Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991216023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-16
- Monat1899-12
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
t tU«4er uto Ul>4 ;«r k,'nr ä l-oa«» d «77 4LI ««1 i. I. 352 435 ms ->72 imsiile. <!ko Wei 74», MS. t»o. U,I 0SM> >le 86.10 .W 63,VO 1.8 1V . S id in. eo id 100,25 100^0 V3,— »7,SV IOI,IO «5.— 87,75 7«,— 144,28 84,- 21H0 or.l IIS,SV ett >lb. »r Ion tu» itd. t :ao. »vtl »ok 114,10 I4S75 140,60 »LS,- ISS,— 8«<t »ek üdk. t.ö. r»«d Iw- St.k Se^ t>»u üvlc. rkde. r»d. llkrr Ueke eo >>eed islkd. Ul»U V.-X. 20S.lv 130,80 181.70 l^s.rs S7S0 188,SO 84.28 10 .60 2 8,SV 224 — ISS,— 21050 18»,80 177 80 2S3H0 82, 0 140.28 »23,SO 88 >,— 227,— 177,SO IS ,20 IIS.— «4 28 18SL8 IS«,78 77.— 22250 173.78 260.78 108,10 IS/.SO 218.28 211,00 2IS.S8 162.28 r* ll»ts s r. »o»te srx. »oliv- »0. 216,28 Visn «teUi ,r « oov der» »mit LM SSI 60 132,(0 283,28 3»S.— 108.50 204,10 218.78 188,80 >28.25 123.25 137.78 «. vk-sso/Ludr. ukr*. »ek vsrdot«v > Velä Lrisk 31200 34800 - — 8000 — LSO 4800 4SV0 — 3225 16000 — 202-> 2700 3400 3500 3300 3150 ME»» 4675 11100 1'3-0 — I8I00 10000 10200 IlOLO — «— 6700 14600 14000 »» — 4800 4100 4200 — 700 1478 15 0 3800 3850 1380 —- -— 1575 :825 20<b — 3825 137L0 >.4000 — 1660 2000 2725 4623 4675 — 100 4800 4575 120 IS5 — 24000 1325 4000 50 5 —M— 3300 — — 120 I2S78 12700 700 — i ivro 4870 — IlSOoISVOO — 1201 «toet uaä Lio »en vsitsr »»» '. LlrlioI» ktz»l, >lh«r all 0^0) 0,M> in kdtl»<i»1pki» ur H»wdurM; io der»" »»cd O»t 3«rm»olo* o»elr >»ed I4»v 7nr», !tvx»por« (IS 17) txi»w^5»r: von 'ort 314 (Mut) »r. lnspto» »*«dt»- t VMS, 2Vdr »»vor,«» (14.12) inordov-n 0L-Uk. «d Sr«n«n, von »«d S«n»», von doiä« >,d »r«,n Bezugs-PrekS i» d«r Hauptexpedition oder Len sm Stadt. d«irk und den Vororten errichteten Aue- uavestellrn al>geholt: vierteljährlich^ 4.50, kei »weünaliger täglicher Zustellung ins Han« S SO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: RertrhührUch . Direkte tägliche Sreuzbaudsendung in» Au-land: monatlich 7.b0. Die Morgen-Ausgabr erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ue-action »nd Erpe-ition: Aahannis«asse 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filialen: ktl« Klemm'» Tortim. kAlsred Hahn), Universitätsstrahe 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14 part. und Köaigsplatz 7. Abend-Ausgabe. MpIger TaMM Anzeiger. Amtsblatt des königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Auzeigen-Preis « die 6 gespaltene Petitzeile LO Psg. Reclamen unter dem Redactionsstrick (4ge- spalten- 50^, vor den Familiennackrichlen lSgespalten) 40>H. Größere Schriften laut unserem Pceis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnjatz nach höherem Laris. vxtra-veila-nl (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60—, mit PostbefSrderung ^l 70.—. Ännahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Ansgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je cm» halbe Stunde fr-her. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 64V. Sonnabend den 16. December 1899. S3. Jahrgang. Wie Tieg- An solchen Aus Buenos Aires, 20. November, wird uns ge schrieben: Seit Jahren schon bestehen in den La Plata- Ttaatcn deutsche Flottenvereine, von welchen al- rührigster der in Asuncion, Paraguay, zu nennen ist, hauptsächlich wohl, weil sein Vorsitzender, vr. Kemmerich, Gründer der weltbekannten Anstalt für Erzeugung von Fleisch-Ertract, mit nie ermüdendem EeKer sich ihm widmet. In der Stadt Buenos Aire- dagegen bat sich ein solcher Verein erst am 15. d. M. gebildet, an welchem Tage sich auf Einladung der Vorsitzenden fast aller hiesigen deutschen Vereinigungen etwa 80 Herren in dem Local deS Turnverein- zusammen sanden, den Flottenj-Verein durch Annabme deS vorgelegten Entwurfs der Vereiussatzungen in aller Form gründeten und die Einbrrufer der Versammlung in den Vorstand wählten; zum ersten Vorsitzenden wurde Herr v. Bernhard ernannt. Zu den wesentlichsten Bestimmungen deS Verein- gehört es, durch jährliche Zahlungen oder sonstige Zuwendungen zur Kräftigung der deutschen Flotte beizutragen und die geistigen und materiellen Verbindungen zwischen dem Vater land und den Deutschen im Lande zu vervielfältigen und zu stärken. Wa» die zuerst erwähnte Bestimmung betrifft, so wäre eS vielleicht besser gewesen, festzusetzen, die ein gehenden Gelder hätten einem Specialsond» zuzufließen, der zu dem Zwecke zu bilden wäre, besonders verdiente Angehörige der deutschen Flotte durch natioaale Ehrengaben auSzuzeichnen. Jene Bestimmung entspricht den Satzungen des Haupt- Verbandes in Berlin, dem ja alle Flotten-Vereine im Aus lande sich angliedrrn; e« würde also Sache der Berliner Centrale sein, eine Anregung in gedachtem oder ähnlichem Sinne zu geben. Ist der deutsche Flotten-Derein von Buenos Aires auch z. Zt. der jüngste seiner zahlreichen Genossen, so darf doch mit Bestimmtheit behauptet werden, in Bälde schon werde er wirkliche Bedeutung erlangen; e- wurden gleich in der con- stituirenden Versammlung Jahresbeiträge in der Höhe von einigen Tausend Mark gezeichnet, wie es auch keinem Zweifel unterliegt, daß er in wenigen Wochen schon Hunderte von Mitgliedern zählen wird. Da- Interesse für die deutsche Flotte ist bei un- «in sehr rege-, davon können die Osficiere und Mannschaften der wenigen unter dem stolzen Banner fahrenden Schiffe, die un- bisher mit ihrem Besuch erfreut haben, Zeugniß oblegen. Politische Tagesschau. * Leipzig, 10. December. Der Bund der Landwirt-« will es nicht wahr haben, daß während der Amtsführung deS Karsten Hohenlohe etwas NennenSwertheS für di« Landwirthschaft geschehen sri. „Ja, wo sind denn die gesetzgeberischen und administrativen Maßregeln zur Hebung und Förderung der Landwirthschaft? Wir können unS keiner entsinnen." So ruft die „Deutsche TageSztg." auS, und im Reichstage bat sich der Director deS Bundes derLandwirtbe,vr.Rösicke, ähnlich geäußert. Staats sekretär Graf Posadowsky wie- in seiner Antwort auf daS Börsengesetz, daS Branntweinsteuer- und daSZuckersteuergesetz als auf Maßnahmen deS Reiches zur Förderung der Landwirth- schast hin, betonte andererseits aber, daß der Schwerpunkt der Verwaltung auf landwirthscbaftlickem Gebiet den Einzel staaten zufällt. Da nun Fürst Hohenlohe auch preußischer Ministerpräsident ist, verlohnt eS sich, einen Blick auf die Maßnahmen zur Förderung der Landwirthschaft zu Wersen, die während