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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
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Ämtsvlatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die 6 gespaltene Petitzeile L5 Reklamen unter dem RedacttonSstrich <4 gespalten) 7- H, vor den Familiennach» richten (S gespalten) -0 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannohme SS H (excl. Porto). Grkra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung .ch 70.—. Innatfmelchluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Erpehitirn zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig. 32. Freitag den 18. Januar 1901. 95. Jahrgang. Zweihundert Jahre preußischen Löniglhums. Am 18. Januar 1901 feiert das deutsche Kaiserthum seinen 30. Geburtstag, am selben Tage wird die preußische Königs krone 200 Jahre alt. Ihrem politischen Inhalt, man darf beinahe sagen, der Solidität ihres Anlasses nach sind beide Er höhungsacte weit von einander verschieden. In Versailles wurde im Jahre 1871 in schlichtester Form einem neuen nationalen, auf erweiterte Macht begründeten Staatswesen eine äußerlich er kennbare Spitze gegeben; zu Kögnisberg setzte sich im Jahre 1701 unter einem Gepränge, das Vielen Aergerniß erregte, ein Kurfürst die Königslrone auf, ohne die ererbten Lande vermehrt oder innerlich gefestigt zu haben. König Wilhelm, den ruhm gekrönten Kriegsherrn und Mehrer Preußens und Deutsch lands, hatten Gründe, die er aus den preußischen Ucberlieferungen herleitete, lange der Annahme der höheren Würde widerstreben lasten. Des Kurfürsten Friedrich III. ganzes Dichten und Trachten war während eines großen Theiles seiner Regierung auf die Erwerbung der Königskrone gerichtet, und diesem Zwecke war in einer Schicksalszeit Europas und Brandenburgs seine ganze Politik untergeordnet. So kann es geschehen, daß selbst heute noch hervorragende Historiker die Nützlichkeit des Schrittes Friedrick's in Zweifel ziehen, und daß ein Patriot und Kenner der Geschichte wie Rein hold Koser zaudert, einen Anlaß zur feierlichen Begehung dieses 18. Januars anzuerkennen. Die Zweifler dürfen sich bis zu einem gewissen Puncte auf Friedrich den Großen berufen, der in der Erwerbung der Königskrone einen Act der Eitelkeit seines Großvaters erblickte. Aber demselben großen Monarchen galt späterhin das Werk des Vorfahren als ein „Meisterstück der Politik", und er schreibt von ihm: „Friedrich I. schien zu seinen Nachfolgern zu sagen: ich habe euch den Königstitel erworben, macht Euch dessen würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe gelegt, vollendet das Werk!" Um die Bedeutung der Erhebung der Hohcnzollern'schen Lande zu einem einheitlichen Königreich, ja die geschichtliche Be rechtigung Friedrich's III. zu diesem Schritte zu erfassen, muß man auf den Vorfahren des ersten Königs, auf den Großen Kurfürsten, zurückgehen. Brandenburg war durch den westfäli schen Frieden und eben diesen letzten Kurfürsten ein verhältniß- mäßig großer Staat geworden, nächst dem habsburgischen der größte in Deutschland. Aber die Zustände hatten sich in dem verheerenden dreißigjährigen Kriege trostlos gestaltet und, was der Zukunft des Landes am ungünstigsten schien, die einzelnen Theile waren über das weite Gebiet von der Memel bis zu den Rheinniederungen zerstreut; es war nicht einmal durchweg durch deutsches Gebiet von einander geschieden; zwischen dem brandenburgischen Kernlande mit seinen neu erworbenen An hängseln im Pommerschen und Sächsischen erstreckte sich polnisches Gebiet. Des Großen Kurfürsten Bestreben war nächst der Siche rung seines Landes gegen die mächtigen Nachbarn