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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991216023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121602
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-16
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vcr Furt, General -il-pard rechts Nttd General Lyttletan in Ser Mitte anareise»; eine» sollte den andern nnterstünen. Früh am Tage iah ich, -ast Grneral Hart r icht im Staude sein würde, die Passage 1» erzwingen, nud wies ihn au, sich »nrückinriehen. Er hatte jedoch mit grostrr Braoonr ange- «riffen nnd sein T-itzeii-Vataillo» erlitt schwere Verluste. Ober ft Brooke wurde schwer »erwnndet. Ach befahl hieraus General Hil- dtznrd, vorzugehen, was dieser auch that. Tein an der Spitze »orgeheudrS Regiment besetzte die Colenso - Station nnd die Gebän-e in der Rühe der Brücke. Au diesem Augenblicke hörte ich, datz die » auze Artillerie, dir ich zur Unterstützung de» Angriffs abgesandt hatte, nämlich die 14. und die tzv. Feld-Batterie, sowie sechs zwölspsündigc SchiffS- Schnevfeuergeschktze. dicht a» den Fluir vor gerückt waren,-er sich als »om Feinde stark besetzt erwies. Der Feind eröffnete plötzlich ein wirksames Feuer auf kurze Entfernung und tödtetc alle Pferde. Die Kanoniere muhten mit den Geschützen z u r ü ck b l e i b e n. Es wurden verzweifelte Anstrengungen gemacht, die Feldgeschütze sortzuschaffen, aber das Feuer «ar zu heftig, nnd es wurden nnr zwei Geschütze gerettet. Da aller Boranssicht nach die Trnppen ohne die Unterstützung -er Artillerie nnr als Zielscheibe ge-ient nn- bei -cm mnthigen Versuche, -ie Passage zu er zwingen, ihr Leben geopfert hätten, befahl ich -en Rückzug, den die Truppen in guter Lr-nung aus führten. Den ganzen Tag bedrängte eine be trächtliche Streitmacht -eSAein-eS meine rechte Alante. Der Feind wurde jedoch durch berittene Abtheilungen unter Lord Dun- -onald, sowie einen Theil der Brigade Les Generals Barton abgewehrt. Der Tag war sehr heih nnd anstrengend für -le Truppen, Seren Haltung vorzüglich war. Wir haben zehn Ge schütze Sem Feind überlassen müssen, während eins dem feindlichen Granatfener zum Opfer fiel. Ach fürchte, die Verlnste der Brigade Hart sind schwer. Ach hoffe jrdoch. Sah die Zahl Ser schwer Verwundeten im Bcrhiiltnitz nicht groh sein wird. Die 14. und 6L. Batterie haben schwere Verlnste erlitten. Wir haben nuS in unser Lager bei Chievrleh zurückgezogen. „Ich habe einen SchicksalSschlaz erhalten", sagte jener Holrkneckt, als er aus einer Rempelei kam und elf Zähne ousspuckle, so kann heute der Höchstcouimandirende der englischen Heeresmacht in Südafrika, General Sir RedverS Buller, im Hinblick auf seine elf im Stiche gelassenen Ge schütze und die sehr empfindlichen Verluste an Truppen, deren Zahl daS KriegSamt gar nicht bekannt zu geben wagt, be trübten Sinnes stammeln. England, der vornehme, stolze Gentleman, hat mit dem derben, verachteten Bauer an gebunden und in der Person Buller'S von ihm eine tüchtige Tracht Prügel bekommen, weil er des Bauern Kraft und Geschicklichkeit unterschätzt, seine eigene Uuüberwindlichkeit aber bedeutend überschätzt hatte. Nachdem man White, Jule, Gatacre, French und Metbuen, die erst in den Himmel gehobenen Heerführer, nolhgedrungen preiSgcgeben, waren MerAugen erwartungsvoll auf den Generalissimus in Natal am Tugela gerichtet. Von ihm erhoffte man Hilfe