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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010122028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901012202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901012202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-22
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VS4 ich, mir gütigst tzu verzeihen, wenn ich der Befürchtung Ausdruck gebt, daß Sic die Sache unterschätzen. Der Bund hat notorisch IWO Mitglieder, darunter recht grotze und angesehene Industrielle, zu diesen gehört auch der Vorsitzende Herr Wirth. Der Bund hat ein recht sorgfältig auSgearbeiteteS Statut mir einem rationellen Modus der Beitragszahlung. Der Vorsitzende ist sotvohl von Berlepsch wie von Bötticher rmpsangen worden, und wenn er (der Bund), was ich sllr sicher halte, die wüsten Agitatoren von seinen Rockschössen abschüttelt und ruhig und ernst arbeitet, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sich die hohe ReichSregierung von dem manchmal unbequemen und niemals sehr gern gesehenen Centralverba ud abwendet und den „Bund u. s. w." mehr begünstigt. Ich glaube voraussehen zu müssen, daß wir fortgesetzt einen ernsten Concurrenzkampf mit dem „Bunde" zu führen haben werden, und daher habe ich es für noth- wendig erachtet, demselben gegenüber unsere Stellung zu wahren. Mit hochachtungsvoll««: Empfehlung zeichne ich Ihr sehr ergebener tz. A. Bue ck. Wer die Gepflogenheit der Socialdemokratie, aus einer Mücke einen Elephanten zu machen, kennt, wird sich nicht darüber wun- 'dern, daß der Abg. Peus dieses Schriftstück gestern in ähnlicher Werse auSzunützcn suchte, wie es vorher schon der „Vorwärts" gethan, der zu dem Schluffe kam: .Der Fall Posadow-ky erscheint nun beinahe klein gegen den Fall Brefeld. Hier ist nicht rin vereinzelter Mißgriff nachgewiesen. Hier ist ein System ausgcdcckt: die Oder-Regierung der Kapitalist entlasse über der Regierung des Staates.» q- , Und jedenfalls muß man zugestehen, daß Herr Bueck keine glückliche Stunde hatte, als er seinen Bericht über seine Audienz Lei Herrn Brefeld an Herrn v. Haßler erstattete. Es liegt min destens etwas Renommistrschrs in der Art, wie er sich über seine früheren Beziehungen zu dem neuen Minister, über seine Auf nahme bei diesem und den Erfolg seiner Darlegungen äußert. Und vollends in der Grwckhnung, man habe Herrn v. Berlepsch durch die Ablehnung Le- „ganz vernünftigen" .Handelskammer gesetzes unmöglich gemacht. Freilich könnte man getrost die größte Wette darauf eingehen, daß vertrauliche Pridatbriese social- demokratischer Größen über eigene Leistungen und Be sprechungen mit einflußreichen Personen an Äenommagc und TactlosiAeit den Bueck'schen Brief noch himmelweit übertreffen würden. Aber das ist nebensächlich. Die Hauptsache ist, daß der Brief auch nicht eine Zeile enthält, die gegen Herrn Brc - seid auSgedeutet werden könnte. Daß er den Geschäftsführer des Centralverbandes deutscher Industrieller empfing, und freundlich empfing, war einfach seine Pflicht und Schuldigkeit, was gerade die Socialdemokratie anerkennen sollte, die an den Ministern nichts schärfer tadelt, als lvenn sie vom „grünen Tische auL" ohne Fühlung mit den Männern «des praktischen Lebens „decretiren". Und daß er zugab, nicht genau im Fahrwasser seines Vorgängers zu segeln, kann ihm erst recht nicht zum Vorwurf gemacht werden, denn das ergab sich von selbst aus der Thatsache der Ersetzung des Herrn von Berlepsch durch eine andere Persönlichkeit. Auch sonst ist Herrn Brefeld in dem Berichte nichts in den Mund gelegt, was dem Minister auch nur fatal sein könnte und woraus man schließen dürfte, er erkenne und dulde über sich die „Obrrregierung der Eapitalistenclasse". Daß er künftig bei einem Empfangt des Herrn Bueck sich zurückhaltender benehmen