Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190102030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-03
- Monat1901-02
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1901
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bez«g--Pre» Druck und Lerkaq von E. Nolz in Leipzig. Sonntag dm 3. Februar 1901, s .wu r tt g e nicht- Auffällige-. Ein klrinrr Tbeil dem Zeichen hochgradiger nervöser Solche fehlten in keinem Falle, in HalS durchbohrt hatte. E« ist bei Di« Meisten trugen ihr Mißgeschick mannhaft und zeigten in ihrem Benehmen jedoch stand deutlich unter Erregung und des ShokS. welchem das Geschoß den dieser Verletzung jedoch schwer zu entscheiden, was rein« Shok- Wirkung ist und wie viel andererseits aus Rechnung der Streifung de- Rückenmarks und seiner Häute, auf einen Bluterguß in die Substanz oder auch auf eine Erschütterung diese» Organes zu setzen ist. Aber auch andere Schußverletzungen, bei welchen die eben ge- nannten Möglichkeiten mit Sicherheit sich anschließea ließen, waren von unverkennbaren Shok» und anderen nervösen Erscheinungen be gleitet. Bei einem Kranken stellten sich in Folg« eine- Brust» schusse- direct LähmungSerscheinuug«» an den unteren Ex tremitäten «la und hielten mehrere Stunde« an; andere hinwiederum geriethru in eine» «igenthümlichen CxcitationS» zustand. Sie wurden weinerlich, sehr empfindlich, aufgeregt und schwatzhaft. Einige benahmen sich direct wie hysterische Frauen zimmer, warfen sich unruhig hin und her, indem sie bald lachten, bald wieder weinte» und stöhnten. Während diese Erscheinungen bei dem größten Theile nach mehreren Stunden wieder schwanden, hielten sie bei einigen 6 bis 8 Tage an. Die Leute, bei welchen die Verwundung den unmittelbaren Eintritt de« Todes nach sich zog, neigten sich, wie ich einige Male au« nächster Nähe beobachten konnte, wenn sie in sitzender oder liegender Stellung getroffen waren, völlig lautlos zur Seit«, während di« in stehender Stellung zum Tode Verwundeten meist noch einen S chrei oder ein „Ach Gott" re. auSstießen uud dann todt zusammeubrachen." ripMr TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeige« »Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS Reklamen «nter dem RedactiouSstrich («gespalten) 75 H, vor den Familiermach« richten (S gespalten) SO Ls. Tabellarischer nnd Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Extra-Beilage« (gefalzt), nur mit de» Morgen-AuSgabe, ohne Postbefürderung 4l SV.—, mit Postbesörderung 70.—. Ein sachkundiges Artheil über die Wirkung des modernen Gewehres in China. i». Marinestabsarzt vr. Schlick bat über 8V Verwundete des Landung-corp- vom deutschen Geschwader während des Vormarsches der Seymour'schen Expedition nach Peking und während der darauf folgenden Gefechte um Tientsin in Behandlung genommen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bandelte e« sich um Schußwunden durch Gewehrfeurr, nur ein ganz kleiner Tbeil war durch gröbere« Geschoß hervorgerufen. Die Bewaffnung der Chinesen be stand zum Theil in dem alten großkalibrigen Ilmm-Blei- geschoß, zum Tbeil in dem neuen kleinkalibrigen Gewehr, wahrend unsere Leute mit dem alten Modell 71/84 ausge rüstet Ware«. Ueber die Erfahrungen, die mit dem neuen Gewehre gemacht worden sind, berichtet vr. Schlick in der „Marine-Rundschau" auf da- Eingehendste. Bon seinen Aus führungen errege« vor Allem die nachstehenden allgemeines Interesse: „Vetrachten wir die Wirkung de« modernen Gewehre« mit einem kleinkalibrige« Mantelgeschoß an der Hand nnserrr Verwundungen, so bestätigen dieselbe» ans« Neue di« bereit» allgemein bekannt« Lhatstnh«, daß da« neu« Gewehr ganz unbeschadet seine« GefechtSwerthe« de« Bestrebungen