in Angst und Noth, er sollte wieder gut machen, waS Jene verpfuscht, und vor allen Dingen das der Aushungerung bedenklich nahe gebrachte Ladysmith entsetzen. Er, der alte bewährte Stratege, der auf exotischen Kriegsschauplätzen sein Feldherrntalent wiederbolt in glänzendes Licht gestellt, schien auch thatsacklich der Fels zu werden, an dem der Strom der boerischrn Volkskraft sich brechen sollte. Kaum war er in Dnrban gelandet, kaum in Pietermaritzburg eingetrvffen, da staute die Fluth des BoerenheereS sich schon, daS in toll kühne» Parsorcemärschen unter des alten Joubert Führung über Colenso und Estcourt nach Süden geeilt war, um die Entsatzarmee aufzuhalten. Mit einem unerwarteten plötz lichen Ruck machten die Boeren Kehrt. Rückwärts ging eS, immer rückwärts bis hinter den Tugela, man gab die Offensive erschreckt auf, um sich in die sichere Defensive hinter zrrsprengteStrombrückc» zurückzuziehen.ZuPaaren trieb Buller die Boeren, das war doch klar! Und dann — ja, man hatte zweifellos den richtigen Mann — ließ er so gut wie gar nicht- mehr von sich höre». DaS deutete auf großes Feld- herrngenie. Man dachte in London seldstbefriebigt an den großen Schweiger von 1870. Aber noch mehr: diese Ruhe, diese Selbstbeherrschung Buller'S, der daS Draufgängerthum eines Gatacre, eines Methuen längst mit den Kinder schuhen ausgezogen hatte, das imponirte. Man ging in der Weltgeschichte noch weiter zurück, sehr weit, denn eö gab feines Gleichen nicht. Erst bei FabiuS Cunclator machte man Halt. Hier war sein großes Vorbild. Alles, Alles und Jedes bereitete der erfahrene Schlachtendenker vor, und zwar ganz in der Stille. Niemand außer dem KriegSamt in London erfuhr etwas davon, da eS sonst den Boeren, die halb Europa bestochen, hätte verrathcn werden können. Eine ge waltige Streitmacht von mehr als zwanzigtausend Mann wurde von Durban nach Cbieveley, sieben Kilometer südlich von Colenso dirigirt, sorgfältig der Train nachgeschafft, in mnstergiltigrr Weise für Proviant gesorgt und die Nück- zugSlini« — eigentlich überflüssiger Weise — durch zahlreiche und feste Etappen gedeckt. DaS wußte man. Vermuthen, mit Sicherheit annehmrn konnte man, daß Buller, dieser Hauptstratege an der Wende des Jahrhunderts, nicht in den unbegreiflichen Fehler seiner Generale verfallen und mit seiner Hauptmacht gerade in der Front auf die befestigten Stellungen der Boeren loöstürzen, sondern dieselbe schlau rechts und links umgehen, dort und hier heimlich über den Tugela setzen und dann di« überraschten dummen Boeren von der Flanke auS in ein vernichtendes Kreuzfeuer nehmen würde. Aber — leider, leider, es kam ganz anders, freilich nicht durch Buller'S, sondern deS bösen Schicksals Schuld. Mit der Umgebung war eS nichts. Die guten Boeren, wenn auch nicht so hell wie die Söhne AlbionS, waren in ihrem dunklen Drange des rechten Weges sich doch in etwas bewußt gewesen und halten durch starke, >m Osten bis nach Weenen, im Westen bi- über den Oberlauf des Tugela vorgeschobene Truppenkörper ihre rechte und linke Flanke vorzüglich gedeckt, so daß Buller denn doch nicht» Anderes als der ominöse Frontangrifs übrig blieb, wenn er nicht unverrichteter Sache wieder umkehren, d. h. sich unsterblich blamiren wollte. So führte er denn feine gesammte Streik macht gegen die Stirn de» Feinde«, und er hätte auch, den Stier mit starker Hand bei den Hörnern fassend, «inen