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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991211014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-11
- Monat1899-12
- Jahr1899
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Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Montag den 11. December 1899. Unzeigen.PretS die 6 gespaltene Petitzcile SO Pfg. Reklame» unter dem RedactionSstrich (-ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen. Ausgabe, ohne Postbesürderuag ./t 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.-—. Innahmeschluk für Anzeige«: Abend-AuSgabe: BormittagS 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte«. Druck und Verlag voa L. Polz in Leipzig. 93. Jahrgang. Jur Geschichte der Stadlbibliothek. Von G. Wustmann. IV. Im Jahre 1734 legte Bamidis sein Rathsherrenamt nieder, weil er eine juristische Professur an der Universität erhalten hatte. Im Oktober 1734 schloß er mit einer Theilrechnung seine Verwaltung der Bibliotihel ab. *) Man sollte erwarten, «daß nun sofort Masco» an die Stelle von Baudis gerückt wäre. Das geschah aber nicht. Die Neu besetzung war für die Engesitzung vom 22. Dezember 1734 mit auf die Tagesordnung gesetzt, da die Neujckhrsmesse herannahte. Vorher hatte Masco» folgende „Unmaßgebliche Vorstellung einiger Punkte, die gegenwärtige Einrichtung E. E. Hochw. Raths Libliotkeo betreffend", übergeben. 1. Bei der Üidliotdoo ist für itzo am nöthiigsten, den Ortta- lozuw über die Bücher zu stände zu bringen und das Münz- Oabmet zu urrungiren. 2. Es wird aber ein zweifacher Oataloeuz erfordert. Der Haupt-OLtaloxuZ nach der -Ordnung der Oiseiplinen, welcher gleichfalls zum beständigen luventsriu dienen kann, da man denn zuvörderst die Bücher nach ihrer Ordnung noch einmal ourchgehen und sie uccurat numerii en muß. Solches ist bis her tmdurch in etwas gehindert worden, weil einige Iliseipliuen so stark gewachsen, daß die ihnen angewiesenen Fächer nicht zu langen und daß zuvörderst eine starke Iranslocutiou fürzunehmen ist. Der andere wird nach dem Alphabet eingerichtet. Zur Verfertigung von beiden könnte Herr Llur. Ortlob gute Dienste thun, weil er ohnedem seinen krivat - OMalooum für sich und die Schlüssel zurkidliotlier hat, daß er heraufkommen kann, wenn er will. Ein Hochedl. Rath würde auch verhoffentlich ihm eine absonderliche Douceur dafür ausmachen. 3. Bei dem Münz-Osdinet ist zuvörderst der Oatalopus über die antiguon rein abzuschrcrben, welche Arbeit eine gelehrte Hand, insonderheit wegen der griechischen Münzen und der vielen sddievtsturen. erfordert. Die moäernen sind noch gar nicht rungiret. Solche Arbeit dürfte etwas langwierig fallen, theils wegen der Menge der Münzen, theils weil die Pappen mit ganz besonderm Fleiß abgetheilet, eingeschnitten. liniret und beschrieben werden müssen. Wenn ein Hochedl. Rath für genehm hält, daß dem Okputsto hei dieser Besorgung jemand an die Hand gehen darf, würde sie desto eher können bestritten werden, und wollte -.urn.darzu unmaßgeblich Herr Hallausen von der Schule zu E. Nicolai fllrfchllagen, weil selbiger ohnedem bereits in des RathS Diensten und dieses nur ein lateriins-Werk ist, da E. E. Hochw. Rath sich auf den Fall, wenn selbiger einmal eine andere Person zur Libliotstc-o zu ziehen beliebte, gar nicht die Hände bindet. Es könnte dabei die Anstalt getroffen werden, daß auf der Libliotsteo zu gleicher Zeit an dem Oatnlogo der Bücher und an Einrichtung des Münz-eabinotg gearbeitet würde. 