der Hnmanität und Lultur weit besser dient, al« die bisher im Gebrauch ge wesene» größeren Ealiber. Di« Verwundungen der Boxer zeige» auf da« Augenfälligste, welche unnütz«» und übertriebenen Zer- störnagen da« 11 mw-Bl«tg»schoß bei allen verletzten ««gerichtet hat. I« schroffe» Gegensatz hierzu tritt an« die humau, Wirkung de« neuen Geschosse« vor Auge», welch«« im Durchschnitt weniger »««gebreitete «nd mildere Verletzungen hervorrnst und hierdurch für di« Kämpfende« günstiger« Bedingungen sowohl hin sichtlich der Erhaltung de« Leben« al« auch für die Erhaltung «nd Gebrauchtsähigkeit der verletzten Glieder schafft. Selbstver- ständllch bleiben perforirrude Schußverletzungen de« Gehirn« und de« Herzen« «ach wie vor ttldtlich, nnd e« besteht darin gegen früher, von der jetzt geringere» Verstümmelung der Leichen abgesehen, kein Unterschied. Der hohe Werth de« neuen Gewehre« tritt aber bei Verletzungen der andere» Körpertheile, vor allem den verwundangea der Brust »nd der BauchhShle, erst deutlich hervor. Hier zeigt sich un« di« segensreich« Wirkung im beste» Licht«. Die steine» Lin- und AuSschußüffauuge» und die hierdurch erschwerte Entstehung sekundärer E»tzünd«»ge», sowie di« geringer« Arrstür»ug der Ge webe d»rch da« Nein« Geschoß habe» e« ermöglicht, daß selbst di« schwere» Verletzung«« der.Lu»gr «nd der Leb« i» kurzer Zett reacttovSlo» heile« konnte». Vir können der von tzabart go- Sußnte« Ansicht, daß der Werth de« »«»en Geschoflr» i« vergleich« zu dem alte» in ersterLiutt in der Abnahme der ExplosiouS- wtrk»»g de» Mantelgeschosses besteh, nnd daß erstere« ans groß, Entfernung (ILM—2000 m) überhaupt kein« größere» Zer- störnagen »ehr aarichtt, an der Hand der an unseren verwundete« gemacht« Ersßhrnuge» an» voll« Ueberzeognng zustiumuu. Dies« vorthetl wird selbst durch di« eventuell größer, Zahl der ver wuadnngeu, welch« das «»« Geschoß in Folge seiner selbst ans weite Entfern»»^» hi» »och größer« DushschlagSkiaft «Wagt, nicht ans- gehoben." Ueber das verhalte» der Seat« «»mittelbar »ach der Brrwuuduug schreibt vr. Schlick unter Ander«: „Eider Schaierzempfindnng im Moment« des Auftresfens der LutzA war sich Niemand bewußt geuwrde». Etats« waren, ohne überhaupt etwas gemerkt zu haben, in der Hitze des Gefechtes weitergelanfe» nnd dann zusammen gebrochen oder durch die Blutung Der Lneg in Südafrika. Die Kriegsgerichte gegen die „Eaprebellen". Au» Eapstadt, 8. Januar, wird un» geschrieben: Ueber die Grundsätze, nach denen bei den Kriegsgerichten verfahren wird, Erfahre ich Folgende«: Der zur Aburthcilung von Hochverrath-fallen eingesetzte Gpecialgerichtshof hat seine Sitzungen zunächst in ToleSberg ab gehalten. Da« Gericht hat nicht sofort in jedem einzelnen, der «buriheilung unterliegendem Fall nach Schluß der Verhand lungen eine Entscheidung getroffen, vielmehr mit der Festsetzung der Strafen gewartet, bi» die Richter durch einen vergleich der bei der Verhandlung von einer Reih« von Fällen gemachten Wahrnehmungen ein genaues Bild der besonderen Umstände jedes Falles gewinnen konnten. Di« Verkündung der Urtheil« er folgt« dann gleichzeitig. Hierbei wies der Vorsitzende des Ge- vichtshofes darauf hin, daß die Angeklagten an sich keinen Grund zum Aufstand gehabt hatten, »nd daß st« durch Unterstützung der Feinde des Landes zu Rebellin geworden wären. Nachdem der Vorsitzende sich dann über di« Schwer« des von den Angeklagten begangenen Hochverrathes »nd die allgemeinen für di« Straf ausmessung maßgebend gewesenen Gesichtspunkt« verbrritet hat, bWwrkt «r, duß beider Geurthetttu^ der «inzUne» Fäll« von „ausreichende und deshalb höhere Zölle" für die Lanvwirtb- sckaft in Aussicht