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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901010401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901010401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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Änttsökatt des Äönigkichen Land- und Ämtsgerichtes Leipzig, des Ralhes und Nottzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile Li Reklamen unter dem RedacttonSstrtch (4 gespalten) 75 H, vor den Famtlirnnache richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra lveilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesörderung 80.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluk für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig. 8. Freitag den 4. Januar 1901. 9.'. Jahrgang. Militärischer Rückblick auf das Jahr 19ÜV. 8. Das letzte Jahr des IS. Jahrhunderts hat mit kriege rischen Verwickelungen abgeschloffen, da dem Transvaalkriege die Wirren in China sich beigesellt haben, die trotz fehlender Kriegserklärung einem Kriege vollständig gleichen. Die Betheili gung an diesem hat nun für Deutschland eine ganz neue militärische Aufgabe gebracht, die in der Mobilmachung eines Expeditionscorps zu überseeischer Verwendung bestand, eine Maß nahme, für die man auch nicht die geringste Erfahrung besaß. Die Durchführung einer planmäßigen Mobilmachung erscheint gegenüber der Hinaussendung eines Expeditionscorps geradezu leicht, weil zum richtigen Jneinandergreifen der gewaltigen Ma schinerie Alles bis in die kleinsten Einzelheiten vorbereitet ist. Für unser Expeditionscorps mußte aber Vieles völlig neu beschafft werden, denn es handelte sich nicht allein um Tropenbekleidung, sondern auch um Winterbekleidung, da in Ostasien ein recht strenger Winter herrscht. Ferner wurde das neue Gewehr 98 ausgegeben, für die Feldartillerie mußte ein neues Gebirgs geschütz (Krupp) mitgegeben werden, dazu kam reichliches Karten material, Beschreibungen von Land und Leuten u. s. w., was der Generalstab bereit zu stellen hatte. Reichliche Verpflegung, Ver bandmittel, Arzneien waren mitzugeben, Transport dampfer zu miethen, Pferde im Auslande zu beschaffen und dies Alles in wenigen Tagen, so daß die Errichtung einer ostasiatischen Abtheilung im Kriegsministerium nothwcndig wurde. Jedenfalls verdient die von allen militärischen Behörden hierbei bewältigte Arbeitslast rückhaltlose Anerkennung. Unsere Heeresverwaltung hat sich auf der vollen Höhe ihrer verantwortungsreichen Aufgabe gezeigt. Dabei entwickelte sich die deutsche Heeresorganisation in ziel bewußter. Weise ruhig weiter; so wurden bei der Feldartillerie Vie noch fehlenden Batterien, besonders mit leichten Fcldhaubitzen, errichtet, die Feldartillerie-Schießschule in Jüterbog unter Auf stellung eines Lehrregiments von drei Abtheilungen zu einem Brigadecommando erweitert und drei Escadrons Jäger zu Pferde (Meldereiter) neu aufgestellt. Beim Gardecorps wurde mit der Ausgabe des neuen Jnfanteriegewehrs begonnen und die Ver suche mit den Maxim-Maschinengewehren zu einem befriedigen den Abschluß gebracht. Auch bei unseren Schutztruppen wurden einige Verstärkungen nothwendig, namentlich in Südwestafrika und Kamerun. — Die am 1. October 1900 erfolgte Ein führung der neuen Militär-Strafgerichtsordnung brachte das militärische Rechtsverfahren durch Öffentlichkeit und Mündlich keit der Hauptverhandlung mehr in Einklang mit dem bürgerlichen Verfahren. Bei unseren Verbündeten wird in dem Ausbau der Heeresein- richtungen immer ein langsameres Tempo eingeschlagen. In Oesterreich-Ungarn fand nur eine geringe Vermehrung bei den Ersah-Bataillons-Cadres der