müsse, wird er selbst einsehen. Peinlich muß also die „Enthüllung" nur dem Herrn Bueck und allenfalls auch Herrn v. Haßler sein, der nicht, wie die „Nat. - Ztg." sagt, gestorben ist, sondern noch lebt und während seiner langen Krankheit zu wenig darauf bedacht ge wesen zu sein scheint, sein Material an Briefen vor spitzbübischen, im Solde der Socialdemokratie stehenden Händen zu bewahren. Die „Bcrl. Pol. Nachr." glauben mittheilen zu können, daß es ein ehemaliger Bureaubeamter des Centralverbandes gewesen sei, der sich den Diebstahl habe zu Schulden kommen lassen. Jeden falls haben der „Vorwärts" un^ seine Gesinnungsgenoffen allen Anlaß, auf die Moral dieses Helfershelfer viel weniger stolz zu sein, als der Centralverband auf den Tact seines Geschäfts führers. Im Reichstage hat man eS gestern unterlaßen, Herrn Peus hierauf aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich war man der Ansicht, die ganze Sache, bei der eS sich um einen preußi schen Minister handelt, gehöre wicht in den Reichstag. Im Ab geordnetenhause wird man aber hoffentlich nicht unterlaßen, gründlich ein Verfahren zu beleuchten, daS auf unredliche Weis« ans Licht gebrachtes Material in geradezu unerhörter Weise zu Verhetzungszwecken mißbraucht. „Unter großem Beifall" hat der socialdemvkratische Reichs tagsabgeordnete für Reuß 8. L. H. Förster am 15. Januar im zweiten Berliner Wahlkreis einen Bortrag über „Die wtrthschastltchen Krise»" gehalten. Leider tbeilt der „Vor wärts" über diesen Bortrag nickt- weiter mit, al« daß er gehalten worden ist und großen Beifall gefunden hat. Wir warten seit geraumer Zeit darauf, daß uns die Gelehrten au« der Marr'schen Sckule ihre Weisheit über den gegen wärtigen Stillstand in den weltwirthschaftlichen Verhältnisse» darlegen. Nun hat rin Socialdemokrat darüber gesprochen und der „vorwärts" hat keinen Raum, einen Bericht zu bringen. Schade! Doch scheint dem Vortrag eine ebenso an dem er sich festhalten konnte. War das Gestein nicht zu kalt und glatt, so daß die Finger nicht etwa sofort erklammten, so war's vielleicht möglich, auf allen Vieren kriechend und sich mit dem Leib anpreffend an die Felswand, langsam bis zu jenem Vorsprung zu gelangen, auf dem die Unglückliche gefangen war. Er wandte größere Vorsicht an, als sonst bei derartigen hals brecherischen Kletterkunststücken. Denn so wenig ihm auch an der Erhaltung seines eigenen Lebens lag: er wußte, daß er für diese Bedauernswerthe der einzige, der letzte Retter war. Die Kälte, die Angst, das Schreien mußten ihre Kräfte erschöpft haben. Da er sich auf die Haltbarkeit de« Seiles fest verlaßen konnte, ließ er sich langsam abgletten, indem er sich durch daS AuSstrecken deS EiSpicke» gegen ein Schürfen oder Zerreißen an den rauhen Stellen der Felswand schützte. Die Gefangene droben, die in die Knie gesunken war, schrie jäh auf, als dies geschah. Lermuthlich hatte sie im matten . Schimmer des Mondes nicht gesehen, daß ihr Retter angeseilt war, und sie wähnte ihn verloren. Langsam gewann Arnold aber, die jenseitige Felsrippe an greifend, an Terrain. Die Unglückliche hörte es bald unter sich kratzen und scharren. Ein paarmal ward auch mit dem Eis pickel loseS Felswerk, daS dem kühnen Kletterer zermürbt schien, abgeschlagen. Klirrend rauschte eS in dem Kamin zu Thal, sich mengend mit dem noch immer in unverstärktem Maße über den Rand deS CouloirS niedergehenden Steinschlag. Dicht unter dem Standpunkt Arnold'- traf der im Bogen einfallende Schutt die nur wenig geneigte Felswand. Elisabeth vermochte in der furchtbaren Spannung, in der sie sich befand, nach den Qualen dieser Nacht, keinen Laut mehr hervorzubringen. Sie hatte die in der Kälte schier abgestorbenen Finger ineinander geschlungen. Ihre Lippen waren geöffnet. Sie wollte laut beten — aber ihre Stimme versagt« völlig. Da