4. Es ist auch ein besonderer Oatslopus über die Oockiceü mnnuseriptoZ zu fertigen. Dieser ist deswegen mühsam, wr-l bei den meisten Oockicidus besondere Anmerkungen wegen ihres Alters und des Inhalts zu inseriren sein dürften. *) Gestorben ist er am 8. Februar 1739. 8. Es ist auch die distorig, Lidliotüvcao, wie sie der sel. Herr Bürgermeister Gräver in lateinischer Sprache angefangen hat, zu couUuuiren, und insonderheit das Andenken der Wohllhätec nebst Anzeige dessen, was ein jeder geschenkt, nachzutragen. 6. Der ganze Plan an der »ckministrsliou wird dermaleinst durch eine Insu ueliou für den Doputatum senatus, den 8ud- Dibliotkecurium und die beiden Aufwärter oder durch ein allgemeines lieglvmeut für die Libliotüeo entworfen werden können. 7. Wobei man schließlich dieses höherm Ermessen anheim giebt, ob es nicht o ckiguitüte senstns und o is dibliotkecao sei, daß auch noch ferner zwei Deputat,» zur Libliotkec ernennet würden. Das wichtige Schriftstück hat sich nur abschriftlich erhalten, von Schrciberhand geschrieben, und trägt weder ein Datum noch eine Namensunterschrift. Wie jedoch der Schlußsatz zeigt, kann es nur nach Baudissens Abgang und vor Neubesetzung seiner Stelle verfaßt sein. Wer anders aber als Mascov soll , es dann versaßt haben? In der Engesitzung vom 22. Dezember 1734 kam es zu einer großen Debatte über die Zustände an der Bibliothek. Vor allem war man alltzemein der Ansicht, daß es mit der Wiederbesetzung der obersten Stelle keine Elle habe, da Mascov „zugleich di: luspoctiou habe." Appellationsrath Stieglitz lenkte sogar die Aufmerksamkeit des Raths nach einer ganz anderen Seite; er sagte: „Bei der Libliotkee es bloß auf die Doputirten des Raths ankommen zu lassen, wäre nicht zu rathen, dahero er davor halte, daß nicht allein ein besonderer lübliolimcariug, sondern auch seins Subbibliotliecsrius zu setzen, dieselben mit be sonderer Pflicht zu belegen, ihnen auch besondere Instructioues auszufertigen, sowohl s d. i. sowies eine gewisse Besoldung aus zumachen. Stiege gleich das guantum hoch, so würde doch solches gegen den Nutzen nichts zu rechnen sein." Ebenso war man darüber einig, daß ein Bücherkatalog und ein Münzkataloz gefertigt werden müßten. Für den Münzkatalog schlug Bürger meister Lange einen Dr. Wachter vor, den viele gar nicht kannten; von anderer Seite wurde Haltaus von der Nikolaischule genannt. Für den Bücherkatalog blieb man allgemein bei Ortlob. Da» jedoch der Verfertiger des Münzkatalogs ohne Aufsicht arbeite, erschien gänzlich ausgeschlossen; man dachte sich die Ausführung so, daß die beiden Confulenten — d. h. die nächsten Rathsu.it- glieder nach den Bügermeistern — und BaumeisterLstriiser ab wechselnd der Verfertigung des Katalogs beiwohnet könnten! Auch das bisherige Ausleiheverfahren wurde besprochen. Bürger meistern Born gab zu überlegen, „ob die Oommuuieeckicm ter Bücher so iuckistineto zu gestatten, von Nsnuscriptm wäre gar nichts wegzugeben, überdies sollten viele Bücher er mangeln" <!). Stieglitz bemerkte, „Bücher und Llanu8oripta wären schlechterdings nicht wegzugeben". Mascovs Vorlage und die Bibliothekdebattc in dieser Sitzung eröffnen plötzlich einen Einblick in gewisse Mißstände bei der Bibliothek. Seit fünfzig Jahren hatte man nun immer gekauft und gekauft, die BMiothekrasse und die Einnahmstube hatten ge wetteifert, die Schätze der Bibliothek zu vermehren, man hatte dec Bibliothek einen anständigen Raum geschafft, man hatte einen Beamtenkreis geschaffen, aber niemand wußte, was die Bibliothek eigentlich besaß, es gab — keine Kataloge! Für die orientali schen Bücher unv Manuskripte hatte man sich zwar im Laufe der Jahre wiederholt von Sachverständigen Kataloge anfertigen lassen. Schon 1716—17 erhielt ein Mgr. Bayer 6 Thaler „vor Verfertigung des li'atalogi der orientalischen hlauuserixten". Dir Arbeit mag aber wohl nicht zu brauchen gewesen sein, denn im November 1719 schlug Götze jemand vor, der für 100 Thaler einen Katalog der arabischen Handschriften fertigen wollte. Er wurde auch ermächtigt, mit ihm zu unterhandeln, es kam aber zu keinem Auftrag. 