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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010112027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901011202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901011202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-12
- Monat1901-01
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Abend-Ausgabe Drillt uud Verlag voo E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Sonnabend den 12. Januar 1901 io§ .03). . . Herr >„o/Lndr r-. v«-dot«v: 175.25 80 85 183 75 308 25 173,— 171,— 183.75 149 75 131 90 118.75 «Md. 85.- 216,40 llit ,rt. 1 »r Lid« p« von >MUU00 » (WV »Ikv.u l> 0m tüivor«: »Wpwo ll O.rls» IrrLaxeu Extra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung ./l 70.—. 110.40 120,30 142^80 136^— 13560 115,- 110,20 100,— 46,— 150.25 10lV 73.80 201.50 130.50 122.50 218.25 180,— 155,- 188 75 137^— 189.50 325.- 169,75 159,60 7050 73,25 16425 5210 206 80 102 10 178.50 84.85 Uit» 8 1. o»r« -rx. lilio. in eia Osu isid >e) In äse u- ^dxLdeo. von siuslu sodoo «>r-I oreevsi-rd» ^trievnrrb» vuräeo -siz. Ulk. d.keii sosok sseUk. ilt. v. .1,..^. trs-b elier -8t.? u ö-v rdeii t.-V MllL. illlrr. Oödl. V.-L, <rdis. -rod. iiiior > eii« u««p tc-^. oo !i«ct» «IN>. rru<i iilLii /.-L. ieeel »o 60 l. ou deiä« iv«rp«» l», Lluriicd 83,80 83.10 92- 100.10 90.10 90.10 85,50 57.90 104.10 69.90 88,60 100,90 159 25 106,80 165,50 a ru dLLtl »I-5.cU,ü 3595 «oot Das neue Lahnproject. Roman von Paul Oskar Höcker. Nachdruck vkrbolcn. Mein Lieber, Sic überschätzen das Maß meines Grolles gegen Herrn Orell. Er ist Autodidakt — die Art und Weise seiner Untersuchungen und seiner Schlüffe hat mir das dargethan — und er versteift sich auf das, was er selbst gesehen und ver messen hat. Das mag komisch, ja, einfältig und beschränkt sein — aber zu Haffen vermag ich ihn deshalb nicht. Ernst ver stimmen kann mich nur die Haltung der übrigen Gebildeten dieser Stadt, deren ehrenvollem Ruf ich seiner Zeit folgte und deren plötzliche Begeisterung für Herrn Orell ein Mißtrauens votum für mich bedeutet. Noch einmal mache ich hier einen letzten Versuch, das Publicum zu belehren. Gelingt mir's nicht, die Ehre meiner Wissenschaft zu retten, so mag die Wirklich leit, das Leben selbst die Verblendeten dereinst belehren. Bis dahin aber mag dann Herr Orell sich ruhig als ein „Mann der That" feiern lassen. Noch einmal: ich empfinde keinen Neid und keinen Haß. Er besitzt eine Ueberzeugung. Nun wohl, und vor einer ehrlichen Ueberzeugung habe ich immer Respect, selbst wenn ich sie für verfehlt halten muß." Der Geistliche war immer unruhiger geworden. „Aber Sie beurtheilen Herrn Orell noch immer ganz falsch!" brach er endlich aus. „Und es ist wichtig für Sie, Herr Professor, die Wahrheit über ihn zu hören. Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber.. Ganz verzweifelt sah er ihn an. Zwyler war stehen geblieben. „Gut, reden Sie!" sagte er ruhig. „Nun, dieser Herr Orell hat sich in jener Versammlung doch gebrüstet, er persönlich habe die Trace, die die neue Bahnlinie nehmen solle, ersonnen und die Gegend nach dieser Richtung hin vor Jahren selbst genau untersucht, die Entfernungen ab gesteckt, mit Gefahr seines Lebens Messungen vorgenommen, Wind und Wetter, Eis und Sturm und Schnee getrotzt, das Gestein geprüft, jede Spalte des ungeheuerlichen Geländes durch forscht. . . . Nicht wahr, das behauptete er doch? . . . Nun, aber ich kann Ihnen die Wahrheit über diese Aufzeichnungen und Tabellen sagen, auf die er sich berief. Sie stammen überhaupt nicht von ihm — sondern von einem alten Dorfgeistlichen und seinem Freund, einem leider Gottes frühzeitig lahm gewordenen Ingenieur, die Beide selbst in den Berner Ostalpen daheim waren und sich viele Jahre hindurch mit