute schon Officiere und technische» Personal knapp find; sie würden bei einer starken Ver mehrung der Schiffszahl unmöglich in ausreichender Zahl und Güte beschafft werden können. Wir haben dagegen einen völlig genügen den Zuwachs de» Officierersatzes und de- technischen Personal» für unsere Flotte zu erwarten; die Anmeldungen steigen in überraschen dem Maße. Bei un» kostet zudem der Einzelne erheblich weniger al» in England." Nachdem er dann weiter darauf hingewiesen, daß England unter allen Umständen, auch bei einem Kriege mit Deutschland, genöthigt ist, einen großen Theil seiner Linienschiffe im Mittel meer zu lassen, um nicht Gibraltar, Egypten, den Suez-Canal und damit Indien ernstlich zu gefährden, kommt der Verfasser zu dem Schlüsse, daß die in Aussicht genommene Verstärkung unserer Flotte genüge, um einen etwaigen Angriff Englands mit Erfolg zurückzuweisen. Aber mit dieser Verstärkung dürfe auch nicht langer gewartet werden: „Wie die Diuge liegen, ist e- dir höchste Zeit; wir stehen in der elfteu Stunde und die Entscheidung wird um so rascher fallen — zu unserer Umgunsten —, je länger wir zögern." Der Verfasser faßt dann nochmal» zusammen, was wir bei längerem Zögern za verlieren haben: „Da- gewaltige Geschäft, da» die Firma de» Deutschen Reiche» trägt, bietet durch seine Größe und Blüthe eine starke Versuchung für unsere Concurrentro. Zu seinem Schutze dienen Heer und Flotte. Und wenn man un« eutgegenhält, unsere Land armer sei «ine feste Kehr, so erwidern wir: Wenn Jemand seinen Besitz auf drei Seiten sichert, aber glaubt, an der vierte» mit einem schwachen Damme auSzukommrn, uud daun bricht die Sturm- fluth gerade von dieser Seite herein, daun sind eben alle Aufwendung«» vergebe»» gewesen. In einem solche» Falle befinde» wir na« Eaglaad gegenüber, uud di« Folgerung für «»»ist, daß all« Rüstung«, zu Laude schließ- lich umsonst gewesen sein «erden, wenn wir un- ouf der See nicht auch unserer Haut erfolgreich wehren können. Sind wir aber einem britischen Angriff zur Er« ge wachsen, so wird England da- Risico nicht laufen, »ach unserem Gut und Besitz die Hand aoSzostreckrn. Unser Landheer hat uns jetzt 30 Jahre de» Frieden auf dem Festlande geschirmt, weder von Weste» noch vou Osten haben begehrlich« Finger an unsere Grenzen zu rühren gewagt. Ein« stark« Schutzwehr zur See gegen englische Gelüste würde un» auch auf dieser Seit« de» Frieden sicher», so daß wir in Ruhr, fleißig und entschlossen unserer Arbeit leben können. Durch unser Volk geht gegenwärtig eine starke Strömung gegen England. Wir wollen nicht Hetzen und schüren, sondern wir wollen gerade zur Sicherung des Friedens eine große Flotte. Aber wir hielten dies offene, ehrliche Wort für angezeigt, damit ein Jeder, doch und niedrig, Bürger und Bauer; Arbeiter und Unternehmer, mit sich zu Rathe gehe über den Ernst der Lage und die Größe der Gefahr, in der Deutschland schwebt. Mit billigen Redensarten und ge wollter Blindheit ist sie nicht zu bannen. Der einzige Weg ist die entschlossene That: Deutschland muß eine große Flotte haben!" Wir können dieser höchst beherzigenswerthen Ausführung noch etwas hinzufügen, was dem Verfasser entgangen zu sein scheint. Es ist ein Aufsatz der in Berlin erscheinenden „German Times", des Organs der in Deutschland lebenden Engländer. Es wird darin bargelegt, daß England mit dem südafrikanischen Kriege nur eine Pflicht erfülle, von der cs