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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-14
- Monat1901-02
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L13V t Sh-earduetenhau». E Dien, IS. Februar. (Tele-raaeor.) Im Abgeordnete»- Haus« begaou beute die Verhandlung der Driuglichkeit-anträ-e über di« eventuelle Beantwortung der Thronrede dar- «iae Adresse. Zunächst sprachen die Abgg. JaworSki und StrauSky. Letzterer griff die Partei der Alldeutschen heftig au, die eiue Zertrümmerung Oesterreich» und Angliederung an das deutsch« Reich anstrebe. (Grober Lar« und Widerspruch bei den Alldeutschen. Rus«: „Drnunciautl Motkaupilgert Juden vertreter I") StraoSky fübrt weiter au», die Krone wolle endlich erfahren, daß die gegenwärtige Richtung, die die Herrschaft der deutichea Linken begünstig», während diese unter dem Commondo der Alldeutsche» stehe, für den Staat und für di« Existenz des Reiche» gesädrlich sei. (Großer Lärm.) Nach StranSky spricht der Antragsteller Dajynski. Frankreich. vcreinSgksetz. * Paris, 13. Februar. (Telegramm.) Wie mehrere radikale Blatter berichten, gab Nibot dieser Tage ein parla- menlarisa.es Tiner, dem die gemäßigten republikanischen Tcputincu, sowie der Präsident der Depulirtenkawnier DeSchanel beiwodnten. Bei dieser Gelegenheit sei über Mittel und Wege beratden worden, wie daS BereinSgesetz zu Fall zu bringen sei. Die erwädnlen Blätter tadeln, daß Deechanel rS mit seiner Stellung für vereinbar halte, an einer derartige» gegen daS Ministerium gerichteten Berathung theilzunehmen. Spanien. Tie Jesuiten-Unruhe». * Madrid, 13. Februar. (Telegramm.) Troy der vom overste» Gerichtshof angeordneten sofortigen Aus lieferung des Fräulein Ubao an ihre Mutterdauerten die Unrudeu io den äußeren Stadtvierteln gestern Abend fort. Der Wage» de» UnterrichtSminlsterö wurde mit Steinen be worfen und der Kutscher verwundet. Der Gouverneur befabl mit äußerster Strenge, die Ansammlungen anfzulöfen. Die Puerta del Sol wurde von der Gendarmerie besetzt und die Truppen in den Caseroen bereit gebalten. AuS den Provinzen verlautet nicht», ausgenommen auS Cuenca, wo bedenkliche Scenen sich abgespielt haben sollen. (Boss. Z.) Großbritannien. .... Nachher Man schreibt der „Mgdb. Ztg." auS London, 11. Februar: Dem künstlich ausgesch>aubten Jubel-EntbusiaSmuS und den aufdringlichen Lobhudeleien auf Kaiser Wilhelm ist die Reaclion kleinlicher Nörgeleien, hämischen KriusirenS und der ver steckten Denvnciatwn schneller auf dem Fuße gefolgt, alS m diesem Falle selbst die gründlichsten Kenner des englischen BolkScharakterS und der englitcben Presse erwarteten. Dem Abschluß de- anglo-deulschrn Abkommens war allerdings eine gleiche Reaktion gefolgt, aber damals handelte eS sich wenigstens nicht um dir Person de» Kaiser- selbst, und man du'fle annebmen, daß die politische Klugheit wenigstens vor ihm diesmal Halt gemacht halte, zumal da sie ihn doch eben erst als den g'ößten der deutschen Kaiser und preußischen Könige in den Himmel gehoben, und überdies alle Ui fache balle, ihre Taktlosigkeiten gelegentlich der Krügerdepesche in etwas vergessen zu machen. Aber sie ist dieselbe geblieben, und die leitenden Kreise brS englischen polnischen Lebens können sich beule ebenso wenig wie gestern daran gewöhnen, andere Nationen als ihre» Gleichen zu betrachten. Schlecht unterrichtet, wie sie über Sl'mmung und Vorgänge auf demContinenle ist, betrachtete diese Presse eS al» selbstverständlich, baß das deutsche Volk über den seinem Kaiser in England bereiteten Empfang entzückt sei» und gerührt und dankbar dem großen englischen Vetter io die ausgebreiteten Arme sinken werbe. Tie besonnene küble Haltung der deutschen Presse bat diesen stolzen Traum zu rasch zerstört, als daß der Aerger und vor Allem daS gekränkte Selbstgefühl sich nicht m der englischen Piesse Luft machen sollte. DaS wäre natürlich und Niemand könnte daS übel deuten. Ader daß bereits die vornedmsten Organe der englischen Presse sich so weit vergessen und in solchem Grade jede Control« über sich selbst verliere», daß sie zu kleinlichen, persönliche» Sticheleien gegen den Kaiser selbst ihre Zuflucht nehmen, de» sie eben erst in byzan tinischer Weise i» de» Himmel gehoben, Sticheleien, die