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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991117017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899111701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899111701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-11
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Reklamen unter dem Redaction-strich (4aa- spalten) 50/>z, vor den Familiennachrichvn» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbefürderung 70.—. Ännahmeschluß fiir Anzeige«: Ab end »Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgr a-Ausgab«: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von <k. Polz ia Leipzig 83. Jahrgang. Rußland und Japan an der Straße von Korea. V. 8. Bcmerkenswerth für die Verlegenheit Englands ist der Umstand, daß die Londoner Presse die Japaner an die Gefahren, die ihnen in Ostasten von Rußland drohen, zu erinnern beginnt und sie auffordert, den gegenwärtigen Zeitpunkt zu benutzen, um der zarischen Machtstellung einen entscheidenden Schlag zu ver setzen. Die Absicht in diesen Ausführungen liegt klar zu Tage- Japan soll Rußland in einen Krieg verwickeln, um Groß britanniens gefährlichsten Gegner von etwaigen Angriffen zurück zuhalten. Dieser Wunsch wird kaum in Erfüllung gehen. Die japanischen Staatsmänner sind klug und besonnen und werden sich hüten, Verwickelungen Hervorgurufen, deren Folgen völlig unübersehbar sind, und deren Nutzen fiir Japan keineswegs fest steht- So gespannt die Verhältnisse in Ostasten sind, und so sehr sich der Zündstoff dort angesammelt hat, bisher ist es immer noch möglich gewesen, auf diplomtischem Wege einen Ausgleich herbef- zufüh:en. Gegenwärtig hat -der seit Jahren in Ostasten herrschende Gegensatz zwischen Rußland und England eine Wendung ge nommen, welche letzterem allerdings den Vorwand giebt, an Japan die Mahnung zum Einspringen zu richten. Der Gegen stand des Streites in Korea. Seitdem Rußland seine In strukteure nach Söul sandte und darauf mit Japan die be kannte, das russisch-japanische Protektorat über Korea errichtende Vereinbarung schloß, begannen beide Staaten einen energischen Wettlauf um die Vorherrschaft im Königreiche. Anfangs schien Rußland das Feld zu behaupten, die Japaner aber wirkten un ausgesetzt im Stillen und erzielten Erfolge über Erfolge. Sie bauten Eisenbahnen, gründeten Schulen, rissen den Handel in den Hafenstädten an sich, gaben Zeitungen mit russenfeindlicher Tendenz heraus und entwickelten auf allen politischen und wirth- schaftlichen Gebieten eine so umfassende Thätigkeit, daß die Russen schließlich ernstlich beunruhigt um ihre Stellung wurden. Der sich zuspitzende Gegensatz zwischen dem Zarenreiche und Japan offenbarte sich namentlich vor einigen Monaten, als ein Landstück bei Masau^o, au; loelchetz die Russen Anspruch erhoben, kurzer Hand von den Japanern besetzt und fiir ihr Eigenthum- erklärt wurde. Das russische Kriegsschiff, welches die Besitzübernahme ausführen und den „Kauf" des Admirals Dubassow und des Geschäftsträgers Pawlow formell vollziehen sollte, mußte unverrichteter Sache abziehen. *) Diese unerwartete Niederlage rief in Petersburg nichi geringe Entrüstung hervor. Das Grundstück bei Masanpo sollte dckzu dienen, eine Kohlenstation für die russische Floite zu werden, die damit einen neuen, den Einfluß des Zarenreiches verstärkenden Stützpunkt in Ostasien erhalten hätte. Die Japaner aber hatten *) Ein in unserer Mittwoch Abend-Nummer abgedrucktes Tele gramm der „Times" bestätigt indirekt, was hier von Masanpo ge sagt wird, wenn jene Meldung auch nur