glänzenden Erfolg erzielt und Ladysmitb im Fluge befreit, wenn er nicht gerade — einen schlechten Tag gehabt hätte. Aber wer kann auch dafür! Gatacre geschlagen, Methuen geschlagen, die Afrikander im Ausstand begriffen, England in höchster Spannung und Erwartung, da« Kriegs amt ungeduldig — kein Wunder, wenn selbst ein Buller in diesem kritischen Moment die Rnbe verlor und nervös wurde. So sah er erst früh am Tage, al« die Schlacht schon begönne» hatte, daß „General Hart nicht im Stande sei» werde, die Passage über den Tugela zu er zwingen", und dieser mußte auch nock seinen Befehl, zurück- zugehcn, mißachte», wodurch seine Reihen in erschreckender Weise gelichtet wurden! Erst jetzt, während die Schlacht schon halb verloren war, „erwies sich", daß der Fluß stark vom Feinde besetzt war. Da« hätte Buller freilich vorher wissen sollen, dann hätte er seine Truppen nicht unmittelbar vor da- Granat-Feuer der Boeren geführt. Aber da« „Schicksal" wollte eS eben, daß er in dem kritischen Augen blicke gerade so mit Blindheit geschlagen war, wie Gatacre und Methuen. Vielleicht hat auch etwa« auS der vierten Dimension mit hereingespielt und man wird in Zukunft nicht vou der Dnplicität, sondern von der Triplicität der Ereig nisse sprechen. Solchem Spuk gegenüber ist natürlich auch rin Buller machtlos. Don den Verlusten der Boeren steht in Buller'S Tele gramm kein Wort. Sie dürsleu nur verschwindend gewesen sein. Die englischen Zwvlspsündcr, die ihnen mit der ganzen Munition in die Hände fielen, kommen ihnen gerade recht in« Garn, da die Boeren, wie man weiß, den Engländern bisher an Zahl der Geschütze unterlegen waren und ein Theil der bereits in Actio» getretenen Kanonen so abgenutzt ist, daß man sie dem General White gern als „Beute" vor die Nase stellte. Aber Kanonen sind zu ersetzen, auch Menschen, und wie gemeldet wurde, soll da« englische Ersatzheer sich ja »immer erschöpfe» und leeren, deshalb wird Buller in einiger Zeit sicher wieder actionSsähig und zu einem neuen Vorstoß bereit sein, wenn die ihm in de» Flanken sitzenden Boereu — auch in seinem Rücken bei Pietermaritzburg sollen sie sich festgesetzt haben — ihn nicht von seiner Basis in Durban abscbneideu. Biel schwerer fällt der Eindruck iuS Gewicht, den Buller'S Niederlage zunächst in Ladysmith machen muß, dessen Besatzung nicht vermochte, ihn bei seinem Sturm auf Colenso zu unterstützen. Das Schicksal der Stadt und ihrer Besatzung ist nun Wohl endgiltig besiegelt, da die Lebensmittel auf keinen Fall reichen werden, bis Buller wieder über Artillerie verfügt, d. h. für einen neue» Entsatzversuch fähig ist. Die Afrikander werden nun nicht mehr zögern, al« erklärte Feinde Englands aufzutretcn, und Mafeking sowohl wie Kimberley dürsten auch am Ende ihre« Heroismus augekommen sein, wenn die Kunde von Buller'« Debüt zu ihnen gelangt. Ihre Lage ist ja seit Methuen'S letzter Niederlage am Modder eine verzweifelte. Nach Be richten. die in Brüssel aus Transvaal eingegangen sind, soll die Rie-crlage Lor- Mcthncn'S bei MagerSfontein vernichtend sein. Das Officiercorp« ist nahezu aus gerieben. Der Gesammtverlust der Engländer über steigt jedenfalls 1000 Mann, da die Zahl der Verwundeten über 900 beträgt. Lord Metbuen befindet sich bereit« aus dem Rückzüge gegen de Aar. Die prvjectirte Cooperation Methuen'S mit General Buller ist nunmehr vereitelt. Kimberley steht jetzt schutzlos