Frankreich und Schweden, sowie gegen Polen vor Allem auf die p o l i t i sch e Verschmelzung der Theile gerichtet. Was er vorgefunden und gewonnen, hatte, zumal auch das deutsche Zusammengehörigkeits- Bewußtsein in dem unseligen Kriege verschwunden war, keinen inneren Zusammenhang, geschweige daß die Bewohner der getrennten Landschaften ein Zusammengehörigkeitsgefühl besessen hätten. Friedrich Wilhelm's Genie, Kraft und Aus dauer vermochten dennoch aus den auseinander liegenden Stücken einen Organismus zu schaffen, einen Staat. Und in diesem Staate begann sich, nicht zum Wenigsten durch gemeinsames Leid, mehr aber noch durch die Erkenntniß einer Allen gemein sam zugewendeten Fürsorge des hohenzollern'schen Oberhauptes, ein Volk zu bilden, eine sich als solche fühlende Unterthanen- und somit Bürgergemeinschaft mit gleichen oder verwandten Inter essen. Dieses aus einem Staats bewußtscin hervorgegangene preußische Volk sollte für das, des National- und Staatssinns verlustig gegangene und dadurch politisch handlungsunfähig ge wordene deutsche Volk zum Krystallisationspunct werden. Dieser Staat und die Ansätze eines sich zusammengehörig wissenden Volkes bedurften eines sichtbaren Rahmens und einer sichtbaren Spitze, und darum mußte an die Stell« der Namen Brandenburg, Pommern, Ostpreußen, Cleve u. s. w. ein ein heitliches Gebilde mit gemeinsamem Namen treten. Das Ober haupt der Gefammtheit durfte nicht mit dem Titel „Kurfürst" ausschließlich auf seinen brandenburgischen Besitz hindeuten. So rechtfertigt sich die Schaffung eines Königreichs und die Ueber- tragung des Namens Preußen auf die vereinigten Hohenzollern- lande. Die Nachkommen des ersten Königs haben das Werk deS Großen Kurfürsten mit gleicher Thatkraft und erhöhtem Glück fortgesetzt und der neuen Form, die sein Sohn gewählt, reichsten Inhalt gegeben. Dieses Preußen, das nachmals für sich groß werden und deshalb zur Wiederherstellung eines deutschen Ge- sammtstaates befähigt werden sollte, ist von den Hohenzollcrn gemacht. Ursprünglich gewiß nicht in der Absicht gemacht, das deutsche Volk zu einigen, aber so angelegt, daß werden konnte, was 170 Jahre nach der Stiftung des Königreichs geworden ist. Das Beste, was sich für dieses große und beglückende End- «rgebniß zunächst darbot, waren die Hohenzollerneigenschaften, ihr Fleiß, die Einfachheit ihrer Sitten und jenes soldatische Wesen, das zu allen Zeiten glücklichen Führern der deutschen Nation eine unentbehrliche Tugend gewesm ist. Der Herrscher gehörte von dem Anbeginn der hohenzollernschen Größe dem Heere wie dem Volke an, so begannen Volk und Heer eins zu werden und die Anfänge des deutschen Volkes in Waffen, daS heute das deutsche Reich trägt, lassen sich in dem Preußen der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts bereits erkennen. Das Auseinanderliegen der preußischen Gebietstheil«, das der erste König vorfand und hinterließ, stellte der inneren Ver schmelzung Preußens außerordentliche Schwierigkeiten entgegen. Der deutschen Mission des Landes aber ist eS im gewissen Sinne zu Statten gekommen. DaS Preußen, das der Große Kurfürst geschaffen, war zersplittert, aber da es im ganzen Norden Deutschlands vertreten war, lernte es deutsch sehen und wurde eS von Deutschland gesehen. Arbeitete die Politik Preußen- in den Anfängen nicht für Deutschland, so wirkte sie für da! D e u t sch t h u m. Schon der Große Kurfürst hat das dem Reich verloren ge gangene deutsche Ostpreußen wieder seinem, mithin einem deutschen Staate zurückerworben. Und wenn es Friedrich II. zum Vorwurf gemacht wurde, daß er die von seinem Vater, dem -roßen Lande-- und Hreresorganisator König Friedrich