1726—27 erhielt dann Christoph Wallich aus der Einnahmstube 156 Thaler „wegen Fertigung des Oatalogi deren bei -drr Libliotkeo sowohl geschriebenen als ge druckten Didrorum Ilvdrsicorum, Okalüaicorum vt liaddiui- ooruiu und selbige zu extrakiren "; er hatte gerade ein Jahr daran gearbeitet, und für die Woche waren 3 Thaler ausbedungen gewesen. Im October 1729 endlich erhielt Mgr. Georg Jakob Kehr 50 Thaler „vor Verfertigung eines Oataloxi über die türkischen, arabischen und peruanischen Llanuscripta, auch vor andere viele Arbeit", und im Novenrber 1731 derselbe Kcbr 6 Thaler „für das äecüissromont derer üummorum (!üaliü- corum und anderer ^.rnbioorum, ingleichen die Wagenseilische Oorresponckonr in Ordnung zu bringen, ingleichen sowohl dar über als über die luscriptiones sopulcrsles tiedraicas einen vollständigen Inckic-ew zu verfertigen". Aber für die ganze übrige Bibliothek fehlte ein ordentlicher Katalog! Der Vorwurf traf, soweit er die Bücher anging, unzweifel haft Ortlob, denn in dessen Instruction stand, daß er „die neu angeschafften Bücher überschreiben und selbige in die OLtaIogo8 eintragen" solle. Und da er, wie bei seiner Anstellung besonders hcrvorgehoben würde, auch in „Unguis orientaUbus Wobt versirel" war, so hatte man wohl darauf gerechnet, daß er auch die orientalischen Bücher würde verzeichnen können. Soweit aber der Vorwurf die Münzen anging, traf er ebenso unzweifelhaft den Administrator, denn ihm allein war das Münzcabinet an vertraut, kein andrer, auch Ortlob nicht, hatte irgend etwas damit zu schaffen. Im Grunde freilich traf der Vorwurf keinen von beiden, sondern die verfehlte Einrichtung. Die Bibliothek hatte, trotz ihrer fünf Beamten, niemanden, der sich ihr aus schließlich hätte widmen können. Für den Deputirten des Raths war die Stellung bei der Bibliothek nur eine Ehre, ein Schmuck. Er erschien auf der Bibliothek, wenn angesehen. Fremde sie zu besichtigen wünschten, und machte dann persönlich die Aufwartung des Raths. Aber irgend etwas für die Bibliothek zu thun, dazu kam er nicht. Das fühlten auch die Benutzer der Bibliothek. Hofrath Kees machte schon 1720 in einer Engesitzung darauf aufmerksam, ob man nicht die Raths personen „Doputirte zur Lidliotkeo" nennen solle; „Ortlob hieße Libliotkeearins", d. h. das Publicum betrachtete schon damals den Lehrer der Nikolaischule, der ihm die Bücher zutrug, als die Hauptperson. Und doch sollte es, wie in allen Zweigen der städtischen Verwaltung, auch hier ein Rathsherr sein, der an der Spitze stand, man glaubte, die Schätze der Bibliothek niemaikd anders anvertrauen zu können, man hielt es für genügen», daß ein städtischer Lehrer ein paar wöchentliche Nebenstunden seines Schulamtes auf der Bibliothek zubringe, wo ihm ein paar dürftige Ingenia dabei als „Observatoren" Gesellschaft leisteten. Ortlob war seit seiner Anstellung an der Bibliothek zum Conrector der Nikolaischule aufgerückt. Daß der sich nichr für 50 Thaler jährlich auf die Bibliothek setzte und Tüel auf die Bücherrückcn malte, war wohl selbstverständlich, das überließ er den Observatoren, und selbst die ließen sich dafür noch be sonders bezahlen. Aber auch daß er für diesen geringfügigen Gehalt nicht schön geschriebene Schaukataloge fertigte, was ja auch nur eine höhere Schreiberarbeit