bosnisch-herzegowinischen Infanterie statt, und es wurden Augmentations-Magazine in Pest und Graz errichtet, wodurch eine erhebliche Sicherstellung der Mobilmachung dieser wichtigen Truppen erreicht wurde. — Wenn auch die Versuche mit einem Schnellfeuer-Feldgeschütz noch nicht ganz abgeschloffen sind, so hat man sich doch schon für ein 7-Centimeter-Caliber entschieden. Zur Truppenerprobung wurden sechs Batterien zu sechs Geschützen mit Rohrmaterial auS geschmiedeter Stahlbronze ausgegeben, ohne daß es zur Ein führung dieser Geschütze gekommen wäre. Wenn man in Oester reich auch eine besondere Vorliebe für die Bronze als Kanonen material hat, so kann sie doch keinen Vergleich mit dem Krupp schen Gußstahl aushalten, der noch immer unerreicht dasteht. Eine 12-Centimeter-Feldhaubitze scheint man aber nicht haben zu wollen, sondern einen 12-Centimeter-Schnellfeuer-Feldmörser, da die Feldartillerie ein Steilfeuergeschiih nicht entbehren kann. Ob dies nun Haubitze oder Mörser ist, erscheint ohne Belang, obschon die Haubitze wegen der gleichzeitigen Möglichkeit des Flachbahn- schusseS und Steilfeuers vorzuziehen sein dürfte, da der Mörser nur das letztere kennt. Auch Italien, wo ein Wechsel deS Kriegsministers stattfond, beabsichtigt die Einführung eines neuen Feldgeschützes, wobei die Firma Krupp mit den staatlichen Fabriken in Turin und Neapel bei den Versuchen in Wettbewerb trat; die Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Die Bewaff nung der Infanterie der Linie und Mobilmiliz mit dem neuen. Gewehr ist aber durchgefllhrt worden; nur die Territorialmiliz behält daS umgeänderte Vetterligewehr 78/87 bei, von dem etwa» mehr als eine Million in den Beständen lagert. Die Gewehr munition für die Kriegsausrüstung ist fertig, an der Reserve munition fehlt noch eine halbe Patrone auf den Kopf. Die Um bewaffnung der Feldartillerie soll 1902 beginnen und 1908 durchgefllhrt sein, so daß von besonderer Eile nicht die Rede sein kann. Frankreich sah ebenfalls einen neuen Kriegsminister in dem Divisionsgeneral Andre, dessen Vorgänger Gallifet die DreyfuS-Angelegenheit erledigt hatte. Die Truppenvermeh- rungen beschränkten sich auf zwei Bataillon« der Fremdenlegion, so daß jedes der beiden Fremvcnreqimenter jetzt sechs Bataillone hat. Auch wurden zwei neue Marine-Jnfankerie-Htegimenter für die Garnisonen von Madagascar und Reunion zu drei Bataillonen von vier Compagnien gebildet. Bei der Artillerie fanden Verschiebungen in den reitenden und fahrenden Batte rien einzelner Regimenter statt. Die Zahl der Batterien beträgt nunmehr 620; davon befinden sich 104 Fuß-, 430 fahrende, 14 Gebirgs- und 52 reitende Batterien in Frankreich, während 20 Fuß- und fahrende Batterien außerhalb de« Mutterlandes stationirt sind. Die Bewaffnung der Feldartillerie mit dem neuen Schnellfeuergeschlltz ist aber noch keineswegs durchgeführt und «S wartet noch immer eine große Zahl von Batterien darauf, oder eS ist schon bei den großen Armeemanövern vertreten ge wesen. BemerkxnSwerth ist auch, wie man mit den Radfahrer truppen abgestoppt hat, da man nicht einmal die vom Parlament bewilligten Compagnien aufstellte. Dafür hat man der wichtigen Militärtelegraphie mehr Aufmerksamkeit zugewendet, und end lich auch ein besonderes Telegraphenbataillon beim 5. Genie- regiment in Versailles errichtet, welches die Eisenbahntruppen umfaßt. An Rußland find besondere Heere»verstärkungen nicht zu erwähnen, immerhin war der Recrutenbedarf gegen daS Vorjahr um 6000 Mann gestiegen. Auch auf die Fahrräder erstreckte sich di« Vorsorge, und namentlich wurden die Festungen, zunächst die Im Militärbezirk von Warschau und Kowno, reichlich mit