der Ministerpräsidrntschaft des Fürsten Hohen- lohe in Preußen getroffen worden sind. Bei einem solchen Rückblick ergiebt sich, ohne daß wir den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, daS Nachstehende: Im Jahre 1895 wurde die Preußische CentralgenossenschaftScasse zur Förderung des genossenschafilichcn PersonalcreditS ge gründet. In demselben Jahre brachte die Regierung einen Gesetzentwurf über die Entschädigung für Verluste durch Schweinekrankheiten ein, der zuerst dem Herren bause zuginz und von ihm angenommen wurde. Im Iabre 1896 wurde der Bau von Kornlagerbäusern auf Antrag der Regierung beschlossen und der Gesetzentwurf über das Anerbenrecht bei Renten- und Ansiedelungs gütern angenommen. Im Jahre 1897 brachte die Regierung den Gesetzentwurf über die Zwangsvoll streckung auS Forderungen landwirthsckaftli cher Creditanstalten ein, der als ein Glied in der Kette von Maßnahmen zur Förderung des Nealcredits anerkannt und angenommen wurde. Im Iabre 1898 «hat die Regierung einen wichtigen Schritt zur Linderung der Leutenoth', indem sie polnischen Arbeitern den Aufenthalt bis zum 1. December gestaltete, anstatt, wie bisher, bis zum 15. No vember. Im gleichen Jahre erklärte sich die Regierung bereit, die Kosten thierärztlicher Untersuchungen in weitem Umfange auf die StaatScasse zu übernehmen. Im Jahre 1899 wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Ge währung von Zwischencredit bei RentengutS- gründungen, eingebracbt, der vom Abgeordneten bause mit angenommen ist. AuS dem Iabre 1895 ist noch zu erwähnen, daß am 1. October der Staffel tarif allgemein in Geltung gesetzt wurde; auch die Erneuerung deS Hundertmillionenfonds zur Förderung deS deutschen AnsiedlungSwerkeS in der Ostmark kann zu den Hilfsmaßregeln gerechnet werden, die der preußische Staat zu Gunsten der Landwirthschaft getroffen bat. Dor Allem aber erhellt die Fürsorge des preußischen Staates für landwirtbscbastlicke Zwecke aus der erheblichen Vermehrung der zur Unterstützung der Landwirthschaft be willigten Staatsmittel, soweit sie im Etat der land- wirtbschaftlichen Verwaltung zum Ausdruck kommen. Eine hierauf bezügliche Nachweisung ist dem preußischen LandeSökonomie-Collegium in diesem Iabre für den zehnjährigen Zeitraum von 1890/91 bis 1899 vorgelegt worden. Darnach betrugen die etalsmäßigen Gesammtaus- gaben im Jahre 1890/91 11 214 245 ^, im Jahre 1899 20 359145 also mehr im Jahre 1899 9 144 900 .E Der Aufwand im Interesse der Landwirthschaft ist also binnen zehn Jahren um 81,5 Procent gestiegen. — Angesichts der im Vorstehenden aufgeführten Tbatsacben macht eS einen komischen Eindruck, wenn die „Deutsche TageSztg." behauptet, eS sei während der Amtsführung de- Fürsten Hohenlohe von den vielen kleinen Mitteln „kaum eines" angewandt worden und sie entsinne sich „keiner" gesetzgeberischen und administrativen Maßregel zur Hebung der Landwirthschaft. Bis jetzt haben wir in der klerikalen Presse ver gebens Artikel unter der Ueberschrist gesucht "" friep Lieber -en Drachen Miquel schlug". Artikeln würde cs aber sicherlich nicht fehlen, wenn die FractionSgenossen deS Centrumsführers au« dem Verlauft des NedegefecbtS zwischen ihm und dem Vicepräsidenten deS