der Sache beschäftigt hatten." Der Professor sah ihn überrascht an. In dem kalten Licht der leuchtenden Schneeflächen, die bis an die Abhänge des Uetli- berges reichten, vermochte er endlich das blasse, leidende Antlitz des jungen Mannes genauer zu unterscheiden. Der rührend ängstliche und doch durchgeistigte Blick seiner Augen verrieih, daß er kein hinterlistiger, gewohnheitsmäßiger Denunciant war, daß ihn vielmehr dieser Schritt eine unsagbare Ueberwindung gekostet haben mochte. „Die beiden Männer waren — hm — Beauftragte, Beamte, Gehilfen des Herrn Orell?" fragte Arnold zögernd. „Nein, aus freien Stücken hatte mein — mein Amtsbruder die Arbeit vorgenommen. Er liebte es, sich im Freien herum zutreiben, kannte auf viele Meilen hin Weg und Steg und war in allen Hütten — bis weit droben in den Bergen — zu Hause. Und im Dorf lebte ein Sonderling, der Vater des Schulmeisters, den man aushielt, weil er, wie ich Ihnen schon sagte, gelähmt war. Er war Ingenieur gewesen, ein. stiller, bescheidener Ar beiter. Aber stets hatte er sich mit großen Gedanken getragen. Er hoffte noch immer, obwohl er alt und lahm war, daß ihm doch noch einmal der „große Wurf" gelingen werde. Und als man damals den Gotthard durchbohrte, da brachte er dem Pfarrer gegenüber die Idee auf, einen Weg über die Berner Alpen zu schaffen. Ja, an die Jungfraubahn dachte noch Keiner, da arbeitete er schon ganz ernsthaft an einem Plan für die Bahn auf den Brandeisgletscher. Und der alte Pfarrer half ihm — unermüdlich — manches Jahr hindurch." „Ich habe nie davon gehört", sagte der Professor, „daß ein solcher Plan früher schon existirte. Ward das Material denn veröffentlicht? Bestanden denn wirklich ernst zu nehmende Auf zeichnungen?" „Gewiß, Herr. Ein großer Stoß Acten, Zeichnungen, Ta bellen u. s. w. Die Hinterbliebenen des Pfarrers glaubten ein mal, als sie in Nolh gcriethen, Capital daraus zu schlagen — der alte Ingenieur war längst todt, und auch sein Sohn, der Schulmeister, war ohne Erben verstorben — aber bei dieser Gelegenheit kamen die Papiere abhanden." „Abhanden? Sie sind verloren gegangen — zufällig ver brannt?" „Das nicht. Man hat sie gestohlen." „Sie — kennen den Thäter?" „Ja. Es war Herr Götz Orell." „Barmherziger!" entfuhr es dem Professor. Er starrte den Geistlichen wie abwesend an. „Sie haben ja in jener Versammlung erklärt, Herr Professor, daß die Trace so, wie Herr Orell sie schilderte, undurchführbar ist — und Sie müssen es ja schließlich besser wissen, als der alte Dorfgeistliche und sein Arbeitsgenosse, die im Grunde doch Leide nur Laien waren. Aber wenn das Material auch fehler haft sein mag — die dafür aufgewandte jahrelange Arbeit ist doch nicht das geistige Eigenthum des Herrn Orell, und es empört mich, daß er ernten will, wo er nicht gesäet hat. Darum kam ich zu Ihnen, um mich Ihnen auszusprechen. Ich konnt'S nicht ruhig ansehen, daß er sich als der „Mann der That" feiern läßt, wo ihn nur ein Zufall und ein Verbrechen in den Stand gesetzt haben, über diese Frage überhaupt mitzureden." Er schöpfte Athem, griff an den Hut und wollte sich empfehlen. Zwyler hielt ihn aufgeregt fest. „Wer sind Sie? Ich bitte Sie, Virehrtester, Sie dürfen sich mir jetzt doch nicht entziehen, wo Sie meine Spannung auf's Aeußerste erregt haben! .... Sie stammen selbst aus dem Gebirge, sagen Sie, und von der östlichen Seite der Berner Alpen?" Zögernd erwiderte der Geistliche: „Nun ja, mein Kirchdorf liegt dort oben — ziemlich weltabgeschieden, aber nicht weit von jenem, in dem die Geschichte entstanden ist . . ." „Aber Ihren Namen! Herr Pfarrer, Sie begreifen doch wohl meine Erregung! .. . Und es kommt noch eine Erinnerung hinzu, die mich seltsam quält ... Ich bitte Sie dringend, schildern Sie mir genauer, wie Sie in Verbindung mit Orell