Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-22
- Monat1901-01
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VeznqS» Preis k» d«r Haupt,xpedttton oder den kn Stadt bezirk und den Vororte» errichtete» Au»- aav,delle» »bgehvlt: vierteljährlich 4 KV, bet zweimalig,, täglicher 8»ft»ll»»g in» Hau» K.KO. Lurch dt» Post bezogen für Deutsibland u Oesterreich: viertkljährl. s. Man avrmmrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bet den Postanstaltr» tn der Schmetz, Italien, Belgien, Holland, Luxem, bürg, Dänemark, Schwede» und Norwegen, Rußland, den Donauftaaten, der Europäische» Türket, Eg ptrn. Für alle übrigen Staaten tst der Bezug nur unter Kreuzband durch dt» Expedition diese» Blatte» m»glich. Dt« Morarn-AuSgab, erscheint um '/,7 Uhr, dt« Adenb-AuSgaor Wochentag» um k Uhr. Ledarlion und Lrvedittou: Tohanntsgafl« 8. Filialen: Alfred Sahn vorm. v. Klemm'» Torttm. Ualversttät-st ratze S (Pauliaumj, Louis Lösche, Kathartueostr. 14, part. und KüutgSplatz 7« Morgen-Ausgabe. WpMtrTagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Volizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen «Preis die bgespaltene Petitzeile 25 H. Aeelamru onter dem RedaettonSstrich l4 gespalten) 7K vor den Fanulienua^ richten («gespalten) «0 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 8« L; (rxcl. Porto). Grtra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung Üv.—, mit Postbesörderung 70.—» Ännalfmelchluk iür Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittag» lv Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Exvehikirn zu richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrvche» geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz tu Leipzig. 39. Dienötag den 22. Januar 1901. 95. Jahrgang. Die neue Heeresorganisation Schwedens. R. v. L. Dee Regierung des gewaltigen, meerumsloffenen LäNdrrgebiete» Schwedens und Norwegens von fast über Mal so grobem Areal wie Deutschland, jedoch nur etwa V« seiner Be völkerung und «nein Gesammlbuidget von LIO Millionen gegen- über einem solchen von Milliarden,*) sieht sich veranlaßt, dem Zuge der Zeit und der politischen Nothwendigkeit zu folgen UND eine Verstärkung der Wehrmacht, sowohl hinsichtlich der Flott«, wir unlängst betreffs der Ausbildung der Strbitträfte Norwegens und nunmehr auch Derjenigen Schwedens und ihrer Organisation in Angriff zu nehmen und durchzuführen. Aus drei Seiten vom Meere und darunter auf der nördlichen von der zerrissenen Felsengebirgsküste Norwegens, auf ver bst lichen von d«n Schären und Klippen der Ostseeküste umgeben und im Innern von zahlreichen Seen und Wasserläufen durch schnitten und vielfach von Wäldern beldeckt, ist di« geographisch. Beschaffenheit der skandinavischen Halbinsel der abwartenden LaNdesvertheevigung sehr günstig. Allein die Schwierigkeit ve: letzteren besteht darin, daß die Gebiet« der Halb insel, mit alleiniger Ausnahme des NordosbonS, überall zur S« erreichbar, auf einer außerordent lich ausgedehnten Peripherie vertheidigt werden muffen, für Vi« allerdings, namentlich für Norwegen, nur di« Haupt- zugangSwege zu «den wichtigsten Küstenplätzen und zum Landes- rnnern in Betracht kommen, 'da di« gebirgige Beschaffenheit d«c Küsten und des Landesinnern Operationen gegen beide außer- ordentlich erschwert. Schweden dagegen, und namentlich Süd schweden, ist, bis auf 'den beträchtlichen Theil, welchem die „Schären" vorgelagert sind, an seinen Küsten offen und zugäng- lich, und die Landung der