nicht entbunden werden könne. Es habe die Pflicht, „die Civilisation in alle Welt hinauSzutragrn"; diese Pflicht habe es überall erfüllt und werde sie auch den Boeren gegenüber erfüllen. Der Boer habe sich der Aufgabe, die Kräfte seines Landes auszunutzen, bisher nicht gewachsen gezeigt. Deshalb stelle sich „die brutale Gewalt in den Dienst des höchsten Zweckes," wenn sie „mit Feuer und Schwert den trägen Boeren- Viehzüchter von seinen Weidegründen vertreibe." Wer solche Grundsätze aufstellt und, um den brutalen Ver gewaltigungsversuch in Südafrika noch weiter zu entschuldigen, diesen auf die gleiche Stufe stellt mit unseren durchaus loyalen colonialen Erwerbungen und Abwehrmaßregeln, der wird sich, wenn diese unsere Erwerbungen seine Habgier reizen, keinen Augenblick bedenken, unsere Langsamkeit im Babnbau rc. als Beweise unseres Mangels an Fähigkeit, die Kräfte jener Länderstrecken auszunutzen, anzusehen und auS diesem Mangel Deutschlands die Pflicht für England herzu leiten, seine „brutale Gewalt in den Dienst deS höchsten Zweckes" zu stellen und unS mit Feuer und Schwert zu vertreiben. Wenn irgend etwa- beweist, baß unS selbst die Pflicht obliegt, unS so rasch wie möglich durch eine eut- sprechende Verstärkung unserer Flotte aea-n die brutale Ge- walt «der ,Mmpfer für Freiheit und Recht" zussichern, so ist eS die Auslassung der „German Time-" über den heiligen Zweck deS den Boeren aufgezwungenen Kriege-. Der Krieg in Südafrika. —Aus London meldete uns ein Privattelegramm, daß das KriegSamt zugestandenermaßen zwei Depeschen des Oberstcommandirenden General Buller als nicht geeignet für die Veröffentlichung zurückhalte. Vielleicht deckt sich die eine mit dem ersten Theil der folgendrn bedeutsamen auf Ladysmith sich beziehenden Nachricht: * London, 4. December. (Telegramm) Die „Morning Poft" veröffentlicht ein Telegramm aus Lady smith vom 25. v. Mts., nach dem das Bombardement der Boeren in der letzten Zett viel mehr Schaden in der Stadt anrichtet als bisher. Das Liver pool-Regiment und der noch vorhandene Rest des lSloueester-RegimentS Hatton gestern elfTodtennd Verwundete. Auch mehrere Zivilisten und einige Mann der Ratal-Polizeitruppe find getödtet, bezw. ver letzt worden. Tie Stärke der Boeren beträgt wahrscheinlich 10VV0 Mana. — Aus Sstcourt meldet dasselbe Blatt vom 8V. November, ein von den Boeren freigelasfener Engländer schätze die Zahl der bet Colenso stehenden Boeren ans L5VM, Auch hätten diese 15 Geschütze in starken Stellungen. Das Lommando habe Joubert selbst. Da die Nachricht vom 25. November datirt, ist eS auch möglich, daß mittlerweil daS Verhängniß über die belagerte Stadt bereingebrochen und daß dies der Inhalt deS zweiten sekreten Telegramm« de- Londoner KrieaSamteS ist. Nach Londoner Zeitungsmeldnngen hatte General Joubert zuerst am Tugela mit 10000 Mann gestanden, doch soll diese Abtheilung sich getbeilt haben und jetzt zur Hälfte bei Ulundi, zur anderen Hälfte bei Wernen lagern. (Mundi liegt südwestlich, Weenen nordwestlich von Estcourt, beide also südlich des Tugela. — Der „Magdeb. Ztg." wird über die Lage in Natal noch gemeldet: * London, 2. December. Ja Natal sind augenscheinlich große Dinge in Vorbereitung. General Sir Redvers Buller, der »och in Pietermaritzburg weilt, verfügt im Augenblick über eine Truppen- macht von etwa 20000 Mann mit fünf oder sechs Batterie» Artillerie »nd mehreren Schiffskanonen. Ansehnliche