Wil helm I., überkommenen Machtmittel zu einem Angriff auf Oesterreich, „dcn Staat des deutschen Kaisers", gebrauch: hat, so ist von Deutschen niemals ein ungerechterer Tadel ausgesprochen worden als dieser. Indem Friedrich der Große Oesterreich schwächte, schwächte er den ungetreuesten Hüter deutschen Be sitzes. Oesterreich ist unablässig ein Minderer des Reiches ge wesen; es ließ Deutschland die herrliche Schweiz, das vieloewcint: Elsaß, die unschätzbaren Niederlande verlieren. Preußen aber hatte und hat, indem es vom Auslande für sich gewann, für Deutschland gewonnen. So außer Ostpreußen, — um von Schlesien zu schweigen — Schwedisch-Vorpommern, West preußen, die Schmerzenskinder Schleswig-Holstein. Zuletzt brachte es, nicht mehr für sich, sondern dem durch Preußen er reichbar gewordenen Nationalreich, die südwestveutschen Gebiete als eine reiche Morgengabe wieder zu. Mit den Befreiungskriegen beginnt die in ihren Wirkungen deutsche Politik Preußens bewußt deutsch zu werden. Es war ein Zusammenbruch vorausgegangen, wie ihn die Geschichte selten erzählt. Aber ohne Beispiel in der Geschichte ist auch die Erhebung von so tiefem Sturze, wie er nach Jena erfolgt war. Durch nichts, auch durch den siebenjährigen Krieg nicht, hat der nordische Staat seine unverwüstliche Lebenskraft stärker erwiesen, als durch jene rasche Wiedergesundung und Neuerstarkung. Nach Leipzig und Waterloo setzte das alte deutsche Elend wieder ein, der Wiener Congreß verfuhr mit unserem Vaterlande, wie mit einem herrenlosenAcker. Aber manches Zukunftsreiche wurde doch errungen, und was zur Besserung der Zustände und zur Be freiung von fremdem Einfluß unterblieb, das unterblieb gegen den Willen Preußens, das unter Anderem schon im Jahre 1815 auf die Zurückforderung des Elsaß gedrungen hatte, nicht für sich, sondern für Deutschland. Und nicht allein Zuwachs, Sicherheit und Ruhm dankt Deutschland dem Königreich Preußen. Als Wilhelm I. zum Kaiser erhoben wurde, verhieß er: „Allzeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." So hatte auch das ältere Preußen gewirkt, wenn es schon auf Eroberungen nicht verzichten durfte, sofern ein Deutschland werden sollte. Der erste Schritt auf dem Gebiete der Rechtseinigung ist durch Preußen geschehen, als es, lange vor Frankreich und Oesterreich, in seinem Landrecht großen Gebieten Deutschlands ein gemeinsames weises Recht bot. Schon vorher hatte Friedrich Wilhelm I. in dem preußischen Beamten stande Muster für gewissenhafte und tüchtige Besorger der Ge schäfte des Staates und des Volkes hingestellt. Stein, der Vor läufer Bismarck's, und Hardenberg haben neue Gedanken in die Verwaltung getragen und in der Bauernbefreiung ein so gut Stück Freiheit gebracht, wie durch das große Grundrecht der preußischen Verfassung „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!" späterhin die geistige Freiheit, diese Lebenslust der Deutschen gesichert wurde. Inzwischen waren von Preußen mit der Begründung des deutschen Zollvereins die Grundlagen der wirthschaftlichen Einigung geschaffen worden und damit seit den Befreiungskriegen der erste große und zugleich erfolgreiche Schritt für die politische Zusammenfassung der getrennten Stämme und Länder gethan. Wie herrlich diese Zusammenfassung gelungen ist, ge lungen in erster Linie durch die Großen, die Preußen dem Gesammtvaterlande geschenkt, durch Wilhelm I. mit seinen KriegSbelden und seinem unvergleichlichen Be- ratber BiSmarck, da« siebt noch frisch in unser Aller Gedäcktniß. Der 18. Januar 1871 bat unendlich mehr gebalten, al« der 18. Januar 1701 verbeißen. Aus dem preußischen Könige ist der deutsche Kaiser geworden, unter dessen