gewesen wäre, ist wohl begreiflich. Für sich selbst wußte er schon Bescheid in der Bibliothek: er führte seinen „Drivat-Oatalogum^. Diese Mißstände waren schon seit längerer Zeit empfunden worden. Schon als im August 1731 die Einnahmstube über 500 Thaler zum Ankauf der Uffenbachschen Bücher hergeben sollte, sagte Bürgermeister Lange, man solle sliebers „auf der Libliotüse Verwahrung, und daß ein Mann derselben vorgesetzct werde, der cs abwarten könne, gedenken". Und im Juli 1734, wo Baudls noch im Amte war, bemerkte der Rathsherr Job, „die Verfertigung einesOataloxi wäre höchst nöthig", und Bürger meister Born fragte, „bb nicht wenigstens nach denen Ubpositoriis ein Catalogus zu machen". Diese Mißstände sind es auch, auf die Stieglitz zielte; er wollte statt des vornehmen Scheinbibliothekars, den der Rathsdeputirtc vorstellte, einen wirklichen Bibliothekar angestellt wissen, ja womöglich zwei, die ihr Amt nicht als Ncbenämtchen zu einer Schülstelle, sondern als Hauptamt bekleiden sollten. Dann hätte man sie naürlich ganz anders besolden müssen, aber «man hätte ihnen dann auch etwas anvertrauen und etwas von ihnen verlangen sonnen. Aber das geschah nicht. Am 2. Januar 1735 reichte Dr. Wachter beim Rathe folgendes „Promemoria" ein: „Weiln Ew. Hochedelgeb. einen schriftlichen Aufsatz von mir verlanget, wie und welchergestalt das luvsutarium von dem Schatzlasten der antiguou Ickirckaillen auf der Raths-Zibliotdso am füglichsten könnte zum stand gebracht werden, so habe nicht unterlassen sollen, Ew. Hochedelgeb. hiermit meine unmaßgebliche Meinung gehorsamst zu eröffnen. Obwohln der alte (.'atalogus mit der neuen Einrichtung des Münz - Oabinets nicht llbereinkommt, so hat er doch seine Hleriwn, sowohl in Ansehung der Einteilung in gewisse (.'lassen» als auch in Ansehung der exaeton Beschreibung einer jeden HlecisiUs ins besonder, also daß dieser Oataloxus bei Ver» fcrdigung des neuen fast unentbehrlich ist. Ümb deswillen halt« ich davor, daß man nicht besser thue, als daß man eine lakletle nach der andern vornehme und solche mit dem alten Oatalogo conkorire. Denn aus dieser, wiewohl sehe mühsamen und langweiligen Ooliation muß nothwendig ein neuer und vollständiger Oatalogus entstehen, welcher nicht allein mit dem alten Oatalogo in ponero Iiarmoniret, sondern auch mit der neuen Einrichtung des Oakioets exacto übereinkommt. Sollten auf den ladletton einiae -lockaillon vorkommen, welche in dem alten Oatalozo dermaßen versteckt und verworfen wären, daß sie nicht könnten gefunden werden, so ist dieser Ab gang leicht zu ersehen, denn in solchem Fall werden die ^.»ti- quarii nachgeschlagen, oder man machet sich selbst eine Be schreibung aus den Figuren und Schriften der vorseienden LIeckaillv. Was den ivoäum exogusncki betrifft, so kann ich mir keinen Das Haar. Ein Capitel aus der Geschichte der menschlichen Schönheit. Von Dr, Reinhart Thilo. Nachdruck »rrbotea. Wenn Liebig die Seife als einen Culturmesser bezeichne: hat, so darf man von dem menschlichen Haare und seiner Be handlung AehnlicheS behaupten. In der gesammten äußeren Erscheinung des Menschen, soweit sie von der Mode oder dem individuellen Geschmack abhängt — sagt Jakob von Falke —, ist die Haartracht am meisten charakteristisch. Das in zahllose kleine Zöpfchen von Strohholm-Stärke geflochtene Haar der Bewohner der Neuen Hebriden und di« überaus sorgsam ge kräuselten langen Locken unseres Albrecht Dürer, der Zopf des Chinesen, das langwallende Haar des freien Germanen und der hohe, künstliche Bau auf dem Haupte der Pompadour — all' diese Schöpfe zeigen uns nicht nur Frisuren und Moden, sie