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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010214021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-14
- Monat1901-02
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Anzeigen »Prett die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RedactionSstrich f4 gespalten) 75 L), vor den Uamiliennach» richten (6 gespalten) 50 H. Dabellarischer and Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung«.« und Offertenanuahm» 25 S, (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbrsörderung SO.—, mit Postbesürderung 70 —, Ännalimeschlllb für Anzeige»: Nbend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«' Nachmittag« 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» find stet« an die Expedition za richten. Di« Expedition ist Wochentags nnnnterbrvche» geöffnet oo» früh 8 bis AvendS 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Volz in Leipzig 83. Donnerstag den 14. Februar 1901. 95. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. Die Beulenpkst i» Südafrika. AuS London, 12. Februar, schreibt man uns: Schon vor vierzehn Tagen hatte ein« radicale Londoner Sonn- tagSzeitung behauptet, daß die Pest im britischen Heere in Süd- afriät auSgebrochen sei. Die Nachricht wurde damals weder von der übrigen englischen Presse noch auch von der Regierung be stätigt, bezeichnender Weise jedoch auch nicht widerrufen. Gestern erst — also volle fünfzehn Tage, nachdem die Thatsache in Lon don, und mindestens drei Wochen nachdem sie in Capstalvt bekannt war — haben sich die englischen Behörden entschlossen, das Auf treten der Pest in der Capcolonie zuzugrstehrn und an die frem den Regierungen zu melden. Auf solche Weise ignorirte England in diesem, wie schon in unzähligen früheren Fällen, nicht nur internationalen Brauch, sondern thatsächlich bimsende inter nationale Vereinbarungen und gefährdet dadurch das Leben nicht allein tausender englischer Untertanen, auch das unzähliger An gehöriger anderer Länder, in die die Pest inzwischen verschleppt sein könnte. Hervorgeboben must auch werden, daß das bisherige Auftreten der Pest in Capstadt keineswegs so vereinzelt unk bedeutungslos ist, al- die officiösen Quellen cs darzustellen sich bemühen. Der Specialberichterstatter eines Londoner Blattes meldete am Mon tag Abend drei neue Fälle, darunter den eines Europäers; und ein amerikanisches Nachrichtenbureau giebt die Neuerkrankungen am selben Tage, dem 11. dieses Monats, mit der Ziffer neun an. Soviel steht fest: die Civil- und Militärbehörden von Capstadt sind über das Auftreten der Bculenpest im höchsten Grade besorgt, haben in den letzten Tagen wiederholt gemeinschaftlich: Be- rpthungen abgehalten und olle möglichen Vorsichtsmaßregeln ge troffen. um dem Weitergreifen der furchtbaren Krankheit Dämme zu setzen. Die Gefahr erscheint um so größer, als sich beinahe ->000 Kaffern in Capstadt befinden und diese, ebenso wie die Eingeborenen Ostindiens, von Natur aus zur Anstellung durch die Btulenpest mehr geneigt sind als Europäer und infolge ihrer Unreinlichkeit und unbygreinischen Lebensweise auch leichter von ihr befallen werden. Daß es in Capstadt sehr gefährlich aus sieht, geht auch daraus hervor, daß Ratten und Mäuse — die bekanntlich sehr leicht von der Beulenpest ergriffen werden, und zu gleich die hauptsächlichsten Verbreiter der Ansteckung sind — zu Tausenden an ihr verenden, so daß die Behörden sich veranlaßt gesehen haben, eine scharfe Verfolgung und Maffeniödtung dieser Thiere anzuordnen. Jetzt wird auch, offic-iell noch nicht, aber doch in Londoner Zeitungen, zugegeben, daß die militärischen Vorräthe von Pferve futter und Heu von Pestbacillcn inficirt sind, und man erwäg: jetzt in Capstadt deren vollständige Zerstörung, zögert aber noch immer damit, weil es so ungeheuer 'schwierig ist, sie rechtzeitig durchnoue zu ersetzen. Wie viele Tausende Menschenleben iverden, oder können doch, dieser Zögerung zum Opfer fallen! Gleichzeitig mit diesen officiellen Verlautbarungen und pri vaten Meldungen traf auch im Colnialministerium ein Berich! von der Regierung von Mauritius, datirt am 8. Februar, ein, der meldet, daß in der ersten Februarwoche 16 neue Fälle von Beulen pest ausgetreten seien, vou denen sieben tödtkich waren. Auch aus Allahabad wird gemeldet, daß dieXunter den buddhistischen Pilgern ausgetretene Beulenpest zahlreiche Opfer verlange, und daß man in Calcuita von Besorgnitz wegen ihres Weiterareisens erfüllt sei. Diese beiden Umstände, an und für sich scbon bedenklich, müssen um sö aelährlicber erscheinen, wenn man bedenkt, daß zur Zeit ein lebhafter Schiffsverkehr zwischen Ostindien und der Capcolonie herrscht und daß sowohl zahlreiche englische Truppen als auch Proliant von Indien nach Süd afrika verschifft werden. Die Gefahr für die englische Armee ist um so größer, als schon Zehntausend« englischer Soldaten, an Unleclcidstei'ven, meist Typhus, erkrankt, die Lazavethe Süd afrikas füllen, und daß gerade diese körperlich geschwächten und herabgekommenen Reconvalescenten sehr leicht von der Seuche ergriffen werden können. Auch die eben aus England nach Süd afrika abzuschictenden Verstärkungen werden, weil sie aus dem kalten Norden in den heißen Sommer kommen, nicht so wider standsfähig sein wie di« englische Regierung und Lord Kitchener es wohl wünschen. Kurz, es sieht ganz darnach aus, als ob di: Boeren ganz unerwartet einen mächtigen Bundesgenoffen be kommen sollten, einen Bundesgenoffen, der sich vielleicht als mächtiger erweisen dürfte, als selbst jede Intervention, und der die feinen Fäden gar schnell zerreißen würde, die jetzt angeblich in London gesponnen worden sind. * Eapstadt, IS. Februar. lRcutcr'S Bureau.) Hier sind zwei neue Pcstcrkraukuugcn und ein Todes fall vorgrkommen. * Kapstadt, 13. Februar. („Reuter's Bureau".) Ja Folge der großen Zunahme vou TvvbuSerkrankunqen in ganz Südafrika haben sich die städtischen Verwaltungen an die Re gierung mit der Bitte um ausgedehnte sa iläre Vollmachten gewendet. — Der Führer der Boeren-Friedenscommiision, P i et Dewet, der sich in Copstadl befindet, ist bemüht, den Afrika nderbond zu veranlassen, den Boeren unzweifelhaft klar zu machen, daß sie von dem Bond keine Unterstützung zu erwarleu haben. Piet Dewet führt den Emsall der Boren in die Colonie und den fortgesetzten Widerstand haupnächllch auf die bei Gelegenheit des Air kander-Congreffes in Worcester gedaltenen Ansprachen zurück, die dis Boeren zu dem Glauben gebracht hätten, Laß die Holländer sich ihnen anschließcn würden, was diese aber nicht gethan hätten. * Turban, 13. Februar. („Reuter's Bureau".) Zwischen Staudertou und Greylingstad halten sich einige Boeren auf, sie richten gelegentlich an der Eisenbahn Schaden an, lassen sich aber nicht in ein Gefecht ein. General French griff iu der vergangenen Woche ein Boerenlager bei Ermelo mit Erfolg an. Vierzig Boeren sollen (!) gefallen sein, zweihundert wg.ld-a ge fange» genommen (?) uitd eine große Menge Vieh wurde erbeutet. " Haag, 13. Februar. Hier verlautet, daß die Boeren in den letzten Wochen über die Lambertsbai Waffen und Munition eingeschmuggelt erhielten. Krüger empfangt nächsten Mittwoch eine Abordnung der avsgewiescnen Transvaaler, die einen Aufzug vor dem Hotel des Präsidenten in Utrecht veranstalten wollen. (Mgdb. Ztg.) Die Wirren in China. Zum Kapitel „Htl»nc»br«cfc". *Jn den sogenannten Hunnenbriefen ist unseren Truppen be kanntlich wiederholt der Vorwurf barbarischer Behandlung chine sischer Frauen und Kinder gemacht worden. Gegen ihn wendet sich mit Entrüstung ein aus Festung Ost-Fori Paolingfu, 2. De- cember, nach Crimmitschau gerichteter; im „Crimmitsch. Anz." veröffentlichter Brief eines sächsischen Chinakämpfers, in dem cS u. A. heißt: „Heute erhielt ich Euren Brief. Die beigelegten Zeitungsausschnitte haben mich sehr inieressirt, und der nach Deutschland gesandte Brief von dem betreffenden Soldaten konnte mich aufs Höchsteempören, da doch die Wahr heit vollständig ausgeschlossen ist. Von einem Hinschlachten der Weibe: und Kinder ist meines Beachtens nach noch keine Rehe gewesen." Dann fährt der Briefschreiber bei der Schilderung eines am 23. November Sei Pans-li mit 600 Boxern bestandenen Kampfes fort: „Hierbei sei nun noch gleich er wähnt, daß ebenfalls FrauenundKinder, die den Boxer familien angehörten, mit flüchteien, aber nicht weiter konnten, und um sich vor uns zu schützen, in Löchern und Höhlen sich ver borgen hielten. Die kleinen Kinder schrien jämmerlich, aber kein Mann von mir durfte sich an einem Weib oder Kind vergreifen. Die Frauen knieten nieder und küßien die Erde u. s. w. Ich Hin sogar vom Pferde abgestiegen und habe die kleinen Kinder durch Streicheln und dergleichen be ruhigt. Da umringten sie mich Alle, die Frauen warfen sich auf die Knie, und hätten sie Deutsch gekonnt, würden sie mir herzlich gedankt haben. So viel Sittsamkeit undEhrgefühl wird wohl ein jeder deutsche Soldat im Leide haben, umnicht Grausamkeiten an Frauenuno Kindern zu verüben, wie jener Soldat nach Deutschland geschrieben hat. Das ist ein Lappen in meinen Augen. Die erste Kugel gehört: diesem. Gruß — Carl." Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. Februar. Welcher Lärm ist seiner Zeit der „China > Porlane" vor- ausaeganaen, wie heftig hat sie bei ihrer ersten Berathung im Reichstage die Geister auf einander platzen lasten und wie still und rasch ist gestern die zweite Berathung verlaufen! Hätte die Budgetcommission nicht im Anschluß an ihren Bericht eine Resolution in Vorschlag gebracht, so wäre es zu einer Debatte gar nicht gekommen. Zu dieser glatten Erledigung der zweiten Berathung im Plenum hat allerdings die gründliche Com- miffionsberathung sehr wesentlich beigetragen; sie hat, wie der vom Abg. Paasche erstattete, sehr lichtvolle Bericht erkennen läßt, zu einer weitgehenden Uebereinstimmung dahin geführt, daß das Haus im vollen Rechte sei, wenn es die Vorlage ohne weitere Discussion annehme. Was zunächst die ver fassungsrechtliche Seite betrifft, so sind alle bezüglichen Bedenken beseitigt worden, nicht nur durch die vom ReichS- kv^-ler von vornherein kundgegeben« Bereitwilligkeit, Jnd.mnitär nachzusuchen, und zwar sowohl für die Aufstellung der nach Ostasien entsandten, in der Reichsverfassung und den Reichs militärgesehen nicht vorgesehenen Truppenkörper, als auch für alle durch die Expedition nach China entstandenen, im Reichs haushalt nicht vorgesehenen Ausgaben —, sondern auch durch die weiterhin von derselben Seite abgegebene Erklärung, daß die nach China entsandten Truppenkörper, für welche eine gesetzliche Basis nicht besteht oder nicht geschaffen wird, aufzulösen seien, sobald sie ihre Mission in China erfüllt haben werden. Durchaus ge rechtfertigt steht die Reichsverwaltung in kriegstechnischer Hinsicht da. Denn wenn verfassungsmäßig auch für di« vor übergehende Bildung freiwilliger Truppenkörper die vor herige Zustimmung des Reichstages hätte cingeholt werden müssen, so konnte doch materiell das Vorgehen der Heeres verwaltung nicht angegriffen werden. Dem Zweifel, ob die verschiedenen Contingentsherren mit den Neuformationen ein verstanden gewesen wären, wurde von der bayerischen wie von der preußischen Heeresverwaltung durch die Abgabe der Erklärung begegnet, daß die Contingentsherren vorher befragt worden seien und sich vollständig damit einverstanden erklärt Härten, ein be sonderes Expeditionscorps als reine Kriegsformation aus Frei willigen zusammcnzusetzen und unter den gewählten Bezeich nungen und mit den ihnen verliehenen Abzeichen hinauszusendcn. Die Heeresverwaltung hat dann, wie anerkannt zu werden ver dient, Alles gethan, was in ihren Kräften stand, um für die Gesundheit der Truppen und für möglichste Pflege der Erkrankten und Verwundeten Sorg« zu tragen. Die Lazaretheinrichtungen wurden in so umfangre.cher Weise mitgegeben, wie das wohl von keinem fremden Expeditionscorps erfolgte. Da man wußte, wie wenig auf die Hilfsquellen des Landes zu rechnen sei, traf die Heeresverwaltung auch in der umfassendsten Weise für die Ver pflegung der Truppen Vorsorge. Doch war es zeitweilig mit großen Schwierigkeiten verbunden, bei den mangelnden Verkehrs einrichtungen, und namentlich bei d«n unzulänglichen Austade- vorrichtungen an der Mündung des Peiho, die hinauSgesandtcn Gegenstände an Land zu bringen und den Truppen zuzuführen. Daß während des Transportes der Truppen nach Ostasien die großen Dampfergesellschaften, der Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, ihre Schuldigkeit in vollstem Maße gethan, ist bereits genügend hervorgehoben worden. Die Hinaussendung des Panzergeschwaders rechtfertigt sich dadurch, daß man beim Beginn der Wirren absolut nicht im Stande war, zu überblicken, wie weit di« Ge fahren für Leben und Eigenthum deutscher Staatsbürger sich ausdehnen würden. Daß diese großen, schweren Schiffe dort nicht unnöthig und unbrauchbar sein sollten, geht u. A. daraus hervor, daß erst vor Kurzem einer der großen Panzer bis nach Nanking hinauf dampfte. Damit wurde der Beweis erbracht, daß man auch mit großen Schiffen nachdrücklich dem chinesischen Feind« hätte entgegentreten können. Die entsandten Ka nonenboote erwiesen sich mit ihrem geringeren Tiefgange gerade für jene Gewässer als besonders werthvoll. ReichS- Marineverwaltung und Auswärtiges Amt stimmen dahin über ein, daß man sobald als irgend thunlich die Panzer-Division zurückgerufen werde, weil sie in den heimischen Gewässern bei dem Mangel an großen Schlachtschiffen für alle Fäll« dringend er forderlich ist. Die Regelung der Pensionen-, Wittwen- und Waisengelderfrage ist von der Regierung in sichere Aussicht gestellt und gleichzeitig der Wunsch als vollberechtigt anerkannt worden, daß im Zusammenhang mit der Erledigung dieser Angelegenheit das in Bezug auf die Be handlung analoger Ansprüche aus früheren Krieg«» Versäumte nachzuholen versucht werde. Auch in finanzieller Hinsicht muß durchaus zugegeben werden, daß es am Besten sei, so zu verfahren, wie der Reichsschahsekretär befürwortete. Die Credit- ermächtigung ist zur Zeit das Beste, zumal di« Einzelstaaterr durchaus nicht geneigt sind, 'vor einem etwaigen Angriff auf ihren sogenannten FinanzpartikularismuS zurückzuweichen. Wenn die weitere Forderung für die ostasiatische Expedition für die Zeit nach dem 31. März 1901 an den Reichstag kommt, wird noch einmal hiervon die Rede sein müssen. Inzwischen hat möglicher Weise auch die Frage einer Entschädigungszahlung von Seiten Chinas weitere Stadien durchlaufen. Bei der dritten Lesung der Cbina-Borlage nimmt vielleicht einer oder der andere der Herren RechSboten Veranlassung, auf die Mission des Grafen Walderste zurück,nkommen und d-n Zusammenhang zu streifen, in den drese Mission in der „Nbein.-Westsäl. Ztg." von angeblich gut unterrichteter Seite mit den jüngsten Gunstbezeugungen des Kaisers gegenüber England gebracht wird. Der Gewährsmann deS genannten Blattes schreibt nämlich: „Ter Verlauf der Ereignisse in China hat d«n Kaiser tief verstimmt, insbesondere bat er kein Hehl daraus gemocht, daß er über die Haltung Rußland-, Frankreichs und Amerika gegenüber ter Commandogewalt de- Grafen Walders«« rntrüsiel sei. Diele Mächte hätten, obschon mit aller Reserve, den Grasen Walderjee zum Obercommandirendea erst zwar accrptirt, dann aber allerhand Einschränkungen gemacht, die da deutsche Lbercommando thalsächlich illusorisch machen. Zm Die Geschwister. ISj Roma» von Alexander Römer. Dumpfe Stille, nur das leise Klirren rollender Goldstücke! Um den grünen Tisch in der Mitte saß eine Gruppe von Herren, mir zwei Damen unter ihnen, Frau Loooiska unv Lvrne. Man spielt« Makao, die Einsätze waren hoch — di« gespannten Mienen hasteten an den Karten. Mitunter ein kurzes Auflachen, ein Witzwort, die Goldstücke wanderten von Hans in Hand. Leopolv's Eintritt verursachte kaum eine Unterbrechung. Man wandt« flüchtig die Köpfe, nickte ihm zu, wie einem guten Bekannten. Nur Avink, die nachlässig unv anscheinend gleich- ailtig ihre Karten umschlug und jedesmal hohe Summen setzt-, schaut« mit einem triumphirenven Aufblitzen in ihren Augen einen Moment in sein Gesicht, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Er trat hinter Frau LodoiSka's Stuhl und ließ sein« bren nenden Augen nicht von ihr, die der Dame gegenübersaß. Sie fühlte den starren Blick, ohne aufzusehcn, und er ward ihr un- dequem. Sie schob jäh ihren Stuhl zurück und stand auf. .Ach! ei ist unerträalich heiß hier." Sie schob mit ihrer schönen weißen Hand den Haufen Bank noten unv Goldstücke zusammen, ein ansehnlicher Gewinn, wie eL schien, und nahm es an sich. Frau Lovoiska's laute unschöne Stimme rief: „Adin«! Sie sind ein Glückspilz sonder Gleichen, Fortuna sollte ihre Gaben nicht alle auf ein Haupt häufen." Di« Herren Osficiere in Civil, unter ihn«n der Herr vom Haus«, Herr von Trembow, ein im Gegensatz zu seiner korpu lenten Gattin auffallend hagerer Herr von vornehmem Ansehen, blickten auf, lächelten, äußerten ein paar galante Worte, setzten aber ihr Spiel eifrig fort. ' Adine hatte am Tisch« stehrnd noch «imnal hoch gesetzt und wieder gewonnen, ihr« Taschen mußten mit Gold gefüllt sein. .LovoiSka, haben Sie G«ct kalt stellen lassen?" sagte sir, .Herr Kramer" — si« wandte sich undrrmittelt an Leopold, — .bitte, bringen Sie mir ein Glas." Sie rauschte in ein Nebenzimmer, das nur durch eine farbige Lmpcl matt erhellt war, und warf sich in einen Sessel. Leopold stand jetzt vor ihr mit dem schäumenden Kelch. .Adine!" « „Run — MH soll's — wir waren hcut< wieder einmal kolossal unvorsichtig, würhend, wie ein toll gewordener Elephani. Mein Herr! Sie sollten wissen, daß Ihnen aas gar nichts nützt." Sie sah mit ihrem verführerischsten Lächeln zu ihm empor. „Adine! es geht nicht so weiter, ich fühle es, — mir ist oft, als müßte ich alle Ketten zerreißen — auch für Dich wird das Spiel immer unwürdiger — Du sprichst von Unvorsichtigkeit, — gut! ich werde noch mehr deren begehen, ich werde der Welt zeigen, was wir einander sind — sprich mit Deinem Vater, bekenne Dich offen zu mir — binnen Kurzem muß ja die Katastrophe etn- treten, die mich frei macht, und mir die Mittel giebt " „Halt! Du weißt, ivas wir vereinbarten. Bist Du ein freier Mann, der mich in ein Leben, wie ich es fordern muß, hinausführen kann, dann kommt die Zeit, um Pläne zu machen. Bis dahin — was willst Du? soll ich mich compromittiren? Scandalscenen veranlassen? Mein Vater — ha! ha! ha!" ihr silbernes Lachen erklang, als ob sie ein harmlos heiteres Thema erörterten — „Du bist von Sinnen, mein Bester, heut Abend. Gelüstet es Dich etwa, morgen vor meinen Vater zu treten?" Wieder ihr klingendes Lachen. Leopold überrieselte cs kalt. „Adieu! Du spielst mit mir, Du" — ihm war, als würg: ihn Jemand — „Du weißt, daß ich Dir verfallen bin mit Leib und Seele." „Das klingt, wi. das Schlußwort einer Tragödie", spotterc. sie, „ist, dünkt mich, schon vielmal gesagt worden — komm, tri-r lieber von diesem wirklich guten Pommery — gie-ö auch mir noch ein Glas. Weißt Du, ich kann mir nicht helfen — solche Scenen, wie Du si« mitunter liebst, Haven einen welken Herbstgeschmack, und ich liebe nur den Frühling, die Jugend, die ersten Blütchen. Soll ich Dir sagen, daß Du alt wirst — diese Falten da stehen Dir schlecht, mein Apoll. DeS GriechengottrS Zauber war seine ewige Jugend." Leopold stürzte ein paar Gläser deS schäumenden Trunkes hinab, ihn packte da» Fieber. „Ja, ewige Jugend! Du hast Recht, und wenn sie schwinden will, dann hinab in das Nicht»." „Recht so! Wir Beide Haffen das Alter, welch «ne Thorheit, an langem Leben zu hängen, Einförmigkeit, Oed« sind da un ausbleiblich. Ein rascher kurzer Rausch voll Wonnen, und dann traumloser Schlaf. Komm, küss« mich mit Deinen durstigen Lippen, Du Unersättlicher, — so — und nun geh — bestell mir unten den Wagen; horch! in meinen Taschen klirrt das Geld — das uns — vielleicht die Zauberthüren einer Zukunft aufthut, wie sie uns frommt." Er lag einen Moment zu ihren Füßen und kühlte sein bren nendes Gesicht in den Falten der kühlen Seide, die ihre herrlichen Glieder umschloß, dann — von ihr gemahnt, riß er sich los — und tbat, wie sie ihm oefohlen. Ellen hatte jetzt keine Zeit mehr, dem Heimweh nach ihrem geliebten Putney nachzuyängeir. Ihr Geist war zwiespältig ge fesselt. Die Sorge um den Bruder, und wie schließlich daS Ende sein lverde — ecu Zusammenbruch, der auch die Mutter und sie in seine Strudel mit hineinriß — beschäftigte sie Tag und Nacht. Dazwischen bildeten die im Rose'schen Hause verbrachten Stunden Lichtbilder. Sie sah dort Herrn Welcord sehr oft, und der Mann übte immer dieselbe Anziehungskraft auf sie aus. Er war nicht dauernd in der Stadt, reiste viel, kehrte aber immer zeitweilig nach Schwanau zurück und verweilte dann mehrere Tage. Ellen mühte sich, mit ihrem sonderbaren Herzenszustand zurecht zu kommen, sie sagte sich, daß ihr einmal ein Mensch begegnet sei, den sie nie mehr vergessen würde. Sie wollte das Glück, was ihr daraus erwuchs, festhalten, die Beziehungen zu ihm als ein geistiges Band empfinden, das ihren sonnenlosen Pfad erhellte. Wenn er dieses Mädchen, welches die Verhältnisse ihm ans Herz legien. an sein« Seite stellte, so wollte sie an ihrem Tbeil tmzu thun, sie ihm näher zu bringen, ihm bei der Aufgabe, die ihm später zufiel, Vorarbeiten und helfen. > Diese selbstlosen, auf ein« ideale Höh« geschraubten Gedanken suchte sie festzuhalten, ihrer Natur war Entsagung und Opfer-1 muth möglich, — aber das schwache Herz kämpfte doch heißen Kampf. Es gelang ihr nicht, sich immer auf dieser Höhe zu halten, wilder Schmerz und tiefe Medergcschlagenheit suchten sie oft heim. Angelita vertraute ihr alle ihre kleinen Freuden und Leiden an. Da liefen denn auch gelegentlich Klagen über Don Adolfo mit unter. Er war streng« und pedantisch. Er hatte nicht mit ihr inS Zaristö-Theater gehen wollen, und die lustigen Späße dort amllsirten sie gerade. Sie sehnte sich gar nicht nach Dal- > paraiso zurück, das Leben drüben sei schrecklich einförmig, unv i er red« stets davon, daß er noch auf Jahre dahin zurückkehren wolle. Sie wünschte sich ein«n Aufenthalt in Pari», er habe ihr gar nicht darauf geantwortet, sie wisse mitunter nicht, wie sie mit ihm daran sei. Ellen schwieg conseguent zu diesen Tiraden, Angelita wußte ja den Werth dieses Menschen nicht zu würdigen, sie suchte ja ganz Anderes. ES kam häufiger vor, daß «r sie, wenn sie das Rose'sche HauS verließ, nach Hause geleitete. In den NachmittaqS- stunden fehlte sie dort fast nie, wenn er anwesend war. Frau Rose und Angelita drangen auf ihr Kommen und empfanden ihre Gegenwart als eine Bequemlichkeit. „Sie verstehen eS so gut, Don Adolfo zu unterhalten", sagte man ihr. Täuschte sie sich, wenn eS ihr mitunter schien, als ob dieser Gelegenheiten suchte, mit ihr allein zu sein. Sie machten dann oft, ohne eS gewahr zu werden, noch Umwege bis zu ihrer Woh nung, und es fehlte ihnen nie an Gesprächsstoff. Er redete anders mit ihr, als in Angelita's Gegenwart, weil diese für kein ernstes Thema zugänglich war. Zuweilen lenkte er das Gespräch auch geschickt auf ihre Verhältnisse. Er wußte eS lange, daß sie, um eine kranke Mutter zu pflegen, damals von England herüber gekommen war und eine 'hre Zukunft sichernde, ihr lieb gewordene Stellung dort aufgegeben habe. Ihres Bruders that er nie Er wähnung, obgleich sie wußte, daß er Leopold hier und da in Weinstuben oder sonstigen Localen traf. Vielleicht wußte er schon mehr von dessen Leben, als ihr lieb war. Sie hatte in letzter Zeit in Bekanntenkreisen öfter den Namen Helmke nennen hören, der ihr Erinnerungen an Susi weckte. ES war ihr fast ein Ge wissensvorwurf, daß sie sich um das arme Mädchen nie wieder gekümmert hatte. Die jüngste Tochter deS Regisseurs Helmke war zum Tbeater gegangen und hatte an verschiedenen kleinen Bühnen mit Glück als Soubrette dcbutirt. Es hieß, daß es dem Vater gelingen werde, ihr ein Engagement am hiesigen Hof theater zu verschaffen. Ellen begegnete eines Tages dem ältesten Fräulein Helmke, die hier bei den Eltern lebte. Ihr kam der Gedanke, sie anzureden und eine Frage nach Susi zu thun. Wahrscheinlich wußten doch diese, ihre ehemaligen Freunde, etwas von ihrem Verbleib. Sie kleidete ihre Frage vorsichtig ein. Das junge Mädchen, daS vor ein paar Jahren hier in ihrer Gesellschaft war und ihr damals von ihrem Bruder vorgrstellt wurde, war ihr in Erinne rung geblieben, sir hatte später gehört, daß veS Mädchens Vater gestorben und sie von ihrem Wohnort fortgezogen sei — wo mochte sie geblieben sein. „O, die Susi Kern", entgegnete Fräulein Helmke — ein sehr lebhaftes, zungenfrrtige» Dämchen —, „die ist bei meiner Schwester, der Schauspielerin." Ellen erschrak. „So will fit sich auch für die Bühne auS- bilden?" fragte sie kleinlaut. „Ach! Da» kleine bildhübsch« Ding, wenn st« nur nicht gar so zimperlich wäre. Meine Schwester hat ihre keb« Noch Wit ihr." Es war schon Dämmerung und Fräulein Helmke schloß sich Ellen auf ihrem W«ge an. „Das arme Mädchen war in einem schrecklichrn Zustande, als meine Schwester sie nach dem Tode ihres DaterS aussuchte", berichtet« sie weiter. „Meine Schwester ist sehr gutmüthig. wissen Tie, und die Beiden hatten sich mit einander angefreundet, so verschieden sie auch find. Da war drnn Cilly, al» fie von dem
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