kamen und wie ihm dieser Raub überhaupt ermöglicht ward!" Es quälte den Dorfgeistlichen sichtlich, so in die Enge ge trieben zu werden. „Mein Name — ach, Herr, darauf kommt'« nicht an. Ich wollte Ihnen ja nur die Fährte zeigen, auf der Sie den ungeheuerlichen Betrug aufdecken können. Glauben Sie meinen Worten, meinem geistlichen Stande nicht, dann . . ." „Herr Pfarrer, Sie könnten mir da einen Dienst erweisen — mit einem Schlage würde mir's gelingen, diesen heuchlerischen Charlatan von seiner erschwindelten Höhe herabzureißen — aber Ihre Hilfe wäre nicht vollkommen, wenn Sie mir nicht auch das Beweismaterial an die Hand geben wollten! Wo fand dieser Diebstahl statt? Orell verkehrte in Wien in einem Hause, in dem ich ihn selbst einmal gesehen habe Pfarrer, spannen Sie mich nicht auf die Folter — im Hause Maclean lebte auch ein Mädchen . . . War dieses die Tochter Ihres Amtsbruders, dem man die Aufzeichnungen raubte?" Alexander hotte seine Hände gefaltet. Unschlüssig, hilflos spähte er um sich. Das war es, was er gefürchtet hatte: daß der Professor sofort einen Zusammenhang zwischen Ihm und Elisabeth vermuthen und auf dieser Basis weiterforschen würde Vergeben- überlegte er, waS in aller Welt er anstellen könnt«, 539.— . 1450 23.60 »»Hl. 7437 1282 »t, U» prUoli- «r ULck 8pL»>«r :t«r. L»»tr»»ck »r»«tw4—le r.-IctS 144»» k.eiüc! 86 82S/SL Sotck 230P0. Chitonen, mit welchen England den deutschen Handel in Indien zu schädigen suchte, aufbören und einer liberalen Politik Platz machen. Dahin gehört vor Allein die Aufhebung der Zuschlagszölle auf deutschen Zucker in Indien. Daß sich Deutschland Englands Dank in hohem Maße verdient hat, geht aus obigem Artikel nur zu deutlich hervor. Um die Mitte deS verflossenen Monats (Abendausgabe vom 15. December) haben wir auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche für die Versorgung Europa- mit billigem Petroleum dadurch zu entstehen drohte, daß die Stand. Oil Comp. auch die reichen rumänischen Petroleum quellen seinem Monopolbetriebe einverleiben wollte und daß ein großes Berliner Bankinstitut diese Bestrebungen der Amerikaner begünstigte. Um so größer ist unsere Be friedigung darüber, daß Rumänien die nachaesuchte Con- cession schließlich doch verweigert hat. Wie groß die Gefahr thatsächlich war, erfährt man jetzt erst. Rumänien war, WaS ja allgemein bekannt ist, in Zahlungsschwierigkeiten erathen und schwankte lauge, ob eS nicht die 12—15 Millionen Franken, welche die Amerikaner für die Concession baar auszuzahlen bereit waren, nehmen sollte, unbekümmert darum, Bezuqs-PreiS El h-r Hauptexpedition oder den km Ekabt» bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4 50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. .6! 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Douaustaaten, der Europäischen Türkei, Egnpten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr^ die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaction und Expedition: Johannl-gaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortirn. lllniversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. um das Verfehlte wieder gut zu machen. Denn wie mochte Elisabeth über sein Vorgehen urtheilen? Oh, ihm graute, wenn er daran dachte, daß er ihr hernach das Alles würde beichten müssen. Den Professor ließ die heiße Erregung darüber, daß er hier endlich Jemand gefunden hatte, der mit Elisabeth in irgend einer Verbindung zu stehen schien, des eigentlichen Kerns der Mittheilung fast vergessen. „Warum wollen Sie nicht die Wahrheit sagen, Herr Pfarrer? Ich seh's Ihnen ja an den Augen an, wie schwer Ihnen die Ver stellung wird. Sie kannnten Frau Maclean selbst? Und auch ihre Adoptivtochter?!" „Frau Maclean habe ich nie gesehen. Ich kenne ihren Namen nur vom Hörensagen. Nun, wenn's