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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991229015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-29
- Monat1899-12
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BezugS-PrekS Al drr hauptexpediriou odrr den im Stabt- bezirk »nd den Bororten errichteten Aut» oaoeskellen ad geholt: vierteljährlich ^l4.LH, o»i zweimaliger täglicher Zast,llang in« Hou« ^l b.bO. Durch die Post bezogen sur Deutschlaad und Oesterreich: viertel,ahrlich 6.—. Direkt« tägliche Kreuzbaudsendung tat Ausland: monatlich ^l> 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- um 5 Uhr. Nüarttou und LrpeLitin: Iahaunt-gaste 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abead» 7 Uhr. Filiale«: DK* Memm« Tartit». (Alfred -atz«), UniverfitätSstraß« 3 (Paulinum), Laut» -Ascha, Katharinens^, 14, pari, »d Kimigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. UchIger TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und I>olizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. A«zetgen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile S<) Psg. Reklamen unter dem Redactiontstrich l»g» spalten 50^, vor den Familiennachrtchn« lögejoaltea) 40^. Größere Schriften laut unserem Prei^ vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-veilage» (gesalzt), nur mit d«i Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderuag 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Tianahmeschluß für Anzei-e«: Ab end »Ausgabe: Bornrittag» 10 Uhr. Morgr n»Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestelle« je ei» halb, Stunde früher. Anzeißen sind stet» an die Grp»ditt»a zu richte«. —-<«»»» Druck und Verlag von E. Polz i« Leipzig 659. Freitag den 29. December 1899. 93. Jahrgang. Ranftsche Gaffe 6 Herr Lrleär. Lt8el»er, Colonialivaarenhandlung, - Ranftadter Tteinweg 1 Herr 0. LvKelmLuo, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrahe 5 Herr öul. 8eliüiu1ebeii, Colonialwaarenhandlung, WeftPlaA 38 Herr L. Vittrlvk, Cigarrenhandlung, AorkftraHe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr I?. Llet/, ColonialwaarenhaMung, Zeitzer Strafe 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. OrütLmanu, Zschochersche Straße 7», - Reudnitz Herr LuKwann, Marschallstraße I, - - Herr 9. 8eliwlüt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr Leiult. ^edor, Mützengeschäst, Gabelsbergerftraße H, - Thonberg Herr L. üüutsoü, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr Oeor^ Xlewann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Jur Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr 1900 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 durch die Post bezogen für das deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn O In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filiale«: Katharmenftratze 14, Königsplatz 7 und Univerfitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtftrahe 35 Herr L. 0. Lltlel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenftrahe 1 Herr Hieoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. r. 8eüubert'8 Xuokfolxor, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llautsckke,Colonialwaarenhandlung, Löhrftraße 15 Herr Lüuarü Letxer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr 21. L. 41drevdt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Llseüer, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert 41tuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert 41tver, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindena« Herr 4Idert Lindner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr kaul LueL, ^unoueen-Lxpeültlon, Eisenbabnsttaße 3, Die Ehefrau in -er Fabrik. 