Fahr- rLder» versehen. BernerkenSwerth dabei ist, daß man die zu sammenlegbaren Fahrräder des französischen Capitäns Gerard als nicht genügend kriegsbrauchbar vollständig abgelehnt hat, und zwar auf Grund umfassendster Versuche. Neber die Ein führung eines Schnellfeuergeschützes steht die Entscheidung noch aus, da die Versuche nicht zum Abschluß gelangt sind. Am mangelhaftesten haben sich aber doch die Heeresverhält- niffe in England erwiesen, ja selbst die Zustände bei der Marine haben sich in keinem glänzenden Lichte gezeigt. Die Mobilmachung gegen Transvaal war vom militärischen Gesichts punkte aus geradezu jämmerlich und hat bewiesen, daß ein an geworbenes Söldnerheer für eine europäische Großmacht eine ebensolche Unmöglichkeit ist, wie eine Miliz. Es hat sich aber auch gezeigt, daß die sportmäßige Auffassung des ÖfficiercorpS für den Jriedensvienst eine vollständige Umkehr erheischt, weil sonst eine Ausbildung der Truppe im Frieden mit Aussicht aut Erfolg nicht durchzusühren ist. Die persönliche Tapferkeit der englischen Officiere hat sich im Transvaalkriege glänzend be währt und ist über alles Lob erhaben, wie es sich auch bei den kriege rischen Verwickelungen in China bestätigt hat. Dies genügt aber nicht für ein modernes Heer, und England steht daher auch that- sächlich vor einer völligen Neugestaltung seines Heerwesens, die dem heraufdämmernden Jahrhundert Vorbehalten bleibt. Die Wirren in China. Die Bestrafung ver Schuldigen. Dem „Bureau Laffan" wird aus Peking gemeldet: Die Präliminarnote verlangte die strengste Bestrafung von elf Beamten, die mit Namen genannt sind, und außerdem von weiteren Personen, welche die Gesandten nennen werden. Die Gesandten haben ihre Listen noch nicht fertiggestellt. Die ameri kanische und die englische Liste sind am vollständigsten, sie ent halten Namen von etwa 50 Beamten. Darüber, was mit „schwerster Bestrafung" gemeint ist, sind die Gesandten noch nicht einig. Aus chinesischer, officieller Quelle verlautet, die chinesische Regierung sei nun bereit, Nutzsten zu enthaupten (?), den Prinzen Tuan lebenslänglich an die nordwestlich« Grenze zu verbannen, Chang und den Herzog Lan zum Selbstmord zu zwingen (?) und Tungfuhsiang zu enthaupten (?), sowie über sieben andere Prin zen, deren Köpfe ursprünglich verlangt wurden, die schwerste Bestrafung bis zu lebenslänglicher Verbannung an die Nordwest grenze zu verhängen. s Ein russisch-französisches MitzverstäiiSnttz Ueber einen Zusammenstoß zwischen russischen und französischen Truppen bei Hohang-tsia- tuin, einem von Shanhaihuan etwa 10 Kilometer entfernten Dorfe, berichtet nach dem „Temps" der Sergent Schmincke, der sich unt«r den nach Frankreich zurückgekehrten Zuaven be findet, Folgendes: Während ich meine Leute hinter einer Mauer (gegenüber einem,) angeblich von Chinesen besetzten Fort. Red.) formirte, entstand eine lebhafte Bewegung in der hinten stehenden Com pagnie. Alle griffen zu den Waffen, und jeder nahm seinen Platz ein. Schreckliches Mißverständniß! Es waren Russen, welche auf uns schaffen, sie hielten uns für reguläre chinesische Soldaten. Als die übrigen, im Fort befindlichen Truppen (Russen) das Ge wehrfeuer vernahmen, kamen sie heran und faßten uns von vorne wi« von der Seite. Traurige Lage für uns, welche unsere Alliirten erkannten. Wir können natürlich die Schüsse nicht erwidern. Die Leute suchen so viel als möglich Deckung, die Unterofficiere machen Zeichen, aber es ist unnütz, die Füsillade verdoppelt sich. Der Sergent-Major Renaudeau fällt, von einer Kugel getroffen, die ihm den Schädel zerschmettert, der Adjutant Auffcl fällt mit einem zerschmetterten Bein, und ich selbst