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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010129023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901012902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901012902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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- Tag1901-01-29
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Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SS Lf. Reklamen unter dem Redactionsstriq (»gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuannahme 25 H (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Iinnadmeschluß für Äuzrigeu: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe' Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet oon früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- iu Leipzig. Jahrgang. Dienstag den 29. Januar 1901. Ferrölletsn 241 trifft sie lein Borwurf daran, daß sie ihn so spät Sie kommt trauernd, tiefgebeugt, arm, Verlagen und Aon denjenigen franjiisischen Blättern, die in guten Beziehungen zum Husi 6'Orsa^ stehen, werden anläßlich der Thronbesteigung König Eduard's Äunnhrruttgsvcrjnchc an England gemacht, die in Deutschland Beachtung verdienen. Der Professor richtete sich langsam auf und nickte mit dem „Also hat sie den Weg doch noch gefunden!" sagte er iöpfigen, aber körperlich doch gleich den meisten Gelehrten recht energielosen Stubenmenschen gehalten. Daß der Ehrgeiz, der Forscherdrang, der Gerechtigkeitssinn aus ihm in diesem harten Winter «inen wirklichen Mann dec That gemacht hatte, das wollten sie zunächst kaum für möglich halten. Umgekehrt war die Bestürzung Wurmspach's originell, der es nicht glauben wollte, daß der Mann, mit dem er da auf furchtbaren Felsen graten und Gletscherspitzen herumgekrochen war — ein Professor sein sollte! Die Professoren hatte sich der wackere Wurmspach nämlich ganz, ganz anders gedacht. Einer der Fremden stellte den Windgällern in Aussicht, daß er ein paar ihm befreundete couragirte Bergsteiger auf die großartigen Touren tm Brand eisgletschergebiet aufmerksam machen werd«. Wenn voraus sichtlich auch keine Zahnradbahn die Thalmüden von hier aus auf zene himmlischen Höhen hinanfschleppen werd: — Windgäll werde sich Uber Mangel an Gästen in den nächsten Sommern nicht zu beklagen haben, jetzt, wo die Zwylerhütte den Aufstieg in die Eisregion jenseits des dritten und vierten Tausends so be quem vermittle. „Ha, aber «ine Bitte möchte ich da noch vorbringen", sagt: darauf der Alt« — „möchte dann doch der Herr blos lauter solche Professors hrrschicken, wie den Herrn Zwyler." Ein paar Mal mußte Zwyler auch selbst den Besuch der Herren empfangen. Tein Gastfreund, der seit Elisabeths An kunft durch einen besonderen Boten täglich von Oderwald eine Zeitung besorgen ließ, hatte ihm die Artikel, die in Sachen der BundeSangelegenheit erschienen waren, gewissenhaft vorgelesen. Elisabeth hatte sich bei ihm nicht wieder blicken lasten. Er wußte überhaupt nicht, daß sie im Hause weilte. Dein« Genesung machte nur langsame Fortschritte. Die Stirnwunde war güt verheilt, aber die Einrichtung des Schulter gelenks ließ zu wünschen übrig. Mit den halsbrecherischen Hochtouren war eS jedenfalls endgiltig für ihn vorbei. Da er der angegriffenen Kopfnerven wegen nicht lesen durfte, so leistete Alexander ihm öfter Gesellschaft- Die beiden Menschen hatten einander wirklich lieb gewonnen und lernten einander bei den oft philosophisch angehauchten ernsten Gesprächen immer mehr als im Grunde gleichartig angelegte Naturen kennen. Als es dem Professor so weit gut ging, daß wenigstens die früher oft bis zur Unerträglichkeit sich steigernden Kopfschmerzen ausblieben, sobald äußere Geräusche oder längere Gespräche seine Aufmerksamkeit zu intensiv erregten, nahm Alexander auch wieder das Musiciren auf. Clavier spielte er nur mit mäßiger Fertigkeit; die Orgel war sein Lieblingsinstrument. Als es nach einer recht stürmischen Woche mit Schnee und l dicht verhüllten Bvrhaben zu eutfernen und Las Vaterland und die Stadt Berlin vor der großen Gefahr eines neuen theuren TenkmatS zu bewahren. Wenn alsdann der Vorschlag der „Kreuzzeitung" bereits Gesetzeskraft erlangt hätte, so würde die betreffende Nedactivn nicht in 'der Lage sein, diese Zujchrist ohne Genehmigung der Absender zu veröffentlichen, denn eS würde sich um den unbe rechtigten Abdruck eines Privatbriefcs handeln und da» im Geheimen rührig wirkende Unheil würde trotz der Keuntniß deS Grafen Limburg» Stirum nicht abgewandt werden können. Dieser Fall scheint unZ überhaupt typisch zu sein. Es gehört grade zu der Bedeutung und zu der Berech tigung der vollen Oeffentlichkeit im politischen Leben, das; durch sie im Geheimen arbeitende und die öffentliche Wohlfahrt gefährdende Ränke enthüllt und unschädlich gemacht werden. Gerade die Veröffentlichung von Privatbriefen, die natürlich alZdann immer ohne die Zustimmung LeS BcicsschreiberS erfolgen wird, dürfte in vereinzelten Fällen das einzige Mittel Larstcllcn, um solche Näuke zu vereiteln. Es handelt sich natürlich um Aus nahm c fälle; aber eine Einschränkung dieser Möglichkeit einer Veröffentlichung auS Nothwehr oder im allgemeinen Interesse liegt nicht im Staatsinleresse." Daß der Vorschlag der „Kreuzztg." über Las Ziel Hinaus schießl, ist bereits von anderer Seite beton) worden. A'"r ter Fall, den die „Kölu. Zlg.' bier anführr, ist nickt bcweiS- trästig für die Frage, um die es sich eigentlich bandelt. Gras Limburg-Stirum war rechtmäßiger Besitzer Lcr Zuschrift, die er im Abgeordnetenhaus« verlaö; in den Fällen aber, deren Wiederkehr man verhüten möchte, waren die Ver- ösfentlicker von Privatbriefen auf krummen Wegen in den Besitz gelangt, auf Wegen, die mau verlegen möchte, aber mit den jetzigen gesetzlichen Bestimmungen nickt verlegen kann. Nun mag eS wobl Vorkommen, daß auch die Beröffentlickung von Privatbriesen, die auf solche Werse erlangt worden sind, im Interesse des Staates oder des Historikers liegt. Aber jedenfalls sind solche Fälle sehr selten und es ist mindestens sehr fraglich, ob man vieler seltenen Fälle willen gestatten soll, daß jede Veröffentlichung gefundener oder auf gehcrmniß- volle Werse entwendeter Prrvatbriefc vor Verfolgung sicher bleibe. Immerhin beweist das von der „Köln. Ztg." an gezogene Beispiel, daß die ganze Frage nickt so leicht zu lösen ist, wie diejenigen, denen die Veröffentlichung der Bueck'schen Briefe unbequem ist, annehmen. Sie Wirren in China. Ter Geburtstag Ser Kaiserin von China. Aus Peking, 1. December, wird uns geschrieben: Am heutigen Tage — nach chinesischem Kalender der 10. Tag des 10. Monats — vollendet die Kaiserin-Regentin ihr 65. Lebensjahr. Bisher fanden alljährlich zur Feier des Geburts tages der Herrscherin in Peking feierliche Gratulationen des Kaisers und der sämmtlichen hohen Würdenträger des Hofes, sowie wochenlange Theatervorstellungen statt, viele Rang erhöhungen und Auszeichnungen wurden verkündet, und eine Fülle kostbarer Geschenke wurde aus allen Thcilen de» himm lischen Reiches dargebracht. Diesmal ist in Peking von einer Feierlichkeit natürlich keine Rede, aber auch in dem fernen Hsianfu, der zeitweiligen Residenz des Hofes, scheint der Ge burtstag der Kaiserin ganz still begangen zu werden. Durch ein kaiserliches Edict vom 14. November werden alle vom Ceremonienamt in Vorschlag gebrachten Feierlichkeiten abgesagt. Das interessante Schriftstück hat in der Uebersetzung folgenden Wortlaut: „Das Ceremonienamt hat uns ein Programm für die zur Feier des Geburtstages I. M. der Kaiserin-Regentin abzuhalten den Festlichkeiten vorgelegt. Da nun unsere heilige Mutter durch die augenblicklichen Verhältnisse sehr niedergebeugt und traurig ist, wobei sie besonders das nothwendig gewordene Verlassen unserer von den Vorfahren überkommenen Hauptstadt mit Kummer erfüllt, hat sie keinerlei Neigung für irgend welche Fest lichkeiten und hat daher Befehl gegeben, jede Feier ihres Geburts tages einzustellen. Wir haben versucht, I. M. zu überreden, ihre Meinung zu ändern; das Einzige, was wir dabei erreicht haben, ist aber ihre Einwilligung, unsere Gratulation an der Spitze der Prinzen und Würdenträger des Hofes in der gewöhn lichen Audienzhalle entgegen zu nehmen. In Anbetracht des festen Entschlusses I. M-, wegen dec jetzigen kritischen Verhält nisse keinerlei Festlichkeiten an ihrem Geburtstage abzuhalten, würde es aufdringlich erscheinen, und einen Mangel an Mit gefühl zeigen, wollten wir weiter auf unserer Bitte bestehen; wir befehlen daher, daß die vorgeschlagenen Feierlichkeiten nicht statt finden sollen." * New Kork, 28. Januar. („Reutrr'S Bureau.") Nach einer Nachricht aus Peking vom 27. Januar herrscht ia der Provinz Schansi infolge der HuagerSnoth großes Elend. Tausend« von Eingeborenen starben. Der Hof hat angeordnet, daß große Mengen Reis vertbeilt werden. Die Gesandte« erhielten Berichte, daß die eingeborenen Christen anders, al» die übrigen Chinesen behandelt und schon bestraft würden, wenn sie betteln. Die Gesandten Conger, Sutow und Pichon erhoben darauf hin bei dem Prinzen Tsching und LI-Hung-Tickang Einspruch dagegen, daß solche Unterschiede gemacht werden. — Nach einem weiteren Telegramme aus Peking ordnet ein am 26. Januar erlasseoeS kaiserliches Edict an, daß alle chinischen Beamten und Soldaten bei Strafe der Enthauptung die Christen ebenso behandeln sollen, wie die übrigen Chinesen. vertheidigungsschiff (Typ Apraxin), 1 Transport-, 1 Schul- transporlschiff (Howalolswerke, Kiel), 2 geschützte große Kreuzer (Typ Bogatyr), 1 kleiner Kreuzer und 6 Torpedokreuzer L 350 Tonnen für die Schwarze-Meer-Flotte, schließlich 12 zer legbare Torpedoboote, die möglichst bis End« 1901 fertiggcstellt fern sollen. Weitere Torpedobootsbauten sollen nicht projectirt sein. Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. Januar. Auch die gestrige Sitzung des Reichstages ist zu Ende ge gangen, ohne daß das Haus zum Beschlüsse über den Titel „Gehalt des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern" ge langt wäre. Nachdem am Sonnabend das preußische Ab geordnetenhaus über die Getreidezollsrage de- vattirt hatte und vom Ministerpräsidenten Grafen Bülow Herz fassen und noch einmal eindringlich mit seinem Gastfreund über Elisabeth reden. Ueber Anna's Ausbleiben war zwischen ihnen noch kein Wort gewechselt worden — so tief es ihn verletzen mußte, nach den Versicherungen Alexander's, der ihm auf eine Nachricht von Elisabeth hin ihr bestimmtes Kommen in Aussicht gestellt hatte. Aber gleich das erste Wort Alexander's ließ es gar nicht dazu kommen. Während des Gottesdienstes war eine Nachricht von Anna Schwändi eingetroffen, die den Leidenden sofort wieder an seine Erdenpflicht erinnerte, und den verlockenden, lachenden Traum zrrflattern machte. Anna Schwändi war unterwegs hierher — ein Telegramm meldete ihre Ankunft für den Abend. Der Kopfe, bitter. „Es findet, hilflos. Arnold blickte den Geistlichen verwundert an. „Sie haben ausführlichere Nachrichten von ;yr — sie hat Ihnen ge schrieben?" Alexander verneinte stumm. Langsam entfaltete er ein Zeitungsblatt — die Nummer, die heute früh eingetroffen war. Auf der letzten Seite fand sich eine schwarzumränderte Trauer botschaft: Pie Anzeige von Schwändi'S Tod. Wortlos verharrten die Beiden lange Zeit. Sie brauchten einander nicht erst zu sagen, waS sie bei dieser düsteren Kunde empfanden. Ein würdig, fast stimmungsvoll geschriebener Artikel im Texte des Blattes gab Auskunft über die näheren Umstände, unter denen die Abberufung des am Leben und seinen Ge nüssen so zähe hängenden Mannes erfolgt war. Da» schwere Leiden, das ihn mit Unterbrechungen schon seit Fahren heimge« sucht hatte, habe bei seiner abnormalen körperlichen Beschaffen heit unfehlbar in den nächsten Monaten zu einer Katastrophe führen müssen — das habe bei der Section der Befund de» Herzens ergeben. Dir Erregung, die die Aufdeckung von Götz Orell's Betrug zur Folge gehabt habe, sei vielleicht an einer Beschleunigung seines Ende» schuld, al» die eigentliche Uxsckch« dürfte sie aber nicht angesehen werden. „. . . Immerhin liegt eine Art erlösender Gerechtigkeit in diesem jähen Ende!" äußerte sich der Artilelschrcibrr zuii^ Schluß. „Ist doch Schwändi damit vor der Tragik bewahrt worden, das Martyrium einer Opfrrthat auf sich zu nehmen, die an sich ihm weit über'» Grab hinau» ein ehrendes Anbenkr« Das neue Lahnproject. Roman von Paul Oskar Höcker. Nacvdruck VtrdoNn. Nachdem sie andern Tages die Gänge nach den verschiedenen Comptoiren erledigt hatte, in denen man sich für ihre Placirung zu intereffiren versprochen, stand es bei ihr fest: sic wollte noch einmal, ein letztes Mal, selbst nach Wängli! Abschied wollte sie von der Heimath nehmen, von; Bruder — und von dem lieben Leidenden, der nach dieser Stunde wohl überhaupt nicht wieder in ihren Gesichtskreis treten würde. Ja, sie ging mit sich ernstlich zu Rathe, ob sie sich (und vielleicht auch ihm) diese letzte liebe und doch so schwere Stunde überhaupt noch zumuthen sollte. Denn nur um so schmerzlicher und grausamer ward ja die Leere» die sie danach empfinden mußte. Nur über das Eine war sie sich klar: sie mußte Alexander zum Hüter über das Glück der Beiden bestellen! Dreizehntes Capitel. Anna Schwändi war noch nicht eingetroffen, als Elisabeth iu Wängli anlangte. Den Pfarrer hatte die vermeintliche Lauheit deS FräuleinS recht tief bekümmert und er fand die ängstliche Sorge seiner Schwester, die sich mit ihm gleich in der erstea Stunde völlig aussprach, fast verschwendet. Was mochte Anna zurückgehalten haben, hierher zu kommen? Drängte es sie nun plötzlich nicht mehr, Arnold s volle Ver zeihung zu erlangen? In Wängli sowohl als auch in Windgäll herrschte große Aufregung, seitdem die Commission erschienen war. Jetzt erst er fuhren die guten Leute, daß es mit der Bahn nichts ward, daß die Arbeiten des Fremden im Äegentheil geraoe hatten darthun sollen, daß di« Durchführung des Planes wegen der eigenthüm- lichen Formations und Gletscheroerhäftnisse ln den oberen, gerade den an sich schon schwierigen Partien der Trace ganz uno gar unmöglich sei. Die zu Schanden gewordene Hoffnung er hielt nur dadurch eine etwas rosigere Beleuchtung, daß daS Führerwesen an dieser Stelle nun endlich einen besseren Erwerb in Aussicht stellte. Die kühnen Aufstiege mit seinem Herrn, von denen Wurmspach den Fremden erzählt«, erregten deren unge- theilte Bewunderung. Einige von ihnen kannten den Professor Sie hatten ihn immer für einen zwax sehr klugen, sogar feuer- Regen wieder Frühling ward und man die Fenster öffnen konnte, so daß man 'ven Schall der kleinen Orgel mit ihren dünnen Pfeifen bis in die Krankenstube vernahm, spielte ihm der Pfarrer oft Händel und Bach vor, auch Heydn und Mozart. Den Professor überkam dabei in der Erinnerung an Ton stücke, die Elisabeth früher gespielt und die in seinem geistigen Ohre haften geblieben waren, ohne daß er sie mit Namen zu nennen oder auch nur anzudeuten wußte, eine wahre heiße Sehn sucht nach ihrem Geigenspiel. Sie hatte keinen sogenannten großen Ton gehabt — aber ein Hauch ihrer reinen Seele hatte aus diesem Gesang der Saiten ihn immer angeweht. Voll Rührung sprach er einmal darüber zu Alexander. Im Dämmer des nächsten Abends, als er aus einem Halb schlummer erwachte, klangen wundervolle Töne erschütternd unv doch wieder so besänftigend und labend an sein Ohr. Das Geigen spiel kam aus Alexander's Zimmer. Der Ton des Pfarrers be saß eine solche Ähnlichkeit mit dem seiner Schwester, daß sich dem Kranken — er wußte selbst nicht warum — die Augen feuchteten. Als der letzte Ton der Sonate verklungen, kam der Geistliche nicht wie sonst, wenn er aus dem Chor zurückkehrte, zu ihm herein, um mit ihm über sein LieblingSthema zu plaudern — die Musik und deren Meister —, sondern der Professor blieb auf sich selbst angewiesen. Die halbtaube Leneli, die ihm aufwartete, konnte er nicht zum Boten machen, so schrieb er denn mit seiner fast außer Uebung gekommenen Hand ein paar Dankeszeilen auf einen Zettel, den sie dem jungen Hausherrn hinüberbringen mußte. „Beethoven" müsse es gewesen sei». Er habe die Sonate ein mal gehört — an einem stillen Sommerabende im Garten der Frau Maclean — und am Fenster habe er dabei die süße Gestalt der Zauberin schauen dürfen, die diese Melodien wie einen Traum aus höheren Sphären auf ihn niedergesenkt habe. „Dank für Ihr Spiel, lieber Freund!" schloß oas Billct. „Es hat mich an meine Jugend, mein Glück, meine Liebe erinnert — jubelnd und schmerzlich zugleich — denn nun ist Alles verronnen!" Anderen Tages sprachen sie nicht darüber. Aber Abends wiederholte sich der stimmungsvolle Vortrag — und wiederum klang in sein stilles Kämmerlein eins der sphärenhaften Meister stücke zu ihm empor, dk damals in Wien, von Eftfabedy bervor gezaubert, sein wonnigstes Entzücken gebildet hatten. Sein Dank war noch inniger, noch bewegter al» der am Tage zuvor. Am nächsten Vormittag — ein Sonntag war's, und der Pfarrer kam von der Predigt herüber — wollte er sich endlich ein „Figaro" kleidete einen solchen Versuch in eine geschickte Umschmeichelung des bisherigen Prinzen von Wales, die einem ungenannten hohen Diplomaten in den Mund gelegt wurde. Noch offener geht das „Journal des Döbats" in einem Leitartikel mit folgendem Gedankengange zu Werke: Die Meinung, daß zwischen England und Frankreich wegen der fran zösischen Colonialpolitik Gegensätze vorhanden seien, sei irrig; denn Frankreich sei in Bezug auf coloniale Erwerbungen saturirt und habe sich mit England bereits auseinandergesetzt; Frankreich habe vor Allem auf seine Stellung in Europa Bedacht zu nehmen und deshalb einen Gegensatz zu England zu vermeiden. Das russisch-französische Bündniß bedinge einen solchen Gegensatz nicht, weil England und Rußland sich über Asien ebenso ausein andersetzen könnten, wie England und Frankreich über Afrika. — Ob die letztcreAuseinandersetzung wirklich schon stattgefunden hat, und welche Schwierigkeiten der ersteren Auseinandersetzung im Wege stehen, bleibe hier ununtersucht. Heute kommt es nur darauf an, den Contra st aufzudecken, in dem Kundgebungen wie die berührten zu der B o e r e n s r c u n d l i ch k e i t stehen, die in Frankreich vor Kurzem so lärmend an den Tag trat. Ueber den russischen Marineetat für IWl wird uns von sach kundiger Seiie geschrieben: Aus den, wie meist, spärlich fließen den Nachrichten über die russischen Voranschläge für Marine ausgaben pro 1901 läßt sich das Folgende zusammenstellen: Der Marineetat verlangt für 1901 97 097 666 Rubel (209 730 958 Mark). Gegen 1900 also ein Mehr von 9 532 966 Rubel (20 591206 cM. Hierbei ist jedoch noch zu berücksichtigen, daß aus Sondercrediten, die aus den 1898 festgelcgten Flottenbau- vlänen stammen, pro 1891 eine Summe von ca. 10 Millionen Rubel (20,59 Millionen Mark) für Schiffsneubauten liquid sein wird. Es hat den Anschein, als sollten alle auf nicht russischen Werften im Bau befindlichen oder zu ver gebenden Neubauten aus diesen oder anderen Sondercrediten bezahlt werden. Während der Etat im Jahre 1897 58 Millionen betrug, ist er für 1901 auf 97 Millionen Rubel gestiegen. Uebcrdies standen in der Zwischenzeit an Extracrediten in Summe 115 Millionen Rubel zur Verfügung. Das Mann schaftspersonal betrug 1897 37 000 Köpfe, soll Ende 1902 aher auf 62440 Kopte gekrackt se«n. Das bedeutet eine Vcrnitiftung oon zwei Dritteln rm Laufe von fünf Jahren. Es scheint ;edoch schwer zu halten, der starken Vermehrung des Mann.schaftspersonalS eine entsprechende an Officieren folgen zu lassen. An Kosten für S ch i f f s n e u b a u t e n auf russischen Werften sieht dec Etat pro 1901 incl. Ausrüstung, Maschinen und Panzern, aber excl. Artillerie, die Summe von 25 667 300 Rubel vor (55 441 368 <-M- Di« Kosten für Schiffsneubauten auf ausländischen Werften sind, wie schon oben gesagt, hierin nicht einbegriffen. Für beabsichtigte Neubauten und Modernisirungen sind 2,6 Millionen Rubel veranschlagt. Rußland hat 9 L i n i e n s ch i f f e im Bau, davon 2 auf nicht russischen Werften, nämlich zu Toulon und Philadelphia je 1 (Retrisan und Zessarewitsch); das letztere Schiff soll 1904 fertig sein. Von der 1898 bis 1904 projectirten Zahl von 8 neuen Linienschiffen sind 7 bereits in Auftrag gegeben. Ob das fehlende achte 1901 noch in Angriff genommen wird, erscheint ungewiß, da der Etat keine Summen hierfür vorsieht und auch die Extracredite voll in Anspruch genommen sein dürften. Außer diesem Linienschiff dürfte noch ein weiteres für die Schwarze-Meer-Flotte projectirt sein. Im Bau ist ferner ein Panzerkreuzer (zu Toulon), der 1901 fertig werden soll. An großen Kreuzern sind rm Bau oder vergeben 9 ge schützte, davon 3 auf nichtrussischen Werften (Stettin, Kiel, Philadelphia). 3 geschützte kleine Kreuzer sollen bis 1902 fertig werden, davon 2 auf nichtrussischen Werften (Danzig und Kopenhagen). Projectirt sollen ferner sein: 1 Küsten- Wortführer der Conservativen mackte von dieser Zuschrift öffent liche Mittheilung, um die königliche SlaarSregirrung dringend Lavor zu warnen, auf die Sache einzugehen, da er eine Wieder holung der SckloßfreiheitS-Lotterie nicht erleben möchte. Wenn nun Graf Stirum LaS Unglück hätte, nicht Volks vertreter zu sein, und also nicht in Ler Lage wäre, diese Zuschrift von der Rednertribüne des Abgeordnetenhauses zu verwerthrn, so würde er doch bei seinem berühmten Streben, die UN» »»„, " preußischen Traditionen zu hüten, und bei seiner schon anläßlich des dahin belehrt worden war, daß die preußische Regierung für > Denkmals für den jungen Goethe in Straßburg im deutschen einen „ausreichenden und deshalb entsprechend zu erhöhenden i A « chstage bewährten Abneigung gegen theure Denkmäler gewiß Zollschutz für die landwirthschaftlichen Products" eintretcn werde, j so^rt die Redaction seines Leibblattes gebeten haben, jene böie war freilich vorauszusehen, daß gestern im Reichstage sehr I § zu veröffentliche», um damit Le,, Schleier von dem bisher wenig von dem auf der Tagesordnung stehenden Etatstitel, um j ' " so mehr aber von landwirthschaftlichen Zollfragen die Rede sein würde und daß die in der zweiten preußischen Kammer nur spärlich vertretenen Gegner jeder Erhöhung der Getrcidezölle ihre günstiger« Position im Reichstage ausnützen lviirden, um ihrem Zorn« über di« preußischen „Brodvertheuerer" Ausdruck zu geben. Und so geschah es denn auch. Die Art, in der die Herren Singer und Steinhauer dies thaten, war freilich am wenigsten geeignet, die preußisch: Regierung zu veranlassen, von ichrer Absicht, der Landwirtschaft ausreichenden und deshalb ent sprechend zu erhöhenden Zollschutz für ihre Produkte zu sichern, abzugehen. Im klebrigen fehlte den Rednern jeder sichere Boden für ihre Ausführungen, denn erst die in baldige Aussicht ge stellte Zolltarifvorlage kann Klarheit darüber bringen, was Graf Bülow unter einer „ausreichenden" Zollerhöhung versteht. Für den Staatssekretär des Innern war eigentlich das Ab schweifen von dem eigentlichen Thema rech! angenehm, denn es beschränkte seinen Gegnern die Gelegenheit, ihm selbst etwas am Zeuge zu flicken. Er hatte mehrfach im Namen des Reichs kanzlers zu sprechen, dessen Erklärung zu verteidigen und sich dadurch gerade diejenige Stelle zu verpflichten, di: man gegen ihn aufbringen möchte. Er lieferte einen Beweis dafür, daß er seinen guten Humor wiedergewonncn hatte, als er erklärte: „Ich weiß zwar, daß mein Ressort sehr groß ist, aber daß es so um fangreich sei, hab: ich erst durch die Debatten der letzten Tage erfahren." Das Hau» nahm diese Wort: mit Heiterkeit aus, obgleich cs dazu keinen Anlaß gehabt hätte, denn der ironische Ausspruch enthält ein Urtbeil über den Gang der Debat.e, das nichts weniger als schmeichelhaft ist. Und kommt auch heute die bandwurmartige Debatte über den Etatstiiel „Gehalt des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern" noch nicht zu Ende, so darf das Haus sich weder darüber wundern, noch be klagen, wenn Graf Posadowsky noch deutlicher wird und seiner Mißachtung des zwecklosen Geschwätzes noch unzwei deutigeren Ausdruck giebt. Im Lande ist man dieser Art des Debattirens schon längst überdrüssig. Die „Köln. Ztg." erinnert beute, um zu zeigen, wie ungerechtfertigt LaS von der „Kreuzztg." neuerlich geforderte allgemeine, ausnahmslose Verbot drS Abdruckes von Privat briefen obne Erlaubnis; deS Verfassers sein würde, an einen Vorgang, der sick kürzlich im preußischen Ab geordnetenhause abspielte. DaS rheinische Blatt schreibt nämlich: „Iu der Sitzung vom 21. d. M. machte der Abgeordnete Gras Limburg.Stirum Mittheilung von einer Zuschrift, worin er ausgefordert wurde, einem Comitv beizutrcten, daS durch eine Lotterie die Grundstücke zwischen Breite straße und Brüderstraße erworben hat und durch die auZ der Lotterte gewonnenen Gelder einen großen Monumental- bau zum Andenken an große Männer errichten will. Der
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