Sckirm und Schutze Nord und Süd geeint jedem äußeren Feinde gewachsen sind. Preußen bat seine Mission, ein machtvolles Deutschland entstehen zu lassen, glorreich und treu erfüllt. Jetzt fällt den Hobenzollern die nickt minder schwere Aufgabe zu, daS Geschaffene „allzeit" zu erhalten. Um diese Auf gabe erfüllen zu können, werden sie nie vergessen dürfen, daß zu ihrer letzten und gewaltigsten Errungenschaft nicht nur weise und vorausschauende Ratbgeber, sondern auch große Opferwilligkeit der übrigen deutschen Fürsten und ver trauensvolle Hingabe deS ganzen deutschen Volkes ErhedlickeS beigetragen haben. Die wachsenden Opfer, welcke die wachsenden Aufgaben d«S Reiche- allen seinen Gliedern auferlegrn, werden mit der Freudigkeit, die da« festeste Band dieser Glieder ist, nur getragen werden, wenn der führende deutsche Staat auf das Sorgsamste durch Achtung der Rechte seiner Bundeömitglieder und der maßvollen Frei heiten deS Volkes sich daS Vertrauen erhält, das Wilhelm I. nach Frankreich begleitete. Möge dieses Vertrauen keinem seiner Nachfolger fehlen, daS ist der innige Wunsch, der heute im ganzen deutschen Reiche die Herzen erfüllt! Das Krönungsjubilänm in Berlin. (-) Berlin, 17. Januar. (Tel.) Zur Feier des zweihundert jährigen Krönungsjubiläums war, wie schon gemeldet, bereits gestern eine große Reihe von Fürstlichkeiten hier ringetroffen, und theilS vom Kaiser selbst, theils von hohen Beauftragten auf den Bahnhöfen empfangen worden. Im Laufe deS heutigen Tage- trafen ferner ein der F ü r st v o n Hohen- zollern, PrinzRupprecht von Bayern, (Ehrendienst Generalmajor Graf Hlllsen-Haeseler), Herzog Albrecht von Württemberg, (Ehrendienst Generalmajor von Goßler), Prinz Christian von Dänemark, (Ehrendienst General major von Arnim), Jnfant Dom Alfonso, Herzog von Oporto (Ehrendienst Generalmajor Graf von Klinkowstroem), Herzog von Aosta mit dem Flügeladjutanten Oberst Carrano (Ehrendienst Generalleutnant von Moßner und Flügel adjutant Major von CheliuS, trifft Nachmittags 6 Uhr ein), Prinz Leopold von Schwarzburg-Sondrrshausen, Prinz Johann Georg von Sachsen, Erbprinz von An halt, Prinz Ernst von Sachsen-Weimar, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, und endlich die Abordnung der Nieder lande unter Führung deS Marineministers Diceadmiral Jonkheer van Roöll, und der Staat-minister von Mecklenburg- Strelitz, von Dewitz. Au- Ploen werden am Abend die dort befindlichen Prinzen eintreffen. Bei prächtigem, kaltem Wetter strömten schon in früher Morgenstunde festlich gestimmte Menschen massen durch die mit Fahnen und Guirlanden reich ge schmückte Straße Unter den Linden und anderen dem Schlosse benachbarten Straßen nach dem Lustgarten, um der A n - fahrt des Kaisers, sowie der deutschen und fremden Fürstlichkeiten zu der Feier im Zeughause aus Anlaß des Kronjubiläums bcizuwohnen. Um 91/2 Uhr Vormittags wurden im Schlosse die Fahnen des Garde corps und der übrigen Truppentheile von der Leibcompagnie des ersten Garde-Regiments und der Leibschwadron der Gardes du Corps abgeholt, die sodann vor dem Zeughause Aufstellung nahmen. Hier erschienen dieKaiserin, sowie diePrinzen und Prinzessinnen. Um 10 Uhr traf, von brausenden Hochrufen begrüßt, der Kaiser ein, der in Begleitung des K r 0 n- prinzen und des Herzogs von Connaught zu Fuß her- übergekommen war. Er schritt die Front der Fahnencompagnie und der Standartenschwadron, die unter d«n Klängen der Musik präsentirten, ab und begab sich alsdann nach dem Lichthofe des Zeughauses. Hier hatten die Prinzen des königlichen Hauses und der regierenden Häuser, die Cabinetschefs, die Generalität, die Obersten und Commandeure Berlins, Officialabordnungen