da, sein Fall wird stündlich er wartet, da daS HilsScorpS deS Generals Warren (die fünfte Division) nicht vor Mitte Januar auf dem Kriegsschauplatz erscheinen kann und die Meldung von einem Gefecht östlich von Oranje-Niver-Station erkennen läßt, daß in Kurzem die Eisenbahn-Linie de Aar-Kimberley vollständig von Len Boeren occupirt sein wird. Neu ist, daß zu derselben Zeit, als der Kampf am Montag bei MagerSfontein stattfand, die Freistaat-Artillerie ein Ge fecht mit einem gepanzerten Zuge der Engländer läng« der Linie nach Belmont gehabt hat. Wenn während der Schlacht »och boerischc Kräfte zu einem solchen Vorstoß verfügbar waren, so liegt allerdings die Annahme nahe, daß sich jetzt nach dem Siege der Boeren jtzese Vorstöße in größerem Maßstabe wiederholen werden und dadurch für Methuen die Gesähr, gänzlich abgeschnitten und isolirt zu werben, erheb lich gewachsen ist. Tann wäre ihm rin zweites Lady smith bereitet. Die Niederlage deS Lord Methuen am Mon ag, die der Schlappe des General« Gatacre auf dem Fuße folgte, giebt den englischen Blättern viel zu denken. Man richt eö sich plötzlich (!) klar zu machen, daß man nicht mit einem ungeschulten und weltfernen Völkchen zu kämpfen hat, das — auS seiner HinterwaldS-Nuhe aufgescheucht — ein paar ungeschickte VcrtbeidigungSbewegungen zur Wahrung seiner Unabhängigkeit macht, sondern mit einer regelrechten und sorgfältig geplanten Boerenverschwörung (!), die, so versichern englische Blätter, den Zweck hat, die Briten auS Südafrika zu vertreiben. Die anerkennenden Worte, die „Daily Graphic" der taktischen Geschicklichkeit de« FeindeS nothgedrnngen zollt, müßen für englische Ohren einen ziem lich unangenehmen Klang haben. „Wir sehen nun", sagt da» Blatt, „daß diese» „einfache" Volk eine gesunde militärische Organisation besitzt, an der durch eine Reihe von Jahren gearbeitet wurde, und daß bei ihnen alle militärischen Hilfsmittel für den Krieg vorhanden sind. Sie haben Führer von bemerkrnswerthrr Fähigkeit, die ihre Truppen mit viel Geschick leiten, nnd die Führerschaft erfahrener Ausländer spielt zweifellos bei der Durch führung ihrer Pläne eine große Rolle. Durch ihre großen Opera tionen in Natal haben sie einen beträchtlichen Theil unserer Truppen nach jenem Kriegsschauplatz gezogen und so unsere ursprünglichen FeldzugSpläne vollständig geändert. Die Thatfache, daß jeder Mann bei ihnen beritten ist, giebt ihnen »ine Beweglich keit, deren sich keine zweite Armee in der Welt rühmen kann." In England glaubt man da« Schicksal doch noch zu zwingen, indem man Verstärkungen auf Verstärkungen nach Südafrika beordert. Die „Daily Mail" behauptet, daß das KriegSministerinm daran denke, 12 000 bi« 15 000 berittene Freiwillige au« der Capcolonie, Natal, Cauada und Australien anzuwerben. Leute, welche daS Leben auf dem Beldt, in der Prärie und im Busch kennten, wären am besten geeignet, gegen die Boeren zu kämpfen. Auch die 100000 Flüchtlinge au« Transvaal könnten dazu angeworben werden — meint „Daily Mail" und das Blatt fügt hinzu, daß damit zugleich Capstadt, Durban und andere große Städte von den Arbeitslosen befreit würden. Nun, im Notbfalle könnte man auch noch die Zucht häuser öffnen. Mit solchem Material richtet mau aber gegen die Boeren erst recht nicht» aus, ganz abgesehen davon, daß, wie wir schon hervorhobeu, e» au Ofsicieren sehlt und nut dem Anwachsen der Truppenzahl in