erschien die Hand Arnold's, tastend, nach einem festen Halt suchend, am Rand der kleinen Plattform. Gleich darauf tauchte der Kopf auf und die andere Hand, die das Seil hielt. Der Fispickel war von ihm in eine klaffende Lücke hineingetrieben worden. Der Kopf des Beile- diente ihm nun al- Stütze für seine Füße. Oben auf der Festplatte vermochte er sich nur mit den Ellbogen aufzufiützen. Die Verständigung mußte rasch und kurz stattfinden, denn jeden Augenblick konnte der Ei-Pickel, auf dem Arnold stand, nachgebcn. Da er den Kopf nicht erheben durfte, — denn er mußte gleichzeitig mit dem Kinn einen Stützpunkt suchen — "ttkwchtr«, d» ««sicht sejz-it VDlin^ nicht ,u sehen, «r interessante DiScussion gefolgt zu sein. Darüber berichtet der „Vorwärts" (Nr. 15), was folgt: „Ju der kurzen DiScussion entwickelte vr. Brakebusch di» Ansicht, daß durch die Schaffung von kleinen Bauerngütern eine friedliche Lösung der socialen Frage ungebahnt werde» könne. Seine An- sichten wurden von dem Genoßen Audrü und dem Referenten widerlegt." Daß man darüber nickt- weiter erfäbrt, ist doppelt schade! Wir hätten eben so gern des Näheren erfahren, welche Ketzereien sich vr. Brakebusch hat zu Schulden kommen lassen, wie wir von der Widerlegung gerne etwas prositirt dätten. Aber der „Vorwärts" hält die Verwerthung ge- sloblener Privatbriefe für wichtiger und anständiger, aiS die Aufklärung der „Genoßen" über Vorgänge im eigenen Lager. Ueber die Teeiunchtpolitik der Bereinigten Staaten wird uns von unterrichteter Seite geschrieben: Jährlich mehrimrls, bei irgend ivelchen paßenden oder unpassenden Gelegenheiten, pflegt die amerikanische Preße die Behauptung aufzustellen, daß Deutschland die dänischen Antillen (St. Thomas oder Cura^ao oder «inen anderen Hafen) als Kohlcnstation er werben wolle. Wahrscheinlich oiencn diese, den Stempel der Un richtigkeit an der Stirn tragenden Prcßnachrichtcn dazu, die eigenen Absichten über den Erwerb von Kohlenstationen zu ver schleiern. Daß dies nicht immer gelingt, beweist ein Artikel in dem „Washington Evening Star" vom II. Deccmbcr 1900, welcher die Entsendung des amerikanischen Kanonenbootes „Ban- croft" von Colon nach Der Almarinta-Bucht in Mittrlamerika bespricht und die Vermuthung daran knüpft, daß es sich um den Plan «der Anlage einer Kohlcnstation in der Chiriqui-Lagune handele. Dieser Ort soll für den gedachten Zweck mancherlei Vorzüge haben, und es ist sehr wahrscheinlich, daß die von der Zeitung ausgesprochene Vermuthung zutreffend ist. Daß man sich schon lange in der amerikanischen Marine nach geeigneten Plätzen umsieht, ging schon aus den vorjährigen, dem Congreß oorgelegten Berichten des „Secretary of the Navy" und des „Chief of th« Bureau of Equipment" hervor, di« Beioe unter der Rubrik „Coaling Stations" die dringende Nothwendigkeit «be tonten, solche nicht nur im eigenen Lande, sondern auch an anderen geeigneten Orten anzulcgcn. Besonders der letztere Be richt wies darauf hin, wie die Aufgabe, die südamerikanischen Republiken gegen Angriffe einer europäische» Macht zu ver- theidigcn, ohne den Besitz von Kohlenstationen an den dortigen Küsten fast undurchführbar sei. In dem diesjährigen Bericht des „Chief of thc Bureau of Equipment" wirs oiese Ansicht von Neuem ausgesprochen und hinzugefügt: „Es sind im letzten Jahre mit mehr over weniger Erfolg Anstrengungen gemacht worden, um Plätze für Kohlenstationen zu suchen. Es erscheint nicht nothwendig oder wünschcnswerth, sich über die Erfo.ge diese: Bemühungen zu verbreiten." — Diese Andeutung läßt fast mir Sicherheit darauf schließen, daß an der oben erwähnten Nachricht etwa- Wahres ist. Äußernder Chiriqui-Lagune wird als spätere amerikanische Kohlenstation von der Preße auch noch Chimbotc an der Küste von Peru bezeichnet. Neben diesen Bestrebungen verdient aber auch