preußischen Ministeriums den Eindruck gewonnen hätten, Herr v. Miquel sei nicht als Sieger aus diesem Gefechte hervorgegangen. Alle anderen Blätter mit Ausnahme der socialdemokratiscken sprechen von einer schweren Niederlage, die Herr vr. Lieber sich zugezogen habe. Ein Berliner Blatt glaubt sogar, der preußische Finanzminister habe seinen Gegner nicht nur geschlagen, sondern auch belehrt. Da genannte Blatt schreibt nämlich: „Als Facit der Aussprache zwischen vr. Lieber und Herrn v. Miquel darf eine Art Aussöhnung zwischen Centrum und Finanzminister angenommen werden, und es fragt sich, ob unter diesen Umständen die Uhr des Ministeriums Miquel wirklich schon abgelaufen ist. Partrisympalhien oder Anthipathien stürzen oder heben bei uns zwar Ministerien nicht, wie der Reichs kanzler seinen Gegnern im conservativen Lager zurief — aber es ist doch nun einmal nicht aus der Welt zu schaffen, daß eine Regierung eine Majorität braucht, dir ihr hilft, das als uorhwrndig Erkannte durchzusetzen. Mit den Conservativen hat vr. von Miquel Frleden zu machen gewußt und mit dem Centrum sich zu verständigen, ist er ans dem besten Wege. Eine schwarze Wäsche giebt es nicht mehr — vielleicht aber doch einen weiß gewaschenen Mohren. Wie enragirte Gegner des Finanz- minister» heute noch behaupten können, er habe seinen eigenen Nekrolog gesprochen, ist schwer verständlich." Die Hoffnung, Herrn vr. Lieber als weißgewaschenen Mohren auS den Weihnacktsfericn zurückkchren zu sehen, wird sich jedenfalls nicht erfüllen. Der CentrumSfuhrer ist nicht der Mann, der eine Niederlage vergißt und verzeiht; am wenigsten wird er die verzeihen, die ihm Herr v. Miquel bereitet hat, denn gerade sie macht eS ihm schwer, seine FractionS genossen in der Frage der Flottenverstärkung zusammenzuhalten. Wahrscheinlich hatte er sich Herrn v. Miquel gerave deshalb al- Angriffsobject auSersehen, weil er die Stellung dieses Minister- für erschüttert hielt, leichtes Spiel mit ihm zu haben meinte und durch einen erfolgreichen Vorstoß gegen ihn die in der Flotteusrage sehr zwiespältige Centrumssraction wieder fest unter seine Führerhand bringen zu können glaubte. Jetzt wird Herr Lieber einen anderen Gegner suchen und niederboxen müssen, um vor seiner Partei als sieghafter Führer erscheinen zu können. Aber am allerwenigsten wird sich Herr Vr. v. Miquel darüber täuschen, daß er den Ccn- trumsführer nicht bekehrt und nicht zu seinem Freunde ge macht hat. Nun behauptet zwar Herr v. Bieberstein, unsere Küsten seien „gegen den Angriff zeder Flottenmacht völlig ausreichend geschützt", auf ihrer westlichen Halste durch ihre „natürliche Unnahbarkeit" und überall an ihren Hauptpunkten durch starke Befestigungen, das Landheer und die Flotte von 1904. Dem gegenüber sei daran erinnert, daß ein berufener Fachmann, der Marineschriftsteller Capitän Stenzel, gelegentlich gesagt hat: „Oft heißt es, unsere Küste schütze sich selbst. DaS ist ein positiver Unsinn." Wir wollen uns diese scharfe Ausdrucksweise nicht zu eigen machen, müssen aber doch sagen, daß angesichts der Mündungen der deutschen Ströme auch in der Nordsee von einer „natürlichen Unnahbarkeit" nicht die Rede sein kann. Und wo keine natürliche Unnahbarkeit