stellt, bedeute die „Lossagung von der bis herigen Handelspolitik". Schon lange, bevor Graf Bülow Kanzler geworden, bat sich Graf PosadowSky im Reichs tage dahin ausgesprochen, daß man nicht daran denke, bei Erneuerung der internationalen handelspolitischen Beziehungen die bisherigen Verträge einfach abzuschreiben. TaS war deutlich unv wurde auch überall so verstanden, wie eS nun mehr Graf Bülow amtlich auSgelegt bat. So wenig der Lärm über die Erklärung deS Reichskanzlers gerechtfertigt ist, so wenig ist eS das Geschrei über die 34 nationalliberalen Landtagsabgeordneten, die einer Resolution zustimmten, die mit Entschiedenheit einen wesentlich gesteigerten Getreidezollschutz verlangt. Selbst der national liberale Redner, der gegen die Resolution stimmte, bat den Ausdruck „wesentlich" al- einen in diesem Falle sehr barmlosen erklärt, und in der Tbat wäre auch eine Steigerung von 1 50 eine wesentliche Erböbung, dies« Erdöbung träte aber bekanntlich nach Ablauf der bestehenden Verträge von selbst ein. WaS mit der Bemängelung der Abstimmung der Mehrheit der Nationalliberalen bezweckt wird, verräth ein hannoversche- Blattes. Ihm ist eS erklärtermaße» gar nicht in erster Reihe um die Höbe deS Zolle- zu tbun, aber der Kampf gegen die extremen Agrarier solle Selbstzweck werden. Da» ist die „gesammtliberale" Coalition gegen die „Junker", die auch sonst wieder spukt, obwohl alle darauf gerichteten bi-berigen Bestrebungen mit Nachtheilen für die Nationalliberalen und mit einer Blamage für den Liberali-mu- geendet haben. Wenn die liberale Mittelpartei sich beute mit der Demokratie verbinden würde, so wäre der gegebene und unvermeidliche Führer der Abg. Barth, derselbe Herr, der vorgestern im Abgeordnetenbause eine Brand rede hielt, weil der Zustizminister erklärt batte, sich nicht zu Maßnahmen verstehen zu können, die e» bewirken müßten, daß binnen etwa zehn Jahren in Berlin kein einziger «ichtiüvischrrNotar zu finden wäre. Man kennt diä Stimmung in Stadt und Land recht schlecht, wenn man glaubt, unter der Leitung eines solchen Politikers in «inen erfolgreichen Kampf sich «inlaffen zu können. folgender Eintheilung ausgegangen worden sei. Die schwerste Strafe würde danach gegen die verhängt werden, di« den Feind zum Einfall in die Colonie bewogen oder aufgefordert haben; ein derartiger Fall ist indessen keinem der bisher abgeurtheilten Angeklagten nachgewiesen worden. An zweiter Stelle kommen diejenigen, die aus Feindschaft gegen die britische Regierung den Feind nach Möglichkeit unterstützten, indem sie zu den Waffen griffen. An dritter Stelle folgen diejenigen, die, obwohl Anfangs mit der Invasion der Colonie durch die Boeren nicht einverstanden, nach der Besetzung ihrer Districte durch den Feind aus Mitgefühl für ihre Stamm verwandten, sowie aus materiellen Rücksichten die Sache des FeindeS zu ihrer eigenen gemacht haben. In die viert« Kategorie sind diejenigen eingereiht worden, die sich gezwungenermaßen dem Feinde angeschloflen haben, ohne daß jedoch hierbei ein derartiger Grad von Zwang, der daS Vorhandensein einer strafbar« Handlung ausschließen würde, auf sie ausgeübt worden wäre. Am mildesten endlich würden diejenige beurtheilt werden, die im guten Glauben, daß sie Unterthanen der Boerenrepubliken ge worden seien, es für ihre Pflicht gehalten hätten, die Waffen gegen England aufzunehmen; dies sei jedoch in keinem der bisher behandelten Fälle zugetroffen. Diese Claffificirung soll bei der Strafzumessung maßgebend sein, wiewohl innerhalb der ein zelnen Classen sich wiederum verschiedene Grade der Schuld er geben können. Ins Gewicht fällt ferner bei der Urtheilsfällung, daß die Angeschuldigten nicht als gemeine