denn sein soll: ja, in ihrem Hause geschah der Diebstahl — bald nach dem Tode der alten Dame — in Glasgow." „In Glasgow!" wiederholte Arnold Zwyler mit bebender Stimme. „Die Adoptivtochter der Frau Maclean war dahin gereist, um ihr Erbe anzutreten?: . . . Nein, bleiben Sie — ich beschwöre Sie — Sie sehen doch meine Aufregung . . ." Sie waren inzwischen bis zur Borstadt gelangt. Aus einer kleinen Kirche, in der der Advrnts-Abendgottesoienst soeben beendigt war, strömte die Schaar der Gläubigen dicht vor den beiden Männern über die Straße. Sie waren dadurch ge- zwungen, innezuhalten. Alexander preßte die gefalteten Hände gegen die Brust. In welche Gefahr hatte er sich da gestürzt! Sollte er Elisabeth's edelmüthige Handlungsweise vertuschen oder rund heraus dem Unglücklichen die Wahrheit sagen, damit er den Unterschied zwischen seiner stolzen, hochmllthigen, kalten Verlobten und der stillen, muthigen, opferfreudigen Heldin jene» „kleinen Romani" zu Wien damals erkannte? Me Antwort suchend, klammerte sich sein verzweifelter Blick an die offene Kirchenpforte, auS der der Lichterglanz herausdrang und Orgelmufil erklang: eS war der volle Chor eines Werkes, wie eS nur eine reiche Gemeinde besitzt. Einen Augenblick lang ward ihm ganz weich um'S Herz. Es war ihm, als stünde Elisabeth mit bittendem Blick vor ihm. Doch entschlossen riß er sich auS dieser Stimmung loS, sah den Professor fest an und sagte: „Nein, Sie irren sich, Herr. Elisabeth — Fräulein Elisabeth hat nie das Erbe der Frau Maclean angetreten!" „Nicht?: Aber sie war doch — ihre einzig« Erbin?" „Nach dem Tod der Frau Maclean hat ihr entfernter Neffe, Herr Götz Orell, das Testament angrfochten. E« kam zu «inem Proceß in Glasgow, d«r Heimath der Frau Maclean, und Orell Elofs, Enkel des Präsidenten Krüger, der bei ihm als Sekretär fungirt, ist soeben von einer Reise nach London nach Amster dam zurückgekehrt. Er logirte dort im Metropolitanholel unter dem Namen Frederik Christoffel unv hatte lange Unter redungen mit Freunden der Boeren. Boerinnen Humor. Kürzlich empfing der Commandant des Lagers der gefangenen Boerenfrauen in Port Elisabeth anonymen Bericht, daß ein Boer in das Franenlager eingedrungen sei, offenbar in der Absicht, die Flucht der Frauen einiger bekannter Boerensührer zu begünstigen. Selbst das Zelt, wo der Boer sich aufbielt, war genau angegeben. Der Commandant ließ sofort die Wachen verdoppeln und das Zelt umstellen. Der Boer wurde auch gefunden und zwar — dorridilo ckietu — im Bett der Insassin des Zeltes. Die englische Großmulh ging jedoch so weit, ihn in dem warmen Nest zu belassen und nicht ins Ge fängnis zu stecken, denn er war erst — vor 6 Stunden zur Welt gekommen. Wie der Richtempfang Krüger s in Indien ausgenommen wurde. Man schreibt uns aus Kalkutta, 14. December: Wer während der beiden letzten Jahre die hysterischen Ausbrüche gegen alles Deutsche in den indischen Zeitungen mit erlebte, der wird eS kaum für möglich halten, daß sich binnen 24 Stunden ein vollkommener Frontwechsel vollzogen hat. Und die Ursache davon? Die Ablehnung des Empfangs des Präsidenten Krüger durch den Kaiser. Hören wir, was der „Englishman" hierüber sagt. In einem die „Anglo-deutsche Entente" überschriebenen Artikel stehen die folgenven Sätze: „Mit ganz besonderer Befriedigung wird das britische Publicum bie Nachricht vernehmen, daß der Kaiser eS ab gelehnt bat, den Präsidenten zu empfangen .... Im eng lischen Volke kann nur eine Meinung über die Haltung des Kaisers herrschen, nämlich die, daß eS ein ganz besonders bemerkenswerther freundschaftlicher Act war. Wir können nicht leugnen, daß ein gewisses unbehagliches Gefühl existirte, daß wir trotz Allem schließlich noch der Früchte unserer Siege in Südafrika beraubt würden. Wenn die