vorhanden ist, da genügt weder die Wegnahme der Seezeichen, noch die Küsten befestigung, noch das Landheer; wie schon in der Denkschrift des Generals von Stosch auSgesühit ist, kann man die Landung „nur auf einem Wege unmöglich machen: durch die Beherrschung der hoben See". Daß zur Beherrschung der hohen See zur Freihaltung unserer Küstengewäffer gegen über einer ersten Seemacht die Flotte von 1904 nicht genügt, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. Denn es ist un bestreitbar, daß zum offenen Vorgehen an der deutschen Küste nur eine Flotte von l'/n—v/rfacher Stärke verdeutschen, im Jahre 1904 also gegenüber den 19 deutschen Linienschiffen eine Flotte von 26 — 30 Schlachtlchiffen genügen würbe. Nicht, wie der genannte Autor meint, zur Offensive in fremden Meeren, nickt zu einer uferlosen Weltpolitik, sondern allein zum sicheren Schutze der deutschen Küsten gegenüber der größten Seemacht. Es wird keinem Patrioten einsallen, die Bedeutung deS Heeres herabmindern zu wollen, aber daS steht doch fest, daß eaS Heer allein die Ausgaben, die dem deutschen Reiche ge stellt sind, nickt lösen kann. Die Armee bat da- Reich desckasfen, die Flotte ist dazu berufen, die deutschen Interessen jenseits der großen M^rx wahrzunehmen und dadurch zum Ausbau des Reiches beizutragen. Und deshalb möchten wir den „Armeefanatikern" — wenn dieser Ausdruck erlaubt ist — das gute alte Wort zurufen: „DaS Eine tbun, daS Andere nicht lassen". Der Krieg in Südafrika. Buller »urückGeschlagen! —i». Schlag aus Schlag trifft der kleine, bewegliche Boeren- David den großen, ungeschlachten und ungelenken Briten- Goliatb! Erst Ladysmith umklammert, dann 2000 beim ersten Ausfall abgefangen, dann Gatacre'S Niederlage bei Stormberg mit einem Verlust von über 700 Gefangenen, am gleichen Tage die Decimirung der Streitmacht Methuen's am Modder und nun — Buller'» erster Borstost znm Knlsatze La-ysmtth» uuter schweren Verlusten kläglich mistluuqeuk Wir erhalten folgende, zum Theil sckon durck Extrablätter bekannt gegebene Nachrickten, die wohl überall in deutscken Landen mit einem freudigen „Hurrah!" be grüßt wurden: k. Lon-ou, IS.Decem-er. (Privatlclegraeum.) General Buller wurve gestern nach verzweifelten Ver suchen, sich Eolenso» zu -emächtigen nn- -en Uebergang über -en Tngelaflutz zu erzwinpen, auf» Haupt geschlagen nn- nach S-te-eley zurüSgeworfen, nach-em er »erge-llch seine gesammten Truppen und alle Reserven ins Feuer gebracht hatte. Buller sagt selbst, -as; er elf Ge schütze verlor «n- die Brigade Hart schwer mitgenommen sei. Buller fordert dringend sofort große Berftärkungen. Hier herrscht Eonsterna- tion. Der Anfstand ganz Südafrika» wird jetzt erwartet. *London, 16.December. (Delegr.) Kine amtliche Deprscke meldet: General vnller wurde zurückge schlagen nnd verlor INGeschützc. (Renter'SBnr> * London, 16. Derember. (Telegramm.) Vine Depesche de» dteneral» Buller vom gestrigen Tage an- -em Lager bei (khirveletz besagt: Ach bedaurc einen schweren DchicksalSschlag melden zu müssen. Ach rückte nm 4 Nhr Morgen» mit der, ganzen Streitmacht au» dem Lager bei Chieveleq au». Ss giebt zwei passirbare Stellen im Tugela. Meine Absicht war, die Passage an einer dieser