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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901022101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901022101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-21
- Monat1901-02
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BezuqS »Preis k der Haoptexprdition oder den im Stadt» L«»irk und den Vororten errichteten Lut» gndefteklen obgeholt: vierteljährlich ^l 4 KO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut ^l b.bO. Du>ch di« Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Pvstausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Douaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für all» übrigen Staate» tst der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Di» Mora,»»Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abeud-ÄuSgab» Wochentag» um L Uhr. Vcdlltlion und Erve-Mou: JvhanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Sorttm. Unwersitütsstraße S (Pautinum), Laut» Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und König»platz 7. W. Morgen-Tlnsgave. MpMer Tagtblait Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Donnerstag den 21. Februar 1901. Anzeigen »PrelS die 6gespaitene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Nedoction»stnch (»gespalten) 7ü vor den Familiennach- richtea («gespalten) SO L,. Tabellarischer und Zisfernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offcrtenannahme 2S L, (excl. Porto). Ertra-Vellage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung ÜO.—, mit Postlesörderung 70.—. InnalmMluk für Anzeigen: Ab»nd-Au»gabe: Bormittag» lv Uhr. Morgen-Au-gab«: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bcs Abends 7 Uhr. Druck und Berlag von E. Polz tu Leipzig. 95. Jahrgang. Bekenntnisse und Geständnisse. — Seit zwei Monaten verfolgen wir nun di« Erörterungen in der socialdemokratischen Presse des In- und Auslandes über den Gesetzentwurf, den der Minister Miller and der fran zösischen Kammer vorgelegt hat, um di« Streitigkeiten aus Anlaß ldes Arbeitsvertrages durch schiedsgerichtliche Entscheidung zwangsweise zu erledigen. Die Unterhaltung der Genoffen ist weit genug gediehen. Man kann jetzt darauf zurückkommen und einige wesentliche Momente aus der Debatte hervorheben. Das Wichtigste schicken wir voraus. Die Socialdemokratie als solche, als internationale Organisation eines ununter schiedenen Proletariats, ist im Verlauf der Debatte vollständig in den Hintergrund gedrängt. Man braucht nur zehn Jahre zurückzndenken, um sich den außerordentlichen Wechsel der Dinge klar machen zu können. Damals sollte es eine allgemein« Arbeiterbewegung sein, die die ganze Welt zu überfluthen hätte, mit dem Ziel im Auge: wenn nicht durch die Gewalt des all gemeinen, gleichen, geheimen und directen Wahlrechtes, so um so sicherer durch den allgemeinen Weltstreik die Umwälzung der modernen Wirihschaftsordnung tzerbeizuführen. Mit dem be stechenden Schlagworte: „Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will", wurde der ununterschiedenen Masse des Proletariats der Dünkel ihrer Allmacht eingeimpft. Herr B bel prophezeite den großen Kladderadatsch für einen nahen Termin. Und in der That durchzittert« die modern« Welt eine gewisse Sorg«, nicht als ob die Diktatur des revolutionären Proletariats jemals auf die Dauer den Umsturz