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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010226024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901022602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901022602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-26
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Die Engländer wissen selbst nicht, ob sie bei Disselsontein mit De Wel oder einem seiner Unterführer gekämpft haben, und nachdem sie De Wet erst den Oranjefluß haben überschreiten lassen, signalisirt ihn ein amtliches Telegramm wieder auf dem Wege südwärts in der Richtung der Bahnlinie De Aar-Naauwpoort. Es wird un berichtet: r. London, 26. Februar. (Privattelegramm.) Aus Eapstadt wird unter dem 25. Februar gemeldet: De Wet's Uebcrgang über deu Vraujeriver wird offteiell dcmeuttrt. Sr durchbrach südwärts den PhtltppStownbezirk und strebt die Verbindung mit Hertzog an, welcher mit 1160 Manu östlich vom Prieskabezirk vorrückt. Am 23. (Sonnabend früh) soll dem sonst gut unter richteten „Daily Telegraph" zufolge De Wet unter Mitnahme von 300 der besten Pferde bei dem Bahnhöfe Kraankuil, SO km nördlich von de Aar, die Bahn in östlicher Richtung überschritten haben, wobei ihm Thorneycroft und andere britische Führer auf den Fersen gewesen seien. Wenn daS richtig ist, dann kann De Wet — wir sprachen gestern schon unsere Zweifel aus — gar nicht bei Disselsontein gekämpft haben, denn das Gefecht bei Disselsontein fand gleichfalls am 23. statt. De Wet's Corps operirt in einzelnen Trupps, die einzig richtige Kampfesweise in einem Guerillakrieg, und jedesmal, wenn die Engländer mit einem derselben Zusammentreffen, glauben sie es mit dem Oberführer selber und seiner ganzen Streitmacht zu thun zu haben. Sollten die Versuche einzelner Boerencommandos, den Ocanjefluß zu überschreiten, nicht vielleicht bloße Schein manöver gewesen sein, um De Wet'S Hauptcorps für den Marsch nach Süden Luft zu schaffen? So tauchen aller hand Bermuthunge.l auf; ob sie richtig sind, kann freilich Niemand sagen, da die britische Berichterstattung wieder vollständig im Stich läßt. Jedenfalls ist De Wet's Einfall- Corps noch nicht in einzelne Theile „zersplittert" und dem Vorstoß in die Capcolonie ncch keineswegs die Spitze ab gebrochen. Auch über LouiS Botha waren ja die bedenklichsten Gerückte verbreitet. Er sollte an der Grenze des Swazilandes vollständig umzingelt sein und seine Unterwerfung angeboten haben. So hieß eS gestern; heute meldet der Telegraph: * Pretoria, 25. Februar, «eueral Botha ist mit 2000 Mann dem verfolgende» General French in der Richtung auf Komatipoort enlkommen. Komatipoort ist bekanntlich Station der Delagoabahn an der portugiesischen Grenze. Wahrscheinlich wird Botha sich nunmehr wieder in dem gebirgigen Terrain bei Barberton, südlich der Bahn, oder nördlich derselben bei Lydenburg fest setzen. Also De Wet entkommen, Botha entkommen — eS war wieder und wieder nicktS. Sechzehn Monate Krieg, und da- Ende noch in unabsehbarer Ferne! Aus dem voerenlager im Haag Der „Täglichen Rundschau" wird unterm 25.Februar geschrieben: Gestern hatte ich in Amsterdam durch einen glücklichen Zufall Gelegenheit, aus dem dem Präsidenten Dienstag den 26. Februar 1901. Krüger nahe stehenden Boerenkreise Einige- über den Transvaalkrieg zu hören. Hiernach haben die Boeren die