Südafrika die Schwierig keit der Vcrproviantirnng bi» zur Unüberwindbarkeit sich steigern. Ju London selbst fehlt eS nicht an scharfer Lrittk. Dir dieSwöchige „Truth", di« Wochenschrift de- liukS- radicalen Abg. Labouchvre, zeichnet sich durch besonders ätzenden Sarka-mu« auS. „Lord LanSdowne ist uns nicht KriczSministcr, sondern Minister für Manöver." Und gleich darauf wird demselben hohen Würdenträger die folgende pointirte Anekdote erzählt: „Ein amerikanischer Geschäftsmann reiste mit Weib und Kind auf einem Missiffippidampser. Als die Station erreicht war, wo er anSsteigeu wollte, sammelte der Amerikaner sein Gepäck und zählte nach — allein es fehlte etwas. Einmal um daS andere zählte er jeden Sack und jede« Packet, ohne zu entdecken, welche« Stück ab handen gekommen sei. Zuletzt kam der Echifsscapltän zu ihm und sagte: „Sir, ich kann nicht länger mit dem Boot warten, holen Sie doch endlich Ihre Frau und Kinder ans der Sabine." „Ta haben wir'«", rief der Amerikaner triumphirend au«: „ich wußte Loch, ich hatte etwas vergessen." Die militärischen Kritiker und daS Publicum haben Lord LanSdowne daran erinnert, daß er vergessen habe, genügende Cavallerie und schwere Geschütze nach Südafrika zu entsenden. „Da haben wir's", rnst Lord LanSdowne; „ich wußte ja, ich hatte etwa» vergeßen." In dieser Weise wird der Geist charattcrisirt, der den englischen Kriegsminister in seiner Amtsführung beseelt. „Wir haben jetzt Europa zu beweisen, was wir Werth sind, und eS hat dazu nie eine passendere Gelegenheit gegeben", sagte letzthin der militärische Kritiker der Londoner „Morning Post". Der Mann hat recht! Deutsches Reich. Bcrliu, 15. December. Die Berliner Leitung des Bundes der Landwirthe hat ein agrarisches Handbuch herauSgegeben, worin neben mancher Belehrung zu lesen ist, daß der Bund in ganz besonderer Weise auf die Gestaltung der politischen Verhältnisse Einspruch „durch seine Presse" suche. Unter der Rubrik BundeSpresse im engeren Sinne wird aufgeführt „die von den Anhängern deS Bundes inS Leben gerufene .Deutsche Tageszeitung", dann „daS ge diegene, volkSthümlich gehaltene, billige Berliner Blatt". Am 27. September schrieb die „Deutsche Tageszeitung": Unser Berhältniß zu Herrn v. Miquel würde keiner Revision bedürfen, denn getraut haben wir ihm niemals. Am 14. December schrieb da« „Berliner Blatt" über denselben Herrn: „Oft will er zu schlau sein und haut gewaltig daneben, daß ielbst seiue Freunde ernstlich an ihm irre werden. Aber Las soll uns nicht hindern, treu zu ihm zu halten, so lange er in der Hauptsache treu zu uns hält. Erst gesternwiedrrhat erimReichs tage vor versammeltem Kriegsvolk sein wirthschastlicheS Glaubens- bekenntniß abgelegt, und der deutsche Mittelstand darf jede» seiner Worte unterschreiben. Handelt Miquel in Zukunft nach den Sätzen, die er gestern ausgestellt, so ist dieser „Minister ohne Vertrauen", wie Socialdemokraten, Freisinnige und Ceutrum im schönen Verein (!) ihn nennen, der Maua unseres Vertrauens." Die Beredsamkeit deS Herrn v. Miquel im Reichstag hat o sehr an den AntoniuS erinnert, daß es wohl erlaubt ist, auch zu dieser Bundrswerbung zu Shakespeare zu greisen und zwar zu den Worten im ersten Act, als Gioster eben erfolgreich an der Bahre Heinrich'« VI. um^Annas Hand gefreit: „Ich will sie haben, doch nicht lange behalten", — womit natürlich nicht behauptet werden soll, daß nicht auch