von „privaten" Streitig, leiten spricht. Das angebl che Dementi des früheren russischen Geschäftsträgers in Korea, Pawloff (siehe das gestrige Abendblatt), ist viel zu allgemein gehalten, als daß es dir Ausführungen unsere- Mitarbeiters träfe. Anm. d. Red. den Plan durchkreuzt, wie es schon früher der Fall gewesen war. Vor einigen Jahren wollten die Russen die Insel Tschöl-Jong- Do, am Eingänge zum Dertrazshafen von Fusan besetzen, um von dort aus die Straße von Korea zu beherrschen. Die Ab sicht mißlang, und da richtete man seine Aufmerksamkeit auf die Deer-Jnsel vor Fusan, di« ebenfalls vorzügliche Eigenschaften be saß, um ein hervorragender Außenplatz zu werden. Auch dieses indeß wußten die Engländer zu hintertreiben, und als bald darauf die Erwerbung von Port Arthur und Talienwan zur Thatsache wurde, da glaubte man die Frage des russischen, eis freien Kriegshafens am Stillen Ocean endgiltig gelöst. In der That ist ein längerer Zeitabschnitt vergangen, ohne daß man über weitere russisch« Pläne an der Südküste Koreas irgend etwas gehört hätte. Erst kürzlich wurde man, wie erwähnt, eines Anderen be lehrt. Der plötzliche Vorstoß des Admirals Dubassow und des Geschäftsträgers Pawlow bei Masanpo ist nur «ine Fortsetzung des alten -Gedankens, einen Stützpunkt für die Flotte in der Straße von Korea zu gewinnen. Man sieht hieraus wiederum, daß ein an der Newa gefaßter Plan mitunter verschoben, aber niemals völlig aufgehoben wird. Dieses Mal ist es den Ja panern noch gelungen, den Schlag zu pariren, aber wird das auf die Dauer möglich sein, zumal, da England in Südafrika beschäftigt ist und di« Augen allenthalben offen halten muß, um nicht von den Russen überrannt zu werden? Die Petersburger Presse verkündete sogleich, nachdem der Mißerfolg der militäri schen und politischen Vertretung in Korea bekannt geworden war, man werde sich di« Handlungsweise der Japaner nicht gefallen lassen, sondern auf anderem Wege zu seinem Ziele gelangen. Im Hinblicke hierauf ist die Meldung von Bedeutung, das Zarenreich habe in Söul Verhandlungen angeknüpft, um die koreanische Re gierung zur Abtretung der kleinen Insel Korgado, an der Süd- osttüste Koreas, nicht weit von Masanpo, zu bewegen. Die Lage und die Beschaffenheit dieses Eilandes erklären in der Thai den Wunsch der Russen, gerade dort den Stützpunkt für ihr Oceangeschwader zu suchen. Korgado liegt mitten in der Straße von Korea, von Taheshiki nur 50 und von Sassebo 135 englische Seemeilen entfernt. Dies« beiden Häfen sind heute die Wacht- thürme Japans um Eingänge zum Japanischen Meere. Dec Werth der Insel wird aber dadurch noch mehr erhöht, daß sie eine Anzahl Einbuchtungen besitzt, die sich vortrefflich zu Häfen eignen. Man könnte an verschiedenen Stellen Korgados Anker plätze und Kohlenstationen für Kriegsschiffe einrichten, di« von dort aus bequem ihre Operationen veranstalten würden. Wer Korgado besitzt, beherrscht nicht nur die Straße von Korea, sondern übt auch im Japanischen Meere den maßgebenden Einfluß aus. Japan hat deshalb ein lebhaftes Interesse, diese Insel nicht im Besitze der Russen zu sehen; und die letzteren können ebenso wenig den Japanern diesen wichtigen Besitz über lassen. Für Rußland kommt außer den großen Gesichtspunkten noch der Umstand in Betracht, daß Korgado ihm die Möglichkeit bietet, die Verbindung Wischen Wladiwostok und Port Arthur offen zu halten. Würden die Japaner dagegen die Wasserstraße sperren, so wäre der Werth des bedeutenden russischen Kriegs hafens am Golfe von Petschilli erheblich gemindert. Die Entscheidung darüber, wer über Korgado einmal