deutsche Regierung der Volksstimmung nachgegeb.n hätte, so wäre Krüger mit offenen Armen empfangen worden, und die wahrscheinliche Folge wäre ein Weltkrieg gewesen. (?). So wie die Dinge liegen, kann nunmehr die Gefahr einer conti n en talen Coalition gegen England als beseitigt gelten. Aber Deutschlands Freundschaft war nicht nnr von unschätzbarem Nutzen für uns in Europa, auch in China bat sie wahrscheinlich einen gefährlichen und furchtbaren Krieg verhindert Die Anwesenheit deS deutschen Contingenls in China hat einen schweren Stein von unseren Herzen genommen'^. In ähnlichem Sinne sprechen sich die andern anglo indischen Zeitungen aus und darum genügt diese Probe. Aus eigener Erfahrung kann ich bezeugen, daß dir Stimmung in Kalkutta eine geradezu fieberhaft erregte war, als die ersten telegraphischen Nachrichten über den Empfang Krügcr'S durch die Franzosen und die osficiellen Vertreter dieser Nation bekannt wurden. Wird Krüger ein ähnlicher Empfang in Deutschland zu Theil? das war die Frage, die auf Aller Lippen schwebte und die mehr als einem Deutschen während der letzten Tage oft genug vorgelegt wurde. Bestimmte Ver sicherungen, daß dies nicht der Fall sein würde, wurden ziemlich ungläubig ausgenommen, jedenfalls ist aber jetzt die Freude um so größer. Hoffen wir, daß diese Freude sich nunmehr auch praktisch bethäligen wird, indem die kleinlichen Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 . Reklamen unter dem Redactionsstrich * (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach« richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtenannahme 25 H (excl. Porto). 8t—» Mw» «tll.1v 1 » w 2 8 '.isaod. '.inild. LVNV. Solar. ?»etk. trotk. 5<to»l Ollioll durchzusetzen gewillt ist. Der gestern von conservativer Seile beantragte einschlägige Gesetzentwurf, der den Namen deS Abg. Nißler trägt, begegnete bei allen Seiten deS Hauses rückhaltlosester Sympathie. Daß man ihn an bie Budget commission verwies, war eine formale Nothwendigkeit, aus der aber nicht etwa geschlossen werden darf, daß das Zustande kommen deS Gesetzes irgend welchen ernsteren Schwierig keiten ausgesetzt sei. Ganz im Gegentbeil: während der Gesetzentwurf, so wie er vorliegt, nur grundsätzlich die An sprüche aller Kriegsveteranen für den Fall deS UnterstützungS- bedürfnisseS sickerstellen will, wird jedenfalls in der Commission noch nachdrücklichst dafür gesorgt werden, daß der Begriff des Unterstützungsbedürsnissrs nicht etwa zu engherzig aur- gelegt werden kann. Die gestrigen Debatten leisten dafür hinreichend Gewähr. Am BundeSrathStische war von maßgebenden Persönlichkeiten Niemand sichtbar. Nur ein Civil» comniissar, ein Geheimratb, war anwesend, um sich der sehr heiklen Aufgabe zu entledigen, in Auslassungen, deren bureau- kratischer Charakter hinterher von den nachfolgenden Rednern aus dem Hause lebhaft monirt wurde, so gut wie nichts zu sagen oder doch jedenfalls nichts zu versprechen. Ein zweiter Commiffar vom preußischen KrieqSministerium hörte die Verhandlungen mit an, ohne ein Wort zu sagen. Er hatte das freilich nicht nöthig, da schon vor Weihnachten sein Chef, Herr v. Goßler, erklärt batte, daß die Militärverwaltung bereit- das Ihrige getban und einen den Wünschen deö Reichstages entsprechenden Gesetz entwurf ausgearbeitet habe, der aber — einstweilen auf Hindernisse an anderer Stelle — auf das Hiuderniß finanzieller Bedenken gestoßen sei. Jedenfalls zeigten die gestrigen Ver handlungen, daß bei sämmtlichen Parteien deS Reichstages die Geduld erschöpft, daS Faß zum Ueberlaufen voll ist. Man nahm, wie gesagt, kein Blatt vor den Mund. Der Abg. v. Vollmar bezeichnete, ebne Widerspruch zu finden, den Zustand als eine Schande für daS Reich; der reichs parteiliche Abg. vr. Arendt bezeugte den Socialdemokraten, daß