dassonstige Verhalten der ameri kanischen Marine eine gewiße Aufmerksamkeit. Fast un ausgesetzt befinden sichKriegsschiffe an den Küsten Mittelamerikas zu Vermeßungen oder sonstigen Zwecken. Mitte December v. I. hat das unter dem Befehl des Admirals Kautz stehende amerika nische Pacifisch? Geschwader Befehl erhalten, schleunigst nach Südamerika zu gehen, wobei voraussichtlich auch wieder die mittelamerikanischen Küsten angelaufen werden. Ebenso hat sich das atlantische Geschwader unter Admiral Farquar nach Westindien begeben. Rechnet man hierzu noch die Unterhaltung eines Geschwaders an der Westküste Südamerikas, ferner dl: Vermessungen und Recognoscirungen auf den großen Strom gebieten des Orinoko und Amazonen-Stromes durch amerika nische Kriegsschiffe, so gewinnt man den Eindruck, daß tatsäch lich Alles geschieht, um der amerikanischen Marine eine absolut LominirenLr Stellung in jenen Gegenden zu verschaffen. Für uns Deutsche kann das insofern nicht gleichgiltig sein, als der Werth unseres Gesammt- kandels nach Mittel- und Südamerika bekanntlich über 600 Millionen Mark jährlich beträgt und auch sonst dort sehr erheb lich: deutsche Handelsinteressen in Betracht kommen,« ' ' Deutsches Reich. U Berlin, 21. Januar. (Versuchsanstalten.) Nachdem der preußische Staat in den letzten Jahren seine Für sorge für das Fachschulwesen immer weiter ausgedehnt hat, so zwar, daß im Etat für 1901 für das gewerbliche Untervichtswesen 6,4 Millionen Mark auSgeworfcn sind, geht er nunmehr auch dazu über, eine größere Aufmerksamkeit dem Versuchsanstalts wesen zuzuwcnden. Es ist schon häufig betont worden, daß neben dem Fachschulwesen sowohl für -di« Landwirthschaft wie für das Gewerbe das Versuchsanstaltswesen von sehr großer Be deutung insofern ist, als von den Versuchsanstalten die in der Praxis stehenden Männer sowohl über die technischen Fortschritte in ihrem Berufe unterrichtet, als auch zur praktischen Er probung theoretisch gefundener Neuerungen angeregt werden. Vielfach haben denn auch die landwirthschaftlichrn und die ge werblichen Interessenten aus eigenen Mitteln schon solche An stalten gegründet, es wird aber sicherlich auf ihre weitere Aus dehnung «inen günstigen Einfluß ausüben, wenn der Staat, wie forderte die Fremde auf, sich die Schlinge des Seiles überzu werfen und die Arme durchzuziehen. Dann wies er sie weiter an, die Strecke bis zur Hütte scharf in'L Auge zu faßen. Sie sehe auf diesem Wege drei Vorsprünge, die sie leicht erreichen könne, wenn sie das Seil mit der Linken straff anziehe, mit der Rechten ober sich an den rauheren Stellen der Wand festzuhalten suche. Muth und Vertrauen seien das einzige Erforderns: denn sekbst in dem schlimmsten Falle, daß sie eine der Stufen ver fehle, werde sie noch immer durch daS Seil vor dem Abstürzen bewahrt. Elisabeth gehorchte mechanisch. Die Ruhe und Bestimmt heit, mit der ihr befohlen ward, gab ihr das völlig entschwundene Selbstvertrauen wieder. Irgend ein Wort hervorzubringen, war ihr unmöglich. Fortgesetzt strömten Schutttheile und Felspartikel über den Rand; aber den Uebergang des jungen Weibes störte der Stein schlag nicht, da er den tobten Winkel nicht zu treffen vermochte. Es war ein Wunder, daß die erklammten Hände der Un glücklichen das Seil noch so fest zu erfassen vermochten. Vor dem einzig gefährlichen Schritt — dem, der nöthig war, um in's Gebiet des Ueberhangs zu kommen, hinter dem die Hütt« stand — bangte ihm aber doch. Allein die Nähe der Rettung mochte die Ermattete mit neuer Kraft versehen Haven. Sie wagte den Sprung, beim Ankommen an der Felswand sich mit ausge breiteten Armen, mit Gesicht, Brust und Knien daselbst an lehnend, bis sie wieder zu Athem gekommen war. Nun handelte sich's nur noch darum, an dem ganz knapp zu fassenden Seil sich haltend, über den Ranw hinüberzuklettern. Arnold hatte, nachdem sein Schützling die Plattform ver lassen, diesen Platz selbst eingenommen. Er wollte nur noch abwarten, bis die Rettung glücklich voll zogen war, dann gedachte er seinen düsteren Plan auSzufiihren. Den Dank des bedauernswerthe» Wesens, daS viel gelitten haben mochte, brauchte er nicht. Er hätte auch, nicht gewußt, wie er ihn in Empfang nehmen sollte. Denn er befand sich jetzt in derselben Lage, wie die Gerettete vorher. Ihm stand von hier aus ohne da- Seil, mit dem er seinen Schützling ausgerüstet hatte, ja auch nur der Weg mitten durch den Steinschlag frei. Nun — und den gedachte er jetzt zu nehmen, dem Schicksal ei überlaffend, ihn sofort zu tödtcn oder zu erraffen und unten im Abgrund zu zerschmettern. Ein matter Aufjauchzen drüben aus geängstigter, jetzt endlich befreiter Frauenbrust: sein Schützling hatte da» Festland erreich'! Er richtete 'sich empor — in «in P«ar Sekunden hatt« rr den e- im Etat für 1901 schon geschieht, dem Dersuch-anstalt-ivesen größere Gummen zuführt. Wir erinnern nur daran, daß nach dem neuen Etat die bisher in Charlottrnburg befindliche mecha nisch-technische Versuchsanstalt «inen Neubau und dabei eine Vergrößerung erhalten soll, daß die Anlegung von Versuchs feldern für landwirthschaftliche Zwecke unterstützt, daß für die Rübrnzuckerinvustrie, für Spiritu-motoren, für ander« land wirthschaftliche Geräthschaften Versuchsanstalten errichtet werden sollen und Laß schließlich für Zwecke der Wasserversorgung und Abwäßerbeseitigung eine solch« Anstalt angestrebt wird. Der Staat zeigt dadurch, daß er der Bedeutung des Versuchsanstalt-« wesens gerecht zu werden versucht. Vielleicht dürft« «- auch an gebracht sein, dort, wo e» einem Berufe au- eigenen Mitteln nicht möglich ist, eine Versuchsanstalt zu errichten oder ihr den noth- wendigen Umfang zu verleihen, ebenso wie es bisher bei Len Fach schulen geschieht, mit Unterstützungen einzuspringen. Jeden» falls nützen die «Versuchsanstalten den einzelnen Berufszweigen kaum wemger als die Fachschulen. * Berlin, 21. Januar. Bezüglich der Unter stützungen für Angehörige von Mannschaften deS Ostasiatischeu ExpeditionScorpS hat der preußische Krieg-Minister Folgende- bestimmt: Nach dem Gesetz vom 28. Februar 1888 ist die Gewährung von Unterstützungen im Falle der Bedürftigkeit auf die Angehörigen derjenigen Mann schaften deS Ostasiatischen ExpeditionScorpS beschränkt, welche aus dem Beurlaubten st and in dasselbe eingetreten sind. Ausgeschlossen ist die Gewährung von Unterstützungen an die Angehörigen derjenigen Mannsckaften, wclcke aus dem activen Dienststand in da- ExpeditionScorpS übergetreten sind. Für die Angebörigen der früheren Unterosficiere de» Frieden«- standeS ist durch 8 30,3 K. Besold.-V. gesorgt. In Fällen, in welchen bei den Angehörigen der übrigen au» dem activen Dienststande hervorgegangenen Mannschaften in Folge de« UebertrittS der letzteren in da« ExpeditionScorpS ein besonder« ernster Nothstand eingelreten ist, welcher auf auderm Wege weder behoben noch gemildert werden kann, sind Unter- stühungSgesuche von den BezirkSconimandoS auf dem Dienst wege dem KriegSministcrium vorzulegen. Da« letztere wird, soweit die hierfür verfügbaren Fond« reichen, Unterstützung gewähren bezw. solcke Allerhöchsten Ortes beantragen. Die Gesuche müsse» enthalten: s. Angabe deS jetzigen und Lesjeuigen TruppentheilS, auS dem der Betreffende in daS Ostasiatische ExpeditionScorpS über» getreten ist; b. Bezeicknung LeS VerwandtschaslSverhältnißeS deS Unlersiützungs- bedürftigen zu dem betreffenden Angehörigen des Expedition-» corp«, Zahl und Alter der etwa vorhandenen Kinder; o. den näheren Nachweis deS vorhandenen Nolhstandes und An gabe, ob und welche anderweiteu Unterstützungen auS gleichem Anlaß gewährt werden; ck. Angabe, ob nach den obwaltenden