beiden Stellen zu er »Win gen, »nd zwar »nrch eine Brigade, die durch die Hauptbrigave unter stützt werden sollte. General Hart sollte link» von 8, Line Nordlandgeschichle. Dou V. Paul Kaiser. (Nachdruck »erboten.) II. Wenige Tage war es her. Im Norden drängen sich die Ereignisse nicht. Es ist, als ob die Uhr im Winter hier lang samer ginge. Aller scheint stiller zu leben. Um diese Zeit hindert schon die lange Nacht das rasche und regere Leben. Di« Lappen wohnen dann in den Thälern und find seßhafter, während im Sommer ihr Nomadenleben auf den Bergen ein unruhiges ist und etwas von dem beweglichen Rennthirr annimmt. Aber ein mal herrscht auch in der winterlichen Zeit ein recht bewegliche» Leben. Das ist, wenn die Handelsleute kommen und ihre An käufe an Rennthirren besorgen. So war vor wenig Tagen nördlich am oberen Laufe deS LsuSneelf große Bewogung gewesen. Di« Lappen hatten ihre Heerden zur Besichtigung zusammengetrioben. Die Käufer waren in die Lappzelte gekommen; dann nahmen sie am Feuer inmitten des Zeltes Platz, und bald waren di« Gespräche im Gang«, bei denen die Lappen, wenigstens zuerst, zurückhaltender und schweigsamer al» die Gäste zu sein pflegen. Die Ankömm linge schliefen unter den Fellen auf den Lagerstätten, die an der inneren Wand der Zel-tr Herumliegen. Hier waltete nordische Gastlichkeit. Draußen streckte der späte Morgen seine Purpur flügel au», al» ob sie NordlandS vertrcunnSsrlige Kinder um armen und schützen wollten vor Betrug und List und Gewalt. In drtl Zelten wurden die Kaffeekannen herumgereicht, die da» im Norden so sehr beliebte braun« Getränk in reicher Fillll ent hielten. Die Fremden aber hatten auch «in Getränk bei der Hand, daS bei den Lappen noch viel beliebter war. Aber von diesem kostbaren Naß hatten die HandelSkute zuerst nur kleine Quantitäten aut mitgebrochten Tonnen gegeben. Daß die Zungen und Blicke der Lappen danach begehrten, war deutlich zu sehen. Die Händler schienen eS aber wie einen ganz be sonderen Schatz zu hüten, womit ihre Wirth« nicht zufrieden waren. Di« Ankömmling« wußten, daß, wenn di« Lapp«n als bald viel davon zu genießen bekämen, das Schlachten der Renn thier« nicht gut von Statten gehen würde; wenigstens würde r» sich sehr lange hinziehen. In den auf Schlitten mitgeführten Tonnen befand sich Branntwein. Jakko — so war der Nam« unser«» LappmanneS — hatte in Loljes Kota gesessen. Er war auch mit sechzig Thieren zum Handelsplatz gezogen. Ein besonderes Prachtexemplar war darunter. „Das ist mir nicht feil", hatte er zu Tolje geäußert. Die Lappen haben manchen Liebling unter ihren Pfleglingen. Be sonders einen schnellen Renner, den sie an den Schlitten spannen, können sie. sehr lieb haben. „Es ist unser schönstes Thier", hatte Tolje geäußert. Auch Mutter Tolje, seine Frau, hatte zugestimmt. Nachdem noch einige Flaschen Branntwein abgefüllt und hier und da in ein Zelt gewandert waren, hatte man sich ans Werk gemacht. Die Händler waren mit den Lappen hinauSgegangen und hatten begonnen, die Thiere auszusuchen, die sie zu kaufen wünschten. Obgleich die Heerden mehrerer Besitzer zusammen getrieben waren, war es für die Letzteren doch nicht schwer, ihr Eigenthum zu finden. Die Thier« haben