Streitmacht einer überlegenen feind lichen Flotte wird dort, wenn nur einigermaßen geschickt virigirt, von der schwedischen Flott« nie zu verhirrdern, kaum zu er schweren sein, wohl aber vermag der Vormarsch der LanvungS- armee auch hier in Folge des Seen- und WaldreichthumS de» Land«» durch angemessen« Streitkräfte erheblich erschwert zu werden. Tin« Operation auf Stockholm und auf Christia- ni a, die beiden Hauptstädte d«r vereinigten Königreiche, würde zwar im Falle ein«s Invasionskrieges voraussichtlich bald die Entscheidung bringen, und eS kann daher überraschen, daß die Regierung beider Länder zwar für di« Befestigung Christia« niaS, jedoch bis jetzt für die permanente Befestigung Stockholm», mit Ausnahme der Verstärkung der nach der Küste vorgelagerten Festungen: Waxhblm und O-kar-FroderikSborg am Skärgarv und der Kiksten-Fort- von Sandö, Dalaro und Kodjupet, nicht weiter« Sorge getragen hat. Allerdings erschweren di« umliegen den ausgedehnten Waldungen ein« Befestigung Stockholms in modernem Sinne, uikd Vie Hauptstadt ist auf allen Seiten von einer Menge starker Seeabschnitt« umgeben, mit Ausnahme der Nordfront, so gut wie sturmfrei, so daß vielleicht nur wenig: rechtzeitig angelegt« provisorische Werke im Verein mit einer activen Dertheidigung der Schären - Flotille genügen dürften, das Dorgelände in seinen Hauptanmarschlinien derart unter Feuer zu nehmen, daß auch die Etablirung eines Angreifer» zu sinem Bombardement gegen di« Hauptstadt unmöglich, mindestens äußerst erschwert wird. Jedoch müßten dies« provi sorischen Befestigungs-Anlagen bereits im Frieden in jeder Be ziehung vordereitet sein, da die Möglichkeit einer Landung wenig« Tagemärsche növvlich und nordöstlich Stockholms, wo di« 10 M«ter-Tiefenlinie ziemlich nahe an die Küste herantritt und diese schären frei ist, picht ausgeschlossen erscheint, während dagegen die Schären an der Ostrüste Schwedens dieselbe von Radmansö bis Westerwick so gut wie auSschließen. Inzwischen scheint man sich schwedischerseit» jedoch auf die Beschaffenheit der Küsten und die natürliche Vertheivigungsfähigkeit de» Ge ländes hinsichtlich Stockholm» zu verlassen uckd den directen Weg zu Waff«r dorthin durch den sich etwa 125 Kilometer ins Meer erstreckenden Schärengürtel und, wie erwähnt, die neuerding» verstärkten bezw. angelegten Festungen Wgxholm und Oskar- FrederilSborg am Klärgard und die ihnen anliegenden Batterien auf Rindö u. s. w- sowie di« Schären - Flotille für ge nügend gesichert zu halten. Wenn man von Malmö rm südlichen Schweden durch die wohlhabenden, Ackerbau treibenden Gegenden Schonen» fährt, ein wellige», vielfach mit Ortschaften, Gehöften und ein zelnen Gehölzen bedecktes Hügelland, so durchquert man den für militärische Operationen gangbarsten Theil Schwedens, der tm Großen und Ganzen etwa an Mecklenburg oder Pommern er innert. Allein bald, und zwar schon in der Provinz Kronvberg und mehr noch in Smaland, entwickelt die Gegend an der Bahn, der strategischen HauptverbindungSkinie von Süden, einen der- artigen Wakd-, Seen- und FelSreichthum, «daß sie als ein ge- Lorener Schauplatz für den Vertheivigungskrieg und namentlich den kleinen Krieg gelten kann. In Ostergothland, in der alten Kernlandschaft Schweden» um Wadstena und Mjöllbn wieder freier werdend, schließt sich alsdann Vie von der Motala- uns Götha-Elf durchströmte Seenreihe des Götha-CanalS. und hinter dieser sine fast ununterbrochene Wald- und S««nzone al» stra- tegische Barritzre bis Stockholm