Verhältnissen anzunehmen ist. daß der Betreffende im Falle de« Nichlilbertritt« zum ExpeditionScorpS die Angehörigen unterstützt haben würde. — Dem Reick Stage ist der Gesetzentwurf wegen Ver sorgung der Theilncbmer an der ostasiatischen Ex pedition und ihrer Hinterbliebenen nebst Begründung zu gegangen, wonach für sie die Vorschriften aus dem Gesetz über die Schutztruppen vom 7. bez. 18. Juli 1896 An wendung finden sollen. — Nach der Zusammenstellung in dem Gesetzentwürfe wegen Versorgung der Tbeilnehmer an der ostasiatischen Expedition und ibrer Hinterbliebenen be tragen die Gesammtkosten für die Armee 2 195 366 und für die Marine 1 546 574 da« sind zusammen I 464 276 Mark mehr, als auf Grund eines PensionS-GesctzeS zu zahlen wäre. — Der deutsche Haftpslicktschutzverband hat an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, in welcher er ver schiedene, meist auch schon von anderer Seite gewünschte Aenderungen des Gesetzes über die privaten Ver- sicherunzSunternebmungen beantragt, so die Regelung der privatrechtlickeu Seite des Versicherungswesens, die Aus dehnung des Entwurfs auf die öffentlichen Versicherungs anstalten, die Vermeidung einer durch die Staatsaufsicht herbeigcführten Mehrbelastung der Versicherten u. a. m. — Die Canalgegner haben, wie die „Freis. Ztg." erfahren haben will, bereit- durchgesetzt, daß die erste Be- rathung keinesfalls vor Februar stattfinden wird. — Dem Könige Oscar II. von Schweden, welcher beute sein 72. Lebensjahr vollendet, hat der General- Jnspecteur der Marine, Admiral von Koester, die Glück wünsche der Marine, bei welcher der König L la suite ge führt wird, zu dessen Geburtstag übersandt. — Der ultramontane ReichStagSabgeordnete Richard Müller-Fulda hat, wie die „Fuldaer Ztg." meldet, den Rothen Adlerorden 4. Classe erhalten. Im „Reichs anzeiger" stand nur „Fabrikbesitzer Müller". Vielleicht siebt jetzt der Fuldaer Abgeordnete die ihm angeblich zugefügte Kränkung über seine Refereotenarbeit an der Marinevorlage nicht mehr so tragisch an. — Eine neue Arbeitsordnung bat der Vorstand deS Bundes der Bau-, Maurer- und Zimmermeister Berlins herauSgegeben und in einem Rundschreiben die über ihm befindlichen Rand bewältigt — und frei stand er La, tief aufathmend. „Arnold! . . . Arnold! . . . Steinschlag kommt!" gellte eS da in jähem Entsetzen an sein Ohr aus dem Munde der Fremden. Sie kannte seinen Namen? Ja, richtig — vorhin schon ein mal hatte sie ihn gerufen. Und so bekannt, so lieb und vertraut klang ihm die Stimme — so matt, so krank sie war. Dabei das Entsetzen, das sie zittern machte — die «Sorge um sein Leben, die ihr erschütterter Ton ausdrückte . . . Es rauscht und rollt und knattert über ihm — trotzig blickt er um sich, die Fäuste erhebend — er beugt den Nacken nicht, denn er will stolz und muthig in den Tod gehen! In einem gewaltigen Aufschrei bricht cs da aber plötzlich aus seiner Brust hervor: „Allbarmherziger! . . . Elisabeth ... Du bist's?!" Im Silberlicht des Mondes hat er das geisterbleiche Antlitz des elenden, entsetzt die Hände ringenden 'Weibes erkannt. Nun giebt's kein Halten mehr für ihn. Er stürzt vorwärts — auf sie zu. — — Doch da saust eine schwere, dichte Schneewolke heran, die ihn schwindlig macht. Er tastet um sich, gleitet und stürzt. Krachend und polternd geht gleichzeitig der Hagel über den Rand des Couloirs hinweg. Elisabeth's Sehkraft hat vom Schneesturm, von der Kälte und vom Weinen gelitten — in dem Gcstäub der Schneewolke vermag sie daher Nichts zu erkennen. Sie sieht ihren Retter nicht mehr — weiß nicht, wo er hingekommen ist. Noch immer rollt Schutt herunter. Ein einziger Stein, der die Schläfe trifft, kann den Tod verursachen, das weiß sie; aber eS giebt für sie jetzt keine Gefahr mehr. Sie ruft seinen Namen mit entschwindender Stimme — trotzdem jeder