geradezu den Charakter öffentlicher Herabwürdigung annebmen, ca» war nicht zu erwarten, zumal da diese Angriffe geradezu an die „Dorwärts"-A>tikel zur Säcular- seier erinnern. Für heute nur ein seine» Urheber- wegen besonders bedauerliche» Beispiel. Die „Sunday TimeS", bekanntlich eins der vornehmsten englischen Blätter, jedenfalls daS erste Sonnkazsblatt des Lande», streng konservativ und sehr kirchlich, beschäftigen sich i» ihrer letzten Nummer an leitender Stelle mit dem deutschen Kaiser, indem sie seine Jagdliebhaberei in abscheulicher und höhnischer Weise durchhechelt und ibn in satirischer Weise mit Friedrich dem Gioßen vergleicht. AlS Einleitung dazu dient eine kleine perfide Klatscherei über die „peinlichen Beziehungen zwischen der deutschen Kaiserin und derKronprinzessin von Griechenland." Rußland. Ttndentcnnnruhev. * Petersburg, 13. Februar. (Telegramm.) Die „Rossija" berichtet auS Moskau, der Rector der dortigen Universität habe eine Bekanntmachung erlassen, die darauf hinwcist, daß mit Beginn des Semesters unter derStudenten - schäft aufreizendeAufrufe vertheilt wurden zum Zwecke der Anstiftung von Ruhestörungen und Einstellung de» Besuches der Vorlesungen. Dies sei ohne Erfolg gewesen, bi» Eude Januar sich 308 Studenten in der Aula der Uni versität versammelt, die Abhaltung der Vorlesungen verbiubert und angeblich im Namen aller Studirenden eine Obstruktion angekUnoigt hätten. Die UniversitatSobrigkeit giebt bekannt, daß eine Untersuchung gegen die 308 Schuldigen eingeleitet sei; sie fordert die Studentenschaft auf, Ruhe zu halten und den Besuch der Vorlesungen forlzusetzen. Orient» La» makedonische Eomitv. * Konstantinopel, 13. Februar. (Wiener Telegr. Corresp.- Bureau.) Nach authentischen Jnformaiionen bildeten die Lag« in Makedonien, insbesondere die Umtriebe de» makedonischen ComitvS bei der letzten Audienz des russischen Botschafter» beim Sultan den Gegen stand der Besprechung. Der Botschafter tadelte d,e makedonischen Localbeborde» wegen ihrer Duldsamkeit gegenüber den Schuldigen und empfahl ein strenge» Vor gehen gegen die Ruhestörer mit dem Hinzufügen, daß Ruß land sich im Falle blutiger Couflicte zwischen den türkische» Truppen und den Makedoniern neutral verhalten werde. Der Botschafter erklärte ferner, daß Bulgarien durch die Um triebe de» makedonischen ComiiöS alle Sympathien in Europa verliere. Der Botschafter berübrte der dieser Gelegenheit auch die Frage der Weibe deS Metropoliten Firmilian, in dem er die bieraus bezüglichen Schritte der serbischen Regie rung unterstützte. * Kosta, >3. Februar. (Wiener Telegr. Corresp.-Bureau.) Gegenüber der Behauptung eine- hiesigen Blattes, daß vom Ministerpräsidenten Petrow erlassene Verbot der militärischen TbäNgkeit der makedonischen Schützenvereine sei auf ein« Forderung Oesterreich-Ungarn» zurückzufübren, stellt da» Regierungsblatt „Swet" fest, daß nicht Oesterreich- Ungarn, sondern Vertreter aaderer Großmächte, darunter Rußland», wiederholt die Unterdrückung dieser den Frieden auf dem Balkan bedrohenden Vereinigungen kategorisch ver langt hatten. * Anläßlich des 25jährigen Capellmeister- und 30jährigen Dienstjubiläums des Kgl. Musikdirigenten Herrn Alfred Jahrow findet am 21. Februar im Saale des Zoologischen Gartens «in großes Jubiläumsconcert unter Mitwirkung von Frl. Johanna Jahrow (Gesang) und Frl. Else Iahrow (Pianofortr) statt, auf das wir angesichts der großen Beliebtheit und des äußerst verdienstvollen Wirkens des Jubi lars mit Nachdruck aufmerksam machen möchten. Colouial-Uachrickten. O. U. Au« D-'Utsch-Sndw'-ktafr ka. Rach den neuesten Nach richten ist die Rinderpest in Deutsch-Südwestafrika weniger schlimm, als man Anfangs fürchtete, ausgetreten. Die Seuch« ist auf einzelne Orte beschränkt geblieben und ist auch ganz verschiedenartig auf getreten; in einem Orte, so in Otjituezu, mit besonderer Heftig keit, so daß alles Vieh dahingerasft wurde, in den anderen kaum merkbar. Die Frage der Erhaltung und Vermehrung des Vieh bestandes ist für unsere bolonie jetzt deshalb von ganz beson derer Wichtigkeit, weil in Transvaal und in dem Oranje-Freistaat über weite Strecken der Vieh bestand fast vollständig vernichtet ist; es soll Meilen weit kein Vieh mehr anzutresfen sein; selbstverständlich wird nach Beendigung des Krieges sich eine, grohe Nachfrage nach Zug- und Schlachtvieh geltend machen, und es würde natürlich unserer Colonir zum größten Vortheil gereichen, wenn sie dann in der Lage wäre, Vieh exportircn zu können. Einzelne Farmer behaupten, es hätte sich diesmal gor nicht um die Rinderpest gehandelt, sondern um eine Art Texasfieber, hervorgerufen durch die ungewöhnlich lang anhaltende Trockenheit. Sie ist ja nun vorüber, am 1. Tecember und auch an den folgenden Tagen waren «rhebl'chc Niederschläge zu verzeichnen, so daß es auch mit der so entsetzlichen Grasnoth zu Ende ist. Mit dem 1. Februar werden wir auch bezüglich der Geldeinheit ein grobes Stück weiter sein; denn von diesem Tage ab gelten als gesetzliches Zahlungsmittel nur die 2ü-Markstücke, 10-, 2- und I-Markslucke, 50-, 10-, 5-, 2-, I-Pfennig- stücke der deutschen Münze. Silberne 5-Markstücke sollen an den öffentlichen Lassen bis zum 31. December 1901 als vollgiltigr Zahlungsmittel angenommen, aber nicht wieder ausgcgeben werden. Ruchlose Buben giebt «S leider auch in unserem Schutzgebiet; das Tistricts-Commando Otjimbingwe setzt eine Belohnung von 100 für denjenigen aus, welcher den Namen des Thäters anzugeben ver mag, welcher in böser Absicht die Wegetafeln auf der «trecke Fahl- Water-Kl.-Barmcn entfernte. Marine. (2 Berlin, (3, Februar. (Telegramm.) S. M. S. „Tiger", CommanbantCo vettcu-Copitän von Mutelstuedt. ist am 13. Febroir von Tsingtau nach Wulunq in See gegangen. S.M. S- „Jaguar", Coinmandant Corvetteu-Capitän Kinderling, ist am 13. Februar in Hongkong angekomme». Exkönig MU« ! * Die«, IS. Februar. (Telegramm.) Die erste Ein segnung der 8ei-e Milan » erfolgte Henle vormittag in der Privatwodnung des Verstorbenen. Der Kaiser empfing den Ersten Adjutanten deS König» vo» Serbien, Petrowitsch, der auS Anlaß der Erkrankung Milan'» nach Wien entsandt wordeo ist, in einer besonderen Audienz. * Belgrad, 13. Februar. Der König hat « da serbische Volk eine Prvclamation gerichtet, i» der e» beißt: Die Regierung Milau'S bedeute für da» Serben volk eine ganze Reibe denkwürdiger und schwerwiegender Ereignisse. Seine Tbake» wird die Geschichte würdig bcurtberleu. Da« serbisch« Volk bleibt ader König Milan ewig dankbar für die Erlangung sriner Unabdängigkeit, für die Erweiterung der Grenzen deS nruerstanvenen Königreiches und für die culturelle Wiedergeburt Serbiens. Der König spricht die Ueberzeugung auS, daß daS serbische Volk feinen Schmerz tbeilca werbe. — Ein TazeSbefebl an die Armee bebt die speciellen Verdienste Milan'- um die Armee hervor und fordert die Soldaten auf, dem König ein ebrenveS Andenken zu bewahre». — SLmmtliche Blätter erscheinen mit Trauerrand. — DaS qesamutte diplomatische Corp» hat im Konak condolirt. Für daS Heer ist «ine Trauer von drei Monaten angeordnet. Die Theater und VergnügungS-EtablissementS sind geschlossen. Amerita. Cnba-Protcctorat * New York, 12. Februar. Cuba ist uunmebr formell verständigt worden, daß Amerika dreiKoblenstatioorn verlangt, nämlich Havana, CienfuezoS und Santiago; ferner daß die Anerkennung der Monroedoctrr» und andere Bedingungen erfüllt werden, wei-e mit dem amerikanischen Proteclorat gleichbedeutend sind. (Frkf. Ztg.) * Die Sopranistin Hella Taner auS Berlin giebt Dienstag, den 1k. Februar, zum erben Male einen Liederabend in Leivzig Die Künstlerin wird ein durchweg modernes und keineswegs zu uutrrschotz-nteS Programm Vorträgen, welche» seLS Gelänge von LiSzt, fünf von Richard Straub, je sechs von Reisenauer und Weingartner, inSgeiammt also 23 Nummern entbält — Dr. Felix Krau«, der, wie wir bereits gemeldet hoben, Freitag, den 22. Februar, einen Liederabend im Äauibau-saal» giebt, wird bei dieser Ge>a»nbeit zum ersten Male Schubert'» voll' ändige» CykluS „Di» Winterreis«" vorqetragen. Aorten verkauft C. A. Klemm. — Wladimir vo» Pachuiau», der seit einer Reihe von Jabren nicht in Leipzig geweieu ist, inzwischen aber in Enaland und Amerika Trinmvbe auf Trivmvbe ewgeheiwst bat, giebt Sonntag, den 24. Arbruar, einen Clavier-Abend im diesigen städtischen KansbauSiaale. Bachmann ist eine der interessantesten Künstler-Ericheinunren; wir wollen daher nicht verfehlen, Las Jutereff« aus diesen Clavier-Abend zu lenken. * Nm Sonnabend, den 16. d. M., findet am königlichen Theater in Cassel die allererste Aufführung der Oper „Das Mädchen herz- (.. l> enor ä-IIo stineuu v ) von CreScenzo Buongiorno statt. Die Oper (geschmackvoll ausgestatteter Clavierauszug) ist bei I. Schuberth L Co. in Leipzig erschienen. * Vock, hach und rn-n dritt-n Male hoch! Ei, wie hoch geht eS im „Wiesbadener Männer-Club" her. DaS dortige „Tage blatt" erzählte in einer Notiz neulich Folgendes über ihn: „Hohe Ehre wurde vergangenen Donnerstag dem Gesangverein „Wies badener Männer-Club" zu Theil. Derselbe wurde von seinem hochverehrten Ehrenmitgliede Baron Freiherrn von Knoop gelegent lich eines Herrenabends zum Vortrage einiger Chöre eingeladen. Der Verein entledigte sich dieser ehrenden (hoffentlich nicht zu höhens Ausgabe mit bestem Geschick. Tie vorgetragenen Chöre fand » bei der hohen Herrschaft, sowie den hochvcrehrlichen Gästen, die sich aus den höchsten Kreisen rekrutirten, ungetheilten Beifall. Herr Baron Freiherr von Knoop bedankte sich im Namen seiner Gäste persönlich für die tadellosen Leistungen des Vereins und ließ sodann die Sänger In seiner werthcn Behausung reichlich bewirthen." mentaknmffk. M« rituell« Muff! soll für «aropiMcki« VH«* licher sei» al» die, di« auf de» Straße» V»L i» de» Theater» zu höre» ist. E» wird aber wodl uur weaige Nbendläader gebe», die jemals i» der Lage Ware», dies« Musik vo» Chinese» z» HSreu, denn sie wird nur angewandt, wenn der -aiier oder «in von ch« ernannter Stellvertreter tn einem der Temvel de« Himmel» »ad der Erde, der Sonne und de» Monde», der kaiserlichen Ahnen oder de» Consuciu» betet. Da nun hierbei nie Fremde zugegen sein dürfe», so müsse» sie sich die rituelle Musik vo» Tuioeien au» Geiälstgkeit Vorspiele» lassen, wen» sie sie auf eiahrimisch«» Instrumente» höre» wollen. Die gewöhnliche Instrumentalmusik ist für Euro päer alle» Andere eder al» eia Lhcenichmau». Jcdrr Fremd», der e nmal ein chinesiichrS Tdeater besucht hat, kann da» bestätigen. Wir brauchen deshalb nicht näber daraus «inziigeheo, ioudera wollen nur kurz die Ursachen anaebra, di« die chinesische Musik für uuS so mißtönend machen. Dabei stützen wir unS ans ein ein gehende» „Ckiuese Music" betitelte« Luch de« j tzige» Zolldirector« van Aalst, da» im Jahre 1885 vo» der staiistitchea Adiheilung de» SeezollamteS h-rauSg'gebea wurde. „Da in der chinesischen Ton leiter", sagt van Aalst, ,die Zwischenräume nicht tempenrt sind, so klingen einige Note» ganz falsch nod unharmonisch. Auf die HrrslellU' g d»r Instrumente verwendet man lauge nicht dieselbe Sorgfalt wie» im Westen; deßhalb kann von «iurr genauen Intonation keine Rede sein. Wnl die Melodien immer io dersetbea Tonart und immer gleich laut und anveränberlich ia der Bewegung sind, si- müsse» sie un- im Veigleich mit unfern eigene» compstcinrn Melodie» sehr monoton und ermüdend voikommen. Chinesische Melodie» stad niemals ganz in Dur oder ganz in bloll gebaUen, sondern schweben fortwährend zwuchen beiden, weshalb die für unsere Obren so angeoebme Abwechselung völlig sehn" Ebenio wenig Geschmack können wir der chinesischen Bocolmusi! obgew.nnen. ES wird nicht mit Unrecht behauptet, daß mau den Liebesgejang von Heisern Kotzen zu hören glaubt, wenn einige Cdineien ein Lied aastimmen, waS immer im Fisielione geschieht. Die Tdinesen selbst lieben, wie gesagt, chre Musik sedr. Zu einer Nationalhymne oder zu etwa», do» oeren Stelle einnähme. haben sie e» aber noch nicht gebracht. Laß wir ihre Musik abscheulich finden, ist ibnen ganz unbegreiflich. Zum Schlaffe sei noch bemerkt, laß die Musik in de» buddhistischen Klöstern weniger laut als die Straßen- und Lheater- muslk und deßhalb für un» rrliäglichcr ist. lq Neue Melodramen. Unter Melodram versteht «an heut zutage eine Declamation mit Instrumentalbegleitung, eine Zwitter form, die ästhetisch nicht gut zu recht fertigen ist und aus künst- ierischen Werth kaum Anspruch erheben dürste. Wer die wunder liche Bezeichnung Melodram erfunden hat, ist nicht bekannt; ein Grieche kann's nicht gewesen fein, den» einem sota;«n mußte diese Zujammenschweißung von MeloS und Drama nicht nur gewaltsam, sondern geradeswegs unfinnig erschienen sein. WaS wir jetzt fo geschmackvoll (!) mit melodramatisch bezeichnen, benannte der Grieche vollkommen sinngemäß mit parakatalogisch. Allerdings, der Hermaphrodit ist in beiden Fällen der gleiche geblieben und es kommt nur mehr darauf an, daß wir uns nach Möglichkeit mit ihm ab finden. Dies ist keineswegs so ganz einfach, denn unwilltüctich drängt sich die wichtige Frage ein: soll sich Vie Musik im Melodram unierorbncn, soll sie, die mächtige, neben der Poesie herlauseni Nein, im Melodram wollen Musik und Poesie eine gleich bedeutende Rolle spielen, ohne doch ineinander zu greisen. Man denke hierbei nur an Byron's „Manfred" mit der Musik von R. Schumann. Ter künstlerische Gesammteindruck wird dadurch keineswegs erhöht, und „wer zu Monologen — wie Wallaschet treffend bemerkt — zchöne, die Aufmerksamkeit aus sich lenkende Orchestermusik macht, der läuft Gefahr, daß selbst derjenige Hörer, der mit beiden Künsten genügend vertraut ist, um deren Schönheiten wahrzunehmen, sie doch nicht gleichzeitig zu empfinden und zu würdigen vermag und eine oder die andere übersieht, wahrscheinlich keine vollends aufsaßt." Thatsächlich hat es ein so hervorragender Künstler wie vr. Ludwig Wüllner als Manfred zuwege gebracht, daß man über seiner unvergleichlichen Declamation fast gänzlich die gewiß prächtige Leistung des Gewandhausorchcsters übersah. Umgekehrt obswbirte Richard Strauß als Interpret seiner melodramatischen Musik zu Tennyson s „Enoch Arden" aus Kosten des Teclamaiors alles Jnter- esse der Zuhörerschaft. Solche Bedenken und Erwägnngen machen sich jedem neuen Melodram gegenüber geltend. Vor uns liegen die Werke „Faust ulus" und „Amarus", Dichtungen von I. Vochlicky (deutsch von F. Adler), Musik von I os. B. Foerster (Verlag von Otto Junne in Leipzig), und „PilatuS", G dicht von H. Motz, Musik von Theodor Pfeiffer (Luckhardl's Musikverlag, I. Feuchtinger, in Stuttgart). Daß die Dich ungen just nach melodramatischer Musik verlangen, wird man wohl schwer lich behaupten wollen. Da nun aber die Musik dazu einmal da ist, so muß man ihr die Gerechtigkeit widerfahren lasten, daß sie sich in allen drei Fällen vollkommen mit dem Stimmungsgehalt der Dichtungen deckt und diesen rastlos zum Ausdruck bringt. Ta Foeriter und Pfeiffer die nöthige musikalische Erfindungsgabe und Gestaltungskraft besitzen, erreichen auch ihre Compositionen völlig den beabsichtigten Zweck. Daß uns eine Comvosition mit durch geführter Singstimme gleichwohl lieber gewesen wäre, wie die melodramatische Behandlung, die schließlich mehr oder weniger auf eine Capricc des Tonsetzers hinausläuft, — sollten wir's verhehlen? Literatur und Theater. König Eduard VU. in der Literatnr. Leute in hervorragender Stellung finden ihre Biographen oder wenigstens Schilderer einzelner Abschnitte ihres Lebens auch dann, wenn sie selbst nichts, rein gar nichts geleistet haben, was für die Welt von Bedeutung und Interesse wäre. AIS ein solcher Mann aber muß der bisherige Prinz von Wales gelten, der erst jetzt, nach seiner Thronbesteigung, als Beherrscher eines großen Weltreichs weitreichende Bedeutung erlangt hat. Ob er daher Stellung mit seiner Person gerecht werden wird, steht freilich noch dahin, das kann erst die Zukunft lehren. Daß er aber in Folge seiner Stellung als voraussichtlicher Thronerbe schon bisher kn der Literatur ein« verhältnißmäßig reiche Beachtung gefunden hat, geht aus einer Aufzählung der Werke und größeren Auf sätze in dem englischen 'Literaturblatte „Literature" hervor, die sich ausführlicher mit ihm beschäftigt haben. Seine Kindheit und Jugend wird natürlich mehr ober weniger eingehend in allen Lebensbeschreibungen seiner Mutter, brr Königin Victoria, und ihres Gemahls behandelt; seiner Person allein gewidmet ist dann das große Prachtwerk Viai^ in tke Lust ckuriug tdo Tour of tdo Lrioco Luck Lrinoo^o al Vlbles" (1869) von dem Cor- respondenten der „Times" Sir William Howard Russell, der 1.869 den Prinzen nach Aegypten und der Türkei und 1875 al» besten Privatselretär nach Indien begleitete. Mit diesen Reisen be schäftigen 'sich auch bas von des Prinzen Arzt Sir John Fayrer herausgegebene Werk ,Mistes ok tdo Visit to Inckio ortdsir UuM liierstN68868 tdo Leines ok Walos Lack tdo Dusts ok Lckiudurgd' (1870—76), ferner die 1876 in London gedruckten „Dotters kdova lnckis. ckurivg bis ko^nl vigdnek- visit", geschrieben von W. S. Porter an sein« Schwester, „Ido Lrinco ok "Lins' lour: u Dinr^ in lockia" von dem Künstler W. Simpson, und „Ido Lriuee ot 1Vnlo8 in Inäin, or kiow Lall Isistl ko tl>e knojaud" von I. D. Gay (1877 in Toronto erschienen). Andere Werke be schreiben die amerikanisch« Reise von 1860 deS Prinzen; so: „Ide Aese Lnglauck Tom' ok tko Lrinco ok >V»Ie« (Baron Renfrew)", das zuerst 1860 in Boston erschien, „Tko Tour ok kdo krioce ok IVLles tbrougd lj> iti8k Ooluwdm noä tko Onitock 8t»tos", 1860 in Montreal gedruckt, und „Ido Lrinco ok >V»Ie« la OanockL nock kdo vnikock 8kLtS8" von NicholaS A. WoodS 1861 in London veröffentlicht. Der obengenannte Sir W. H. Russell hat auch ein „bloworiLl ok tdo blLvriLgs" (London 1864) veröffent licht über die Vermählung des Prinzen von Wale» mit der Prin zessin Alexandra von Dänemark am 10. März 1863, Wirkliche, zusammenfastende Lebensbeschreibungen über den Thronfolger Albert Evuard scheinen zuerst im Jahre 1872 «rschiereen zu fein, nach der schweren typhösen Erkrankung, die ihn Ende 1871 befiel und sein Leben stark bedrohte. „Literature" führt auS jener Zeit stammend die beiden Werke an: „Ulemon»! ok tdo Lriueo tt>om Lind ko OoovLlescsncv" und „Diko oi tdo Lrinco ofsVoloo" (in Breton'S „Penny BookS"). Dann erschien 1884 eine Bio graphie zugleich mit einer solchen der Königin von Marc Gilchrist, mit einem Vorworte von Sir Roper Lethbridge; einige Jahre später da» bedeutende Werk „Lrinco, Lrioco88 anck Looplo" von Sir Henry Burdett, daS sich namentlich mit socialen Fragen beschäftigt, soweit solche mit dem Leben deS Prinzen von Wales und seiner Gemahlin in Berührung stehen, und wovon 1890 Kne Volksausgabe durch die Verleger Routledge veranstaltet wurde. Die neuesten und verbreitetsten Werke aber sind daS 1898 anonym erickienene „Tdo Lrinco ok Vlslvo! »o »ccount ok die „Our kuturo King; tdo 8korv ok tdo Lrinco ok Vlnleo' Dito" von Charle» Lowe, und „L.ritsin's Leine« »nck Lrinco88, tk« 8tor)' ok tdeir l-ivos" von Thomas Paul, das im Jahre 1900 :rschien. Die Reden und Ansprachen deS Prinzen von Wales sammelt« I. Macaulay unter dem Titel „opoocdeo Luck ^ckäres8«3 ok „dv Ll—w. Leber öle Musik der Chinesen. Di« Sittenbilder auS Cbina, welibe die „Köln. Ztg." veröffent licht, boben jüngst eine interessante Fortsetzung in dem der Vorliebe der Cbinesen für Singnö-rrl und ibrer Musik gewidmeten Capitel erhallen. Wir entnebmeo ibm Fclg ade»: Ja alten Z-ite» soll im Reiche der Mitte eine bedeutend bessere Art von Musik bekannt grwrien sein al» jetzt. DaS bebouvtea die Cdinese» feür bestimmt. Nach ihren Angaben hat der Kaiser Fusi nm da» Jahr 2850 v. Chr. die erste Harmonielehre zuiammen- gestellt, die dann weiter ausgebildet wurde, bi- sie angeblich -inen bähen Grad erreichte. Aber während der Regierung des Kaiser» Tstntschi, 220 bi» 204 v. Ckr., brach ein böi-- Unheil über die Kunst Herrin. Tsiitt chi war ei» sehr thatkräftiger Mann. Er wird wobl der Napoleon Ebiua'S genannt, weil er große Er- obrrungSzüge machte und da»Reich innrilich sehr befestigte. Außer dem bleibt sein Name immer mit einem der gewaltigsten Werke verknüpft, dl» jemals von Menfchenband auSiefuhrt wo,den sind: er lirß de» Hauvtihril der großen Mauer errichten. Trotz allebem wird er von jedem chinesischen Literaten verflucht. Denn er kam auf de» wunderlichen Einfall, die Verbrennung sämmtiicher clofsilchen und g-ichichilicheo Bücher zu befehlen, damit Alle«, wo vor seiner R-gier»ng-zeit lag, für immer in Dunk-l gehüllt blirbe und er selbst al» leuchtender Stern am Eingang einer neuen chin-siichen Geschichtsperiode erschiene. Mit aller Strenge sah der Kaiser darauf, daß dieser Befehl gründlich on-gefüdrt wurde. Ueberall mußten di» geliebten Clossiker tnS F-urr wnndera. Aber einige gut versteckte Ex-mplore blieben doch übrig; außerdem scheint Tsinischi ganz anßer Acht gelassen zu haben, daß e» bei dem vor- tr-fsii-e» Sedächtniß der Chinesen nicht schwer halten konnte, den Inhalt aller Klassiker von Neuem anfzuschreibea, well eS immer Literaten gegeben hat and noch giebt, di« einen großen Theil davon auswendig wissen. Mehr Erfolg batte der Kotier jedoch mit den Bochern über Musik, die auch vernichtet wurden. Dieser Verlust hat st- niemal» ersetze» laste». Die beide» bedrulenbsten Kaller au- der jetzigen Dynastie, Kangbi und Kienlnng, gaben sich wäh rend de- siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert- di« größte Mühe, die verlorene Harmonielehre wieder auf,»finden, um dann die chrnestf-, Musik abrrmal» aus di» Höhe »u brinqrn, worauf sie vor mehr al» zweitausend Jahren schon gewesen sein soll; aber olle ihre Anstrengungen waren vergeben». Die moderne chinesisch« Musik wird bi- in die Zeit der Tongdynastie zurückgeführt, di» im Jahre 620 unserer Zciirrchoung zur Herrschaft kam. Ungefähr dieselbe Zeit, da- nennt« und zehnte Jahrhundert, sah auch die Blüthe der chinesischen Dichtkunst. Heute ist «» eiue Lächerlichkeit sondergleichen, wenn sich die erdrückende Mehrzahl der Literaten noch immer rinbildet, da» biSchen Civilisation, wa» die da draußen wohnenden Barbaren auizuweilea hätten, könne nicht entfernt den Vergleich mit der de- Reiche- der Mitt« ao-dalten; aber während der Tongdynastie war dieser Anspruch nicht ohne Berechtigung, den» damal» Ivar China ia vielen Beziehungen wohl da- civilijirtest« Land der Erd«. Ra» unterscheidet »wische» ritueller und gewöhalichrr Jnstru« ß kriacv ol 1863—1888.' I Glemrnr, ktstk» tzesmtSe Vast» «ia echte», tiefe» und unverfälschte» Musikerthum ist. Hierin beruht meine» Erachten» zum guten Lheile ein nicht genug zu beachtender Unterschied deS Concert- wesen» alter und neuer Zeit. Wie auf allen Gebieten die Technik eine umfassendere geworden ist, wie überall bie Kunsterkenntniß mehr und mehr von der historischen Betrachtungsweise ihren Aus gang nimmt, so wird auch stetig vom ernsten Künstler auf eine Programmwahl gesehen und hingcstrebt, welche nicht zum Ge ringsten ihren Werth darin hat, einen gewissen chronologischen Zusammenhang der Vortragsobjecte zu offenbaren, die letzteren und damit zugleich ihre Autoren in ihrer ideellen Verbindung dem Hörer aufs Neue vorzufllhren. Wie neulich Eugen d' Albert Bach, Beethoven, Brahms spielte, so zeigte der un vergleichliche Künstler gestern Abemd, wie eng sich vielfach die Kreise berühren, in denen der Romantiker Chopin und der Neuromantiker Liszt sich bewegen. Ihren Werken war aus schließlich die hohe Kunst des Concertgebcrs gewidmet. Von Ersterem trug Herr d'Albcrt die H rnoII-Sonate, drei Präludien aus Op. 24 und die H.8 ckur-Ballade vor, von Letzterem die ein- sätzige 8 moll-Sonate, VLl8o-Impiomptuund die Tarantell« aus „Veneri»eKnpolj" vor. Aus allen seinen Gaben spricht offen bar immer wieder das Genie, schlägt immer das specifisch Musi kalische, die verbindene Brücke zwischen Autor und Hörer. Alle di« enormen Mittel, die dem Genannten zu Gebot« stehen, ver gißt man; sic sind nur das Instrument, welches dem Geiste die Pforten öffnet, um ein Helle», klares Licht über das Vortrags object zu ergießen, jenes Licht, welches nicht nur erhellt, sondern Alles erwärmend durchdringt. Von dieser belebenden Wärme wurden z. B. Alle gestern ergriffen bei der Wiedergabe des Largo der Chopin'schen. bei den lyrischen, in zarteste Tinten getauchten Stellen der Liszt'schen Sonate. Eine wahrhaft raffaelitisch« Schönheit war über diesen Sätzen ausgegoffen von d'Albert's ! Hand. Und dazu hier wie dort die enormen Gegensätze: so im l ersten Thema des Lisztwerkes, wie im Scherzo und Finale des jenigen des genialen Polen. Dos Presto nontsntodes Letzt genannten mag in d'Albert's Reproduktion Manchem als eine zu enorme Eruption der d'Albert'schen Gefühlswelt erschienen sein. Es war ein Kampf mit Giganten, aber in d'Albert's Spiel gerade dieses Satzes empfand man etwas von der überströmenden , Wuth eines weiland seinen verlornen Groschen suchenden ! Beethoven. Auch die das Vos ckur-Präludium umgrenzenden Stücke spielte der Künstler mit einem wahrdaft finsteren Herois- ' mus. Man that einen Einblick in eine Gefühlswelt, wie sie hier ' und da in den Werken eines Stuck und Sascha Schneider ver Augen liegt. Eugen d'Albcrt hat gestern wieder wie stets sein , athemlos lauschendes Publicum mit seinem Vortragsgenie sasci- i nirt. Anhaltende Beifallsstürme und wiederholte Hervorrufe