herr schen wird, steht noch aus, und eS ist die Frage, ob Rußland in Söul auf die baldige Abtretung der Insel dringen wird. Ge lingt es seiner Diplomatie, den König von Korea zu einer freund lichen Haltung zu veranlassen, so wäre die Ueberlassung Korgados nicht unbedingt nöthig. Das Zarenreich besäße dann ohnehin das Uebergewicht im Japanischen Meere. So lang« Korgado formell zu Korea gehört, wird Japan nun sicher nicht los schlagen wollen, jedenfalls nicht allein. England aber ist einst weilen nicht im Stande, mit Rußland einen Streit vom Zaun« zu brechen. , Die Frauen im amerikanischen Regierungsdienft. a. r. New Aork, 7. Oktober 1899. Um „das Recht auf Arbeit", d. h. auf Arbeit, die bisher aus schließlich von Männern besorgt wurde, hat die amerikanische Frau nicht mehr zu kämpfen. Dieses Recht macht ihr Niemand mehr streitig, nur herrscht noch so ziemlich stark die Meinung vor, daß die Leistungen der Frau denen des Mannes nicht gleich kommen, eine billigere Bezahlung derselben aber kein Unrecht gegen die Frau sei, und daß sie namentlich nicht die Fähigkeit habe, leitende, mit größerer Verantwortlichkeit beladene Stel lungen auszufüllen. In dieser Beziehung ist es interessant, die Entwickelung zu verfolgen, welche die Beschäftigung der Frau im Regierungsdienst genommen. Im amerikanischen Regierungsdienst wurden Frauen schon seit etwa 100 Jahren beschäftigt, doch warm dies bis zum Bürgerkriege nur vereinzelte Fälle. Während des Bürgerkrieges wuüoe eine größere Anzahl Frauen in dm verschiedenen Ab- theil-ungen der Regierung angestellt, was darauf zurückg«führt wird, daß man ivcgm d«s starken Verbrauchs von Männern für den Felddienst nicht genug männliche Beamt« bekommen tonnte, und zweitens, weil man den Wittwen und Waisen gefallener Soldaten die Mitt«!, das Leben zu fristen, verschaffen wollte, N man für patriotische Pflicht hielt. Fürs Erste verwendete man die Frauen zu den leichtesten Diensten, z. B. zum Copiren von Dokumenten, A-bschneiden von Coupons der Bonds, zum Zählen von Banknotm, Geld u. s. w. Das Jahresgehalt der Frauen war etwa 480 Dollars, nur wenige erhielten bis zu 600 Dollars. In größerer Anzahl wurden Frauen Anfang der sechziger Jahre zuerst im Hauptpostamt zu Washington angestellt. Der damalige Vike-Poftdirector Zeverly scheint die Leistungsfähigkeit der Frau gegenüber der des Mannes gerade auf di« Hälfte taxirt zu haben. Wmn z. B. ein Poften vakant wurde, d«r mit einem Gehalt von 1200 Dollars verbunden war, stellte er zwei Frauen an und besoldete jede mit 600 Dollars. Die Frauen wurden zuerst in jenem Bureau verwendet, in welchem unbestell bare Briefe geöffnet wurden. Das Oeffnen und Durchsehen von IW solchen Briefen galt damals als gut« Tagesarbeit eines Mannes. Zur Ueberrafchung der höheren Beamten brachten aber die Frauen die durchschnittliche Zahl der geöffneten Briefe auf 250 pro Tag^ so daß, wie es heißt, Mr. Zeverly dm männlichen Beamten der betreffenden Abtheilung die Weifimg zukommen ließ, mindestens ebenso viel Arbeit zu liefern, oder ihrer Ent lassung gewärtig zu fein. Die erste größere Anstellung von Frauen in den Regierung bureaus fand starke Opposition. Zuerst führte man das Argu nuni der „Schicklichkeit" ins Feld. Ferner wurden solche An stellungen als ungesetzlich bekämpft, da das Wort „Clerk" (Beamter) gesetzlich nur für „männliche" Beamte ausgelegt werden könne. Es erfolgte ein Appell an dm Congreß, der da mals die Frage so löste, daß er zwar weibliche Clerks anerkannte, aber das Ardeitsquantum fiir männliche und weibliche Clerks speciell festsetzte, oder richtiger gesagt, die Gehälter der Frauen niedriger ansetzte, wie die der Männer. Der Kampf, die Frauen gänzlich aus den Aemtern zu ver treiben, hielt aber an, wie von anderer Seite der Kampf, ihnen für dieselbe Arbeitsmenge dieselbe Bezahlung wie den Männern zu sichern. Manche Volksvertreter z. B. befürworteten die An stellung von Frauen im Interesse der Sparsamkeit; andere oppo- mrten solchen Anstellungen, weil dadurch die Frauen ihrem natür lichen Wirkungskreis entrissen würden. Andere wieder, und diese waren schließlich siegreich, führten den Kampf für die Frau auf Grund von Recht und Gerechtigkeit. Nach langen und hef tigen Debatten setzte der Congreß gegen Ende der sechziger Jahre das Maximalgehalt der Frau auf 900 Dollars pro Jahr fest. 1870 standen sich di« Befürworter und Gegner d«r Anstellung von Frauen wieder kampfbereit gegenüber. Das Resultat der Be- rathungen war ein Gesetz, durch welches den Vorstehern der ver schiedenen Regierungs-Departements freigestellt wurde, Frauen für irgendwelche Beamtenposten anzustellen, wenn diese die nöthigen Fähigkeiten dafür besitzen, und daß das damit ver bundene Gehalt dasselbe bleiben soll, ob nun den Posten ein Mann oder eine Frau ausfüllt. 1898 waren vierzig Proeent aller Angestellten in den Regierungs-Departements in Washing tcn Frauen. Währmd früher dir Fraum fast ausschließlich leichtere Arbeiten zugewiesen erhielten, macht man jetzt bei Zu weisung von Arbeit überhaupt keinen Unterschied mehr. In den letzten paar Jahren hat man Fraum sogar an die Spitze von Unt«r-Abtheilung«n gestellt, und dieselben werden ganz zur Zu friedenheit der Departemnrtschess geleitet. Es wird behauptet, daß, während die Zahl der Beamten seit den letzten fünf Jahren numerisch dieselbe blieb, heute doch fast dreimal so viel Arbeit geleistet wird, wie damals. Bon den 70 000 Postämtern in dm Vereinigten Staaten befinden sich etwa 7000, od«r 10 Procent, in dm Händen von Fraum. Doch ist hierbei zu bemerken, daß dies meist kleinere Postämter sind. Von dm 650 großen Postämtern sind nur fünf, oder etwa 1 Procent, von Fraum geleitet. Dies wird dadurch erklärt, daß sich die Männer durch politischen Einfluß die fetteren Aemter zu sichern wissen. Vielleicht. Sollte aber nicht eher der Grund dieser Erscheinung darin zu suchen sein, daß es eine Grenz« giebt, über die das Könnm der Frau doch zur Zeit nicht hmausgeht? F-ttvlletsn» Samoanische Skizzen. Von Otto Leonhardt. Nachdruck verboten. Wie die höchsten Gipfel eines unterseeischen Gebirges erheben sich die erhabenen Berge von Samoa aus der blauen Fluth des Stillen OceanS. Einer hoh«n Bergkette gleichen die Inseln, wenn sie der Seefahrer zuerst aus dem Meere auftauchen sieht. Aber er nähert sich und das Bild gewinnt Gli-ederung und Leben. Tiefe Einschnitte unterbrechen di« malerischen Höhen, wellige, in ewigem Smaragdgrün prangende Ebenen bilden einen wirk samen Gegensatz zu den sie hoch überragenden Domen. Es ist schwer, den Charakter dieses Bildes klar wiäderzugebm. Das sind die Granitberg« der Alpen, aber gekleidet ins saftigste Grün und unterbrochen von den lieblicheren Wellenlinien deutscher Mittelgebirge. Das sind Höhen, wie im deutschen Vaterlande, etwa in der Gegend von Ems oder Baden-Baden, aber prangend in einem viel tieferen und üppigeren Grün, als daheim. Das ist die tiefe Farbenpracht, der Märchentraum der Tropenwelt, von der uns Kokoshaine und lianmumwunvene Riesenstämme er zählen; aber die Farben und Schatten sind nicht grell und under- mirtelt, und die Beleuchtung ist von der einer Rheinlandschaft nicht wesentlich verschieden. Allmählich tauchen die Hütten