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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901012401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901012401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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V. Morgen-Ausgabe Druck und Verla« von E. Volz tu Leipzip. Donnerstag den 24. Januar 1901 0- bist« s- iWiger. TaMM Anzeiger. Ämtsöratt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes nnd Volizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Nrclame» uuter dem Redaction-strich (4 gespalten) 75 L,, vor den Familiranach» richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren fitr Nachweisungen »nd Offertenanaahme 25 (excl. Porto). Englands Flegeljahre. Das Ableben der Königin Victoria giebt Anlaß zu einem Rückblick auf die Entwickelung Englands in den letzten Jahr zehnten. Bis zu Ende der achtziger Jahre des neunzehnten Jahr hunderts kann man die Kindheit des modernen Albion datiren. Bis dahin hat es sich daheim ausgelebt und ausgetummclt, Nie mand hat es gestört in seinen politischen Wandlungen vom Libe ralismus zum Weltbürgerthum, bis zur Demokratie. Nach Herzenslust konnte es den nationalen Dünkel groß und größer ziehen, cs hatte seine ungetrübte Freude an sich selbst und seiner selbstverständlichen, unerreichbaren Größe haben, cs war glücklich als Volk. Auch auf dem Erdball draußen hat es sich weidlich gereckt und gestreckt, und nur schöne, glänzende Dinge in seine Taschen ge sammelt, unersättlich, wie Kinder Pflegen. Zog es auch nie selbst in den Krieg, so schickte es doch nur allzu oft seine besoldeten Trabanten hinaus, um zu Hause auch kriegerische Freuden zu haben, und sah ihnen aus sicherer Entfernung zu, wie sie unter winzigen Verlusten immer nur Siege ernteten und ganze Reich« als Kriegsbeute heimbrachten. All' das ward mit dein Jahre 1890 anders. Da zog die politische, wirtchschaftliche und sociale Entwickelung plötzlich diesem kindlichen Austoben ungeahnte Grenzen. Auf allen drei Ge bieten erhoben sich wider Erwarten eiserne Schranken, die zu durchbrechen, nicht in des englischen Volkes Macht stand. Zum Lheil hatte sie das Emporsteigen anderer Mächte, zum Theil eigene Thorheit errichtet. Aber man streubte sich gegen ihre An erkennung. DaS hochgespannte Selbstbowußtsein des englischen Volkes dichtete sich über sie hinweg, obgleich es in Wirklichkeit allenthalben hinter ihnen stecken blieb. Was auf politischem Ge biete das thatsächliche Aufgcben der Alleinherrschaft über Afrika war, das war auf wirthschaftlichem das Ende der alleinigen Be herrschung deS Welthandels und auf socialem der Stillstand in Lohnentwickelung und Hebung der Lebenshaltung der Massen. Das Volk träumte sich in einen immer weiteren Siegeszug über den Erdball hinein, der in Wirklichkeit gar nicht vorhanden war. Ungeduldig und unartig rieb es sich an den Schranken. Auf allen drei Gebieten kam es zu gewaltsamen Ausbrüchen. Wie der Knabe am Ende seiner Kindheit sich sträubt, sich den Anforderungen zu unterwerfen, die man an den Erwachsenen und sein gesittetes Betragen stellt, und wie er seinen Eigenwillen durchzusetzen versucht, so vermochte das englische Volk nicht ein zusehen, daß es neben ihm noch andere politische, wirthschaftliche und sociale Körper geben könne, die es wagten, seinen Ellenbogen raum einzuschränken. Unfähig, die Schäden im eigenen Hause zu sehen, oder auch nur den Glauben an seine eigene Ueber- legenheit aufzugeben, schob es alle Schuld auf'S Ausland, vor Allem auf seinen neuesten und stärksten Mitbewerber, Deutsch land, und der Unmutb über die Stockungen im eigenen Orga nismus entlud sich mit Gewalt gegen diesen Nebenbuhler. Die letzten zehn Jahre sind dadurch zu den Flegeljahren deS modernen