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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-13
- Monat1901-02
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Mittwoch den 13. Febmar 1901. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (-gespalten) 75 H, vor den Familiennach» richten (8 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offcrtenannahme LS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesürderung ^l 80.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Ännal,meschluk für Anzeigen: Abend-AuSgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedits.» zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig 85. Jahrgang. Die Sicherung lehtwilliger Wünsche. Dr. L. Der kürzlich verstorbene Bürgermeister Brinkmann in Berlin hatte bei seinen Lebzeiten ernstlich den Wunsch ge äußert, demnächst seine Leiche verbrennen zu lasten. Die Familie machte jedoch ihren bereits ertheilten Auftrag, die Verbrennung der Leiche vorzunehmen, auf Wunsch des Magistrats von Berlin wieder rückgängig und Brinbmann ward auf dem Kirchhof be graben. Es giebt Niemand, der gegenüber der Entschließung der Familie berechtigt gewesen wäre, der dem Willen des Verstorbenen zuwider erfolgten Beerdigung zu widersprechen. In einem schriftlichen Testamente war der Wunsch nicht geäußert, und ein mündliches Testament kennt unser Gesetz nur, wenn es vor dem Richter oder dem Notar erklärt ist. Aber auch wenn der Wunsch nach Feuerbestattung in einem förmlichen Testamente in bestimmtester Form ausgesprochen worden wäre, was würde das ändern? Nichts, rein gar nichts. Es würde trotzdem Niemand geben, der die Befolgung des letzten Willens gegen die Erben zwangsweise hätte durchfetzen können. Das könnte nun unwichtig erscheinen, denn nur eine ver schwindende Minderzahl von Menschen hegt den Wunsch der Verbrennung nach ihrem Ableben. Von allgemeinem Interesse wird die Frage aber dadurch, daß auch für Wünsche anderer Art das Gleich« gilt. Z. B., Jemand wünscht die Errichtung eines bestimmten Denkmals auf seinem Grabe, er wünscht, daß sein Sohn einen bestimmten Beruf ergreift, oder an einem bestimmten Orte sich niederlaste oder nicht niederlasse, oder daß die Tochter eine bestimmte Heirath eingehc oder nicht cingehe, daß die Kinder das Grundstück nicht verkaufen, daß mit dem handschriftlichen Nachlaß in bestimmter Weise verfahren werde. Diese Wünsche zu erreichen, ist gesetzlich am einfachsten möglich, wenn der Erb lasser Die Erfüllung seines Wunsches zur „Bedingung" einer Zu wendung macht. Möchte er das nicht, weil er die zu Erben oder Vermächtnißnehmern eingesetzten Personen unter allen Umständen bedenken will, z. B. den Gatten und die eigenen Kinder, so bleibt nur der Ausweg, dafür zu sorgen, daß Jemand vorhanden ist, der ein pecuniäres Interesse daran hat, daß der Wunsch des Erb lassers zur Ausführung kommt. Einen solchen Interessenten kann er in einfachster Weise schaffen, indem er seinem Erben die Er füllung des Wunsches bei Vermeidung einer einem Dritten zu zahlenden Strafe auserlegt. Aber dieser Weg ist in Fällen unserer Art gewöhnlich nicht gangbar, denn wer mag seinen nächsten Angehörigen in seinem letzten Willen Strafe androhen für den Fall, daß sie sein« Wünsche nicht erfüllen? Ein anderer Weg ist Der, daß man für den Fall, daß die Wünsche unerfüllt bkiben, eine andere Person als diejenige, der wir die Erfüllung anheim gegeben haben, mit einem entsprechenden Theile des Ver mögens bedenkt. Der drohende Verlust eines Theiles des Nach lasses übt vielleicht seinen Einfluß auf den ursprünglich Bedachten aus, und er erfüllt den Wunsch des Verstorbenen, um nicht sehen