Verbrecher betrachtet werden. Äunahmrschluß für Äu)ei-e«: Abeud-SuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filiale« und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Die Wirren in China. Die Deutschen uud die Pekinger Sternwarte. Man schreibt uns: Wir «der „Ostasiairsche Lloyd" berichtet, haben sich DeutscheundFranzosenrndie „pracht vollen" Instrumente brr Pekinger Stern- . ! theilt: der „berühmte, große GlobuS" des Stern- Fimmels sei den Deutschen zugefallen, die „darüber und über haupt nut dem Erhalten sehr zufrieden" wären; beide Contln- gente hätten mit dem Auseinandernehmen und der Verpackung der Instrumente schon begonnen. — Diese Nachricht muß tn Deutschland das Verlangen nach a mtlicher Aufklärung laut 'werden lassen. Ist in der Thai die Absendung der Instru mente nach Europa im Werke, so entsteht die Frage, unter welcher Voraussetzung das geschieht. Nach dem Völkerrecht erlangt der Feind durch di« Okkupation an StaatSeigenthum, wie die Instrumente der Pekinger Sternwarte eS sind, eine thatsächliche Macht, vermöge welcher er — wir citiren hier GarriS' „In stitutionen des Völkerrechts" — I) die für Kriegszwecke ver- brauchbaron und gobrauchbaren Sachen unbegrenzt zerstören oder ge- und verbrauchen darf; 2) die nicht unter diese Art fallenden Gegenstände während 'des Krieges detiniren darf, bis der Fneden-schluß über ihr «ndgiltigeL Schicksal entschieden hat. Da nicht anzunehmen ist, daß dr« Verpackung der Instrumente von den Verbündeten als ein Mittel angesehen wird, die Chinesen einer Beschleunigung der Friedens Verhandlungen geneigter zu machen, scheint «S, als ob di« Instrumente wirklich nach Europa aesanvt und bei der Festsetzung der Entschädigungen in Anrechnung gebracht werden sollen. Ein derartiges Ver fahren dürfte nicht nach Jedermann« Geschmack sein. Je größer« Kosten aus der ostasiatischen Expedition erwachsen sind, umso mehr müßt« vermieden werden, den Ersatz der Gcldopfer durch die überflüssige Erwerbung von Gegenständen zu schmälern, die in der Hauptsache doch nur den Werth von Prunkstücken oder Raritäten haben. Für ganz ausgeschlossen aber muß eS gelten, daß di« Instrumente al» B«ut« betrachtet und ohne Rücksicht auf 'die Entschädigungsairsprüche behandelt werden könnten. Demokratische und sociakdemokratische Blätter möchten die» glauben machen. Ein derartige» Verfahren widerspricht jedoch dem Völkerrechte ebenso «wie den Traditionen des preußisch-deut schen Heere», das wohl feindliche Fahnen und Waffen, aber nicht Kunstschätze und dergleichen Trophäen in die Heimath sendet. Die Thatsache, daß die Franzosen hierin anders denken, daß ein Napoleon Friedrich'» de» Großen Hut und Degen, die Quadriga vom Brandenburger Thore und viele» Andere der Art nach Pans schaffen ließ, hat alle Zeit Entrüstung und Verachtung beim deutschen Volke erregt. * Washington. 1. Februar. (Telegramm.) I« dem heutigen Labiuetsrathe besprach der Staatssekretär Hay di« Lage in China und erklärte, di« B«vollmSchtigt«n machte« nicht so rasch« Fortschritte, wi« man erwartet hab«. Infolge dessen seien viele beunruhigende Fragen aufgetancht und es müßten die Frage» wegen vermehr»«« der amerikanische» Truppen i» China »nd wegen der Beschaffung von Quartiere» sür «ine länger» Zeit dauernd« Besetzung tn Erwägung gezogen werden. Deutsches Reich. * Leipzig, 2. Februar. Zur Frage kaufmännischer Schiedsgerichte hat jetzt der Verband Deutscher Ha nd lung-gehülfen zu Leipzig eine Eingabe an den Reichstag und da- Reichsjustizamt gerichtet, die, im Gegensätze zu den Wünschen anderer kaufmännischer Vereine, selbstständige kaufmännische Schiedsgerichte, oder, gemäß dem Anträge Bassermann, Schiedsgerichte