Zeichen, die ihnen die Eigenthümer bald nach der Geburt in die Ohren schneiden. Jeder Lappe hat sein besonderes Abzeichen, das Rennthierzeichen. EtlicheMale hatte sich Jakko gemeldet, um mit einem der Käufer Handelseins zu werden. Seine Rennthiere zeichneten sich auS; sie waren gut gepflegt und fielen in die Augen. Die auserlesenen Thiere wurden von den Besitzern oder deren Knechten alsbald mit dem Lasso eingefangen. Den wirft man dem Rennthirr sehr geschickt um daS breite, weitverzweigte Geweih. Manchmal aber gab daS eine wilde Jagd. Denn wenn auch dir Schlinge,de-Lassos enffrndet und der Wurf wohl geglückt war, flog der halbwilde Renner mit dem an der Fangschaur hängenden Lappen rasenden Laufes dahin. Jakko verstand es besonders die Thiere einzufangen. Der Händler Fyndig, dessen Au^mer7sanst«it sonst nur auf Handel und Gewinn gerichtet war, äußerte: „Jakko ist ein flinker Bursche." Es lag eine bewundernSwerthr Kraft und Geschmeidigkeit in seinen Bewegungen. Dazu kam seine statt liche Gestalt und vorzügliche Haltung. Nicht selten geschah r», daß ein Lappmann bei diesem Jagen und Ringen dem geängstig ten Thiere auf den Rücken sprang, seinen Genickfänger auS dem Gürtel zog und ihm in dieser reitenden Stellung unter dem Hals« die tödtliche Wunde beibracht«, — ein blutiger Todeiritt in der Schneewüfie. DaS scheint der Mensch dem rennthier- jagendrn Wolfe abgelernt zu haben. War aber ein Thier gar zu schnell und unbändig, so nahm man da» Gewehr zur Hand. Hier und da erlag ein flsthetwe« Thier dem nochgrsandten Geschoß. „Wem gehört der große, schön«, tiefbräunlich« Rennthier ¬ ochse?" — ließ sich jetzt die laute Stimme des Händlers Fyndig vernehmen. Der Mann trug einen Tuchrock mit blanken Metalltnöpfen, was ihm ein bramtenmäßiges Aussehen gab. Di« Lappen sahen ihn darum mit desto mehr Respect an. Das hatte er auch beabsichtigt. „Der gehört Jakko" lautete die Antwort. „Jakko, was kostet das Thier?" — Jakko aber will sein präch tiges Lreblingsthier, das er mit so viel Sorge, Fleiß und Freude gehegt hat, nicht verkaufen. „Ich gebe fünfzig Kronen" *), sagte der Händler. Das war viel. „Fünfzig Kronen" — wiederholt Jakko. Nach einem kurzen inneren Kampfe giebt er mit einer Bewegung seines Kopfes die Zustimmung. Es ist etwas Wunderbares um die Sprache des Menschen auges. Auch Thiere fühlen oft sehr deutlich, was des mcnsch- liehen Freundes oder Feindes Auge spricht. Das Thier schien etwas bereits vom bevorstehenden Todesstich zu merken, als Jakko's Augen es fizirten. Die wehmüthige Absichr, die aus seinen Blicken sprach, hatte das Lieblingsthirr Wohl verstanden. Auf und davon macht es sich, bald verschwindend in der Heerde, bald mit dem großen Geweih wieder auftauchend unter den Anderen. ES ist Jakko bei aller Mühe und Geschicklichkeit nicht möglich, das stark«, flinke Thier in die Wurfweite seines Lasso- zu bekommen. Oder zögerte sein Herz so sehr bei diesem Werk, daß dieses Zaudern seines Gemüthrs lähmend und hindernd auf Arm und Fuß wirkte, vielleicht ihm selber unbewußt? Einmal nach dem anderen lief er seinem Liebling entgegen, immer wieder umsonst. Es hilft nichts, er muß ihn mit Hilfe des diensteifrigen Argo aus der großen He«rde hinausjagen. Dann