zu müssen, daß eine fremde, dem Verstorbenen weniger will kommene Hand dessen Wunsch zur Ausführung bringt. — Der alte Sah, wo kein Kläger ist, ist kein Richter, ^igt sich bei letzt willigen Verfügungen dieser Art in vollster Wirksamkeit. Wenn man nicht unbedingtes persönliches Vertrauen zu den bedachten Personen haben kann, dann bleibt kein anderer Ausweg übrig, als eine Person zu schaffen, di« unter Umständen als Kläger, zum Beispiel als Ersatzerbe an Stelle des zuerst Bedachten, austreten kann. Noch eine andere Art von Fällen giebt es, in den«n die Aus führung lehtwilliger Wünsche nicht selten vereitelt wird. Vor etwa Jahresfrist ungefähr berichteten die Zeitungen, daß Prof. Baron in Bonn sein beträchtliches Vermögen der Stadt Berlin vermacht habe, mit der Auflage, ein« vegetarische Erziehungs anstalt zu errichten. Der Stadtverordneten-Vorstand hat die An nahme der Erbschaft mit dieser Auflage cbgekehnt, weil eine vegetarisch« Ernährung den Grundsätzen der medicinischen Wissenschaft widerspreche. Ganz ebenso würde es dem Erblasser wahrscheinlich auch ergangen s«in, wenn er eine lehtwillige Stiftung zu jenem Zwecke gemacht hätte. Denn jedwede Stiftung bedarf, um ins Leben zu treten, der Genehmigung des Buntdesstaats, in dessen Gebiet sic ihren Sitz haben soll. Wen» also Jemand sein Vermögen zu Zwecken der oben«rwähntvn Art bestimmt hat oder z. B. zum Schutze der Geisteskranken gegen Mißhandlungen in staatlichen und privaten Irrenanstalten oder zur Erleichterung der Verfolgung von Ansprüchen gegen Be hörden wegen Pflichtverletzung, so würde es höchst zweifelhaft sein, ob eine Stiftung mit solchem Zwecke die staatliche Ge nehmigung erhalten würde, weil es sich um Ziele handelt, zu deren Erreichung wahrscheinlich nach Ansicht der Regierung eine private Unterstützung nicht wünschenswerth ist. Ist Jemand davon durchdrungen, daß der ihm vorschwebende Zweck dem Gemeinwohl dien«, und will er sich nicht der Gefahr aussetzen, daß im Falle der Ablehnung seiner Stiftung sein Ver mögen den ihm völlig fernstehenden gesetzlichen Erben zufalle, so muß er andere Weg« aussuchrn. Als besonders geeignet er scheint die Gründung eines Vereins zu dem gewollt«» Zweck. Der Verein erhält, wenn sein« Satzungen den norma tiven Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches entsprechen, die Rechte einer juristischen Person, oder, um es deutsch zu sagen, er wird rechtsfähig, kann also Vermögen, bewegliches und unbeweg liches, erwerben. Diesen Verein ruft der Erblasser am besten schon selbst ins Leben, und ihm kann er sein Vermögen zulvcnden. Allerdings ist auch dies nicht unbeschränkt zulässig. Verfolgt der Vertin politische, socialpolitische oder religiöse Ziel«, so erlangt er die Rechtsfähigkit nicht ohne Weiteres, sondern nur dann, wenn von der Verwaltungsbehörde kein Einspruch geg«n dre Ein tragung in bas Vereinsregister erfolgt. Aber auch wenn die Ziele nicht zu einer dieser Kategorien gehören, so sind Zuwendungen trotzdem nur in beschränktem Maß« zulässig. Zwar da» Bürger liche Gesetzbuch selbst enthält solche Beschränkungen nicht, daS EinführungSgeseh ermächtigt aber die Landesgesetzr, beschränkende Vorschriften zu erlassen. Hiervon ist denn euch überall Gebrauch gemacht. So schreibt Artikel 6 des preußischen Ausführungs gesetze» vor, daß nicht nur Schenkungen, sondern auch Zu wendung«» von Tode»wrgen an jurisvisch« Personen zu ihrer Wirksamkeit der Genehmigung de» König» oder der durch königl. Verordnung bestimmten Behörde bedürfen, wenn sie Gegenstände von mehr al» 5000 -4k betreffen. DK dauernd gesicherte materielle Unterstützung von Zielen, die sich im Widerspruch mit den Ansichten der Staats regierung befinden, hat also mit mancherlei Schwierigkeiten, zu »mpfen. wird dem betreffenden «apitaltstrn nicht» übrig bleiben, als nach und nach sein Vermögen dem Vereine, dessen Leitung er selbst in die Hand nimmt, zum Zwecke seiner Organi sation zuzuwenden, so daß der Verein schließlich bei seinem Ab leben in der Lage ist, mit einer ktztwilligen Zuwendung von nur noch 5000 c« seitens des Stifters aus eigenen Kräfkn fort zubestehen. Die Wirren in China. Am chiiiksische» Saiscrhofe in Tiau-fn. II. Sian-fu nach d«r Ankunft des Kaiser-« Paares. Am 24. Octobcr hielt der kaiserliche Hof seinen Einzug in Sian. Eine Unmasse Soldaten begleiteten ihn. In Tragsesseln saßen I) die Kaiscrin-Wittwe, 2) Kuang Hsü, 3) die junge Kaiserin und 4) Ta-no-kuo, der Sohn von Luan-Wang. Gegen alten Brauch durfte das Volk den feierlichen Einzug ansehen. Die Gardinen der Tragsessel der alten Kaiserin, des Kaisers und des vermeintlichen Kronprinzen waren zurückgeschlagen, so daß Alle die Herrschaften sehen konnten. Der Zug ging durch Vas Ostthor und begab sich auf dem kürzesten Wege nach den für den Hof bestimmten Wohnungen, dem Peh-Uuan, wo er auch jetzt noch weilt. Hatten wir gefürchtet, daß mit der Ankunft der Kaiserin für uns die Todesstunde geschlagen hab«, so hatten wir uns glücklicher Weise geirrt. Mit der Kaiserin war auch zugleich der neue Gouverneur Tsön gekommen, und dieser erließ alsbald ein Edict, in dem «r auf Geheiß der Kaiserin mittheilte, daßNiemand es wagensollte, die Christen oder Europäer zu belästigen. Tod wurde einem jeden Soldaten angedrohi, der auch nur eine Kirche oder ein christliches HauS betreten würde. Der Gouverneur schrieb an unseren Bischof einen schönen Brief, in welchem er ihn aufforderte, mit den europäischen Schwestern, die in die Berge geflüchtet waren, zurückzukehren. So war also die Ruhe in Shensi wieverhcrgestellt, nachdem man nur wenige kleine Kirchen zerstört und in den entlegenen Theilen wenige Christen getövtet hatte. Somit konnten wir denn auch an die Abreise nach Deutschland denken, wohin wir vom Bischof geschickt wurden, um Almosen zu sammeln für unsere hungernden Christen. Am 15. 'November verließen wir unter militärischer Escort- Sian, nachdem uns noch Tsen-fu rai «inen Reisepaß ausgestellt hatte. Die Reise ging über die Süoberge nach Lung-tschü-tsai, Ling.-tse-tuan, Lao-ho-kon. Ueberall wurden wir von den Man darinen ehrenvoll empfangen. Wir haben überhaupt noch nie mals eine so ruhige Reise in China gemacht, als diese von Sian-fu bis Hankau. Das hier geschilderte Verhalten des Schatzmeisters Tuan Fang und des Gouverneurs Tsön, «ines Bruders des hiesigen Zolltaotais, verdient alle Anerkennung. Zugleich läßt sich aus der Thatsache, daß die beiden Männer durch ihre ruhige Be- onnenheit über die bodenlose Zerfahrenheit der kaiserlichen Rath- zeber offenbar triumphirt haben, vielleicht der Schluß ziehen, daß man bei Hofe das Wahnsinnige der Pläne des Prinzen Tuan und Genossen allmählich ein- zusehen anfänqt. — Nach ferneren Aeußerungen der Brüder Götte ist derKaiser Kuang Hsü in keinerWeis« in der Lage, der Kaiscrin-Wittwe gegenüber seinem Willen Geltung zu verschaffen. Er ist im Damen des Gouverneurs unter beständiger Auf- s ich t und ist jedes Mal, wenn er versucht hat, sich im Freien zu bewegen, von den Eunuchen der alten Kaiserin zurückgeholt wovden. Der einflußreichste Mann soll noch immer der OSer- cunuche Li Lien Ding sein. Wie die Brüder Götte versichern, macht die Bevölkerung den Hof für alles Un heil verantwortlich und 'spricht höchst despec- tirlich vonihm. Die Kaiscrin-Wittwe soll mit argen Spitz namen, wie „der w e i b I i ch e'T i ge r ", belegt werden, und man sehne in Anbetracht der Hungersnoth im Lande ihre Abreise herbei. Im Allgemeinen sind die beiden Missionare der Ansicht, daß nur ein strenges Vorgehen der Mächte gegen dieRLdelsführcr eine günstige 'Lösung der Wirren herbei führen könne. 6. 8. Berlin, 12. Februar. (Privattelegramm.) Nach einer Meldung aus Tientsin vom 9. Februar kann die Post in den Häfen von Shanhaikwan und Tsingwantau wieder ge landet werden. * Paris, 12. Februar. (Telegramm.) General Voyron meldet, die Eisenbahn Peking.Pa otingfu sei am 10. Februar eingeweiht worden. Er habe in Geqeuwart de- französischen und deS belgischen Geiandten eine Parade über die Truppen abgebalten, der eine zahlreiche chinesische Volk'menge beiwohnte. Die Haltung der Truppe» sei vorzüglich, der Gesund- hritSzustand sehr gut. Der Krieg in Südafrika. * London, 12. Aebrnar. (Privattelegramm.) Dewet überschritt gkstcrn den vransesluh bei Norvalspont, nachdem er General Knox ««schlagen, und rückt in zwei «olonnen ans itoleSberg und Philipvstown vor, von fünf eualischen «olonnen gefolgt. Dewet hält die Bahnlinien südwärts. * London, 12 Februar. (Telegramm.) „Renter'SBureau" berichtet auS Willislon unter dem 11. Februar: Die Eolonn, de« Obersten DeliSle kam hier von Ealviuia an; sie hatte 72Meilen in 48 Stunden zurückgrlegt. Die Boer«» rückten gegen van- wyk-lei vor. * London, 12. Februar. (Telegramm) Dem „Reuter'schrn Bureau" wird au« OueenStown unter dem 11. Februar berichtet: General Brabant hielt in einer Versammlung eine Ansprache, tn der er nachdrücklich betonte, e» sei nothwendig, daß die Farmer al- Freiwillige Militärdienst leiste», um die Lolonir zu oertheidigea. ES lassen sich viele al- Rekruten «inrrihe». Die Taktik der voere« besteht im Wesentlichen darin, in möglichst vielen, aber sehr kleinen Haufen auSzuschwärmen. Dadurch vermögen sie nicht allein daS Land um so intensiver abzuarasen, sondern sie leiten auch die sie verfolaenden Engländer vollständig in die Irre. So kommt«» -or, daß ,. B. «in «ngkischer Heerführer oft fünf Li» sechs gleichzeitige Angaben über den Stand der Boeren erhält, so daß er absolut nicht weiß, wohin er sich zuerst wenden soll. Meistens ist dies auch ganz gleich, denn er kann ziehen wohin er will, die Boeren findet «r doch nicht; allenfalls erfährt er nach träglich, daß sie diese oder jene Gegend, wo er nicht war, unsicher gemacht haben. Wie es scheint, wollen die Boeren das Herunter kommen Dewet' s abwarten, ehe sie zu größeren Schlägen aus holen. Aber das Abwartin hat sich noch allemal verderblich für sie erwiesen, denn die Engländer gewinnen Zeit sich zu verstärken. Und so wird es wohl auch dieses Mal wieder sein. Nach ofsi- ciellen Angaben ist eines der kleineren Commandos, welches seiner Zeit über Aliwal North eingebrochen war, wieder über den Oranjefluß zurück, angeblich weil es von Seiten der Bevölkerung nicht das geringste Entgegenkommen gefunden hab«; Andere be haupten, es habe so reichliche Beute, besonders an Pferden ge macht, daß es den zurückgebliebenen Commandos zunächst etwas von seinem Ueberfluß abgeben wolle, d. h. mit anderen Worten, um sie vor Allem beritten und somit zugfähig zu machen. Zwei merkwürdige Reden werd«» berichtet, welche Steijn und Dewet Ende November vorigen Jahres in Klcrksdorp, das damals die Engländer räumen mußten, gehalten haben. Die Rcve Trwct'S ist so originell, daß sie Weitcrverbreitung verdient. Unter An derem meinte er, es werde jetzt viel Aussehens von ihm in der Welt gemacht; aber sehr viele der Helventhaten, welche ihm zu geschrieben wurden, seien gar nicht wahr; dann wieder werde viel fach in der Presse