an, innerhalb deren ein starke» natürliches Bewegungshinderniß dem anderen folgt. Bei dieser natürlichen Dertheidigung-fähigkeit Schweden» vermöchte dasselbe bei einer Gesammtkriegsstarkr von rund 490 000 Mann, und zwar 39 100 Mann stehendes Heer, ILöt Mann zur Dirposition und Reserve, 250 000 Mann .Beväring" und etwa 200 000 Mann Landsturm, der JnvasionSarm« einer großen Militärmacht immerhin erheblichen Widerstand zu leisten, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß diese Kriegsstärke auch genügend für ihr« Aufgabe ausgebildet und geschult ist. Bisher war dies jedoch in Folg« zu geringer Mittetaufwendungen und daher zu kurzer Dienstzeit keineswegs der Fall, und die Regierung Schwedens hat dies längst erkannt. Die allgemein« Uebungsdauer der Wehrfähigen betrug nur im Minimum 90 Tage, ein Zeitraum, der für ein« Armee, di? nicht reine Milizarmee bleiben will und kann, zu lar^ brinessrn war. Schweden erfreut sich überdie», seit fast einem Jahrhundert von KriegSwirren nicht berührt, In friedlicher EnU Wickelung «ine» zunehmenden Pro»perirenS, wir Jeder, der das Land bereist, leicht zu conskakiren im Stande ist. ES vermag daher haute auch mehr für seine Landrtvertheidigung zu thun *) Excl. denjenigen der Einzelstaaten. und hat dazu, wenn auch nicht in Folge seiner politischen Ge- ammtlage, so doch seiner gesteigerten Wohlhabenheit uno einiger Vorgänge an seiner Ostgrenze bei seinem östlichen Nachbarn, meh' Anlaß. Schon in den letzten Jahren hatte Schweden verhältniß- mäßig viel für die Verstärkung seiner Land» und Seemacht ge- than- Nach langen Kämpfen zwischen Krone und Volksver tretung wurde das jetzige Wehrsystem durchgeführt. Die tradi tionell«, zum Theil noch auf "der Grundlage "des 17. Jahrhunderts »eouhende Zweitheilung d«L Heeres in eine geworbene Stamm truppe und ein« Art Landwehr, di« „Bevärmg", wurde beide- halten und ihr vom Reichstag auf Antrag d«r Regierung die ÖOtägige Wehrpflicht hinzugefügt. Für die Verstärkung ver Eaidres, den Ausbau der Festungen und strategische Bahnen wuvden beträchtlich« Summen verwandt und auch für die Floti: 899 8ZH Millionen Kronen zur Beschaffung neuen Schiffs material» und zur Abänderung älterer Panzerschiffe bewilligt. Allein Vie Reorganisation von 1892 sollte nur eine vorbe reitende Phas« zu einer gründlichen HeereSumgestaltung biloeN. Man begriff auch in!den Kreisen >d«r schwedischen Politiker, daß ein« UebungSvauer von nur 90 Tagen für 'die Cavallerie un^> von sogar nur 08 Tagen für Vie Infanterie keine gründliche Ausbildung der Mannschaft dieser beiden Waffen zu ergeben ver mochte. UeberdieS wieS vi« Gestaltung der auswärtigen Lage, wenigstens, wie bemerkt, nach Osten hin, wo Rußland die Kriegs - Hafenanlagen an der nahen Murmanküstc begann uno diejenigen von Libau beendete und neuerdings den Bau eines Canals von der finnischen Bucht zum Weißen Meere beschlossen hat, sowie Vie immer zunehmende Schwierigkeit der Ergänzung des schwe dischen Werbeheeres auf die allgemein« Wehrpflicht und namentlich Vie Verlängerung der Präsenz- uno Ausbil dungszeit zu einer einjährigen Dienstzeit, sowie auf die gleichzeitige Verstärkung des Küstenschutzes Hin. Di« vor- ährige Probemobilmachung hatte außerdem deutlich gezeigt, daß Di« jetzige Ausbildungsdauer der Truppen für die Erlangung hrer KriegStüchtigkeit nicht genügt. Der neue Heeresreformplan, der bei dem Entgegenkommen »er Kammern betreffs der früheren, das Heerwesen verbessernden Umgestaltung alle Aussicht auf Annahme besitzt, erweitert daher die Wehrpflicht lvesenNich und hebt gleichzeitig die ältere Ein- theilung der Lrupnen in Stamm- und Bevänng-Mannschaftrn auf; die Dienstausbildungszeit bei der Fahne soll im Allgemeinen eine einjährige von 365 Tagen sein, uno zwar haben die Infanterie, die FestungSartillerie, Ingenieure uckd Train im ersten Dienstjahre eine Recrutenübung von 245 Tagen abzuleisten, die im 3., 4. und 5. Jahre der activen Dienst pflicht durch eine WiroerholungSübung im Regimentsverbande vervollständigt werden soll- Im 9. Wehrpflichtjahre folgt noch eine 15tägige Uebung. Bei der Cavallerie, den Feld-Ingenieuren und der Telegraphenabtheilung beträgt die Präsenz-und UebungS- zeit im I. Dienstpflichtjahre 281 Tag« und folgen derselben rm 2. und 4. Jahre der activen Dienstpflicht je eine bwöchige lebung. Die Wehrpfkichtigcn des Trains, des Administrations und oeS Lazarethdienstes genügen dagegen ihrer Uebungspflicht gleich im 1. Dienstjahre voll mit 365 Tagen. Di« Motivirung de: Gesetzesvorlage führt aus, daß eS den Militärbehörden besonders auf ein« gründliche RecrutenauSbildung mit dem Mindestmaß von 8 Monaten ankomme, um derart die Truppen für die An- forderungen des Marsch- und Sicherheitsdienste», sowie des Gr- fechts gründlich zu schulen; die 35tägigen Wiederholungsübungen aber hätten besonders den Zweck, dieTruppen mit ihren Aufgaben m Bataillons- und RegimentSverbanve einrgermaßen bekannt zu machen. Die 3 Nachübungen sind für combinirte Felddienst- übungen und Schießübungen bestimmt. Die zu den Wicver- holungSübungen eingezogenen 3., 4. und 5. JahrrSclaffen wer den den eigentlichen Kern der Jnfanterie-Felotruppen bilden, dem sich im Kriegsfall daS Recruten- und das Landsturm-Auf gebot und die übrigen Reserven zugesellen werden. Eine derartige Ausbildung der Infanterie, die zwar mit Recht daS Hauptgewicht auf d!« Recruten- und Compagnieschule legt, ist jSdoch nach den in den großen Armeen der ContinemS geltenden Begriffen mit 245 Tagen hierfür zu kurz bemessen und di« Bataillon»- und Regimrntsfchule schließt sich nicht gleich im ersten Drenstjahre wie bei diesen Armeen der Recruten- und Compagnieschule an. Dagegen tst die für sie rm 3-, 4- und 5- Dienstjahr« bestimmte 5wochige UebungSperiode, di« aller dings wohl auch Vie Feldmanöver umfassen wird, reichlich dotir« ES erscheint jedoch wohl möglich, daß das Material der schwe dischen Wehrpflichtigen, welches, wie wir unS im Land« selbst überzeugten, überwiegend aus sehr kräftigen, großen, sehnigen und intelligenten Leuten besteht, die einen sehr guten Elementar unterricht genossen, eine etwa einjährige präsent» Dienstdauer nebst den anschließenden UebungSperio- d« n gestattet. Nicht nur inStockholm, sondern auch in den übrigen Garnisonen sieht man fast nur stattliche Gestalten b-> den Truppen, die sehr an den kräftigen TypuS der schottischen Hochländer erinnern- Jedenfalls muß Schweden bei seiner schwachen Bevölkerung sehr damit rechnen, dem Lande nicht zu viel Arbeitskräfte zu entziehen. Die nur 5 Wochen längere Auidilvungs- und Präsenzzrit d«r Cavallerie und ihre nur je 1 Woche längeren beiden Wiederholungsübungen, während die 3. und die 15tägige Schlußübung der Infanterie im 9. Dienst jahre bei ihr völlig fortfällt, erscheint zedoch nach kontinentalen Begriffen für dies« am schwierigsten auSzubildende Waffe viel zu kurz bemessen, und auf Grund ihrer dürfte di« schwedisch: Cavallerie, die zur Zeit Gustav Adolf'- uckd Karl'S XU. eine so hervorragende