herbeiführcn könnte, aber doch die Sorge, daß die überlieferte Ordnung in ihren gedeihlichen Fortschritten durch einen Ansturm der unvernünftigen Massen da oder dort vorübergehend schwer geschädigt werden könnte. Davon ist heut« überall nicht mehr die Rede. Im Gcgentheil! Das Mittel ist preisgegeben, mit dem man das Ziel erreichen wollt«, und das Ziel selbst ist in Rauch aufgegangen. Wer darüber noch im Zweifel sein könnte, der les« nur di« Streit schriften und Artikel, die sich mit dem Gesetzentwurf Millerand beschäftigen. Ein anideres Ziel war inzwischen schon durch das mühsame Ringen der Berufsorganisation aufgerichtct worden. Die Ge werkschaft hatte es übernomm«n, das Proletariat in seine beruf lichen Bestandtheile zu zerlegen. Die einzelnen beruflichen Gruppen sollten organ-sirt werden, um den Kampf gegen das Unternehmerthum zu führen. Dabei war nicht mehr die Rede davon, die überlieferte Ordnung von Grund aus umzuwälzen. Immer war nur inS Auge gefaßt, dem Unt«rn«hmcrthum zu Gunsten der einzelnen Berufsgruppen günstigere Bedingungen des Arbeitsvertrages obzuringen. Der Streik blieb allerdings Mittel zum Zweck. Aber er sollte nicht etwa dazu dienen, die wild« Kampfesstimmung zu erneuern, wo sie etwa verflachen würde. Er sollt« pur im äußersten Fall« den Unternehmer nach giebig machen. Je vollkommener aber die Organisation sich ent wickeln würde, desto entbehrlicher sollte der Streik werden. Ungern und nur schrittweise hat die Socialdemokrati« als solche dies«r gewerkschaftlichen Idee das Feld geräumt. Aber sie hat ei geräumt. Wo ist heute noch davon di« Rede, daß der revolutionäre Wille der Massen immer neue Feuer auflodern lassen soll? Ueberall sehen wir nur daS B«streben, die gewerk- schaflich«n Organe erstarken zu lassen und so die Arbeiterbe wegung in einzeln« Entwickelungsbahncn zu linken, wo das Dorwärtsgehen mit einer sorgfältig aufrecht erhalten«» Dis- ciplrn stattfinden kann. Im Verlauf von zehn Jahren hat die Gewerkschaft daS Heft so weit in der Hand, daß die Sociakdemokratie als solche nur noch in ganz vereinzelten Fällen in der Lag« ist, gegen das tactisch« Interesse der Gewerkschaft Maßnahmen zu tr«ffen. Wir haben eS mit er ¬ lebt, daß die Gewerkschaft jede Entscheidung, ob ein Streik eröffnet werden soll oder nicht, aus den Massenversammlungen der Arbeiter zurückv«rlegt hat in die Versammlung der bethei- ligten BerufSgruppe. Wir haben in Hamburg eine Z«it lang den Kampf darüber toben sehen, ob die offene Abstimmung oder die Abstimmung mit dem Stimmzettel diese Entscheidung treffen soll. Schließlich ist sogar 'der geheim« Stimmzettel siegreich ge blieben und bis in die Spalten des „Vorwärts" herein dursten die Genossen von Elm, Legien u. s. w. ihre sehr gering schätzig« Meinung über den Wrrth einer öffentlichen Ab stimmung, die unter dem Eindruck einer leidenschaftlichen Rede herbeigeführt werden könnte, äußern. Jetzt kommt Minister Millerand und will die Bewegung in ihrem Charakter abermals verändern und noch weiter von den Wegen entfernen, auf denen ehemals das revolutionäre Prole tariat den Himmel zu stürmen dachte. Auch die Grenzen der beruflichen Organisation sollen verlassen werden. Die Bewegung soll auf die Gemeinschaft der Arbeiter in ein«m und demselben Betriebe beschränkt werden. Mit anderen Worten, Genosse Millerand will jedes etwa auflodirnde Feuer