greift er zur Büchse, und sein fi«tS so sicherer Schuß streckt da» stattliche Thier zu Boden. Drei oder viermal versucht cs, wieder auf die Beine zu kommen, stützt sich auf die Hinterfüße und fällt wieder zurück. Dann trifft sein langer, vorwurfsvoller Blick den hercmgerilten Lappmackn, al» wollte es sagen: „Hattest Du mich doch nicht lieb? Warum tödtest Du mich? " Eine Thräne stahl sich in Jakko's Auge. Lebhafter werden jetzt die Gespräche der von der anstrengen den Jagd zurückkehrenden Lappen. Reichlicher fließt dtr feurige Inhalt aus den Tönnchen der Käufer. Laute» Geschrei herrscht und groß« Unordnung. D« Thiere find durch das Fangen und Schießen in große Uirruh« gebracht worden. Hund«g,b«ll mischr *) Lin« schwedisch« Krone 1,12 «kl. sich in den Zuvus dec Hirten, der Knechie und oer Käufer. „Ho" und „Hoi" allenthalben. Dort Widder Handeln und Feilschen der Hänldler. Wo ein Lappmann sein Etgenthum nichl billig ab geben will, wird mit einem Glas Branntwein nachgeholfen. Wie das erhitzend« Getränk die Leute muthig und willig machte Sie werden immer fröhlicher und gesprächiger. Wie gut die Händler sind! Erst waren sie Gäste der Lappen, jetzt lassen diese sich bewirthen. Eine Liebe ist der anderen werth. Freund schaftS- und Liebeserklärungen werden ausgetausch: — ein fröh liches Handeln! Jetzt aber wurden auch andere Maaren von den Käufern auf gelegt und ausgeboten. Die Käufer werden zu Verkäufern. Sie bringen Decken und Tuch zu Sommerkleidern, Kaffee und Zucker. Ein Jahrmarkt, ein Tauschhandel wird eröffnet. „Wozu die erhandelten Rennthiere bezahlen?" fragen die Händler. Das mache unnütze Mühe. Rechnen unio Wechseln. Die Lappen nehmen die Waaren als Bezahlung an. Da hatten die Händler doppelten Gewinn. Dir Flaschen und Gläser wandern von Hand zu Hand und sind trefflich: Bermiitlrr des freundschaftlichen Abkommens, das hier und da getroffen wird. Immer freudiger wird die Stimmung. Man brachte auch Karten und spielte um Geld. Da kam Jakko an, barhäuptig, ganz geröthet im Gesicht: „Herr Fyndig, noch etwas Branntwein!" Fyndig zögert«, aber Jakko setzte, als er die zögernde Miene bemerkte, hinzu: „Ein Rennthier für diese Flasche!" „Du hast kein Rennthier mehr!" , Kenn R-nnthier mehr! Jakko wäre aufs Tiefste bewegt ge wesen bei diesem Wort, wäre er bei nüchterner Besinnung ge wesen. Aber so hörte er kaum und überlegte nicht, was Fyndig sagte. Er hatte seit seiner Kindheit gedient um seinen Besitz und fast zwanzig Jahre Sommer und Winter den Schweiß großer Anstrengung darum vergossen. Und nun kein Rennthier meh,! „Hier!" rief er erhitzt, und zog einen Fiinfkronenschein hervor. „Nur für diese Flasche Branntwein." Da ließ sich Fyndig herbei, nahm den Schein lächelnd und befriedigte noch einmal seinen Kunden. Der Lappe hat auf seinen Weideßahrtrn außer seinem Brod nur, wvs ihm sein Thier an Milch, Butter und Fleisch bietet, aber auf den Märkten und bei ähnlichen Zu sammenkünften will er sich entschädigen. Da kann er umnäßig werden, wenn er dazu versucht wird. „Ich kann mich nicht «rinnern, mehr al» vier Rannthier« ver kauft zu haben", sagte nach langem Schlafe Jakko am nächsten Tage in Tolje'» Zelt. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite