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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010206016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901020601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901020601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-06
- Monat1901-02
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Redaction und Expedition: Johannisgasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Sortim. Umversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Lathariucnstr. l4, part. und Königsplatz 7. 67. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. ÄmtsAatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Mittwoch den 6. Februar 1901. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reclamen unter dem Redactionsftrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach» richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—» Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-An-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbroch^ geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Berlaa von E. Volz in Leipzitz. 95- Jahrgang. Zur inneren Lage. AuS Berlin schreibt man uns: Die unbefangene Presse ist Udiglick, der Chronistenpsticht gefolgt, wenn sie über den ersten Tag der ersten Lesung der wiedergekehrten — freilich in sebr veränderter Gestalt wiedergekehrten — preußischen Canalvorlage berichtet und hie und da die Verhandlungen erläutert hat. Kein ernsthafter Poli tiker hat von dieser Beraihung etwas Greifbares erwartet, und das Ergebniß rechtfertigt diese Annahme. Die Ver handlungen mögen noch drei, vier, fünf Tage in Anspruch nehmen und vielleicht noch einige Pikanterien zu Tage fördern; nachdem am Montag die Negierung gesprochen und alle großen Parteien sich haben vernehmen lassen, ist das erste parlamentarische Stadium der zweiten Canalvorlage abge schlossen. Ohne Resultat, wie gesagt, denn Jedermann, der dieser „Premivre" beiwohnte, hatte das „Buch" gelesen. Man Halle vorher in Wort und Schrift, vom Bunde der Landwirlhc und den Freisinnigen abgesehen, auf allen Seilen zu erkennen gegeben, daß es diesmal anders verlaufen sollte und würde, al« bei der ersten Berathung im Jahre 1899 Dementsprechend wurde der Vorlage ter politische Charakter nicht wieder angehängt, sondern von Herrn v. Miquel in einer vortrefflichen Rede ausdrücklich abgesprochen und dementsprechend zeigte sich auch in einer vielleicht geflissent lich weitschweifig angelegten sachlichen Darlegung Munster o Thielen versöhnlich. Von dem quv8egc>, das dem abgelehnten Cnlwurfe nicht selten, aber ohne Erfolg vorgespannt wurde, keine Spur. Lei den Parteien dasselbe veränderte Verhalten. Herr v. Ehnern von den Nationalliberalen ver mied gleichfalls die Behandlung deS Gegenstandes als eines politischen. Das Cent rum machte vorerst „flau", was man erwartet hatte, Graf Limburg-Stirum von den Conser- vativen uno Frhr. v. Zedlitz lavirlen, was ebenfalls voraus gesetzt wurde. Dem vorläufigen Nichts entspricht die Haltung der Zeitungen. Ans demselben Lager kommen die verschiedensten Urtheile, was daher rührt, daß man nicht einen Eindruck wiedergiebt, sondern die Debatte so deutet, wie mau cö taktisch für richtig hält. Einen Eindruck hat eben Niemand erhallen. El» Tdeil der Presse stellt sich außerordentlich pessimistisch, doch will man die nichts besagende Erwartung herausgehört haben, daß wieder Alle« verloren sei, es sei denn, Krone und Regierung nähmen einen Kampf mit dem „Juukerlhum" auf der ganzen Linie auf. Dieser Art der Beleuchtung liegt der heim liche Wunsch