localisiren, um es leichter austreten zu können. tlnd damit erklärt sich nicht nur die gewerkschaftliche Richtung innerhalb der Socialdemotratie einverstanden, — nein, das Organ der Socialdemokralie selbst, der „Vorwärts", nimmt zu Gunsten der französischen Genossen Stellung. Genosse Parvus aber, dessen revolutionäre Leidenschaft angesichts dieser Rück- zugsbewegung erst recht wieder auflodert, erscheint als Prediger in der Wüste. Sobald er daS Wort nimmt, fällt man von allen Seiten über ihn her. Wolfgang Heine als Repräsentant der proletarischen Bewegung, Legien als Vertreter der gewerk schaftlichen Bewegung, kanzeln ihn in langen Artikeln des „Vor wärts" ab; auch aus den Arbeiterkrrisen heraus werden Stimmen im „Vorwärts" laut, die für Millerand Partei ergreifen. Der Entwurf Millerand ist ein zu unreifes Werk, als daß man sich mit den Einzelheiten zu beschäftigen brauchte. Gesetz wird er niemals werden. Es genügt, darauf zu verweisen, daß der Entwurf — bei allen Gefahren, die er für die Freiheit des Arbeit-Vertrages und damit insbesondere auch für die selbst ständige Entscheidung des Unternehmers im Gefolge hat, — doch vorzugsweise die Bewegungsfreiheit der Arbeiterschaft aufs Be- merkenswerthcste einzuschränken strebt. Die Arbeiterschaft darf nicht mehr streiken, wenn es das Schiedsgericht nicht erlaubt; sic muß den Streik beendigen, sobald das Einigungsamt seinen Spruch gefällt hat. Sogenannte Unterstützungsstreiks sind kaum denkbar, denn aller Streik, der nicht aus dem Arbeitsvertrage des Betriebes heraus sich ergiebt, ist nicht lcgalisirt. Dennoch will man >m Lager der Socialdemokralie wie im Lager der Gewerkschaft diesen Entwurf als eine ganz annehm bare Grundlage der Verständigung gelten lassen. Noch mehr, man erkennt ihn als solche geeignete Grundlage an, gerade weil e- den Streik vielfach verhüten würde, gerade weil er die Möglichkeit beseitigt, daß andere Einflüsse, als die aus dem unmittelbaren Arbeilsinteresse einer bestimmten Fabrikgruppe heraus sich er gebenden, für die Veranstaltung des Streiks maßgebend sein kön nen; gerade weil die öffentliche Abstimmung in Versammlungen überall vermieden sein soll; gerade weil die Entscheidung durch das Schiedsgericht für eine gemessene Frist die friedlichen Be ziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder Her stellen soll u. s. w. Was man an dem Entwurse auszusetzen hat, ist nicht etwa der Mangel an Rücksicht auf das gemeinsame revo lutionäre Interesse der Arbeiterwelt, sondern der Mangel an ge nügender Rücksicht auf die besonderen Interessen der einzelnen beruflichen Gruppen innerhalb der Arbeiterschaft. Man verlangt noch, daß bei der Abstimmung über den Streik innerhalb der Ar beiterschaft eines und desselben Betriebes ein Unterschied gemacht werde zwischen gelernten und ungel«rnten Arbeitern. DaS Mitbestimmungsrecht der letzteren soll, wie zum Hohn auf alle Phrasen vom proletarischen Gemeinschaftsinteresse, erheblich ein geschränkt werden. Und ein schiedsrichterliches Urtheil, welches den Streik legalisirt, soll für die arbeitswillige Minderheit nicht maßgebend sein. Noch größere Veränderungen im Charakter der Arbeiter bewegung lassen sich füglich nicht erdenken. Der Raum fehl! uns heute, um im Einzelnen aus den Einsendungen der Genossen Heine, Legien u. s. w. hervorzuheben, wie dort der Streik als höchst ungeeignetes, gefährlichstes, nach Möglichkeit zu vermeiden des Mittel der Arbeiterkämpfe geschildert wird; wie dort immer wieder betont wird, daß die Arbeiterschaft sich allerdings erheb liche Beschränkungen auserlegen darf und muß, wenn es nur möglich ist, den Streik auf ein geringstes Maß zurückzuführen- wie man selbst mit der Einschränkung des gewerkschaftlichen Ein flusses auf die Arbeiterbewegung, also mit der Localisirung jedes Streiks innerhalb der Fabrikgrenzen, auskommen zu können glaubt, wenn nur die Unterscheidung der verschiedenen Interessen der Berufe, insbesondere der gelernten und der nichtgelernten Arbeiter, dem Entwürfe hinzugefügt wird. Und, wie gesagt, der „Vorwärts" selbst verwahrt sich gegen den Genossen Parvus und dessen revolutionären Eifer. Auch sonst hören wir nirgends eine Stimme, die dem Genossen Parvus Beifall zollen möchte, obwohl er doch insofern vollständig recht hat, als aller internatio nale Zusammenschluß des revolutionären Proletariats und alle weit ausgesteckten Ziel« der revolutionären Bewegung erledigt sind, wenn mehr und mehr diese berufliche Sonderorganisation über das Land sich ausbreitet und wenn sie sich schließlich noch weiterhin zerklüften läßt durch die Einschaltung neuer, noch engerer Interessengemeinschaften jeder einzelnen Gruppe von Ar beitern einer einzelnen Fabrik. Wir werden immer neugieriger, wie der nächste Parteitag d«r Socialdemokratie das Programm dem Scheine nach aufrecht er halten wird. Die Wirren in China. Expedition nach Linganfu? * New Vork. 20. Feb nar. („Reuter's Bureau".) Au-Peking wird unler dein 19. Februar telcgravh rt: Die Gesandten haben acht Tage Zeit gegeben, befriedigende Edicte zu erlassen. Tie Gesandte» erklären, die- könnte nicht als Ultimatum betrachtet werden, da es sich in der Hauvisache nur aus die Einstellung der Pciisungen und die Hattbarmachung der Gouveneure derjenigen Provinzen beziehe, wo die Frevelthalen begangen worden sind. — Die Militärbehörden bereiten eine neue Expedition vor. Sie soll aus sechs Ab- theilungen bestehen, je zwei sollen von Peking, Tientsin und Pao» lingiu ausgehen. Alle Truppen, besonders die Deutschen, werden scharf für die Expedition gedrillt. * Washington, 19. Februar. („Reuter's Bureau".) Eine Depesche deS Gesandten Eonger, in der über die geplante neue Expedition berichtet wird, ist beute dem Cabinetsrathe .unterbreüet worden. Dem Vernehmen noch hat Eonger in der Versammlung der Gesandten in Peking Einspruch gegen der- artige seliidselige Bewegungen erhoben; diesem Protest ist aber nicht stattgegeben worden, La die anderen Gesandten erklärten, sie lätlen keine Ermächtigung, die militärffchen Operationen zu beeiusl ssen. * Loudon, 20. Februar. (Telegramm.) Wie die Morgen» blätter aus Peking unter dem 18 Februar berichten, hat der deutsche Gesandte Li-Hung-Tschang und dem Prinzen Tsching am Sonnabend mitgetbeilt, daß Feldmarschall Gras Waldersee Vorbereitungen getroffen habe, um eine große Expedition am 23. Februar nach Singanfu abzujcnden, wenn die Chinesen nicht inzwischen die Forderungen der Mächte erfüllt hätten. Die Bevollmächtigten telegrophirten daraus au die Kaiserin und ersuchten sie um schleunige Ersüllung der Forderungen. Später theilte der AttachS der englischen Gesandt- schast den Bevollmächtigten mit, daß die englischen Truppe» an der Expedition theilnehmen und nicht eher ruhe, würden, bis sie den ganzen Hof in den Händen hätten. Die Bevollmächtigten sandten daraus schleunigst eine zweite Depesche an die Kaiserin. Danach benachrichtigte der japanische AttachS Li-Hung-Tschang, daß die Japaner unter dem Oberbefehle Walderjee's ständen und an der Expedition theil. nehmen würden, worauf eine dritte Depetche an die Kaiserin abging. — „Standard" und „Morniug Post ' berichten aus Tientsin, daß die Expedition am 1. März abgehen werde. — Nach einer Depesche der „Morniug Post" auS Peking wird Feldmarschall Gras Waldersee seist die Expedition führen. Unter ihm wird der französische General Voyron rin Commando übernehmen. * Nrw Nork, 20. Februar. (Reuter's Bureau.) Ein Tele gramm aus Peking vom 19. Februar berichtet: Prinz Tsching und Li-Huna-Tschang haben vom Hofe ein Telegramm empfange», das in der Hauptsache besagt, daß der Hof allen Forde rungen der Mächte nachkommt, obgleich er über einige iniuder bedeutende Puncte noch nähere Aufklärung wünscht. Ein Protest Japan». Die „Times" berichten aus Peking unter dem 18. Februar: Der japanische Gesandte richtete an die chinesischen Vertieter Vorstellungen wegen der übelberaihenen Unterzeichnung eine» S on de ra b kvm m en S mit Rußland über die Mandschurei, wäbre»d die FriedeuSuuierband» lungen schweben. — Der Minister Witte tdeilte dem chinesi schen Gesandten Iangjü in PeteiSburg eine Reibe Vorschläge nm, die die Grundlage einer Zusatzabmawung zu dem von Tsenztschi und Acmiral Alexejew abgeschlossenen Abkommen bilden sollen. Darunter befinden sich folgende Punclr: Die Zahl der chinesi chen Polizeit>uppe in der Mandschurei soll der Genebmigung Rußlands unterworfen sein, ferner soll Rußland die Ernennung der Tartaiengeneralc zusiehen. (Von dem letzteren Rechte bat Rußland bereits zweimal k)-.brauch gemacht ) In jeder Pioviuz tollen zwei dobe russische Beamte zur Führung veS Befehls über die chmesiicbe Polizei und zur Oberleitung der Babu ernannt werben. In der Mandschurei soll keiner anderen Macht eine HandelSconcession zngellanden werden, und die chinesische Regierung svll sich verpflichten, keine Baba in der Mandschurei zu bauen. Die Zinsen der russi>chen garanlirten Anleibe von 1895 sind monatlich zu zablen. Alle Zölle in der Mandschurei werden m russische Verwaltung genommen. (Hiervon sind vermuthlich die Seezölle aus genommen.) Tie Befestigung »er Gesandtschaften in Peking. D«r Plan der Befestigung d«r Gesandtschaften in Peking hat nunmehr eine feste, wenn auch wohl noch nicht cwdgiltige Form angenommen. Die mit 'der Ausarbeitung d«s Pranes beauf tragte Commission hat ihren Bericht am 13. Februar dem Grafen Waldersee und durch diesen den Botschaftern und Ge sandten der b«theiligten Mächte unterbreitet, und diese scheinen denselben in der Hauptsache ea bloc annehmen zu wollen. Dieser Bericht will Vic jetzige Gesairdrschaftsstraße mit ihren Winkeln und dazwischen liegenden chinesischen Gebäuden u. s. w. auf» geben, um ein ganz neues Gesandtschaftsviertel zu schaffen. Dieses soll direct zwischen die große Tartarenmauer, zwischen dem Schun-Tsching-Thor« und dem Tsien-Lhore und o«r Hauptmauer der kaiserlichen Stadt errichtet und mit einer eigen«n crenelirt«n bombenfesten festungsarbigen Mauer und einem breiten 12 Fuß tiefen Graben außerhalb derselben um geben werden. Jenseits dieses Grabens soll ein Glacis, durch zogen von Stachelorahtnetzen, weiteren Schutz gewähren und jede Möglichkeit einer unerwünschten Annäherung feindlicher Banden erschweren. Jede einzelne Gesandtschaft soll ihrerseits durch besondere Befestigungen mit schwerem Geschütz gesichert werden. Der Hauptausgang aus dieser Gesandtschriftsveste" würd« ein in die groß« Tartarenmauer einzuschneivenveS Thor bilden, «das seinerseits wieder durch besonder« Forbificationen geschützt werden soll. Hier würden Bastionen aufgeführt werden, deren Artillerie nicht nur die Zugänge zum Thor selbst, sondern auch die gesammt« Tartarenstavt einerseits und di« kaiserliche Stadt andererseits vollständig beherrschen würden. Innerhalb dieser Befestigungen sind Cascrnen vorgesehen, weiche bequem 2000 Mann, im Nothfalle aber bis 5000 Mann, be herbergen können. Um einen Artillerie-Angriff von der kaiser lichen Mauer aus unmöglich zu machen, schlägt der Bericht vor, einen Theil der letzteren zu rasiren, ein Vorschlag, der bei den Chinesen selbst zweifellos auf den heftigsten Widerstand stoßen wird. Diese opponiren natürlich überhaupt jeder Art von Be festigung und behaupten bereits, letztere würde nur die Mass« des Volkes fortwährend reizen uns durchaus provokatorisch wirken. Selbst unter den Gesandten werden Bedenken laut. Hm englischen Unterhaus« kam die Angelegenheit gestern zur Sprache, worüber uns berichtet wird: * London, 19. Februar. Dillon fragt an, ob eS wahr sei, daß die Generale der Verbündeten beschlossen hätten, im Herz«» Pekings eine ausgedehnte Festung zum Schutze der Feuilletsn. Aus Ignaz Moscheles* Leben. Gestorben zu Leipzig am 10. März 1870. Bon Eugen Segnitz. Nachdruck vertoren. In seinen Tagebüchern und Briefen, welche Goethe im Jahre 1786 aus Italien an Frau von Stein richtete, sagt er einmal: „In der Entfernung lernt man wenige Meister oft nur d«m Namen nach kennen; wenn man diesem Sternenhimmel näher tritt und nun die von der zweiten und dritten Größe auch zu flimmern anfangen, und Jeder auch ein Stern ist, dann wird die Welt weit und di« Kunst reich." Zu den Erscheinungen, deren reiche» Kunstleben einst die musikalisch« Welt Europas entzückte, deren edle» Menschenthum sich mit bedeutender Künstlergrößc paart« «gehört« auch Ignaz Mo scheleS. Wie einst «in Corregw vor dem Bilde der heiligen Cäcilie von Raffael in Bologna selbstbewußt da» große Wort gesprochen haben soll: „knall' i» »emo pitkors", so konnte auch Mofchele», an dessen menschliche Seiten nachstehende Zeilen vorzugsweise erinnern vollen, wohl von sich behaupten, immer mit der Wucht seiner ganzen künstlerischen Persönlichkeit für die Kunst eingetreten zu sein, und stet» edlen Zielen zugestrebt zu haben. Al» Sohn eine» Tuchhändler» in Prag am 30. Mai 1794 geboren, zeigte Ignaz Mofchele» schon in zartestem Kinderalter «ine große Neigung zur Musik. „Auch ich will ein Spielmann werden", rief er entzückt, wenn die Militärmusik vor der Haupt wache sp-ielte. Seine Neigung deckte sich mit dem Wunsche de» Baker», der gesagt hatte: „Em» meiner Kinder muß ordentlich musikalisch werden", und dem klein«» Ignaz zuerst durch den alten Zadrakha, dann durch Horzeltky Clavierstunden erthrilen ließ, nachdem er nämlich «ingesehen hatte, daß der Lieb« Müh' -et seiner ältesten Tochter umsonst sei. Al» siebenjähriger Junge wurde Moscheles bereits von dem strengen Dionys Weber als Schüler angenommen, freilich unter der ihm hart scheinenden Bedingung, daß er im ersten Jahre nur Mozart, im zweiten nur Clementi (!) und im dritten nur Bach spielen dürfe. Aber Webcr's eigene Komposition«» durfte Moscheles nebenher im Schweiße seines Angesichtes durcharbeiten! Als Lohn für sein fleißiges lieben sandte Vater Moscheles den Sohn auch ins Theater: Paer's „Achilles" entzückte denselben über alle Maßen. AlS der Vater plötzlich starb, sollte Moscheles sich, vierzehn jährig, wie er war, eine Existenz gründen. Ein« musikalische Abendunterhaltung bildete sein erstes Auftreten und verschaffte ihm einige Subsistenzmittel. Ein alter Onkel wollte ihn zwar trotz deS erhaltenen Beifalls bereden, vom „Bierfirdlerthum" ab zustehen und sich dem Kaufmannsstandc zuzuwenden, aber Moscheles blieb sich treu und nahm behufs weiterer Ausbildung seinen Aufenthalt in Wien, in dem Kreise der Familie KskeleS, L«winger und Artaria gastlich« Aufnahme begehrend und findend. Nachdem Mofchele» bei G. Albrechtsberger, Kapellmeister am St. StephanSdom, theoretischen Unterricht genommen hatte, studirte er noch weiter unter Salieri's Anleitung und gewann al» „Opern-Adjunct" de» Letzteren freien Zutritt zu allen Theatern in Wien. Moscheles mochte sich theil» durch sein künstlerisches Klavier spiel, theils durch Veröffentlichung von Kompositionen bald be kannt. Wie er bereits 1814 als Musiker geachtet war, beweist der Umstand, daß ihm von Beethoven die Bearbeitung deS Cla- vierauSzuqes von „Fidelio" übertragen wurde. Man kann sich leicht vorstellen, mit welcher Fr-ude Moscheles durch diesen Auf trag erfüllt wurde. Auch Meyerbeer'S Bekanntschaft machte er, und bewundert« aufrichtig dessen schöne» Cl--vverspiel. Ferner pflog Moschek» mit Hummel, Mayseder und Reichardt freund schaftlichen Umgang. Vom Jahre 1816 an ging der junge Künstler unter die fahrenden Leute: Concerte führten ihn nach Karlibad, wo ihn Robert Schumann zum ersten Mal« hörte, nach München, Drekden und Leipzig. Hier kirnte er den ThomaS- cantor Schicht kennen und diSputirt mit demselben em Lange» über Beethoven und seme Werke, verkehrt beim alten Wieck, macht im Clasia'schen Kaffeehause viel mit Künstlern aller Art Be kanntschaft, erzürnt sich heftig, wenn er bei «ingetretener Ver spätung dem Stadtsoldatcn Sperrgeld zahlen muß, und findet aber doch schließlich das Leben in Leipzig „recht angenehm". Am 8. October gab Moscheles hier ein eigenes Concert im Saale veS alten Gewandhauses, nachdem er vorher 66 Thaler 12 Neu- grofchen Miethe gezahlt und mit dem Orchester Probe gehalten hatte, in welcher ihn besonders das treffliche Spiel des Concert- meisters Matthäi erfreute. Er erzählt selbst in seinen Tage büchern (Leipzig, Duncker L Humblot), daß bereits um fünf Uhr die eleganten Damen sich im Saale die besten Plätze aussuchten und daß während seines freien Phantasirens am Flügel die Zu hörer sich um ihn schaarten und ihn förmlich einrngten. Auch ein zweites Concert hatte den gleichen Erfolg. Die nächsten Jahre verflossen in großer Thätigkrit, „Compo- niren, Concertiren, Lectionisiren", sagt Moscheles hiervon. Wenden wir unS aufs Neue des Künstlers Beziehungen zu Leipzig zu, so treffen wir denselben, nachdem er seine Concertrrisen bis nach Paris ausgedehnt und sich 1821 in London niedergelassen hatte, drei Jahre später wieder in unserer Stadt, denn