Roll« spielte, kaum wieder die alte Tüchtigkeit erlangen, und kaum dürft« daS aus ihrem regulären Mann schaftsstande für die Förderung der RecrutenauSbildung ab- zuzweigrnde besondere Volontärcontingent hierzu genügend bei tragen. Immerhin r«präs«ntirrn di« neuen Bestimmungen fü: die schwedische Cavallerie gegenüber den bisher für dies« Waffe gütigen einen bedeutenden Fortschritt. Für die übrigen Waffen und Dienstzweige erscheint dagegen die vom Gesetzentwurf vor gesehene Au-bi6urny»zeit, daS Vorhandensein tüchtiger CadreS vorausgesetzt, au-reicheckd. An Truppenorganisation» - Aenderungen bestimmt der Gesetzentwurf, daß künftig jede der 6 Divisionen 4 gleichmäßig zusammengesetzt« und für die Feldarmee formirt; Regimenter erhält. Ferner erhalten nach dem Vorgang« Ruß land» die Küstenfestungen Waxholm, O»kar-Freo«rik»borg. Karltkrona und Lcden schon im Frieden ein permanente» Jn- fankrie-Besatzungt-Regiment. Die» rraiebt 27 Regimenter und mit dem btsondrnn Totland-Regiment 28, so daß nur eine Ver mehrung von 2 Regimentern eintritt. Vei der Cavallerie bleibt die bisherige Eintheilung in Regimenter und Schwadronen, so wie auch im Ganzen die DiSlooation, jedoch erhält jedes Regi ment die sehr beträchtliche Verstärkung des VolontärcontingentS von 39 Gemeine» für Vie Escadron. Bedeutendere Veränderungen betreffen Vie Artillerie, und zwar soll joo«s Feldartillerie-Regi- ment um «in« Haubitzen-Division von 2 Batterien n 4 Haubitzen, mithin in Summa die Felbartillerie um 14 Haubitzüatlcrien und nm 1 Volontärcontingent zur Unterstützung ver Ausbildung ver mehrt werden. Für die bisher nur 7 Compagnien zählend« FestungSartillerie wird der Vorschlag der Bildung einer besonderen Po- sitions - Artillerie - Truppe erneuert, der bei vem überwiegenden Defettsiv-Charakter des schwedischen Heerwesens besondere Bedeutung besitzt. Ein neues Festungsartillerie-Regi- ment zu 6 Batterien soll gebildet werben, die 'rm Kriegsfall« aus 6 Divisionen gebracht und mithin verdoppelt werben sollen. Fer ner wirb ein Regiment Küsten-Festungsartillerie mit 6 Compag nien in Boden und 4 in Karlskrona gefordert. Die Geniewaff« soll künftig aus 2 Fekdingenieur-Regimen- tern L je 3 Ingenieur- und je 3 Packcompagnien bestehen, ferner aus einem auf die Haupt-LanbeSfestungen vertheilten Ingenieur corps. Die vorhandenen Traincorps iverden von 4 auf 6 unv somit pro Armee-Division uim eins vermehrt. Bei jeder Truppe soll künftig eine große Anzahl Officiers-^Volontäre zur event. Ergänzung des Reserveofficiercorps, sowie die erforderliche Re serve an llnterofficierersatz disponibel gehalten, der Äeneralstab verstärkt und der der Armee-Divisionen reorganisirt werben. Für die Durchführung der neuen Organisation ist mit Rück sicht auf die erforderlichen Cascrnenbauten und ökonomischen Verhältnisse ein« 12jährige Uebecgangsperiode mit zunächst noch verkürzter Dienstzeit vorgesehen. Man verspricht sich von der neuen Organisation «in« Ver besserung der Qualität der Infanterie um daS vierfache, eine quantitativ« der Cavall«rie um gegen 50 Prooent, sowie ein« Ver stärkung der präsenten Felbartillerie um 14 Haubitzbatterien uno eine solche der Feftungsartillerie, die sie bereits im Frieden viel kriegsbereitrr macht wie bisher, sowie ein« wesentliche Er weiterung des Jngeniourcorps und des Träins und Steigerung seiner Ausbildung. Die gesummte Reorganisation soll der Feld armee wirkliche Manövrirfäbigkeit und ein Niveau verleihen, da: dieselbe den Anfoooerungen der schwedischen Landesvirtheidigung gewachsen macht. Die Kosten der Reorganisation sind auf 45 338 000 Kronen veranschlagt, eine für das schwedische 210- Nillionen-Budget hohe, jedoch, auf 12 Jahr« vertheilt, verhält- nihmäßig nur geringe Summe, Vie, wie es scheint, durch eine Dehrsteuer aufgebracht werden wird. Ein neues Schnellfeuer- göschützmaterral, dessen Einführung beabsichtigt ist, unv ebenso )ie 1A - Millionen - Rate pro 1902 für das neue Gewehr sind nicht in dieser Summe einbegriffen. Die unweit der russischen Grenz«, am Lulea-Elf, rm Bau b«griffene Festung Boven soll gegen eine «twaige russische Invasion zu einem Waffcnplatz ersten Ranges gestaltet werden. WaS die Marine betrifft, so liegen in der Erhöhung des regulären Marinebudgets um 27 000 Kronen und den, wie er wähnt, im Vorjahre bewilligten 8fH Millionen keine derartigen Anstrengungen vor, die Vi« schwedische Flotte ihres rein defensiven Charakters zu entkleiden und zu einem Factor der Landesvcrthei- digung zu gestalten wünschen, der bi« Landung einer Festlands armee mit Aussicht auf Erfolg zu verwehren vermöchte. Die schwedisch« Flotte, und namentlich di« Schären-Flotill«, vrrmag eine feindliche Landung einer starken Seemacht b«i günstiger Ax, legrnheit zu erschweren, j«doch ni« zu verhindern; daS Schwergewicht der schwedischen Landesvertheidigung muß daher in der durch di« neue Organisation angsstrebten Verstärkung deS Lanbheeres und in der Ausnützung der der Vertheidigung günstigen Geländebeschaffenheit des Landes ruhen. Der Krieg in Südafrika. Kundgebungen gegen »ie englische Politik in der Vav-Lolonie. AuS Capstadt, 24. December, wird uns geschrieben: In den letzten Wochen fanden zwei interessante Kund gebungen der National (Afrikander-)Partei in und bei dem jetzt oft genannten Stellenbosch statt. Als die Exminister Sauer und Te Water ihren früheren College» Merriman neulich au seiner in der Nähe von Stellenbosch belegenen Farm besuchten, benutzten die angesehensten Bürger im Distrikt Stellenbosch die Gelegenheit im Namen ihrer Partei den drei Herren in einer Adresse ihren Dank auszusprechen. In Wägelchen und den üblichen Capkarren, zu Pferd und per Fahrrad strömte man zu der Farm. Mehr al» 600 Bürger aus der nächsten Um gegend nahmen an dieser Ovation persönlich Theil, und zahl reiche Briefe und Telegramme selbst bis von der Nordgrenze der Colonie zeigten, wie sehr die Nationalpartei ihre Führer schätzt. Von den längeren Reden, die die Herren Merriman und Sauer bei dieser Gelegenheit hielten, sei nur ihr Bedauern hervorgehoben, als loyale britisch« Unterthanen ,^tn zu müssen, wie Englands moralische Macht dahin und daS christlich« Eng land dem Schicksale des heidnischen Römerreichrs entgegen eil«. Bei aller Ermahnung zur Mäßigung, um die klaffende Wunde, die der Krieg zwischen den Nationalitäten hier geschlagen, nicht zu erweitern, vielmehr zu heilen, sei es doch nöthig, bestimmt für unsere Rechte zu kämpfen, wozu auch gehört, daß kein dauernder Friede hier möglich, bis der jetzige Gouverneur abberufen sei. Um dieselbe Zeit etwa hielten die reformirten Prediger der Colonie (sie sind Repräsentanten etwa eine» Drittel- der Bevölkerung) in Stellenbosch eine Zusammenkunft, um gegen die Ungerechtig keit diese- Krieges zu protestiren und ihre Sympathie mit ihren Blut- und Glaubensverwondten in den Republiken au-zusprechen. Auch di« Art der Kriegsführung, wodurch die Prediger der Re publiken verbannt und die Kirchen entweiht wurden, die muth- willige Darnichtung vrm Privateigenthum, Deportation von Frauen und Kindern und dergleichen, sowie die Uebertretung der Artikel 44, 45, 47 und 50 der Haager FriedenSconferenz — müßten sie verdammen. — Sin Comit4 wurde ernannt, über diese Punct« eine Adresse an die Königin zu richten, und den Gouverneur zur Beförderung derselben ersuchen. Der Gou verneur hat diese Deputation denn auch empfangen und ver sprochen, di« Adresse zu befördern, dakxi aber bemerkt, daß kein Krieg j« auf «ine so außerordentlich humane Weise geführt wor den sei, wie dieser. Viel weniger freundlich wurde die Deputation empfangen, die die von der bekannten Versammlung in Worcester gefaßte Re solution überbrachte. Sie hatte, mit oder ohne Absicht sei dahin gestellt, eine halbe Stunde lang nach der vom Gouverneur be- timmtcn Zeit in einem dunklen Zimmer zu antichambriren. In einer zuvor niedergeschricbenen Antwort versprach der Gou verneur, die Resolution zwar zu befördern, wies aber darauf hin, daß er zugleich im entgegengesetzten Sinne berichten würde. Zudem sei es auch albern, unter Anderem von der schlechten Behandlung der Frauen zu sprechen oder gar von tiner beab- ichtigten Ausrottung der Boerenbevölkerung, vielmehr sei es von Seiten der Republikaner moralisch ganz ungerechtfertigt, noch weiteren Widerstand zu leisten. Und ohne Antwort auf verschiedene Fragen, die er zwischen hineingethan, abzuwarten, empfahl sich der Gouverneur und machte sich schleunigst davon. * London, 21. Januar. (Tel.) Eine Cavstadter Drahtmrldung der „Daily Mail" meldet: 200 Boeren rückten am 19. d. M. in VaurhynS ein. ES verlautet, daß größere Abteilungen sich außer- balb der Stadt befinden. Die Boeren bedrohen auch OudtShorn. Dir in- Innere deS TaplandeS eingedrungenen Boeren griffen am IS d.M. Willowmore an, wurden aber zurückgeichlagen. Britische Verstärkungen wurden dorthin entsandt Das Boerencommando drang nach dem Abzüge von Willowmore südwärts nach Uniondale, wo eS am 20. d. M. ankam. Uniondale ist nur 30 Meilen vom Indischen Ocean entfernt. Das nächste Ziel der Boeren scheint Kuysma zu sein. Man glaubt, Knysma sei im Stande, sich bis zur Ankunst von Verstärkungen aus Cavstadt zu halteu. Oberst Haig verfolgt dieses Commando mit einer starken Slreilkrast. (Voss. Ztg.) Die Wirren in China. Ein deutscher Arzt über die Boxerbewcgung und Andere». Von vem trefflichen deutschen Arzt« Prof. vr. Küttner, Cbefarzt des Lazareths vom Rothen Kreuz in Tsintau (Kiau- tschau), dessen Erlebnisse im Boerenkriege unseren Lesern durch sein interessantes Kriegs-Tagebuch bekannt sind, liegt wieder ein azes Aangtsun, 28. November, datirter Brief an Prof. Or. v. Bruns in Stuttgart vor, der dem „Schwäb. Mercur" zur Verfügung gestellt worden ist. Wir entnehmen demselben das Folgende: Ich habe immer ein gewisses Zutrauen zu m«in«m guten Stern gehabt, der mich in kriegerischen Zeiten stets dahin geführt hat, wo „«twas loS" war. Auch hier im Lande des Zopfes hat er wieder geschienen, als er uns vom friedlichen Tsintau hinweg nach Dangt sun geleitete, inS eigentliche Centrum der Boxer bewegung, wo man doch wenigstens etwas vom Kriege merkt, «in Vorzug, den nicht viel« Plätze Chinas besitzen. Hier „boxert" es immer noch; es wird auf Posten und Pa trouillen geschossen, hie und da auch einmal ein größerer Angrisf auf Pionier- und Eisenbahntruppen in Scene gesetzt. Dann kommen die Strafexpeditioncn; unsere flotten Reiter, vor deren Lanzen Mister Chinaman viel mehr Respect hat, als vor jeg lichem Schießgewehr, ziehen durch das Land, di« Schuldigen wer- den bestraft und der Himmel röthet sich vom Scheine brennender Dörfer. Wehe aber dem Armen, der dem Boxergefindet in die Hände fällt! Eine teuflische Erfindungsgabe besitzt der Chinese im Aussinnen gräßlich«!, für daS Nervensystem der thierisch- stumpfsinnigen Kulis zugeschnittener Martern. So wurde vor Kurzem ein«r unserer Leute befreit, dem sie schon die Haut ab zuziehen begonnen hatten. Einen indischen Reiter haben sie auf die Erde festgebunden und über seinem Kopf ein mit Papier überspanntes Gestell angebracht, von welchem aus durch ein feines Loch dünner Sand auf das Gesicht des Gefesselten hin unterrann. Auge, Mund und Nase werden langsam durch den rieselnden Sand verdeckt, und der Arme erstickte in langem Tod«skampfe. Noch viel schlimmere, wahrhaft unglaubliche Scheußlichkeiten zu schildern, sträubt sich die Feder; daß die Quälereien über 5 bis 6 Tage ausgedehnt und durch Ausreißen sämmtlicher Nägel, Haare und Zähne eingeleitet wurden, ist mehrfach vorbekommen. Ich kenne aus eigener Anschauung den Albanesen wie den Kaffern; Beide sind unmenschlich, aber sie sind doch nur Stümper gegen die gelben bezopften Bestien. Welch' ein Unterschied gegenüber dem Kriege unter gesitteten Nationen! Als nach dem Kampf« um Jakobsdal die Engländer in das Dorf und in unser Hospital eindrangen, athmetrn wir erleichtert auf; jetzt darf es niemals so weit kommen. Deshalb haben wir unser großes, aus 25 Gebäuden bestehendes Hospital mit Wall, Graben und Bastionen versehen, «ine große militärische Wache, die im Ernstfälle durch unser« Gewehre verstärkt würde, liegr dauernd im Innern der Umwallung, so daß wir gegen alle Fährlichkeiten geschützt sind und im schlimmsten Falle Wider stand zu leisten vermögen, bis die zum Theil ganz in der Nähe befindlichen Truppen Hilfe bringen können. Meiner lieber- zeugung nach wird es allerdings nie zu ernsthaften Schwierig keiten kommen. Zur Zeit stehen wir wieder mitten in der ärztlichen Thätig- kcit, in den letzten Wochen aber sind wir Maurer, Zimmerleute, Schlosser, Töpfer und vieles Andere gewesen. Die Laune war dabei vorzüglich, der äußere Anblick unbeschreiblich. Ich habe mich geschämt, als ich mein« Wäsch« nach langer Pause wieder einmal zum Waschen gegeben habe. Wozu sollte man sich auch waschen, wenn man doch gleich wieder schmutzig wurde, wenn man O«fen setzen und mit Lehm hantiren mußte, und zur Säuberung außerdem nur gefrorenes Wasser zur Verfügung hatte? Lieber wäscht man sich gar nicht, denn Dreck hält warm, und bas war nöthig in d«r ersten Zeit, als wir vor dem Aufbau unserer Baracken in Zelten campiren mußten. Ich konnte mich so recht in die Stimmung einer alten Patientin unserer Klinik hineindenken, die beim Anblick der Badewanne entsetzt au-rief: .Wann i dees gwußt hätt', daß i bade miesst!" Jetzt haben wi: schöne Gemächer, aber damals haben wir in unnennbaren Ge sässen gekocht, als Serviette für sechs Mann ein Handtuch be nutzt, auf dem Jeden sein Bereich mit Bleistift ausgezeichnet war, kurz, wir haben ein Räuberleben geführt, da» romantisL hätte sein können, wenn es in Petschili deS Nacht- nicht so kalt wäre, und wenn es nicht alle 4—5 Tage einen der berüchtigten,; geradezu empörenden Sandwirbelstürm« gäbe, auS denen auch da» feinste Gigerl al» schmutzstarrendrS Ungethüm hervorgrht mit entzündeten Augen und Sandlagern in Nase und Ohr«n. Da» Klima ist eigenthiimlich. Dir haben dir Sonn« Pa«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite