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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-11
- Monat1901-02
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AMssökatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ratyes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. ^-7«. Montag den 11. Februar 1901. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4gespalten) 7S H, vor den Familiennach- richten (8 gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerlenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—, Ännahmeschlub für Anzeigen: Abend-AuSgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ervetzstirs AL rlchvkN. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geössnrt von früh 8 MS Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von T. Volz in Leipzig 95. Jahrgang. Amtlicher Theil. Oeffcntliche Zustellung. Die Frau Martha stiückardk geb. Hofmann in Leipzig- Lindenau, Prozeßbevollmechtigler: öiecklSanwall l)r. Hillig in Leipzig, klagt gegen den Kaufmann Fran; Tomke, vormals in Leipzig- Lindenau wohnhaft, jetzt uni'etannlen Aufenthalts, aus Grund Miethvertrags mit dem Anträge auf vorläufig vollstreckbare Vcr» urtbeilung deS Beklagten zur Zahlung von 275 rückständige M'ethe nebst 4°/, Zinsen von 87 ./» 50 seit dem 1. Oktober 1900 uud von 187 50 seit dem 1. Januar 1901. Die Klägerin ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung deä Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig <Zi,inner 76) auf den 25. März 1901, BormittagS S Uhr. Ter Gerichts,chreiber des Königlichen Amtsgerichts Leipzig, am 6. Februar 1901. Stockmann, Sekretär. Die Steinkohlenlicferung für Len Bedarf der Standorte des HX. (2. K. S.) Armee-Korp? auf die Zeit vom 1. April 1901 b./m. Ende März 1902 soll Donnerstag, den 21. Februar 1901, Vormittag 11 Uhr. in dem Geschäftszimmer Nr. 26 der unterzeichneten Intendantur — Leipzig, Rabensteiuplatz 1 — verdungen werden. Die Bedingungen liegen an vorbezeichneter Stelle, sowie bei der Garnison-Berwaltung in Zwickau zur Einsicht auS. Zuschlagsfrist 3 Wochen. Angebote sind Porto,rei bis zu obengenanntem Zeitpunkte ver- schlossen unter der Aufschrift: „Steinkohlcnlieferung XlX. A.-K." anher einzusenden. Intendantur des XIX. (2. K. S ) Armee-Korps. OeKentlietre Üanäelsledianslalt. vis Xoweläumr vou Lnlldluoxslediljoxsll, rveleks Ostern iu äie krük- oder kkackmittaLslcurso der dreijährigen I-clir- Ungsadteilnox eintreten sollen, erbittet sieb der Luterreicbnete vow 25. dis mit 28. kebruar, vormittugs von 19 dis 12 Tbr. Vas lstrts Lcbul/.eug^lis oder dis 2ensurlists ist vorrnleuen. Odenso kür den velirllokrskaclikurs. (Xutuadmededio^uux Ve- reedtjunllx rum eilljükriK-treirvill.xen vienste.) VeiprüA im vedruar 1901. krot. vr. Ostler, stellv, Direktor. Holke's Verwuftungszug durch das Vogtland?) ...... Naäitruck rertcren. Durch die Verbindung des Kurfürsten Johann Gw'g I. mit Gustav Adolf hatte Sachsen in den Kaiserlichen einen Feind erhalten, der an dem Lande und seinen Bewohnern den Abfall deS Fürsten in schrecklichster Weise rächte. Nach Tilly's Nieder lage bei Leipzig und seiner tödtlichen Verwundung am Lech er schien Wallenstein wieder auf dem Kriegsplane, seine Truppen fielen in das von Vertheidigern entblößte Sachsen ein, besonders waren es die Heerhaufen der Generale Holle und Gallas und das Regiment des Oberstleutnants Piccolomini, die sich sengend, plündernd und verheerend dem Vogtlandc zuwandten. In einer „Ordonnanz" Wallen stein's an Holke ward diesem anbefohlen, „eine Diversion zu machen, das Land — nämlich Sachsen — mit Plündern, Brennen, Viehwegirciben und sonstigem zu ruiniren und dadurch den Kurstrsicn zur Raison zu bringen, weil Ihrer kaiserlichen Majestät er in der Güte sich nit bequemen, sondern divselbe vielmehr durch falsche Traktate hintergehen wolle". Diesem Befehle Wallensteins kamen die entmenschten Schaarcn Holke's, die zum größten Theile aus Kroaten, Pan duren und Wallonen bestanden, in ausgiebigster Weise nach; sie *) Benutzte Literatur: Lehmann, Historischer Schauplatz; Meltzer, Schneeberger Berg-Chronik; Jähn, Vogtländische Apho rismen. begnügten sich aber nicht nur mit Plündern, Brennen und Vieh wegtreiben, sie fügten dem Morden Erpressen und Schändungen aller Art zu. Die Kirchenbücher und Chro niken berichten aus den Jahren 1632—1634 Schandthaten, wie sie grauenhafter wohl kaum wieder vorgekommen sind. Von dem feindlichen Einfalle im Jahre 1632 berichtet der Pastor )l. Theodosius Lehmann im Elterleiner Kirchenbuche, daß da selbst adUzebn Pers-'nen ermoikel würben, unier tiefen ei Rathsherc und der Pfarrsubstitut. „Sonsten aber seynd außer diesen in die 43 Personen cincstheilS bis uffm Tod, theils aber sonst hart beschädigt worden. Und ist eine durch die Bank gehende Plünderung, auch Schändung des Weiber-Volks darauf erfolget." Im Markersbacher Kirchenbuche schreibt der gleich zeitige Pastor Adam Mylius: „Es hatten sich über 100 Mann, meistentheils Hammerschmidte, Hohenofen-Arbeiter. Köhler und dergleichen zusammenrottirt und waren willens, ihnen — den Holt'schen Schaaren — Widerstand und Abbruch zu lhnn. Ais diese anzogen, und von einem Obristlieutnant in einem rothen Kleid geführt wurden, geschähe es, daß, als dieser durchs Wasser ritt, er von einem jungen Hammerschmidt vom Pferde geschossen ward. Die Vortruppe zog sich schleunigst zurück, alsbald aber kam rin ganz Regiment Kroaten, die 39 Mann hiervon nieder gehauen. Inzwischen ließe der General Holte das Arnoldische Hammerwerk samt der sogenannten untern Gassen der Mit- wehda wegbrennen und auch das Erbgericht anzünden." Auf dem Verwüstungszugc kamen Holke's Schaaren auch nach Schneeberg. Es war am 4. August 1633. Die viehischen, raubgierigen Banden verschonten kein Haus, überall herrschte Plünderung und Gcwältthat. Nichts war dieser Rotte heilig. Die altehrwürdige Kirche wurde erbrochen, die heiligen Gefäße und werthvollen Gemälde wurden geraubt. Unter gräßlichen Qualen gab der greise Kirchner, Andreas Horlemann, seinen Geist auf. Er batte nämlich den Räubern die Sacristci nicht öffnen wollen, deshalb muhte er eine sechsmalige Rädelung erdulden. Diese bestand darin, daß inan ihm den Körper. Kopf, Arme und Beine, mit Strängen und Schnüren, so fest als es nur ging, nmschnürte, wodurch sein martervolles Ende herbeigcführt ward. Viele Bürger, die um Schonung ihres schönen Gotteshauses flehten, wurden ohne Weiteres von den Kroaten niedergeschosscn. Von Schneeberg marschirte Holte mit seiner Räuocrschaar nach Zwickau. Hier wüthcte die Pest, doch das hielt die ent menschten Soldaten nicht ab, die Stadt zu plündern. Selbst die Leichen, die schon im Sarge lagen, entgingen der Plünderung nicht. Nun ergrifs aber dieser Würgengel auch die Plünderer. Den 18. August verlieh Holte mit seinem verpesteten Heere Zwickau und nahm seinen Weg nach dem Vogtland«. Der Zug glich einem Leichenzuge; die Straße war mit Leichen übersäet. Das Städtchen A u e ward von den Holke'schen Schaaren an gezündet, weil ein Einwohner einen kaiserlichen Soloaten er schossen hatte. Von dem Städtchen blieb nur die Pfarrwohnung nebst einigen kleinen Häusern vom Feuer verschont, auch das Hammerwerk ging in Flammen auf. Schloß Schwarzenberg blieb auch nach dem Abzüge