Ver stärkungen sind unterwegs. S« sollte ihm also nicht schwer solle», di« Streitkräfte Joubert'» zurückzudrängen und eine Bereinigung mit White's Truppen, die mindesten- noch 9000 Mann stark sind, zu bewerkstelligen. Den Boeren ist eS gelungen unbehelligt durch die Brigade de- Generals Hildyard über den Tugela nachEolenso zu gelangen und die Brücken hinter sich zu zerstören oder unbrauchbar za machen. Ihre Stärke am nörd lichen Ufer de« Tugela wird ans 10000 Mann geschätzt. ES heißt, Joubert beabsichtige seine schweren Geschütze auf de» in gleicher Entfernung zwischea Ladysmith und Lolenso ge- legene» Anhöhen zu moatirrn »nd den Engländern den Uebergang über den Fluß bei Colenso mit seiner ganzen Macht streitig zu mache». ES fragt sich nun, ob Joubert'- Streitkräfte, die Ladysmith eingeschlossen halten und belagern, stark genug find, um General White daran zu verhindern, einen MassenauSfall zu machen und »fit der Ent satzarmee unter General Clery Fühlung zu erlange». Der Uebergang über den Tugela wird ein schwere« Stück Arbeit für di« Engläuder sei». Buller, uud e» heißt, i» der bevorstehende» Entscheidung^ schlacht werd« er selber de» Oberbefehl übernehme», dürft« «S indeß möglich finde», «ine stark« britisch« Tr»pp«»»acht an einem höher hinauf gelegenen Punkt« üb,, de» Tugela zu werfen. Die Gegenwart diese» Torp» auf dem andere» User des Flusses würde Joubert'» Brweguuge» hemme», den» er würde uicht »ur eine» mögliche» Angriff in seinem Rücken von Ladyshmith aus, sondern auch ein« Umgehung seiner rechte» Flanke zu befürchten haben. Zar Erleich terung des Ueberganges über den Fluß siud von Durban weitere Schiffskanonen laodaufwärt» gesandt worden. Eia Poatou- Traiu mit dem nöthigrn Material, eine Pontonbrücke über de» Fluß zu schlagen, sowie eine weitere Compagnie Sappeure, ferner ein Marconischer drahtloser Telegrapheaapparat sind »ach General Clery'S Hauptquartier unterwegs oder dort schon aagelaogt. Di« Besiegung der Boeren bei Colenso und Ladysmith wird sich zweifellos zu einer furchtbaren Anstrenguug gestalten. Englische „Tnltnrträger." * Brüssel, 3. December. Der „Haarlemsche Courant" veröffent licht auf Grund des Berichtes von Augenzeugen Mittheiluagen über haarsträubende Grausamkeiten der Engländer, die angeblich 300 ge fangene Boeren hinmordrte». Der Brüsseler „Soir" be stätigt die Meldung von Grausamkeiteu. Der Gesandte Leyd» wartet den amtlichen Bericht ab, um die Angelegenheit zur Keantniß der Großmächte zu bringen. Deutsches Reich. -x- Leipzig, 4. December. Zum ReichSgerichtSratH an Stelle deS verstorbenen Herrn von Bruchhausen wurde Herr LandgericktSdirector vr. Sabarth in Lüneburg er nannt. Herr vr. Sabarth war nach Vollendung seiner Studien im Jahre 1875 Gerichtsassessor in Celle, wo er noch in demselben Jahre zum Amtsrichter ernannt und von wy er in gleicher Eigenschaft im Jahre 1876 nach Hannover versetzt wurde. Im Jahre 1883 erfolgte seine Ernennung rum Landrichter und im Jahre 1888 zum LandzerichtSrath. Am 17. August 1891 wurde er zum Oberlande-gericht-rath in Celle, zum Landgericht-director in Lüneburg nn Jahre 1894 befördert. 