belehren uns auch über den Geschmack, di« Cultür des äußeren Menschen, die Schönheitsauffaffung bei Völkern der ver schiedensten Zeiten und Länder. Ihnen allen gemeinsam aber ist die hohe Werthschätzung eines reichen und schönen Haar schmucks. Homer kennzeichnet die Reize der Hera, Demeter oder Thetis durch das Beiwort „schönlockig", nordische Helden legten einem ihrer Könige die Bezeichnung „Schönhaar" (Harfagr) bei; in ungezählten Liedern wird das Haar der Mädchen ge priesen; die Dinghalrsin (auf Ceylon) würde nun und nimmer mehr für schön gelten, wenn ihr Haar nicht „reichlich wie der Schwanz eines Pfaus" wär«, bis zu den Knien reichte und in zierlichen Locken endete; der Chinese, der seines Zopfes beraubt ist, findet das Leben nicht mehr lebenswerth und giebt sich den Tod. Der königliche Jüngling Absolom verdankt sein Unglück, aber freilich auch seinen Nachruhm, seinem prächtigen, üppigen Haare, das, wenn es alljährlich einmal geschoren wurde, 200 Seckel gewogen haben soll; und die büßend« Magdalena, die mit ihrem langen Haupthaare die mit Salben benetzten Füße d«S Heiland- abtrocknete, ist nicht am wenigsten um diese- Motiv- willen ein« der gefeiertsten Gestalten der ganzen Kunst geworden, an der von Giorgione und Tizian bis zu den neuesten Meistern, wie dem Franzosen Henner, die hervorragendsten Maler ihr Können versucht haben. So werth ist überall und seit Jahrtausenden schönes Haar gehalten wovden. Und gleicher Mißschätzung ist andererseit- daS feine- mrtürlichen Schmuckes beraubte Haupt, der. Kahlkopk, verfallen. Zwar dürfen wir zum Tröste aller Ritter von „Mondschein" — und der Orden ist ja heute ziemlich . auS> gebreitet — anführen, daß der kyrenäische Philosoph SynesiuS ein Ldbtz^dicht auf da- kahl« Haupt (psiaissiras ealromioo) verfaßt und darin die vorzüglichen Eigenschaften des Kahlkopses eifrig gerühmt hat; doch dieses Opus war nur eine auf die Schaustellung des Scharfsinns hinzielende sophistische Spielerei, und Syncsius hätte schließlich gleich beredt auch die Hinkefüße und die Zahnlosen gefeiert. Die Geschichte widerspricht seinen Sophismen. Bei den Hebräern ward ein Kahlkopf sogar ge radezu als ein Schimpf angesehen, allerdings auch darum, weil er den Verdacht nahe legte, daß sein Träger mit Aussatz be haftet sei. Aus dem Buche der Könige erinnert man sich der un artigen Knaben, die den würdigen, aber nicht gerade „schön lockigen" Prophet Elisa durch den Hohnruf ärgerten: „Kahlkopf, komm' herauf!" Mele Jahrhunderte später bezeichnet dann der fiauenkundige Ovid ein Haupt ohne Haare als scheußlich (turpo); und wenn auch noch bis zum heutigen Tage die Glatze gotÄob nicht zum unbedingten Ehehinderniß geworden ist, so ist doch so viel sicher, daß auch unsere Damen sie keineswegs als einen Vorzug und einen Bestandtheil männlicher Schönheit an sehen, obwohl sie reichlich Gelegenheit haben, ihren Geschtnack an haarschwach« und haarlose Männerköpfe zu gewöhnen. Also in der Bewunderung und Werthschätzung schönen Haares herrscht allgemeine Uebereinstimmung. Doch waS gehört nun zu dieser Schönheit? Daraus ertheilt uns die gewissenhafte Ge schichte die verschiedensten Antworten. Beschäftigen wir uns zuerst mit der Farbe «der Haares. Blond? braun? schwarz? Jedes hat seine feurigen Vertheidigrr und Lobpreiser gefunden. Die Araber gaben, wie die Orientalen säst durchweg, dem schwarzen Haare den Vorzug, und einer ihrer Dichter, Amralkeis, singt: „Das lange Haar, das ihren Rücken ziert, ist wie eine Kohle schwarz, dicht, und wie Pa km ranken durch urtd durch verschlungen". Auch Anakreon liebt „weiche und schwarze Haare", jedenfalls aber