Holte's von Wilhelm Otto von Ullersdorf besetzt; er unternahm von ihm aus Raubzüge in die Umgebung, der sächsische Obrist Dietrich von Taube nahm später das Raubgesindel gefangen. Die meisten Städte des Vogtlandes konnten dem Anstürme der Kaiserlichen nicht widerstehen, sie mußten sich immer sehr bald ergeben und nun Alles über sich ergehen lassen. Eine Aus nahme machte -Oelsnitz, das sich zum Empfange der Raub- schaaren gerüstet hatte, doch sollte es dieses Unterfangen auf das Schrecklichste büßen. Oelsnitz hatte von altcrsher gute Be festigungen, zudem gewährte ihm das feste Schloß Vogtsberg Unterstützung. Stadt und Schloß hatten Besatzung; in Oelsmtz sollte Obristleuinant Martin Letzschka, auf dem Schlosse der Amtsschösser Johann Flessa die Vertheidigun g leiten. Die Besatzung bestand aus wenigen Defensionen vom kurfürstlich Starschedelschen Mousquenr-Regiment, zu dieser kamen die bewaffnete Bürger schaft, die Adeligen und die Landbewohner, die hinter den festen Mauern Schutz gegen die anziehende Räuberschaar gesucht hatten. Zudem waren die Korn- und Vorrathshäuser gefüllt, damit bei herannahender Uebermacht die Besatzung nicht durch Hungers- noth geschwächt und so zur Uebergabe gezwungen werde. Trotz dieser Vorbereitung sah man doch in Oelsnitz dem Kommen der Holk'schen Schaaren mit Bangigkeit entgegen, war doch die Kunde von den Greuelthaten, die diese an anderen Orten verübt hatten, auch nach Oelsnitz gedrungen. Das nicht zu entfernte H o f war am 9. und 10. August 1632 von Holte erobert und dann Haus für Haus geplündert worden. Schon am Abend des 10. August kamen die ersten Flüchtlinge von Hof in Oelsnitz an und überbrachten den geängstigten Bewohnern die Schreckenskunde und die Nachricht, daß die Kaiserlichen wohl schon in der Nacht, spätestens aber am nächsten Morgen, vor den Mauern von Oelsnitz «erscheinen würden. Der Stadt kommandant Martin Letzschka beruhigte die Gemüther und stellte rings um die Stadt her Wachtposten aus. Kaum graute der Morgen des 11. August 1632, so ward es um -Oelsnitz her lebendig, vier Cornet Kroaten und Dragoner rccognoscrrten die Umgebung. Am Galgenberge sammelten sie sich, die nahe bei Oelsnitz gelegenen Dörfer Lauterbach und Schönbrunn gingen in Flammen auf. Dies sollte die Besatzung schrecken, denn «in weiß gekleideter Trom peter erschien an der Stadtmauer und forderte zur Uebergabe auf, „wo nicht, gewärtig zu sein, daß sie dieselbe von Stund an in einen Aschenhausen verwandeln und Alles über die Klinge springen lassen würden. Diese Auf forderung wurde entschieden abgelehnt, alsbald begann der Kampf bei Raschau, indem die Kroaten dieses, fünf Elster mühlen und mehrere zerstreute Heuschuppen in Flammen aufgehen ließen. Auch die Altstadt versuchten sie anzuzünden, doch ward das Feuer bald gedämpft. Während vor Oelsnitz die Flammen aufloderten, sammelte der Commandant die Besatzung um sich, in feuriger Rede entflammte er ihren Muth und wies Jedem seinen Platz an. Nachdem die Mordbrenner von den angezllndeten Dörfern wieder vor der Stadt sich gesammelt hatten, umritten sie mit wildem Geschrei und unter Drohungen die Stadtmauer und zündeten die Vorstädte an; doch die Bewohner löschten den Brand. Nach diesem mißlungenen Versuche ver suchten die Kaiserlichen, sich in Besitz des Schlosses Vogtsberg zu setzen, doch nahmen sie davon Abstand, als sie dessen sichere Lage erkannt hatten; sie zogen sich daher vom Schlosse zurück und Ämtsschoffer Johann Flessa folgte ihnen, «um sie im freien Felde anzugreifen; gleichzeitig brach auch die Besatzung aus der Stadt hervor. So kamen die Angreifer in Bedrängniß und zogen sich von Oelsnitz zurück. Auf ihrem Rückzug: verwüsteten sie die Dörfer Schönbrunn und Lauterbach, so daß nur Schutt- und Aschenhaufen übrig blieben. Am gleichen Tage hatte sich Adorf dem Oberst Piccolomini er geben müssen, freiwillig ergeben, trotzdem traf es das traurige Loos einer verheerenden Plünderung. Gegen ein mühsam auf gebrachtes Geschenk von zwanzig Thalern bequemte er sich zur Herausgabe der Schlüssel. Am 12. August 1632, einem Sonntage, kam Abends in der achten Stunde Piccolomini mit seinem Regiment« selbst vor Oelsnitz an, ihm folgte das Fußvolk. Sofort wurde die Stadt und das Schloß eingeschlossen. Piccolomini fertigte einen Trompeter ab, der die Stadt ausforderte, „das Nest zu übergeben, widrigenfalls er ihnen melden ließe, daß er selbst kommen wolle, um sich sein Quartier in der Stadt aus- zusuchen." Dieser Aufforderung wurde nicht entsprochen, des halb versuchten die Belagerer, die Stadt mit Gewalt zu nehmen, was ihnen aber mißlang. Um die Belagerten nicht zur Rub« kommen zu lassen, wurden die Angriffe in der Nacht vom 12. zum 13. August fortgesetzt. Das Schloß wurde nicht bekannt, nur wurden dem Berggutsbesiher die auf der Weide befindlichen Rinder weggetrieüen. Am Morgen des 13. August unternahm Piccolomini keinen weiteren Sturm, er erwartete das Ein treffen Holke's, um diesem die Einnahme von Oelsnitz zu überlassen, 8000 Mann umlagerten nun das Städtchen. Nach der Eroberung der Vorstädte ließ Holke die Stadt selbst unter rin starkes Feuer nehmen, bald loderten hier und da dre Flammen auf, den Belagerten sank angesichts des starken Heeres der Muth. Die Bürgerschaft war zur Uebergabe bereit, mir der tapfere Commandant Martin Letzschka widerstrebte noch. Wäh rend der Verhandlungen war vor dem Zwingrrthorc ein Trom Peter Holke's angekommen, der sich eine Antwort erbat. Da fällt ein Schuß aus der Stcrdt heraus, dec Trompeter sank todt vom Pferde. Damit war das furchtbar« Schicksal von Oelsnitz be siegelt. Im Nu begann der Sturm, bald waren die Thore gesprengt, die geringe Bevölkerung theils niedergemacht, theils gefangen. „Mit gierigen Blicken stürmten die Kroaten und Panduren herein; der Engel des Todes schwang seine gewaltige Sichel über Oelsnitz und das Blutbad begann. Göttliches und menschliches Heiligthum wurde mit Füßen getreten, die Priester am Altar geschlachtet, und das Kind im Mutterleibe gemordet; der Vater vor den Augen seiner Kinder zu Boden geschlagen, und dir Gattin am Herzen des Gatten erwürgt." Kaum waren die Vertheidiger der Stadt üverwältigt, so begannen die Mord-und Raub scenen. In der größten Noth hatten etliche Hundert« Bürger im Gotteshaus« Schutz ge sucht, hier reicht« ihnen Archidiakonus Johann Eisner das heilige Abendmahl. Während der Feier drangen Rache schnaubende und beutegierige Sieger ins Gotteshaus ein, die Anwesenden wurden zu Boden geschlagen, dem Archidiakonus Eisner, der den Kelch in der Hand hielt, war von einem Kroaten der Kopf gespalten, sein Sohn Nicol Eisner, der dem sterbenden Vater im letzten Augen blicke nahe fein wollte, wurde von demselben Schicksal ereilt. Der mit dem Blute des sterbenden Priesters bespritzte goldene Kelch und die übrigen heiligen Gefäße wurden ein Raub der entmenschten Soldaten. In den Berichten, den der Rath der Stadt über die Zerstörung der Stadt an Kurfürst Johann Georg abfandte, wird besonders heroorgehoben, daß ein Jesuit mit eigener Hand drei Lanvgeistliche erstochen habe, daß er einem Kroaten, der ein Kind gegen die Wand schleuderte, daß das Hirn umhersprang, sofort Absolution für alle seine Sünden crtheilte. Dieselben Mord- und Schandscenen wiederholten sich in allen Häusern, die Frauen und Mäochen wurden geschändet, selbst die Leichen wurden geplündert; wer den Unmenschen in den Weg kam, war ein Kind des Todes. Bei diesem furchtbaren Blut bade fanden 600 Einwohner einen gräßlichen Tod. Als die Sonne unterging, beleuchteten ihre scheidenden Strahlen eine überaus unglückliche Stadt. Noch an demselben Abende zog die Hauptmacht von Oelsnitz weg uud nahm den Weg auf Plauen zu, nun machten sich die vor oer Stadt lagernden Pappenheim'schen Kü rassiere zu Herren der Stadt. Was die Panduren und Kroaten noch verschon hatten, ward ihre Beute. Sie berauschcen sich zunächst an dem herrlichen Oelsnitzer Biere, was sie nicht ver tilgen konnten, ließen sie in den Sand laufen. In der Trunken heit verübten sie noch größere Schandthaten als die Eroberer. Sie drohten, „am Morgen die Stadt bei allen Thoren anzu- zünden, das junge Weibs-Volk mit sich zu nehmen, die Thore zu verleiten, und das übrige Volk mit der Stadt zu verbrennen"» Diese Drohung machten sie am anderen Morgen auch wahr, das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, "daß sich die Mord brenner kaum selbst retten konnten. Die an allen Orten ge ängstigten Bewohner verbargen sich in den Kellern, hier erstickten Viele und wurden später halb verbrannt hervorgezogen. Eine große Zahl Verwundeter aber fand einen schrecklichen Tod in den Flammen. Man schätzte die Zahl der ourch den Brand um gekommenen Bewohner auf 500, so daß Oelsnitz durch Holke's Schaaren 1100 seiner Bewohner verlor. Am Abende glich Oelsnitz einem rauchenden Trümmerhaufen, nur die Hospital kirche und fünfzehn Häuslein in der Vorstadt ragten aus ihm noch hervor. Nur sieben Ehepaare wann noch am Leben. Der vorhandene Friedhof mußte erweitert werden, um alle die Un glücklichen beerdigen zu können. SchloßDogtSberg.das von dem Amtsschösser Johann Flessa vertheidigt ward, mußte sich am 13. Auaust 1632 dem Obersten Breda ergeben. Trotz derZusicherung, daßEtgenthum uns Leben gesichert sei, verfiel auch das Schloß einer ganz gründlichen Feuilleton. Muberromanlik in Deutschland. Culturbilder aus der „guten, alten Zeit". I. Ter neue und der alle „Bayrische Hiesel". Seit Monaten bereits hält der neue „Bayrische Hiesel", der Räuber und Mörder Matthias Kneißl, die bayerischen Behörden in Athem und die Bevölkerung weiter Gegenden in Angst. Bekanntlich hat er nach Verübung von mehreren Raub- thaten von den drei Gendarmen, die mit einer Anzahl Bauern burschen ihn überraschten, zwei kurzerhand mit seinem „Drilling" (einem dreiläufigen Gewehr) niedergcschossen, worauf die tapferen bayerischen Bauern allesammt Reißaus nahmen und er entkam. Und das geschah beinahe vor den Thoren Münchens, für dessen Bewohner der Flecken Bruck, in dessen Umgegend Kneißl zunächst sich aufhielt, ein beliebter, noch dem Vorortsverkehr der Bahn angehörender Ausflugsort ist. Seit dem scheint er sich, anscheinend leicht Unterschlupf auf den: Lande findend, in der Nähe von Altomünster (zwischen München und Augsburg), in ziemlich ebener Gegend, herumzutreiben. Große Streifen wurden unternommen, die Münchener Schutz mannschaft und Militär herangezogcn, 70 Mann starke Kom mandos abgesandt, um ihn zu fangen, eine Reih: verdächtiger Leute, die ihm Obdach gewährt haben sollen, eingesperrt — aber nicht einmal seine Spur hat man bisher sicher gefunden. Dieser rrfolgreiche Kampf eines einzelnen, verzweifelten Gesellen geg«n die bewaffnete Macht des Staate? ist von psychologischem Jntercff«, aber dennoch verdient der neue „Bayerische Hiesel" seinen Namen doch kaum; nur Ser Gleichheit der Vornamen (Matthias, abgekürzt Hies, HicseN und des Sckauvlatzes ihrer Thaten, verdankt er ihn. Der Anflug von romantischer, wilder Poesie fehlt hier ganz, der dem alten .Banerischeu Hiesel". wie er in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sein Wesen trieb, nicht abzusprechen ist und ihn noch hundert Jahre später zum Helden eines bekannten Gartenlaube-Romans von Her mann Schmid machte. Um sein Treiben und seine unbestrittene Voltsthümlichkeit zu verstehen, muß man seine Zeit und seine Heimath ins Auge fassen. Noch heute lebt die alteingewurzelte Meinung im Volte, daß die Thiere in Wald und Feld und die Fische im Wasser Gemeingut Aller sein müßten; wie viel mehr zu einer Zeit, wo das Landvolk unter dem übermäßigen Wildstand schwer litt und für den Wildschaden von den Herren keinen oder ganz geringen Ersatz fand. Für den Bauer galt deshalb als Befreier, wer ihm diese Plage erleichterte, und selbst Geistliche sahen solchem Thun ruhig zu. Die Strafen, welche diese Wilddiebe be drohten, waren überaus hart und galten in den Augen der Be troffenen als ungerecht. Die rohen und anmaßenden Forst beamten und Gerichtsdiener erlaubten sich dazu noch auf eigene Faust große Gewaltthätigkeiten und Grausamkeiten gegen Wil derer. Gegen diese verhaßten Bedrücker hielt das erbitterte Landvolk Alles für erlaubt. Dazu war das bayerische und schwäbische Landvolk von jeher an die Führung und geschickte Handhabung von Schießwaffen von Jugend aus gewöhnt, und in den ausgedehnten, waldreichen, wenig bevölkerten Landstrichen brach sich leickt das Gefühl der Urwüchsigkeit und ungebundenen Freiheit Bahn. Der Hang zum Wildern liegt denn auch tief im Charakter des Südbayern begründet und lebt noch jetzt in voller Stärke fort, wenn auch das Gesetz den Nimbus, der früher den Wilderer umgab, völlig weggestreift hat und ihn zum bloßen Wilddieb stempelt. Matthias Klostermaier — so war der bürgerliche Name des „bayerischen Hiesel" — war am 6. September 1736 im Dorfe Kissing, unweit Augsburg, geboren als der älteste Sohn des Hirten und Tagelöhners Michael Klostermaier. Von seinem Vater erbte der Knabe das Schießtalent und die Liebe zur Jags, der Versuchung zum Wildern unterlag er zum erst«» Male beim Vogelfang auf dem Lechfeld, wo er einen stattlichen Hirsch niederschoß. Decke und Geweih verkaufte er, das Fleisch aber warf sein Vater, der ihm ein Geständniß ab gerungen und eine derbe Züchtigung erthcilt hatte, in den Lech. Indessen konnte Hiesel Kalo seiner Jagdlust in erlaubter Weise fröhnen; im Jahre 1753 wurde er von dem Patrimonialgericht der Jesuiten in Kissing einem alten Jäger als Gehilfe bei geordnet. Seine Spottsucht brachte ihn nach einigen Monaten um die einträgliche Stelle; er wurde vom Dienst entlassen, weil er einen alten Ordensgeistlichen öffentlich höhnte, der statt eines Hasen eine Katze zur Strecke gebracht hatte. Hiesel wurde nun Knecht bei dem Bauer Joseph Bau müller in Kissing, dem er treu und fleißig diente. Doch ging er dabei he-mlich auf die Jagd, und mehr und mehr befestigte sich in ibm der Glaube, daß vor den Augen Gottes das Wildern kein Verbrechen sei. Dabei war er ein guter Sohn und fleißiger Arbeiter und gewann die Liebe der Tochter seines Dienstherrn, Monika Baumüller, die ihm bis ans Ende treu blieb. Am 24. April 1761 -ließ ihn plötzlich der kurfürstlich baye rische Pfleger zu Friedberg, dem Hiesel's Wilddiebereien kein Geheimnis; geblieben waren, von Werbern aufhebcn und nach Friedberg führen. Aber er entkam von dort und durchschwamm vor den Angen der nachsetzenden Husaren die hochgesckiwollenen Fluthen des Lech. Im Fieberfrost erreichte er das schwäbische Dorf Ottmarshausen und fand bei einem Bauer drei Wochen bis zu seiner Genesung Aufnahme und Pflege. Er trat nun zunächst mit einem berüchtigten Wilddieb, Lader Böbinger, und dessen Band: in Verbindung, nachdem er heim lich seinen geliebten Stutzen aus Kissing herbeigeholt hatte. Bald aber bildete er selbst ein: Bande von Wildschützen, mit der er zehn Jahre lang die äußerst wildreichen Gegenden am Lech und Iller durchstreifte. Die Bauern standen ihm bereitwillig mit Rath und That bei, zumal er als kugelfest galt. Er duldete Weser Diebstahl, noch Räubereien bei seinen Gesellen und r.rfuhr auch gegen Forstbeamte im Ganzen glimpflich. So blieben vier Jahre lang die Streifen auf ihn erfolglos, bis er endlich im Mai 1765 durch Verrath eines früheren Genossen gefangen und nach Landsberg geführt wurde. Er wurde nur zu dreivierteljährigrr Zuchthausstrafe verurtheilt, die er in München absaß. Während er im Zuchthaus saß, hatte ihm seine Geliebte, Monika Baumüller, einen Sohn geboren. Dies und die Vor stellungen seines Vaters wirkten so auf ihn ein, daß er daran dachte, als ruhiger Bürger Nahrung zu suchen. Aber die alte Neigung siegte; bald stand er wieder als Hauptmann an der Spitze einer großen Anzahl von Wildschützen. Noch einmal, 1767, versuchte sein Vetter, der kurfürstliche Medicinalrath und Leibarzt Dominicus Geyer in München, ihn von seinem Wandel abzubringen, indem er ihm «ine Anstellung im Forstfach zu sicherte. Hiesel lehnte ab, versprach aber seinem Vater und seinen Schwestern, sowie dem Pfarrer von Kissing, sein Treiben auf zugeben und nach der Schweiz auszuwandern. Vorher wollte er jedoch von seinen Kameraden Abschied nehmen. In einem Walde bei Augsburg traf er seine bisherigen Ge nossen, über 40 Wildschützen waren erschienen. Hiesel setzte ihnen seinen Entschluß auseinander und mahnte -sie zu gleichem Thun. Aber er fand kein Gehör, und wieder trat er als Haupt mann an ihre Spitze. Eine Reihe der größten Gewaltthaten begann nun. Die freie Jagd trat neben dem offenen Kamps mit Jägern und Soldaten in den Hintergrund; Raub und Diebstahl waren an der Tages ordnung. Erblich beschloß der schwäbische Kreis, ein Corps von 300 Mann, mit Fanghunden versehen, gegen Hiesel auszusenden. Am 14. Januar 1771 Morgens wurde Hiesel von diesem im Wirthshaus zu Osterzell mit neun Genossen überrascht. Nach zweistündigem erbittertem Kampfe, wobei inehrere Soldaten fielen, ergab sich Hiesel, aus drei Wunden blutend, von seinen feigen Genossen im Stich gelassen. In Dillingen machte man ihm den Proceß; am 6. September 1771 wurde er mit zwei Genossen hingerichtet, kaum 35 Jahve alt. Er wird als ein stattlicher, wohlgebauter Mann von sechs Fuß Höhe, freund licher Miene, lebhaften Auges, geschildert. Nach der grausamen Sitte der Zeit wurde er in eine frische Kuhhaut eingewickelt, wobei nur Kopf und Hände, in denen er ein Crucifix hielt, sicht bar blieben, nach dem Schaffst geschleift, wo man ihn erst erdrosselte, seine Glieder mit dem Rade brach und den Körper dann unter dem Schaffst viertheilte. Der Kopf wurde auf den Galgen gesteckt, ein Viertheil an den Galgen gehängt und die Eingeweide darunter begraben. Die drei anderen Viertheile stellte man in drei anderen Ortschaften als warnendes Beispiel aus, das eine sogar in Füßen, einer damals schwäbischen Stadt an der Grenze von Tirol. Im Volke aber lebte die Erinnerung an den bayerischen Hiesel fort, verherrlicht durch manches Lied und genährt durch di« Uedergriffe der Herren und die rücksichtslose Ausnutzung der Jagdrechte, bis eine neue Zeit der alten Unbill ein Ende machte. (Z. X.
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