6-5. Einer Anregung des Reichstages folgend, werden von den Fcübrikinspectoren in den Deutschen Einzelstaatcn seit einiger Zeit über die Beschäftigung verheiratheter Frauen in Fabriken Erhebungen angestellt. Es handelt sich nicht nur darum, Zahlen zu erfahren, sondern man will namentlich Vie Gründe leimen lernen, die zu einer derartigen Beschäftigung führen. Auch die Folgen versekben für Hauswirthschaft und Gesundheit sollen klar« gelegt werden. Eine derartige Untersuchung gehört zu den schmierigsten Aufgaben der Socralstatistik. Mil der Feststellung rein äußerlicher Lhatsachen ist es ksier nicht gethan. ES ist noth- wendig, in die Lebensgvwohnheiten und Anschauungen der Ar» deiterbevölkerung einzudringen; man muß die -Schwelle zum Familienleben des heutigen Industriearbeiters überschreiten. Vor etwa dreißig Jahren schrieb der Mainzer Bischofoon Ketteler, daß ihm von einer Fabrikarbeit verheiratheter Frauen fast nichts begannt 'sei. Thaksächlich sind jedoch schon damals zahlreiche Ehefrauen in den Fabriken beschäftigt worden. Uno auch früher bereits. Nennenswcrthe Schutzvorschriften gab es nicht. Wie der bekanntlich im sächsischen Ministerium des Innern wirkende 'Geh. -Oberregierungsrath Mor genstern vor einiger Zeit in einer Abhandlung über daS sächsisch« Fabritinspectorat schilderte, arbeiteten bereits vor 1860 in sächsischen Textilbetrieben oerheirakhete Frauen in großer Zahl. Die Mütter brachten ihre Säuglinge mit in den Fabriksaal. Die Beschäftigung dauerte mit kurzen Eüholungspawsen täglich 14 bis 16 Stunden, bei bringenden Aufträgen auch wohl länger. Verdient wurden in den Spinnereien wöchentlich etwa 3 bis 4 ->^; Davon mußten die im Accord Arbeitenden noch die Beleuchtung der Ma schinen selbst bezahlen. Ein gewisser Arbeiter schuh wurde erst durch das sächsische Grwerbeqesetz vom 16. Ok tober 1861 eingeführt, das zahlreiche Urbekstände beschränkte, und dessen Vorschriften später vorbildlich für viele Bestimmungen der vom 21. Juni 1869 datirten Gewerbeordnung des Nord- Deutschen Bundes waren. Der Schutz, den dieses Gesetz den Fabrikarbeiterinnen gewährte, ist bekanntlich wiederholt er heblich erweitert. Heute dürfen auch über 16 Jahre alte Arbeiterinnen über Nacht zwischen Uhr Abends und 6 Uhr Morgens überhaupt nicht mehr, während des Tages aber höchstens elf Stunden beschäftigt werden. An Vorabenden von Sonn- und Festtagen darf die Arbeitszeit nur zehn Stunden dauern, bis pätestenS Uhr Nachmittags. Arbeiterinnen, denen die Sorge ür ein Hauswesen obliegt, muffen auf ihren Wunsch bereits eine i-albe Stuikde vor der Mittagspause entlassen werden. Wöchne rinnen dürfen wahrend der ersten vier Wochen überhaupt nicht und während der beiden folgenden Wochen nur dann, wenn ein Arzt es für unbedenklich erklärt, zur Fabrikarbeit zugelaffen werden. In manchen socialpolitischen Kreisen wünscht man diese und andere zum Schutze verheiratheter Fabrikarbeiterinnen getroffenen gesetzlichen Bestimmungen noch erheblich zu erweitern; daher die gegenwärtigen Untersuchungen der Fabrikinspectoren. Diese Men sich auch darüber auSsprechrn, ob die F ab ribarbeit oer- heiratheter Frauen überhaupt, o'Der doch wenigstens für gewisse ErwerbSzweige und für bestimmte Zeiten aus Rücksichten auf die DolkSgestundheit zu verbieten ist. Die Wichtigkeit, die man dieser Frage beilegt, ist berechtigt. Im Jahre 1890 wurden in deutschen Fabriken 130079 verheiratete Frauen beschäftigt, eine Zahl, die 1895 auf 160 498 gestiegen war. Man kann annehmen, daß mit der industriellen Entwickelung und der steigenden Be- völkerungsziffer auch die Zahl der verheiratheten Fabrikarbeite rinnen seitdem noch erheblich zugenommen hat. Wie erklärt sich das ständige Anwachsen dieser Zahlen? Die Industrie hat an der Beschäftigung verheiratheter Frauen in den Fabriken nur ein sehr eingeschränkte« Interesse. Sie stellt viel lieber unverheirathete Arbeiterinnen eia, vir jenen, im Betriebe oft lästigen gesetzlichen Ausnahme bestimmungen für Ehefrauen in Fakrffen nicht unterworfen sind. Schr bequem ist es, di« Frage mit einer Hinweisung auf den „geringen Vevdienst" deS Manne- zu beantworten. Die Er fahrung bestätigt diese Antwort nicht. Nach unserer Ueberzeugung ist die FabrikarLeit verheiratheter Frauen weit weniger auf da» dürftige Einkommen des ManneS, al- auf ungesunde h au Sw irthscha'ftlicheEinrichtungen, verkehr te Auffassung der beiderseitigen Pflichten der Eheleute, aus mangelhafte hauswirthschaft- liche Erziehung, auf die Macht der Gewöhn« heitund Vergnügungssucht zuriickzrrfiihren. Vielfach kann man di« Verachtung machen, daß Männer, deren Frauen einen eigenen Erwerb haben, ihre Pflicht, für die Familie zu sorgen, sehr leicht nehmen. ES ist da- «ine Klage, die man in ärmeren Kreisen oft zu hören bekommt. Den größten Theil seines Wochenlohnes verbraucht der Mann regelmäßig für sich; unS sind Fälle bekannt, daß Ehegatten, die als Bauhandwerker und Industriearbeiter regelmäßig die größte Zeit des Jahres einen Wochenlohn von 20 bis 30 hatten, von diesem nur 3, 6 und 10 cF an ihre Frauen zur Verwendung in der Hauswirthschaft ablieferten; davon sollten auch die Kinder genährt und gekleidet weiden. Oft glaubt der Mann genug gethan zu haben, wenn er die Miethe bezahlt und die Winterfcuerung kauft. Hat die Frau Charakter und «Ehrgefühl, so sucht sie die Familie so lange al- möglich aus eigener Kraft über Bord zu halten. Sie hat vielleicht dem Manne eine Ausstattung zugebracht, die sie vor dem Pfand leiher und Gerichtsvollzieher schützen will; das Schicksal ihrer Kinder erbarmt, die eigene leibliche Noth zwingt sie, und so fbch' sie selbst nach einem Eoweüb, der -sich ihr, sofern größere Stadt? uckd Jndustriebezivke in Betracht kommen, am bequemsten in d«r Fabrik bietet. Man glaube nicht, daß derartige Fälle selten sind. Man frage die Verwaltungen Der Armenpflege, Die Wohlthätig- keitsvereine um ihre Erfahrungen; steht man selbst in näheren Beziehungen zu den ärmeren Bevölkerungsschichten — und Nie mand sollte sich heute von ihnen streng absondern — so durch forsche man einmal den eigenen Bekanntenkreis, unD man wird um Beispiele nicht verlegen sein. Eine Statistik läßt sich darüber freilich nicht aufftellen. Vielfach werden auch die etwa befragten Frauen, um sich nicht Des eigenen Mannes schämen zu müssen, «den eigentlichen Gruffd ihrer Fabrikarbeit zu verschleiern suchen und „geringen Verdienst" des Mannes vorschützen. Die Entstehung der Arbeiterehe hängt mit der Fabrikarbeit verheiratheter Frauen eng zusammen. Beide Ehegatten sind oft noch so jiing, daß sie unmöglich den für die Erfüllung der neuen und ausgedehnteren Pflichten nöthigen Lebensernst und eine weisere Beurtheilung der an sie herantretenden größeren sittlichen und wirthschaftlichen Forderungen besitzen können. Verde Ehe gatten wollen ihre alten, keineswegs immer guten Gewohnheiten nicht aufgeben. Hatte die Frau bereits vor ihrer Decheirathung einen eigenen Erwerb, so will sie denselben beibehalten, um dem Manne gegenüber „mehr Selbstständigkeit" zu besitzen. Ja, oft werden Derartige Ehen geradezu auf den Miterwerb der Frau von vornherein aufgebaut. Beide Theile rechnen ihren regel mäßigen Wvchenlohn zusammen, und ist das Ergebniß ein günstiges, so „ziehen sie auch zusammen". Die Möbel liefert ein Abzahlungsbazar, und Vie Bescheinigung deS Standesbeamten, wie der Segen der Kirche wird in nicht seltenen Fällen erst eingc- holt, wenn „Familie" in Aussicht steht. Auch nachdem Kinder vorhanden sind, ändert sich an der Lebensführung derartiger Ehegatten im Allgemeinen nicht viel. Die Kinder werden der Aufsicht von Verwandten, Nachbarn oder anderen Personen, die dafür eine kl«ine Vergütung bekommen, anvertrauk, und die Mutter geht weiter ihrer Fabrikarbeit nach. Sie sucht aber auch Sonntags ihr Vergnügen auf öffentlichen Tanzmusiken, entweder allein, -oder in Gesellschaft ihres vielfach ebenso tanMchtigen Ehemannes. Sie verwendet verhältnißmäßig viel Geld für Putz und werthlosen Tand; der Mann hat gleichfalls seine, für ein Arbeitereinkommen kostspieligen Gewohnheiten, -und so der- schwindet den Eheleuten der beiderseitige Wochenlohn buchstäblich unter den .Händen, während eß in der Häuslichkeit am Noth- wenv-igsten mangelt -und oft selbst auf Borg gekauft werdrn muß. In derartigen Arbeiterfamilien fehlt mefftens jede Berechnung und hauswirthschaftlicke Ueberlegung. Die Frau kauft sich ihren Tagesbedarf an Nahrung in der Nähe der Fabrik, in irgend einem Winkelrestaurant oder beim Krämer, und drr Mann in drr Nähe seiner Arbeitsstätte gleichfalls. Beide Ehegatten werden schlecht genährt und bezahlen für ihre Kost trotzdem erheblich mehr, als wenn die Frau die Fabrikarbeit aufgeben und daheim eine umsichtige Mutter und Wirthschafterin sein wollte. Zur ge wissenhaften Erfüllung dieser Pflicht fehlt eS jedoch bei den meisten der in Fabriken arbeitenden Ehefrauen nicht nur an den nöthigen Dorkenntnissen, sondern es besteht sehr häufig leider auch nicht die geringste Neigung, sich dieselben anzueignen. Dom Haushalten und Wirtschaften sprechen manche dieser Frauen selbst mit großer Verachtung. Sie bedenken nicht daß ihre Familie in günstigeren wirthschaftlichen Drchältnffsen leben, die Kinver besser erzogen, da- häuslich« Dasein befriedigender, die Ehe glücklicher sein würde, wenn sie sich lediglich darauf be« schränken wollten, al» sparsame, tüchtig« HauVsrceuen den Ver dienst des ManneS in kluger Art zu verwenden. An dieser Erkenntniß fehlt eS in den betreffenden Kreisen. Für den gewaltigen sittlichen und beglückenden Einfluß einer wohlgeordneten Häuslichkeit, auf dir ganze LobenShaltung ist nicht da« genügende Verftändniß vorhanden. Könnte man in dieser Hinsicht ander« Anschauungen verbreiten, so würde man damit jedenfalls eine größere Verminderung der in Fabriken arbeiten den Ehefrauen herbeiführen, alt durch strengere gesetzliche Maß regeln. Glaubt man ohne diese nicht auskmmnen zu können, so soll man sich doch nicht verhehlen, daß sie allein nur einen sehr mangelhaften Erfolg haben werden, wenn die Arbeit verheiratheter Frauen in Fabriken nicht geradezu verboten wird. Eine derartige strenge Maßregel ist aber aus mehrfachen Gründen nicht zu empfehlen; sie würde auch die in Fabriken arbeitenden Ehefrauen leicht Erwerbszweigen von größerer G ef u n d h e i t s s chäd l ich t e i t, als es die Fabrikaibeit ist, zutreiben. Unseres Erachtens wird man auch auf diesem Gebiete des so cialen Lebens befriedigende, wenn auch langsam eintretende Er folge nur durch Vie Erziehung des Charakters und durch die Verbreitung tüchtiger Hauswirt h- schaftlicher Kenntnisse erzielen. Der Krieg in Südafrika. Alle Meldungen der Morgenblätter von den Kriegsschauplätzen in Südafrika stimmen darin überein, daß eine sofortige Wiederaufnahme deS Kampfes nicht in Aussicht genommen sei. Aus dem Chiveley-Lager meldet der „Standard" vom 26. December: Allgemeiner Annahme gemäß werde die Entsatz co tonne sich in Frere neu gestalten, ebr sie wieder versucht, den Tugela zu überschreiten und auf Lady smith vorznrücken. „Daily News" wird auS Capstadt berichtet, Buller kehre nach Capstadt zurück, um dort mit dem Commandeur der fünften Division General Warren zusammen zutreffen. Beioe würden sich zu Melhuen au dem Modder flusse begeben. Andererseits wird gemeldet, Warren sei in Pietermaritzburg eingetroffen, um sich nach Cbievelcy zu be geben, wohin auch der größte Theil seiner Division von Cap stadt marschire. Eine der «Boss. Ztg." aus London übermittelte Capstadter „TimeS"-Meldung besagt, die Haltung »er Capholländer bereite ernste Besorgnisse, selbst innerhalb 50 Meilen von Capstadt sei die aufrührerische Bewegung in eifriger Borbereilung. Man fürchte Versuche zur Zerstörung der Eisenbahnen im Rücken der Armee. Voraussichtlich werde in der ganzen Colonie da« Stand recht proclamirt werden müssen. Lord Methuen; Die Pscröekrankheit. L. 6. Landau, 26. December. Bon der Oranjefluß- Station kommt tue Nachricht, daß General Crooje am 2l. December da» Bombardement deS Lager» Lord Methuen'S begonnen hat. Mit welchem Resultat, ist nicht bekannt. Cronje hatte zwei Tage zuvor den Gegner auf- gefordert, sich zurückzuziehen, oder zu capituliren, widrigen falls er die Beschießung beginne. Lord Methuen eröffnete darauf Verhandlungen, deren Grundzüge Cronje für undis- cutirbar erklärte und darauf dieselben abbrach. Sowe,t di« stark censirte Nachricht erkennen läßt, war Cronje englischen Gardecorp» freien Abzug mit vollen militärischen Ehre», aber ohne Waffen und Artillerie, zu gestatteu, eine Forderung, die Methuen ebeaso ablehote, und so blieben die Unterhandlungen gerade so resultatlos, wie seiner Zeit diejenigen zwischen Sir George White und Joubert. Da die Nachricht von Methuen'S Lager bi« zur Oraajefluß- Station fünf Tage gebraucht, so liegt es auf der Hand, daß die Verbindungen Lord Methuen'S abaeschaitten sind und daß nur noch Läufer durchkommen. Offenbar sind e» auch diese Boten, welche die Nachricht von dem Ausbruche der Pferdekrankbeit in Methuen'S Lager überbracht baben. Dieselbe scheint überall in den Reihen der englischen Cavallerie auSzubrechen, denn dasselbe wird gleichzeitig auch von der Cavallerie der Generale French und Gatacre uod au» dem Laaer bei de Aar gemeldet. Da letzt sämmtliche ZeitungScorrespondenten daS englische Lager am Modderfluffe verlassen Haden und nach Capstadt zurückgekehrt sind, werden andere al» osficielle Nachrichten vo« dort nicht mehr erwartet werden dürfen. Einige der Eorrrspondenten geben al» Grund ihrer Abreise an, da Methuen die Offensive aufgegrben habe und die Boereu iba nicht angriffe«, sei für st« koch nicht» zu thun gewesen. Da» ist offenbar nicht zutreffend, am wadrscheinUchsten ist, daß drr englische General sie einfach fortgesandt, weil er über seine Bewegungen nicht« gemeldet wissen will und sich zum Rückzüge vorbereitet. Auch unter den au» Amerika mit großen Opfern und Müden importirten Maulthieren der Engländer ist di« Drüsenkrankheit ausgetreten und bedroht den ganzen Bestand. Di« Drüsenkrankbeit tritt wie di« Pferde-Jnfluenza, unter welcher die englischen Pferde leiden, sporadisch auf und ist in bobem Grade ansteckend, zumal da die Thier« dort unten niemals in Ställen untergebracht sind und ihre ärztliche Behandlung fast ausgeschlossen ist. Im Durchschnitt werden kaum zwei Pro cent der von der Krankheit Befallenen gerettet und sobald die Symptome derselben auftrete», wird das betreffende Thier ohne Weitere- getödtet. Nock schlimmer ist siir die Engländer, und eventuell auch für Vie Boeren da« epidemische Auftreten der Pferde-Influenza. Ihr letztes Erscheinen als Epidemie war im Jahre 1854, wo in der Eapcolonie allein 70 000 Pferde und Maulthiere ihr erlagen. Die KraukheitSsymptome sind plötzliche» Fieber, große Unruhe, starke rheumatische Schmerzen und rascher Krästeversall. Ein krankes Pferd verbreitet fast jedesmal die Epidemie in der ganzen Umgegend. Da« Auftreten derselben in diesem Augenblicke gleichzeitig in den Lagern Buller'», Gatacre'S und Frcnch'S ist für die Engländer schlimmer, al» der Verlust einer großen Schlackt. Schon fehlt ihnen Cavallerie wie TranSportthiere, und wenn ibre schwachen Pferde- und Maulthierbcstände jetzt von Krankheiten hingeraffl werden, sind sie zu fast vollständiger Bewegungslosigkeit verurtheilt. Die Nachricht von der Invasion CanadaS kommt von dem Specialcorrejpondenten de» „Daily Lhroniclt", dem die Verantwortlichkeit dafür überlassen bleiben muß. Aber so aben teuerlich auch die Meldung klingt, so hat sich ihr Urheber doch bi» dahin als rin so zuverlässiger und nüchterner Berichterstatter er wiesen, daß man ihm umsomehr Glauben schenken darf, al» sein« vorzüglichen Beziehungen zu Präsident Mac Kinley und dem weißen Hause in Washington überhaupt bekannt sind. Sein Telegramm hat denn auch eine Wirkung hrrvorgeroseo, die fast an das plötzlich» Einschlagen eines Blitzstrahles erinnert. In maßgebenden Kreisen verfolgt mau längst mit wachsender Besorgnis die stetig zunehmend« Unzu friedenheit der leidenden breiten Volksschichten Indiens, di« Ent wickelung der Dinge in Persien und Afghanistan, ja selbst in China, aber in Lauada glaubte man sich um so weniger im ungestörtesten Besitze bedroht, al« man wenigsten» noch mit der ossicieklen Freund schaft Amerika» rechnet. Und nun plötzlich diese Nachricht, daß di« Irländer der Bereinigten Staaten vier Trupprveorp» ouSrüsten, um mit denselben gleichzeitig die ersten Städte CanadaS, Manitoba, Toronto und Quebeck zu bedrohe». Das ist der unerwartetste und wäre drr härteste Schlag, welcher Großbritannien heute treffen könnte. rgeihnachtSwnnsche Die Kirchen London», und vor Allem St. Paul» Kathedrale, waren die Feiertage hindurch von dichten, tief bewegten Massen gefüllt, unter denen da» Schwarz d,ch TrauerkreppS unheimlich überwog. Zum ersten Male seit deni Krimkriege war die damals erstcmvene Litanei um die Gefallenen wieder in ihr Recht getreten, welch« in jenen vrüsungSreichen Tagen von dem damaligen Bischof vo» Salisbury sür den HochamtSdienst vou St. Paul »ur Erinnerung an di« Opfer des Krimkrieges verfaßt war. Die .ergreifendste Red« von Allen hielt in dem Tempel der City vr. Parker; er schloß mit seinen IahreSwünschen in fotgender ergreifender Weise: An dir Königin: „Wir LUe verewige» uns in dem loyalen uod herzlichen Wunsche, Ihrer Maiestät aeä-e die Gnade deS Himmels in reichem Maße zu Theil wervan, damit Ihr durch die letzten Militär,schen Unglücksschläß« so schwer geprüfte- Her; in d«ner Stund« so v»«t verbreiteten häusliche« Kummer« aufrecht erhalten bleibe. Ihre so zarte Weiblichkeit hat Da» Herz der aanzen Welt gerührt. Gott erhalte dce Köoiaiu!" — An Prästdent Krüger: „Dir baben mit Dankdarkelt von der freund lichen Bebandlunz gehöre, wetch« unseren verwundeten Soldaten und K nea-gefangene:, während der l«»i»en unglücklichen und vereängnißvollen Schlachten in Süd afrika gewährt worden E» ist nicht an uns, unter diesen empfindsamen Umständen die Fragen zu er örtern » welche unser« beiderseitigen Länder trennen und zur Verzweiflung treiben, aber al« Männer, welch« de» Ereignissen di« höchsir Bedeutung beimefsen, die da» Weih- nachl»frst schufen, sagen wtr: „Möge der Gott der Gerechtigkeit und de» Frieden» alle Krieg« zu rin«, schnellen und eodgiltrgen Abschlüsse bringen." — In ähnlicher Weife iandte der Prediger von St Panl auch dem amerikanischen Botschafter, Lord Talidbury, und den Soldaten im Felde seine Weihaacht»wünschr.
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