Augenblick neuen Steinschlag bringen kann, stürmt sie am Rand entlang auf di« Stelle zu, wo sie Arnold wanken sah. Da ist sie bei ihm — er hat sich auf die Knle erhoben — sie reißt ihn empor und zieht ihn mit sich. In der nächsten Minute schon braust ein« neue Ladung herunter, die «sie Beide unrettbar mit in den Abgrund gerissen hätte, wenn sie von der Stelle nicht rechtzeitig noch geflüchtet wären. Im Pfeifen deS Winde-, der den aufgewirbelten Schnee über haupt nicht mehr zur Ruhe kommen läßt, giebt es keine Ver ständigung für die Beiden. Elisabeth reißt den Taumelnden mit sich fort. Sei der LHSr -vr Hütte, dk offen zMeben »ar und von» Mitglieder aufgefordert, st« io ihre» Betrieb«« «in- zuführen. Sämnuliche Arbeiter sollen aufgefordert werd«», durch Unterschrtf» die neuen Bestimmuogea al» biadeud anzuerkeaaeu. Die wicktigst« Aeoderuog liegt ia der Ausnahme einer Bestimmung, welche die Anwendung des 8 616 de« Bürgerlichen Gesetzbuches auf da» ArbeitSverhältuiß im Baugewerbe auSschlirßt. Der Paragraph besagt, daß rin zu einer Dienstleistung ver pflichteter dr» Anspruch- auf die Vergütung nicht dadurch verlustig geht, daß er für eine verhLltuißmäßig nicht erhebliche Zeit, durch einen in seiner Person liegenden Grund, ohne sein Verschulden» an der Dienstleistung verhindert wird. Der Ausschluß dieser Bestimmung durch Sonderverträge ist gemäß 8 619 B. G.-B. zulässig. Ob vir Arbeitnehmer di« ab geänderte Arbeitsordnung ohne Weitere» durch ihr« Unter schrift anerkennen werden, steht noch dahin. — Das Befinden deS Finanzminister» vr. v. Miquel bessert sich, jedoch muß der Minister noch da» Zimmer hüten. — Abq. vr. Lieber ist neuerdings wieder erkrankt, vr. Lieber befindet sich im Hause der Grauen Schwestern io der Nirderwoll- straße und wird von Prof. RenverS und vr. Schulz behandelt. Am heutigen Vormittag war eine leichte Besserung in dem Befinden deS Patienten zu verzeichuen, doch dürste noch geraume Zeit ver gehen, ehe vr. Lieber seine varlameutarische Thüligkeit wieder aus nehmen wird. Wie die „Germania" erklärt, handelt e< fick nur um eine leichte Unpäßlichkeit, die gegenwärtig zu Besorgnissen keinen Anlaß bietet. An anderer Stelle wird von schwerer Erkrankung gesprochen. — Der „ReichSanzeiger" widmet dem verstorbenen LaudrS- forstlneisler Danckelmann einen ehrenden Nachruf. — Der frühere Oberpräsident Frhr. von Wilamowttz» Möllen darf ist auS Markowitz hier eingetroffen. Der Bevoll mächtigte zum BundeSrath, oldenburgischc StaatSmiuister Willich ist von Berlin abgereist. — Infolge deS besorgnißnregenden Zustande- der Königin Victoria von England sind zwei Bälle, welche bei dem groß- britannischen Botschafter Sir Frank LaScrlle» slattfiadea sollten, abgesagt worden. * Magdeburg, 21. Januar. Al» nationalliberaler Candidat für die bevorstehende Landtagsersatzwahl ia Magde burg an Stelle des Prof, van der Borgbt ist in einer am Sonnabend abgehaltenen, sehr zahlreich besuchten Versamm lung einstimmig Cvmmerzienrath Zuckschwerdt aufgestellt worden. * Weimar, 21. Januar. Ueber das Befinden deS an den Masern erkrankten GroßberzogS ist heute früh 8 Ubr daS folgende Bulletin auSgegeben worden: „Nacht durch Husten einige Mal gestört. — Temperatur 39,3. — Ausschlag stärker. Allgemeinbefinden gut. — Keine Complicationen. gez. vr. L. Pfeiffer." Infolge der Erkrankung deS Großherzogs, welche denselben nöthigen wird, mehrere Wochen das Bett und das Zimmer zu bllten, ist eS ausgeschlossen, daß am 31. d. M., wie in Aussicht genommen war, der Landtag zum Zwecke der Entgegennahme der landesherrlichen Versicherung wegen Aufrechterhaltung der Verfassung und der üblichen Huldigung zu einer außerordentlichen Tagung zusammentritt. Daraus folgt weiter die Nothwendigkeit, die schon auf den 3. k. M. verschobene Eröffnung des 29. ordentlichen Landtags abermals zu