c thaten dies zur Genüge dar. Möchte dem herrlichen Künstler, > besten beiden letzten dramatischen Werke ihrer Ausführung am hiesigen Stadttheater in Bälde entgegensetzen, ein Publicum be- ' schieden sein, welches mit gleichem Verständniß die Beweise seiner i reichen Kunst und Schaffensfreudigkeit auszunehmen weiß. > Eugen Segnitz. . Kunst und Wissenschaft. Musik. Erste Prüfung im Königlichen bonservatartam für Musik. Velpzig, 13. Februar. Am gestrigen Tage nahmen rm königlichen Conservatorium der Musik vie diesjährigen Prü fungen ihren Anfang. Der die Einleitung brldenve Orgel vortrag, Phantasie und Fuge in 6 vaoU von I. S. Bach, wurde durch Herrn Otto Burkert aus Brirg sehr lobenSwerth vermittelt; vortreffliches, nach den verschiedensten Richtungen hin vollbefriedigendes technisches Können und ein vrrständniß- inniges, auch in der Rcgistrirung bemerkbar werbendes Erfassen des musikalischen Inhalts war dem Spirler nachzurühmen. Als tüchtiger Pistonbläser erwies sich Herr Johan-Koskelo aus Helsingfors (Finland), der «ine Phantasie von B. Fuchs ausführte. Gut entwickelter, Schwankungen nur noch selten unterliegender Ton und eine den Variationen des Stückes bestens gerecht werdend«, respektable -Geläufigkeit hinterließen vortheilhaften Eindruck. In Beethoven'S 6 naoU-Claviercvnceri (Op. 37) vollbracht« Fräulein Emilie Gnauck auS Benicia (Californien) «in« recht sympathisch wirkende Leistung; mit dem mechanischen wie musikalischen Theile deS Werkes war die junge Dann gleichermaßen wohlvertraut. Wurde der erstere nicht nur sauber und correct, sondern sogar mit einem gewissen brillanten Schwünge wiedergcgeben, so zeigten sich auch rn geistiger Beziehung überall Geschmack und lebendige Empfin dung. Da bn nächst« Nummer deS Programms, ein Spohr- sches Diolinconcert, in Wegfall kam, folgte nun Fräulein Adel heid Pickert auS Leipzig mit Mozart'S Arie der Zerline „Schmäle, tobe, lieber Junge" au» „Don Juan". Hübsche, bewegliche Stimmmittel und sehr ansprechend«, auf sorgfältig gebildetem VortragStalent beruhende Art bei Aus drucks vereinten sich zu erfreulicher Gesammtwirkung, zumal auch eine rhythmisch« Freiheit der Sängeri« durch dir Umsicht des Herrn Capellmeister Hans Sitt, unter dessen Führung das ausschließlich aus Schülern des Lonservatoriums bestehende Orchester sich überhaupt sehr brav hielt, schnell ausgeglichen wurde. Zuletzt war noch Schumann's Concert für Pianoforte (Op. 54, rnoN) zu verzeichnen. Der Interpret desselben, Herr Percy Gorbon nus Glasgow, brachte dafür sehr fleißig burchgearbeitet^ Accordtechink und ebenmäßiges Passagen spiel mit; besonders anerkennettSwerth geriekh der flüssige letzte Sah, auch die stürmisch drangvollen Stellen de» Anfangssatzes fanden wohlgelungene Auslegung. F. Wilfferodt. 8. Llavier««»eu» vvn S»»ea » Albert. LetVzi». 13. Februar. Unter der Kunst de» Vortrag» versteht man die vielfältige Kunst de» Anschlags, da» Zusammenfassen der Mallen wie daS sorgfältige Herausheben der Einzelheiten, den wirksamen Gebrauch deS Pedal-, die weise Anwendung einer ausgefeilten, olle Hindernisse spielend überwindenden Technik und Anderes mehr. Aber wie es heißt, daß alle Kenntnisse nichts seien, hätte man der Liebe nicht, so käme die Clavierkunst den tönenden Schellen gleich, fehlten der allen Vorzügen der äußeren Natur, die zu erwerben sehr Vielen möglich ist, diejenigen des Innern, die, streng genommen, nur Wenigen gegeben sind. Wie mit dem ununterbxochenrn Wachsen der technischen Mittel deS vergangenen Jahrhundert» aller Glanz und Reichthum einer früheren Darstellungskunst in den Schatten gestellt wurde, so er fordern neben den letzten Clavierwerken eine» Beethoven vor zugsweise in unseren Tagen,di« künstlerischen Emanationen eines Liszt eine um Vieles gesteigerte ReceptionSfähigkeit de» auS- führenden Künstlers wie de» genießenden Publicum», beide Theile, der spendende wir der empfangende, stehen sich jetzt um ein Wesentliches anders gegenüber, denn sonst. Die recivroken An forderungen sind gewachsen. Wie der Künstler vom Zuhörer ein völliges Aufgehen in seinen Vortrag erwarten darf, so mutz I dieser von jenem einen Vortrag verlangen, dessen haupsächliche»
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