im Anschluß an die Amtsgerichte mit Laienbeisitzern, zu gleichen Theile» aus Principalen und Gehilfe» bestehend, fordert. Die Angliederung der kaufmännischen Schiedsgerichte an die Gewerbegerichte konnte unter Umständen zu einer Betrachtung kaufmännischer Anstellung-Verhältnisse au» dem Gesichtspunkte de» Gewerbe- recht- führen, und da» soll vermieden werden. Die gesetzliche Stellung deS Handlungsgehilfen ist eine andere al» die eine gewerblichen Arbeiters, und wenn sich auch die Verhältnisse gegen früher geändert Haden, so ist doch die Nothwendizkeit des tbätigen Interesse« an dem Gedeihen de» Geschäft- be stehen geblieben, und damit da- vom Leipziger Verband stet» festgehaltene Hand in Hand gehen der Gehilfen mit den Principal««. Diese» Berdältniß kann aber möglicher Weise gestört werden, wenn die kaufmännischen Schiedsgerichte nach dem Beispiel der Gewerbegerichte und an diese ange- gliedrrt in» Leben gerufen werden. E» kann sehr leicht kommen, daß durch eine wüste Agitation zu den Wahlen da gute Einvernehmen gestört wird und daß Personen zu Bei sitzern gewählt werden, deren Fähigkeit dazu nur von ihren engeren Parteifreunden anerkannt wird. Die- wäre aber für die gesammte sociale Entwickelung de» KaufmannSstaude» von Nachtheil. v. S. Berlin, 2. Februar. Eine Art Generalbericht über die anarchistische Bewegung in den Cultur- ländern ist soeben erschienen. Trägt er auch mit starken Farben auf, so geht au- seinen thatsächliche« Mittheilungei» doch hervor, daß die anarchistische Bewegung nicht- weniger al- rückläufig ist. Die- geht besonder- au- der großen Zahl anarchistischer Blätter hervor. In Italien erschienen vor dem ruchlosen Attentat Bre-ci- vier anarchistische Blätter, drei sind unterdrückt, da- vierte aber, „L'Agitiazone", erscheint nicht nur ruhig weiter, sondern bat weitere Verbreitung ge wonnen. Die italienischen Anarchisten in der Schweiz haben ebenfalls ein Organ, „II RiSveglio", da» auch in fran zösischer Sprache al- „Le RSvril" erscheint. Behördliche Versuche, die Herausgeber au- der Schweiz zu entfernen, waren erfolglos, weil die Anarchisten Bürger de- Staate» zu Herausgebern gewonnen hatten. Zn Nord-Amerika, woher bekanntlich der Attentäter Bre-ci kam, erscheinen eine ganze Anzahl anarchistischer Blätter, deren bedeutendste» da» von dem Anarchistenneste Paterson ausgehende, ,Za Ouestione Sociale", zu sein scheint. Auch Süd-Amerika ist mit anarchistischen Blattern, die in spanischer und in portugiesischer Sprache erscheine», reich „gesegnet". Zn Frankreich ist zwar da» bekannte Hetzblatt „korü keiuarä" ein gegangen, dafür erscheinen zwei anarchistische Wochenzeitungeu und eine Monat-revue, „Vva tewps nouvoaux", Iüdert»ire" und „v'HuwauitS oouveUo". Bemerken-werth ist, daß zahlreiche französische GewerkscdaftSfükrer zu anarchistischen Gesinnungen sich bekennen; da- ging schon au- dem letzten französischen Gewerkschaftskongresse klar hervor, und jetzt jubeln die spanischen Anarchisten darüber, daß durch da- Bemühen anarchistischer Blätter die Gewerk schaften rum großen Theil ms anarchistische Lager abgeschwenkt seien. Die Föderation der Maurer, welche 52 000 Mitglieder zähle« soll, geht angeblich mit den Anarchisten durch Dick und Dünn. Auch au- Belgien, in Holland und in England wird über da- erfolgreiche Wirke» anarchistischer Blätter berichtet. Mögen nun auch di« meisten dieser Blatter nur von der Hand in de» Mund leben, so leben sie doch und beweisen dadurch, daß di« gefährlichste aller Bewegungen Diejenigen, gegen di« sie sich richtet, aus ihrer Unthatigkeit nicht aufrüttelt. * Berlin, 2. Februar. Ueber eine taktlose Reelame berichtet di« „Köln. Ztg.": Im gegenwärtigen Geschäftsleben