nach einer Verkoppelung von Canal und Zollpolitik zu Grunde, ein Wunsch, der übrigens auf der anderen Seite durch den Mund des Frhrn. v. Zedlitz im Tone einer Forderung laut geworden ist. Ter neue Brauch, es so hinzustellen, als ob die Negierung und mehr noch die Krone ihrer Würde einen Conflicl schuldig seien, drückt der eigentlichen Lage den Stempel auf. Die bürgerliche „Linke" unterscheidet sich sonst rn dem Grade ihrer demokratischen Färbung, aber in der Ansicht stimmt sie überein, daß für den Freihandel jetzt nur noch vom Kaiser etwas zu hoffen fei und daß deshalb mit allen Mitteln auf die höchste Person im Reiche eingewirkt werden müsse. Die „Frankfurter Ztg." rechnet den Kaiser geradezu zu den Persönlichkeiten, die „ideell" als Bundesgenossen gegen den „Brodmucker" an- zusehcn seien, sie befeuert die Gesinnungsgenossen mit der Versicherung, die Sache mit dem Zolltarif sei noch nicht fertig, eben weil der Kaiser noch nicht gesprochen habe. Und damit das Neichsoberhaupt in ihrem Sinne spreche, befolgt die Demokratie eine Methode, die man verflucht ge scheit nennen dürfte, wenn sie nicht herzlich dumm wäre. Es ist riwtig gedacht, der Kaiser kehrt von einem längeren Aufenthalt in England zurück, wo die Vertreter deS Gedankens des Schutzes der nationalen Arbeit sich nicht an ihn herangedrängt haben werden; es ist ferner richtig, der Kaiser bat die bestehenden Handels verträge mit ihrem Getreidezoll von 3>/, Mark s. Z. eine „rettende Thal" genannt und den Kanzler Caprivi als das Feuilleton. Unser Paul. Eine einfache Geschichte von O S k ar G e l l e r. Nachdruck verbot«!. Paul von VirLly, ein heißblütiger Magyar, zählte zu den feschesten jungen Husaren-Leutnants. Ein übermürhig flotter Bursche, eine echte, sorglose Soldatennatur, schien er für seinen Beruf wie geschaffen. Der Oberst hielt viele Stücke auf ihn, die Kameraden hingen in treuer Freundschaft an ihm, manche geradezu in brüderlicher Liebe, — „unser Paul" war auch ein einziger, prächtiger Junge. Besonders gut lebte er mit mir, der ich bald nach ihm als aus gemusterter Cadett eines Öberösterreichischen Dragoner-Regiments eingrückt war. Nicht lange währte es, und wir waren die zwei Unzertrennlichen der Escadron; machten sich doch sogar oft die älteren Osficiere den Spaß, ihn meine Mutter zu nennen, und ich wurde von ihnen nach Paul nie anders gefragt, als mit der stereotypen Phrase: „Nun, Kamerad, was macht die Mama? Gewiß irgendwo auf der Jagd nach Pußta-Mädeln." In Wirklichkeit dachte aber weder Paul noch ich daran, irgend eine Soldatenliebelei anzuknüpfen; wir waren in unserem ernsten Berufe noch jung genug, ihn mit Leib und Seele, mit ganzem Feuereifer für Alles hinzunehmen, das selbst die Regungen des leicht entzündbaren Herzens zurückdrängt, bis plötzlich in unserem kleinen Garnisonort« ein Circus auf tauchte. Früher pflegten wi? die Abende 'm Casino zu ver bringen, jetzt hieß di« Losung: Circus Cimbelli. Keiner wußte recht, warum; ich, der Jüngste, hatte eS aber bald heraus, — da» gesammte OfficlercorpS war in die Schulreiterin vernarrt. Und Paul am allerhefttgsten! Eines Abends nahm ich ihn auf die Seite und versuchte mich darin, ihm Moral ru previgen, — Vorstellungen «egen dieser „Dummheit" zu machen. Werkzeug bei der Vollbringung in den Grafenstand erhoben. Dies Alles suchen die Freihändler dem Monarcben jetzt in Erinnerung zu bringen und noch viel mehr Verwandtes. U. A. sogar die Begründung der Verträge von 1892 mit der Nothwendigkeit, die Genossen im Dreibunde wirthschafl- lich zu stärken. Wie gesagt, Wohl auSersonnen, aber dennoch thöricht. Der Monarch kann mit seiner gegenwärtigen Regierung, die sieb durch den Mund des Grafen Bülow schon für einen gesteigerten Gctrcidezoll ausgesprochen hat, in Widerspruch gerathen und «S kann geschehen, daß er — Bayern, Württemberg und andere Staaten haben sich ja gleich falls schon im Sinne des Reichskanzlers erklärt — nur die drei Hansastädte auf seiner Seite sieht. Aber der Kaiser kann den Bundesrath und den Reichstag nicht zur Annahme von Verträgen, die keinen erhöhten Getreide zoll stipuliren, zwingen, und wenn jener Gegensatz inS Leben tritt, dann tritt auch die alte vertragslose Zeit ins Leben mit einer Gelreidezollerböhnng um Ißr und mir anderen Zollsätzen, die höber sein werden, als sie durch neue Verträge wahrscheinlich festgelegt werben könnten. Dennoch betreibt der Freihandel diese Entwickelung und mit Mitteln sehr verschiedener Natur. Er lockt nicht nur, er droht auch. So schreibt die „Frankfurter Zeitung": „Durch Schreien sind die Agrarier groß geworben. Verstehen die Agrarier zu schreien, wir können brüllen." Ob sie das wirklich können? Tie württembergischen Demokraten, die über die meisten Lungen verfügen, werden nicht mitbrüllen. Dieses Treiben ist vom extrem-sreibändlerischen Stand punkte unsinnig, allerdings auch dem der Vertreter der handels politischen Sammlung und Vermittlung nicht günstig. Denn es kommt schließlich dem extremen Agrarierthume zu Gute, das sich z. Z. in seiner Haut gar nicht sonderlich wohl füblt. An exorbitante Zölle, wie cS sie wünscht, denkt zur Zeit keine maßgebende Stelle. Die würtlembergilche Negierung hat die Berücksichtigung von Industrie und Verbrauchern neben die der Lauewirthe gestellt und Herr v. Miquel hat vor einigen Tagen dem Herrn v. Wanzenheim eine kalte Touche applicirt, die aus dem Schlauche dieses Ministers doppelt abkühlend wirkte. Aber die Taktik der Freihändler kann diesem Herrn wieder aufhclfen. Nationalwohlstand und Arbeiterschaft im Deutschen Reiche. /r. Wenn jetzt unsere socialdemokratische Presse sich mit dem Nachlassen der wirthschaftlichen Hochconjunctur beschäftigt, tischt sie in der Regel die Behauptung auf, Daß Vie Arbeiterschaft von den günstigen Jahren gar nichts gehabt hätte; ja, sie möchte am liebsten die Thatsache der stattgehabten Lohnerhöhungen vollkom men in Abrede stellen. Tendenziöse Entstellungen dieser Art sind 'bereits mehrfach durch Auslassungen des Organs der social- demotratrschen Gewerkschaften widerlegt worden; jetzt findet sich eine zahlenmäßige Widerlegung im neuesten Hefte der „Jahr bücher für Nationalökonomie und Statistik" (Jena, G. Fischer), in dem der Regierungsrath im Reichsversiche rungsamte Friedrich Zahn eine überaus gehaltvolle Unter suchung über Deutschlands Volkswirthschaft beim Eintritt inS zwanzigste Jahrhundert veröffentlicht. Aus den statistisch«!! Ta bellen, Vie Zahn beibringt, um den Nachweis dafür zu lief«rn, daß die Lage der Arbeiterschaft gegen früher sich wesentlich ge bessert habe und vaß in den verschiedensten Gegenden und In dustriezweigen eine namhafte Lohnsteigerung eintrat, entnehmen wir einige der bemerkenswrrthesten Angaben. Der durchschnittliche Jahresbetrag der Arbeitslöhne im preußischen Bergbau betrug in Oberschlesien 1888 616 Mark, 1899 801 für Dortmund lauten die entsprechenden Zahlen 863 und 1255 <?// für Saarbrücken 842 und 1019 cL. Im Erzbergbau verdiente Der Arbeiter im Jahre 1888 in Mansfeld 757 gegen 967 im Jahre 1899. Von den an rechnungsfähigen Löhnen der Berufsgenos- Er hörte mir ernst zu, wurde blaß bis in die Lippen und drehte ungeduldig an den Schnurbartspitzen. „Was willst Du", unterbrach er mich endlich. „Leonie ist ein Götterweib, und ich bin in sie kannibalisch verschossen!" Plötzlich sprang er auf, daß die Sporen klirrten, stellte sich kerzengerade vor mich hin, fuhr mit der Hand über die Stirn, und dunkelroth im Gesicht, stieß er in einzelnen Worten hervor: „Sag, was Du willst, — ich will sic heirathen!" Ich wollte auflachen, aber der Ernst, mit dem er diese Worte ge sprochen hatte, wirkte auf mich lähmend. „Ja, ja!" fuhr er sich überhastend fort, leise, — halb und halb von mir gewendet und den Kopf zur Seite geneigt, daß ich blos eine dunkle, scharf gezeichnete Silhouette seines Gesichtes sah, „ja, ja, und so oft Du hören willst, ja! Ich weiß genau, was Du sagen willst, — sage nur gar nichts, ich mag nichts hören. Es ist meine Bestimmung, es ist Schickung . . .!" Er zog mit kurzem plötzlichen Ruck die Schultern empor, begann im Zimmer auf- und abzugehen, blieb endlich vor dem Fenster stehen, blickte starr vor sich hin und trommelte mit den Fingern gedankenlos auf die Scheibe. „Es ist Tollheit, ich weiß es ja", fuhr er fort, „Alle werden sie darüber lachen, aber ich habe das Weib unsäglich lieb. Sie hat mich verzaubert, ich kann dieser Gewalt nicht widerstehen; ich kann mir nicht helfen. ... So lange habe ich widerstanden, meine ganze, schöne Jugend, — und jetzt, auf einmal packt es mich mit solcher Gewalt. Du kennst nicht das ungarische Blut, — ich werde ste heirathen!" „Hat sie die Caution?" fragte ich in meiner Naivetät. Er wandte sich rasch nach mir um und sah mich erschreckt an. „Die Caution?" rieselte es tonlos über seine Lippen. Eine Secunde lang schien er mit sich selbst zu kämpfen, dann warf er sich mir an den Hal» und begann heftig, bitterlich zu weinen. „Bruder", schluchzte er, „ich bin des Tode»! Ich bin nicht mehr meine» König» Rock werth, — nimm mir den Säbel ab." Ich suchte ihn zu beruhigen. Mir war vor diesem leiden- schastlichen Autbruche unheimlich geworden; ich bat, ich be schwor ihn, sich zu beruhigen. Er lieh jetzt ko» von mir, warf senschaften entfielen auf 1 Versicherten 1888 612 1898 735 Von 100 Gesammterlös aus Invaliditäts versicherungsbeiträgen entfielen auf die Lohnclasse I im Jähre 189117 -//, im Jahre 1898 nur 13 ->/(; für Lohnclasse IV dagegen lauten die entfachenden Zahlen 21 und 25 o// (in runden Summen). Auch v!e E i n k o m m e n st e u e r -Sta tt st i k liefert den Beweis für die Lohnsteigerungen, Insbesondere die von Sachse n. Hier traf im Jahre 1888 auf den Kopf dec Bevölkerung ein Einkommen von 399 cA, im Jahre 1898 von 507 c^. Und zwar erfolgte die Einkommensvermehrung auch bei den unteren Schichten der Bevölkerung; Senn von der Ge- sammtsumme der steuerpflichtigen Einkommen entfielen auf die Steuerclassen bis 800 im Jahre 1894 29,6 Proc., im Jahre 1898 nur 23,4 Proc., auf die Steuerclassen bis 3300 entfielen 1894 37,7, 1898 42,0 Proc. Dieselbe gesunde Entwickelung er- giebt sich auch aus der p r e u ß i s ch e n Eiiikvmmensteuerstatistck. Danach besaßen vom 1000 der Gesammtbevölkerung durchschnitt lich ein Einkommen von über 900—3000 im Jahre 1892/93 70,9, 1898/99 78,5, 1899/1900 82,1. Das höhere Einkommen befähigt die breite Masse immer mehr zu einer besseren Lebens haltung. Thatsächlich stieg der Verbrauch von Bier auf den Kopf von 105,8 Litern im Jahre 1890 auf 124,2 Liter im Jahre 1898; der Verbrauch von Z u ck e r betrug 1889/90 auf den Kopf 9,5 Kilogramm, 1894/95 10,7 Kilogramm, 1898/99 12,4 Kilo gramm; roher Kaffee wurde consumirt auf den Kopf 1890 2,39 Kilogramm, 1897 2,53, 1898 2,80; für Reis lauten die entsprechenden Zahlen: 1,92, 2,35 unv 2,51 Kilogramm; Rind fleisch wurde in Sachsen pro Kopf der Bevölkerung im Jahre 1895 13,7 Kilogramm verbraucht, im Jahre 1898 15,2 Kilo gramm; für Schweinefleisch lauten die entsprechenden Zahlen 23,5 uns 26,2 Kilogramm. Gleichzeitig hat dieSPar - fähi gleit unv Spar tust der unteren Clafsen ansehnlich zugcnommen. In Preußen z. B. war der EinlagcnSestand im Jähre 1890 3281 Millionen Mark, 1897 4968 Millionen Mark, und zwar gab es Einlagen bis 60 im Jahre 1890 1 609 881, im Jahre 1897 2 164 621. Die Vefferung der materiellen Lage der Arbeiterschaft tritt um so wirksamer hervor, als durch die staatliche Ar ve i t e r v c r s i ch e r u n g jetzt in Zeiten vorübergehender oder >iuerirder Erwerb-Unfähigkeit, wie Krankheit, Invalidität und nohes Alter sie mit sich bringen, für den Arbeiter Sorge getragen ist. Beredter als Worte veranschaulichen dies folgende Zahlen: Von den 56 Millionen Einwohnern mit 16 Millionen Arbeitern sind 9 Millionen gegen Krankheit, 17 Millionen gegen Unfall, 13 Millionen gegen Invalidität und die Noth des Alters ver sichert; über 2 Milliarden Mark sind bis zum 1. Januar 1900 den Arbeitern in 40 Millionen Fällen an Entschädigungen der genannten Art zu Theil geworden; an der Aufbringung dieser Summe sind die Arbeiter mit 1164 Millionen Mark, die Unter nehmer mit 1099 Millionen, das Reich mit 150 Millionen Mark betheiligt; nahezu 1'Million Mark gelangt an jedem Arbeitstage als Entschädigung an jährlich rund 4 Millionen Arbeiter zur Auszahlung. Auf die mittelbaren Wirkungen der Arbeiterversichcrung, die zugleich die hygieinischen, sittlichen und geistigen Interessen des Arbeiters fördern, sowie auf die Arbeiterschutzgcsetzgebung kann hier nicht näher eingegangen werden; auch sie haben ungemein dazu beiqetragen, die unteren Clafsen kräftiger und leistungs fähiger zu machen. Die Wirren in China. Ter Fcldtclegrammvcrkchr mit China. Von zuständiger Seite wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Sobald die Mobilisirung der deutschen Expedition nach Ostasien ausgesprochen war, erachtete es die Rcichs-Telegraphenverwal- tung als ihre nächste Aufgabe, einen besonderen und billigen Telegraphendienst für die Mitglieder der Expedition und deren Angehörige in der Heimath einzurichten. Die Benutzung des Telegraphen gegen die gewöhnliche hohe Wortgebühr von 5,75 im deutsch-chinesischen Verkehre wäre nur den Begüterten mög lich gewesen. Wir wollen noch einmal kurz auf dle getroffenen Erleichterungen eingehen, da in der letzten Zeit mancher sagen hafte Bericht über angebliche Vcrftümmelungscuriosa im Feld- sich aufs Sopha, drückte sich ganz gebrochen und zerknirscht in eine Ecke, rang die Hände und rief in seinen Qualen: „Meine arme Mutter! Meine theure Mutter! Was wird sie sagen, was wird sie jammern über ihren Erstgeborenen? O, mein Oberst, mein Oberst, . . . und meine Husaren, . . . mein Gott!" . . . Wie mich das ergriff! Ich hätte mit ihm weinen mögen, — im Herzen verfluchte ich den unseligen Circus sammt dem Weibe. . . . Vier Tage danach befahl uns der Oberst zu einem Offi- ciersrapport. Und im Rapport wurde verlesen, der Leutnant Paul von VirLly habe eigenmächtig und heimlich das Regiment verlassen. Dieses, sein schimpfliches Verschwinden, sei mit dem plötzlichen Abgänge einer Circusreiterin in Verbindung zu bringen. Wenn Leutnant Paul von VirLly sich nicht binnen drei Tagen bei seinem Oberst meldet, wirk» er als fahnen flüchtig betrachtet und das Ehrengericht werde sich dann mit ihm zu befassen haben. Und das Ehrengericht befaßte sich mit ihm und kam seiner Pflicht nach. Blutenden Herzens entkleideten ihn seine eigenen Kameraden der Leutnantswürde, richteten sie Uber einen Deser teur. Es lastete auf Allen wie eine schwere, niederdrllckende Hand, — es that uns bis in die Seele weh, denn wir hatten ihn Alle gern, ... so lieb! Die Zeit heilt alle Wunden! Nach Monaten trüber Gedrücktheit sprach man nicht mehr von Paul; man suchte diesem peinlichen Thema auszuweichen. Al» schließlich die großen Manöver kam«n, da hatte Jeder mit sich selbst so viel zu thun, daß für alles Andere kein Raum mehr war, — der Krieg im Frieden zog einen dicken Strich unter da» vergangene, — in unS lebte nur mehr der Soldat. In diese Zeit fiel auch meine Ernennung zum Leutnant, „von Recht» wegen sollten Ti« die dritte EScadron bekommen", meinte der Oberst, „aber «S wird Ihnen vielleicht wehr thun. telegrammverkehr mit China durch die Zeitungen gegangen ist. Jeder Officier, Beamte und Soldat ver nach Ostasien entsandten deutschen Land- und Seestreitkräfte hat eine Telegraphen nummer erhallen; 'diese vertritt für ihn im Telegramm 'die Adresse, sowohl seine eigene im Feindesland, wie auch diejenige der Person, welche Die von ihm aufgegebenen Telegramme in der Heimath in Empfang nehmen soll. Sodann wurden 100 Nach richten allgemeinen, den Verhältnissen des Kriegs in China an- gepaßten Inhalts in einem Schlüssel für Felbtrlegramme zusammengestellt. Wer eine solche Nachricht aus dem Schlüssel nach Hause telegraphiren will, braucht nur die betreffende Num mer des Schlüssels seiner Telegraphennummer anzusügen und auf einem bei den Truppentheilen vorräthigen besonderen Tele grammformular der nächsten Feld- oder Schiffspostanstalt zur Weiterbeförderung zu übergeben. Daß bei der Wichtigkeit, Vie der Telegrammaufgeber der richtigen Ueberkunft seiner Nachricht in die Heimath beimißt, ein Vergreifen in den Schlüsselnummern nicht Vorkommen wird, ist eigentlich selbstverständlich. That sächlich haben auch bis jetzt keinerlei Rückfragen in dieser Be ziehung stattgefunden; weder spaßhafte noch' ernste Verwechs lungen sind in Den Schlüsselnummern vorgekommen. Die Mit theilungen hierüber gehören in Das Reich der Erfindung, Senn selbst Telegraphirfehter können ihnen nicht zu Grunde liegen, da nicht die Telegraphennnmmer mit der Schlüsselnummer als Zahlen übertelcgraphirt werden, sondern vielmehr für beide zu sammen ein ihnen entsprechendes Wort aus einem besonderen Lexikon zur telegraphischen Beförderung kommt. Wenn ein solches Lexikonwort verstümmelt ankommt, so kann eZ eben nicht entziffert werden. Es muß dann wohl eine zeitraubende Rück frage erfolgen; zu Mißverständnissen aber kann die Verstüm melung nie Anlaß geben. Welchen glücklichen Griff Die Reichs telegraphie mit diesem Schlüsseltelegrammverkehr gethan hat, beweist seine außerordentliche Beliebtheit bei den Angehörigen des ostasiatischen Expeditionscorps. Seit Einrichtung diese; Dienstes bis Ende Januar sind von unseren Kriegern 3700 so! cher Schlüsseltelegramme nach Deutschland befördert worden. Hierfür sind insgesammt etwa 15 000 c/s an Gebühren erhoben worden, während die BesörDerungsgebübren bei Anwendung Dee gewöhnlichen Taxe rund 2I3 000 -/( betragen haben würden. Jede Schlüsselnachricht enthält in offener Sprache Durchschnitt lich zehn Worte. Auch von Den Erleichterungen für den Tele grammoerkehr in offener »Sprache ist vielfach Gebrauch gemacht worden. Von Den deutschen Truppen sind aus China 210 Tele gramme mit 1500 Worten nach Deutschland aufgegeben worden, während in umgekehrter Richtung 820 Telegramme mit 4800 Worten abgegangcn sind. Da für die Telegramme in offener Sprache nur Die Hälfte Der tarifmäßigen Gebühren erhoben worden ist, so ist hierdurch sür die Gesammtheit dieser Tele- grammauflieferer eine Ersparniß von rund 18 000 erwachsen. In der Richtung nach China sind nur Feldtelegramme in offener Sprache, nicht aber Schlüsseltelegramme zulässig. * London, 5. Februar. (Telegramm.) Die „TimeS" be richten aus Shanghai unter dem 3. Februar: Nachdem Belgien zwei Drittel der Antheile der Concession für die Eifenbahn Hankau-Canton ohne Rücksicht auf die Kosten erworben hat, hat es jetzt Scheng von dem belgischen Ueberwachungsrechtr über die betreffende Bahnstrecke Mittheilung gemacht. Da» ist zweifellos russischen Einflüssen zuzuschreiben und als Zeichen anzusehen, daß Rußland die Herrschaft über dir ganze Eisenbahn, linie Peking.Canton anstrcbt. Schcng erklärt, er werde nach Peking gehen, um an der Revision der bisherigen vertrüge theil- zunehmen. * Paris, 8. Februar. (Telegramm.) Im Ministerrathe theilte heute Delcasss mit, die Gesandten in Peking würden beute mit den chinesischen Bevollmächtigten eine Be- sprechung haben bezüglich der Ausführung der in der Collrctiv- note gestellten Bedingungen, und fügte hinzu, der 135 lcm lauge, zerstört gewesene Theil der französisch.belgischen Eisenbahn Peking.Hankau sei vollständig wiederhergestellt und der Betrieb ausgenommen. Die Linie, deren Endbahnhos 14 km außerhalb von Pekmg lag, sei in die Stadt hinein verlängert worden und die Züge hältea bereit- vorgestern auf dem neuen Theile verkehrt. „seine" Husaren zu commandiren, reichen Sie «in Gesuch um Versetzung ein, ich werde es bestens befürworten." Es that mir wehe, von meinen mir so lieb gewordenen Kameraden zu scheiden und neue erst zu suchen, aber «S schien mir in diesem Falle doch das Beste. Die Versetzung wurde mir bewilligt und ich kam zu den Einser-Ulanen nach Galizien. Eine erklecklich« Anzahl von Jahren ist bereits dahingerauscht. Ich bin ein alter Ritt meister, der jeden Tag auf die Ernennung zum Major wartet; auch bin ich schon seit fünf Jahren verheirathet und Vater zweier reizender, lebhafter Buben. Der Erstgeborene heißt Paul. Wenn ich VirLly auch nicht vergessen konnte, die Zeit hat doch bedeutend gemildert, besänftigt, die wehen Spitzen und Kanten abgeschliffen. Ich war mit meiner Frau auf Urlaub in Wien. Die Theaier waren noch geschlossen, Kameraden und Bekannte hatten wir hier nicht, ich wußte wahrhaftig nicht, was mit dem Abend beginnen, als mich mein« Frau auf ein Inserat in der Zeitung aufmerksam machte, das in den bekannten selbstlobhudelndrn Phrasen uns diel Genuß in einem Circu» draußen, „vor der Linie", versprach. „Wir wollen in GotteS Namen hinautzfahren", ermunterte mich mein Schwager, bei dem wir wohnten, und der sonst als Universitätsprofessor schwerlich solche „Seitensprünge" machte. Der Circus, den wir gegen sieben Uhr Abend» betraten, war ein einfacher, armseliger ZeltcircuS, — ein Bretterbau mit Leinwanddach. Wir hatten eine Log« genommen; da es noch ziemlich früh Ivar, bot Der Raum eine gähnende Leere, di« um so unheimlicher wirkte, als das GaS noch nicht aufaedrehr war und wir im Dämmerlicht saßen, währeno in den Winkeln und Logen tiefe Schatten aeheimnißvoll woben. Hinter dem Vorhänge, der diese armselige Manege abschließt, ist «» noch ruhig; hier und da nur vernimmt man einen Zuruf, da» Knallen der Peitsche oder »in ängstliche» Wiehern der Pferde. Hier und da wird dieser Vorhang von außen zusammengerafft, bauschig hinausgeschoben, und »I «scheint in dir Gprlt«
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