behauptet, er habe europäische Erziehung ge nossen und Kriegskunst in Europa studirt; das sei aber ebenso erlogen. Thatsache sei, daß er im Freistaate erzogen, und daß diese Erziehung obendrein noch eine recht magere gewesen sei. Sehr erbost zeigte sich Dewet über den Artikel einer südafrika nischen Zeitung, in welchem ihm vorgeworfen werde, er sei ur sprünglich nichts Anderes als ein Sauhirt gewesen, der noch dazu seine Schweine persönlich zu Markte getrieben habe. Dewet hält es für nothwendig, sich hiergegen ausführlich zu verwahren, in dem er darlegt, daß er wohl mit Schweinen gehandelt, aber sie nie persönlich zu Markte getrieben habe, sondern dies von feinem Knechte habe besorgen lassen, während er nur den Verkauf geleitet hätte! Aufs Politische übergehend, meinte der kühn« Boeren- führcr, jeder echte Boer solle sein Glaubensbekenntniß in folgen der Weise erweitern: „Liebe Deinen Nächsten, aber hasse oen Engländer." Er wenigstens erziehe seine Kinder nach diesem Grundsätze. Es heiße zwar, daß er wenigstens einige gute Engländer auf Erden gegeben hätte, aber die müßten offenbar längst ausgestorben sein; denn ihm sei noch nie ein solcher begegnet. Ferner äußerte er sich über die chwebenoe Kriegslage dahin, daß der endgiltige Erfolg doch auf Seite Ser Boeren sein würde; mögen die Engländer das Land nur verwüsten, dasselbe werde schon wieder emporkommen, denn die Capitalisten würden es selbst wieder mit ihrem Gelde befruchten, und kommen würden sie, so sicher wie Schweine nach Kürbissen kommen. Die Kürbisse aber, das seien di.- Goldminen in Trans vaal. Einst, so erzählte er, hätten ihi d'e Engländer in eine: Stärke von 26 000 Mann verfolgt. Er habe nur 2000 Mann bei sich gehabt und daher n'cht gewagt, Stans zu halten. Aber da habe er die Engländer alle an der Nase bcrumgcfühct und ei schließlich doch entkommen. Und >o werde es stets gehen, xnn fangen würden sie ihn nie. Aber sollte dies doch einmal geschehen, oder sollte er im Kampfe fallen, io läge daran sehr wenig, denn er habe dafür gesorgt, daß ein Ans-re: sein Nach- vlger werde. Sollten ihnen die Nahrungsmittel oder der Kriegsbedarf ausgehen, so würden sie einfach in die Copcolon:« einbrechen und da von ihren Freunden Alles in Hülle und Fülle erhalten; wenn diese sich aber gegen die Zumulhung verwahren wollten, so würden sie ihnen das Erforderliche einfach „cominan- diren" und mit Anweisungen auf die alte gute Freistaat-Re- gierung quittiren! Zum Schlüsse meinte Dewet, er stehe eben im Begriffe, nach der Eolonie aufzubrechen. Unter Afrikanern sei keine Neutralität möglich; entweder wären die Capländer gegen sie oder für sie; dazwischen gäbe es nichts. Deutsches Reich, 6. II. Berlin, li. Februar. (Die freiwilligen Spenden der Arbeitgeber für ihre Arbeiter und die Socialdemokratie.) „Hartherzige Capitalisten", ausbeuterische Bourgeois, die mit der Arbeitskraft ihrer Untergebenen Wucher treiben, solche und ähnliche Ausdrücke kann man täglich in den socialdemokratischen Versammlungen gegen rie Arbeitgeber hören. Bibliothekar Peter Schmidt in Dresden hat sich nun der Müde unterzogen, zusammeiizuslellen, waS in einem Jahre die Arbeit geber an freiwilligen Spenden für ihre Arbeiter ans» gebracht haben. „Cbreniafel deutscher Arbeiterfreunde", nennt er die ungemein fleißige und verdienstvolle Arbeit. Nachweislich waren es nicht weniger als 60 542 133 -ck, die nach der Ausstellung Schmidt's im Jahre >900 von Arbeitgebern, von Direktionen von Actiengesellschaften und Privaten sür Fabrikangestellte und Arbeiter nur für die unteren Volksclassen im Allgemeinen gemacht wurden; 1898 betrug die Summe nur 27 399 876 1899 39 159 696 -ckl Zweifellos ist auch diese Zusammenstellung nicht ganz voll ständig; Schmidt selbst vermutbet, daß die Gesammtsumme der im Jahre 1900 von deutschen Arbeitgebern für die Arbeitnehmer gespendeten Gaben auf 50—90 Millionen sich belaufe. Betrüge sie aber auch wirklich nur 60 Millionen, so bildete sie doch ein RubmeSblatt für unsere Industriellen und ihre menschenfreundliche Gesinnung. Doppelt verdient eS Anerkennung, . daß sie in diesem ihrem Handeln trotz der unerhörten socialdemokratischen An» griffe nicht irre werden, und in noch erböbtem Maße fort fahren im segensreichen Wohlthun und Wirken für die unteren Volksschichten. Im Einzelnen sei noch erwähnt, daß von diesen freiwillig gespendeten 60 542 133 -ck für die Arbeiter ans Preußen 26 657 515 -ck, auf Bayern 8 115 708 -ck, auf Sachsen 7 038 238 auf Württemberg 693 666 -ckl, auf Baden l 334 599.4, auf Anhalt I 277 367 „ck, auf Hamburg li 216 462 -er entfallen. -4- Vcrlin, 12. Febrnar. (Socialdemokratisch« Kritik zur Zollagitation der socialdemokratischen Reich-lagSsraction.) Welchen hetzerischen Cbaraktrr die Kundgebung bat, welche die socialdemokransche RricbStagSfraction in Sachen der Gctreidezollrrböbunz „an da« wrrkthatige Volk" gerichtet hat, dessen wird man in vollem Umfange erst dann inne, wenn man an die wesentlichsten darin entbaltenenBehauptungendenMaßstabsocialdemo kratischer Kritik legt. Geliefert wurde dieser Maßüab auf den, letzten socialdemokratischen Parteitage in Mainz. Schon der AnSqangspunct der Kundgebung der ReichSlagSfraction wird von einer so extremen „Genossin", wie eS Rosa Luxemburg ist, auf das gründlichste corrigirt. „Eine Erhöhung der Zölle bewirkt eine entsprechende Erhöhung der betreffenden im Jnlande erzeugten Lebensmittel" — sagt wörtlich die socialdemokratische Fraktion. Rosa Luxemburg dagegen hat auf dem Parteitage — wir ciliren nach dem parteiamtlichen Protocoll, daS im Verlage des „Vorwärts" erschienen ist — gesagt: „Wer die Zölle trägt, das hängt von so vielen Umständen ab, Laß von Jahr zu Jahr eine Schwankung darin eintritt." Fragt man angesichts dieser im Allgemeinen zutreffenden Auslassung der „Genossin" Luxemburg, wie eS im Besonderen betreffs der Hauptbrodfruchl in Deutschland, nämlich des Roggens, bestellt ist, so muß die Antwort dahin lauten, daß die Ueberwälzung des Zolles von Seiten des Hauptroggen- lieferanten auf den Abnehmer, d. i. Deutschland, mit außer gewöhnlichen Schwierigkeiten verknüpft ist. Professor Conrad, bekanntlich ein Gegner der Erhöhung des Weizen- und RoggenzollcS über 3,50 hinaus, hat hierüber u. A. das Nachstehende geschrieben: „Bei dem Roggen kommt der allgemeine Weltmarkt nur wenig in Betracht, sondern es steht Deutschland mit seinem Bedarf als ausschlaggebend La nnd ihm gegenüber Rußland als der bauptjäch- lichste Lieferant. Die Ernteverhältnijje beider Länder, und zwar in ihrem Verhältnis zu einander, sind bestimmend für die Preise. Der Ernteüberschuß in Rußland ist in besonderem Maße auf den Absatz in Deutichland angewiesen und, ist er ein bedeuten der, so wird der Lieferant den Zoll in höherem Maße zu tragen haben, ist er gering, so wird das nachsragende Land mindestens bis zur Höhe Les Zolles Concessiouen machen." Die zweite wesentliche Behauptung in der aufreizenden Kundgebung der socialdemokratischen Fraction besagt: „Den Hauptvortheil vor dieser Plünderung der Arbeiterclasse hat nur eine vrrhältnißmäßig geringe Zuhl großer Grund besitzer, wohingegen die kleinen Bauern nicht nur keinen Bortheil, sondern selbst Schaden haben." Ganz im Gegensätze hierzu hat „Genosse" Harris- Himbach auf dem Mainzer Parteitage auSgesührt: „Für die Kleinbauern gilt es sicher nicht, Laß sie kein Interesse an hohen Preisen der landwirthschaftlichen Producte haben, denn sonst können sie unmöglich bestehen." Vor allein aber fällt für die Kritik der in Rede siebenden Kundgebung die Parole ins Gewicht, die auf dem Mainzer Parteitage von dem „Genossen" Cal wer als dem Referenten zum Thema „Verkehrs- und Handelspolitik" ausgestellt wurde und welche lautete: Höhere Löhne! „Schließlich kann der Arbeiter", sagte Calwer, „bei bobem Lohne auch tbeure Lebensmittel ertragen, aber einem schleckt gelohnten Arbeiter sind billige Lebensmittel vielleicht nickt billig genug, um sie zu kaufen." „Genosse" David zog auS Vorstehendem die richtige Folgerung, indem er sagte: „Wenn dann auch sür die Landarbeiter die Parole höherer Löhne ausgegeben wird, waS dann? Höhere Löhne können doch aus diesem Wege nur durch höhere Preise erzielt werden und damit billigen wir auch im Princip die Agrarzölle, höhere Zölle sür landmirthschastliche Producte... Mit der Anerkennung der Parole „Höhere Löhne" stellen wir uns principiell aus den gleichen Standpunkt wie die Agrarier und wir müßten dann auch praktisch direct deren Politik im Reichstag unterstützen." Stellt man diesen von Socialdemokraten selbst geäußerten Ansichten den Ruf der socialdemokratischen Fraction „Nieder mit dem Brod» und Lehensmitkelwucker, nieder mit der Junker- und Agrarierbcrrschaft!" gegenüber, so erkennt man, in welchem Grade die Verbetzung der Massen von der Socialistenfraction betrieben wird. d) Berlin, 12. Februar. (Telegramm.) Ter Staats sekretär v. Tirpitz begab sich beute Nachmittag in Begleitung seines Adjutanten, deS CapilänS zur See v. Usedom, zum Vortrag beim Kaiser nach Homburg und kehrt bierber voraussichtlich am 14. Februar Abends zurück. Seine Ver tretung wäbrend dieser Zeit übernimmt Contre-Admiral Bnchscl, der Director deS Allgemeinen Marine-Deparlementk. d) Berlin, 12. Februar. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Zig." schreibt: Es ist ,n hohem Grabe ausfällig, das; im Anschluß an die ReichStagSdebatten über Postsendungen mit polnischer Adresse von verschiedenen Blättern bebanptel wird, der Reichskanzler wolle einen nenen Polencur» einschlagen. Wir können feststellen, daß diese Bcbauplungen völlig haltlos sind. Als Reichskanzler wie als Ministerpräsident ist sich Graf Bülow ter Notbwendigkit bewußt, in den Ostmarken dem deutschen Volksthum bei seiner berechtigten Abwehr gegen das Ueberwuckern deS politisch-feindseligen Polenthumö zu Hilfe ;u kommen und namentlich dort einzuschreiteu, wo staatliche Organisationen zur Förderung national-polnischer Bestrebungen mißbraucht werden sollen. Deshalb wird der Reichskanzler Vor sorge treffen, daß in der Bcbandlung von Postsendungen mit polnischen Adressen ein« feste und gleichmäßige Praxis beobachtet wird. Unsere polnischen Mitbürger aber mögen eS sich in ihrem eigene» Interesse gesagt sein lassen, daß die Abneigung des leitenden Staatsmannes gegen die Anwendung kleinlicher Mittel sie nicht davor schützen wird, «ine harte Hand zu fühlen, wenn sie in einer preußischen Provinz etwa« Andere- sein wollen al» loyale preußische Unterthanen. d) Berlin, 12. Februar. (Telegramm.) Gegenüber der Behauptung deS „Berl. Tagebl.", die RegierungSkreise hätten dem Deutschen HanAelStage und dem Teutschen Lnntz- wirthschastStage eine verschiedene Behandlung angedrihen lassen, Staatssekretär Graf Posadowrky sei auf dem Deutschen Hanrel-tage, nachdem er seine Begrüßungsrede gehalten, verschwunden und bald darauf auch sei» Commiffar, erklärt die »Norddeutsch« Allgemein« Zeitung": Diese Be»
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