sie in dieser Frage die Interessen der Armee gegen die Regierung vertreten, und kündigte an, daß er selbst jede afri kanische Forderung ablehnen werde, so lange dir Regierung ihrer Ehrenpflicht gegen die Veteranen nicht nachkomme; der Abg. Hoffmann endlich schlug daS Radicalmittel vor, die erforderlichen Summen einfach in den Etat einzustrllea und im Falle deS Widerspruchs der Regierung den ganzen Etat abzulehnen. In der Budgetcommission wird man sich vor aussichtlich nicht minder entschieden au-sprechea und daS dürfte denn doch Wohl genügen, die finanziellen Bedenken zu überwinden, an denen bisher der gute Wille deS KriegS- ministerS gescheitert ist. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag-1V Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet oon früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Politische Tagesschau. * Leipzig, 12. Januar. Schärfer als eS gestern im Reichstage von den Rednern aller Parteien geschah, ist der „Reichsregierung" wohl noch niemals zu Leibe gegangen worden. Berechtigter sind aber auch kaum jemals Vorwürfe gewesen, die von irgend einer Seite des Hauses an diese Adresse gerichtet wurden. Bekanntlich ist jüngst ein Gesetzentwurf ausgearbeitet worden, der für die in China Kämpfenden und für ihre Hinterbliebenen die Pensionen festsetzt. In dieser Vorlage hat der BundeSrath selbst anerkannt, daß die heutigen Militärpensionsgesetze unzureichend sind und daß die Regelung des PensionömesenS mit Rücksicht auf die in China Kämpfenden keinen Aufschub duldet. Aber seit Jahren läßt sich der BundeSrath vergebens drängen und quälen, eine alte Ehrenschuld gegen die Invaliden auS früheren Kriegen und ihre Hinterbliebenen abzutragen. Schon vor Weih nachten kam es deshalb zu einer erregten Debatte im Reichs tage. Damals batte eine von den Nationalliberalen beantragte, den Namen des Grafen Oriola tragende Resolution zur Berathung gestanden, welche der Reichs regierung den bestimmtesten Willen des Reichstages auS- drücken sollte, daß endlich einmal für unterstützungsbedürftige Veteranen aus längst vergangener ruhmreicher Kriegszeit wenigstens das Allernothdürftigste geschehe. Mau wird sich ebensowohl der Einmüthigkcit, mit welcher der Reicbstag diesem Verlangen durch einhellige Annahme der Resolution Ausdruck gab, wie auch der ausweichenden Erklärung er innern, durch welche sich der NeichSschatzsckretär mit der Sache abfinden zu dürfen glaubte. Herr v. Thiel mann, so schrieb unmittelbar nach dieser Debatte ein Berliner Blatt, hat von Len Sympathien im Hause, über die er ohnehin nicht in überreichem Maße verfügen konnte, sich noch ein gut Theil dadurch verscherzt, baß er die Finanzlage im Reiche, mag sie augenblicklich auch noch so wenig günstig sein, gerade gegen eine Forderung auSspielte, über deren Berechtigung sich alle Welt und mit ihr vor Allem der gesammte Reichstag einig ist. Bei einem Etat, der über die Milliarde weit hinauS- geht, muß schließlich auch Geld für Leute da sein, die dermaleinst in einer weltgeschichtlichen Periode sich mit dem Besten, WaS sie haben, mit Leib und Leben und Gesundheit, für daS Vaterland eingesetzt haben. Wie wenig die Regierung sich dieser Empfindung grundsätzlich entziehen kann, zeigt die schon erwähnte Gesetzesvorlage, die für unsere Kämpfer in China und deren etwaige Hinterbliebenen für den Bedarfsfall sorgen will. WaS aber für die Gegenwart und Zukunft recht ist, muß für die Vergangenheit billig sein. Die vorweihnachtliche Stellungnahme der Reichsregierung, ihr Zögern und Ueber- legen und Hinhalten, hat auf den Reichstag keine andere Wirkung gehabt, als daß er erst recht auf seinem Willen zu bestehen entschlossen ist und daß er sich deshalb nun nicht mehr mit einer bloßen Resolution begnügen, sondern seine Forderung