spielt die Reklame eine große Rolle u»d man erlebt maache Au-artung derselben. Um so peinlicher berühre» solche A»s- artungen, wenn sie sich auf eia Gebiet erstrecke», ans de« die Reelame am allerwenigste« etwas zu suche» hat und deshalb auch immer verpönt gewesen ist. Es ist «ns ein Kall von Reelame zur Kenntniß gekommen, der sich anf ei» solches Gebier, nämlich das der Werthpadirr« erstreckt, und dir BAD»- brauch, um den es sich überdies handelt, di« königlich« Krmw u»d das königlich prrnßifch« Wappen betrifft. LirPommsr- schs Htzpothekeu-Leti-uhauI, d«i«»«Ga»M»«»SiMW, Rus der Woche. Die Königin Victoria von England ruht nach beispiellosen Leichenprunkveranstaltungen in der Gruft. Die Versuche, das Ableben dieser dem deutschen Einigungs gedanke«, deutscher Selbstständigkeit und gar deutscher Größe allezeit abholden fremden Herrscherin für Deutsch land zu einem nationalen Trauerereigniffe zu gestalten, find nicht gelungen, wären anch nicht gelungen, wenn die Erinnerung an die Erlebnisse de» Präsidenten Krüger auf deutschem Boden und wa» ihnen vorangegangeu nicht noch frisch wäre. Aber beschäftigt haben die Vorgänge von O-borne, Eowe» rc. die deutschen Gemüther in der ver flossene» Woche auf da- lebhafteste. Die Stimmung und Erregung war aber keine solche, wie man sie für die Ent wickelung eine- Reiche-, da» erst seit 30 Jahren sich eine gemeinsamen Oberhauptes erfreut, wünschen konnte. Sie ist vielmehr i« günstigsten Falle die de- Bedauern- gewesen und zwar hat sich von dem Bedauern außer der Social demokratie kein Kreis auSgeschloffen. Der preußische Adelige begegnete sich in seinen Gefühlen mit dem süddeutschen Arbeiter, der süddeutsche Bauer mit dem norddeutschen Städter. Selbst die „Kreuzzeitung" leugnet nicht, Stimmen gehört zu haben, „welche meinen, daß diese über alle- je Dagrwesene binau-gehende Be- theiligung an der Trauer einer andere» Nation zu einer Zeit, da die politischen Sympathien der Völker nicht zu «»ander stimmen wollen, besser unterblieben Ware." Da» ist viel zu wenig gesagt: eine solche Betheiligung würde unter keinen Umstände», auch wenn e» keinen Boeren- krieg gäbe und keine Besudelung eine» Bildnisse» de» deutsche» Kaisers durch britische Officiere gegeben hätte, und sie würde auch, irgend einer anderen fremden Nation gegenüber geübt, in Deutschland da- Gegentheil von Be friedigung erweckt haben. Aber daß einer anderen Nation, wi« etwa der italienischen nach der Ermordung ihre» König«, auch sicht im Entferntesten dargebracht wurde, wa- soeben gerade England geboten wird» ist ein Umstand, der allerdings zur Verschärfung der Stimmung beige- trage» hat. Wir für unseren Tbeil wollen un» iv diesem Augenblicke jeder Deutung jener Brtheili- gung enthalten. Aber wir halten un» nicht für be rechtigt, die Feststellung zu unterdrücken, daß im deutschen Volke fast au«nabm-lo» eia Zusammenhang zwischen dem jetzt Geschehenen und der 1896er Depesche an den Präsidenten Krüger gefunden wurde und daß de»halb der Name „Canossa" auf Millionen Lippen schwebte. Da- Gefühl, daß da- deutsche Reich in diesen Tage» nicht nur nicht wie eine erste Weltmacht, sodann nicht einmal wie ein unabhängiger europäischer Großstaat der Welt erscheine» konnte, war em allgemeine» und die Engländer haben nicht» aethau, um unsere Bitteraiß. zu milder». Ihre Zeitungen haben gnädig versichert, »unmehr recht zufrieden mit dem gesetzlichen Repräsentanten de- deutschen Reiches zu sein, ja eine- ihrer Blättex hat für dies« Herablassung sogar die Form gewählt, der Aufenthalt Wilhelm'- II. auf britische» Boden verursach« jetzt dort kein „Unbehagen mehr". Während sich in England abspielte, wa« in Deutschland nicht gefiel, ging die Meldung durch die Blätter, die Eng länder ginge» mit dem Gedanken um, in Laureugo Marqurz, dem Hafen der Delagoabai, Gebäude zu Regierung»- uad Berwaltnug-zwecken anzukaufenl Der Abgeordnete vr. Hasse dürste also von dem deutsch - «»glische» Abkommen über das portugiesische Afrika doch mehr gewußt haben, al- Graf Bülow diesem und andere» „Bierbankpolitikern" zuzutrauen bereit war. Während der vergangenen englischen Woche hat mau von dem Reichskanzler al- dem verantwortlichen Regeler der inter nationalen Beziehungen Deutschland» nicht- gehört. Nicht einmal, daß er e» der Mühe Werth gefunden, sich beim halbamtlichen Telrgraphenbureau die Ver breitung englischer Preßäußeruuge», die durch ihre Gvnnersprache jede deutsche Empfindung verletzten, »u verbitte». In England mit dabei gewesen ist Graf Bülow bekanntlich nicht und dies erweckt eine eiaeu- thümliche Eriuuerung. Al« der Kaiser das vorletzte Mal — es war dies, wie mau weiß, nach Ausbruch des Transvaal- kriege»—nach England reiste, befand sich, obwohl auch diese Fahrt als em rein familiärer Act officiö« gekennzeichnet wurde, Graf Bülow im Gefolge des Monarchen. Gerade wegen dieses Umstandes wurde die Befürchtung laut, die Reise könnte doch einen politischen Charakter annehmen. De« gegenüber zeigte» sich die der Regierung nahe stehenden Blatter sehr unwirsch uud eines derselben fand es sogar ganz unbegreiflich, daß liberale «der wenigstens constitutionrll gerichtete Leute die Begleitung dr- reisenden Monarchen durch rme» Minister beaustauden konnten: der Kaiser sei immer und überall Monarch; »r habe auch beim Verweilen im Ausland Amtshandlungen vorznoebmen und darum sei e- eine Eonseqoenzdrr verfaffung-mäßiaen Verantwortlichkeit der kaiser liche» Räth«, daß em solcher sich stets iu der Umgebung des Herr schers befinde. Die Theorie war richtig, sie ist es aber auch hmt« »mH. Diesmal jedoch weilt der Kaiser »och länger ohne Minister m England, »nd das bei der erste» Reise so feinfühlig-konstitutionell« Prrßorgan hat kein Wort über die ministerlose Kaiserfahrt verlor«». Wir weise» auf diese, Zwiespalt hiu, uicht als ob wir es uicht für das gleich- gütigst« Ding vou der Welt hielt«, ob «in Minister mit fährt oder uicht, sonder» um wieder einmal z» zeige», wie dis offieiös« Presse z« «de« u»d zu schweigen versteht. Dsr „i»»ere Bülow" hät ficb veruehmr« lasse» und darob «iae Milderung derGugde.iy der er sich brimFreifinn befindet,erfahren »üsft». Dabei.bat .er. im preußischen Abaeordnetenbause über dis Getreidezallerhöbaag uicht» gesagt, was einen Politiker erreg«, Kante, der sich uicht i« de» Wahae ge- Wiegt hatte, es würde bei de« Zollsatz von 3»/> us MH iü Zukunft ftm Bewende» hab«. Rar wer i, Hw» letzte» sechs Jahre» geschlafen, kount, der- asKchM^WW^s, »ud e« ist ^r^de^ unfla»^, wenn beattk n»b den Borort«, errichtet«, Aus gabestelle» adgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimalig», täglicher K»st«ll»»g ins Hau« ^l 5.50. Durch bi« Post bezogen sür Deutschland ». Oesterreich: vterteljährl. 6. Ma« abonntrt ferner mit entsprechendem Posta»sschlag bei de» Postanstalt«» 1» der Schweiz, Italien, Belgien, Holland. Luxem- dura, Dänemark, Schwede» »nd Norwegen, Rußland, de« Donaustaate», der Europäische» Türkei, Egi pte». Für alle übrigen Staate« ist der Bezug nur »ater Kreuzband durch di« Expedition dieses Blattes möglich. Di« Moraen-Un-aab« erscheint um Uhr, die Lbend-SnSgab« Wochentags um 5 Uhv Vedactts« «nd Expedition: Johannt-gaffe 8. Filialen: tzllfteb Hah» vorm. lv. Klemm'» Sortim UnwersttätSftraße S (Pauliamn), stoube Lösche, Katharimnstr. 14, Part. u»d König-Platz 7.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite