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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-18
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Nmlsölatt -es ÄönigticH-n Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Polizei-Amtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die Ngespultene Prtitzeile 2ö Reklamen unter dein Redactionsstrich (-gespalten) 75 vor den Familiennach richten (ti gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz eatsprecheud höher. — Gebühren für Nachweisungen uud Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Krtra Beilagen sgesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderung ./L SO.—, mit Postbrsörderung 70.—. Anaahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Exvehskivn zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Volz iu Leipzig Jahrgang. Montag den 18. Februar 1901. Amtlicher Theil. Versteigerung. Dcii LV. Februar d. I., Vorm. 10 Uhr, sollen im Ver- stngerungSraume de« Kgl. AmlsgerichlS hier 1 Piauiuo. 1 Musik automat, 1 Schreibtisch. 1 visschrauk, 1 Nähmaschine, 1 «roder Spiegel, 1 Drehbank, S Hobelbänke, 1 Partee Modei tt. V. >. G. gegen Baarzaylung versteige« werden. Leipzig, den 16. Februar lSOl. Der Gcrichtsvolliieher beim Kgl. Amtsgerichte. Rachlatz Äuction. AMtkMz, d.« LI. d. M , »»» V,I0 Uhr »b soll erdideilnngShalber im Restaurant „zitm Lchwctzerl aus", Hetnrichstrahe Nr. S in L.-Rrndniy, eine gut erhaltene Wirthschaft, bestehend in Modilmrgeg, nständen, Haus« und Küchrogerälhen, Belten, Kleidungsstücken, Wäsche u. s. w., öffentlich gegea lofortige Baarzahlung versteigert werden. Keüwickt, Lokalrichter. Zur Entwickelung -er sächsischen Finanzen. VII. Die heillose, polnische Wirthschaft, die Verschleuderung der Staatsgelder durch Brühl und der Siebenjährige Krieg mußten Sachsen an die Schwelle des Bankerotts treiben. Als der für lange Zeit letzte Landtag am 29. Juni 1749 eröffnet worden war, legte man ihm auch eine Rechnung vor, nach der die gesammten Schulden der Steuer 27963 686 Thaler betrugen. Im Jahre 1763 waren diese Schulden der Steuerverwaltung auf 28 499 431 Thaler gewachsen, wozu noch 12 191733 Thaler Kammerschulden kamen. Außerdem gab es im Auslande gemachte Schulden und Besoldungsrückstände der Kriegscafse 3177 332 Thaler unio bei der Gesandtschaftscaffe 1073 636 Thaler. In diesen Summen sind natürlich die Schulden Polens, die der Lausitzen und die der Städte nicht einbegriffen. Zu diesen Schulden kam der Münz jammer. Friedrich der Große hatte im Siebenjährigen Kriege Sachsen nicht geschont und seine Hand ruhte schwer auf dem schon sonst so heimyesuchlcn Lande. Am schlimmsten wurde es, als er die Leipziger Münze an die Berliner Juden Ephraim, Jtzig und Compagnie verpachtete. Diese Kerle zahlten allerdings angeblich bis zu sieden Millionen Thalern (in schlechtem Gelde) Pacht, aber sie verstanden auch, die Münzen nach ihrem Nutzen zu schlagen. Unter königlich polni schen und kurfürstlich sächsischen Wappen und Bildniß ließen sie jene berüchtigten Drittelthaler prägen, auf welche sie, um das Publicum zu täuschen, die Jahreszahl 1753 setzten und denen daS Volk später den Namen Ephraimiten erihcilte. Ganz