dunkle. Um aber der Wahrheit die Ehre zu geben, so muß man sagen, daß im Ocridente im All gemeinen das goldblonde Haar den Preis der Schönheit er hält. Physiologisch insofern mit einem gewissen Rechte, als das Helle Haar allerdings feiner ist, als das dunkle, und mehr davon auf den Quadrutgoll kommt; dagegen liegen wieder Gründe zu der Annahme vor, daß Helles Haar in der Regel nicht so gesund, nicht so gut genährt ist, wie dunkles. Doch um die Physiologie haben sich freilich Geschmack und Liebe im. All gemeinen herzlich wenig gekümmert. Selbst der Grieche Homer hat manchen seiner Helden, wie Meleager, Achilleus, MenelaoS, durch goldgelbes Haar eine besondere Zierde geben wollen und Apollonius von RhobuS schildert die dämonische Media als mit langem, goldgelben Haar geschmückt. Dann ist es bekannt, daß bei den vornehmen Römerinnen der Kaiserzeit Blond die Modefarbe war und da- schöne blonde Haar der Barbarinnen deshalb einen sehr beliebten Artikel bei ihnen bildete. Im deutschen Mittelalter waren blonde Locken für jede Schönheit, man möchte fast sagzn cks riguour, und da» Minnesänger-Ideal kannte eigentlich nur blond« Haare mit goldenem Schmelz. Einen neuen Triumph feiert« dann da- blonde Haar iin Venedig des Tizian, des Palmavecchio, des Veronese, deren Meisterwerke die blonden Venetianerinnen ihrer Zeit für immer unsterblich gemacht haben. Dies schimmernde, leuchtende Goldhaar war die erste und oberste Bedingung der Schönheit in Venedig, und Cesare Vecellio hat anschaulich die unendliche Mühe und Geduld beschrieben, mit der die Venetianerinnen die arto bionckc-Lxiaiito ausübten, indem sie ihr Haar der glühendsten Sonnenhitze aus setzten und zugleich immer und immer wieder mit einem in ein Vrrjüngungswasser getauchten Schwamm badeten. Auch in den letzten Jahren ist ja eben diese Haarfarbe wieder allgemein bei den Damen in Mode gekommen, und wem die Namr das theure Blond versagt hatte, der mußte durch künstliche Mittel den Mangel auszugleichcn suchen. So nah« verwandt der blonden Haarfarbe die rothe ist, so wenig theilt sie mit ihr die allgemeine Beliebtheit. Die Einwohner der Admirülitäts-Jnseln, die sich ihre Haare brennend roch färben, stehen mit diesem Geschmacke ziemlich allein; denn das purpurfarben« Haar der Inder, von dem griechische Dichter erzählen, ist wohl eher als schwarz und in der Sonne purpurähnlich schillernd zu denken. War es doch den indischer. Brahminen geradezu untersagt, eine rothhaarige Frau zu heirathen, und es hat sich das gewisse populäre Vorurtheil, das den Rothhaarigen entgegengebracht wird, in manchen Volkskreisen ja bis zur Gegenwart erhalten. In Cincinnati sollen vor Kurzem b«i einer Untersuchung 21 Männer, die rothhaarige Frauen geheirathet haben, als farbenblind befunden worden sein — das läßt tief blicken, wie jener Parlamentarier sagte. Den armen „Rothfiichsen" bleibt dann glücklicher Weise noch die Zuflucht zu einem jener Haarfärbemittel, wie sie bereits bei den Naturvölkern, im alten Orient, bei den Griechen, vor Allem aber in dem kaiserlichen Rom, im Gebrauche waren, dessen Damen gern aus dem Norden sich Kräuter und Salben kommen ließen, um den heiß ersehnten tlsvus aolor zu erzielen. Doch dürfen wir die Meffalinen und Poppäen nicht zu verächtlich be urteilen, denn jene Kosmetika waren eine Erfindung und ein Product — unserer germanischen Vorfahren, deren große Eitel keit ihr schöne», langes, blondes Haar gewesen zu sein scheint. Sie hatten z. B. Salben aus Zieg«nfett und Buchenasche, um die blonde Farbe de» Haares zu erreichen oder zu verstärken. Wie sich Orient und Occident, graues Alterthum und Gegen wart in