2. Leipzig, 4. December. (Streik- in Len erstep 9 M-nat-m 1899.) Dir amtliche Gtreikstatssiik ist nun auch für da» 3. Quartal deS laufenden IabreS erschienen; wir können also jetzt die allgemein interessirenden Daten für di« ersten 3 Vierteljahre zusammenstellen, wobei zu beachte» ist, daß diese die Sommerzeit umfassen, in welcher erfahrungs gemäß die Lust zur Arbeitsniederlegung größer ist. ES wärest im deutschen Reich 1899 in den von Streik- betroffenen Betrieben vorhanden: Die Anzahl der streikenden im Vergleich zu der in den betr. Betrieben beschäftigten Arbeiter ist ziemlich erheblich, auch contractbrüchige Arbeiter waren ziemlich viele vorhanden. Die Streiklust zeigte sich am auSgebreitetsten im 3. Viertel jahr. Am meisten ragt hier die Arbeitseinstellung in den Bauunternebmungen hervor; Dre-den wesst allein 1888 Streikende auf. Die Bau- uud Möbeltischler, sowie die mit ihnen gemeinschaftlich thätigen Maschinenarbeit» irr Leipzig stellten 1122 von in einem Betriebe beschäftigte» 1142 Arbeitern al- streikende; von den Maurern in Zwickau streikten 486, von den Ofensetzern in Leipzig 280, von den Bauschlossern in Leipzig 378, vou der Fabrik mechanischer Musikwerke in Leipzig 493, vom Steinkohlenbergbau in Boderitz und in Zauckerode 461 bezw. 440 Arbeiter. beschäftigte Arbeiter: I. Quartal 1899 17 680 II. - - 74 525 III. - - 85 956 streikende contractbrüchige Arbeiter: 8 896 36 924 32 480 Arbeiter: 3 642 9 233 . 10548 Zusammen 178161 78 301 23 423 An diesen Ziffern war da- Königreich Sachsen br- theiligt mit: I. Quartal 1899 1 511 628 198 H. - - 7 608 2 899 897 III. - - 15 633 6765 2269 Zusammen 24 752 10292 3 364 6. v. Berlin, 4. December. (Zur Entsendung land- wirthschaftlicher und sorstwirthschaftlicher Sach verständiger in- Ausland.) ES ist schon mitgetbeilt, daß der Etat für die Entsendung laudwirthschaftlicher und sorstwirthschaftlicher Sachverständiger in- Au-land etwa um ein Drittel erhöht werden soll. E- hat sich rnuächst berauS- gestellt, daß der land- und forstwirthschastliche Sachver ständige bei der Botschaft in Washington bisher durch die Erledigung der laufenden Geschäfte landwirthschaftlicher Natur dermaßen io Anspruch genommen worden ist, daß er sich der zur Information der heimischen Behörde» und Jnterrffenkreise dienenden landwirthschaftlicheo Bericht erstattung nicht in dem wünschne-werthe» Umfange hat widmen können. Auch sür die nächste Zukunft ist in dieser Beziehung eine Änderung mcht zu erwarte», da zwischen Deutschland uud den Bereinigten Staaten von Amerika gerade auf landwirthschaftlichem Gebiete überaus zahlreiche Fragru zu erörtern smd. E» ist deshalb in Aussicht genommen, eioen zweite» Sachverstäodigen nach den Vereinigten Staaten zu «ntsendeu, der de« General konsulat in New Uork zugetheilt werdeu soll und dessen Ausgabe i, Pflege der landwirthfchastlnhe« Bericht erstattung bestehen würde. Rebe« der Ersorschuug der landwirthschaftlichen Verhältnisse des Au-laudrS durch ständige, den kaiserlichen Vertretungen beiaegeben« Sach verständige hat eS sich al- wL»scheoSwerth herauSg,stellt, einzelne Special fragen durch besonder«, nur zeitweise in da» Au-laad zu eotseudrade Sachverstäudia« prüfen z» lassen. Dir- ist zwar schon geschehen, aber eine Eutseuduag ia aus gedehntem Maßstabe hat sich al» nothwendig hrrau-gestellt. Man sieht also, daß die Reich-regierung allen laud- und forstwirthschaftlichen Fragen im AuSIande da- deukbar grätzt« Interesse entgegenbringt. -e- Berlin, 4. December. (ReichStagSaufläsung »nd freisinnige Volk-Partei.) „Die fr«sim»ge vulk-partei hat bei entsprechender Stichwahlpolitik gut« Aussicht«», per-
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