werde am Bein ver wundet. Der Capitän Gerriöre, welcher die dreifarbige Fahne schwenkt, erhält einen Schuß, der Zuave Caudy fällt, durch die Brust geschossen, nieder, der Corpora! Pascal und dieZuaven Jm- ber, Tabor, Jennetier und Uzigues stürzen verwundet zusammen. Der Capitän läßt mehrere Male das Signal „Feuer einstellen" geben, denn die fünfte, weiter hinten befindliche Sektion hatte an gefangen zu feuern, da sie glaubten, es mit Chinesen zu thun zu haben. Die Russen nähern sich unS auf 150 Meter, pflanzen die Bajonette auf und stürmen in der Richtung auf uns zu. In diesem Augenblicke erst erkennen sie uns. Sie werfen sich auf die Kniee, rufend: „Franzosen, Franzosen!". Aber eS war zu spät, das Unglück war geschehen. Wir hatten 2 Todte und 9 Ver wundete, (nach einer anderen Version 20. Red.), die Russen ebenfalls 2 Todte und 9 Verwundete. Alle Verwundeten werden während 8 Tagen im russischen HoSpital sehr gut verpflegt. Alle Verwundeten werden von der russischen Regierung die Militär- Medaille erhalten. Der Krieg in Südafrika. Die vaeren tn der Capeolonie. -p. Die in London mit fieberhafter Ungeduld erwarteten SiegeSdepesckwn Kitcbener'S, von dem man gehofft hatte, daß er die Capeolonie mit eisernem Besen reinfegen würde, bleiben au». Tag um Tag vergebt, ohne daß eine Wendung zu Gunsten England- eintritt, vielmehr walzt sich da« Unheil rn Gestalt zum Aeußersten entschlossener, nach wobldurch- dachtem Plane hanveluder Boerencommando« mit verblüffender Geschwindigkeit weiter nach Süden fort und, wie wir e» al« selbstverständlich bezeichneten, lassen die Capbolländer den Dorren alle nur mögliche Unterstützung zu Thril werden. Ma» meldet un«: * Tadftadt, S. Januar. lRenter » Bure««.) Die Laae »er Ga»e»l««ie »eftaltet sich »iifter. Die »«ltindtsche vesötkerun, »at sich r«r Seit nach nicht erhaben, aber die in der Galante e««ne»rnnneneu Vaeren erhalten üdernll Unterstützung »an den vewadnern. Man »erlangt »rinnend die Guts nvnng erhedttcher verft-rtnnne« »an Enqlnn». Die vartznt de« Baerrn t» Lften »er Galante steht nnlw dei Marat«» durg, etwa iS englische Meilen nar»öftlich »an Gradack. *Gar«ar»an, 1. Iannar. (Reuter'« vnrrau.) Die vaeren unter Hertzag, Wessel», Pretarin» und Rteuwrn- hant fetze« ihren Marsch nach FraserSdnrg fart. Wie gemeldet wird, drsinde« sie sich »et SPtandher». Die Plünderung dauert fart. Die Verbindung mit Frasers burg ist unterbrochen. Die Obersten Delisle und Tltorurücrast setzen die Verfolgung fort, aber Pferde nud Manlthicre sind sehr erschöpft. Carnarvon liegt westlich der Bahnlinie de Aar-Beaufort West, FraserSburg südlich von Carnarvon. Die Abtheilungen suchen offenbar von Frasersburg den wichtigen Punct Beaufort-West zu erreichen. Aus dem Haag, 2. Januar, wird unS geschrieben: Vom Präsidenten Krüger ist bekanntlich die „Times"-Meldung, daß Louis Botba von ihm zur Nieverlegung der Waffen auf gefordert sei, als Unwahrheit bezeichnet worden. Es sei allerdings richtig, daß die ersten von Krüger an die Tranvaalregierung gesandten Berichte bereits an Ort »nv Stelle eingetroffen seien, darin habe Präsident Krüger erklärt, im Augenblick sei zwar eine erfolgreiche Intervention irgend einer neutralen Macht nicht zu erbosten, wenn dagegen die Boeren in ihrem Widerstand ausharren, und offenkundige Beweise dafür liefern würden, daß ihre Kraft noch ungebrochen sei, so könne mit aller Bestimmtheit auf einen baldigen Umschwung in der diplomatischen Lage gerechnet werden. * Haag, 3. Januar. (Tel.) DaS heute früh au-gegebene amtliche Bulletin über das Befinden des Präsidenten Krüger besagt: Obgleich Krüger die letzte Nacht nicht sehr ruhig ver bracht hat, befindet