Noüo- deutschland wurde mit den schlechten Münzen überschwemmt, während die guten immer mehr verschwanden, und da die Unter nehmer in den verschiedenen deutschen Provinzen zur Steigerung des Betruges sich gegenseitig Die Hand reichten, so wurde die Münze von Jahr zu Jahr schlechter. Von 1757 bis 1758 stieg daher die feine Mark auf 19—24 Thaler, 1759 auf 25—30 Thlr. Die alten Augustd'or galten, statt der gewöhnlichen 5 Thaler, in den circulirenden Silbermünzen 20 Reichsthaler, und der Werth der neuen, gröhtentheils auS Kupfer bestehenden Augustd'or war ungefähr IZH Reichsthaler gutes Silbergeld. Mochten auch bei dieser absichtlichen Verfchlechterung des Münzfußes Einzelne sich bereichern, so sanken doch Tausende von Familien in das größte Elend, und am härtesten wurden die mit bestimmten Be soldungen versehenen Personen betroffen, welche den Jählthaler im Eourantgeld» annchimn mußten, dessen Schlechtigkeit die Preise aller Bedürfnisse, mit Ausnahme der durch militärische Zwangsmaßregeln in ihrem bisherigen Werthe erhaltenen Lebens bedürfnisse, außerordentlich steigerte. Die Edicte, welche die kur sächsische Regierung gegen dieses furchtbar« Hebel nach der Wiedereinnahme von Dresden noch während des Krieges erließ, blieben natürlich wirkungslos, weil die Preußen doch den größten Theil deS Landes besitzt hielten. Kaum war der Hudertusburger Friede geschlossen, so erschien noch vor der Rückkehr des Kur fürsten eine vorläufige Verordnung vom 14. März 1763, wo durch die während des Krieges in Umlauf gekommenen schlechten Münzsorten sofort außer Cours gesetzt und insbesondere die Besitzer jener Achtgroschenstücke mit den Jahrzahlen 1753, 1761 und 1762 veranlaßt wurden, dieselben bei der Dresdner Münz stätte oder bei den in den Kreisstädten damit Beauftragten bis zum 1. Juli 1763 auszuwechscln, bis zu welcher Zeit sie im Werthe von drei guten Groschen geduldet werden sollten. Bald floß das schlecht: Geld dem Schmclztiegel zu, und man hat berechnet, daß in den Jahren 1763—1766 zu Freiberg 4888 Centner 13 Loih von solchen im Kriege geprägten Münzen eingeschmolzen worden sind. Zugleich wurde in jener Verordnung die wichtige Maßregel verkündet, daß von nun an in S a ch s e n der sogenannt: Con - ventionsi- oder Zwanzig-Gulden-^Fuß Geltung haben solle. Auf die Nachtheile des bis dahin geltenden Leipziger Münzfußes hatten die Schriften Johann Philipp Graumann's aufmerksam gemacht, und allmählich befolgten mehrere deutsche Rcichsstände dessen Grundsätze und gingen von dem Leipziger Münzfüße ab, indem sie jenem, auf einem Vertrage zwischen Oesterreich und Bayern vom 21. September 1753 beruhenden Conventionsfuße beitraten, nach welchem die feine Mart zu 20 Gulden ausgeprägt werden sollte. Auch Sachsen, welches schon früher bei verschiedenen Münzsorten den Leipziger Münz fuß verlassen und insbesondere im Jahre 1750 in Ansehung der halben Gulden und noch geringerer Münzsorten einen sogen. Jnterimsfuß angenommen hatte, entschloß sich auf desfallsige Einladung dazu und prägte nun die fein« Mart zu 13 Thaler 8 Groschen (20 rhein. Gulden) aus. Jene vorläufige Verord nung vom 14. März ward vervollständigt durch das Münz- edict vom 14. Mai 