in Form der Initiativgesetzgebung Der Krieg in Südafrika. Einer Capstädter Depesche zufolge besagt ein amtlicher Bericht, daß die in die Capcolonie eingedrungenen Boeren die Eisenbahnen und alle Städte mit selbst kleinen Besatzungen vermeiden: sie seien beständig auf dem Marsche und requirirten alle Pferde und Lebensrnittel, die sie vorsinben, aber richten sonst nicht viel Schaden an. Da sie überaus mobil seien, wäre es ihnen soweit gelungen, ernste Zusammenstöße zu vermeiden. In der ver flossenen Woche fanden nur einige Scharmützel statt ohne crbeblichen Verlust beiderseits. Aus Pretoria wird depeschirt, daß die Ergebnisse der jüngsten Kundmachungen Kitchener's bis jetzt enttäuschend seien; man fürchte, daß die neue versöhnliche Politik ohne Eindruck auf die kämpfenden Boeren bleiben werde und daß nur ernste kriegerische Maßregeln den Krieg beendigen könneu. Dem „Daily Expreß" zufolge sind die jetzigen Operationen der Boeren in der Capcolonie auf einem von einem aus wärtigen Officier vor vier Jahren auSgearbei- teten Plan begründet, der für den Fall der Nieder lage der Boerentruppen vorgesehen war und dieselbe wieder gut machen sollte. Zwei Drittel der Boerentruppen sollten nach dem angeblich vom Jahre 1896 datirten Plan in den reichen Gebieten der Capcolonie operiren, wo Pferde, Proviant und Futter, Munition und Information reich licher als jenseits des OranjeflusseS seien. Der Plan der Boeren richte sich auf die Zerstörung der Bahnlinie an ver schiedenen Puncten nabe der Küste, wodurch die Verprovianti- rung der Hauptmasse der britischen Truppen von der Küste aus vereitelt werden solle. Daraufhin würden Truppen eilig aus den eroberten Staaten nach der Capcolonie dirigirt werden. Die Boerensührer im Transvaal würden dann Ge legenheit haben, die Wiedereinnabme Pretorias zu versuchen und vie Garnisonen nördlich des Vaalö zu überwältigen. Die Gefahr sei größer, als Lord Kitchener daS Publicum wisse» lasse. Die Gefechte in Transvaal. Den Verlustlisten nach zu urtheilen, waren die britischen Verluste in dem Gefechte, das General Babington mit Boeren unter Dclarey am 5. Januar bei Naauwpoort, unweit Rusten- burg, hatte, ziemlich schwer. Zwei Osficiere und 11 Mann wurden getövtet uud 2 Osficiere und 31 Mann verwundet. Alle Tobten gehören zu dem Regiment „Imperial Light Horse". Die „Morning Post" bringt Einzelheiten über die Affaire, aus denen die Ursache der Verluste der „Imperial Light Horse" hervorgeht. DaS Regiment erkletterte einen vorher von Husaren abpatrvuillirten Hügel, auf dem Boeren verborgen waren. Die Boeren ließen die Husaren ruhig passiren und eröffneten auf 50 Meter daS Feuer auf die „Leichten Reiter", die das Feuer erwiderten, sich aber dann zurückzozen. Der Correspondent wirft auch einiges Licht aus die jüngst von Lord Kitchener gemeldeten Verluste bei Lindley. Er sagt, die Boeren hätten im oben erwähnten Gefecht eine ähnliche Taktik wie bei Lindley verfolgt, woselbst die Leibwache Kitchener's in einen Hinterhalt gefallen und Oberst Laing getödtet worden sei. De Wet habe, so berichtet der Correspondent weiter, nach der Affaire bei Lindley seine Farm besucht, zwei Wagenladungen Munition ausgegraben und sei dann wieder über die Bahnlinie gegangen, unterwegs die Garnison in Roodeval beschießend. MpMcr TllgMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes uud Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. «tlt vriek 35 — 3950 3500 — 15600 — 3350 — 3525 075 1175 8775 soo 17100 9300 XX) 11150 — 7400 150 11650 )25 3035 >50 —— i50 3425 -» 525 MO 1325 >50 3150 850 ^00 1775 2225 t75 2550 — 14600 — 1325 00 575 - 1625 - 60 00 2075 00 — 40 19000 00 1150 2735 » 40 - „ so 330 so 13050 70 90 ,5 1075 >0 - >0 8000 X) 1375 X)U. »v Vorst
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