künstle rischen Anregungen ihn das ihm noch anhaftende Virtuosenthum mehr und mehr abstreifen ließen. Er nahm seine Wohnung im „Birnbaum" (jetzt Hot«l de Pologne), verkehrte fleißig mit Küstner, Limburger, Wendt und Weinlich, „erfreute sich in Wieck's Hause an'einem Stein'schen Flügel und verzehrte mit ihm und den Seinigen Erdäpfel". Er machte aber hier auch „Ge schäfte", indem er mit den Firmen Breitkopf <L Härtel, Probst, PeterS und Hofmeister VerlagScontracte abschloß. Ungemein befriedigt zeinke sich Moscheles von Dem, waS Gewandhaus» concert und Thraker ihm boten; auch sein eigene» Concert hatte er wieder mit großem Erfolge geben können. In dieses Jahr fällt seine Bekanntschaft mit Mendelssohn, die für ihn von so weittragenden Folgen sein sollte und ihm den Ausruf entlockt: „Dieser Felix Mendelssohn ist schon ein reifer Künstler und dabei erst fünfzehn Jahre alt!" Noch sei der Verehelichung Mofchele»' erwähnt, welche 1825 stattfand. In Hamburg hatte der Künstler ein Soncert gegeben, unter seinen zahlreichen Zu Hörern im Apollosaale war auch Charlotte Embsen. „Sie, die selbst etwas Clavier spielte, hing wie verzaubert an diesen Wunderfingern"; er bemerkte das jung« Mädchen nicht, doch wurden sie schon in den nächsten Tag«n bekannt, waren am 2. Februar Bräutigam und Braut, am 1. März vermählt." Und die Richtigen hatten bei aller Schnelligkeit hier doch einander gefunden, denn „während einer 45jährigen Ehe der Liebe und Treue hatte sich das Gefühl gegenseitiger Unentbehrlichkeit so mächtig entwickelt, daß dies Band nur gewaltsam durch den Schwertstreich des Todes zu trennen war". Die Schilderung von Moscheles' Londoner Aufenthalte liegt, wie oben bereits angedeutet wurde, außerhalb des RahmenS unserer Erzählung. Im Jahre 1843 war durch Felix Mendels sohn das Konservatorium der Musik in Leipzig gegründet wor den. Moscheles hatte durch häufige Concerlreisen seine Ver bindungen mit dem Kontinente aufrecht erhalten und zugleich die Erinnerung an seine bedeutende künstlerische Persönlichkeit stets wieder belebt. Am 2. Januar 1846 bereits erhielt Moscheles den Antrag, in das Collegium deS neuen Institutes einzutreten, wozu ihm Mendelssohn noch schrieb: „Am Tag«, wo Du zusagst, trinke ich meinen besten Wein und etwas Champagner obendrein". Da Moscheles die Leipziger Verhältnisse hinlänglich bekannt waren, besann er sich nicht und nahm daS Engagement an. Am 21. Oc tober traf er, von Mendelssohn herzlichst empfangen, auf der „Poststation Leipzig" ein und wurde, allerseits von Freunden und Bekannten warm begrüßt, auch da» Opfer eines Festessen», welches ihm zu Ehren seitens des Direktoriums der Anstalt, der er nun angehören sollte, in Aeckerlein'S Keller gegeben wurde. Die Familie Moscheles' bezog als Wohnung die zweite Etage in Gerhard's Garten und pflegte von nun an einen lebhaft«» Ver kehr. Am 23. November bereits trat Moscheles im Gewandhaus auf, „spielt« „Erinnerungen an Irland" (Variationen für Klavier und Orchester) mit schönem Empfang und Beifall für Spiel" und begann am 27. den Unterricht im Konservatorium. Hier war ihm die „Oberleitung de» Pianoforte-Studlum», Aulbil dung im Vortrag und Pianoforte-Tomposition" übertragen. AmtScolleq«n waren außer Mendeltsohn noch k. F. Becker, David, Klengel, Sachse, Sade, Hauptmann, S. Fr. Nicht«,
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