der Neigung und der Kunst, da- Haar zu färben, die Hand reichen, so gehört auch das Pudern de- Haares keines wegs allein jenem 18. Jahrhundert an, in dem eS freilich die Haarmode ganz beherrschte und so verbreitet war, daß William Pitt di« Masse deS Zu Puder verbrauchten Mehls allein in Groß britannien 1795 auf die unglaubliche Summe von 6 Millionen Dollars schätzte. Auch Südsee-Völker pudern ihr« Haare mit Kalk, der sie brennt und dadurch mehr röthlich-blond erscheinen läßt. Und vom weisen Salomo berichtet Josephu», er habe Goldpuder auf seinem Haare getragen. AehnlrcheS wird von einigen römischen Kaisern, wie Tommodu» upd GallienuS, be ¬ richtet; der himmlische Glanz, der ihre Häupter im Sonnen scheine umgeben haben soll, erklärt sich auf diese Weise recht irdisch und menschlich. So viel über die natürliche und künstliche Farbe des Hiares. Was nun die sonstigen Schönheiten des Haares betrifft, fo sehen die meisten Völker in langem Haare, wenWens bei Den Frauen, einen großen Vorzug. Doch schneiden wieder die Siamesinnen ihre Haare so kurz, daß sie den Kopf bürstenarrig bedecken. Bei Männern galt langes Haar den Hebräern für unanständig, und der Apostel Paulus bezieht sich einmal ausdrücklich daraus, daß langes Haar dem Manne zur Unehre gereiche. Auch sie Römer schoren sich ihre Haare gewöhnlich kurz. Bei anderen Völkern aber galt langes Haupthaar als ein Ehrenschmuck des freien Kriegers, so bei den Spartia.en, den Galliern, den Mace- doniern sdenen diese Sitte in der Schlacht bei Arbcla beinahe übel bekommen wäre, invem die Perser die langhaarigen Mace- donier ansprangrn, bei Haar und Bart zu Boden zogen und so überwältigten, bis Alexander die Schlacht unterbrechen und da? gesammte Heer sogleich scheeren ließ), vor Allem aber den Ger manen, bei denen der freie Mann und der Sklave sich eben durch di« Haartracht unterschied. Noch später, als bei den Germanen die kurze Haartracht die lange bereits verdrängt hatte, biloeten doch 'die wallenden Locken das Abzeichen der Würde der Franken könige, unv als Pippin den letzten Merowinger schor, war dessen Schicksal entschieden. Ein langes und höchst merkwürdiges Capitel ist die Geschichte der Taimenfrisuren. Welch« Kunst, welche Müh« und welcher Scharfsinn sind nicht darauf verwendet worden! Noch heute schläft die Japanerin in einer höchst un-bequemen Lage, um nicht ihre kunstreiche Frisur zu gefährden. Die Locken der Jüdinnen nennen die Propheten sehr bezeichnend „gedrechselte Arbeit". Die Römerinnen bedienten sich der künstlichsten Frisuren und hatten ihrer so viele, daß man sie nach Ovid'S Bemerkung s» wenig zählen konnte, wie die Eicheln -der Eiche oder das Wild in den Alpen. Im Mittelalter war das in der Mitte ge scheitelte Haar, das zu beiden Seiten in Ringellocken herabfloß, die Modefrisur; gegen die französische Mode, das Haar in einen Knoten zu bilden, wendet sich Walther v. d. Vogelweide. Den Gipfel aller Erfindungen aus diesem Gebiete bildet die be rüchtigte Fontange deS 17. Jahrhunderts, ein Gebäude von mehreren Etagen, daS über einem Gerüste von Eisendrähten errichtet wurde und daher den Schlosser nicht weniger al- den Haarkünstler beschäftigte. Nicht ganz so weit haben wir ei heutzutage gebracht, doch — launisch und unberechenbar ist die Mode, und eS scheint ein allgemeines Gesetz, daß ein Volk, da- reich geworden und hoch in der Cuttur gestiegen ist, sobakd e» in Luxus und Ueppigkeit verfällt, auch zu künstlichen uüd widersinnigen Haartrachten gelangt. So kann man mit Recht sagen, daß man die Völker und Zeiten —> an den Haaren erkennt.
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