England geworden. Flegeljahre sind immer eine be deutsame Zeit in der Entwickelung des Einzelnen, und zwar in um so höherem Grade, je größer seine Persönlichkeit ist. Bei einer Volkspersönlichkeit, die ein Jahrhundert lang fast ohne Ausnahme di« ausschlaggebende Stimme in allen Weltfragen be sessen hat, muß eine solche Zeit nothwendig einen Wendepunkt in der Volksgeschichte bedeuten. Einem Kinde nimmt Niemand seine Ausgelassenheit und Wildheit, ja selbst gröbliche Ungezogen heiten ernstlich übel. Man läßt es gewähren und gönnt ihm die Freiheit, sich auSzutoben. So hatte auch Europa von England bisher Alles hingenommen, als ob das nur selbstverständlich wäre. Aber daS ward in den Flegeljahren anders, zumal England sich in ihnen ungeberdiger und unleidiger geberdete, als man selbst von einem unartigen Kinde hätte erwarten sollen. Die Bauern- schaaren Südafrikas antworteten sogar auf Englands Unge zogenheiten mit kräftigen Hieben. Mit dieser ernsten Belehrung über den Ernst des Lebens sind Wohl auch die Flegeljahre vorbei. Jetzt beginnt für England ein« Zeit, in der es S e l b st z u ch t zu üben gilt, diejenige Eigen schaft, die dem englischen Volke als Ganzem immer besonders schwer geworden ist, obwohl der einzelne Brite wohl Anlage dazu hat. Mrd eS dieser Aufgabe schon heute gewachsen sein, oder wird e» am Schluffe seiner Flegeljahre erst noch mehr Hiebe bedürfen, um eS zu einem gesitteten Gliede der Staatengesellschaft heranzubilden? So fragt ein Mann, der ein volles Jahrzehnt im wissenschaft lichen und gesellschaftlichen Leben Englands mitten inne ge standen hat, der Bonner Gelehrte vr. Alexander Tille, in seinem instructiven, hochaktuellen Werke „Aus Englands Flegeljahren*, daS soeben im Verlage von Carl Reißner (Dresden und Leipzig) erschienen ist. vr. Tille, dessen Ausführungen wir im Wesent lichen gefolgt sind, war bekanntlich Docent an der schottischen Universität Glasgow, an die man ihn berufen hatte. Mitten im Boerenkriege wurde er, als die chauvinistische Erregung gegen Deutschland jenseits deS Canals ihren Gipfelpunkt erreicht hatte, — ähnlich ging eS zwei anderen deutschen Professoren —, vom schottischen Straßcnpöbel thätlich beleidigt, worauf er kurzer- Hand sein Lehramt niederlegte und in die deutsche Heimath zuriickkehrte, der er niemals untreu geworden war. vr. Tille, dem seine übelen Erfahrungen im„ gastlichen* Eng land sein objektives Urtheil nicht im Geringsten getrübt haben, antwortet aus die Frage, ob England schon jetzt besserungsfähig sei, nicht sehr zuversichtlich. Wie der englische Kaufmann, meint er, nicht daran denkt, auf die neuentwickelten Verhältnisse des Weltmarktes volle Rücksicht zu nehmen, wie der englische Fabri kant der Ansicht ist, daß er in Art und Preis seiner Maaren über di« Anforderungen erhaben sei, die fremde Bedürfnisse stellen, so weigert sich der britische Arbeiter, sich den neuen wirthschaft- tichen Bedingungen zu beugen, und opfert lieber noch Hunderte von Millionen in nutzlosen Lohnkämpfen, als daß er den Grund für den Stillstand in sich selbst sucht. Während aber solchem wirthschaftlichen Gebühren die Straf« immer ganz von selbst auf dem Fuße folgt, indem sich die Rückwirkung des Welthandels, der Weltwirthschaft und deS heimischen ArbeitSmarktes auf solche Reizungen mit unfehlbarer Sicherheit einstellt, ist daS auf poli tischem Gebiet» ander». Hier bedarf e» erst deS bewußten Auftretens einer anderen Macht, um die Anmaßung eine» Volke» in die gehörigen Schranken zuritckzuweisen; und in der ffkegel ist «in« solche Zu- Deutsches Reich. Berlin, 23. Januar. (Die Vertheilung der Rechtsanwälte im deutschen Reiche.) Es ist sehr interessant, aus der jüngsten Statistik der Rechtsanwaltschaft in Preußen und im deutschen Reiche festzustellen, wie die Zunahme bezw. Abnahme sich auf die verschiedenen Gebiete vertheilt. Im Jahre 1900 haben die Eintragungen neuer Anwälte die Löschungen um 117 überwogen, während die Zunahme im Jahre vorher nur 89 betragen hatte, so daß also wiederum eine Steige rung der Zunahme zu constatiren ist, wenn auch freilich nicht in dem Maß«, wie in vielen früheren Jahren. Der Löwenantheil der Zunahme entfällt auf Preußen, nämlich 73, während alle übrigen Bundesstaaten zusammen nur 44 Anwälte mehr be sitzen, als im vergangenen Jahr«. Preußen hat also rn etwas stärkerer Weis« an Anwälten zugenommen, als es dem Verhält nisse seiner Bevölkerung zu derjenigen der übrigen Bundesstaaten entspricht. Es ist nun interessant, festzustellen, daß sowohl in Preußen, wir im Reiche diejenigen Gebiete, in denen I n - dustrie und Handel besonders entwickelt sind, ein« zum Th«il nicht unbedeutende Zunahme an Anwälten zu verzeichnen Haben, während in allen Gebieten mit starker agrarischer Bevölkerung eine Stagnation, ja vielfach eine Abnahme der Zahl der Anwälte ru verzeichnen ist. In Preußen ist der Berlin und sein- gew-rbreiche Umgebung umfassende Kammer- gerichtsbezirk der Hauptsih des Handels und zugleich «iner sehr starken Industrie, während die Rheinprovinz und Westfalen di« Centren der industriellen Bethätigung darstellen. Auf diese drei Provinzen entfällt nun oer Löwenantheil der Zunahme, denn in ihnen hat sich die Zahl der Anwälte um 63 vermehrt; außer ihnen haben überhaupt nur noch Schlesien und di« Provinz Sachsen, die ja beide auch eine sehr starke Industrie aufweisen, eine einigermaßen nenncnswerthe Zunahme an Anwälten er fahren. Ganz anders ist das Bild in den überwiegend agrarischen Provinzen. Von ihnen hat überhaupt nur Westpreußen «ine Zunahme zur verzeichnen, und zwar um einen ganzen Anwalt; in Schleswig-Holstein, Ostpreußen und Posen stimmen Zunahme und Löschungen genau überein, iu Pommern und Hannover end lich überwiegen die Löschungen um 9 Anwälte, so daß die vor, wiegend agrarischen Provinzen eine Abnahineum 8 Anwälte zu verzeichnen haben, die sich a u f 18 st e t g e r t, wenn man da» zwar nicht politisch, aber wirthschaftlich zum preußischen Osten gehörende Mecklenburg hinzurechnet. Was die größeren Bundesstaaten anbelangt, so ist inSachsen, Laden, Hessen und den Hansestädten Industrie und Handel verhältniß- mäßia stärker entwickelt, als in Bayern und Württemberg. Dem- mimätz ist auch in der erstgenannten Gruppe ein Ueberwiegen der Eintragungen über die Löschungen um 43 zu constatiren, welche Ziffer fast genau der Gesammtzunabme der Anwälte in den Bundesstaaten außer Preußen entspricht; in der zweiten Gruppe (Bayern und Württemberg) decken sich Eintragungen und Löschungen genau. Nach den Ergebnissen der letzten Volks zählung haben nun -di, agrarischen Gebiet«, wenn auch durch« schnittlnh nicht in demselben Maßstabe wie bi« industriellen, an rückweisung nicht ohne blutigen Strauß zu erreichen. Englands Vorthcil scheint eS kaum darauf hinzuweisrn, einen solchen Zu sammenstoß durch Herausforderungen möglichst zu beschleunigen, denn es hat dabei mehr zu verlieren, als jeder andere Staat. Aber es ist sich selbst schwerlich dessen bewußt, in welchem Maße es in seinen Flegeljahren die europäische Stimmung gegen sich aufgebracht hat. Sollte es in dieser Periode s«in«S Lebens gelernt haben, daß es nicht allein auf der Welt ist, sondern daß andere Völker mit gleichem Nachdrucke Plätze an der Sonne beanspruchen, dann wären auch diese Flegeljahre nicht vergeblich gewesen. Seine leitenden Staatsmänner mögen sich davon überzeugt haben, daß sie für die Zeit, während der Englands Streitkräfte in Süd afrika gebunden sind, eine schöpferische Rolle an keinem Puncte der Erde spielen können. Aber das englische Volk steht dieser Erkenntniß heute vielleicht ferner, denn je. Wenn das England von heute nicht plötzlich die Entwickelungsrichtung verleugnet, die sich im letzten Jahrzehnt bei ihm herausgebildet hat, dann wird es eines Tages in blutigem Kampfe entschieden werden müssen, ob England Alles gehören soll, oder ob Raum für Alle auf der Erde ist. Wirthschaftlich sieht man in Deutschland seinen ärgsten Feind und hält sich durch ihn am innersten Marke ge schädigt. Es ist also nicht unmöglich, daß einmal die Frage auf des Schwertes Spitze gestellt wird, ob von den europäischen Ger manenstaaten Deutschland mit seinen 56 Millionen Menschen oder Großbritannien mit seinen 41 die erste Stelle cinzunehmen bat. It' trvn men ricko ou borskhuclc ono must ricko iu krönt. Jeder Deutsche wird wünschen, daß dieser Entscheidungs kampf so weit wie möglich hinausgeschoben werde, oder daß es nie dazu kommen möge. Auch in Rußland und Frankreich hat Großbritannien mächtige Concurrenten, und es ist sehr frag lich, ob unsere reizbare Nachbarrepublik ein zweites Faschado ruhig hinnimmt, und es ist ebenso fraglich, ob England, wenn es sich nicht selbst aufgeben will, den russischen Schneeball in Asien zur erdrückenden Lawine anwachsen lassen kann. zwischen Rußland und Cbina abgeschlossenen, die Manvschur« betreffenden Arrangement vor zwei Monaten in die Oefsent» lickkeit gelangte, wurde darauf bingewiesen, daß eS sich einfach uni eine Vereinbarung bandelte, welcher zufolge in dieser Provinz chinesische Gouverneure eingesetzt, be ziehentlich wieder ciugesetzt werden können. Rußlands Zustimmung zur Wiederaufnahme der Localverwaltung vurch chinesische Behörden deutele klar an, daß eS die Lasten der Verwaltung nicht auf sich nehmen wollte. Es war nur eine Consrquenz der über die Provinz Mukden getroffenen Vereinbarung, daß Hofratb Korostowetz beauftragt wurve, sich mit dem ehemaligen Gouverneur dieser Provinz, der seme früheren Functionen wieder übernehme» sollte, über die Bedingungen zu verständigen, unter denen er sein Amt auszuüben Härte. Dieser Gouverneur war, als die russischen Truppe» einaerückl waren, an die mongolische Grenze ge flohen und ist nunmehr nach Mukden zurückaekehrt, um die Verwaltung unter den vereinbarten Bedingungen wieder zu übernehmen. Der von ihm und dem Hofrath Korostowetz unterzeichnete „moäus vivendi" hat sonach nur einen localen und provisorischen Charakter und eS muß neuerdings betont werben, daß er durchaus nicht al« ein Vertrag anzusehen ist, der die politischen Verhältnisse der gesammten Mandschurei, geschweige denn die staatsrechtlichen Verhältnisse dieser Provinz zum gesammten chinesischen Reiche verändern würde. Mau muß dabei auch berücksichtigen, daß Herr Korostowetz nur ein dem Chef der russischen Verwaltung der kleinen Halbinsel von Kwantur.g — dem Gebiete auf dem sich Port Arthur und Talienwan befinden, welches vor etwa drei Jahre» von China an Rußland pachtweise über lassen wurde — zugetheilter Beamter ist. Verdächtige Truppenbewegungen. * Peking, 18. Januar. (Agencr HavaS.) L5000 Man» regulärer chinesischer Truppe» haben sich tu der Nähe von Tschentingfu angesammelt. Sie stehen einen TageSmarlch vcu den französischen Trupp«» entfernt General Boyron hat Anstalten getroffen, sie zu beobachten. Der sranzösische Ge» sandte Pichou hat au Prinz Tsching und an Lr-Hung-Tschang ein in entschiedenem Tone gehaltenes Schreiben gerichtet, in dem er verlangt, daß die Chinesen sich sofort zerstreuen. * Peking, 22. Januar. (Agenzia Stefani".) Ein gemischte- Bataillon italienischer Truppen unter dem Befehle deö Major- Manusardi ging am 18. Januar nach Mahfung und Tingkusien ab, um die Boxerbanden jener Gegenden zu zer streuen. Ter Rückkehr der Truppen wird am 24. Januar entgrgen- gejehen. Ihr