und Dörfer auf, die den Strand «ntlang sich ziehen; Bananenfelder und Baumwollpflanzungen zrigen die beginnend« Cultur, aber in dm Bergen und Thälern, die das Aug« dahinter umfaßt, herrscht noch unberührt der majestätische Urwald, auS dem zahlreiche Bäche sich der See zustürzen. Fast alle Inseln dieser Gruppe sind vulkanischen Ursprungs. Freilich ist die vulkanische Thätigkeit auf den Inseln selbst längst erloschen, doch fand noch im Jahre 1866 im Ostm des Archipels bei Olosenga ein submariner Ausbruch statt, der etwa vier Wochen dauerte, einen bis zu 900 Meter aufsteigenden Aschenregen aus dem Meere emporwarf und die kochende See meilenweit färbt«. Auf dm Inseln aber stößt man auf Schritt und Tritt auf dir Spurm der «inst hier thätigen vulkanischen Gewalten. Sawaii ist eigentlich ein einziger großer Vulkan mit sanften Gehängen. Das zwischen Sawaii und Upolu ge legene kleine Eiland Apölima ist der bis zu 144 Meter steil auf- steigmde Rand «in«s Kraters, dessen Mauer im Westen ein gestürzt »st; hier allein ist der Eingang in daS muldenförmige alte Kraterbett, hier liegt das Dorf der Eingeborenen, und al» einst während eines Kampfes zwischen König Malietoa und den Sawaiiern der Erstere diese Oeffnung mit einer Mauer ge schlossen hatte, war Apolimar die „hohl« Hand", dadurch zu einer uneinnehmbaren Festung geworden. Auf Upolu selbst endlich findet sich um den Muaberg beim Dorfe Aopo Asche ge lagert, die kaum mehr als hundert Jahre alt ist; und dm meilen weit sich dehnenden Lavafeldern an der Nordwesttüste haben di« Samoaner in lebendiger Erinnerung an die vulkanische Periode den Namen Olemu, d. i. „das Glühende", gegeben. Einzeln« dies«r vulkanischen Formationen bieten gerade auf Upolu höchst eigenartige und anziehend« Bilder. So der im Westen gelegene alte Krater Lannvtoo, der einen kreisrunden See von wunder barer Schönheit umschließt. Der tiefblau« stille Wasserspiegel (segt Jung) ist rings von einem 30 Meter hohen Felsenkranze eingefaßt, dm die breiten Kronen breitgefiederter Baumfarne und die zierlichen Wedel der Bergpalmen bekleiden. Der Zauber tiefer Einsamkeit liegt über diesem Bergsee, und die Samoaner wissen Sagen von ihm zu erzählen. Das belebende Element des Wassers ist überhaupt auf Samoa reichlich vertreten. Aus dm waldreichen Bergen eilm zahlreich« Bäche der Küste zu, hier von hohem Felsm sich brausend in dm Abgrund stürzend, dort hinter dichtem Vorhänge von dunkelgrünem Laub« sich verli«rend, um dann als ein Fluß von ruhiger Klarheit wieder ans Sonnenlicht zu treten. An anderen Stellen brausen die Flüsse durch verborgene Höhlm vulkanischen Gesteins dahin, brechen dann rauschend hervor und eilm den stillen grünen Lagunen zu. Bäche, Seen, Wasserfälle überall. In Sawaii saugt allerdings der poröse Tuffboden der höher ge legenen Gebiete die Niederschläge «in, di« dann erst am Meeres rande als klare Quellen wieder zu Tage treten. Upolu hingegen ist in Rücksicht auf di« Bewässerung ganz besonders begünstigt. Hier findet sich eine ganze Anzahl kleinerer Flüsse, wahre Ge- birgsströme, die in tiefen Tobeln mit senkrecht aufsteigmden Wänden von zuweilen bis 100 Meter Höh« dahinströmen. Bei lang anhaltender Trockenheit versi«g«n sie wohl; kommt dann d«r Regen, so werden sie zu wilden, trüben, reißenden Gewässern. Diesem Wasftrreichthum im Verein mit d«r aus dm vul kanischen Produkten entstehenden überaus fruchtbaren schwarzen Erd« verdankm die Samoa-Inseln die ungemeine Ergiebigkeit ihres Bodens. Kaum ein Fleckchen, das nicht die üppigste Vege tation bekleidet; nur wemg« mik unzersetzter Lava bedeckt« Strecken auf Sawaii ausgenommen^ giebt es hier kaum Gegenden, in denen nicht jegliche- Product gedeihen könnt«. Reis, Tabak, Kaffee, Zuckerrohr sind mit Erfolg angebaut worden; die Baum wolle kirfert «in Product von schöner, schneeweißer Qualität mit langem Stapel, die Kokospalme ist bereit» jetzt für dm Export d«r Inseln von großer Bedeutung gewordm. Europäische Gemüse aller Art gedeihen vortrefflich, nur di« Kartoffel und die Zwiebel schrumpft in gewissen Bezirken zu winzigm Dimen sionen zusammen; dir Wälder kiefern vorzügliche Hölzer aller Art, die Kokosnuß Faserstoffe. Während Upolu mit Tutuila den Ruhm der reicheren Frucht barkeit vor Sawaii voraus hat, steht die größere Insel der kleineren in Hinsicht auf die Güte der Häfen nach. Denn Pago- Pago auf Tutuila ist bei Weitem der beste Hafen der ganzen Gruppe. Don fern schon erkennt man seine Landmarken, einen schlank«», zuck«rhutähnlichen Berg auf der Westseite und einen viereckigen Berg mit hohem Gipfel im Ostm. Aber erst, wenn man dicht davor ist, erblickt man die schmale Oeffnung des Hafens und sieht nun staunend ein großes, geräumiges, tief einschneiden des Becken vor sich, das die Flottm mehrerer Nationen aufzu nehmen vermag. Nur bei Ostpassat macht die Ausfahrt zu weilen Schwierigkeiten. Vorläufig liegt freilich Pago-Pago noch ganz still und öde, und nur ein Paar Hüttm von Eingeborenen säumen das Ufer, während d«r ungleich weniger günstige Hafen des vielgenannten Apia auf Upolu «inen Verkehr aufweist, d«r den Ort zu einem der wichtigsten Plätze in der Südsee gemacht Hai. Die Bai von Apia bildet nahezu einen Halbkreis, zwischen dessen beiden Spitzen sich einer Bogensaite gleich BarriSrenrrffe hinziehen, an denen die Brandung unaufhörlich tost. Manche von diesen Riffen ragen unterseeisch, bald der Oberfläche näher, bald tiefer, in die Bai selbst hinein. Ganz besonders, wenn währmd der Sommermonate die Nordstürme toben, ist die Bucht gefährlich, und die amerikanischen und deutschen Wracke, die noch heute von jenem entsetzlichen- März-Orkane des Jahres 1889 er zählen, bilden einen trüben Punkt in dem lachenden Bilde von Apia. Denn einen freundlichen Anblick bietet das von hohen Bergen überagte, aus reichem Grün hervorschauende Apia mit seinen am Strande in langer Linie sich hinziehenden netten Europäerhäusern, hinter denen weiter landeinwärts di« ohne bostimm-teOrdnung angelegten Gruppen der Eingebormeir-Hütten sichtbar werden. Eigentlich besieht Apia aus mehreren, durch zwei klare Flüsse geschiedenen Ortstheilm, in deren östlichem die Magazine und Landhäuser hauptsächlich liegen. Das lebhafte Treiben in dm Straßen, die relativ gute Beleuchtung, der stets belebte Hafen und eine Anzahl von Läden, Restaurants, Hotels u. s. w. kragen dazu b«i, den Eindruck eines lebhaften Auf schwungs von Apia zu verstärken. Di« Umgebung biet«t überall die entzückendsten Landschaftsbikder; ziemlich dicht hinter Apia rauscht «in 100 Met«r hoher Wasserfall von den Bergen herab, und es ist ein Hauptvergnügen der Eingeborenen, zum Fall hinaufzuklettern und sich von dm Wassern den Felsblock hinunter in das Becken befördern zu lassen. Ein anderes Amüsement der Samoaner knüpft an die eigenthümliche Erscheinung an, daß mit großer Regelmäßigkeit alljährlich im October auf dem Riffe im Hafen ein Seewurm, Polulu genannt, erscheint, den di: Insulaner als eine außerordentliche Delikatesse schätzen und daher eilend» mit Händm, Töpfen und Büchsen aller Art fangm. Wie überall auf den Samoa-Hnseln, so halten sich auch auf Upolu die Siedelungen nur am Ufer, und «in Umgang um die Küste genügt, sie kennen zu lernm. Von besonderem Interesse ist unter den Dörfern Upolus Saluafata, weil sich Deutschland düse Bai al- Kohlenstation seit lange gesichert hatte und die Gegend zu den schönsten auf Samoa gehört. „In der weiten, von Hügeln und Bergm umkränztm Ducht liegen mehrere kleine Inseln, mit Büschen und Kokospalmen gekrönt, wo in stiller Ruhe die Gebeine der Häuptlinge diese» Landritheil» unter ge mauerten Mausoleen lieg«». Einzeln« Felsen, di« dem Me«rr entsteigen, und Riffe, an derrm es sich weißschäumend bricht, verleihen dem Ganzen ein höchst malerisches Aussehen." Sawaii, die größt« der Samoa-Inseln, erscheint majestätischer und wilder als Upolu. Besonders im Innern machen die Berge einen großartigen Eindruck, schroff stürzen sie zum Meer« ab und gehen erst weit unten sanft in eine Ebene über; Alles aber bcdeckt dichter, düsterer Wald. Gegen diesen wilderen Hinter grund bilden die dm Strand begleitmdenOrtschoften der Ein geborenen mit ihren Brodbäumen und Kokospalmen an der weißen Korall-enküst« einen gefälligen Gegensatz. Doch leidet die Küste an Dem Mangel guter Häfen. Am bedeutendsten ist Safotulafei, das an der am besten besiedelten Ostküfte belegen ist; sein durch Korallenriff geschützter Hafen ist durch Kähne und Boote belebt und zwei Kirchen, «ine katholische und eine prote stantisch«, geben der Ortschaft ein ansehnliches Aussehen. Lange sind über den Charakter der Samoaner die wider sprechendsten Ansichten laut geworden. Zu den Vorwürfen d«s Canibalismus, der Grausamkeit und Hinterlist sind sie wohl mit Unrecht gekommen. Vielmehr haben die schönen und wohl gebildeten Bewohner dieser glücklichen Inseln etwas Kindliches. Skets fröhlich und gut gelaunt, kennen sie kein größeres Ver gnügen, als sich im Wasser zu tummeln, auf ihren trefflichen Booten weit hinaus zu rüdem ins Meer oder ihre Nationaltänze aufzwführrn. Es ist ein Phäakenvolk, und als richtig« Phäaken sind sie auch zu strenger Arbeit nicht zu erziehen. Ihr Land liefert ihnen ja, was sie brauchen, bei geringer Arbeit im Ueber- flusse; und fehlt's einmal, so machen sie sich kein Gewissen, auS den Pflanzungen der „Firma" (wie di« Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellfchaft schlechthin genannt wird) Kokosnüsse zu stehlen. Kindlich und in ihrer Kindlichkeit bezaubernd siüd auch die blumengeschmückten Mädchen dieser Inseln, deren Schön heit und Anmuth von allen Reisenden so begeistert gepriesen wird. Nicht auf gleicher Höhe freilich steht ihr« Tugend, und selbst die „Dorfjungfrauen", di« schönsten und reinsten Mädchen des Ortes, die bei Festen, Empfängen u. s. w. al» Repräsentan tinnen fungiren, dürften wohl, obgleich sie angeblich streng be wacht werden, nicht zu genau auf ihre Vergangenheit geprüft werden. Das Christenkhum ist weit verbreitet, aber heidnische Vorstellungen haben sich noch in großer Füll« erhalten; noch ver ehren viele Samoaner in irgend einem Hausthi«re ihren Special gott und blicken mit Scheu nach Sawaii, von dessen hohen Felsen, da, wo die Sonn« inS Me«r taucht, die Seelen der Verstorbenen, wie es heißt, sich in die Unterwelt hinabstürzen. DaS ist eine poetische Vorstellung, und eine Koh« Poesie umschwebt überhaupt diese Eilande mit ihren glücklichen, lachenden Kindern, ihren stelzen Bergen, grünen Thälern, rauschenden Wasserfällen und klaren Bächen. Aber auch ernster Arbeit bieten sie «in« aussichts reich« Stätte, und so darf wohl gehofft werden, daß Samoa, nun eine deutsche Colonie, in Zukunft bleiben und noch in einem neuen Sinne w«rden wird „die Perl« der Süds«"
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