1763, in welchem, außer strengen Be schränkungen des Silberhandels, unter Anderem ausgesprochen wurde, daß das Vcrhältniß des Goldes zum Silber zu un beständig sei, um den Preis desselben im Handel und Wandel durch ein Gesetz auf immer bestimmen zu können, während zu gleich angeordnet wurde, daß oei der in Sechsern, Dreiern und Pfennigen bestehenden Scheidemünze wegen Vermehrung der MUnzkosten die Mark fein Silber auf 14 Thaler ausgebracht werden solle. An dieses Münzedict knüpfte sich zugleich das Mandat vom 18. Juni 1763 wegen Bezahlung der während der Münzzerrüttung ausgestellt n Verschiebung»!., ..„durch vei. verarmten Schuldnern überhaupt, insbesondere aber den mit Schulden belasteten Gemeinden bedemende Unterstützung gewährt wurde, indem die bereits in 'der 28. Constitution des Kurfürsten August aufgestellten Regel, daß bei vorgcgangenen Verände rungen der Münz: di« Zeit des geschlossenen ConventeS zu Grunde zu legen und die Bezahlung in der Münze, so zu solcher Zeit gangbar gewesen, od:r nach dem Werthe zu leisten sei, ein geschärft und auf -die jetzt vorhandenen Verhältnisse angewandt wurde. Ende der sechziger Jahr« des achtzehnten Jahrhunderts ging man daran, Ersparungen aller Art zu machen. So sparte man allein beim Hofmarschallamt 150 000 Thaler. Von besonderer Bedeutung wurde aber die Zusammenfassung der früher ge gründeten Generalhauptcasse mit dazn Kammer- und Berg collegium zum Geheimen Finanzcollegium. Dieser Behörde übertrug der Kurfürst die Verwaltung der gesammten landesherrlichen Einkünfte, mit Ausschluß der in Vas Steuer- ärarium und in die stiftischen Kammern unmittelbar fließenden, mit Einschluß aber der von diesen, in Folge der ständischen Be willigungen, abzugebcnden Summen, sowie der Ueberschllsse der stiftischen Kammern zu Merseburg und Naumburg-Zeitz; ferner die Besorgung der gesammten Staatsausgadcn, soweit diese nickt unmittelbar von dem Obersieuercollegium, den Steuer- und Kam- mer-Lreditcasftn, der Cassenbillets-Auswechselungscasse und der Prämiencafle bewirkt wurden. Es führte die Oberaufsicht über alles Stcmtseigenthum, die Domänen, als welche auch die Aemter betrachtet wurden, Weinberge, Kellereien, königliche Werke und Fabriken. Es hatte die oberste Leitung aller Finanzregalirn und fiskalischen Rechte, des Jagd- und Forst-, Berg-, Münz-, Salz-, Postwesens, der Flößen, fiscalischen Straßen-, Damm- und Uferbausachen u. s. w. Es dirigirte die ökonomischen Aw- grlegenheitrn dir Landschulen und Procuraturen. Dem Kurfürsten Friedrich August III. mußten von allen oberen Staats-, Steuer- und Credrtcassen nicht nur am Schluffe jedes Jahres Hauptiibcrsichtcn der Einnahme und Ausgabe des verflossenen, sondern auch monatliche Cassenauszüge überreicht werden. Finanzgrundsatz war es dabei, daß in den Lassen des Geheimen Finanzcollegiums jederzeit zwei Millionen baar vor- räthig liegen mußten. Also Budget und Reservefonds, wenn auch nicht in neuerer Form uns ohne ständische Controle. Diese Ordnungen aber machten es dem Kurfürsten möglich, schon am 8. Januar 1781 den Landständen eine Urkunde, wodurch sie ihn auf dem Ausschußtage von 1778, mit Rücksicht auf den baye rischen Erbfolgekrieg, ermächtigt