Gesundheit-zustand ist gut. * Tientsin, 18. Januar. (Reuter.) Die Russen haben heute die Schanhaikwan-Eisenbahn an die Deutschen über geben. * Shanghai, 22. Januar. (Agenzia Stesani.) Elf See räuber, die von italienischen Schiffen ergriffen norden waren, sind heute hin gerichtet worden. Der Gouverneur sprach dem Admiral Candiani seine Tankbarkcit für den der Schifffahrt geleisteten Dienst auS. Bezugs.Preis Ar der Hanptexpedttion oder den im Stadt bezirk und den Vororte« errichteten Au»- aabekeve« 'bgehdlt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung iu« Hau- 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljähn. ^ll S. Mau avmnnrt ferner mit «ntsprecheudem Postaasschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Eg'ptr». Für all« übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di». Expedition diese» Blatte» möglich. Die Morgrn-Au-gabe erscheint um V,7 Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. Ne-action und Lrveditiorr; Johannisgasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Sortim. UniversitätSstraß» S (Paultnum), Laut» Lösche, Katharinenstr. 14, part. und König-Platz Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug .ch 60.—, mit Postbesördrrung 70.—. Die Wirren in China. Au» Prt«r»buxg geben der „Pol. Corr.* von unterrichteter Seit« über da« jüngste russisch-chinesische Uebereinkomme» nachstehend« weiter« Bemerkungen zu: Um die Umstände, unter denen da» Uebereinkommen betreffend einen „mocku» vivenäi" für die provisorische Verwaltung von Mukden, zwischen dem chinesischen Gouverneur von Mukden und dem lussiscken Hofraib Korostowetz abgeschlossen wurde, nach Gebühr zu würdigen, muß man folgende Thatsacben in Betracht ziehen. Schon al« da« Gerücht von eine« Bevölkerung zugenommen; ja, manche industrielle Gebiet«, wie beispielsweise daS Königreich Sachsen, haben sich weniger be völkert, als man angenommen hatte, während in Bayern und Württemberg die Bevölkerungszunahme größer war, als in dem oorangegangenen Jahrfünft. Hält man damit die Zunahme bezw. Abnahme der Anwaltschaft zusammen, so ergi«bt sich, daß ditsenichtsowohlschlechthinvon der Bevölke rn ngSzunahme, als von der Art der Bethäti- qung der Bevölkerung abhängt. Mit anderen Worten: auch bei den Anwälten ist sozusagen eine Landflucht zu constatiren. Nun steht man heute ganz und gar nicht mehr auf dem Standpunkt« Friedrich's des Großen, der bekanntlich die Advocate« am liebsten mit Stumpf und Stiel ausgerottet hätte. Man ist vielmehr zu der Erkenntniß gelangt, daß der Be völkerung eines Bezirkes wirthschaftlich« Nachtheile erwachsen, wenn es ihr unmöglich ist, den Rath eines Anwaltes zu finden, bezw. wenn ihr dies nur auf brieflichem Wege oder durch kost spielige Reisen ermöglicht wird. Man wird es also nur be dauern können, daß die Vertheilung der Anwälte auf das Reich ein« immer ungleichartigere wird und daß die mehr ländlichen Bezirke sich immer mehr von Anwälten entblößen. -i- Berlin, 23. Januar. (Unterstützungen für An gehörige von Mannschaften de» ostasiatischen Expeditionskorps.) Nach dem Gesetz vom 28. Februar 1888 ist die Gewährung von Unterstützungen im Falle der Bedürftigkeit auf die Angehörigen derjenigen Mannschaften de« ostasiatischen CxpeditionScorpS beschränkt, welche au« dem Beurlaubtenstande in dasselbe eingetreten sind. Aus geschlossen ist die Gewährung von Unterstützungen an die Angehörigen derjenigen Mannschaften, welche auS dem activen Dienststand in da« CxpeditionScorpS übergelreten sind. Wenn nun, wie bereits gemeldet worden, der preußische Krieg-minister bekannt macht: „Für die Angehörigen der früheren Unterossicier« de« Friedens standes ist durch 8 30,3 K-Besold.-V. gesorgt. Ja Fällen, in welchen bei den Angehörigen der übrigen au« dem activen Dienststande hervorgegangenrn Mannschaften infolge deS UebertrittS der letzteren in daS Exp-dition-corp« eia besonders ernster Nothstand eingetreten ist, welchrr auf anderem Wege weder behoben noch gemildert werden kann, sind Unterstützungsgesuche von den Bezirk»- commando» auf dem Dienstwege dem Krieg-Ministerium vor- zulegcn. Da« letztere wird, so weit die hierfür verfügbaren Fonds reiche», Unterstützung gewähren, bez. solche allerhöchste» Orte» beantragen —" so fordert diese Maßnahme in mehrfacher Hinsicht die Kritik heran«. An erster Stelle muß «S auffallen, daß der KriegSminister die Abhilfe eine« NothstandeS bei Angehörigen de« Ostasiatischen ExpeditionScorpS „auf anderem Wege" zunächst erwartet, obwohl doch da- AriegSministe- rium vor allen anderen Instanzen sich verpflichtet fühlen sollte, in solchen Nothfällen auszubelfen. So dann ist zu bemängeln, daß dem Krregsmioister nicht schon ein Nothstand, ja selbst nicht ein ernster Nothstand genügt, um seinerseits einrugrrifen, sondern daß erst ein „besonders* ernster Nothstand constatirt sein muß, ehe das KnegSministrrium um Unterstützung angegangen werden darf. Selbst daun aber will der KriegSminister Unterstützung nur gewähren, „so weit die hierfür verfügbaren Fond« reichen". In dem vorliegenden Falle scheint aber die Beschränkung auf die verfügbaren Fonds nicht zulässig zu sein, vielmehr ist es unseres Erachten« Vie Pflicht deS Kriegsministers, für die Beschaffung aus reichender Fond« auf dem Wege der Gesetzgebung Sorge zu tragen. Die ganze Bekanntmachung des KriegS- ministerS trägt wieder den Stempel übertriebener Sparsam keit, die im deutschen Reiche in Bezug auf die Fürsorge für Verhältnisse, die auS der allgemeinen Wehrpflicht sich ergeben, von der Regierung beklagenswerther Weise beobachtet wird. ES sei nur an die Frage der Invalidenversicherung erinnert. Hoffentlich wird die obige Bekanntmachung deS Kriegsminister» auch im Reichstage bei der Verhandlung deS Gesetz entwurf» über die Versorgung der Theilnehmer an der Ost asiatischen Expedition und ihrer Hinterbliebene» zur Sprache gebracht. H Berti», 23. Januar. (Telegramm.) AuS Anlaß deS Ablebens der Königin von England wehen die Flaggen der in den heimischen Gewässern befindlichen Kriegs schiffen bi« zum Beisetzungstage halbmast. (-) derltn, 23.Januar. (Telegramm.) Der „Reich», an zeiger" schreibt anläßlich de» Tode» tzer Königin von England: „Mit den vielen fürstlichen Familien, die durch den Heimgang der ehrwürdigen Monarchin in tiefe Trauer versetzt worden sind, beklagt unser Herrscherhaus den Verlust der erlauchten Gr-öni utter de» Kaiser» und Mutter der Kaiserin Friedrich. Die deutsche Nation schließt sich der Trauer deS britischen Reicher um die von ihrem Volke wahrhaft geliebte Königin an, deren Name iu der Geschickte ihrer Staaten immer fortleben wird.* — Die „Nordd. Allgein. Ztg* sagt in dem Nachrufe, den sie ver Königin widmet: Neben der staat-klugen Ausübung der verfassungsmäßigen Rechte besaß die Königin dank ihrer gleichsam schon geschichtlich gewordenen Persönlichkeit, ihrer politischen Begabung und reichen Lebenserfahrung, sowie ihrer vielfachen verwandtschaftlichen Beziehungen zu fast allen regierenden Häusern eme Stellung wie vor ,br keine Königin England-. Unsere Gedanken wenden fick tbeilnahm«voll dem königlichen Hause und dem Volke England- zu. Der deutsche Kaiser bracht« seiner erlauchten Großmutter eine berzliche Luneiguua entgegen. Auch letzt reiste der Kaiser auf di« Nachricht von der schweren Erkrankung sofort nach O-borne, zugleich «l« Vertreter der Kaiserin Friedrich. Wen» in de» poli tischen Beziehungen Deutschland- und E»glo»dS nach vvrübergehrndenTrübungen immer wieder AvS Maß gegenseitiger Rücksicht und Vertraue» her gestellt worden ist, da« zwei Culturvölker «it vielfach verflochtenen, werthvollen Beziehungen schwer entbehr«», so wurde die« durch die auf die Erhaltung von Fried« »,d Freundschaft gerichtete» Anschauungen per Aß»iai, öfter« erleichtert, niemals durchkreuzt. Gch Der Krieg in Südafrika, t vom Kriegsschauplätze in Transvaal kommt die Meldung, daß auf beiden Seiten mit größter Aktivität gerüstet und operirt wird, und daß dabei die Beeren die Nachbarschaft von Pretoria für die britischen Truppen immer unsicherer machen. In der Nähe von Johannes burg erschien ein kleines Commando ganz überraschend in dem Orte Brakpan, in welchem sich die großen Elektricität«-Werke befinden, die einen bedeutenden Tbeil des RanddistricteS mit elektrischer Triebkraft versehen. Diese Werke wurden von den Boeren mittels Dynamit zerstört, was natürlich einen empfindlichen Schaden für die Minen im WitwaterSrand bedeutet. — Gleichzeitig ist Brakpan der bedeutendste Kohlengruben-Bezirk von ganz Südafrika und der Angriff der Boeren resp, die Occupation und Zerstörung der Werke beweist znr Evidenz, daß die Engländer nicht einmal im Stande sind, die Minen in der nächsten Nachbar schaft von Pretoria nnd Johannesburg hinreichend zu schützen und vor feindlichen Angriffen zu bewahren. Die Stadt Helvetia in der Nähe von Machadodorp, welche erst ganz kürzlich den englischen Truppen wieder einmal verhängnißvoll gewesen ist, wurde am 20. Januar neuerdings von den Boeren angegriffen resp. unter Feuer genommen, allerdings erfolglos — wie Kitchener berichtet. Der Lord-General sagt jedoch nicht einmal, baß die Feinde mit blutigen Köpfen nach Hause geschickt wurden oder ob sie überhaupt sich noch fernerhin in bedrohlicher Nähe jenes TheileS der Delagoa-Bahn aufbalten. Aus Pretoria wird unterm 21. d. Mts. gemeldet, daß schon am 17. Smithfield und Rouxville geräumt worden sind und auf Befehl Kitchener's nicht nur die Garnisonen, sondern auch die gesammte Bevölkerung sich nach Aliwal North zurückgezogen haben. Wer Andern eine Erube gräbt . . . Eine der in letzter Zeit immer häufiger werdenden Depeschen der Reuter-Agentur, die für die Engländer unangenehme Einzel heiten vom Kriegsschauplatz erst nach mehreren Tagen oder Wochen melden, ist am 21. d. Mts. in London eingetroffen. Sie berichtet, d a ß a m 14. d. M t s. Leutnant Wallace vom North Lancashire-Regiment mit einigen Unterofficieren und etwa 5 Mann Neuseeland-Artillerie damit beschäftigt war, einige Minen anzulegen, mittels deren etwa angreifcnde Boeren aufs Schleunigste ins Jenseits befördert werden sollten. Die Mann schaft hatte eben eine tiefe Grube gegraben und mit Sprengstoffen gefüllt, die durch einen kleinen Hebel zur Explosion gebracht wer den sollten. Während die Soldaten >den Sprengstoff mit Rasen bedeckten, um die Mine von ihrer Umgebung nicht abstechen zu lassen, drückte der Rasen so schwer auf den Hebel, daß die Mine explodirt« und dem Leutnant Wallace mit seinen Gehilfen das Loos bereitete, das sie ihren Gegnern vorbereitet hatten. AuS verläßlicher, dem Londoner Hofe nahestehender Quelle verlautet, daß Präsident Krüger am Sonntag ein Telegramm an die Königin von England richtete, in dem er seiner herzlichen Tbeil- nähme an ihrer Krankheit Ausdruck gab und beifügte, er werde an diesem Tage noch besonder- innig zu Gott beten: ER möge das Leben der Königin noch lange zum Wohle ihrer Völker und zur Förderung des Frieden» erhalten. Annahmeschluß für Anzeigern Ubevd-An-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gäbe: Nachmittag« 4 Uhr. Vet den Filiale« und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Ureigen sind stet- an die Ervehitirs zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» AbeudS 7 Uhr.
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