er sich beute Morgen etwas besser. Die Bronchitis nimmt einen normalen Verlauf. Euoltsche Willkür. Aus Rüdesheim, 1. Januar wird der „Frkf. Ztg." ge schrieben: Ein deutscher Geschäftsmann, Wilhelm Diehl, befindet sich nach einem Briefe, den er unterm 2. De- cember aus Durban hierher an seinen Bruder gerichtet hat, seit dem 11. September in englischer Kriegs gefangenschaft, trotzdem er sich am Kampfe anscheinend in keiner Weise betheiligt l>at. Er glaubt, die Festnahme „ledig lich auf eine — natürlich unbeweisbare — Verdächtigung eines seiner guten englischen Freunde" zurückführen zu sollen. Wie man uns dazu mittheilt, ist Diehl noch heute deutscher Neichs- angeböriger. Er war bereits seit 18 Jahren in Koffeefontein ansässig, wo er ein eigenes Geschäft, sowie einen Hausstand (Frau und 5 Kinder) besitzt. Es genügt wohl, diesen Fall zur Kenntniß des Auswärtigen Amtes in Berlin zu bringen, damit es nicht nur auf telegraphischem Wege schleunige Freilassung, sondern auch eine Entschädigung für Diehl erwirkt. Dem deut schen Generalconsul in Capstadt werden ja die englischen Be hörden gewiß freundschaftlichst an die Hand gehen, um die Ver sicherungen DiehlS von seiner Schuldlosigkeit rasch aus ihre Wahrheit zu prüfen. Wie wir der „D. Wochenschrift in den Niederlanden" ent nehmen, schreibt ein Herr P. van der Welt in Capstadt, der am 22. November das Lager der gefannenen vserenfrauen in Port Elisabeth besucht hat, unter Anderem Folgendes: „Ich konnte meine Thränen nicht zurückhalten, als ich mich plötzlich von einer Schaar halbverhungerter, nur mit dem Nötig sten bekleideter Frauen umringt sah. Hatte man doch einem Theil der armen Geschöpfe nicht einmal Zeit gelassen, sich anzu kleiden, als die Soldateska ihnen ihr Heim über dem Kopfe an zündete. Viele hochschwangere Frauen laufen barfuß, da sie keine Strümpfe besitzen, und auch keine Wolle, um solche zu stricken. In diesem Zustande schlafen die armen Frauen in den kalten Nächten auf Brettern von Whisky- oder Zwiebackkisten in dünnen Zelten, denn Betten sind nicht vorhanden. Viele liegen aber auch auf dem vom Regen durchweichten Boden. Am besten sind die Frauen daran, die Unterkunft in den leeren Ställen gefunden haben; dort ist es wenigstens trocken. Mildthätiqe Damen in Capstadt helfen ja nach Kräften, aber sie sind nicht im Stande, für die Tausende unglücklicher Geschlechtsgenossinnen zu sorgen, die täglich neuen Zuzug erhalten." Deutsches Reich. X. Berlin, 3. Januar. (DiepreußischeKrönungS- feier und die Jesuiten.) Im Hinblick auf die bevor stehende Jubelfeier der Erhebung Preußens zum Königreich ist in der Centrumsprcsse die Rolle herausgrstrichen worden, die vor 200 Jahren die Jesuiten in der Person des Paters Wolf zu Gunsten der Pläne des Kurfürsten Friedrich gespielt haben, Man kann sicher sein, daß, j« näher der Tag des Jubiläums heranrückt, desto zahlreicher die Centrumsstimmen sein werden, die da» Verhalten des Paters Wolf für die Beseitigung des Jesuitengesetzes ins Feld führen. Es ist darum nicht unnützlich, aus einem im Januarhefte der „Deutschen Rundschau" enthaltenen Aufsatze PaulBailleu's über Vie Krönungsfeier folgende Stelle herauSzuheben: „Bei der Entzifferung des Berichtes, in dem der brandenburgische Ge sandte in Wien Bartholdi meldet«, Graf Kanitz empfehle, den Wunsch deS Kurfürsten durch ihn, Bartholdi (Chiffre 161), an den Kaiser zu bringen, irrte das Aube Friedrich's zu Chiffre 160 ab, und er übersetzte: Der Kurfürst solle seinen Plan durch den Pater Wolf dem Kaiser vortragen lassen. Friedrich Frei herr von Lüdinghausen, als Jesuit Pater Wolf, war früher Geistlicher der kaiserlichen Gesandtschaft in Berlin gewesen; jetzt lebte er in Wien, in einer hohen Vertrauensstellung am kaiser lichen Hofe. Unbedenklich erbat der Kurfürst seine Ver wendung, ebenso unbedenklich wurde sie ihm zugesagt. Wolf war keineswegs der einzige römische Geistliche, der in dieser Sache für den Kurfürsten arbeitete; längst waren in.Polen der Pater Nota, der oft in Berlin mit der geistvollen Kurfürstin Sophie Charlotte religiöse Fragen erörtert hatte, und der Bischof ZaluSki von Ermland für da« Interesse deS Kurfürsten thätig, um jeden mögtichen Widerstand Polen» gegen das neue König reich Preußen au» dem Wege zu räumen. Sollte daS eifrige und erfolgreiche Zusammenwirken dreier hoher Geistlicher der katholischen Kirche für den Lieblingswunsch des Kurfürsten ein Zufall gewesen sein? Ich denke, es ist mit Recht immer vermuthet worden, daß für diese Unterstützung der Uebertritt de» Kurfürsten oder seines Sohnes zum K a t h o l i c i S m u s als Lohn erwartet wurde." --- Berlin, 3. Januar. (Gesellschaft für sociale Reform.) Wie mitgetheilt, soll auf Grund eines Auf rufes, den Mitglieder der verschiedensten Parteien jüngst erlassen haben, am 6. d. M. im Berliner Architektenhause die Gesell schaft für sociale Reform constituirt werden. Aus diesem An laß bringt Professor vr. Fr a n ck e in der „Socialen Praxis" die Aufgaben der zu constituirenden Gesellschaft in Erinnerung: Sie soll einmal als Glied der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz im Zusammenwirken mit den Ver tretern anderer Staaten die Hindernisse beseitigen helfen, die der Förderung des Arbeiterschutzes mit Rücksicht auf die Concurrenz- fähigkeit der Industrie auf dem Weltmärkte entgegengestellt werden. Sie soll ferner als nationale Vereinigung der ver schiedenen Bestrebungen, Vie in Deutschland für die sociale Re form auf dem Gebiete der Arbeiterfrage thätig sind, diese stärken, durch Aufklärung in Wort und Schrift Verständniß für die sociale Reform wecken und zu tbätiger Mitarbeit anregen. — Die Schweizer Section der Internationalen Vereinigung hat sich bereits constituirt und zählt 200 Mitglieder. Auch in Deutschland haben die gleichen Bestrebungen erfreuliche Erfolge gehabt. Außer zahlreichen Einzelmitgliedern aus allen bürgerlichen Ständen und Berufen, Parlamentariern, Indu striellen, Kaufleuten, Beamten, Geistlichen, Gelehrten, Schrift stellern u. s. w., haben auch mehrere Stadtverwaltungen, Bürger meister und Stadträthe großer Communen und, worauf be sonderer Werth gelegt werden muß, eine Reihe von Arbeiter vereinen ihren Beitritt angemeldet: so mehrere große christliche Gewerkschaften West- und Süddeutschlands, katholische Ar beitervereine aus Rheinland, Westfalen, Brandenburg, West preußen, Bayern, sodann der Gesammtvorstand der Evangelischen Arbeitervereine, ferner ist auch der Beitritt der Hirsch-Duncker- schcn Gewerkvereine in sicherer Aussicht. Auch politische und gemeinnützige Vereine fehlen nicht. Endlich ist in den Frauen vereinen, die für die Sache der Arbeiterinnen eintreten, eine lebhafte Betheiligung vorhanden; von ihnen sind ebenfalls ver schiedene Anmeldungen erngelaufen. Schon heute darf man sagen, daß die deutsche Section der Internationalen Ver einigung sich auf «iner breiten Grundlage bilden wird. Fern ge blieben sind lediglich die Socialdcmokraten, die bereits un Frühjahr 1899 die Betheiligung an den Bemühungen für die Internationale Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz officiell abgelehnt und seitdem in ihrer Presse diese Ablehnung wieder holt bestätigt haben. Die Führer der deutschen Socialdemo kraten und der Gewerkschaften beharren in dieser Weigerung, obwohl in anderen Ländern, in Frankreich, Belgien, Oesterreich und der Schweiz, ihre Gesinnungsgenossen ohne Zögern, mehr fach sogar mit besonderem Eifer, an der Internationalen Ver einigung für gesetzlichen Arbciterschutz zusammen mit den bürger lichen Socialpolitikern arbeiten. — Da auch in Oesterreich, Frankreich, Belgien und Italien Sektionen der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz in der Bildung begriffen sind, so wird die Errichtung des Bureaus, des Internationalen Arbeitsamtes, wohl bald in Angriff ge nommen werden können. * Berlin, 3. Januar. Beim Eintritt in das Jahr 1901 steht dem Alter nach Vie verwittwete Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg an der Spitze der Mitglieder aus den souveränen Familien Europas; sie ist am 9. October 1811 geboren. Es folgt die im 85. Lebensjahre stehende Prinzessin Charlotte von Schwarzburg-Sondershausen, verw. Freifrau v. Jud, und die Prinzessin Clementine von Sachsen-Coburg, geboren am 3. Juni 1817. Erst an vierter Stelle der Großherzog Adolf von Luxem burg, geboren am 24. Juli 1817, an fünfter der Groß- herzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar, geboren am 24. Juni 1818. Im soeben begonnenen Jahre voll enden das 80. Lebensjahr der Prinz-Regent Luitpold am 12. März, das 75. Lebensjahr die Prinzessin Amalie zu S ch l e s w i g - H o l st e i n am 15. Januar, der Prinz Georg von Preußen am 12. Februar, der Herzog Georg von Sachsen- Meiningen am 2. April, die Kaiserin Eugenie der Fran zosen am 5. Mai, der Großherzog Friedrich von Baden am 9. September, der Herzog Ernst von Sachsen-Alten burg am 16. September und die verwittwete Prinzessin Mathilde von Schwarzburg-Rudolstadt am 18. No vember; — das 70. Lebensjahr der Fürst Alexander zur Lippe am 16. Januar, die verwittwete Erzherzogin Elisa beth von Oesterreich, die Mutter der Königin von Spanien, am 17. Januar, der Prinz Christian zuSchleswig^ I H o l ste i n am 22. Januar, di« verwittwete Herzogin Adelheid I von Braganza am 3. April, der Herzog Friedrich von Anhalt am 29. April und der Herzog Ludwig in Bayern am 21. Juni; — das 60. Lebensjahr u. A. die Prinzessin Elisabeth zu Schaumburg-Lippe am 5. März, die Prinzessin Marie der Niederlande, vermählte Fürstin zu Wied, am 5. Juli, die verwittwete Königin beider Si- cilienam 4. October, die verwittwete Frau Prinzessin Wil helm von Baden am 16. October und der Prinz von Wales am 9. November. — Ihre goldene Hochzeit werden feiern am 23. April der Großherzog und die Groß Herzogin von Luxemburg, geb. Prinzessin Adelheid von Anhalt-Dissau, und am 27. November der Prinz Eduard von Sachsen-Weimar und die Gräfin Augusta von Dorn burg. — Die silbern« Hochzeit begehen am 6. Februar der Prinz und die Prinzessin Heinrich VII. Reuß- Köstritz am 6. Februar und der Prinz Heinrich von Parma, Graf v. Bandi, und Prinzessin Adelheide, Prinzessin von Braganza, am 15. Oktober. — Nach dem Re gierungsantritt geordnet steht die Königin Victoria von England an der Spitze (20. Juni 1837); der Jüngste ist der Herzog Karl Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha (31. Juli 1899). Nach dem Lebensalter ist der König Alfon » XIII. von Spanten der Jüngste, geboren am 17. Mai 1886. Ein Regi«rungsjubiläum ist im soeben begonnenen Jahre nicht zu erwarten. (Krzztg.) * Berit«, 3. Januar. (Tel.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Wie s. Zt. telegraphisch au» Tanger gemeldet wurde, gelang eS dem am Hofe deS Sultan» von Marocco weilenden Gesandten Frhrn. v. Men bin gen in kurzer Zeit, die drei hauptsächlichsten deutschen Reklama tionen in befriedigender Weise zu erledigen, «ui de.
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