noch andere lehrreiche Verse in Shakespeare dafür zu finden eien. 8 Verli», 15. December. Die Lage des ArbeitS- Marktes steht andauernd unter günstigen Auspicien. Es häufe» sich nach der Berliner Halbmonatsschrift „Der ArbeitSmarkt" sogar die Anzeichen, die den Ausblick auf eine neue Befestigung der Conjunctur eröffnen. Der internatio nale Kohlen- und Eisenmarkt zeigt eine Befestigung, wie fast zu keiner Zeit während der letzten Jahre des Aufschwungs. Der amerikanische Eisenindustrien« Carnegie hat sich über die Aussichten überaus günstig ausgesprochen. Das Material finde heutzutage für so viel neue Zwecke Verwendung, baß e« schwer halte, den internationalen Bedarf zu decken. Nur ganz außerordentliche Zwischenfälle könnten verhindern, daß da- neue Jahr bessere Resultate liefere als da« laufende. — In Deutschland im besonderen wirkt die bevorstehende Flottenvorlage stimulirend auf die Conjunctur insofern gegenwärtig schon ein, al« alle Betriebe, die in irgend einer Beziehung zum Schiffbau stehen, Erwei terungen erfahren. — Die Zahl der beschäftigten Arbeiter stieg nach der Krankencassen-Statistik der genannten Zeitschrift im Laufe de« Monats ungefähr ebenso wie im Vorjahre (um 0,2 Proc. gegen 0,3 Proc.), und an den Arbeitsnachweisen kamen auf lOO offene Stellen 103,1 Arbeitsuchende (gegen l35,O im vorjährigen November). — Die vereinigten Ausschüsse deS Bunde-rath- für da- Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justiz wesen hielten heute eine Sitzung. — Ein vorläufiger Entwurf, betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln, wird in der „Deutschen Medicin. Wochenschr." veröffentlicht. Darin wird der Verkauf von medicinischen Zubereitungen ohne Unterschied, ob sie heil kräftige Stoffe enthalten oder nicht, al- Heilmittel nur den Apothekern zugewiesen. Die „Deutsche Medicin. Wochenschr." bemerkt dazu: Derartige transcendentale Auffassungen eignen sich für rin philosophisches System, aber nicht für da- prak tische System. — Die socialdemolratische Partei wird dem „Vor wärts" zufolge auf ihrem nächsten Parteitag auf Grund der durch den Fortfall deS BerbindungSvervotS geschaffenen Lage sich mit der Frage einer Neugestaltung ihrer Partei, orgauisation beschäftigen. — Die vergeblichen Versuche einer in der Schweiz appro- birlen Aerztin, die in Berlin die Heilkunde auSiibt und al» UntersuchungSärztin bei der Berliner Sittenpolizei an gestellt werden sollte, die ärztliche Approbation für da« deutsche Reich zu erlangen, haben einige Verwirrung in den Ansichten über die ApprobationSertheilung für Aerztinnen gebracht. Die Sache der ApprobationSertheilung an Frauen hat hiermit aber nicht- zu thun. Wie die „D. med. Wochen- fchrift" schreibt, stehen binnen kurzer Frist die ersten weib lichen Studirrudru der Heilkunde, die da» deutsche Reise- zeuguiß haben und ordnungsmäßig studirt haben, bei der ärztlichen Staatsprüfung vor einer reichSdeutschen PrüsungS- commission. Wer von ihnen die Prüfung besteht, erhält ohne jede Bedingung die Approbation für das deutsche Reich. — Eine Prämiirung laudwirthschaftlicher Arbeiter, die länger al« 15 Jahre in ein und demselben Betriebe gedient haben, wird von der LandwirthschaftS- kammer für den Bezirk der Provinz Brandenburg geplant. Um den Umfang dieser Prämiirung seststellen zu können, hat man zunächst in der nächsten Umgebung Berlins Erhebungen veranstaltet, die da» überraschende Ergrbniß gebracht haben, daß hier auf 32 Gütern inSgesammt 132 solcher Arbeiter vorhanden sind, die mehr als 15, uud zwar bis zu 50 Jahren in demselben Betriebe gearbeitet haben. Da die Erhebungen nur etwa die Hälfte der Güter der Kreise Teltow und Niederbaruim berücksichtigt haben, dürfte in Wirklichkeit die Zabl noch viel größer sein. Die erste Prämiirung dieser Art ist für Mai nächsten JahreS in Aussicht genommen. — Die angekündigte Berliner Protestversammlung zur Erörterung deS Falles Weingart bat gestern stattgefunden; sic war zahlreich besucht und gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Kundgebuiig. Bon bekannteren interessirten Personen sprachen Abg. Schrader, Prof. Pfleiderer, die Berliner Geistlichen Schmeidler, vr. Kirmß und Graue, sowie Juslizrath Munkel. Die Versammlung beschloß die Bildung eines besonderen ActionöcomitöS nach dem Vorgang mehrerer kirchlichen Vereine Schlesiens und nahm unter lautem Beifall folgende Resolution einstimmig an: «... Die heutige Versammlung fühlt sich gedrungen, dem lebhaften Bedauern über daS Vorgehen des Hannoverschen Con- sistoriums Ausdruck zu geben. Wir sehen darin einen auffallenden Widerspruch mit dem Wesen der evangelischen Kirche. Eine schwere Schädigung des kirchlichen Leben« wird die unausbleibliche Folge sein. Wir fordern daher alle unsere Gesinnungsgenossen auf, solchen« unevangelischen Vorgehen in diesem und in jedem ähnlichen Fall unbeugsamen Widerspruch rntgegenzusrtzen, und wir erwarten von den zuständigen Organen der preußischen Kirchenbehörde, daß sie das Eindringen solchen Geistes in die altpreußischen Provinzen nicht gestatten werde." — Die bayerische Regierung nimmt, wie die „Augsb. Abdz." unter Vorbehalt mittheilt, gegenüber dem Reichstags beschluß, wonach vom 1.October 1900 ab alle offenen Ver kaufsstellen im ganzen deutschen Reiche während der Zeit von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens geschlossen bleiben müssen, eine ablehnende Haltung ein. Nach Auffassung der bayerischen Regierung würde durch Ausführung deS ReichStagSbeschlusseS eine nicht geringe Anzahl kleiner Ge schäftsleute in ihrem Einkommen wesentlich geschädigt werden, während auf der andern Seile der errungene Vortheil nicht in dem Maße hoch angesehen werden könne, daß man deshalb die Existenz mancher Geschäftsleute gefährde. — Prinz Max von Baden hat sich nach längerem Aufenthalt hier auf einige Tage nach Dessau begeben. — Der preußische Ge- sandte in Hamburg Gras Metternich hat sich nach mehrtägigem Aufenthalt hier nach Hamburg begeben. — Der türkische Gesandte in Brüssel Carathcodory ist von dort gestern hier eingetroffen. — Swatssekretär a. D. Freiherr von Maltzan-Gültz ist hier angekommen, ebenso der Wirkl. Geh Rath v. Köller aus Kantreck. — Der zum Gesandte» bei der Republik Chile ernannte bis- herige Generalkonsul Legations-Rath vr. Stuebel war längere Zeit im Auswärtigen Amte als Hilfsarbeiter beschäftigt, kam 1885 als Consul nach Apia und 1886 in gleicher Stellung nach Kopen- Hagen. Dort blieb er bis zu feiner Versetzung nach Shanghai. — Der bisherige erste Sekretär bei der Botschaft in Wien, Legationsrath Prinz v. Lichnowsky, ist zum Wirklichen Legations- rath und Vortragenden Rath im Auswärtigen Amt unter Verleihung des Titels und Ranges eines außerordentiichen Gesandten und be- vollmächtigteu Ministers ernannt worden. — Kammergerichtsrath Delbrück ist zum Geheimen Regieruugs- und Vortragenden Rath im Reichsjustizamt ernannt. — Der bisherige Gesandte in Darin stadt, Gras v. d. Goltz, ist unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Gebeimer Rath mit Lein Prädicat „Excellenz" in den einstweiligen Ruhestand versetzt. — Leutnant v. Lösch, n la suite des Dragoner-Regiments König Friedrich HI. (2. schlesisches) Nr. 8, ist vom 1. Januar 1900 aus ein Jahr zur Gesandtschaft in Peking commandirt. * Hamburg, 15. December. Die „Elb. Ztg." läßt sich auS Hamburg melden, die hiesige, durchgängig social demokratische Arbeiterschaft habe eingesehen, daß ihr direct und indirect durch Annahme der Flottenvorlage so große Vortheile und so gesickerte Arbeitsgelegenheit er wachsen würde, daß sie eS gern sähe, wenn sie Gesetzeskraft erlangte. Um daher die Hamburger Genossen nickt vor den Kopf zu stoßen, beabsichtige man in der socialdeniokratiscken Parteileitung, die Vertreter Hamburgs bei der Ab stimmung abzucommandiren, um sie nicht zu zwingen, gegen die Vorlage zu stimmen. ES gebe sogar das allerdings etwas unglaubwürdige Gerücht, daß der Abg. Auer (Meerane-Glauchau) offen für die Flottenvermebrung als im Interesse der Arbeiter liegend eintreten werde. — Der „Hamb. Corresp." bemerkt dazu: „Wir halten diese Meldung für unglaubwürdig." Wir auch. * Vrcme», 15. December. Bei den heutige» Stich wahlen gewannen di« Socialdemokraten zwei Sitze in der Bürgerschaft, so daß sie jetzt II Sitze inne haben. * AuS Westfalen, 15. December. Der Oberpräsident der Provinz Westfalen, Herr v. d. Recke, dementirt in seiner Eigenschaft als Cbef der Dortmund - EmS - Canal verwaltung die kürzlich mitgetheilte Nachrickt, daß bei Ladbergen ein Dammbruch stattgefunden habe und führt die Entstehung der Meldung auf ein unbedeutendes Vor- kommniß zurück. * Lasset, 15. December. Der Präsident des hiesigen Landgerichts v. Stockhausen wurde, der „Voss. Ztg." zu folge, in den einstweiligen Ruhestand versetzt. * Aus Lberschlesic» meldet der Posener „Goniec Wielkop." ohne Zeitbestimmung, eS seien aus der dortigen Gegend dreihundert Personen ausgewiesen worden. * Metz, 15. December. Wie die klerikale „Oberelsasser Land.-Z»g." wissen will, werde bei der Metzer Bischofs wahl Prinz Mar von Sachsen gewählt werden. Der Zustimmung des Metzer DomcapitelS sei man sicher. Oesterreich-Ungarn. Au-gleich-an-schntz. * Wie», 15. December. Grabmayr beantragt NamenS der Linken, die Sitzung von 7'/, Uhr Abends bis Mitternacht sortzusetzcii. Trotz des Protestes der tschechischen Abgeordneten wird der An trag Grabmayr in namentlicher Abstimmung angenommen. — In der Abendsitzung protestirt Stransky gegen die Giltigkeit der Beschlüsse dieier Sitzung, da die Einladung hierzu nicht ollen Mit gliedern zugestellt sei, und richtet eine Anfrage an den Obmann BilinSki, ob eS wahr sei, Laß der Vorsitzende im Ministerrathe Graf Llary in der heutigen Sitzung deS Ausschüße« behauptet habe, der Kaiser wünsche die Verlängerung der Sitzung eventuell bi« Mitternacht. BilinSki rügt energisch, daß die Person de« Kaiser» in dir Debatte gezogen werde. Graf Clary entgegnet, WiIeMiIeinke tu allen vrtzanen anck Nlr jecke» -llter Uftim-Keifte ilnstm-tlnriii» Mcdm-ftkktr IMiii-ftWii Mclm-Malsl knrdni-MM Auiren, varettH8. UütTvn »Ugo 8ki!ei1 ketersstrassv 37. die Gerüch richtig. 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