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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991220013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 9968-9971 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-20
- Monat1899-12
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzetchniß. Tabellarischer und Zifferniatz nach höherem Tarif. Extra-Veilageu (gefalzt), uur mit dtt Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderung SO.—, mit Postbeförderuug 70.—. Jinnahmeschluk für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. «"18. Mittwoch den 20. December 1899. 93. Jahrgang- Am klßril mi> Weiten MlWchk-lmrlM erscheint treiiie Nlimmer mscees Ktittes. Anzeigen für die Frühnnninier vsin Alittwoch, den 2?. Decenrber, evbitten rviv bis spätestens Sonnabend Abend ? Ahv. Die wahren Urheber des Krieges. Herr I. A. Hobson, der während der Krisis in Südafrika von dort für den „Manchester Guardian" correspondirte und nun nach England zurückgekchrt ist, hat in der letzten Nummer des „Speaker" einen interessanten Artikel über die „gecharterte" Presse in Südafrika veröffentlicht, dem wir nach der ..Franks. Ztg." folgende Abschnitt« entnehmen: „Als Nhodes' Plan, durch Gcwaltstreich die Controle über den Rand zu ge winnen, in Folge der klobigen Ungeschicklichkeit Jameson's und des Wankelmuths und der Feigheit seiner Verbündeten in Jo hannesburg gescheitert war, sprach er von einem Appell an „ver fassungsmäßige Mittel", um damit seinen Zweck zu erreichen, und er wußte wohl, was er dabei im Auge hatte. Er faßte den Plan, die Truppen der britischen Krone und das Geld der britischen Steuerzahler dazu in An wendung zu bringen, um für sich und seine Mitcapitalisten die politische 'Controle über Tran-Vaal zu erlangen, welche für seine ökonomischen und politischen Ziele nothwendig war. Dazu war eS vor allen Dingen nöthig, eine entsprechende treibende Kraft zu haben, welche auf den Geist der britischen Regierung und des britischen Publikums zu wirken, geeignet war. Und dazu hielt er die Presse für das bei Weitem passendste Werkzeug. Geraume Zeit vorher hatte er schon mit den Herren Eckstein und Barnato zusammen einen Hauptankheil am „Cape Argus", dem Abend blatte von Capstadt, erworben. Die „Argus"-Mselffchaft hat dann ihr Thätigkeitsseld so weit ausgedehnt, vaß ihr auch der „Johannesburg Star", das „Buluwayo Chronicle", der „Rho- desia-Herald" und die „African Review" gehörten. DaS einfluß reichste Blatt in Südafrika, die „Cape Times", ist unter die Controle derselben Capitalksten - Gruppe ge kommen, die Hälfte ihrer Anlheile ist nämlich von Rutherford Harris» dem bekannten Direktor der „Charteret) Company" und thätigen Gehilfen von Rhodes, erworben worden. Letztes Jahr gelangte auch der in Kimberley erscheinende „Diamond Fiekds Advertiser" in dieselben Hände, und zwar unter sehr charakteristischen Umständen. Sein Eigen- thümer hatte zwei Mal ein Ansinnen abgelehnt, das Blatt unter der Hand zu verkaufen. Beim ersten Male bot man ihm an, ihm seinen halben Antheil für 8000 Pfund Sterling albzukaufen und dazu dem Redakteur für ein Jahr einen Gehalt von 2000 Pfund Sterling zu garantiren, falls derselbe willens wäre, den Besitzwechsel geheim zu halten. Zwei Jahre später bot man dem Eigenthümer 20 000 Pfund Sterling und dem stellvertretenden Redakteur eine Entschädigung von 1000 Pfund Sterlin an. Dieser stellvertretende Redakteur sollte nämlich durch einen Mann mit „richtigen" Ansichten ersetzt werden, und eine der Kauf bedingungen sollte die sein, daß der Name des früheren Eigcn- thümrrs und Herausgebers auf dem Blatte weitcrgeführt werden solle. Später mußte der Herausgeber aus Gründen, welche mit diesen Unterhandlungen nichts zu thun haben, sich zurückziehen, und darauf wurde das Blatt an den Director der „Cape Times", einen Schwager von Rutherford Harris, verkauft, der es direkt in seinem eigenen Namen für 12 500 Pfund Sterling kaufte. Verschiedene andere Versuche sollen auch gemacht sein, um andere einflußreiche Blätter unter dieselbe Controle zu bekommen, so z. B. die „Midland News". Als die Capitalistrn vom Rand sich zu ihrem „Coup" ent schlossen hatten und im Besitze der vollen Versicherung waren, daß die englische Regie rung hinter ihnen stche, ver doppelten sie ihre Anstrengungen, um eine Krisis herbeizuführen. Zu diesem Zwecke wurden in der Johannesburger Presse be- merken-werthe Aenderungen vorgenommeu. Die Direktoren des „Star" importirten Herrn Monypenny (zugleich Korrespondent der Londoner „Times". D. Red.), einen jungen, thatkräftigen Journalisten, eigens zu dem Zwecke auS England, damit er helfe, die Dinge zu einer Krisis zu bringen. Und obwohl verschiedene Morgenblätter, welche in den letztest Jahren in Johannesburg auf getaucht waren, sich als unrentable Spekulationen erwiesen hatten, wurde diese kriegerische Presse doch durch die Begründung des „Transvaal Leader" noch vermehrt. Die die Be gründung de« „Leader" begleitenden Umstände waren besonders, bezeichnend. Die Gesellschaft wurde am 18. April eingetragen mit einem Capital von 15 000 Pfund Sterling in Antheilen von je 1 Pfund Sterling. Die beiden ersten Direktoren waren Herr W. HoSken, Vorsitzender der Handelskammer, welche that- sächlich ein Aubehör zur Minenkammer ist, und Herr I. H. Hohle, ein ortsansässiger Anwalt. Di« Hauptmasse der Antheile, nicht weniger al« 14 878 Stück, stand auf den Namen des Herrn Pakeman eingetragen. Dieser Herr Pakeman war für einm sehr generösen Gehalt (man sprach von 60000 jährlich, d. Red.) dafür gewonnen worden, das Blatt zu redigiren, und Niemand traute ihm zu, daß er im Stande sek, ein so große» Capital auf eine so unsichere Unternehmung anlegen zu können. Die beiden oben genannten Direktoren batten jeöOAnHeile, und die übrigen 22 Antheile waren in den Händen von 22 Personen, von denen di» Mehrzahl, wie bekannt war, im LIerrstr von An wälten stand, welch« für die Herren Belt und Eckstein thätig sind. Di» sofortige Lapital-Auslagr überstieg das Actien-Capital be trächtlich, denn 10000 Pfund Sterling wurden sofort für die Druckerei - Einrichtung der eingwangenen „Johannesburg T i m e s" bezahlt, und7000Pfd.Tterl. wurden anJ.B.Robinison illr das Grundstück bezahlt, auf welchem die Bureaus stehen. Außerdem standen die laufenden Ausgaben für da» neue Blatt in gar keinem Verhältnisse zu seinen Einnahmen. Da» bewies deutlich, daß da» Blatt von außen her große Zuschüsse erhielt, und wie man allgemein annahm, kamen dieselben von den Eck stein«. E« wird zugegeben, daß allein der Telegramm-Dienst de» „Transvaal-Leader" während der kurzen Lebensdauer des selben 8000 Pst. Sterl. monatltch kostete. Vas Deficit, wrlches eine solche Zeitung in Johannesburg nothwendiger Weise haben mußte, muß enorm gewesen sein, aber in den Augen Derer, welche diese Kosten trugen, schienen diese Auslagen offenbar ge rechtfertigt zu sein. Der einzige Zweck des „Star" und des „Leader" war während der dem Oktober vorangegangcnen sechs Monate nur der: durch fortgesetztes Schimpfen über den Edgar-Fall und ähnliche Fälle die Leidenschaften der Uitlandrrs auszuregen und die Regierung durch fortwährende Beschimpfung und Beleidigung harthörig zu machen. ES liegt ein gewisser Humor darin, daß diese Blätter unter den Beschwerden der Uitlanders das Preßgesetz mit auf führten, während sie selbst eine Sprache führten, die selbst in ruhigen Zeiten in jedem anderen Lande, außer in England und Amerika, dem Redakteur Verhaftung und Bestrafung zugezogen hätte und in England und Amerika zu mindestens ebenso starten Repreflionsmaßregeln seitens der patriotischen Bevölkerung ge führt hätten. Die Verhaftung des Herrn Pakeman und der Ver such einer Verhaftung des Herrn Monypenny im Monat Sep tember wurde in England als eine furchtbare Verletzung der Preß freiheit hingestellt. Ich will bei dieser Krisis nicht die Politik der Transvaal-Regierung verteidigen, aber man ist doch be rechtigt, darauf hinzuweisen, daß die beiden Gesetze, auf Grund deren die Verhaftung stattfand, reguläre Gesetze waren, wie solch« auch in England und in den kontinentalen Staaten be stehen und in Anwendung gebracht werden, und daß es keine Ausnahmegesetze waren. Den „Transvaal-Leader" brachte seine Sprache direkt unter das Hochverrathsgesetz von 1877, und dies war eines der letzten Gesetze, welches vor der britischen Annexion angenommen wurde, und nachher wurde dasselbe durch Prokla mation der e nylischen Regicrnnz gutgcheißen." Der Krieg in Südafrika. Vom Kriegsschauplätze. -g. Wie uns an« London telegraphisch berichtet wird, meldet „Daily Mail" unter Vorbehalt das Gerücht, General Buller habe nach einem lebhaften Kampfe den Tuge la überschritten, und ferner, daß die südlichen Verbindungen mit General Methuen abgeschnitten seien. Das Kriegs Ministerium lehnt es auf Befragen ab, das Gerückt zu bestätigen oder zu dementiren. Das letztere Gerücht dürfte aber der Wahrheit entsprechen. Uns selbst wird darüber gemeldet: k. London, IS. Deren,der. (Privattelegramm.) ttcneral Methuen versuchte i» der Nacht vom 14. znm 1ö. südwärts Surchzubrechen, nachdem Sronje die Eisenbahn nördlich zcrst>rt «nd alle dominlrende» Positionen am Nordnser des Modder besetzt hatte. Mctbucn wurde zurück geworfen und völlig ein geschlossen. Die Bahn- »nd Tclegraphenverbtn- dnng mit dem Dranjeflnft ist abgesch,ritten. Der Oranjefluß ist mit de Aar die Operationsbasis Lord Metbuen'S. Dieser erfährt, General Roberts habe die fünfte Division zum Entsätze Metbuen'S und Kimberleys be stimmt. Der Schwerpunkt der Entscheidung läge also nach Ansicht der englischen Strategen im Westen, was zur Folge hätte, daß die Entscheidung in Natal hinanSgeschoben werden müßte. Tie Lage Lord Methuen» wird, so schreibt un« unser Londoner Correspondent, von der englischen Censur ebenso sorgfältig in Dunkel gehalten, als dieselbe alle weiteren Specialberichte über den Kampf am Tugrlaslusse und die Lage um Ladysmith ausnahmslos zurückdalt. DiS zur Stunde hat kein englisches Blatt und keine Agentur irgend welche direkte Meldung weiter von einem der beiden Kriegsschauplätze erhalten. DaS „War - Officie" (KriegSamt) hat lediglich vorläufig eine Verlustliste berauSgegeben, wonach General Buller vor Eolenso 82 Todte, 667 Verwundete und 348 Gefangene, d. b. im Ganzen vorläufig lOS7 Mann verloren hat. Die Ziffer spricht für sich selbst und die Tbatsacke, daß er sich nicht einmal am Südufer des TugelaflusseS halten, sondern auch dieses dem Gegner überlassen mußte, daß er seiner eigenen vorläufigen Schätzung nach nicht nur seine besten Marine geschütze, sondern auch einige dreihundert Mann Gefangener in Boerenhänden ließ und hinter Cbiveley zurückging, beweist am besten, daß eS sich nicht nur um einen vorläufig miß lungenen Angriff, sondern um »ine wirkliche Niederlage bandelt, die beute englische Blätter selbst als einen „Zu sammenbruch der Offensivebeweaung zumEntsatze von Ladysmith" bezeichne«. Auffallender Weise spricht di« einzige bibber au« Pretoria vorliegende Meldung nur von einem Artilleriekampfe, al« handle eS sich um «in Gefecht minderen Herganges. Ebenso überraschend ist der Bericht der Barren über dir Schlacht am Modderslusse, welche officiell in Blvm- fontein al- ein „furchtbarer Kampf" bezeichnet wird, bei dem mdeß nur nicht ganz Eintausend Barren wirklich im Feuer gewesen seien. Danach hätte Lord Methuen nur die äußerste vorgeschobene Position der Freistaatler angegriffen^ diese aber trotz seines furchtbaren Bombardement« mit Lyvditgeschossen, ihre Stellungen in den Schützeuzräben ohne mit den Wimpern zu zucken, inne gebalten, und während Methuen in seiner Unkenntniß der eigentlichen Boerenstellung di« Uber den Schützengraben liegenden Felsenkopjes zerschoß, wurden seine nach einander anstürmenven Regimenter durch wohl gezieltes Linienfeuer aus nächster Nähe drcimirt. Dieser officiös« Bericht spricht voll höchsten Lobes von der Todes verachtung der Hochlands-Regimenter, die allerdings gar nicht wußten, daß sie sich dicht vor deu Büchsenläufen des Feindes befanden und betont, daß die Boercnartillerie der Hauptsache nach gar nicht in den Kampf einzugreifcn nvtbig gehabt habe, da Methuen seine Truppen an der äußersten Südspitze der Boerenstellung sich den Kopf einrennen ließ. Das skandinavische Corps, welches die Engländer als ver nichtet bezeichnen, bestand darnach nur aus nicht ganz Kundert Mann, von denen einige Vierzig sielen, als sie ohne Befehl in heldenmütbiger Weise eine weit vor den Boeren- linien liegende Position stürmten. Neber vte Tchlmht bei Colenso und über Ladysmith liegen folgende Meldungen vor: * London, IS. December. (Telegramm.) Die Londoner Blätter veröffentlichten Einzelheiten über die letzte Schlacht am Tugela. Hiernach rückte am 15. d. M. früh 4 Uhr die gesammte Streitmacht des General« Buller in der Richtung auf den Tugela- Fluß vor. Der Kampf war lang und erbittert. Di« den linken Flügel bildende Brigade Hart überschritt am Mittag den Tugela, mußte aber in Folge LeS starken Artillerie- und des mörderischen Gewehrseuers des Feindes wieder zurückkehren. Ter den rechten Flügel bildenden Brigade Hildyard gelang es, die Ortschaft Colenso mit dem Bajonett zu nehmen, die Brigade mußte sich aber, da ihre Artillerie vom Feinde vernichtet wurde, wieder zurückziehen. * Loudon, 19. December. (Telegramm.) AuS Ladysmith meldet der Berichterstatter des „Daily chronicle" mittelst des Helio- .g'nphen nach Estcourt, die Beschießung dauere fort, sei aber unwirksam. Die Boeren verschanzten "sich Im Norden und- Süden von Ladysmith. (Boss. Ztg.) Charakteristisch ist die plötzliche Acndcruug der Bocrentaktik, wie sie beide Kämpfe an der Modder, wie am Tugela uus zeigen. Jetzt, wo vie Engländer eine überlegene Artillerie ui« Feld geführt haben, verschwinden die Boeren plötzlich von den bisher stets von ihnen besetzten vorgeschobenen Kopjes und wir finden sie nicht nur an deren Fuße, sondern sogar in weit vorgeschobenen Flankenstellungen auf offenem Felde in mit Laub verdeckten Schützengräben, vor denen in doppelter Reihe wcilh n gezogene Drahtzäune sie gegen einen Bajonett angriff schützen, ganz ähnlich wie das die Spanier vor Santiago geihan; mit welchem Erfolge, haben beide Schlachten gezeigt. Auch am Tugela kam die Artillerie der Boeren nach allem Anscheine kaum ins Gefecht. Die Engländer gingen ahnungslos auch dort mitten in das weite Dreieck der un sichtbaren Schützengräben hinein, wurden, erst nachdem sie dicht herangekommen, in beiden Flanken zugleich beschossen und bezahlten ihre Unkenntniß des Terrain« so schwer, ohne auch nur den eigentlichen Feind gesehen zu haben und ohne diesem nennenSwerthe Verluste beizubringen. Tie neuen Männer. Lord Roberts of Kandahar ist einer der an Ehren und Titeln reichsten Männer von England. Er verdiente sich seine Sporen und das Victoriakreuz für persönliche Tapferkeit im Felke während de« indischen Ausstandes im Jahre 1858, und noch heute erzählt man sich in England mit stolzem Behagen die kühnen Reiterstückchen des jungen Leut nants Roberts. Unter Lord Napier of Magdala bekleidete er 1868 während des Feldzugs gegen Abessinien das Amt eines stellvertretenden Gencralquarticrmeisters und denselben Posten verwaltete er während der Luschai - Expedition 187 l —72. Während des afghanischen Feldzugs wurde er zum Oberbefehls haber der britischen Feldarmee ernannt. Am 9. October 1879 hielt er seinen Einzug in Kabul, setzte im folgenden Jabrc Abdurrahman zum Emir ein, befreite den in Kandahar ein geschlossenen General Primrose und brachte am S. September 1880 dem Prätendenten Ejub eine entscheidende Niederlage bei. Schon einmal, im Jahre 1881, nachdem Sir George Colley von den TranSvaalern aus dem Majubaberge aufs Haupt geschlagen war, sollte er die Ehre der englischen Waffen in Südafrika wiederherstcllen, damals jedoch besann sich die liberale Regierung eine« andern und machte mit den Boeren ihren Frieden, bevor Roberts in Afrika cingetroffen war. Seit 1885 war Roberts Obercommandirender in Indien und beendete nach dem Tode Macpberson'S im Ociober 1886 die Expedition gegen Birma. Im Januar >892 wurde er unter dem Titel Lord Roberts of Kandahar and Waterford in« Oberbau« berufe». Im April 1893 legte Lord Roberts den Oberbefehl in Indien nieder und kehrte nach England zurück. Er ist jetzt 67 Jahre alt. Der neue G«neralstab«-Chef General Lord Herbert Kitchener ist am 24. Juni 1850 in Leicestershire geboren und trat 1871 al- Jngenieur-Osficier in die Armee. Kitchenrr war meist im Orient ibätig. Im Jahre 1882 »rat er al- Major in da« cgyptische Heer, wurde 1886 zum Gouverneur von Suakin und 1896 zum Oberbefehl haber im Sudan ernannt. Am 2. September 18H8 ver nichtet« Kitckener bei Omdurman da« Heer der Derwisch« und unterwarf den Sudan der englischen Herrschaft, Nwfllr er die Peer-würde erhielt. Als vor ewigen Wochen der Kbalif Advulladi infolge de- TranSvaalkrieae« neuerdings sich ansch ckle, gegen Norden vorz«brin-»a, warf sich ihm Kitchener mit allen seinen disponible» Truppen ras» entgegen und schlug ihn am 25. November bei Omdedrits» «em Westeefer des Weißen Nils. Abvullahi büßt« sein Unternehmen mit krm Leben. AU« Emir» des Khalisen fielen au seiner Seit», und sein Heer wurde »Heils zerstreut, theils gefangen. Interessant ist, daß der Obercommaudant des gesammten britischen Heeres, Marschall Lord Wolseley als heftiger Antagonist Kilchener'S gilt. Die Berufung Kttchcner's muß daher als ein Symptom für den schwindenden Einfluß Wolseley's betrachtet werden. Die vrhetzung der Afrikander. Ein gelegentlicher Correspondent aus Capstadt, in hervor ragender Stellung, theilt uns heute Folgendes mit: „Diejenigen dürften sich täuschen, welche in Folge einer mangelhaften Kenntniß des Landes, des Charakters der hiesigen Holländer-Former, und zum Lheil der Bodenverhältnisse, einen plötzlichen allgemeinen Aufstand der ganzen Capcolonie erwarten, wir das vielfach der Fall zu sein scheint. Alle Anzeichen sprechen ebenso dagegen, wir die natürlichen Vorbedingungen für einen so geartrten Aufstand fehlen. Der Holländer-Farmer ist ebenso vorsichtig, langsam, überlegend, und hängt ebenso an seiner Scholle, wie sein Vetter in den beiden Republiken. Er wird in den meisten Fallen die Fahne des offenen Aufruhrs immer erst dann erheben, wenn starke Boerencomimanvos sich des Landes unv der wichtigsten strategischen Positionen in der Umgebung be mächtig» haben. Wo immer die Truppen der beiden Republiken erscheinen, so weit sie auch gen Süden vorrücken werden, werden sie sich in Freundesland, die englischen zurückgehenden Colonnen sich in Feindesland finden. Die Boerencommandos werden überall als Befreier empfangen werden, aber bis zu ihrem Er scheinen wird der Holländer-Afrikander dem Scheine nach loyaler englischer Unterlhan bleiben und sich darauf beschränken, seine Söhne, soweit er sie nothdürfkg für die Landbestellung ent behren kann, zu den Fahnen der Boeren entsendM Md diesen selbst nur als Kundschafter und 'höchstens noch durch nächtliche Zerstörung der Bahnlinien, in dir Luftsprengen von Disendahn tunneln u. s. w. dem verhaßten Briten sein« Antipathie bezeugen. Die Regierung der Capcolonre kann z. Z. nur wenig thun, da die extremen Jingos die erste Gelegenheit benutzen würden, Sir Alfred Milnec zu einem Staatsstreich und zur Entlassung des Ministeriums zu zwingen, und es wichtig ist, daß Herr Schreiner wenigsten« vorläufig noch an seinem Platze bleibt. Im klebrigen istdcrvorAlleminFragekommende Theil der Capcolonie bereits in den Häizden der Boeren, nämlich das gesammte nördliche Verbindung^ Bahnnetz von Stormberg-Miwal-North bis nach Naauwpoort de Ar, wenn auch die beiden letztgenannten Orte noch von eng lischen Reservelagern geschützt sind. Der Fall der briven Letz teren kann auch nur ein« Frage kurzer Zeit sein, da beide Plätze je von drei Seiten bedroht sind und, falls sie sich nicht ergeben, resp. Vie Lageriruppen sich schleunigst südwärts zurückzichen, isolirt und abgeschnitten sein werden, ehe ihnen Jemand zu Hilfe kommen kann. Die südlichsten Boerencommandvs stehen bereits auf den di« Colonie hier von Victoria West bis hinüber noch dem Trmbulande führenden Höhenrücken, welche den ganzen Nordtheil der Capcolonie vom Süden obtrennen, und einmal im Besitz der Boerrn, nur mit sehr überlegenen Streitkräftrn und unter den größten Anstrengungen von den Encsiändern wieder genommen werden könnten, und daL um so mehr, als gegen diese Bergscheioe, deren Spitzen sich bis zu 8000 Fuß erheben, nur vier unter sich keinerlei Verbindung besitzende Straßen sichren. Ein gemein sanier Vorstoß auf allen diesen vier Straßen, d. h. von East London über Queenstown (gegemvärtiq General Gatacre'-- Operationsibasi«), zweiten« von Port Elizabeth über Middelburg, drittens von demselben Hafen gegen Graaf Reinet, und viertens von Kapstadt über Beaufort West gegen de Victoia West unv de Aar ist materiell so lange ausgeschlossen, als größere britische Heermafsen in Natal und vor Kimberley frstgehallen und nick : wenigstens 60—100 000 Mann neuer Truppen im Süden oe Capcolonie gelandet sind. Selbst eine solche scheinbar über wiMgcnde .He eres macht würde bestenfalls auf jeder einzelnen Linie nur mit höchstens 15—20 000 Mann operiren können, un v diese würden sich in keiner besseren Lag« befinden, als heute Lo: > Methuen, General Gakacre und General Buller, d. h. vor natür lich festen Stellungen, welche selbst ein« relativ ganz geringe Zav Boeren leicht und erfolgreich und um so länger vertheivicun könnten, als sie hinter sich ein vortreffliches Bahnnetz, eine b- freundete Bevölkerung, reiche Verpslegungsquellen und eine voll ständig sichere Rückzugslinie hätten. Jrde der dagegen vom Süden heraufkommenden englischen Colonnen würde cke ksr-i in Feindesland operiren, ihre Rückzug-llnir fortgesetzt brdro'u sehen, sich nur sehr schwer verproviantiven können, da sie nnr über einen einzigen Bahnst rang verfügen könnt«, und, was das Schsimmst« für ste, im Fall« «ich nur de« leisesten Nichterfolges, geschweige denn einer Niederlage, würde sich das betreffende britische Operationscorps von seiner OpenAkonsbafiS abge schnitten und in die große Karroo-Wuste geworfen sehen, in deren wasserlosen, menschenleeren und von fast ständigen Stürmen heimgesuchten Einöden ihrer das traurigste Geschick harren würre. Ueber die Karroo hinaus vorzvrücken, hoben di« Boerrn so gn: wie gar kein Interesse. Nur im Norbcssten könnten sie sich d-> Höhenzüge vor Wiltamstown und East Somerset (Port Elizabith, bemächtigen. Im Westen bleibt ihnen nur di« Bahnlinie de A Capstadt, und ihr Interesse weist sie darauf hin, diese vielmehr n> zerstören, al« ihr« Stellungen Wester bis Beaufort West, d. b. der Hügelkette der Nieuwe Veldderg«, vorzuschiedrn, es sei de in, daß das Geschick selbst über alle vernünftigen Erwartungen bin <ru« di« Sngkänder verfolg« und ihnen den Weg bi» nach C w stabt selbst eröffne. Aber mit dieser Möglichkeit rechnet lein vernünftiger Afrikander, zumal bi« Hauptstadt der Capcolvnie selbst immer in englischen Händen bleiben wird, schon aus dem einfachen Grund«, weil es unter Len Kanonen der brstüchen Flotte
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