und Marineofficiere Aufstellung genommen. Die Fahnen und Standarten wurden auf den Treppenaufgängen aufgestellt. Die Leibcompagnie und die Leibschwadron rückten ein und bildeten den äußeren Halbkreis. Der nun folgenden Feier wohnte die Kaiserin auf dem Balcon des Mittelfensters des Lichthofes bei. General der Infanterie v. BockundPolach sprach die Glück wünsche des Officiercorps aus und schloß mit einem dreifachen Hurrah auf den Kaiser. Die Musik stimmte „Heil dir im Sieger kranz" an, die Fahnen und Standarten senkten sich über die Brüstung der Treppe. Hierauf hielt der Kaiser eine An sprache. Nach der Feier im Lichthofe nahm er draußen den Vorbeimarsch der Fahnencompagnie und der Standarten schwadron mit den Feldzeichen ab und traf um 11 Uhr wieder im Schlosse ein. Heute Mittag versammelte der Kaiser die capitelfähigen Ritter des Schwarzen Adler - Ordens zur Auf nahme einiger neuer Mitglieder und zur Abhaltung eines Kapitels. Die Feier ging im Rittersaale vor sich. Der Kaiser, orm das Hauptquartier folgte, nahm auf dem Throne Platz, während die Ritter zu beiden Seiten des Thrones in zwei Halbkreisen sich aufstcllten. Zwischen diese traten die zu Jn- vestirenden: der Kronprinz, Prinz Georg von Sachsen, Erzherzog Franz Ferdinand, Prinz Rupprecht, General Edler v. d. Planitz und der Reichskanzler Graf v. Bülow. Das Ablegen des Gelöbnisses auf die Satzungen des Ordens und die Bekleidung der neuen Mitglieder mit dem Ordensmantel wurde vorgenom men, begleitet von Trompetenfanfaren. Der Kaiser hing als Großmeister den neuen Rittern selbst die Ordenskette um und ertheilte die Accolade. Während der Investitur standen dem Kronprinzen als Parrains Prinz Heinrich und Prinz Friedrich Leopold zur Seite. Hierauf wurden gleichzeitig Prinz Georg von Sachsen, Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich- Este und Prinz Rupprecht von Bayern inveHi^ bei denen Prinz Albrecht und Prinz Friedrich Heinrich PariakM-w^ren, und endlich der General der Kavallerie Edler v. d. Planitz uikd- der Reichskanzler Graf v. Bülow, denen der General der In fanterie v. Wittich und der Hausminister v. Wedel! als Parrains assistirten. Nach der Handreichung ordneten sich die neuen Ritter in eine Reihe «in, die älteren und der Kronprinz dem Throne zunächst. Sodann begaben sich der Kaiser und die Ritter in entsprechender Ordnung, wie vorher, nach dem Capitel- saale, wo der Kaiser ein Ordenscapitel abhielt. In der Mitte der Schmalseite nahm der Kaiser Platz, ihm gegenüber de: Ordenskanzler Fürst Pleß. An beiden Längsseiten folgten als dann die Ritter rn der Reihenfolge des Ranges ihres Ordens patentes. Heute Mittag fand bei dem Kaiser und der Kaiserin Familienfrllhstückstafel statt, an der die im Schlosse wohnenden Gäste theilnahmen. Zur Vorfeier des preußischen KronjubiläumS und des Ge burtstages des Kaisers veranstaltete die Kgl. Akademie der Künste heute Mittag im großen Saale der Singakademie eine feierliche öffentliche Sitzung, an der die Senatoren der Akademie, der Chor und das Orchester der akademischen Hochschule und zahlreiche Ehrengäste, darunter der Staatsminister v. Bosse, theilnahmen. Nach Siner Festouvertur« von Professor Dietrich hielt Professor Seidel die Festrede Uber Andreas Schlüter als Bildhauer. Redner wies auf das reiche künst lerische Leben am Hofe Friedrich's I. hin und hob zum Schlüsse hervor, daß für die Bildhauerkunst in Berlin von Schlüter bis zur Siegcsallee, die heute der Stolz der Reichshauptstadt fei, eine ununterbrochene Tradition vorhanden gewesen sei. Ein: von Professor Scharwenka componirte Cantate schloß die ein drucksvolle Feier. Dor der Festsitzung wurde in der Akadem-e der Künste eine von ihr zur Feier des Kronjubiläums veranstal tete Ausstellung von Bildnissen und historischen Darstellungen der preußischen Könige eröffnet. Gestern Nachmittag hatte daS Kaiserpaar die Ausstellung besucht. Heute besichtigte sie am Dormitag der Großfürst Wladimir. Die Wirren in China. Sin Nundschrctbcn Waldersee'S a» die iuterualioualen Trnpprncontingente. * Berlin, 16. Januar. AuS einem Rundschreiben deS Grasen Waldersee an dir internationalen Truppen con ting ent e tbeilt daS „Tagebl" Folgendes mit: „ES ist mir gemeldet worden, daß wie schon früher an anderen Orlen auch jetzt wieder einzelne Truppen oder Osficiere verschiedener Eontingcnte Anordnungen getroffen haben, welcke nickt geeignet sind, den internationalen und gemeinschaftlichen Charakter der von mir angeordneten Schritte zu wahren. So ist von mehreren Contingenten ei» einseitiges Protektorat über Städte oder Ortschaften beansprucht und durch Hissen ibrer Nationalflagge kenntlich gemacht worden. Es ist von kleinen DeiachementS und Postirungen, welche als Etappe eiablirt waren, größeren Detachement« der Durchmarsch oder die Ein quartierung in den von ihnen besetzten Orten zu verbieten versucht worden. E« ist auch vorgekommen, daß in Ort schaften, in welchen Truppen verschiedener Contingente unter gebracht werden sollten, viele Quartiere, welche nicht belegt waren, durch unzulässiges Auöstecken von Flaggen den Truppen anderer Contingente unzugänglich gemacht worden sind. Endlich sind mir einzelne Fälle berichtet worden, in denen die Flagge einer Station durch Truppen anderer Stationen nicht geachtet worden ist. Ein derartiges Vorgehen kann nach meiner Ansicht den von den verbündeten Regie rungen gemeinsam angestrebten Zielen nickt förderlich sein, erschwert den einzelnen Contingente« die Tbäligkeit und trägt dazu bei, im ckinesischen Volke die Meinung von Uneinig keit unter den Mächten und in ihren Bestrebungen und Anschauungen zu erwecken. Es ist mir daher erwünscht, auch in diesen Punkten ein völliges Einvernehmen unter den ver schiedenen Contingenten berzustellen, und bitte ich die an der Spitze stehenden Herren Generale, hier wirksam Abhilfe zu schaffen, nnd die ihnen unterstellten Truppen in dieser Richtung mit den nölhigen Anweisungen zu versehen. Maß gebend hierfür würden in erster Linie folgende Gesichts punkte sein: 1) Die Truppen jeder Nation nehmen nicht mehr Unter- kunftSräume u. s. w. für sich in Anspruch, als ihrem Be- dürfniß entspricht, und nebmen davon Abstand, Städte, Dörfer oder einzelne Baulichkeiten, deren sie nicht bedürfen, mir ihren Flaggen zu bezeichnen. 2) ES ist nickt statt- baft, Oertlickkeiten, die nur zum Theil oder gar nicht mit Truppen belegt sind, unter den ausschließlichen Schutz einer Macht zu stellen. 3) Flaggen irgend einer Nation, die von Einwohnern au ihren Häutern u. s. w. angebracht werden, gelten nicht als Nationalflaggen nnd können nicht dazu dienen, die damit bezeichneten Oertlichkeiten der Benutzung durch Truppen anderer Nationen zu entziehen. Trotzdem sind die Flaggen selbst mit Achtung zu be< bandeln. Sie dürfen nicht mit Gewalt entc fernt werden, doch ist eS gestattet, neben ihnen die Flaggen anderer Nationen zu bissen, falls dies wünsckenS- werth sein sollte. 4. Die mit Truppen oder Wacken einer Nation belegten Baulick leiten dürfen von Truppen anderer Nationen nicht betreten werden, selbst wenn nicht alle Ausgänge mit Posten besetzt sein sollten. 5. Sckutz- briefc und Passirscheine, die einzelnen Persönlichkeiten durch Vertreter einer Nation ausgestellt werden, sind von den Truppen aller Nationen als giltig zu betrachten, so lange nicht zwingende Umstände vorliegen, gegen den Besitzer eines derartigen Schriftstückes vorzugehen. Eintretenden Falls ist dem Führer der nächstgelegenen Wache oder Truppe der jenigen Station Mittdeilung zu machen, von deren Angehörigen der Schutzbricf ausgestellt ist." Oer Krieg in Südafrika. Englisch - ossicielle Schönfärberei. Aus London, 16. Januar schreibt man uns: Wenn man ein gutes Gedächtniß hat oder so vorsichtig ist, die osficielleu Verlautbarungen des englischen Kriegsministeriums fein säuber lich bei Seite zu legen und nach mehreren Wochen mit neuerlichen Verlautbarungen über frühere Ereignisse zu vergleichen, so er fährt man doch einen Theil der Wahrheit über die Vorgänge in Südafrika, und kann sich — wenn auch erst nachträglich — ein ungefähres Bild der von den Engländern noch immer „ge wonnenen Schlachten" machen hierzu ein paar drastische Illustra tionen: Der erste Fall betrifft die am 7. Januar stattgehabten so genannten „Nebel-Schlachten" von Wonoerfontein, Nooitgedacht, Wildfontein und Pan- Die erste officielle Depesche Lord Kitchener's über diesen nächtlichen Ueüerfall der Boeren gab an, die Engländer hätten nur vier Tobte uns dreizehn Verwundete gehabt. Heute nun wird officiell gemeldet, daß die damaligen Verluste 17 Tobte, 71 Verwundete und 55 „Ver mißte" betrugen. Der zweite Fall ist noch charakteristischer: Ein Specialtelc- gramm des Reuter-Bureaus erzählt uns heute, daß eine Pro- viantcolonne Rustenburg erreicht und dort großes Frohlocken er zeugt habe, da die ganze Garnison seit einem Monat schon nur halbe Rationen bekommen hatte. Wahrscheinlich hat das englische Kriegsministerium ebenso wie das Reuter-Bureau, diese beiden jedenfalls wohl bekannten Thatsachen einen Monat lang verschwiegen, um dem englischen Publicum nicht unnöthige Sorgen zu bereiten. Der dritte Fall officieller Schönfärbereien wirkt fast er heiternd: Der officielle Bericht über die Affaire zu Lindley hatte nebenbei bemerkt, daß „einigeCavalleristen DesGeneralsKnox ge fangen genommen worden waren." Ein heute veröffentlichter gra phischer und sonst sehr phantasiereicher Bericht des Reuter'schen Specialcorrespondenten über die Schlacht von Lindley verräth uns, daß die g e s a m in t e, 150 Mann starke Leib garde desChefcommandirenden — soweit sie nicht gefallen "waren — sich bei Lindley ergeben hat. Für den Verständigen genügen diese Beispiele. Die DiSktplin in den BoerenrorpS hat sich, wie jetzt feststeht, in den letzten Monaten ganz außer ordentlich gehoben, und zwar haben die verschiedenen Führer nach eigenem Gutdünken ihre Commandos insofern militärische: organisirt, als sie, speciell wo die reichlich erbeuteten englischen Khaki-Uniformen vorhanden sind, die verschiedenen Rangstufen vom Unterofficier bis zum Commandanten durch Tressen und Sterne auf dem Rücken markiren ließen und ihre Mannschaften veranlaßten, durch militärischen Gruß und strammes militä risches Gebühren gegen die Vorgesetzten di« erforderliche DiS- ciplin aufrecht zu erhalten und zu fördern. Das sind Kleinig keilen, die aber bereits gute Früchte zu tragen scheinen, und deren Einfluß vielleicht so mancher der kürzlich erfolgten und mit so überraschender Energie und Schuldigkeit durchgeführten An griffe der Boeren auf englische Stellungen zuzuschreiben ist. Wenn die Boeren sich erst an DiSciplin gewöhnen, dann flno ihnen vielleicht noch viele ebenso unerwartete Erfolge auf dem Schlachtfelde sicher. Eiu reuiger Uttla»-cr. Die dicswöchentliche Londoner „Truth" enthält folgendes Schreiben aus Capstadt: „Ich bin ein reuiger Uitländer. Bor acht Jahren wanderte ich nach Südafrika aus, ging nach Jo«
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