verlegen. Die Entschließungen deS Groß herzogs über die Wahl eines späteren EinberufungStermineS werden, sobald thunlich, eingeholt werden. * Homburg v. d. H., 21. Januar. Die Kaiserin trifft von Berlin morgen Mittag im hiesigen königlichen Schlosse ein. * Straßburg, 21. Januar. Dem „Elsässer" zufolge hat daS BezirSp räsidium deS Oberelsaß definitiv ab gelehnt, den von dem Mülbauser Gemeinderath zu dem Bürgerrneisterposlen präsentirten Candidateu Beigeordneten Vr. Helmer zum Bürgermeister zu ernennen. Gründe für die Ablehnung seien in dem Entscheide nicht angegeben. * München, 21. Januar. Der von seiner Stelle al» Brigadecommandeur enthobene Prinz AlfonS von Bayern wird München verlassen und ständigen Aufenthalt ia Paris nehmen. Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Januar. (Tel.) Erzherzog Franz Ferdi nand empfing gestern den bayerischen Oberstleut nant Koch, der Abends bei dem Erzherzog zur Tafel geladen war. Frankreich. Fürst Münster; Kulturkampf. * Paris, 21. Januar. Präsident Loubet übersaadte dem Fürsten Münster anläßlich seine- Scheid«»» von seinem Posten eine prachtvolle SevreSbiScuitgruppe, Diana vom Jagdzuge zurückkehrend, nach einem Original der Bild hauers Carrier-Belleuse. — Dem Vernehmen nach überreicht am nächsten Mittwoch Fürst Münster dem Präsidenten Loubet sein Abberufungsschreibe». * Paris, 21. Januar. Deputirteokammer. M»--«rauf- nahme der Verhandlung über da« BereinSgrsitz. Graf deMon weist die Anklagen des Deputirten Trouillot gegen die Congrega» tionrn zurück und bespricht sodann die Frage des Besitzes der tobten Wind hin und her geschleudert wird, bricht Arnold zusammen; im Fall sucht er sich zu halten; Elisabeth fängt ihn auf. Stöhnend bleibt er nun in ihren Armen liegen. Elisabeth ist nicht im Stande, einen Laut hervorzubringen. Auch geordnet zu denken vermag sie nicht. 'Die Schreckensnackt hat ihre Sinne bereits gelähmt. Jnstinctiv nur folgt sie den nächsten Willensregungen. Sie versucht ihn weiterzufllhren. Ihre eisige Hand ist fühl los, wie abgestorben. .Aber auf ihrer Wange, die mit ihm in Berührung kommt, während sie sich forschend über ihn neigt, empfindet sie «ine seltsame Wärme, die über ihr Kinn herab rieselt. Es ist Blut — sagt sie sich sofort. Nur mit Aufbietung aller ihrer Kräfte gelingt ihr'-, den Körper Les Verunglückten zu stützen. WankenL gelangt Arnold, auf sie gelehnt, in die Hütte. An der Matratze angekommen, bricht rr dann abermals zusammen. ... Es war bitter kalt geworden in dem kleinen Raume. Seit Errichtung der Hütte hatte man für «in ununterbrochene- Feuer in dem primitiven Herd gesorgt; der Wind, der währeno der letzten Viertelstunde pfeifend durch die offensteheud« Thür hineingedrungen war, hatte aber genügt, sowohl die wärmerr Luftschicht zwischen den beiden Wandungen, al- auch die be hagliche Wärme im Innern der Hütte vollkommen zu vertreiben. Allein Licht war wenigstens vorhanden. Elisabeth brachte die Kerze an- Lager und begann Lea Er schöpften erregt zu mustern. Aus einer Stirnwunde quoll ihm La- Glut. Auch eia Arm, seine Schultern schienen verletzt. „Wenn er nur am Leben bleibt!" — LaL »ar ihr «inzkgec Gedanke. Die Erschütterung seines Kopfe- beim Fall mußte ihm wohl das Bewußtsein geraubt haben. Al- t>a- Nothwendigste er schienen ihr daher Compreffen auf Stirn und Schläfen. Gi» klappert« vor Frost — ihre irrenden Blicke streifteu die wollenen Decken, Li« auf der Erde lagen — aber sie Lachte nicht an sich selbst. Zunächst schloß sie Lie beiden Thüren, wobei sie alle Kraft anwenden mußte, da der Wind darauf stand. Dana sah sie pch forschend in dem Raume um. Sofort fiel ihr der Samariter kasten, der La- roth« Kreuz auf weißem Grunde trug, in- Luge. Auch ein Wasserbehälter stand beim Herd. (Fortsetzung folgt.)
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