Meinung, daß der Krieg noch recht lange bauern wird, und daß die Friedens-Verhandlungen erst mög lich sind nach dem Sturze Chamberlain'- und der Rückberufung Milner'S au- Capstadt. Die Mittel zum Weiterkämpsen und besonders die Gewehre, die Patronen und die LebenSmittelvorräthe werden fast alle aus engliscken Quellen bezogen, beziehentlich erbeutet; namentlich an Waffen ist durchaus kein Mangel. Die Boeren empfinden In Transvaal: Ermelo, Carolina, Bethel (unter Smuts) 1500; Pretoria und Middelburg (Erasmus) 1500; Lydenburg (Schoenman?) 1000; Zoutpansberg und Waterberg (Beyers) 2000; Rustenburg (Delarey) '1500; Zeerust und Lichtenburg (L e m m e r) 1500; Bloemhof und Wolmavansstad (D e B e e r) 600; KlerkSdorp (Liebenberg) 400; Potscheefstroom (D o u t h w a i t e) 400; Heidelberg 400; Standerton 400; Wakkerstroom, Utrecht und Vryheid 1000; zu sammen 12 000. Im Oranjefreistaat: Hauptsächlich im Norden bei Heilbron und Lindley und östlich 3000; in zerstreuten Kom mandos in anderen Theilen des Freistaates 2000; zu sammen 5000. Commandos in der Capcolonie: 5000. Unter diesen ist die Hauptmacht unter De Wet westlich von Hopetown mit ca. 3000 Mann zu verzeichnen; sodann südwestlich davon Hertzog mit mindestens 1500 Mann, der sich mit De Wet zu vereinigen strebt, außerdem im Norden der Capcolonie sind weit von der Oranjefreistaatsgrenze verschiedene kleinere Boerencommandos. Die Gesammtstärke wird auf 22 000 Mann angegeben, eine Zahl, die wohl als zu niedrig gegriffen bezeichnet werden muß. Unsere Karte giebt dem Leser einen deutlichen Ueberblick über die in Vorstehendem kurz beschriebene militärische Situation. (Die Stellungen für De Wet und Hertzog sind nur vermuthungsweise angegeben, da die Meldungen über die Operationen dieser beiden Führer jeden Tag anders lauten; ebenso ist Botha's Haupt quartier nach neueren Meldungen in den Osten des Transvaals zu verlegen. D. Red.) 95. Jahrgang. e- als eine große Erleichterung, daß die Brauchbarkeit der englischen Truppen immer mehr abnimmt; die besten sind die Canadier gewesen, während die Australier nicht mehr Werth waren, als die Engländer selber. Neuerding- kommen viel fach ganz schwächliche Burschen nach Südafrika, deren Schieß kunst erbärmlich ist. Was die englischen Generale betrifft, so ist Niemand darunter, der den Boeren Respect einflößt; für einen europäischen Krieg, so lautet da- Urtheil, möchten die Herren sehr tauglick sein, in Afrika wären sie unbrauchbar. Robert- Habe das Land mit derselben Unkenntniß verlassen, mit der er gekommen sei. WaS die Grausamkeiten betrifft, so sei Robert- eigentlich mehr verhaßt als Kitchener, da er unter heuch lerischer MaSke ebenso viel Greuel auf dem Gewissen habe al- Kitchener, der deu jetzigen Kriegszustand offen proclamirte. DaS sogenannte Attentat und die Ermordung CorduaS sei eine heuchlerisch inscenirte Farce von Robert- zu seiner eigenen Verherrlichung gewesen. Wie sehr die Pest uns zu Hilfe kommt, meinte der bverische Gewährsmann, vermag ich nicht zu beurtheileu, da wir früher diese Krankheit in Afrika nicht kannten. Krüger ist an beiden Augen am Star operirt auf der Universitätsklinik in Utrecht, sein Sehvermögen ist völlig wieder hergestellt, und er konnte schon zum Dankgotte-dienste hierfür zu Fuß die Kirche in Utrecht besuchen; er bleibt vor läufig in Utrecht. Seine Präsidentschaft währt noch 3 Jahre