hatten, zwei Millionen auf den Credit des Landes aufzunehmen, ungebraucht zurückzugeben, ein Fall, der sich, wie wir später erwähnen werden, noch einmal wiederholte. Nur die Vcrloosunq der landschaftlichen Obli gationen und der Kammer-Credit-äassenscheine war damals von Michaelis 1778 bis Michaelis 1779 ausgesetzt, ohne daß dies irgendwie dem Credit geschadet hätte. — Die Steuerbcwilli- gungen blieben, sowohl im Ganzen, wie in ihren einzelnen Sätzen und Bestimmungen, im Wesentlichen unverändert. Auf dem Landtage von 1769 übernahmen die Dörfer 3 H vom Schock und 3 Quatember mehr als die Städte, es ward ihnen aber dafür 2er Mahlgroschen erlassen und somit dec angeblich erhobene Widerspruch der Ritterschaft gegen diesen berücksichtigt. Auf dem Landtag von 1775 trug der Kurfürst zwar darauf an, daß der durch die Theuerung von 1772 entstandene Abgang bei der Steuereinnahme von den Ständen anderweit ersetzt werden möge, ließ aber auf dagegen erhobene Vorstellung diesen Punct süc immer fallen. Nur die Magazinmetzen wurden, mit Rücksicht auf die Vorsorge gegen unerwartete Theuerung und Unglücks fälle, nach dem Landtagsabschiede vom 25. Februar 1777 ver doppelt, tonnten aber, was freilich in Widerspruch zu diesem Zwecke trat, auch mit Gelde, nämlich zusammen mit 6 Groschen, vergütet werden. Tie seit 1766 verwilligten Straßendienste wurden auf dem Landtage von 1781 in Geld verwandelt, so daß für jeden Spanntag 6 Groschen und für jeden Handtag 1 Groschen entrichtet werden sollte. Auf demselben Landtag erklärte der Kurfürst, daß, dem öfteren Ansuchen der Stände gemäß, alle Steucrreste bis zu Ende des August 1756, mit Aus nahme der bei Concursen liquivirten, oder von Resten der Ein nehm r verrührenden, gänzlich abgeschrieben werden sollten. Äucy,-rlr.vlst.; i.- FelsdeK'iice.tn, mi Rücksicht auf die da maligen niedrigen Gekleiveprerse, fü, ihre bis Ende 1779 schul- oigcn Schock- und Quatcmbersteuerrcste, Getreide in die Maga zine Zu liefern, wobei der Scheffel Korn zu 2, der Scheffel Hafer Zu 1 Thaler gerechnet wurden. Später traten noch einige Steuer- vermindirungün ein und schon die Landaccisordnung für tn- ländische Maaren vom 1. November 1788 hatte das Verdienst, daß sie nicht nur die doppelte Veraccisirung mehrerer Artikel fast durchgehends beseitigte, sondern auch manche Ansätze, nament lich für Lebensbedürfnisse, verringerte. Ueber das Münz wesen ward mit derselben Gewissen haftigkeit gewacht, welche alle Handlungen des Kurfürsten be zeichnete. Abe: auch bei einem anderen Zweige des Geldwesens, bei der Einführung eines Papiergeldes, hinsichtlich deren die Entschließung dazu bei den sonstigen, ganz und gar auf das Sichere und Reelle gerichteten staatswirthschaftlichen Grund sätzen des Kurfürsten allerdings ihr Befremdliches hat, verfuhr er doch mit demselben Streben. Um nämlich di« in den Jahren 1768—1771 bei den kurfürstlichen Cassen entstandenen Ausfälle zu decken und zugleich die vermehrten Mittel zu gewinnen, welchc die Theuerung dieser Jahre beanspruchte, kam man auf den Ge danken: ein unzinsbares, statt baaren Geldes circulirendes Pa pier, nach Art der Wiener Bankzettel, zu creiren. Der am 1. Februar 1772 dafür errichteten Commission ward sogleich zu erkennen gegeben, daß die Quantität der Scheine in keinem Falle daS Bedürfniß zur Tilgung jener Rückstände überschreiten dürfe, und zugleich ihr eine Erklärung darüber aufgeg«ben, welche Ein künfte zur Sicherheit dieser Papiere und zur Bildung eine» Amortisationsfonds angewendet werden könnten. Der Kurfürst genehmigte am 28. April 1772 den ihm vorgelegten Plan und nun erschien das Edict vom 6. Mai 1772. Es wurden fll, 1500 000 Thaler unverzinsliche, auf den Inhaber gestellte Scheine, in Piegen von 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Thalern, unter dem Namen von Cassenbillets, creirk, zu deren Sicherung die Landacciseinkünfte eingesetzt wurden, wobei man, jedoch ohne sich an bestimmte Zeitfristen zu binden, «ine allmählige Amor tisation in Aussicht stillte. Vom I. October an sollten sic bei der General- und Lansaccise, den Zöllen, Gleiten, Licenten, Fleisch- steuern, Kammerimposten, Amtsintraden und Donatiogeldern, sowie bei der Personenst«uer (seit 1778 b«i allen Kammer- und Steucreinkünften, zur Hälfte in Zahlung angenommen, ebenso aber auch von allen Cassen zu Zahlungen, bei denen nicht auf baares Geld contrahirt worden, angewendei werden. Dem Privatverkehr blieb es frei, ob er sich dieses Zahlungsmittels be dienen wolle. Es ward aber eine Hauptauswechselungscasse er richtet, welche theils den Umtausch der verschiedenen Clafsen der Billets und der befreien Billets zu besorgen, theils auch dieselben gegen baares Geld, jedoch unter «inem Aufgeld von 3'/» Proc. (9 H auf den Thaler), einzuwrchseln hatte . Zur Dotirung dieser Casse bestimmte man ein Capital von 398 728 Thlr. 4 Gr. 9 Pf., welches auf folgende Weise gebildet wurde. In Holland ward durch Bcthmann in Frankfurt eine Anleihe von 148 000 holländischen Gulden abgeschlossen, welche 77736 Thlr. 18 Gr. baar brachte, und wofür die Einkünfte der durch einen Leib- reruenkauf von dem Grasen o. Promnitz erworbenen Herrschaft Sorau verpfändet wurden. In Genua unterhandelte der Ge heime Rath Graf Joseph Bolza eine Anleihe für die Rentkammer, wofür die Herrschaft Hoyerswerda verpfändet wurde und wovon 318 740 Thlr. 6 Gr. 9 Pf. in die Auswechselungscasse kamen. Noch «rhielt die Casse 22c>I Thlr. 4 Gr. an «ingrschmolzenen Gold- und Silbergeräthen, welche z-u einem früheren hollän dischen Darlehen als Pfand gedient hatten. Außerdem erhielt sie von den creirten I^H Millionen Cassenbillets, nachdem 267515 Thlr. an die Generalkrieg-casse, 203 252 Thlr. an die Rentkammer, 52 500 Thlr. an die General-Acciscasse, 473 83'; Thlr. an die Hauptcasse und 100 000 Thlr. zur kurfürstlichen Chatoulle gezogen worden, 402 900 Thlr. Die Zinsen und Verwaltungskosten hatte sie durch den ihr angewiesenen Rabatt zu decken, hat aber, da die Auswechselung später ihre Fonds nicht m«hr beschäftigte, mit diesen theils durch Ankauf zinsbarer Staatspapiere, theils durch Vorschüsse an Communen, Fabri kanten und Kaufleute, und dabei so gut operirt, daß sie die hol ländische Anleihe baar zurückgezahlt und im Jahre 1806 einen Cassenbcstand von 756 834 Thlr. 13 Gr. 2 Pf. in Cassenbillets, Staatspapicren und Dokumenten gehabt hat. Die Rückzahlung der genuesischen Anleihe üoernahm und bewerkstelligte die Rent kammer. — Die Leitung des ganzen Geschäfts ward einer un mittelbar unter dem Geheimen Cabinet stehenden, aus sechs der höheren Finanz- und Stcuerverwaltung angehörigen Comissa- rien zusammengesetzten Commission übertragen. Unter dieser stand die Hauptauswechselungscasse zu Dresden, sowie auch die General-Acciseinnehmer Auftrag erhielten. Im Anfang wollte das Publicum nicht recht an die Sache und die Casse hatte wöchentlich 35—40 000 Thlr. Cassenbillets einzuwechseln; als man aber den geordneten Fortgang dieses Geschäfts sah, gingen die Cassenbillets mehr in den Verkehr ein; ihr Cours erhob sich 2—3 Proc. über den Auswechselungssatz; 1792 wurde gar keine Auswechselung begehrt und zuweilen ist Aufgeld bezahlt worden, um Cassenbillets zu erhalten. Diese Cassenbillets, die sich in dem damaligen und dem nächstfolgenden Zeiträume nur wohl- thätig erwiesen und ihre Schattenseite erst später entfalteten, und die bayerische Allodiakrbschaft, di« doch im Wesentlichen zur Schuldentilgung und zur Fundation einer Rente verwendet wurde, waren die einzigen außerordentlich«!, Ressourcen, die dem Kurfürsten bei seinem Haushattplane zu Hilfe kamen. An Steuern ward nicht wesentlich mehr, eher weniger erhoben. Die an den Zinsen der abgetragenen Staatsschulden ersparten Summen wuchsen dem Tilgungsfonds zu. In der Hauptsache mußte der Kurfürst theils auf seine Sparsamkeit in den Aus gaben, auf die Vermeidung jedes unnöthigen Aufwandes, theils auf den reicheren Ertrag rechnen, den das Kammervermöaen bei besserer Pflege brachte. Dadurch verschaffte er sich die Mittel, wahrhaft gemeinnützige Zwecke mit Summen zu fördern, die in früheren Zeiten nur für Luxus und Thorheiten aufzutreiben waren. So war man auf dem besten Wege, di« Finanzen Sachsens wieder in eine günstige Entwickelung zu bringen und daS Volk zum Wohlstand zu erbeben, als Napoleon in Deutschland er schien und alle schönen Pläne umwarf. Auf diese Zeit der Noth Ferrrlleton. Der Lohn. Novelle vonH«rmannSt«gemann (Basel). Nachdruck vrrddtm. Ein schwarzer Riisensarg, schwamm das Schiff auf dem gelb grünen Wasser de» Canals. Wenn das Marnie sich auf oie nackten Z»h«n erhob, konnte «S über die Userdämm« und daS Wirrsal von Weidicht hinweg auf die Felder sehen. Die Ferne ertrank in Dunst, di« Berg« hockten klumpig im Grau, und zuweilen strich «ine Krähenschaar über das Thal, das ftn Gommerrrgen schlief. -Iripon, »vi!^ lockte das Mädchen den Spttz, der unver drossen rina« um do« Bord lief. Nun blaffte er noch einmal auf« Gerathewohl in den Regen, üb«r daS unter dem Tropfensall schauernde Wasser. ^Kannst dir'« «„bilden, da wird nicht genistet!" lachte eS lustig, stieß da« Thier dei Seite, kauerte sich ,n den Winkel zwischen di« leeren Fässer, zog den Rock Uber den Kopf und saß im rothen Unterröckchen lauernd im warmen Regen. Di« Mutter laa unter Deck und schlief, der Vater war seit gestern nicht auS Jllfurt zurückgekehrt, wo er Vorspann holen wollte. Borspann mochte er selber brauch«», um Schiff und Canal wieder zu erreichen. Da« Mädchen kicherte, al« r« diesen Gedanken aufgesvießt hatte, und dann fuhr r« sich mit der roth«n Zunge lüstern üver dir aufgeworfenen Lippen und kniff stch mit voller Kraft in dir Arme. Drei Monate war e« her, aus den Lag schier, da Latte der Kahn auck hier artigen. Aber damal« ging die Sonne Uber den Himmel, vi« grünen Berar rollten in die Fern«, und auf dem Canal spielten di, ersten Mücken. Die Weiden blühten und die Sckollen, di» di« Pflüger aufwarfen, lagen dampfend mit glän zendem Bauch in der Sonne. Der Kahn ging tief In Wasser und der Schimmel zog schwer. Plötzlich lacht« da« Mädchen laut auf. E» war ihm gewesen, als sah« eS just den Vater mit blöden Augen üb«r -dem Steuer lehnen und seinen Rausch abbüßen, sah ihn auf einmal ausgleiten, den Steuerbalken küssen und der Läng« nach auf Deck stürzen. Und — klapf, da rannte auch schon der Kahn mit der Nase ans Ufer, daß Mutter und Tochter rück lings zu Fall kamen. Der Schimmel knickt« auf allen Vieren zusammen. Der Noßknecht fluchte, die Mutter aber wußte nichts Anderes zu thun, als die Kohlenschaufel zu packen unv mit dem Stiel auf den Bater loszugehen. Und als das Mareile darob hatte lachen müssen, da war sie auch über das Mädchen gekommen. Vom Uf«r aber schrie Einer: „Nuvckekuckclre" *), was ist das für «in wildes Huhn!" Und daS Mareile, das schon die Engel hatte singen k>ör«n, sah sich aus einmal befreit und die Schaufel im Schwung über Bord fliegen. Dann erst war es de» Burschen gewahr geworden, der mit schweren Ackerstiefeln auf dem Deck stand und di« Mutter am Arm schüttelte, während der Bat«r seine Knochen zusammen suchte und immer noch nicht begriffen zu haben schien, was eigentlich All«» über ihn hrr«ing«brochen war. Di« Mutter aber hatte grkrft: »So geht und helft den Kasten vom 'Uftr lösen, w«nn Ihr denn Eure Nase in unsere Geschäfte stecken müßt!" Der Bursche hatte gelacht und geantwortet: „Meinetwegen, spannen wir halt den Kohlt zu dem Mehlschimmel, hernach schleift's Euch das alte Faß in zwei Stunden bis Ins Frankreich." Saufaus, nimm den Stach«!I" hatte di« Mutt«r dem Datrr zugerusen, dann war der Baurr von Deck gegangen, hatte sein Roh au» drr Egge und vor den Schimmel grspannt, die an Bord griffen zu den Lstangen, und mit ein» kam der Kahn frei und in Lauf, daß da» Wasser an seiner breiter« Brust laut auf rauschte. ' Ein« Viertelstunde weit waren sie so in den Frühling hinein- gefahrrn, da zog der Helfer da« Lritseil an und rief: „So, jetzt hat'» e«. Fehlt nur noch d«r Fuhrlohn!" „Lk dien, kommt «in' Tchnap« mit mir nehmen!" ank- *) >'om ä« kouclre. woriete d«r Bater, der seine Zunge uns seinen Durst wieder gefunden hatte. Die Mutter aber schrie: „Was, auch noch Lohn und mit dem alt«n „Pochard" schnapsen? Und wer kommt mir für meine Schaufel auf, Heia?" „Nun, dann machen wir's anders", hatte der Bursche er widert. ) Und er halt« sic angälacht mit heißen Augen, sich auf den schwarzen Gaul gehoben und war über die Felder davongentten. Am Abend war F«uer in ihrem Blut gewesen, aber dic Mutter hatte sie eingeschlossen unv gehöhnt: „Das fehlte mir noch, daß Einer mir so den Fuchs macht!" In der Nachr waren gellend« Pfifft am Canal laut geworvrn. Das Mareile halt« sie gezählt, und sein Herz sprang ihm schwi aus dem Mund, so gaukelt« sein Blut. Aber die Riegel hielkcn fest, di« Nacht verging, die Pfiffe verstummten. Am frühen Morgen waren sie weitergefahren. Es hatte den Werbir nicht wiedera«seh«n. Unaufhörlich rieselt, der warme Reg«n. Der Tag war im Sckw'ndcn, dichter sanken di« Schatten, sft Berge waren in» Ungewisse bwabgrtaucht und tiefe Stille rings, in der ser Tropfensall sang. Dem Mädchen trat ein Seufzer über die Lipp-n. Es «chob sich schwcrfällig. In den Füß«n stachen tausend Nadeln, das blonde Kraushaar war feucht, aber heiß ging sein Athem. Noch stand c» zweifelnd, da erschien di« Mutter: „Ist er noch nicht zurück? Ja, hernach muß ich ihn holen, sonst liegt «r bis Martini zu Jllfurt beim Kronenwirth." Da schoß dem Mädchen ein Wunsch ins Herz. „Bei dem Wetter und ein Paraplui hast auch kein»!" „Ja seil schon", murrte die Mutter und zog da» Tuch dichter um die spitzen Schultern. „Aber das gilt dem Vater gleich, ich mag zu Grab gehen, wenn nur ihn's nicht brennt." „Lustig rst's nicht in dem Taufwafser", fuhr das Mareile listig fort. „Ich schlupf unter, kommt nur bald heim." -, erckitzt« sich schnell die Alte, „da» Ungezlrfer schickt I«!N« Mutt«r in La» Lündenwetter und hält derweil d«n Kaffee hafen warm! Du kommst mir recht. HI<w, Schuh' und Rock angelegt! Hol'.ihn heim, Dein' räubern Bater!" Uns als das Mädchen zum U«berfluß noch that, als zögere es, da wischte ihm di« Mutter eins, datz ihm der dicke blonde Zopf in den Nacken rollte. Nun stob es fort. Kurz darauf rannte es mit leuchttn'den Augen durch den Regen, schlenkerte übermüthig di« Erdklumpen ins Weit«, oie sich auf dem Feldweg an (eine schweren Schuhe hängten, uns schrie im Uebermaß seines Verlangens plötzlich mit Heller Stimme in s«n Regen. Die Dämmerung spreitete ihr« Schattin aus, «S war Abend geworden. Das Mareile lief. Der Wind stand auf und fuhr hinter ihm drein, Nähe und Ferne ertrank im Dunkrl. Das Dorf lag vor dem Fuß des Bahndammes und sparte seine Lichter, das Mareile sah sich mitten zwischen den Häusern, eh« es sie noch gewahr word«n. Di« Fenster der „Krone" blickten mit gelbem Schein ins Duster, und daS Mädchen starrte un schlüssig zu ihn«n hinauf. Noch flog seine Brust vom Laus. E» schüttelt« den Rock aus, strich ihn an d«n runden Hüften glatt und sah unverwandt nach den Fenstern. Stimmengewirr, dann und wann ein lauter Ruf, drr Schlag einer Faust auf den Tisch. Da» Mareile horcht« und wußte nicht, was thun. Endlich macht« e» sich auf, stieg leise di« Bor treppe empor, trat in d«n Flur und schielte durch die offene Thür in das Wirthsztmm«r. Grauer Qualm, roch« Köpfe. Jetzt schoß die Wirtbin an ihm vorbei. „Was will di« Jungfere-" „Hch soll dem Vater hermhelfen. Der Lchssftrdißlr ist's." ,,«o, der, der ist gut auf» Wasser mit ftinem Brand." Und di« dicke Frau lacht«. „illler, spazier' nur hinein, auf -der hintersten Bank hockt er wie ein Büsele und schnurrt." Sie schob das Mädel über die Schwelle. „He, es Schnäpsle für das Kind!" schri« Eimr. Ein An derer reichte ihm das Weinglas. Da packt« da» Marvle der Schalk, «s ergriff das Glas, trank eS auS uckd rief dann in da» Gelächter -der Gäste: „So, jetzt gebt mir auch den Vater herau«!"
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