und wenn der Krieg sich noch länger auSdehnt als diese drei Jahre, so bleibt Krüger auch ohne Wahl Präsident seines Landes bis nach dem Friedensschluß, entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen von Transvaal. Krüger hat ausreichende Verbindung mit seinem Lande, da möglichst regelmäßig Abgesandte ankommen, oft direkt vom Kriegsschauplatz. Von diesen weiß Krüger in allen Einzel heiten, daß die Kriegslage der Boeren weit besser und günstiger ist, als die Engländer sie schildern, und das erhält ihm seine vollkommene Siegeszuversicht. Was ^aS Stempeln der englischen Gefangenen betrifft, so sei dieser Vorschlag gemacht und berathen, aber von De Wet abgelehnt worden. Wir sind eben viel zu weichmüthig und haben viel zu wenig Sinn für den Krieg, so daß viele Maßregeln unterbleiben, die praktisch und wirkungsvoll sind, bemerkte mein boerischer Freund. Als wir des Näheren auf Noth und Tod der Kinder und Frauen kamen, erstickten Thränen die Stimme des riesengroßen ManneS, und ich fand nicht da- Herz, hierüber weiter zu fragen und brach die Besprechung ab. * Lourenyo Marques, 2ö. Februar. („Reuter'- Bureau".) DaS portugiesische Transportschiff „Benguella" fährt morgen nach Lissabon mit 633 Boerenflüchtlingen, di« sich den Portugiesen bei Komatipoort im letzten September ergeben haben. Unter den Flüchtlinge» befanden sich General Pienaar und die Comman- danken de Billiers und Kock. Alle sind ledig. Mit den ver- hriratheten Männern, Frauen und Kindern wird das Transportschiff „Zaire" ungefähr am 6. März abfahren. Der Unterhalt der Boeren während ihre- Aufenthalte- auf portugiesischem Boden kostet der portugiesischen Regierung 80 Millionen Reis. Fünf holländische Spione, die versuchten, durch die englischen Linien zu gelangen, wurden an der Grenze verhaftet; sie befinden sich jetzt hier im Gefängnisse. FsrriHeton. Die Landstreicherin. Oberbayerische Erzählung von Anton Frhr. v. ,Perfall. Nachdruck verboten. „Grüß Gott, Vater! Da bring' i Di' Eim, die hab'n wir gestern Abend aus'n Schnee 'rausgrab'n «auf der Söld'n, mit sammt chr'n Dirndl. Elendi umkomma wär's. G'rad recht san m.a komma." Der Lawiner sprach noch immer kein Wort, nur sein« kleinen grauen Augen blickten unter den buschigen, schon ergrauten Brauen lauernd auf das Weib mit dem Kinde. „Der Bartl und i", fuhr Ambros, nach Athem ringend, fort. „Aus'n Tyrol, von Brix'n — den Weg über den Kamm hat's verfehlt — da hab' i mir denkt —" Das Gesicht des Lawiners röthete sich immer mehr. „Du hast Dir nix z' denk'n", sagte er kurz, schneidig, ohne den Blick von Mavion abzuwenden. „Was willst Du beim Lawiner? Selb'r red'", wandte er sich barsch an Marion. „Arbeit!" erwiderte sie; dabei schien sie förmlich zu wachsen, und ihr Auge ruhte mit einer seltsamen Starrheit auf dem Lawiner. Er konnte es nicht ertragen und sah ganz verlegen zu Boden. „Arbeit! Was wirst denn Du arbeiten könna, — i — i hab' a kein Arbeit —" Ambros erwartete einen zornigen Ausbruch. Das gab ihm neuen Muth. „I muaß sag'», Vater, i hab's selb'r aufg'fordert dazua, sie wär' net mitganga sonst. Mitt'n im Winter, hab' i mir denkt, mit ein' Kind a no. — Christli wär's — hab' i mir denkt — und — Arbeit giebt's alleweil — hab' i mir denkt — und da hab' i halt —" Der Lawiner warf keinen Blick auf seinen Sohn, schien seine Worte nicht im Geringsten zu beachten. „Was hast' denn nachher bislang trieb'»?" fragte er Marion weiter. Ambros trat der Schweiß auf die Stirne, er drückte die Fäuste zusammen vor ängstlicher Erwartung. Wenn sie die Wahrheit sagte, war'- au» für immer. Er kannte den Vater; nichts verachtete er mehr, als das fahrende Volk, das die Gegend unsicher machte. „Vater ist herumgezogen mit wilde Thier', ich war Wärterin, oh, ist strenge Arbeit hier, Tag und Nacht und Dressur — gehört Muth dazu und Kraft — ja, Herr!" Der Lawiner starrte mit offenem Munde auf das fremd artige Wesen. „Ja — aber — ja — wilde Thier' dressir'n und — Bauernarbeit. Wie kamst denn g'rad' auf den Ge danken —" „Bin wicht ich gekommen, — Ambros —" „Ja, dem sieht's gleich —" „Arbeit ist Arbeit, Herr — ich kann Alles, was ich will." Das schwarze Auge blickte, eine seltsame Kraft ausströmend, auf den Lawiner. „Ja — ja — das glaub' i fast —" erwiderte er unsicher, seine Pelzkappe rückend. „Das glaub' glei', aber halt do — i hab' kein' Arbeit", setzte er heftig hinzu, ärgerlich über sich selbst. „I laß ma' a net von mein' Sohn Dienstbot'n ins Haus bringa." „Nicht bös sein, Herr, er hat Leben gerettet von armer Mutter und Kind. — Ich geh' schon, Herr, ich will nicht zur Last sein. — Leben Sie wohl, Herr Ambros." Sie reichte dem jungen Mann« die Hand. „Vater, das leid' i net." Ambros trat entschlossen vor ihn. Der Lawiner sah ihn von oben bis unten durchdringend an. „Was leid'st Du net?" Ambros ballte die Hände und schwieg. Dann wandte sich der Lawiner zu Marion. „Du kannst ja bleib'n, auf Prob' amal, net weil's der will, wohl verstand'n — weil's i will. — Geh' jetzt ins Haus und laß Dir was z' ess'n geb'n. — Ja — so —" Er rückte sein« Pelzhaube und kratzte sich hinter dem Ohre, eine arge Bedenk lichkeit zeigte sich in seinen Zügen. — „Da hab' 'i gar net d'rauf denkt — aber g'sagt is g'sagt." „Bärbl!" rief er dann zurück ins Haus; „Bärbl!" „Was giebt'S denn schon wieder?" ließ sich eine verdrießlich« Frauenstimme hören. „Rauß kommen sollst' — aber gleich." Der Lawiner reckte sich, ein trotziger Zug legt« sich um den schmalen Mund, als wenn er sich gewaltsam zu einem erwarteten Widerstand rüsten wollte. Ambros harrte erwartungsvoll der Entwickelung, während Marion mit einem forschenden Black daS ganze Haus be- trachtete. Schlürfende Tritte wurden laut auf der Steinfließe der Hausflur, ein großes, knochiges Weib trat heraus, die sehnigen, arbeitsharten Hände an einer blauen Schürze trocknend, — die Bärbl. — Ihr graues, scharfes Auge überflog rasch die Situation und bkieb dann mit einem gehässigen Ausdrucke auf der Fremden mit dem Kinde haften. „Was is denn nachher mit der? I hab' kein klein'S Geld." „Brauchst a keins", erklärte der Lawiner. „Die Person tritt in Dienst bei mir — ja wohl." „Die?" Bärbl lachte höhnisch, „als was denn nachher?" „Als was? Als Dirn, 's giebt Arbeit g'nua, und Du wirst a net jünger", entgegnete "der Lawiner, die Beine spreizend, als ob er festen Halt gewinnen wollte. „So meinst, Lawiner? Na, dann kann sie s' ja glei' allein mach'n, die Arbeit —" Der Lawiner zuckt« die Achseln. „Wia D' magst, das is Dein' Sach' — i halt' Di' net." Das kam unerwartet, selbst Ambros erschrak. Die Bärbl aber stellte sich wie eine kämpfende Henne. „Das wär's? Um so a Zigeunerische weist Du wir's Haus? Du? Na, da wart' a bisl. — Da will i do' erst den Com- mandanten frag'n, was der dazua sagt — wenn der Lawiner- hof der Unterschlupf für alles herg'laufene Gesind'l!" Sie band ihre Schürze los. „I hab' s' ja aus dem Schnee 'rausgrab'n, gestern Abend, auf "der Sölden, samt ihr'm Kind", versuchte Ambros sie zu beschwichtigten. „Wie kannst Du so unbarmherzig sein, Bärbl?" „Aus'n Schnee 'rausgrab'n? No, nachher schau'n ma amal, was Du ausgrab'n hast!" Sie stürmte davon. Vor Marion blieb sie stehen. Drohend erhob sie die nervige Faust. „I werd' Dir's Einschlvich'n vertreib'n in a ehrlich Haus, Du Dirn, Du schlechte!" Das Gesicht der Fremden blieb regungslos, nur ihr Blick zog sich katzcnartig zusammen, und etwas sprunghaft Wildes lag in ihrer ganzen Haltung. Bärbl ließ die erhobene Faust sinken und blieb wie gebannt stehen. Dem Lawiner und seinem Sohne war selbst nicht geheuer bei diesem Vorgänge. „Mach' do keine G'schicht'n", begann der Lawkner. 's is ja grad auf Prob'. Wenn s' Dir net paßt, no nachher muaß s' halt wied'r weit'r, — wenn f der Ambro» schon vom Lod errett' yat, kann i' s' do net. — Du wirst Di' do net fürcht'» davor. — An Schandarm hol'n, war no schöner —" „Bärbl, i bitt' Di', i hab' ihr amal zuag'sagt, thua mir'» z'liab und laß da —" „Und ich will Sie dienen wie ein treuer Hund", erklärte plötzlich Marion. Ambros verdrossen diese Worte, sie standen in keinem Ein klänge zu ihrem sonstigen Auftreten; auch der Au-druck ihres Gesichtes gefiel ihm nicht, noch weniger das rasche Nachgeben Bärbl's; das war sonst nicht ihre Art. Ihr ganzer Zorn war zerbrochen vor diesem Weibe. „Na, also, in Gottes Namen, wenn s' scho so schwach san, die Mannsleut, — bleib Hali, dem Kind z'liab. Geh 'nein in d' Kuchl." Die Fremde athmete sichtlich auf, noch einmal überflog ihr Blick das stattliche Haus, dann betrat sie es mit ihrem Kinde. „Wenn die a Glück bringt, nachher hängt's mi auf", sagte die Bärbl, ihr folgend. Der Lawiner und sein Sohn hatten Beide ein gleich peinliches Gefühl. Keiner wollte folgen. „Nimm Di in Acht, Ambros", sagte der Alte, „wenn i WaS merk, muaß s' 'naus. I leid' so was net in mein' Haus." „Was denn, Vater?" Diese Frage war die erste Falschheit im Leben des Ambros. „Was denn?" Der Lawiner lachte höhnisch. „Bist Du auf amal schlau word'n mit Dein'm „Was denn!" Auf der Sölden oben werd'n s' Di' wohl nöthi' hab'n bei dem Wett'r. Laß Di' net aufhalt'n." Der Vater ging dem Stalle zu, den Kopf bedenklich schüttelnd; er hatte ihn längst durchschaut, und die Bärbl würde e» erst rechr thun, wenn er jetzt hineingeht und sich nach Marion umschaut. — Und wenn er nicht hineingeht, gleich wieder zurück auf die Sölden, wie der Vater meint, — heut' war Mittwoch, — vor Samstag Abend durfte er nicht mehr herabkommen, — bi» dahin aber war sie vielleicht schon wieder fort, — dann sah er sie nie mehr — die schwarzen Augen. Der Vater war nicht mehr zu sehen, rasch huscht« er in Ha- Haus. Er traute seinen Augen kaum. Marion saß in der Küche, das Mädchen auf dem Schooße, das in gierigen Zügen Milch aus einer Schale trank, daneben aber, di« Arme auf den Tisch gestemmt, stand die Bärbl und sah gutmüthig lachend zu. „Laß Dir's nur schmecken, Kleine, — so zieh' nur, zieh'!" Ambros blieb unbemerkt unter dem Eingänge stehen. Da war zu viel für sein ungeschulte» Hirn. Zuerst hat sie den Vater herumgrbracht, daß er selbst sein«
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